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An -t-rchlithk Mangel an Mieren nn- kleinen Führern -es Nolkks Nach den Manövern wird Kritik über die Truppen und Truppenführer gehalten: sonst bleiben solche Uebungen Spielerei. Die jüngsten Wahlergebnisse, daneben manche Erscheinungen in unserm VolksgemeinschaftSleLen: wankender Glaube an das soziale Vcreiiiswesen. Entfremdung von Religion und Kirche geben allen gewissenhaften Bürgern und Inhabern verantwortungsvoller Stellen Auloh zur Kritik an den vorhandenen Einrichtungen und an sich selbst. Dabei haben wir .Katholiken als bedrohlichste Verfalls erscheinung im öffentlichen Gemeinschaftsleben den wachsende» Mangel an Nachwuchs der Mittlern und kleinen Führer anzusehen. Wohl haben wir einen Zuwachs an frei gestellten Beamten aller möglichen Jnteressenorganisationen, auch zeitweise an Parteisekretären, KaritaSsekretärc» usw. Gleichzeitig sahen wir aber die Zahl und den Eifer ehrenamtlich tätiger Vcr. traucnspersonen in den Vereinen und in der Partei, an Mit. arbeitern in der bürgerlichen und kirchlichen Wohlfahrtspflege und Karitas arg zusammenschmelzen. Landauf, landab hört man darüber klage», dah es überaus schwer hält, Nachfolger für die ausjchcidendcn alten Führer zu finden, an denen es vor der Jahrhundertwende uns nicht fehlte. Es hat sich gezeigt, dah die alten Führer nicht dazu kamen, sich am Orte oder in der Provinz von langer Sand her Nachfolger heranzubilden. Der Grund dafür war, dah inzwischen ganz neue, vielfach überstürzende Auf gaben im öffentliche» und Volksgemeinschaftsleben herandrängten. Tie Partei ist nicht dazu gekommen, genügende Bildungs- und Schulungseinrichtungen zur Erziehung eines Nachwuchses zu treffen; was an solchen vorhanden war, sollte dem kleinen, oft nur vorübergehenden Tagesbedarf genügen. Wohl haben die Standes- vereine, G.werkschaflen manche Bildungseinrichtung geschaffen, die aber naturgemäß sich auf die engen Aufgaben und Bedürfnisse der betreffenden Organisation beschränken. Somit bleibt dem Volksverein allein heute und in nächster Zukunft die Aufgabe überlassen, Führer heranzubilden, die nicht von Organisationen freigsstellt, sondern im akademischen, gewerblichen, bäucrlichcns Beamtenberufe ihre Lebensaufgabe erfüllen, zugleich aber bereit sind, im staatsbürgerlichen und Gemeindeleben, im berussstündischen und sozialen Gemeinschafts leben, im katholiscl-en Gemeinschaftsleben, als Führer ihrer Volks lind Sciinatgenossen, ihrer StandcSgenossen, ihrer katholischen Gesinnungsgenossen ehrenamtlich tätig zu sein. Als Führer, die durch Ehrenhaftigkeit, Selbstlosigkeit, Gemeinschaftsgieist, durch Sachverständnis, Kunst der Menschensührung, Vertrautheit mit den treibenden Kräften unserer Zeit, sich das Vertrauen, das Ansehen und die Autorität der bodenständischeu Führer erwerben, ohne welche nun einmal ein tätiges, öffentliches Volksgemein- schaftslebeu nicht erwachsen und fortleben kann. Denn ein solches besteht nun einmal nach einem LebenSgesehe aus Haupt und Gliedern, aus Führern, die Einsicht und Tatendrang haben, rznd aus der Gefolgschaft, welche sich ihnen zur Mitarbeit anschließt. Auch im Auslände sind die 1892 begonnenen Kurse des Volks-Vereins bekannt, allgemeine und Gruppenkurse. Tausende mittlerer und kleinerer Führer sind darin Zweckt und geschult. Der Krieg, dann die Besatzung und die damit verbundene erschwerte Beherbergung der Kursisten haben seit zehn Jahren die Fortführung dieser Kurse in M.-Gladbach gehemmt. Ein gütiges Geschick hat nun dem Volksverein ein KursuSheim, das Franz- Hihe-Haus in Paderborn (Westfalen) zur Verfügung gestellt, das die Abhaltung von Kursen das ganze Jahr hindurch ermög licht. Die Teilnehmer finden dort gegen mäßigen Entgelt Wohnung und Verpflegung; mit Lehrern und untere'»ander führen sie ein freundschaftliches Gemeinschaftsleben. Alle die an den bisherigen volkswirtschaftliche», Junglehrer-, Jung bauern-, Hochschulstudenten-, .Handwerkerkursen teilnahmen, waren von allem Dargebotenen entzückt. Aufgabe der Verantwortlichen im katholischen Volke. Geist lichen und Laien, ist es nun »ach geeigneten jungen Männern am Ort und im Bezirk Ausschau zu halten, die den Geist, Beruf und das Zeug zum Mittlern und kleinen Führer haben, und sie zu jenen Kursen zu entsenden, die in der Tagespresse zeitig angezeigt werden. Am besten ist eS, sie von langer Hand im VolkSvereins- hanse zu M.-Gladbach für die passenden Kurse vormerken zu lasse». Nötigenfalls sind aus unter der Hand gesammelten Mitteln den Teilnehmern die mäßigen Auslagen zu ersehen. Diese einzige, vom Volks-Verein gebotene AusbildungSgelrgenheit auSzunuhen, muß Gewisscnssache der deutsche» Katholiken sein. Wir weisen vor allem hin auf den sechswöchigen 18. volkswirtschaft lichen und st aa t S b ü r g e r l i ch e n Kursus, der vom 14. Juli bis 23. August 1924 im KursuSheim zu Paderborn, Jnsclbad, Fürstenwcg 1, abgehalten wird. Katholizismus ». Wirtschaftswissenschaft Zur Vollendung von Heinrich Peschs 8. F. „Lehrbuch -er Nationalökonomie". AeiMes Frik-kiirvrkisailsjlhmkkli Berlin, 19. Mai. . Heute tagte hier unter dem Vorsitz des Neichsgerichtspräsideiitcii Dr. SimouS der Ausschuß zur Durch führung des deutschen Friedenspreis-Ausschrei- be»s. An der Sitzung nahmen n. a. teil: Prof. Dr. Bon», ReichStagsabgcordnete Frau Bohm-Schuch, Prof. Dr. Delbrück, Reichskanzler a. D. Fehrenbach, Anna von Giercke, Reichsminister a. D. .Koch, General der Infanterie Graf Max Montgclas, Gesunder Dr. Olshausen, Frau Pfülf, Staatsminister ä. D. Präsident Dr. Saemisch, Staatsministsr o. D. Dr. Spahn. Die Mitgliedschaft im Ausschuß habe» außerdem führende Mitglieder aller Parteien, Vertreter aller VerufSzruppen angenommen. Das Thema des Preisausschreibens lautet: „Wie kann Friede und Gedeihe» für Deutschland und Europa durch inter. nationale Zusammenarbeit gesichert werden?" Der erste Preis beträgt 6009 Dollar. Die gleiche Summe steht für weitere Preise zur Verfügung. Alle Preise such gestiftet von Edward A. Filene in Boston. Der Stifter hat ein Telegramm gesandt, in dem er die umfnsseiide Zusammensetzung des Ausschusses begrüßt, seiner Arb-it vollen Erfolg wünscht und die Hoffnung ausspricht, daß durch die Teilnahme weiter Kreise des deutschen Volkes an dem Wettbewerb das Ergebnis des Preisausschreibens Friede und Gedeihen in Deutschland und der Welt fördern werde. RcichSqerichtsprästdcnt Dr. Simons betonte in seiner Begrüßungsansprache, daß er sich der Aufgabe, den Vorsitz des Ausschusses zu übernehmen, deshalb unterzogen habe, weil er de» Gedanke» eines solchen Wettbewerbes für gut Halle, der nur diirchgeführt werden könne, wenn ihm eine völlig unparteiische, überparteiliche Grundlage gegeben werde. Die Bedingungen de? Preisausschreibens sind folgen- dermaßen festgesetzt: Jeder und jede Deutsche kan» sich beteiligen Die Arbeiten dürfen nicht länger sein als 6990 Worte. Die Pläne müssen so durchgearbeitet sein, daß sie inerhalb der ver fassungsmäßigen Legislaturperiode des Reichstages in Wirksamkeit gesetzt werde» könne». Die Arbeiten müssen mit Schreibmaschine a»i Folioformat einseitig mit Zeilcnabstand und breitein Rande geschrieben sein. Die Namen der Bewerber dürfen »ur i», ver schlossenen Umschläge beigefügt sein. Letzter Einlieferungstag ist der 20. Juli. Die genauen Bedingungen sind gegen Beifügung von Nück- Porto bei dem „Sekretariat des Deutschen Friedens-^ Kreises" erbältlich. Es befindet sich Berlin W 36^ Schöneberger Ufer 36a, 1. Alle Anfragen sind ausschließlich dorthin zn richten. Anfragen an einzelne Mitglieder des Ausschusses können nicht beantwortet werden. Wer sich bewerben will, wende sich also »uSschließlich an die angegebene Adresse. verantwortlich für den redaktionellen Teil: Dr. Josef Albert, . Dresden. — Für den Inseratenteil: Josef Fohmann, Dresden. Steht der moderne Mensch schon der Synthese „Katholizis mus und Wirtschaftsleben" vielfach mit Unkenntnis, Voreinge nommenheit und Ablehnung gegenüber, um wieviel mehr von vornherein dem Wagnis, Katholizismus und Wirtschafts- wissenschaft in einem Atemzuge zu nennen. Nachdem aber nunmehr das erste grohangelegte systematische Werk über das gesamte Wirtschaftsleben auf katholischer Grundlage, das „L ehr buch der Nationalökonomie" von Heinrich Pesch <2. I., nach Erscheinen des 6. (Schluß-) Bandes vollendet vor liegt, ist es an der Zeit, dieser Frage vorurteilslos nachzugehen. Daß es wirtschaftliche Fragen gibt, die aus moralisch-ethi sches Gebiet hinüberspielen, eine Wirtschastsethik im engeren Sinne, ist eine unbestrittene Tatsache, die an sich den Charakter unserer Wissenschaft wenig berührt, vielmehr ebensogut dem Gebiet der Ethik zuqewft-.-'n t- - h delt es sich hier nicht, sondern um eine v!e! liefere, in das Wesen der Wissenschaft gestaltend eingreifende Beziehung zwischen Ka tholizismus und Wirtschaftswissenschaft. Das aber ist eine Frage, die sofort scharfe Kritiker auf den Plan ruft: Was hat denn in aller Welt der Katholizismus mit der Wirtschaftswissen schaft gemein, was mehr als die unleugbare Tatsache, daß das genannte beachtenswerte nationalökonomische Lehrbuch zufällig der Feder eines Katholiken, dazu eines Iesuitenpaters ent stammt? Gibt es etwa auch noch katholische Tinte? so höre ich spotten. Ist eine derartige Kombination zweier sich schlechthin ausschlietzender Begriffe wie Katholizismus und Wirtschafts wissenschaft nicht von vornherein eine unverzeihliche Häresie gegen das Dogma „wahrer" Wissenschaft überhaupt? Und doch! Es gibt zwar keine katholische Tinte, aber umso bessere, katholische Federn, aus denen ein unverfälschter katho lischer'Geist sließtl Wer obige Vorurteile hegt, der hat den frischen Pendelschlag unserer Tage noch nicht gespürt, oder will ihn nicht wahrnehmen, jene Umstellung im geistigen Leben der Gegenwart, die zwar nicht selbst rein katholischen Ursprungs, gleichwohl dem katholischen Gedanken in ungeahnter Weise die Wege ebnet. Der Individualismus, jene bestrickende Geisteskraft, die über vier Jahrhunderte hindurch den Organis mus des Weltgeschehens in immer schnellere Gangart zu ver setzen vermochte, ist am Ende seiner Macht. Aus seiner Ueber- betonung des „Ich" hat er zu einer AuSeinanderentwicklung von Individuum und Gemeinschaft geführt, die ihre Grenze in sich trug, und spontan die Reaktion erzeugen mußte. Wir stehen mitten drin in den krampfhaften Versuchen, der Gemeinschaft wieder zu ihrem Recht im sozialen Organismus zu verhelfen, und wir erleben, daß diese Bemühungen zum großen Teil soweit ins Extrem hinausschlagen, daß das Individuum überhaupt ne giert und ganz und gar dem gesellschaftlichen Verbände geepfer: werden soll. Und in dieser Erschütterung des Geisteslebens, das unschlüssig zwischen beiden Polen hin- und herpendelt, steht uner schütterlich ruhig die große Idee der Katholizität aus ihrem zweitausendjährigen Fundamente als eine Geisteskraft, die aus dem Chaos ringsum als sichere Rettuugsinsel heraus ragt, und nach der sich heute mehr denn je die Blicke aller rich ten, mögen sie hoffen, fürchten oder neiden. In diesen Zusammenhang will Heinrich Pesch hinein gestellt sein. Pesch wird zum Ueberwindcr des Individualismus nicht durch Kollektionismus, Sozialismus oder andere Formen, sondern eben durch den Gedanken der Katholizität, zunächst im allgemeinsten Sinne durch seine katholische Universalität, die sich bereits in seinen Forschungsmethoden geltend macht. Die Nationalökonomie als selbständige Disziplin ist ein ausge sprochenes Produkt des Individualismus. Diese individuali stische Geistesrichtung, die auf religiösem Gebiet die Glaubens spaltung heraufgeführt hat, die in der Philosophie in Kant ihren ausgeprägtesten Verteter gefunden und im Wirtschaftsleben im schrankenlosen Liberalismus und in der vollen Entfaltung des sogenannten kapitalistischen Systems sich ausgewirkt hat, zeigt zweifellos positive Seiten. Sie l)«t Hand in Hand mit dem tech nisch-wirtschaftlichen Ausschwung eine Ausweitung und quanti tative Ausgestaltung des wissenscl-astlichen Arbeitsfeldes im Ge folge gehabt, die ihresgleichen sucht. Sie hat aber in qualitativer Hinsicht zu einer Verflachung der Wissenschaft geführt, die sich bitter rächen mußte. Wie das wirtschaftliche Leben einer fort-, schreitenden Entseelung, Mechanisierung und Materialisierung verfiel, die den Menschen aus seiner natütlichcn Zentralstellung herausriß, ihn immer mehr seiner höchsten Würde entkleidete, und statt zum Herrscher der Schöpfung zum Sklaven einer Wirt schaft machte, die vielfach Selbstzweck geworden war, so hat der Geist des Individualismus auch in der Wissenschaft weit über die Verselbständigung und Ausbildung der Disziplin hinausge- fllhrt zu einer verhängnisvollen einseitigen Isolierung der Nationalökonomie. So hat man bei der staunenswerten Alltagsarbeit in immer weiter vom Z^ntralpunkt abführende Seitentäler und Tiefenstollen den Blick für die großen Zusam menhänge verloren, die der Arbeit erst Wert und Leben geben; man hat die Ergänzung der Alltagsarbeit durch den notwendigen Sonntagsgang auf die Höhenzüge des Wissensgebietes vergessen und hat so die Wirtschaftswissenschaft, die es doch nun einmal mit Handlungen und Zwecksctzungen der Menschen zu tun hat, unter Hintansetzung der menschlichen Persönlichkeit der rein wirtschaftlichen Monroedoktrin geopfert. Das ist mit kurzen Worten die einseitige Auswirkung des Individualismus auf methodologischem Gebiet. Und wie äußert sich nun kn dieser Hinsicht Pesch's Katholi- zltät? Nicht in einer einseitigen Verurteilung dieser oder jener Forschungsmethode, nicht in der Versteifung auf eine ausschließ lich wirtschaftliche Doktrin, sondern eben in einer Zusa m m e n- fassung aller Forschungsmethoden, die ja nur Mit tel zum Zweck sind, soweit sie uns in irgendeiner Beziehung wis senschaftliche Ergebnisse zu vermitteln vermögen. Pesch wird letz ten Endes von einer universalen philosophisch-historischen Ein stellung geleitet; er ist aber weit davon entfernt, die Notwendig keit und Zweckmäßigkeit rein ibirtschaftlicher Betrachtungsweise zu leugnen, sofern man die Wirtschaftswissenschaft als solche nicht aus diese einseitige Basis beschränkt. Die wichtigen Ge setzmäßigkeiten der Preisbildung, des Geldwesens, der Zins oder Einkommenbilduug z. B. kann man nur auf diesem Wege gewinnen. Aber gegen die rein wirtschaftliche Monroedoktrin macht Pesch Front. Die Erklärung der Seinszusammenhänge muß ergänzt werden durch eine theolo gische Betrachtungsweise, die dem Seinsollenden nachspürt, die so aber auch den Menschen wieder mit allen seinen Bindungen in den Mittelpunkt rückt. Durch diese anthropozentrische Grundeinstellung allein kann die Wissenschaft ihrer höchsten Auf gabe wieder gerecht werden, dem Menschen FUHrerin und Leit stern zu sein, der gerade in dunkelsten Stunden der Weltgeschichte und in den Zeiten tiefster Verwirrung in hellstem Lichte er strahlt. Die Verbannung des Menschen aus der Wirtschafts wissenschaft und die damit verbundene Verstümmelung ihres Ausgabenkreises, ist die typischste Begleiterscheinung des Indi vidualismus, der nicht mehr den Mut aufbrachte, auf di« letzten Fragen des menschlichen Seins Rede und Antwort zu stehen. Wenn man die Dinge von diesem universalen Höhenstandpunkte aus betrachtet, daun wird man auch die Notwendigkeit einer sol chen Ergänzung der rein wirtschaftlichen durch eine sozialökono mische oder sozialphilosophische Betrachtung zu würdigen wis sen. Wenn die Kritik geltend macht, Pesch hätte auch rein äußerlich zwischen diesen beiden Betrachtungsiveisen und ihren Ergebnissen deutlicher unterscheiden sollen, so ist das eine rein technische Frage. Jedenfalls dürfte diese kurze Betrachtung er weisen, mit welch grundlegendem Einfluß der Gedanke der Ka tholizität in diesem weitesten Sinne den Grundcharakter selbst der Wirtschaftswissenschaft zu bestimmen vermag. Nicht minder deutlich aber tritt diese Uebermiudung des Individualismus durch den universnlen Geist des Katholizismus zutage in dem sozialphilosophischeu Unterbau, den Pesch ver möge seiner prinzipiellen Einstellung seinem ganzen Wirtschafts system gegeben hat, in seinem bekannten christlichen Soli- darismus. Wohl hat der wirtschaftliche Liberalismus schon radikale Gegenpole erzeugt. Die sozialistisch-kommunistischen Theoreme, die den ausschließlich auf Privatnutzen gerichtete» In dividualismus durch den ausschl. auf Gemeinnützen gerichteten Kollektivismus ersetzen wollen, sind missenschaftl. ». praktisch ab getan. Aber man steht vor einer Leere. Man weiß nicht, ivaS man an die Stelle dieser beiden Extreme setzen soll. Die Lösung durch den sogenannten Staatssozialismus (Ad. Wagner), der das Allheilmittel in der Vermehrung der öffentlichen Betriebe ge funden zu haben glaubt, verfängt nicht inehr. Hier iveist nun Heinrich Pesch vermöge seiner tief sundierten Auffassung neue und sichere Wege. Weniger Vergesellschaftung der Produktions mittel, aber umso mehr Vergesellsck)aftung der Menschen, heißt sein Programm. Er sucht den Ausgleich zwischen Individualis mus und Kollektivismus in der Verbindung des an beiden Systemen Gesunden und Berechtigten. Das Gesetz der Gemein samkeit und der Gegenseitigkeit wird bei ihm zum festen Binde glied der sozialen Verbünde. Nicht Aufhebung des Individualen, aber Ein- und Unterordnung unter das gesellschaftliche Ganze und dessen Wohl. Christliche Solidarität ist christliche Pflicht, die sich auf dreierlei Weise offenbart: in einer allgemein menschlichen Solidarität, die keine Wände zwischen Rassen, Klassen und Nationen baut, die einen wahren Inter nationalismus zugleich mit dem richtigen Verständnis sür echten Nationalismus verbindet" in einer Solidarität der S t a a ts g e n o s s e n, wo der Staat aushört, eine Masse von Individualexistenzen zu sein, wo er vielmehr zu einer moralisch organischen Einheit wird, zu einer durch die öffentliche Volks wohlfahrt als Staatszweck beherrschten Volksgemeinschaft, in dem das Individuum als solches nicht angetastet, sondern nur durch sittliche Verpflichtungen und durch moralische Bildung zur Ge meinschaft in das richtige Verhältnis gesetzt wird, und endlich in einer Solidarität der Berufs genossen, die natür licherweise gleiche Interessen haben, und die die Grundlage bil den müssen für eine organische Gliederung des sozialen Körpers. Diese Ueberwindnng jeder Einseitigkeit und organische Zusam menfassung zu einer universalen Allheit ist zweifellos katholisches Gedankengut, ist die Auswirkung des Gedankens der Katho- lizitüt auf wirtschaftlich-sozialem Gebiete. Ebenso wie auf anderen Wissensgebieten offenbart sich die Ka tholizität als die Polarität, die schier unvereinbare Gegensätze zu neuer organischer Einheit verbindet und so den einzig sicheren Weg weist aus den sozialen Wirrnissen unserer Tage. Pesch's Stärke liegt nicht in der Einzelforschung, aber er ist der Geistes gewaltige, der es verstanden hat, die einzelnen Bausteine, mit denen sich unsere Wissenschaft bisher im einzelnen ausgiebig be schäftigt hat und mit denen sie im großen Ganzen herzlich wenig anznfangen wußte, zu einer harmonischen Einheit zusammen- zufügen, und so geistvoll gestaltend einen Lichtstrahl als Weg weiser in das undurchdringliche Dunkel der vor uns liegenden Zukunft zu entsenden. Zu einem solchen Werke braucht man allerdings eine Basis, die selbst unerschütterlich seststeht, um einen solchen Bau zu tragen, und die Zukunft wird zu erweisen lzaben, ob cs neben dem Katholizismus noch eine andere Geistes macht gibt, die es wagen kann, die Wirtschaftswissenschaft in gleich organischer Weise hineinzubauen in das menschliche Wis sen überhaupt, die steht und fällt mit der aussteigenden Pyramide Naturreich — Menschheit — Gottheit, die allein auch den Weg weist zur Verwirklichung jenes großen Menschheitsideals, das Pesch mit Dichterworten seinem Lebenswerk als Motto vornn- gesetzt hat: „Entzündet rings auf den Bergen weit Das stammende Feuersignal der Zeit: Gerechtigkeit!" M. D. Wegweiser Von Ilse Franke. (Nachdruck verboten^ „Wage dich nicht aufs Meer, ehe du im Teiche schwimme» kannst!" Viele Menichen stürzen sich in große Unternehmungen und Aufgaben, ohne zu wissen, ob sie ihnen gewachsen sind. Sie gleichen dem tollkühnen Schwimmer, der sich aufs Meer wagt, ohne seine Kräfte erprobt zn haben. Er versagt bald »nd versinkt in den Wogen, Wenn er aber gerettet wird, bleibt ihm das be schämende Gefühl seiner Untiichtigkeit und seines Unvermögens. Er vergißt leicht, daß die Aufgabe nur zu schwer sür ihn war, daß er aber, wenn ec seine Ziele sich enger steckt, noch Tüchtiges zuwege bringen kann. Im Verhältnis zur Größe des Meeres wird auch seine kühnste und ausdauerndste Leistung schwach und gering bleibe», während er de» Teich von einem Ufer zum anderen durch- messcn konnte, und in dem Bewußtsein, etwas Ganzes seiner Kraft Angcpaßtes vollbracht zu haben, froh und zufrieden wäre. So gewiß Mut und Selbstvertrauen zu de,, schätzeusivertesten Eigenschaften im Leben gehören, so gewiß ist es, verwerfliche Kraftvergeudung und gewissenlvser Leichtsinn, sich an zu große Aufgabe» hcraiizuivagen. Ta liegt die Ursache pou so viel zer brochener Kraft uno Gesundheit, van so viel zerrütteten Nerve,, vernichtetem Glück und Familienleben, van all den Schäden unserer rastlos jagende», haltlos nach falschen Ziele» strebende» Zeit, in diesem Ueberspanne» alter Kräfte lind alles Strebe»-; im fieber haften Konkurrenz» und Daseinskampf. Das Geheimnis alles Erfolges und Gelingens, aller seelischen und körperlichen Gesund heit und Leistungsfähigkeit liegt darin, daß man genau die Gren zen seiner Kraft und Begabung ke„„t und weiß, was man sich zutrauen darf, und daß man innerhalb dieser Grenzen das mög lichst Vollkommene zu erreiche» strebt. In den geringsten »nd und demütigsten Arbeite» kann eine Harmonie liegen, die den Vollbringer ungleich mehr adelt, als de» Schöpfer eines gewaltig erdachten Werkes, zu dessen Ausführung es ihm an Kraft »nd Liebe mangelt. Literarischer Handwelser. Kritische Manatsschrift. Heraus- aegeben von Dr. Gustav Keckei s. Bering Herder und Co., Frciburg I. Br. 60. Jahrgang — 1924. Jährlich 12 Hefte. Durch Buchhandel und Post beziehbar. Soeben ist erschienen Machest 1924: Strindbcrgs religiöse Tragik. Von Joseph Sprengser. — Steileres über Dostojewski und Talstoj. Bon Johannes Mmnbauer. — Ferner kritische Bei trüge über die verschicoenen Wissensgebiete van Alfred Adamietz, Linus Bopp, Ernst Bücken, Julius Dorneich. Walter Friedlünder, Anton Grauer, Robert Grosche, Bernhard Jansen. G. Keckeis, Konrad Kirch. Engen Knüpfer, Her,nanu Kaps, Georg Lang, Georg Litt, Alois Mager. Alois Meister, Monika v. Miltitz, Alois Mitterwieser, Hermann Moeser, Johannes Mumbauer, Her,nanu Platz. Kurt Reinhardt, Hermann Sacher. Franz Sawicki, Georg Schäfer, Georg Schnik. Richard v. Schaukal. Adalbert Schippers, Alois Schmitt, Friedrich Schönemann. G. Schulemann, Wilhelm Schulte, Bernhard Seiller, Joseph Sprcngler, August Vczin, Erich WaSmann, Karl Weinmaun, H. M. Wettig, Georg Wun- dcrle, Heinrich Zerkauleu, Friedrich Zoepfl, Franz Zorell. — Neuerscheinungen. Zcitschriftenschau. Nachrichten. Zu Richard v. Schaukals 69. Geburtstag <27. Mai 1924). — Verzeichnis der besprochenen Neuerscheinungen.