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Sächsische Volkszeitung : 21.05.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-05-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192405212
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19240521
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19240521
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-05
- Tag 1924-05-21
-
Monat
1924-05
-
Jahr
1924
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 21.05.1924
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Mttwoch, den 21. Mai 1024. Nr. 118. Leit« 5 Die Internationale Kunstausstellung in Rom Aus aller Welt — Bau von Rlescnslugzeugen für Australien. Riesenflug zeuge mit einer großen Anzahl Motore und einem Beivegungs- radius von 3099 Kilometern werden setzt im Aufträge des eng lischen Luftministeriums gebaut, um den Flugverkehr zwischen London und Australien auszunehnum. Diese Flugzeuge, die teils aus Holz und teils aus Metall gebaut sind, haben eine Geschwin digkeit von 150 Kilometern in der Stunde und werden Passa giere, Post und Lasten tragen. Es müssen für sic besondere Flugplätze ans der Strecke London—Australien errichtet werden. — Ter Neandertaler von Manila. Bei Ausschachtungen Im Bette des Pasigslusses bei Manila fand man, wie die Berichte der Kgl. spanischen Gesellschaft der Naturwissenschaften erzähle», eine» Schädel, der in dem vorspringenden Kinn, der fliehenden Stirne, de» hohen Augenwülstcn alle Merkmale der bekannten Neandertalrasse zeigte. Andererseits deuten gewisse Eigentümlichkeiten der Knochenbildung auf eine Verwandtschaft mit den heute noch auf einigen ostasiatischen Inseln wohnenden Negritos hin. Der Schädel wurde im Flnszgeröil ohne jede andere Beigabe gesunden. Man gab ihm den Namen „Homo manilensis". — Italiens Telephonwesen wird verpachtet. Italien wird das Monopol des Telephons ausrechterhalten, aber die Telephon- netzo künftighin nicht mehr in eigener Regie verwalte», sondern verpachten. Das Land wird in fünf Zonen eingeteilt, zwei norditalienische, zwei mittel- und suditalienische und eine für das Inselgebiet. Diese fünf Hauptnetze werden an fünf ver schiedene Gesellschaften verpachtet. Die Gesellschaften müssen sich verpflichten, die Anlagen in gutem Zustande zu erhalten, zu erneuern und zu automatisieren. Die Verpachtung wird bereits im Juli dieses Jahres durchgeführt. — Eine neue Salzquelle bei Mettlach. Bei Ausgrabungen ans einem Besitztum bei Mettlach stietz man auf eine neue Salzquelle, deren Wasser einen Salzgehalt von 3 Prozent aufweist. Die Quelle liefert in der M i n u t e e t w a 1 H c k t o- liter Mineralwasser. Es hat sich bereits eine Gesell schaft gebildet, um die Quelle auszubeuten und zu verwerten. — Luftverkehr Berlin—Prag—Wien. Das tschechoslowa kische Handelsministerium hat die Einfuhr und den Einflug ziviler Flugzeuge sreigegeben, so datz die Verhandlungen über die internationalen Lustverkehrsstrecken Wien—Prag—Berlin und Prag—London einer günstigen Lösung entgegensehen. — Die Kassala-Eisenbahn. Ende April ist auf der Kas- sala-Eisenbahn im östlichen Sudan, nach einer Mitteilung der Zeitung des Vereins Deutscher Eisenbahnverwaliungen. der Betrieb eröffnet worden. Sie verbindet Kassala mit dem Ro ten Meer und soll später noch landeinwärts verlängert und dabei über Gedaref an die Eisenbahn Chartum—El Obeid an geschlossen werden. Die neu« Eisenbahn, die ungefähr 35» Kilo meter lang ist und 63 Brücken ausweist, geht von Haya, 10 Kilo meter westlich von Thamiam, aus. Sie soll besonders dem Vaumwollverkehr dienen, der in dem Gebiet des Gash-Flusses und seiner zahlreichen Verzweigungen gepflegt wird. — Englands Beteiligung an der Prager Luftfahrt-Ausstel lung. Die englische Regierung hat die Vereinigung britischer Flugzeugfabrikanten ausgesordert, sich in größerem Umfange cm der Prager Ausstellung zu beteiligen, da alle andern Länder zahlreich vertreten seien. — Skandinaviens Telephonverbindung mit England. Bei der internationalen Telephonkonferenz in Paris wurde ein Vor schlag der skandinavischen Länder besprochen, wonach eine tele phonische Kabeloerbindung in der Nordsee zwischen England und den skandinavischen Ländern geschaffen norden soll. Das Problem wird aller Wahrscheinlichkeit nach durchgeführt wer den, und man kann damit rechnen, datz die skandinavischen Länder im Laufe des Jahres 1925 mit England telephonieren können. — Der Stickstofsoerbrauch der Erde. Der Stickstoffver brauch der Erde stieg nach einem Berichte der Umschau von 808 031 Tonnen im Jahre 1913 auf 1285 399 Tonnen 1918, also um 59 v. H. Dabei haben sich die Methoden der Gewinnung in sehr bezeichnender Weise verändert. Die Bindung von Lust stickstoff hat außerordentlich zugcnommen, während die Verwen dung von Chile-Salpeter und Kokereiprodukten zurückgegangen ist. Der Luststickstoff deckte im Jahre 1922 41 v. H. des Ge- samtverbraucl)s von 875 000 Tonnen; 35 v. H. kamen auf den Chile-Salpeter und 24 v. H. wurden auf anderem Wege gewon nen, hauptsächlich aus den Waschwässern der Kokereien und Gasanstalten. In den Vereinigten Staaten überwiegen die letz teren Quellen noch bedeutend die Bindung des Luststickstoffes, der nur 8 v. H. von dem Jahresverbrauch von 179 000 Tonnen 1922 ausmachte. — Der älteste Bischof der Welt. Am 17. April waren 50 Jahre vergangen, seitdem Msgr. Redwood, der Erzbischof von Wellington in Ren-Zeeland von Msgr. Manning in London geweiht wurde. Francis Redwood war am 8. April 1839 bei «tas- sord in England geboren und war 3 Jahre alt, als seine Eltern und Geschwister nach Ren-Zeeland auSwandcrten. Nach Vollendung seiner Stndien hauptsächlich in Frantreich und England wurde er im Jahre 1865 zum Priester geweiht, und 9 Jahre später, » All M MW M Von Ha»S Dominik. Copyright by August Scherl G. m. b. H. 1923, Berlin-Leipzig. (Nachdruck verboten.) (65. Fortsetzung.) Das Siedlerland n-ar gerettet, das Abendland vom Unter gang bewahrt. Mit Sturmesschnelle eilte die Kunde von der Kata strophe im Herzen Asiens über die ganze Welt hin. Verhältnismäßig lauge blieb man i» Peking selbst über das Schicksal der großen dsungaiIschen Aermee in» ungewissen. Im tödlichen Froste waren auch die Formationen der Nachrichten- truppen zugrunde gegangen, die sonst wohl jene Schreckenskunde in den Acther gefunkt hätten. Und die es sonst noch wußten, die der Katastrophe entronnen waren, die wollten nicht, daß die schlimme Botschaft früher als sie selbst in das Gelbe Reich kam. AlS Toghon-Khan in jene» letzte» Stunden rastlos vor» wärtsstnnnte, nur noch von dem einen Wunsche beseelt und ge trieben, das warme Siedlerland zu erreichen, sein Heer der tod bringenden Umarmung des Frostes zu entreiße», da ivaren die beiden Besten und bis zn jener Stunde die Treueste,! seiner Getreuen zurückgeblieben. In jener Stunde sahen Batn-Khan und Ugctai-Khan de» Stern des Regenten rettungslos sinken, und alter, so lange mühsam gedämpfter Ehrgeiz getvann neue Kraft in ihren Herzen. Als Toghon-Khan auf der Straße nach dem Saison-Nor sei» Roß verließ und Schutz vor der grimmige» Kälte im Flug- schiff suchte, da flog Ugctai-Khan schon in einem anderen schnelleren Kreuzer der sdungaristlM Armee gen Osten. Mit höchster Ma- schinenkcaft jagte das mächtige Schiff über die verschneiten Ebenen und Gebirge. Es. entrann dem grimmigen Winter, den Gcora Jsenbrandt hier der einbrech«„den gelben Armee durch oie Kraft des Antidyuotherms bereitet hatte. Am Abend des gleichen Tages, der den Tod des Regenten sah, landete dies Schiff in Schehol. Noch wußte man hier in der Stille der kaiserlichen Gärten nichts von der Katastrophe der gelbe» Wehrmacht. Als Ver trauter des Regenten und als siegreicher Armeesührer wurde Ugetai-Khan empfangen. Leicht, fast zu leicht wurde es -hm ge macht, sich des unmündigen Kaisersohnes zn bemächt'gcn. Den Thronerbe», de» .Knaben des Schitsu a» seiner Seite, raffte er die mongolischen Regimenter Pestngs und der nächsten Umgebung zusammen. Als endlich die Kund« vom Untergänge der große» Armee und vom Tode des Regenten auch nach Peking kam, hatte Ugetai- Khan nicht nur diese Truppen fest in der Hand, sondern er war mich der notorische Herrscher der größeren Hälfte des Gelben Rom, 15 Mai Man darf nicht gerade aus der Sixtinischen Kapelle kom men oder sich gewaltsam der zwingenden Schönheit der Moses- Statue von Michelangelo entzogen haben, wenn man die inter nationale Kunstausstellung besucht. Erst dann wird einem er schreckend bewußt, wie weit unsere Zeit, auf die wir im all gemeinen so unendlich stolz sind, im künstlerischen Ausdruck hin ter den Epochen zurückbleibt, denen die Boticelli, Raffael, Leonardo da Vinci u. a. den Ewigkeitsstempel ausgedrückt haben. Der Begriff Kunst ist ja letzten Endes nur eine Relation zwischen Umwelt und ihrer menschlichen Wiedergabe. Allen Verneinern und Stürmern, Erneuerern und Dogmen-Anarchisten zum Trotz hat die echte lebensstarke Kunst auf römischen Boden sich ihr Primat erhalten. Dje Geschichte der Bildschöpsung be ginnt hier, und noch die fernsten Geschlechter werten eben nur Epigonen sein, auch wenn sie ihre eigenen Zeitgenossen bei wei tem überragen. Diese Ausstellung verdient aber, unbeschadet der sich ansdrängenden Vergleiche, trotzdem hohe Beachtung, weil sie Gelegenheit bietet, sich einen Ueberblick über die künstlerische Produktion fast aller Länder, die sich um solche Probleme be mühen, zu verschaffen. Es ist beinahe unmöglich, alle Eindrücke zu erfassen. Das zusammengetragene Material ist zu umfang reich. Deutschland war nach dem Krige bereits einmal in Venedig aus einer Ausstellung vertreten. Allerdings nur durch Künstler extremer Richtung, wie Kokoschka und Corinth. Darin lag natürlich eine Gefahr für die Beurteilung durch das Aus land. das diese Sonderrichtnng für den Eescnntausdruck hielt und somit beinahe ratlos den Bildern gegenüberstand. Die bei den eigenwilligen Künstler haben diesmal ebenfalls wieder die Ausstellung beschickt; mit ihnen Pechstein und Heckendors, die in der Komposition ähnlich sind. Obwohl sie, vielleicht gerade wegen ihrer „Richtung" (um dieses schöne Wort zu gebrauchen) in Deutschland anerkannte Größen der Palette sind, wird mm» vor ihren Werken nicht froh. Die Stimmung stellt sich nicht ein, die innerliche Befreiung bleibt aus. Man hat immer den Eindruck von etwas Gewolltem, als ob die Natur vergewaltigt sei. Aehnlich empfindet man in italienischen Künstlerkreisen, die zum großen Teil dieser Richtung ablehnend gegenüberstehen, ohne die Technik zu verkennen, mit der der Stoff angepackt ist. Zu begrüßen ist es daher, daß man diesmal gewissermaßen den Extrakt einer Berliner Akademie-Ausstellung gab. Mit Menzel und Feuerbach, und weiter mit Klinger, Kampf, Dettmann, Leibl, Slevogt wird ein Abriß deutsche» künstlerischen Schaffens ge zeigt, das sich im Auslande nicht bescheiden zu verstecken braucht. Auch die Plastik ist gut vertreten: Hugo Lederer, Fritz Klinisch, Kolbe, Barlach und Gaul zeigen zum Teil l-ervorragende Ar beiten. Dem deutschen Gcfühlsausdruck am nächsten kommen die Schweizer. Hoblers wuchtige, beseelte Gestaltcrschaft über schattet seine drei Landsleute, von denen wohl am meisten Blanchet interessieren dürfte. Was England und Amerika schickt, ist nicht von über ragender Bedeutung. Mit der Anwartschaft auf die größten Oelfelder ist leider nicht die Fähigkeit verbunden, diesen Stoff auch künstlerisch zu verwenden, und wer nur in Kohle und Eisen komponiert, verliert dabei leicht die tiefe Besinnlichkeit, die uns also im Jahre 1875, bereits zum Bischof von Wellington ernannt. Tainals, 35 Jahre alt, war er der jüngste aller Bischöfe und ist inzwischen heute ihr Senior geworben. Im Jahre 1887 wurde Wellington in ein Erzbistum umgewnnbelt und seitdem ist Msgr. Redwood der oberste Seelenherr in Nen-Zeelaiid. Als Bischof Redwood sein Amt antrat, gehörten zn seiner Diözese 30 Kirchen, 8000 Katholiken und 70 Geistliche. .Heute umfaßt das Erz bistum Wellington 113 Geistliche, 5M Mönche und Nonne», 16 243 Seelen und zahlreiche. Schulen, j„ denen fast 10 000 Kinder erzogen werde». — Die aufgefundeneir deutschen Kriegeneichen bei Vcrdnn. Vor einigen Wochen ging durch die französische und deutsche Presse die Mitteilung von der Auffindung deutscher Kriegerleichen in ei»e,n unterirdischen Gang am „Tote,, Mann" bei Verdun. Das Zentralnachweisamt für Kriegerverlust« und Kriegergräber in Spandau unternahm sofort durch Vermittlung der französischen Militärmissio» Berlin Schritte, um eine Feststellung der Toten herbeizuführen. Die französische Dienststelle hat jetzt im allge meinen die Tatsache bestätigt, aber hinzugefügt, daß infolge Reiches. Da war er in kaum zweimal v'eriindzwanzig Stunden an jenes Ziel gelangt, das ihm früher das höchste und unerreichbare zu sein schien. Nur eiinm Gegner hakte seine Macht : Auch Batu-Khau »vor der Katastrophe entkommen — später als Ugetai-Khan, zu spät, um vor ihm in Peking zn sein und dort seiner Macht Abbruch tun zu können. Aber früh genug, um nach dem Norde,» z„ gehen und dort di« mongolischen Kerntrnppen um sein Banner zu scharen. Der größere Teil des Landes gehorchte dein Ugetai, aber die stärkere, die am besten disziplinierte Truppeninacht war in der Hand des Batu-Khan. Wem würde die Macht schließlich verbleiben? Wer von diesen beiden alte» und kampferprobten Generalen würde die Regentschaft des Gelbe» Reiches führen, bis einmal der Erbe des Schitsu sich selbst die Krone aufs Haupt setzte? Noch hatte das Reich ja einen äußere» Feind: das vereinigte Europa, dem Toghon- Khan so trotzig den Fehdehandschuh hinwarf. Der Friede mit den Weißen mußte gemacht tvcrdcn, und Ugetai war es, der ihn als der vom größte» Teile des Landes anerkannte Regent schloß. Ein schneller und billiger Friede,, konnte es dank der Mäßigung der Sieger werde». Siegen den Angriff, gegen die Be drohung ihrer blühenden Siedlungen hatte» sich die Weißen mit alle» Mitteln zur Wehr gesetzt, welche der Erfindungsgeist eines der ihrigen ihnen in die Hand gab. Nachdem die Entscheidung ge fallen, der feindliclg: Ansturm »m Frosttod gescl-eitcrt war, lvnrden die Friedenslcedingungc,, milde gestellt. Das Jlidreieck, jenes strategische Glacis, dnS die Arbeiten Jsenbrandts so lange gestört und bedroht hatte, fiel an Europa zurück. Außerdem gab es nur geringfügige Grenzberichtignngen. Georg Jsenbrandt sorgte dafür, daß die Gletscl-erfelder, die er längs der Grenze für seine Arbeiten benötigte, ihm auch durch den Friedcnsvertrag zur Verfügung gestellt wurden. Aber das waren unbewohnte Eiswüsten, deren Verlust das gelbe Niesen- reich kaum empfand. Darüber hinaus wurde auch von weißer Seite beim Friedcnsabschluß sorgfältig alles vermiede», was e»va Keime zu neuen Kriegen abgeben konnte. Jede KriegSkostenent-' schäbignng wurde vermieden, und Ugetai beeilte sich, diese gün stigen Bedingungen so schnell wie möglich anzunehmen. Er tat es um so mehr, als die Dinge in China selbst seine ganze Tatkraft erforderte». Die alte rcpubl'kanifcl>e Be wegung im Süden des Reiches, vom Kaiser Schitsu mit Gewalt niedcrgehalten, von Toghon-KÜan mit brutaler Gewalt nieder geschlagen, flammte jetzt mit neuer Kraft auf. Ugetai besaß nickt die Macht, ihr entgegenzutrcte,,. denn von Tag zu Tag wurden seine eigenen Kräfte durch die ständig wachsende Macht des Batu-Khan in Urga gebunden. transzendental noch aus dem Stofflichen anwehen muß. Kitsch, manchmal in holdseliger Ausmachuug bei routiniertem Talent. Die freundlichen Nachbaren im Westen, die Franzosen, zeigen demgegenüber zumindest den Willen, zn gestalten. Da» ist aber auch ziemlich alles. Wer es wagen kann, in dieser Stadt, vielleicht auch nicht der schönsten, sicherlich aber der harmonisch sten auf der Erde, Figuren mit Wasserköpfen zu zeigen (Picasso) und ein Bild (?) auszustellen, das aus drei parallellausenden farbigen Bändern besteht (c'est tont), kann nicht deanspruchen, ernst genommen zu werden, gleichviel, ob er diese infantilen Versuche mit dein Namen Kubismus oder Futurismus etiket tiert. — Frankreich hätte besser getan, von seinen gediegenen Künstlern älterer Schule etwas ausznstellen. Eine starke besondere Note zeigen die Russen (allerdings our die im französischen Exil lebenden). Die Menschen dieser Bilder sind grobknochig, fast abstoßend realistisch gezeichnet. Au» dem Paradies Vertriebene, für die die Erde nur Fron und Müh sal ist — aber es sind doch wenigstens Menschen, wenn auch mit der Seele Dostojewski geschaute. Polen darf man übergehen Ungarn ist keider nur durch den ausgezeichneten Lazio vertreten mit einem Mussolini-Porträt, ohne die Potenz dieses starkwüligsten aller heutigen Italiener zu treffen. Spanien enttäuscht an Gedankenarmut und haftet an rein malerische» Vorlagen. Nur Belgien fesselt nach. Enge» Laermans Proletarior- typcn erinnern stark an Käthe Kollwitz mit ihrer schmerzlich eindringlichen Schilderung menschüchcn Elends und soziier Not. Und nun Italien, das eigentlich die Verpflichtung hätte, nicht nur vom malerisck-en und plastischen Erbteil der Bor fahren zu zehren, dies Land, das nach Goethes Ansspruch „ein Gesamtkonzert von Dichtung, Musik, bildenden Künsten und Al tertümern" ist. Wie steht es um seine künstlerische Gegenwart? Den Hauptanteil beansprucht Antonio Mancini für sich, der allein mit 35 Bildern vertreten ist. Seine Art zu malen ähnelt der von Corinth. Eine sprühende Buntheit überglänzt die Darstellungen. Dieses Farbenschivelgcn ist echt südländisch, aber in der Wiederholung hat es etwas Obersiächenhastes. man vermißt bei der blendenden Technik, mit der zum Beisviel die Lichter aufgesetzt sind, die innere Leuchtkraft. Dieses fast see lische Unbeteiligtsein, diese Freude am sinnfälligen. Rausch, diese blühende Daseinslust sind die hauptsächlichsten Merkmale der heutigen italienischen Kunst. Genannt seien noch die hervor ragenden Künstler, wie Aristide, Santario, Eitore Consomatr, Camillo Innocenti, Fernccio Ferrazzi. Eine Schwarz-Weiß-Aus- steilung brachte durch die undenkbar schlechte Anordnung der Bilder sich selbst um jede Wirkung. Jeder, der die Ausstellung in der Via Nazionalc verläßt, wird von einem Gefühl der Dankbarkeit beseelt sein, daß Italien als das für diese Mission mn meisten berufenste Land den erfolg reichen Versuch unternommen hat. wieder über alle voiitische Entfremdung der ernzclnen Staaten hinweg den führende!» Gei stern hier eine Gaststätte zu gewähren. Skeptiker mögen über den Wert solcher Veranstaltungen geteilter Meinung sein. Die Beziehungen zwischen den einzelnen Staaten werden sich des- ivegen nicht in beschleunigtem Tempo verbessern, aber es werden doch Brücken geschlagen van Geist zu Geist. Dr. Zinclli-Los. der gegenwärtigen ungünstigen Witterung?- und Bodenverhältnisse lErdrntschgefahr'i ein Vordringen in die ausgedehnten unter irdischen Gänge zurzeit untunlich erscheint. Sobald sich die Ge- lelenheit bietet, sollen die nötigen Feststellungen gemcicbi werden. Das Amt wira alsdann die erhaltenen Auskünfte veröffentlichen sowie — ohne besondere» Antrag die Nngebörigen der bist,er etwa als vermißt geiüheten und jetzt als tot festgestellten Krieger schnellstens benachrichtigen. — Die Pestfeiche in Indien. Nach Mitteilungen, die in» englischen Unterhaus«: gemacht worden sind, hat der Gouverneur von Indien berichtet, daß 11 Distrikte von insgesamt 20 i», Punjab dnrcb Pest verseucht sind. Man schützt die Todesfälle :a» ersten Vierte! dieses Jahres ans 38 >100. Davon entfallen allein 25 000 ans den März. In einer Avrilwoche wurde» 12 303 Todes fälle gezählt. Der Gouverneur teilt weiter mit, das; er ale Maßregeln getroffen hat, »,» durch Impfung und Tcbntzmciß- nahmcn gegen Anstccliing eine weitere Verbreitung der Sencke zn verhindern. Doch sieht er die Lage für ernst genug an. Mit der Stoßkraft das Gelben Reiches „ach außen hi» war es für lange Zeit vorbei. Am 8. August war die große Armee a» der dftmgariscken Pforte zugrunde gegangen. Noch in de,, legten Angusttaae» tonnte Ugetai von Peking aus den Friede» mit Europa schließen. Aber schon in der erste,» Septemberwoche brach der Bürgertriea in» Gelben Reiche aus. Ter Süden erklärte sich zur unabhängigen Republik. Vom Norden her aber trat Bat» Khan gegen Peinig hin seine»» Vormarsch an, der erst nach lange», langen Mona'e» voller Kämpfe und Gemetzel mit dein Tode des Ugetai und aer Herrschaft des Batu-Khan endigen sollte. . Schneller als nach China selbst war die Kunde von der Froßkatastrvphc nach alle,, anderen Erdteilen gcsrnngen. Uni .ß- bar war es zunächst aller Welt erschiene», daß Mens.-enkrast die Elemente der Natur in so unerhörter Weise meistern tonnte. Als dam» die Wahrheit unzweifelhaft zutage lag, da er starkten die verzagten Herze» der weißen Menschen. Jener eisige scharfe Sturm, der dort oben in Asien seine» Anfang nahm, so.ien um den ganzen Erdball zu fahren. Mit einem Schlage war d'e an vielen Orten so schwüle, unheilschwangere Atmofpäre gereinigt. Wo immer die Herrschaft der Weißen zu wanken drohte, wurde sie durch jenes Ereignis wieder gestützt und gefestigt. Und diese Stützung tat bitter not. Ten» das gemaftige Feuer, da-? die überlegene Staatsknnst des Toghon-Kban auf der ganzen Erde gegen die weiße Rasse entfacht hatte, war nickt so leicht zu dämpfen. Jetzt rächten sich die Fehler vergangener Jahr zehnte und Jahrhunderte bitter an den Weißen. Die europäischen Reiche, die der schwarzen Rasse zuerst die Waffen in die Han» gegeben und sie die Kriegskunst geleint batten, wurden jetzt ank schwersten voir diesen allzu geletzrigen ScbiUcrn geschlagen. Zwar hatte man seit dem engeren Zusammenschluß Europas die militärische Ausbildung der Schwarzen eingeschränkt, aber ganz entbehren konnte man sie des Klimas wegen nie. Wohl war es seit Jahrzehnten ein Grundsatz, die schwarze» Hilfstrnppen nicbt mehr in der vorgeschrittensten Kriegstechnil anszubilde», sondern nur noch nach Art einer Potizeitruppe zn organisiere». Tie furcht baren Kämpfe i,n franzöfiscl>-asrika»ischen Kolonialreich hatte» sch.,» in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts zur Ausnahme dieses Prinzips geführt. Während das rasscstolze England auch in seine,r schmecken Nöte» die Inferiorität der farbige» Rasten in Theorie und Praxis stets betonte und aufrechtcrhielt, hatte Frankreich fti vi« seibstmckdcrstche Politik des alten „Imperium Rom?.,»»»" über nommen. Es halte die Farbigen seiner Kolonien den Weißen gleichgestellt und seine Nasse verdorben. (Fortsetzung folgt.)
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