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Nummer 110 —23. Jahrgang Smal wSchentl. Bezugspreis: für Mal LR.-M. ausschl. Bestellgeld. Berechnung der «»zeigen nach Rent--Mark. Preise: Tie eingespaltene Petitzrile 20 H, f. Familien- u. BeremSanz., Gesuche IS H. Tie Petit-Reklamezeile 88 mm breit, 1 Ofsertengebiihr für Selbstabholer 15 bet Uebersendnng d. d. Post ausserdem Porto zuschlag. Preis f. V. Einzelnummer 10 Rrnten-Pfennig. Leschästlicher Teil: Josef Aohmann, Dresden. SIckMe Sonntag, den 11. Mai 1824 Im Falle höherer Gewalt erlischt jede Verpflichtung auf Lieferung sowie Erfüllung v. «nz.-Auftrögen n Leistung v. Schadenersatz. Für undeutlich u. d. Fernspr übermittelte Anzeigen übernehmen wir kein« Ver antwortung. Unverlangt etngcsandte u. mit Rückporto nicht versehene Manuskripte werden nicht aufbewahrt. Sprechstunde der Redaktion 5 bi, S Uhr nachmittag,. Hauptschriftleiter: Dr. Josef Albert, Dresden, volmelümg Meschüfisflrllk der Lächsts»»» IvvlISrrlti »a u»d LruU »nd Veilaa, E»xo»m-Bnchdrnckerei GinbH.. Dresden'?:. I». s-olbenislrahe -18. geinrnl 82722. Pon- iNieUlonioDresden ll'!>7 vlimmtiiW M VW »Ae Bell »er Mil»M «« Mil»-««i-iW'sil»-. Das Vorspiel für die Enropakonserenz Das Programm für Poineare und Maedonald PuiUgre's KM i« Loll-ml Polncane. 10. Mal. Zu der auf dem 20. Mai icstigesebten Zusammenknnft zwischen Poineare und Macdo»a,d In CheguerS erführt man. Vast der Ministierpriistdent beabsichtigt, sich nur von dem Dolmetscher begleiten zu lassen. Von englischer Seite wird der Unterhaltung »nr Nnterstaatssekretür Ehre Crowc bei wohnen. Der Umstand, das; Poineare nicht seine» Kabinettschef mit auf die Reise nimmt, wir» ms ein Anzeichen dasnr anfgc- fastt, dast ole Unterredung » nr st, re » g inoffiziellen Ver tane nehmen wird. Poineare wird ChegnerS am 21. Mai in der Früh« vcr.asse» und am Nachmittag wieder in Paris c!ntre,icl>, D-< Ein,adung zu dem Besuche ln CheguerS wurde am Qnai d'Or'a« gestern nachmittag von dem englischen Botschafter über- re.cht und Poineare durch Plreili de la Nocea nach Cnnipign» m!t- gcte >t. Was den voraussichtliche» Inhalt der Unterredung Poin- carcs m t Macdonaid anbelaugt, so sind die Blätter nur auf Komb.nationen angewiesen. Im überwiegende» Teil drücke» sie s:ch Sicherst vorsichtig aus. Der „Matin" lägt cs bei der allge meinen Behauptung bewenden, das; die beide» StaatSmnnnce iie dem Wunsche. Verständigung hinsichtlich der kritischen Pro bleme herbeizuführen, in loyaler Weise ihre Ansichten über den Sachverständlgcnplan austauschen werden. Ter Angcnbllik zu einer ersprießlichen Interalliierten Handlung wird Ende des Mo- nanats eintretrn. Paris. 10. Mai. „Excelsior" versichert, das; zwischen Poineare und Macdonald die nachstehende» Fragen am 20. Mai zur Sprache gelangen sollen: 1. Wirtschaftliche Demobilmachung an der Ruhr. 2. Maßnahmen zur Sicherung und Verpslcgimg der Truppen während der militärischen Temobilmachiing. die nach Maßgabe der Deutsche» Zahlungen erfolgen soll. 3. Festlegung der Garantien und eventuelle» Sa»k- t.onen für den Fall neuer deutscher Verfehlungen. 1. Festsetzung der deutschen Schn.denzlsfer in der Höhe der von een.Sachverständigen vorgesch.ageucn Jahresleistungen. 5. Reduzierung des Prozentsatzes der den einzelnen Mächten zuerkannte» NeparatlonSbetrüge. 6. Das interalliierte Schuldcnprobleni. Für den Fa»l, daß diese verschiedenen Punkte nicht alle zur Sprache kommen würden, würde» sie jedoch Gegenstand einer späteren französischen »»o allgemein interalliierte» Aussprache sei». London, 10. Mai. Der politische Berichterstatter der „Daily Mail" schreibt, die Konferenz zwischen Maedonald und Poineare in Chequers am 20. Mai sei nur das Vorspiel für eine Völker lionsercnz der europäischen Mächte, die zweifellos in England stattfinden werde. — Der Pariser Be richterstatter des Blattes meldet, in Paris hasse man, daß die Erörterung zwischen Maedonald und Poineare eine Grundlage für eine allgemeine Mitte Juni st allst n de „de Konferenz schassen werde. Die französische Haltung aus der Konferenz I» Chequers werde, wie verlaute, sich auf folgende Hauptgrundsätze stütze»: 1. Der Dawcsbcricht muß sobald wie möglich unversehrt zur Anwendung gebracht werden. 2. Deutsch land muß die erforderlichen Gesetze annehmen und den Plan zur Durchführung bringen, bevor die französisch-belgische Verwal tung und Kontrolle überqeben werden Hann. 3. Die Beendi gung der französisch-belgischen Regieverwaltung im Ruhrgebiet bedeute nicht eine militärische Räumung, die nur entsprechend den tatsächlichen deutschen Zahlungen durchaeführt werden wird. 4. Die Räumung des Rheinlandes hängt nicht »ur von den jähr lichen Reparationszahlungen ab, sondern auch von der mili tärischen Entwaffnung Deutschlands (l), die eine sehr dringende Frage bleibe. p»k tzrii Mahlt» in Lrinikreich Paris, 10. Mai. In Frankreich wird morgen von 8 Ubr morgens bis 6 Uhr abends gewählt werden. In Paris, die größeren Städte »nd Südsrankreich ausgenommen, hat die Wahl vorbereitung eine» relativen Verlauf genommen, und es ist naher für morgen mit keinerlei Zwischenfällen zu rechnen. Die letzten Voraussage» in Pariser politiictzen Kreisen lassen erkenne», drsz sich die Kommunisten einige Sitze aus Kosten der gemäßigten Sozialisten erobern werden. Andererseits dürste die äußerste Rechte Gewinne zu verzeichnen haben. Was den nationalistischen Block anlangt, so glaubt man, diß er an die Radikalen einige Mandate verlieren iveroe, die Kammer aber immer noch über eine starke Mehrheit verfügen wird. Paris, 10. Mai. Nach der von der Agence Havas vcröfsent- vsscvilichen Zusammenstellung über die Kamm erwählen be werben sich um die 584 Mandate 249i Kandidaten ans 452 Lifte» Von Abgeordneten der ehemaligen Kammer bewerbe» sich wieder um Sitze 18 Konservative, 165 Republikaner (Bezeichnung für die Aragogrnppe), 116 Linksrepublikaner (Partei Poincares), 39 Radikale (soll wohl heißen Nationaleroikale), 46 Radikale und Naoikale Sozialisten, 36 sozialistische Republikaner (Partei Charles Painleve und Briano), 50 Sozialisten und 11 Kommn- nisten. Spainiunq zwischen Russland «nd Türkrei Paris, 10. Mai Nach einer Meldung aus Konstantinvpel ist es in den russisch-türkische» Beziehungen zu einer starken Spannung gekommen. Die rupischc Regierung soll cs abgelehnl haben, die Pässe der türkischen Konsuls, die auf ihre Posten nach Vatum, Tiflis und Baku zurückzutehren wünschen, zu beglaubigen. Andererseits ist der erste Sekretär der türkischen Delegation i» Moskau obwohl er im Besitze eines diplomatische» Passes ist, von der bolschewistischen Polizei verha'tei worden. Mr »erWrstk ÄttPl im Sttgh«» Cs s e «, 10. Mai. Der Kampf im Bergbau bai sich ver schärft. K v m in u niste n und auch die im Ruhrgcbiet sehr rege tätigen Sepnratisten gewinnen an Einfluß bei den ausgc- sperrten bezw. streikenden Vergärt eiiern. Die Zahl der Hütten, werke, die infolge Kohienma,igels zur Stillegung des Betriebes gezwungen sind, hat sich weiter erhönt. Auch muhte die Gasver sorgung mehrerer Städte, dnrnnter Essen, eingestellt werden. A msterda m , 1». Mai. Eine Anzahl internationaler Ge, wcrkschaftSführcr, darunter englische, belgische und niederländische Bergarbcitcrvcrtretrr, hat sich ins Ruhrgcbiet begeben, um sich mit den dortigen Gewerkschaften ins Benehmen zu sepen. Recklinghausen, 10. Mai. Die Verhandlungen, die gestern vormiltag zwischen einem Verirctcr des preußischen Handels ministeriums, dem Präsidenten der Bergwerksdirektion Geh. Nul Raiffeisen und Vertretern der Vergarbeiteroerbände bis i» die NachmittagSstllnden hinein genchri werden, sind erfolglos geblieben. Düsseldorf, 10. Mai. Reichs- und StaatSkommisfar Meh- l i ch, der gestern von einer Reise znrü kgekehrt ist, bat unverzüg lich eine Vermittluilgsaktion zur Beilegung deS Konfliktes im Bergbau eingeleitet. Cs sind zunächst die Vertreter der 4 Berq- arbeiterverbändc zu einer Bcsp'eckmi.i geladen worden. Für heute sollen Besprechungen mit den Vertreter» der Zechjenverbände statt- fiiiden. Zur Nklibillmg der Regierung Von Abgeordneten A n d r e - Stuttgart. Die Wahlschlacht ist geschlagen, der Wahlausfall brachte keine Heberraschungen. Die extremen Parteien auf der Linken und der Rechten sind die eigentlichen Sieger. Die Mittclpar- teien gehen durchweg geschwächt aus diesem Wahlkampf hervor, nur die Zentrumspartei macht eine rühmliche Ausnahme. Ob das Zentrum wieder seine 68 Neichstagsmandate voll erhält, oder ob es zwei oder drei Mandate einbüßt, ist unwesentlich. Die eventuelle kleine Schwächung des Zentrums hängt nicht nur da mit zusammen, daß in einigen ländlichen Wahlkreisen, kleine Stimmenverluste an den Bauernbund zu verzeichnen waren, sondern es haben auch die sogenannten kleinen Parteien da und dort dem Zentrum Abbruch getan. Die neud Christliche Volksge meinschaft, die sich in Rheinland-Westfalen gebildet hatte, ver schleuderte 124 800 Stimmen und erhielt kein einziges Mandat. Dort waren es christliche Arbeiterkeise, die vom Zentrum abge- sprungen sind. Vergleicht man die Zahlen in den in Frage kom menden Wahlkreisen, so sind dem Zentrum durch diese Sonder gruppe zwei bis drei Mandate verlc-m gegangen. Im großen Ganzen hat sich die Zentrumspartei glänzend geschlagen. Niemand in den führenden Parteikreisen hat mit einem so guten Wahlausgang für die Zentrumspartei gerechnet. Es hat sich eben doch gezeigt, daß die Zentrumspartei eine geschulte, fest zusammenstehende Wählerschaft hinter sich hat. Da die letztere unter den denkbar schwierigsten Verhält nissen in ihrer Treue zu der alt angestammten und bewährten Partei sich nicht erschüttern ließ, darf das Zentrum mit Recht die Hoffnung hegen, daß ein Wahlkampf unter günstigeren Vor aussetzungen wieder eine wesentliche Erstarkung der Zentrums partei bringen wird. Deshalb verdienen alle Kreise, die in die sem schweren Wahlkampf für die Partei gearbeitet und zu ihr gestanden haben, den wärmsten Dank der Partei. Sie haben dadurch, daß ohne die starke Zentrumsfraktion im Reichstag keine Politik gemacht werden kann, erreicht, daß die poli tische Bedeutung des Zentrums auch in der Zukunft un- geschwächt erhalten bleiben dürfte. Die D e u t sch n a t I o n a le n werden, da die Bauern bunds- und Landbundsgrüppchen in ihr aufgehen iverden, un bestritten die stärkste Fraktion im Reichstag sein. Was wir vor den Wahlen vorausgesagt haben, ist eingetroffen. Wer Kau er n b ii n d le r i s ch wählte, hat nicht für eine Standesgruppe gestimmt, sondern die deutschnationale Fraktion ver stärkt. Das Segeln unter verschiedenen Flaggen diente nur zum Ankodern bezw. zur Irreführung der Wählerschaft. Das poli tische Problem ist nun: 1. welche Regierungsbildung ist möglich, und 2. wie wird sich der Reichstag zum Sachv er st ändigen-Gutachten stellen. Beide Probleme hängen allerdings ursächlich zusammen. Deutschland kann nur eine Re gierung brauchen, die das Sachverständigen-Gutachten an- n I m in t. Lehnt die dcutschnakionale Fraktion in ihrer Mehr heit die Annahme des Sachverständigen-Gutachtens ab, so beweist sie damit ihre Regier ungsunfähigkeit. Das beste wäre, wenn angesichts besau ßenpolitischen Drucks eine Regierung von den Doutschnakionalen bis zu den Sozial demokraten hierüber Zustandekommen würde. In jedem ande ren Land der Welt, das so stark unter fremdem Druck schmach ten würde, wäre das eine Selb st Verständlichkeit. Nur tu Deutschland ist das Selbstverständliche eben nicht selbstver ständlich. Di« Zcntrumspartei hat in den letzten fünf Jahren konsequent die Politik der Erfüllungals die zur Zeit einzig mögliche Politik vertreten. Sie kann jetzt nicht mit den Deutschnationalen eine Negierung bilden, sofern die letzteren sich nicht auf den Boden der Annahme des Sachverständigen-Gut achtens stellen. Der Zeitpunkt ist gekommen, wodasSpielen mit den Lebensinteressen des deutschen Volkes auf hören muß. Eine Regierung der bürgerlichen Parteien hat auch keinen genügenden Resonanzboden im Reichstag. Deutsch- nationale, Zentrum, Deutsche Volkspartei und Demokraten ha ben zusammen nur 242 Mandate von 471 in der Hand. 229 Mandate würden dann in der Opposition stehen. Die 32 Man date der deutschvölkischen Freiheitspartei können nach der gan zen Haltung der Führer v. Ludendorff, v. Gräfe, Wüste, Hitler und anderen mehr nicht mit den bürgerlichen Abgeordnetensitzen zusammengezählt werden. Die Deutschvölkischen lehnen nach den Verlautbarungen im Wahlkampf die Annahme des Sach- verständigen-Gutachtens unter asten Umständen ab. Die 16 Mandate der Bayrischen Volkspartei bilden ebenso einen un sicheren Faktor wie die 10 Mandate des bayrischen Bauern bundes und der Wirtschaftspärtei. Aehnlich liegen die Verhält nisse hinsichtlich der fünf Abgeordnetensitze der Deutsch-Hanno veraner und der vier Sitze der Deutsch-Sozialen Partei (Partei des bekannten Knüppel-Kunze). Eime Koalition im Reichstage kann kaum mtt der Unterstützung dieser kleinen Grüppchen. die nicht einmal Fraktionsstärke besitzen, gebildet werden. Es steht somit die Tatsache fest, daß selbst dann, wenn die Deutschnatio nalen geschlossen zur Annahme des Sachverständigen-Gutachtens zu bewegen wären, eine bürgerliche Mehrheit im Reichstag nur auf schwachen Füßen stehen und bei der erstbesten Gelegenheit in sich zusammenbrechen müßte. Hinzu kommt, daß die Deutsch nationalen den Wahlkampf in solch unverfrorener und zum Teil auch unwahrhaftiger Weise geführt haben, insbesondere auch gegen das Zentrum, daß es nicht leicht sein wird, Brücken herüber und hinüber zu schlagen. Die Zentrumspartei hat auch eine Ehre, die nicht ungestraft in der bösartigen Weise ange griffen iverden darf, wie es geschehen ist. Nur dann, wenn wirklich eine Koalition von den Deutschkationalen bis zu den Sozialdemokraten hinüber zustande gebracht werden könnte, r. äre leichter über die Differenzen hinwegzukommen. Die sogenannte große Koalition bestehend aus der Sozialdemokratie, dem Zentrum, der Deutschen Volkspartei und ! in Demokraten würde nach den vorliegenden Wahlergebnissen nur 237 Abgeordnete zählen. Gegen sie würden 234 Abgeordnete stehen. Selbst wenn man annimmt, daß die eine oder andere kleinere Gruppe noch direkt oder indirekt zur Unterstützung dieser großen Koalition herangcholt werden könnte, wird doch auszusprechen sein, daß auch diese nicht in der Lage sein wird, di« Probleme meistern zu können, vor die der Reichstag gestellt ist. Das deutsche Volk hat eben nicht richtig gewählt. Die Kommunisten mit ihren 61 Mandaten zur Unterstützung der gro ßen Koalition heranzuziehen, halte ich für politisch nicht trag bar. Vielleicht wären die Letzteren zu bewegen, für die An nahme des Sachverständigen-Gutachtens zu stimmen, sie würden aber dann sicher bei der Durchführung der praktischen Auswir kungen versagen und deshalb kann mit dieser Partei in den ent scheidenden außenpolitischen Fragen wohl kaum gerechnet werden. Einen Linksblock, bestehend aus Sozialdemokraten, Kommunisten, Demokraten und Zentrum halte ich, vom Stand punkt der bürgerlichen Parteien mis gesehen, für politisch nicht tragbar, trotzdem diese vier Parteigruppen über 254 Mandate im Reichstag verfügen würden. Mit den Kommunisten läßt sich keine praktische Politik machen, zumal die radikalste Richtung innerhalb der kommunistischen Partei im Reichstag führend ver treten ist. Bei dieser Sachlage bleibt nur übrig, zu prüfen, ob nicht eine M i n d e r h e i t s r c gi e r n n g die Gcschäste sichren kann. Dieselbe müßte eben von Fall zu Fall sich eine Mehrheit suchen. Eine MindcrheitSregierung nach den Wahlen entspricht aber nicht dem Wahlausgang und dom zutage getretenen Zug nach rechts. Deshalb liegt die Entscheidung bezw. der Schlüssel- p u n k t für die politische Lage bei der d e u t s ch n a t i o n a I e n Fraktion. Sie ist vor die entscheidende Frage gestellt, ob sie jetzt praktische Politik zu machen bereit ist oder ihre Agita tionspolitik fortsetzen will. Wist die deutschnationale Partei Regierungspartei werden, so muß sie sich aus den Boden der Weimarer Verfassung stellen, sie muß Schluß machen mit dem Gerede über die Zerreißung des Feiedcnsvertrages und der Wie dereinführung der allgemeinen Wehrpflicht, und sie muß zum Sachverständigen-Gutachten eine klare Stellungnahme sinden. Rafft sich die deutschnationalc Partei zu solcher Stellungnahme nicht auf. so werden die Ergebnisse der Reichstagswahlen sich v o l k s s ch üd i ge n d und rc i chsze r st ör e n d auswirken. In der großen Politik wird eben im wesentliclien die politische Linie beibehalten werden müssen, weiche die Zen trums Par tei schon seit Jahren gewiesen hat. Alle, jenen kurzsichtigen Wähler, die nach einseitigen Standcssragen ihre politiscize Ein stellung genommen haben, werden nach den Wahlen erkennen müssen, daß eben zuerst das Reich in seinen Grundlagen er halten und sichergcstellt werden muß, bevor überhaupt an diese oder jene außenpolitische Angelegenheit herangegangen werden kann. Da diese großen Fragen bei den letzten Reichstagswahlcn vielfach ein kleines politisches Geschlecht gefunden haben, so ist in erster Linie das deutsche Volk daran schuld, wenn der neue Reichstag die auf ihn gesetzten Erwartungen nicht erfüllen sollte. Vielleicht kommen wir in verhältnismäßig kurzer Zeit wieder zu NcuwahIe n zum Reichstag oder zur — Diktatur!