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-lummer 112 — SS. Jahrgang ßmal wöchentl. «ezugSprri»: für Mat 2 R.-M. ausschl. «estellgeld. Verechnun- der «nzctgen nach Rent -Mark. Preise: Die eingespaltene Petttzeile 20 f. Familien- u. Beremsanz., Gesuche 15 H. Tie Petit-Reklamezeile »ä mm breit, t Ossertengebühr für Selbstabholer 1» bet Uebersendnng d. d. Post außerdem Porto- »Uschlag. Preis f. d. Einzelnummer 1» Sientrn-Psennig. Peschästltcher Teil: Loses Fohmann. Dresden. SMlWe Mittwoch, de« 14. Mai 1924 Im Falle höherer Gewalt erlischt jede Verpflichtung auf Lieferung sowie Erfüllung v. «nz.-Aufträgen v Leistung v. Schadenersatz. Für undeutlich u. d. Fernspr. übermittelte Anzeigen übernehmen wir keine Ver antwortung. Unverlangt etngesandte u. mit Mckportr nicht versehene Manuskripte werden nicht aufbewahrt Sprechstunde der Redaktion K bis S Uhr nachmittags Hauptschriftletter: Dr. Josef Albert. Dresden volrsmiung Tageszeitung für christliche Politik und Kult« «»schüslSftellr de» ««chstscheu Volk»,»«tun, und »ruck und Verlag! Saxonia-Buchdruckeret GmbH, »ri-»dcn^l. IS. Holbeiiiltratze -IS, gernrus S27LS, Polt- IldecklonIoDre-de» 14797 UWMIIS M Mk» * Ak Keil Ire FW ' M M Ml Redaktion der Sächsische» VolkSzettung Dresden - «l. l«. Holbclnjtrake 4«. geriir»! M7.L und SSSS8 Dn «m Rtichrtig ««- r«s Kkilhrsch-lgkjth Heinrich Kretschmer, Eheninitz. - Die Leser der „Sächsischen Volkszeitung" werden sich noch lebhaft erinnern, wie ungemein starke Angriffe gegen das Zen trum und den Reichskanzler Dr. Marx, insbesondere von deutsch nationaler Seite in der „Warmia" und der „Schlesischen Zei tung" erhoben wurden, weil sie angeblich das Zustandekommen des Reichsschulgesetzes absichtlich verschleppten. Grund? „Da mit das Linksbiindnis des Zentrums Nur nicht ins Wanken ge rät," obwohl im Februar dieses Jahres, wo der Artikel erschien, ein Linksbündnis ja schon gar nicht mehr bestand. Auch „die stets sehr rührig gewesene und vorzüglich geleitete Katholische Schulorganisation für Sachsen habe sich entgegen den evange lischen Elternvereinen, die Protestkundgebungen veranstalteten, völlig still verhalten, vielleicht weil dort bekannt war, daß die maßgebenden Kreise des Reiches das Retchsschulgcsetz längst preisgegeben hätten." Und entgegen diesem völligen Versagen dcS Zentrums und der Katholischen Schulorganisation warf sich für die verratenen Katholiken Sachsens der Deutschnationale Ka tholikenausschuß mit großer Geste ins Zeug. Er verlangte in einer Entschließung von der Reichsregierung „sofortige stärkste Aktivität." Dies ist umso eher möglich, als es sich in keiner Weise um eine mit Kosten verbundene Neugestaltung des Schulwesens, sondern lediglich um die gesetzliche Normierung des Schutzes und der Förderung -er Bekenntnisschulen handelt." Ich will mich mit den einzelnen Ungereimtheiten nicht befassen, empfehle aber den Verfassern, setzt, ivo die Wahlpsychose etwas verraucht ist, Schulrat Rheinländers Flugschrift: „Zentrum und Schulpolitik seit Weimar" einmal in aller Ruhe zu studieren. Es ist noch immer so gewesen, daß bei vorhandenen Voreingenommenheiten nur genaueste Kenntnis der Streitsache und der jeweiligen Um stände zu einer richtigen Wertung der Absichten und Taten eines Gegners führen können. Audiatur et altera pars! sagt der Ju rist. Und ich halte es nachgerade für eine Pflicht, daß wir Katholiken uns zu verstehen suchen müssen, auch Uber Partetgrenzen hinweg, solange uns nun einmal solche noch trennen. Um ihnen aber zu zeigen, daß eine gründliche Nachprüfung Ihres damaligen Standpunktes sehr wohl angezeigt ist, verweise ich noch auf di« Ausführungen des Abgeordneten Lie. Mumm in Nr. 2 des Deutschnationalen „Katholischen Korrespondenzblat tes", den Vorsitzenden des Bildungsausschusses des Reichstages, -den die Redaktion dieses Blattes „als den geeignetsten Mann" Ausführungen über das Reichsschulgesetz besonders gebeten tte. Man mochte wohl geglaubt haben, daß er noch viel schwerere Geschosse gegen das Zentrum zu liefern imstande sein würde. Ich meine, er wird beträchtlich enttäuscht haben. Gegen die Arbeit des Zentrums am Zustandekommen des Reichsschul gesetzes auf Grund des Art. 146, Abs. 2, nicht ein Wort, nicht eine Wendung des Vorwurfes? So berichtet er ganz sachlich: „Nach allem Vorangegängenen scheint die Aussicht geschwunden, daß Zentrum und Sozialdemokraten sich auf ein Schulgesetz zusam menfinden". Oder, wenn er über das Kompromiß, welches das Zentrum mit der Deutschen VolkSpartei und den Demokraten zu schaffen versuchte, berichtet: „Auch diese Verhandlungen sind daran gescheitert, daß über den Gesamtcharakter der Be kenntnisschulen eine Uebereinstimmung nicht zu erzielen war", d. h. nichts anderes, als daß eben rein sachliche Meinungsver schiedenheiten das Zustandekommen des Gesetzes verhinderten. Dann spricht er von dem Notgesetz, das wahrscheinlich die oben angezogen« Entschließung im Auge hat. Preußen habe sich für diesen Weg eingesetzt. „Aber über die Abgrenzung eines solchen Notgesetzes ist es überaus schwer, ein Einverständnis zu erzielen; weder die katholischen noch die evangeli schen (!) Schulorganisationen haben sich bisher für ein solches Notgesetz ins Zeug legen können ... Alleshängt eben von dem Text eines solchen Notgesetzes und von der Möglichkeit, die dafür erforderliche Mehrheit zu gewinnen, ab." Und daß diese erforderliche Mehrheit das Zentrum eben auch nicht aus dem Boden stampfen konnte trotz feiner, „raffinierten Diplo matenkunst" gerade in dieser Frage, die ihm sonst alle Gegner vor allem auf der linken Seite nachrühmen, das ist sein ganzes Verbrechen. Nichts anderes sagt Mumm. Ulr ich meine: Mumm locuta, causa finita. Aber trotzdem, und nun erst recht, empfehle ich nochmals Rheinländer. Nicht erwähnt Mumm, daß von deutschnationaler Seite auch für einen Volksentscheid Stimmung gemacht worden ist. Ich darf jetzt dazu so viel sagen, daß auch diese Frage Ende Januar im Retchsausschuß der Katholischen Schulorganisation km Beisein des Reichskanzlers und mehrerer Neichstagsabgeord- neter ganz eingehend und allseitig beleuchtet worden ist. Aber auch dieser Weg erwies sich als schwierig, unsicher und nicht un gefährlich, aus technischen wie sachlichen Gründen. Diese hier näher zu erörtern, halte sch auch jetzt noch nicht für zweckdien lich. Wie ja überhaupt in -er Politik der Weg stiller Verhand lungen und ruhigen Zuwartens oft sehr viel richtiger ist. als laute große Worte um- stürmisches Fordern von raschen Taten. So ist's in der Außenpolitik, so ist's in der Schulpolitik. Hätte das Zentrum sich von den Borwürfen und von dem Drängen von allen Setten dazu bewegen lassen, um jeden Preis ein Neichsschulgesetz herauszubrtngen, dann hätte dies nur geschehen können unter Preisgabe entweder her Diasporalkinder Sachsen, Thüringen. Braunschweig, indem es die Regelung gerade der schwierigsten Streifragen den Ländern überließ, oder aber, indem es wichtige Sicherungen für die Bekenntnismäßigkeit der Schule durch verwaschene Formulierungen pteisgegeben und obendrein bei der Frage des „geordneten Schulbetriebs" das Elternrecht auf Bekenntnisschulen jedenfalls zugunsten der Gemeinschafts schulen wesentlich hätte einschränken lassen müssen/ ' Die Katholische Schulorganisatton stand mit dem Zen- ,trum auf dem Standpunkte: Den neuen Reichstag ab- «artenl Die Reichstagswahlen sind vorbei und bald wlrd Herriot der kommende Mann PolnearL bleibt vorläufig bi« zum Zusammentritt der neuen Kammer am 2. Juni im Amte — An, 1. Juni Ueberreichung der Demission Poineare» — Painleve, ein Führer des linken Blocks übe« di« neue Aera der loyalen Zusammenarbeit. Der lieulige Ministnr-t Paris» 13. Mai. (Drahtbericht.) Der heutige Ministerrat im Elysee unter dem Vorsitz von Miklerand war gegen )H1 Uhr beendet. ES wurde der Beschlich gefaßt, daß Poineare bis zum Zusammentritt der neue.n Kammer am 2. Juni in seinem Amt verbleibt, daß aber auf die Zusammen kunft mit Mardonald in Chequeurs verzichtet wird. Am 1. Juni wird Poineare dem Präsidenten Millerand seine Demission überreichen. . Die offiziöse Pariser Presse teilt mit, daß Poineare sich im Verlaufe der nächsten drei Wochen nur mit der Erledigung der laufenden Geschäfte befassen und von jeder Innen- oder Außenpolitik absehen werde. Namentlich wird Poincarr, wie der „Matin" scheinbar offiziös meldet, seinen auf den 10, Mai an gesetzten Besuch in Chcqueres bei Namsay Macdonald fallen lassen. Die mit dem heutigen Tage eröffnet« Regierungö- krife wirb am 1. Juni ihren Ausgang nehmen, und zwar wird die neue Kammer an diesem Tage, der ein Sonn tag ist, nur zu einer kurzen formalen Sitzung zufammentreten und sich dann auf den 3. Juni vertagen. Weitere Angaben der Morgenblätter lasten keinen Zweifel darüber bestehen, daß Herriot dcr Führer der radikalen Sozia listen von Millerand mit der Neubildung dcS Kabi netts beauftragt werden wird. Der „Matin" empfiehlt ihm, die nächsten drei Wochen, die ihm bis zum Amtsantritt verbleiben, der sorgfältigen Prüfung des ReparationS- und Sicherungs- Problems zu widmen. Lo » don, 13. Mai. Auch in englischen Kreisen ist man der Auffassung, baß angesichts dcS Ausfalles der französischen Wahlen und der damit für die französische Regierung heraufbe. schworen«» Krise die auf den kommenden Montag «»beraumte Zusammenkunft zwischen Poineare und Namsay Mardonald zunächst aufgehoben wirb. Eine Be sprechung der beiden Ministerpräsidenten würde indessen nur dann erfolgen können, wenn in Frankreich demnächst eine neue Re gierung anS Rudrr kommt. Es würde dann eine Besprechung mit dem neuen französischen Ministerpräsidenten in Frage kommen. Diese müsse jedoch erst Zeit haben, die Situation zu prüfen. !>er «eilt Kurs Park», 1». Mai. Der „Exeelsior" veröffentlicht eine Un terredung mit Painleve. einem der Führer des Linksblockes, über die künftige Politik Frankreichs. Er sagte, es komme darauf an, die Vorschläge der Sachverständigen weniger dem Buchstaben als dem Geist« nach zu erfüllen. Man müsse eine neue Aera der loyalen Zusammenarbeit der Völker vorbereiten, da dann die moralischen Folgen des Krieges ausgelöscht würden. Eine solche Politik dürfe natürlich nicht ein seitig sein. Sie würde eine Unklugheit bedeuten, wenn sie auf dem böse» Willen des andern fuße und man den Versuch mach«, die glücklichen Bestrebungen Frankreichs auszusetzen Die All deutschen hätten 1918 das Menschlichkeitsgesühl des französischen Volkes als eine Unterlegenheit des französischen Rachedurstes gedeutet. Der unbesiegbar« Widerstand, den Frankreich ihnen aber entgegengesetzt habe, habe jedoch deutlich ihren Irrtum be- der neue Reichstag seine Tätigkeit aufnehmen. Wird es das Neichsschulgesetz in unserem Sinne erledigen können? Nach den bisherigen Feststellungen der Stärke der Parteien, woran sich nicht mehr viel ändern wird, lassen sich immerhin gewisse Aus sichten feststellen, immer natürlich vorausgesetzt, daß die Par teien selbst die bisherige geschlossene Haltung nicht ändern. Die Hauptarbeit vollzieht sich im Bildungsausschuß mit seinen 28 Mitgliedern. Da bisher das Verhältnis der Freunde und Gegner der Bekenntnisschule wie 14 : 14 stand, so konnten alle Anträge mit den Stimmen oer Gegenpartei abgelehnt wer den. Denn Stimmengleichyeit gilt als Ai/tw-mg. Grundsätz- U-Ne Gegner der Bekeniitai-'schule sino die Demokraten, Soz.al- dcnwkraten und Kommunisten. Alle drei Partiten fordern programmatisch die Reichscinyeitsschule. Sie bereu:« es jetzt miss s^merste, daß sie sich in den Iunitager MS in W> war vom Zentrum das Kompromiß (Artikel 146. Abs. 2 der Reichsvers.- Ordnung) haben abringen lassen, womit sie tatsächlich ihr Ideal geopfert, während tzas Zentrum, das diesen Parteien gegenüber in starker Minderheit mar, das seine in der Verfassung mit eini gen Einengungen verankern konnte. Tatsächlich war es die Taktik der Sozialdemokraten, wie sich der Sozialdemokrat Dr. Löwenstein in einer Rede in Chemnitz aüsdrllckte, „durch allerlei Anfragen die Demokraten über die Tragweite ihres neuerlichen Kompromitzwillens aufzuklären und die Verhandlungen mit vielen Anträgen in die Länge zu ziehen, um Zeit zu gewinnen." Beides ist ihnen gelungen. Die Zeit aber wollten sie ausnützen zur Propaganda für die weltliche Neichseinheitsschule. Doch damit dürften sie bisher nicht viel weiter gekommen sein. Sie würden, um ihr Ideal durchsetzen zu können, eine Zweidrittel- Mehrheit aufbringen müssen. Und die hat ihnen der Reichstag nicht gebracht. Im Gegenteil, ihre Stimmenzahl hat sich ver hältnismäßig und absolut vermindert. Sie ist von 226 im alten auf 190 im neuen Reichstag zurückgegangen. Zu den Freunden der Bekenntnisschule darf man nach den bisherigen Erfahrungen rechnen: da» Zentrum, die Bayrische Bolkspartei, die Deutschnationalen und die Deutsche Bolkspartei, wiesen. Painleve fuhr dann fort: Deutschland mutz heute wissen, daß ein solcher Irrtum von den greulichsten Folgen begleitet wäre. Es kann in Zukunft für Europa und die ganze Welt nur dann Frieden geben, wenn der Bereitwilligkeit des französischen Volkes jenseits des Rheins ein guter Wille loyaler und konsequenter Erfül lung gegenüber st eh 1. Painleve erklärte weiter, man dürfe die deutschen Nationalisten nicht mit den Ultra Nationa listen verwechseln. Die völkische Partei werde auch für die deut sche Politik nicht ausschlaggebend sein, da sie sich aus einer Minderheit zusammensetze. Auf die Frage, was Painleve von den Kundgebungen ln Halle halte, antwortete er: Das Echo solcher Kundgebungen klinge unangenehm in den Ohren derjenigen, die von gutem Willen beseelt und vor Erregung krie gerischer Leidenschaft zurückschrecken. Es handelt sich hier um das vorübergehende System eines Geisteszustandes, der sorg fältig überwacht werden muß. Wir müssen uns abee vor Verallgemeinerungen hüten, da es nach meiner Auffassung ein politischer und psychologischer Fehler ist. wenn man behaupte« wolle, daß, weil es ln Deutschland einige Boches gibt, alle Deutschen Boches seien und daß ein demokratisches Empfinden in Deutschland nicht bestehe. Dieses Empfinden mutz vielmehr bei den Demo kraten, die den Versuch machen, ihr Land vor gefährlichen Re- vanchgelüsten zu bewahren, gefördert werden. Hinsichtlich des Sachverständlgenplanes bemerkte Painleve. daß die Nation, die diese Möglichkeit zu einer gerech ten Regelung der schwebenden Probleme, insbesondere des Re parationsproblems. ablehnen würde, in den Augen der öffent lichen Meinung der Welt die grStzt« Berantwortung aus sich laden würde. Wir wollen nicht, daß Frankreich diese Nation sei. Selbstverständlich verhehlen wir uns nicht die Schwierigkeiten, mit denen die Ausführung des Sachverstän digengutachtens für unsere Sicherheit verknüpft wird. Aber keine dieser Schwierigkeiten ist unüberwindbar, wenn sie mit der festen Absicht, eine Lösung zu ermöglichen, in Angriff ge nommen wird. Frankreich hat aus den Erfahrungen der Ver gangenheit eine begründete Sorge um die Zukunft geschöpft. ES will nichtsdestoweniger, daß sein guter Wille der ganzen Welt deutlich vor Augen geführt wird. Wenn Deutschland zu feinem Unglück die Möglichkeit zu einem gerechten und wahrhaften Frieden, wie der Sachverständigenplan ihn bedeutet, zurück- weisen würde, dann müßte es allerdings seinem Schicksal über lassen werden. In diesem Falle, so bemerkte Painleve zum Schlüsse, würde Frankreich mit der Zustimmung sämtlicher Völ ker das Gerechtigkeitsgefühl der gesamten Menschheit zum Siege verhelfen. Di« innerpolitischen Forderungen der Neu?«wählten Paris, 13. Mal. Die neugewählten sozialistischen Ab geordneten haben gestern abend den Präsidenten der Kammer schriftlich davon in Kenntnis gesetzt, daß sie beim Wiederzusam- mentrltt der Kammer eine Resolution im Sinne einer un eingeschränkten und vollständigen Amnestie zugunsten der politisch verurteilten und der von Kriegsgerichten verurteilten Soldaten einbcingcn-werden. Gleichzeitig werden sie die Wieder einstellung sämtlicher Eisenbahner und Beamten fordern, die we gen Streikvergehen oder aus einem anderen politischen Grund« entlasten wurden. wozu noch der Bayrische Bauernbund, die Deutschhannoocraner und Nationalliberalen kommen werden mit zusammen» 245 ge gen früher (einschließlich der 3 Deutschvölkischen) 217 Abgeord neten. Rechnet man noch die 32 Deutschvölkischen hinzu, deren Haltung man allerdings erst wird abwarten müssen, dann ergibt sich im günstigsten Falle im Plenum ein Verhältnis von 281 zu 160 für die Bekenntnisschule, im ungünstigsten Falle etwa 245 : 190. Das besagt aber, daß sich auch für den Bildnngs« ausschuß ein« Mehrheit für die Bckentnisschule ergeben wird, die im ungünstigsten Falle, wenn ich nur mit den vier zuerst genannten großen bürgerlichen Parteien rechne, ein Verhältnis 15 : 13 ergeben würde. So darf man also hoffen, natürlich immer wieder unter der Voraussetzung, daß die Parteien ihre bisherige geschlossene Haltung nicht anfgeben oder abschwächen, daß der neue Reichstag bei seiner Zusammensetzung sehr wohl imstande ist. ein günstiges Neichsschulgesetz in kürzester Zeit herauszubringen. Eine ge sicherte Mehrheit ist vorhanden, die Vorarbeiten des alten Reichstages werden dem neuen dabei sehr zustatten kommen. So wird er mit geringeren Mühen bei gutem Einvernehmen der bürgerlichen Parteien und rechtem Verständnis der Bekenntnisse für ihre besonderen Verhältnisse und Bedürfnisse bald zustande bringen, was der alte Reichstag trotz heißesten Bemühens und Äbtastens aller Möglichkeiten nicht fertigbringen konnte; denn nicht so leicht läßt sich ein zweites Mal eine Mehrheit von einer Minderheit Im parlamentarischen System den Willen aufnötigen, wie es in Weimar das Zentrum fertig gebracht hat. Was das katholische Volk, besonders wir hier in Sachsen. Männern wie Marx und Rheinländer an Dank schulden, werden erst spätere Zeiten ganz zu würdigen wissen, wenn der Parteihader unserer Notzeit In geschichtlicher Ferne liegt, auch wenn sie uns das Neichsschulgesetz mit dem alten Reichstage nicht schassen konnten. Jedenfalls haben sie getan, was > nter den gegebenen Umständen menschenmöglich war. Und mehr verlangt selbst der Herrgott von .'-einem Menschen, ich meine, selbst auch nicht von Zentrums, abgcordneie»