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Auch die Traumerzählung Ernas im ersten Finale mit der famosen Untermelodie des Orchesters gehört hierher. Von Len Buffoliedern ist das Quartett „Ach es juckt und kribbelt mich wie toll" und das sehr gefällige, stürmisch «Irr aspo verlangte Couplet „'s ist ein anderes Geschlecht" rühmlich hervorzuheben. Die Instrumentation ist fesch, voll, mit unter von prickelnder Grazie. Ter Aufführung voran ging eine Festouvertüre aus Dellingerschen Weisen, die der Kom ponist selbst geschmackvoll arrangiert hat. Um die Auffüh rung machten sich in erster Linie der Regisseur Direktor Witt und Kapellmeister Karolanyi verdient. Ihnen ist es zu danken, daß die Uraufführung, der mehrere Ver leger beiwohnten, so mustergültig vonstatten ging. Mary Martini (Leutnant de Born) ivar ein ebenso strammer Offizier wie ein niedliches Kammerkätzchen. Bertha Menzel sang und spielte allerliebst und Friese (Jonas) beherrschte seine Partie mit Souveränität, während Herr Suckfüll (Grotius) und Fräulein Witz ani (Sanne) das Buffopaar ansprechend verkörperten. Der Beifall des enthusiasmierten Publikums steigerte sich nach dem zweiten Akte zu zahlreichen Ovationen. Wir wiederholen unseren Wunsch, das; der begabte Maestro recht bald gesunden und uns noch lange erhalten bleiben möge; er hat das Zeug und somit die Pflicht, die Existenzberechtigung der Operette tatkräftig zu beweisen. ^elc. > Dresden. Wochensvielplan der König! Hof thea l er. Opeinhnus. Montag: Salome ('/z8 Uhr). DtenSiag: Madame Butlersly (?) Mittwoch: Mignon (/z8). Donnerslag: Ds> Evanyeltmann C/-.8). Freitag: Vl Sinfonie-Konzett. Reihe ^ (0^8). Sonnabend: Undine (Ozp). Sonntag: Die Boböme (>/z8). Montag: Eugen Oaegin C/g8). — Schauspielhaus. Montag: HanruleS Himmelfahrt (8) Dienstag: Der Aizt um Scheideweg (V-8). Mittwoch: Der Konigsleutnartt, H-rr Friedmann a. G (Ve^t- Donnerstag Hamlet (ff.^7). Freitag: Hanneles Himmel'aurt >8). Sonnabend: Ko ig Richard II (7-. Sonntag: Robert und Bertram (V°^)- Montag: Nenn der junge Wein blüht l'»8) Dresden. Wnchenspielplan des Zeniralthealers. Montan, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag, Sonnabend: Ein Herbstmanöoer i8). Sonntag: Ein Liebet-lva'.z.r En Herbstwanvver ('/-'')- i Dresden. Residenzthroter. Mittwoch findet eine Wiederholung der mit grossem Beifall aufgenoa menen Operette »Der letzte Jonas' von Rudolf Dellinger statt. Vermischtes. V Der Geschäftsführer des Allgemeinen Zen tral v e r b tt n d e s gegen den Alkoholismus Dr. Kraut hat berechnet, daß die Anzahl der Abstinenten Deutschlands, die Anti-Alkoholvereiiien angehören, im Jahre IW!) 98 270 Erwachsene und 22 83!) Jugendliche be trug. Tie Zunahme gegenüber dem Vorjahre macht bei den Erwachsenen 14 17», bei den Jugendlichen etwa ein Drittel aus. Ter „Alkoholgeguer" teilt dazu mit, daß bei dieser Aufstellung die zahlreichen Vegetariervcreine die Heils armee »ud andere Organisationen nicht berücksichtigt seien; wären sie eS, so würde die Gesamtzahl der Abstinenten Deutschlands mit einer Viertelmillion eher zu niedrig als zu hoch gegriffen sei». v Ci u e a m e r i k a n i s ch e S ü d P o l e x p c d i t i o n. Laut einer Erklärung des Direktors des amerikanischen Museums für Raturforschuug wird im Oktober dieses Jah res eine vo» dieser Gesellschaft und der Bundesregierung ausgerüstete Südpolnrerpeditiou von San Franzisko aus die Reise antreteu. Zweck dieser Expedition sollen gcogra- I phische und geologische Studien und außerdem die Wieder« auffindung des sogenannten Wilkes-Landes bilden. Letzte res wurde im Jahre 1840 von den Bundesmarinekomman deur Karl Wilkes entdeckt, die Tatsache aber von englischen Forschungsreisenden bis auf den heutigen Tag bestritten, neration nähert sich jetzt schon dem Alter der Volljährigkeit. v Ein vorsichtiger Mecklenburger. Eine niedliche Geschichte wird der „Franks. Ztg." aus einem mecklenburgischen Dorfe erzählt. Im Schulhause klopft es an die Tür der untersten Knabenklasse. Der Lehrer öffnet und erblickt einen Knirps, der auf die Frage des Lehrers, was er wolle, mit wichtiger Miene versichert, daß er Ostern beim Lehrer in die Schule komme, vorher aber dem Unterrichte einmal beiwohnen möchte. Lächelnd weist der Lehrer ihm einen Platz an, und mäuschenstill ver harrt der Kleine bis zum Schlüsse des Unterrichtes. Beim Verlassen des Schulzimmers aber äußert er auf die Frage des Lehrers, wie es ihm gefallen habe: „Na, mit dat Schol- gahn, dat war 'k mir irst woll noch äwerlegg'n!" Katholisches Arbeitersekretariat Dresden-Altstadt, Floraftraße 17, 1. Fernsprecher V8LV Unentgeltliche Auskunft und Arbeitsnachweis Sprechstunden von 11—1 Uhr und von 5—'/,7 Uhr. Katholischer Frauenbund, Dresden eben Mittwoch (außer an Feiertagen) nachm, von 4 bis 8 Uhr Gprechstunde in allen Angelegenheiten des Frauenbundes in der Geschäftsstelle, Käufferstraßc 4 I. Verein kathol. erwerbstätiger Franc« und Mädchen, Dresden Sekretariat, Antonstratze 7, pt. — Telephon -4t»«. Auskunft zu jeder Zeit über alle einschlägigen Frage» Kostenloser Arbeitsnachweis. Leipziger Volksbnrerm öffentliche gemelnnktzigs A u S k u n f t L st e lle Grimmischer Dteimweg 1kl, H. Herrenlose Erbschaften. unsere Redaktion macht unsere» Abonnenten nähere Mitteilungen gegen Sin sendung von bo Pf. in Marken für entstehende Porto- und Schrelbkostcn. Allen Anfragen ist die vorstehende Nummer beizusügen. 25. Eine Erbschaft liegt bereit für Nachkommen und Anverwandte des am 6. Juni 1863 zu Schwerin in Mecklenburg geborenen, nunmehr für tot erklärten Maurers Franz Ludwig I h d e. Er hatte eine Tochter Helene, die am 2. Februar 1888 geboren ist. 26. Eine Erbschaft liegt bereit für Nachkommen und Anverwandte des am 30. März 1909 zu Berlin verstorbenen Lederarbeiters Johann Wilhelm Hermann Müller. Seine Großeltern waren der Großwagenknecht Johann Gottlieb Müller aus Roth-Lobendau und seine Frau Jo hanna Elisabeth, die eine geborene Wenzel war. Erb berechtigt sind auch die am 24. November 1811 zu Roth- Lobendau geborene Johanna Eleonora Müller und der am 7. Februar 1815 ebenda geborene Karl Gottlieb Müller resp. deren Nachkommen. 27. Zirka 2100 Mark liegen bereit für Nachkommen und Anverwandte des am 3. März 1897 für tot erklärten Kaufmanns Jonas Prochownik. Er war aus Brom berg gebürtig. 28. Eine Erbschaft liegt bereit für Nachkommen und Anverwandte des am 26. März 1908 zu Berlin verstorbenen Kunstmalers Fedor Poppe. Er war am 27. April 1850 zu Neisse geboren als Sohn des Aktuars Karl Poppe und seiner Frau Magdalena, die eine geborene Moschek war. Milde <S«l»e«. Für den Ktrchbau in Schmölln i. S -A. gingen ein vom 16. Januar bis 8 April 1910 durch Bittschriften 732,6V ^6. ferner aus Paderborn 100 oder durch Sammelliste und Sammelbüchse tu der kath. Gemeinde 39,89 Gott segne v eher und Gaben. Um weitere Gaben bittet hetzltchst die kath. Ktrchenstiftung. Joseph Krem er, Kassierer. Getreide- und Produkrenprctse tu Bauyen am 2. April 1910. auf dem Markte an der Börse Gegenstand von bis von bi, >-4 4 4 4 Weizen, weiß ) 100 KZ _ do. gelb neuer ) 21 40 21 75 22 — 22 40 Roggen . . . . « 100 - — — — — — — — — do. neuer . . / 14 75 15 25 15 40 15 76 Weizenmehl. . . 50 - 11 — 20 25 — — — — Roggenmehl . . Wetzenkleie . . . 1 SO « ' ' 9 12 6 50 II - Roggenkleie. . . — — 5 75 — — — — Welzen-Futtergries Roggengries . . — — 6 50 — — — — . . — — 6 75 — — — — Gerste, neue . . . 14 60 15 60 15 — 15 80 Hafer, alter. . . 16 — 16 60 15 60 16 10 do. neuer. . . — — — — — — — — Erbsen Wicken 100 ks 25 — 30 — NL: n.v - - 31 35 — 34 36 — Kartoffeln . . . t 4 — 5 — Butler - 1 ^8 2 80 3 — Heu 100 - 9 — S 50 do. neues . . . 100 - 8 50 9 — Strob / Flegel-Drusch lOO 1-8 ) Masch.-Drusch 100 . 5 3 50 5 4 >6 70 Ferkel 726 Stück L Stück . 15 — 30 — Eine Mandel Eier. . . . — 83 — 90 Landwirtschaftliche Produkteupreise in Zittau am 2. April 1910. (Nach amtlicher Feststellung durch den städtischen Ausschuß.) 50 Kilogr. netto von bis 50 Kilogr. netto v on 4 b iS 4 Weizen weiß. . 11 ii 20 Roggenmehl . . 10 75 11 75 Weizen gelb . . 10 60 ii 10 Heu, alt .... — — — — Roggen (mahlf.) 7 20 7 70 do. neu .... 4 50 5 — Braugerste . . . 7 30 7 80 Schüttstroh. . . 2 — r 25 Futtergerste . . 6 39 6 60 Gebundstroh . . 1 50 i 70 Hafer, neuer. . 7 20 7 60 Kartoffeln. . . . 2 20 2 50 Weizenmehl. . . 17 50 19 50 Butter (1 kA) . 2 iO 3 — — 58 — Seit zehn Jahren bin ich nicht mehr hier oben gewesen. Aber schön ist's hier oben, und schön ist das Land rings herum, eine wahre Pracht." Sein Auge flog ins Weite, und in kräftigen Worten gab er seiner Freude Ausdruck. Frau Edel und Thilde standen neben ihm; Paul trieb sich mit anderen Jungen in dein Garten umher. „Ordentlich stolz sein können wir auf unsere Heimat," sagte Tafinger. „Im ganzen Schwabenlaude sieht mau nicht solche Pracht und Großartigkeit." Es ivar in der Tat ein wundervoller Anblick. Das ganze Land, so weit das Auge es überschatten konnte, war in Son nenschein und Poesie getaucht. Zn Füßen der Veitsburg lag die Stadt mit ihren engen, gewundenen Gassen, den hohen, spihgiebeligen Häusern und den beflaggten Türmen. Gegen Norden grüßten die Türme von Weingarten, mit dem Altdorfer Wald im Hintergründe. Im Westen dehnten sich gesegnete Fluren, Obstgärten und grüne Wiesen, die sich bis zum Tale der Schüssen hinzogen: dazwischen lagen schmucke Dörfer und stattsiche Höfe hinter träu menden Wäldern, über die silberweiße Wölkchen flogen. Thilde deutete hin aus gegen Westen, wo die Sonne tote ein goldenes Auge hoch am Himmel stand. „Dort liegt Euer Hof," sagte sie. „Ja — mein Hof," entgegnete Tafinger. Am liebsten hätte er gesagt; „Mein .Königreich!" — so stolz fühlte er sich in diesem Augenblicke. „Das schönste aber liegt gen Süden," sagte Thilde. „Da! Es ist wie ein Traum! Ta strecken sich wie schlanke Masten die Türme von Friedrichs hafen i» die Luft, und wie ein Silberschild glänzt der Spiegel des Bodensees herüber. Und dort — von Blumcnduft umsponnen — die Alpen!" Sie schwieg. Sie vermochte die großartige Schönheit dieses Anblickes nicht i» Worte z» kleiden. Man mußte sie empfinden. In majestätischer Pracht stieg über einen Kranz von duftumsponnenen Vorbergen das eigentliche Gebirge empor, wie ein silberner Wall, der sich trotzig und kühn zum Himmel wölbt. Da ragten sie alle empor, die mächti gen Bergriesen, vom Berner Oberland angefangen bis hinüber zu den Kolossen des Kamor, des Chalanda und des Säntis. Mächtige Silberpanzer, die in der Sonne gleißten und funkelten, schmückten die breite, steinerne Riesenbrust, und auf de» hochragenden Königshänptern strahlte die flammen zackige Krone. „Ich habe gar nicht gewußt, wie schön mein Schwabenland ist," sagte Tafinger. „Wer es noch nicht weiß, den sollte man hierher stellen, damit cr's sehen kann." „Ich weiß einen schönen Spruch von dem Lande, Vettter Tafinger," sagte Thilde. „Ei — so laß hören," sprach dieser. „Etwas Schönes hört auch mal ein Bauer gern." „Das Land der Alemanen, mit seiner Berge Schnee, Mit seinem blauen Auge, dem klaren Bodensee, Mit seinen gelben Haaren, dem Aehrenschmuck der Auen: Recht wie ein deutsches Antlitz ist solches Land zu schauen." „Wer hat das gedichtet?" fragte Tafinger. „Viktor von Scheffel." „Den Mann kenne ich nicht. Aber schön ist's, Thilde. Und ein lieber, guter Mensch muß das sein, der das gesagt hat." — 59 - „Vravo! Bravo!" sagte eine etwas schnarrende Stimme dicht hinter Thilde. „Das haben Sie famos gemacht, ganz famos —" Thilde ward feuerrot und wandte sich hastig zur Seite. Da stand ein langer, eleganter Herr, der sich wohl ein halb dutzendmal verbeugte. „Famos, Fräulein Edel, ganz famos! — Ich habe die Ehre, Frau StadtratI" Und dann wandte er seine überschlanke Gestalt Tafinger zu, riß den goldenen Kneifer von der Nase und sagte, sich vorstellend: „Assessor Fink aus Frankfurt." Auf Tafinger schien der Nachsatz keinen besonders großen Eindruck zu machen. Er rückte seine massige Gestalt noch höher hinauf, berührte mit zwei Fingern der Rechten seinen Hutrand und sagte, den jungen Mann mit seinen kalten, grauen Augen musternd, ganz gemessen: „Guten Tag!" Der Assessor zuckte die Achseln und ein mitleidiges Lächeln flog über sein schmales, hochmütiges Gesicht. Er ignorierte Tafinger und wandte sich Thilde zu, die immer noch rot war bis an die Ohren, und begann ein Ge spräch über einen interessanten Fall, den er heute bei Gericht behandelt hatte. Tafinger setzte sich neben Frau Edel an den Tisch und sagte, nach dem Assessor hinüberwinkend: „So ein Kautschukmann! Was will er denn, der Schönmehlschwätzcr?" „Es ist der Sohn eines Geschäftsfreundes von Edel, eines Großkauf« mannes, und drängt sich an Thilde heran. Abweisen können wir ihn nicht gut." Und mit bekümmertem Gesicht setzte sie hinzu: „Ich weiß nicht, was daraus noch werden soll." Tafinger kniff die Lippen ein und betrachtete den jungen Herrn mit mißtrauischen Blicken. Der Assessor saß »eben Thilde, und sein Mund stand nie still. Das mißfiel Tafinger: er mochte die Vielschwätzer nicht leiden. Zudem war die bewegliche, quecksilberne Natur des jungen Mannes seinem ernsten, etwas steifen, gesetzten Wesen zuwider. Er hörte nur zu und sagte kein Wort; aber seine strengen Augen ruhten durchdringend auf dem Gesichte des jungen Mannes. — Als dieser im Laufe des Gespräches verschiedene Einrichtungen der Stadt Ravensburg bemängelte und Leute und Leben daselbst kleinstädtisch und altmodisch nannte, legte Tafinger seine Faust schwer auf den Tisch und sagte in seiner kurzen, derben Weise: „Herr — laßt mir Ravensburg in Ruh! lieber Ravensburg geht nichts I" Und er erhob sein Glas, nickte Frau Edel und Thilde zu und sagte: „Ravensburg — sollst leben I" Der Assessor lachte über den ungeschlachten Bauern, und in der anzüg lichen Art der Städter, die den Landbewohnern gegenüber gern ihre geistige Ueberlegenheit herauskehrcn, sagte er mit unverkennbarem Spotte: „Ihr seid wohl einer von denen, die man bei uns „Seehasen" heißt. Da weiß ich ein schönes Sprüchlein: „Pots Veitle, luag, luag — was ist das? Das Ungeheuer ist — en HasI" Er lachte über seinen guten Witz, indes Thilde und ihre Mutter wie aus Kohlen saßen. Tafinger zuckte zusammen, als hätte ihn einer mit der Peitsche über daS Gesicht geschlagen. Ohne ein Wort zu sagen, erhob er sich in seiner