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Schule zählte Ostern 1906 : 318, 1907 : 334. 1908 : 284. 1909: 867 und zählt Heuer 265 Kinder. Also gegen 1907 ist eine Abnahme von 69 katholischen Schulkindern festzustellen. Diese Verminderung resultiert keineswegs aus dem Weg züge. sondern in den verminderten Neuaufnahmen für das erste Schuljahr. Im Jahre 1906 wurden 46, 1907: 56, 1908 : 28. 1909 : 32, 1910 : 27 Neulinge ausgenommen. Die überraschende Minderaufnahme erklärt sich aus der großen Zahl derjenigen Schulkinder aus gemischten Ehen mit katholischen Vätern, die der evangelischen Schule zugeführt werden. Für die letzten zwei Jahre sind dahingehende Erhebungen angestellt worden, die ergaben, daß Ostern 1909 von den katholisch zu erziehenden schul pflichtigen Kindern 21 die katholische Schule erhielt, 27 die evangelische. Ostern 1910 wurden von den katholisch zu er ziehenden Kindern 18 der katholischen, 24 der evangelischen Schule zugeführt. Selbst Kinder, deren Geschwister die katholische Schule besuchen und besuchten, wurden neuer dings der evangelischen Schule zugefllhrt. Trotz der Ver minderung der Schülerzahl wird sich aber eine Teilung der Oberklasse, die Heuer 61 und in den nächsten Jahren über 70 Kinder zählt, nicht umgehen lassen, so daß aus unserer siebenklassigen Schule eine achtklassige wird. h,. 8 Dresden. (Kath. Kasino.) Auf den heute, Sonntag den 17. April stattfindenden Theaterabend wird auch hierdurch nochmals aufmerksam gemacht. Alle lieben Mitglieder nebst Angehörigen, sowie unsere werten Gäste werden um rege Beteiligung gebeten. Freunde des Froh sinns und der Heiterkeit werden ihre Rechnung finden. Karten sind auch an der Abendkasse erhältlich. Näheres siehe Anzeige. 8 Drrsdcn-Altstadt. (Volksvcrei n.) Am 24. d. M. abends 8 Uhr im Gesellenhause Versammlung mit zwei Vorträgen. Jeder Katholik über 18 Jahren herzlich will kommen. 8 Dresden-Löbtau. Der kath. I ü n g l i n g s v e r e k n begeht ani Sonntag den 17. April sein viertes Stiftungsfest. Die weltliche Feier findet abends 8 Uhr im Parterresaals des Etablissements Dreikaiserhof in Löbtau, Tharandter Straße, statt. Geboten werden musikalische und deklama torische Aufführungen. Hierdurch werden alle Eltern, Ver wandte und Freunde der Mitglieder, sowie Gönner des Ver- eins und die lieben Gemeindemitglieder freundlichst ein geladen. 8 Dresden-Pieschen. Heute Sonntag abends 8 Uhr veranstaltet der Volksverein für das katho lische Deutschland (Ortsgruppe DreSdcn-Pieschen- Lößnitzortschaften) zwei Vortragsabende in der Barbara- schänke, Riesaer Straße 58, und im Hotel „Weintraube" (für die Lößnitz). Gesprochen wird an beiden Orten über das Thema: „Was muß der Katholik von den glaubens feindlichen Bestrebungen unserer Zeit wissen?" Anfang 8V2 Uhr. 8 Dresdru-Strehleu. Gelegentlich des heutigen Gottes- diensteS in der Turnhalle (Mockritzer Str. 19) hält der hiesige kath. Verein gemeinsame Kommunionfeier ab. Die verehr!. Mitglieder der Gemeinde werden um recht zahlreiche Beteiligung gebeten. Gelegenheit zur hl. Beichte ist am Vorabend von 7 Uhr. vor dem Gottesdienste von 8 Uhr ab. — Sonntag den 1. Mai veranstaltet der Verein eine Wanderversammlung nach Leubnitz-Neuostra (Gasthaus- zum Bergschlößchen, Friebelstr. 10), worauf schon heute hingewiesen sei. Die nächste Monatsversammlung findet am 8. Mai im VereinSzimmer statt. 8 Bautzen. Der Volksveretn hält Sonntag den 24. Avril im Bürgergarten einen großen Vortragsabend ab. Als Redner ist Herr Neichstagsabgeordneter Schiffer au? Berlin gewonnen worden. Auch wird noch ein zweiter auswärtiger Redner sprechen. 8 Ostritz. (Freie Vereinigung kath. Leh rer in der s ü d l. Oberlausitz.) Bei sehr zahlreicher Beteiligung — 21 Mitglieder und 5 Gäste — hielt die „Freie Vereinigung kath. Lehrer in der siidl. Oberlausitz" am vergangenen Mittwoch im katholischen Vereinshause zu -Ostritz ihre dritte diesjährige Versammlung ab. Den Haupt gegenstand der Tagesordnung bildete ein Dortrag des Herrn Rechtsanwalts Pech (Ostritz) über „Rechtsfähige Vereine". Redner behandelte in klarer und ausführlicher Weise an der Hand der einschlägigen Gesetze den Begriff des rechtsfähi gen Vereins, die für Erwerbung der Rechtsfähigkeit zu er- städtische Zeitungen, die am sonnenhellen Mittag einem nicht sagen können, wo Süden ist. Wenn man ihnen die Mondsichel zeigt, so wissen sie nicht, ob es das erste oder das letzte Viertel ist. Und daß sie am gestirnten Himmel die Fixsterne von den Planeten unterscheiden könnten, ist erst recht ausgeschlossen. Sie haben ja eigentlich überhaupt noch keinen ordentlichen Blick auf den Sternenhimmel ge worfen. In den Straßen der Stadt wirft man hin und wieder mal einen Blick auf eineu kleinen Ausschnitt des Sternenhimmels; man sieht da eine Portion leuchtender Punkte, aber man guckt bald wieder fort, »veil man sich nichts dabei denkt. Die Sternbilder hat man vielleicht im Schulatlas mal angucken müssen; am Himmel selbst die Sternbilder und die großen Diamanten in ihm aufzusuchen, das ist zu mühsam und „lohnt sich nicht". In den städti schen Straßen wird ja bei Eintritt der Dunkelheit so viel Bogen- und Preßgaslicht angezündet, daß das bißchen Ster- nenschein dagegen erblaßt. Ter Asphalttreter guckt nur dann nach oben, wenn dort ein Luftschiff schwebt; sonst hat er für seine Augen reichlich Beschäftigung beim Begucken der Schaufenster, der Passanten, sowie beim Ausweichen. Die Schule kann der Jugend die Pflanzenkunde und die Tierkunde besser beibringe» als die Sternkunde. Denn während der Schulstunden scheinen die Sterne noch nicht, und in den Abendstunden sind die Kinder nicht zu haben. An den frostigen Winterabenden, wo die Sterne am hellsten leuchten, ist die Temperatur für einen Lehrkursus im Freien ettvas rauh, und im Sommer würde aus der gemeinsamen Sternenbeobachtung eine Nachtschwärmerei werden.. So erklärt sich das Uebel, aber ein Uebel bleibt es doch. Es geht der Menschheit die allerreichste Quelle der naturkund lichen Bildung und Erbauung mehr und mehr in Verschütt. Man haftet an Kleinigkeiten und verliert den Blick für das füllenden Bedingungen und zeigte schließlich an zahlreichen Beispielen die Vorteile, die einem Vereine aus der Rechts fähigkeit erwachsen. Der wohlverdiente Dank wurde dem geschätzten Herrn Redner für seine praktischen Vorschläge und seine klaren, in uneigennütziger Weise — was besonders hervorgehoben sei — der Vereinigung gebotenen Ausfüh rungen durch Erheben von den Plätzen zum Ausdruck ge bracht. Eine lebhafte Aussprache und die Beantwortung mancher Anfragen durch den Herrn Redner bildete die nutz bringende Fortsetzung des gehörten Vortrages. Es folgte eine Aussprache über die Lesebuchangelegenheit, wobei ins besondere der Neuauflage des dritten Bandes vom „Kinder freund" gedacht wurde. Die Herren Kollegen Rickl und Bernet gaben sodann verschiedene Neuerscheinungen vom pädagogischen Büchermärkte bekannt: Willmann: Aus Hör saal und Schulstube", Keppler: „Mehr Freude", Förster: „Jugendlehre", „Jahrbuch des Vereins für christliche Er ziehungswissenschaft", „Blätter für christliche Erziehungs wissenschaft", Huberich: „Der Zeichenunterricht". Endlich wurde auch für dieses Jahr in den Sommerferien der üb liche gemeinsame Ausflug festgesetzt mit dem Ziele: Die böhmische Schweiz. Ein ausführliches Reiseprogramm wird für etwaige Teilnehmer veröffentlicht werden. Die nächste Versammlung findet am 8. Juni auf der „Bergschenke" in Königshain statt und wird einen Vortrag des Herrn Direk- tor.Kurze (Zittau) über „Förster" (Zürich) bringen. Der Vereinigung traten die Herren Lehrer Heber und Scholze, beide in Seitendorf, als Mitglieder bei, so daß die Mit gliederzahl gegenwärtig 39 beträgt. Reime. Kirche und Unterricht. k Die katholische Hierarchie Englands besteht im Sep tember 60 Jahre. Die Katholiken Englands werden die Feier im Juni begehen. Es geschieht aus zwei Gründen. Erstens fällt der Konsekrationstag der Kathedrale von Westminster in den Juni, zweitens trifft in den Juni auch der Jahrestag der Dedikation Englands und Wales an die Muttergottes und den Apostelfllrsten Petrus. Die Kathe drale wird am Dienstag den 28. Juni konsekriert werden, und am folgenden Tage wird vom Erzbischof Dr. Bourne ein Pontifikalamt in Anwesenheit sämtlicher Bischöfe abge halten. Als vor zehn Jahren das goldene Jubiläum war. fand keine besondere zentrale Feier statt, weil der Erz bischof von Westminster krank und die Kathedrale noch nicht fertiggestcllt war. Am 29. September Unterzeichnete Papst Pius IX. die Bulle, durch die nach einer Pause von 300 Jahren eine katholische Hierarchie Englands eingesetzt wurde. Die „Times" ließ einen fulminanten Artikel vom Stapel, worin sie die Errichtung einer Diözese Westminster als eine Schande für das Reich und eine Verletzung und Verhöhnung der königlichen Rechte bezeichnet«:. Lord John Rüssel — so schrieb später Gladstone — tauchte seine Feder in Galle und schrieb ein Manifest an den protestantischen Bischof von Durham, die Geistlichen der anglikanischen Kirche wandten sich an ihre Bischöfe, die Bischöfe an die Königin. Fast alle Blätter verlangten, die Regierung solle den katholischen Bischöfen verbieten, die englischen, ihnen vom Papste verliehenen Titel zu führen. An Guy Fawkens Day wurden überall Bilder des .Kardinalerzbischofs Wise- nian verbrannt, die Kirchenfenster wurden den Katholiken eingeworfen und die Geistlichen belästigt. Der Kardinal kam vier oder fünf Tage nach dem Brandmanifest des Angli kaners Rüssel in London an und schrieb sofort seinen „Brief an das englische Volk", der 6^ Kolumnen in der „Times" einnahm, ein ebenso mächtiges als wirkungsvolles Elaborat zugunsten der religiösen Freiheit. Die Volksfurie kam dennoch noch nicht ganz zum Stillstand, und die Titelbill wurde im folgenden Jahre wirklich Gesetz. Da aber ihre Strafen gegenüber den katholischen Bischöfen nie ange wendet wurden, hat jener katholische Historiker recht, der schrieb, die Bill sei ein imaginäres Mittel gegen eine imagi näre Aggression gewesen. Im Jahre 1871 wurde sie von ihrem größten Gegner, dem unvergeßlichen Gladstone, in aller Ruhe kassiert. Die Diskussion über, die Bill hatte aber den Vorteil gehabt, daß die Gemüter sich abkühlen konnten und daß in kürzester Zeit Newman seine Arbeiten über den „Glaubensfrühling Englands" veröffentlichte. In der zweiten Lesung hielt Gladstone eine so gehaltvolle Rede, daß sein Biograph von ihr sagt, sie sei eine der vier Meisterreden des großen Politikers gewesen. Große und das Ganze. Die unmittelbare Fühlung mit dem Weltall fehlt. 8ursum aorcka! Empor die Augen und die Herzen, empor von unserer winzigen dunklen Erde in den unendlichen Raum, wo unzählige Sonnen kreisen in Abständen, die mit einem irdischen Maße gar nicht zu messen sind, sondern nur nach Lichtjahren geschätzt werden können. Hinauf den Blick in die riesige Wunderwelt der Sterne! Es gibt kein besseres Mittel, um die eigene Win zigkeit und die unendliche Größe des Schöpfers sich zum durchdringenden Bewußtsein zu bringen. Eigentlich sollte in der Kirche von Zeit zu Zeit eine astronomische Predigt gehalten werden! Was die Schule nicht leistet, sollten die verständigen Eltern »ach Kräften zu ersetzen suchen. Auch wenn der Vater keine große Sternenweisheit aus den Büchern gelernt hat, so kann er doch die Kinder zur häufigen Betrachtung des Sternenhimmels, zur Beobachtung des Sonnen, und Mondlaufes usw. anhalten. Ferner sollte man in den Ver> einen für die reifere Jugend den Blick auf den gestirnten Himmel pflegen. Es gibt ja in volkstümlichen Büchern und Karten genug liandliche und billige Hilfsmittel, mit denen sich die Vereinsleiter befähigen können, um ihren jungen Freunden die wichtigsten Sternbilder und die her vorragendsten Sterne bekannt zu machen. Wer so dahin gebracht ist, daß er am Himmel etwas Bescheid weis, der wird immer wieder gern seinen Blick aufwärts richten, da er nicht mehr eine wirre Masse von strahlenden Punkten sieht, sondern einen wohlgegliederten Aufbau von unermeß lichen Herrlichkeiten. Die sinnige Betrachtung des Weltalls, das der All> mächtige aus dem Nichts hervorgerufen hat und nach seinen ewigen Gesetzen sich entwickeln und bewegen und ausleben läßt, ist ein vortreffliches Abend- oder Morgenrot. Soziales. « Arbeiterschutz für die Konservrnarbeiter. Das „Bulle- tin des internationalen Arbeitsamtes" veröffentlicht soeben eine Verordnung betreffend die Beschäftigung von Arbeite rinnen in Betrieben zur Herstellung von Gemüse-, Obst und Fischkonserven. Der Bundesrat hat für Betriebe der oben erwähnten Art, in denen mindestens zehn Arbeiter be> chäftigt werden, Bestimmungen über die Beschäftigung von Arbeiterinnen erlassen. Arbeiterinnen über 16 Jahren mrfen an den Werktagen an höchstens 60 Tagen im Kalen derjahre unter besonderen Bedingungen beschäftigt werden. Die Beschäftigung darf nicht vor 4i/L Uhr beginnen und nicht länger als bis 10 Uhr abends dauern, wobei die Ar beitszeit täglich 13 Stunden nicht überschreiten darf. Dis ununterbrochene Ruhezeit muß mindestens 8sH Stunden betragen. Findet die Beschäftigung am Sonnabend oder am Vorabend eines Festtages statt, so ist sie über 7^4 Uhr abends nur dann gestattet, wenn die in dieser Weise beschäft igten Arbeiterinnen an folgenden Sonn- und Festtagen arbeitsfrei bleiben. An einer deutlich sichtbaren Stelle ist eine Tafel aufzuhängen, auf der der Betriebsunternehmer vor dem Beginne der Ueberzeitarbeit das Datum und nach ihrer Beendigung die Zahl der Arbeitsstunden -er clm längsten beschäftigten Arbeiterinnen, sowie Beginn und Ende der Nachtruhe einzutragen hat. « Arbeitseinstellungen in den verschiedenen Ländern Europas. Jetzt erst ist eine vollständige Aufstellung aller Arbeitseinstellungen während des Jahres 1908 erschienen. Es fanden statt: in Deutschland 1347 Arbeitseinstellungen, in Frankreich 1073 Arbeitseinstellungen, in Oesterreich 721 Arheitseinstellungen, in England 399 Arbeitseinstellun gen, in Ungarn 201 Arbeitseinstellungen, in den Nicder- anden 108 Arbeitseinstellungen, in Belgien 104 Arbeits einstellungen in der Schweiz 93 Arbeitseinstellungen. Die reien Syndikate Deutschlands, die sozialistisch sind, haben ür die Arbeitseinstellungen im Jahre 1908 über 15 Mil ionen Mark verwendet, welche Summe einem Drittel ihrer sonstigen Ausgaben gleichkommt. Die englischen Tradcs- Inionisten verwendeten für denselben Zweck nur 2,7 Mil ttonen Mark, das sind 6^/2 Prozent ihrer ganzen Ausgaben. Aus der Frauenwelt. k Die Lage der Heimarbeiterinnen. Ueber diese Frage hat der den christlichen Gewerkschaften angeschlossene Ge werkverein der Heimarbeiterinnen Deutschlands eine Er hebung veranstaltet, deren wesentlichste Ergebnisse das Or gan des letzteren, „Die Heimarbeiterin", in seiner neuesten Nummer mitteilt. Zuni Zwecke der Erhebung waren 3000 Fragebogen ausgegeben worden. Von diesen kamen 1506 gefüllt zurück, und 1351 lieferten statistisch brauchbares Ma terial. Die Angaben beziehen sich auf das Alter, den Fa milienstand, die häuslichen Verhältnisse, die Länge der Ar beitszeit, den Stunden- und Wochenlohn, sowie die Kran- ^»Versicherung der in Betracht kommenden Arbeiterinnen. Was die an dieser Stelle Wohl am meisten interessierenden Verhältnisse anbelangt, so ist bezüglich der Arbeitsräums in den Fragebogen die gleichzeitige Benutzung als Schlaf raum mit 43,39 (Berlin), bezw. 41,47 Prozent (Provinz) angegeben, als Kochraum mit 43,97 bezw. 34,30 Prozent, als alleiniger Raum für Kochen, Schlafen und Arbeiten — oft noch andere Arbeit neben der Frauenarbeit — mit 11,78 bezw. 19,34 Prozent. Die Auskünfte über die Wohnungs verhältnisse gehen hier und da über das Schema des Frage bogens hinaus, zum Beispiel heißt es einmal: „In dem einzigen vorhandenen Raume, der zur Arbeit, zum Schlafe» und Kochen dient, liegt seit sieben Jahren eine gelähmte Großmutter, die das Zimnier nie verlassen kann." Ein anderer Bericht lautet: „Neun Personen leben in einem Raume, in welchem auch gewaschen wird!" Die Angaben über die Arbeitszeit lassen diese als außerordentlich mannig faltig erscheinen. Die Länge derselben hängt von den ver schiedensten Ursachen ab. Die häufig wiederkehrenden An gaben: „Vom vielen Maschinennähen unterleibskrank", „Leidet an den Folgen mangelhafter Ernährung," „Klagt über große Augenschwäche" usw. beweisen, daß die Heim arbeiterinnen ihre Arbeitszeit nicht nach Belieben beschrän ken, sondern hierbei oft nur ihrer verminderten Leistungs fähigkeit Rechnung tragen müssen. In anderen Fällen be stimmt die Rücksicht auf eine große Kinderzahl, auf Pflege bedürftige Alte oder Schlafleute die Arbeitszeit, während kränkliche, verivachscne oder sehr alte Frauen überhaupt nur zeitweise und dann sehr wenig arbeiten können. Die höchste Stundenzahl, 18 ani Tage, finden wir in der Damen konfektion und Schirmbranche. Dann folgen Herrenkonfek tion, Bändchenarbeit und Schürzenbranche mit je 16, Kra watten, Wäsche, Kinderkonsektion und Handschuhe mit je 15, Trikotsachen, Hüte, Unterröcke mit 14 Stunden Höchst- arbeitzeit. Ter niedrigste Mindeststundenverdienst beträgt 2.5 Pfennig für Spitzennähen, dann folgen 2,77 Pfennig für Nadelkissen, 3,57 Pfennig in der Herrenkonfektion, 3,85 Pfennig für Filzschuhe usw. bis 10 für Zigarcttenwickeln und Tabakstreifcn. Mehr als 10 Pfennig Mindeststunden verdienst findet sich in folgenden Branchen: 10,40 Pfennig für Schürzen, 12 Pfennig für Gürtel. Gamaschen und Ban dagen usw., bis 20 Pfennige für Glühlampenhülsen. Noch höhere Mindeststundenvcrdienste findet wir in Bändchen arbeit mit 21 Pfennig, Kartonnagenarbcit und Kränzebin den niit je 25 Pfennig, Doktormäntel mit 42 Pfennig, Federkräuseln mit 42,45 Pfennig. Als höchster Stunden verdienst findet sich in der Weißstickerei 66,66 Pfennig. Dann folgen Doktormäntel mit 52,5 Pfennig, Damenkon fektion und Trikotsachen mit 41,66 Pfennig, Unterröcke mit 37,88 Pfennig, Filzschuhe mit 37,5 Pfennig usw. Ent- sprechend den Stundenlöhnen schwankt auch der Wochenlohn, nämlich zwischen 2 und 25 Mark. Der außerordentliche Tiefstand der Arbeitslöhne in manchen Branchen läßt un seres Erachtens auf die Dauer die Schaffung von Lohn ämtern zwecks Feststellung gesetzlicher Mindestlöhne, wie sie kürzlich in England durch besonderes Gesetz eingeführt worden sind, nicht mehr umgehen. Hier liegt der Angel punkt für alle Bestrebungen, die sich eine wirkliche Reform der Heimarbeit in Deutschland zum Ziele setzen. Zu hoffen ist, daß bei den Beratungen des jüngst eingebrachten Haus arbeitsgesetzes eine Form gefunden wird, die den Zwecken