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Zur parlamentarischen Lage in Oesterreich (Bau einem kerv kragenden Politik r) Wien, den 15. April 1910. Die Situation im österreichischen Abgeordnetenhause hat sich durch die gestrige Abstimmung wenigstens nach einer Richtung hin geklärt. Die Mehrheit, die sich bei der Ab stimmung über die Verschiebung der einzelnen Gegenstände der Tagesordnung herausgestellt hat, hat durch dieselbe eine Kraftprobe bestanden und die aus der slawischen Union und den Sozialdemokraten sich zusammensetzende Opposition unleugbar eine Schlappe erlitten. Diese ist für sie um so unangenehmer, als sie ja gerade diesen Anlatz zu einer po litischen Aktion ersten Ranges durch eine seit Wochen be- triebene Vorarbeit erhoben haben und sich nunmehr die Unproduktivität ihrer ganzen Politik vor aller Welt kund- getan hat. Es ist übrigens gewih kein Zufall, dah der Führer der Jungtschechen Dr. Kramar und sein General- stabschef, sowie eine grotze Anzahl Mitglieder der slawischen Union bei dieser Abstimmung gefehlt hat. Die Einigkeit innerhalb der die slawische Union bildenden Parteien ist stark gestört und vielfach macht sich in den einzelnen Partei gruppen eine Verstimmung, ja Verbitterung gegen den Terrorismus geltend, der insbesondere von seiten des Ab geordneten Schusterschitz unter Zuhilfenahme einiger der Herren von den tschechischen Agrariern etabliert hat. Man ist sich in diesen Kreisen darüber klar, dah die unfruchtbare Negation, in der bisherigen Weise fortgesetzt, zu keinem Resultate führen kann, daß die Lage des tschechischen Volkes sich bei Fortsetzung dieser Politik nur zu verschlimmern ver mag. Uebrigens ist der Kampf zwischen den einzelnen tsche chischen und südslawischen Gruppen ein so intensiver, daß die Gegnerschaft zwischen Mehrheits- und Minderheitsparteien dagegen nur als Kinderspiel sich darstellt. Der Vorstand der christlichsozialen Partei hat in seiner letzten Konferenz mit dem Ministerpräsidenten vor allem darauf Wert gelegt, daß endlich positive Arbeit im Hause geschaffen, daß dasselbe nicht nur für einige Regierungsnot wendigkeiten, sondern insbesondere auch für wirkliche Volks- wünsche aktionsfähig gemacht werde. Der springende Punkt in unserem ganzen parlamentarischen Leben ist der deutsa,- tschechische Streit in Böhmen, der unbedingt, wenn nicht be seitigt, so doch abgeschwächt werden mutz, damit auch bei den wirtschaftlichen und sozialen Fragen eine von den Nationa litäten unabhängige Gruppierung der Parlamentsparteien erfolgen könne. Die christlichsoziale Partei empfindet es als eine schwere Belastung, mit gewissermaßen gebundenen Händen diese schwere Vernachlässigung der Interessen der breiten Volksmassen zuzugeben und sie hat daher auch einen energischen Appell an die Regierung gerichtet, ihrerseits das Möglichste dazu zu tun, daß der gegenwärtige unhaltbare Zustand im Parlamente endlich gebessert werde. Sie wird es insbesondere als eine ihrer Hauptaufgaben betrachten, in dieser Session die Frage einer dauernden Reform der Geschäftsordnung anzuregen und damit auch die Grundlage für die vollkommene Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit des Hauses zu schaffen. Wie berechtigt auch die Klagen immer sein mögen, die gegen das gegenwärtige Parlament erhoben werden, die christlichsoziale Partei weiß sich von denselben schuldfrei und sie hat auch durch ihr jüngstes Ver halten wiederum für jedermann kundgetän, daß sie alles daransetzt, das Volkshaus zu dem zu machen, was es wirk- lich sein soll: dem Hort der Volksinteressen und der mäch tigsten Stütze des Vaterlandes. Deutscher Reichstag. k. Berlin. Sitzung vom 15. April 1910 Auf der Tagesordnung siebt der GesetzenUvurf betr. Wert- zn >vochssteuer. Präsident Graf Schwerin schlägt vor, sich mehr an diese Vorlage zu halten und nichr auf die N R. zu breu einiugeven. Äbg. Fischer (soz.): Wir lassen unS die Redefreiheit nicht beschränken Staatssekretär Wermntb begründet die Vorlage. ES fiel den» BundeSrat schwer, diese Vorl ge einzubringen. Aber die Verhältnisse zwingen bieru; Gew inde und BimdeSüaa en füh «n die WertzuwachSsiener immer mehr ein. So bleibt am Kode dem Reiche nichts mehr übrig. Wir müssen daher jetzt zugretfeu. Träger der Steuern ist der Veräußerer. die Steuer beträgt in der Regel 25—30 Proz. des Wertzuwachse«, nur ln selienen Fällen werden Abweichungen eir.treten. Den Gewe nden ist der Anteil vom Ertrag au' 40 P>oz. zugeiprochea, der BandeSstoat erhält 1V Proz. Ganz kann sie nicht den Gemeinden überlassen blerden, denn die Gründung deS Reiches hat die wirtschaftliche Blüte gebracht, daher har «S auch Anspruch auf einen Teil des EewtnneS. Reich und Gemeinden haben dieselben Interessen, letztere sind besonders interessiert. Sie erhalten mit einem Schlage eine ergiebige Einnahmequelle. Da» Reich aber soll zunächst auf höhere Einnahmen verzichten Die Einnahmen des Reiches können nur geschäht werden Der Wert zuwachs wird pro Jahr auf 350 Krll. Mk. geschätzt; die Steuer hieraus aus 28,26 Mrll Mk. berechnet, mrt dem Steucrausschlag 44,4 Mill. Mk. Das Reich würde also im günstigsten Fall nur erhalten, was e« durch Herabsetzung der Grundstückamsatzsteuer aufgibt. Wetter kann da» Reich in seiner Selbstlosigkeit nicht mrbr gehen. iHeitcrkeit.) Um eine PluSmacheret des Reiche« handelt e» sich gar nicht. Der BundcSrat hält an seinen Grundsätzen der Etat-aufstellung fest, um mehr Geld für da« Reich handelt e» sich gar nicht. Wenn daS Gesetz jetzt nicht angenommen wird, ist die gan»« Wertzuwachssteuer nicht nirhr zu machen- Da« Schicksal liegt in Ihrer Hand. Abg. Graf Westarp (kons.) äußert eine Reihe von Bedenken gegen die Steuer, die beim Erbfall schwer trifft, wa» Redner er läutert. DaS Reich muß seinen Anteil an der Steuer haben. Wo durch eigene Arbeit gewonnen wird, soll nicht gesonderi oersteueit werden. «bg. Dr. Südekum (Soz): Die Vorlage will nur die Kasse des Reiches füllen und das holten wir nicht für geboten. Dem Gedanken der Reichtwerlzuwachrsteuer stehen wir sympathisch gegenüber. Var preußische LandwrrrschaslSministerium verlaust Ländereien in der Nähe der Großstädte um die Spekulation zu befördern. Diese« Verhalten ist ganz unglaublich, dieser Schaden kan« nicht mehr gut gemacht weiden. Ler Aureil an dem Steuer- Vertrag ist nicht richtig seriell». Drc Bundesstaaten brauchen keinen Anteil, die Gemeinden stad höher zu besteuern. Die S euer- sätze find zu niedrig Die Erträgnisse der Wertzuwachs teuer sind zur Aufhebung indirekter Steuern zu verwenden, zumal die Steuer immer rascher anwächst. (Be fall bnki.) Preug. Finanzminister Freiherr v. R h e i n b a b e n: Man kann den letzteren Weg nicht beschretten, ohne den Erfolg der ganzen Reichsfinanzreform zu gefährden. Redner nimm', da? Landwirlschaftsmtuisterium in Schutz. Die Bundesstaaten haben einen Anspruch auf eine Beteiligung an der Steuer. Württem berg z. B. könnte seinen Stuttgarter Bahnhof nicht bauen. Der Einzug der Steuer wird viele Beamte nötig machen. Diese Beamte werden viel aufzehren. 10 Prozent ist etn sehr maß voller Vorschlag. Abg. Cuno (Frcts. Dpt.): Die Vorlage ist «in Rest der Finanzreformvorlage. Der Grundbesitz wird zu hoch belastet. OLelzer: Sonst sagen Sic das Gegenteil. Heiterkeit!) Die Vorlage verfolgt eine Plusmacherci und bringt 10 Mill. Mark mehr ein, als man im Vorjahr berechnete. Dir Steuer muß der Käufer tragen und so wird die Wohnung nur verteuert. Staatssekretär Wermuty: Die Finanzoerwaltung darf bei aller Berücksichtigung doch auf eine Einnahme rechnen. Abg. Dr. Weber (natl.): Wir stehen der WertzuwachSsteucr sympathisch gegenüber. DaS Reich soll Einnahmen erhalten. Der Entwurf ist technisch vorzüglich ausgearbeitcl. Redner bringt eine Reihe von Wünschen vor. Abg. Dr. Spahn (Zentr.) begrüßt die Vorlage; sie ent- spricht einer Forderung des Reichstages Ueber Einzelheiten muß die Kommission entscheiden. Der Anteil der Gemeinden wird ge- wahrt bleiben. Es ist nötig, daß das Gesetz schnell verabschiedet wird. DaS Reichsschatzamt hat seine Ansichten schnell gewechselt; daS ermuntert den Reichstag, an seinen Anschauungen festzuhallen. Wie steht cs mit den abgeholzten Wäldern, die aufgeforstet und dann verkauft werden. Das Gesetz muß n»ch in dieser Session erledigt werden. Abg. Dr. Arndt (Reichsp.) ist gegen da« Besetz; die Zahl der Beamten werde zu hoch. Die kleinen Landwirte werden schikaniert. ^<?IAbg. Raab (W. Ver.) ist für das Gesetz, will aber eine Reihe von Veränderungen. Die Diskussion schließt. Die Vorlage wird dem Anträge dcS Abg. Grafen Westarp (kons.) entsprechend an eine Kommission von 28 Mitgliedern ver wiesen. Die Tagesordnung ist erledigt. Sonnabend 11 Uhr: Reichsbesteuerungsgesetz: Aufstandsaus gaben für Südwestafrrka; Fernsprcchgebührenordnung. Schluß 6>/i Uhr. Aus Stadt und Land. (Horts etzunq aus dem Hauptbiatt.) —* Der Internationale Armee-Gepäck wett in a r s ch, der im vorigen Jahre mit gutem Erfolge vom Dresdner Fußballklub 1893 veranstaltet worden ist, soll auch in diesem Jahre und zwar am 24. April wiederholt werden. Meldeschluß ist Sonntag den 17. April mittags 12 Uhr. Der Einsatz beträgt 3 Mark, für Militärpersonen 50 Pfennige. Der Start befindet sich an der Grenadier kaserne in Tresden-Albertstadt. Der Marsch geht über die Heerstraße nach der Heidemühle, über Radeberg, Lotzdorf, Langebrück, Klotzsche und wieder zurück nach Dresden, wo sich das Ziel auf dem Sportplätze befindet. Das Sächsische Kriegsministerium hat für den zuerst ankommenden Sol daten einen Ehrenpreis gestiftet. Außerdem stehen noch ein Wanderpreis des Herrn Geh. Kommerzienrat Lingner, so wie Ehrenpreise von einigen Vereinen zur Verfügung. —* Eine gemeinsame Uebungsfahrt des deutschen, sächsischen und österreichischen freiwilligen Automobilkorps von Dres den nach Wien findet, wie bereits mitgeteilt, vom 11. bis 13. Mai statt. Bis jetzt sind 56 Wagen gemeldet, wovon 30 auf das deutsche Automobilkorps entfallen. An der Fahrt werden sowohl Se. König!. Hoheit Prinz Heinrich von Preußen und Se. Hoheit der Herzog Adolf Friedrich zu Mecklenburg teilnehmen. Der Start findet am Morgen des 11. Mai in Dresden statt. Se. Majestät der König hat sein Erscheinen hierzu zugesagt. Die meisten Teilnehmer treffen bereits am 10. Mai in Dresden ein, um dem Con cours Hippique beizuwohnen und wenn möglich, eine Auf fahrt vor Sr. Majestät dem König zu veranstalten. Nach der Ankunft in Wien folgen die Teilnehmer einer Ein ladung des ungarischen Automobilkorps zu einer Fahrt nach Budapest und einem Ausflug in die Tatra. Bei dieser Ge legenheit sollen die Güter und Jagdreviere des Grafen Geza Andrasch, des Präsidenten des ungarischen Automobil klubs, besichtigt werden. —* Die Begründung einer gemein nützigen Gesellschaft für Milchausschank für das Königreich Sachsen ist von: sächsischen Landes verbände gegen den Mißbrauch geistiger Getränke vorbe reitet worden. Auch der Landeskulturrat für das König- reich Sachsen hat sich bereits mit der Angelegenheit be schäftigt. für welche bis jetzt 10 500 Mark gezeichnet worden sind. Am 27. April veranstaltete der Dresdner Bezirks- Verein gegen den Mißbrauch geistiger Getränke einen Vor trag über die geplante Gründung. Leipzig. Von schwerem Herzeleid betroffen wurde die Familie eines in der Nnumburger Straße wohnhaften Zimmermannes. Das im zweiten Lebensjahre stehende Söhnchen stürzte aus einem Fenster der in der dritten Etage gelegenen Wohnung in den Hof herab und fand hierbei den Tod. Die zwölfjährige Schwester hatte mit dem Kinde aus dem Fensterbrett gespielt und es HIerbli nur wenige Augenblicke allein gelassen. Leipzig. In Haft kam ein 20 Jahre alter Reisender aus Berlin, der bei einer Rauchwarenfirma im Brühl Waren im Werte von 10000 Mark auf betrügerische Weise erlangt und dieselben sofort unter dem Wert Wetter ver kauft hatte. Birkuu-r« (EichSseld), 13. April. Der Landwirt Apel war aus dein Felde mit Eggen beschäftigt. Aller Wahr- scheinlichkeit nach hat er die Egge während des Gehens hochgehoben, um sie zu reinigen. Hierbei ist ihm die schwere Egge auf den Oberschenkel gefallen. Ein Eggen zinken drang ins Fleisch ein und verletzte die Schlagader. Der Verunglückte starb, ehe Hilfe geholt werden konnte. Erfurt. Ein schwerer Unglllcksfall ereignete sich auf der Chaussee bei Werningsleben. Mehrere Knaben ver gnügten sich am Reifenspiel. Als ein Wagen vorüberfuhr, hing sich der neun Jahre alte Otto Gerstenberger cm diesen. Der Knabe geriet zwischen die Radspeichen und wurde einige Male umhergeschleudert. Der Wagenführer hielt sofort an, allein der Knabe hatte einen Beinbruch, sowie Quetschun gen an der Brust davongetragen. Gemeinde- und Vereinsnachrichlen. * Radeberg. Das neue Schuljahr hat begonnen, und es ist interessant, einiges über die Bewegungen im Schul leben der katholischen Gemeinde zu lesen. Ueberraschend ist hier die Abnahme der katholischen Schulkinder in den letzten fünf Jahren, obschon die Zahl der katholischen Ein wohner sich nicht wesentlich geändert bat. Die katholische Der Komet und seine Lehren. lRachdruck verboten.) Berlin, den 15. April 1918. Der Komet kommt. Was wird er bringen? Gar nichts wird er bringen, als höchstens einen schimmernden Streifen am Nachthimmel. Die alten Kometen haben uns nichts gebracht, und die neuen haben ebenso wenig die Kraft oder die Neigung, uns etwas zu tun. Ich habe als elfjähriger Junge den großen Kometen von 1858 bewundert. Der war ein Kerl! Der beherrschte mit seinem Schweife den halben Himmel. Damals redeten auch Leute, die sich für klug hielten, von unheimlichen Ge- fahren, die der Erde drohen sollten. Aber der große Komet ging seines Weges, und die Erde ging ruhig ihres Weges weiter. Es wurde hienieden nicht besser, aber auch nicht schlechter. Unglücksfälle gibt es immerzu auf Erden. Auch dann, wenn zufällig ein Komet bei uns vorbcigeht. Wenn früher in einem Hause die Kinder oder das Vieh krank wurden und zu der Zeit gerade ein altes Weib in die Tür kam, so sagte man, diese „Hexe" habe das Unheil angerichtet. Und es war doch ein macht- und kraftloses Weiblein, das keine andere Schuld hatte, als daß sie etwas unheimlich aussah. Von einem Zusammenstöße ist gar keine Rede. Millio nen von Kilometern bleiben zwischen den beiden Gestirnen liegen. Uebrigens würde ein Zusammenstoß dem Herrn Kometen schlechter bekommen, als unserer soliden Mutter Erde. Wenn ein Automobil mit einem V-Zuge zusammen stößt, so macht sich der I>-Zug nicht viel daraus. Unsere Mutter Erde ist nebenbei noch ganz dick wattiert. Die Luft hülle wirkt wie ein elastisches Polster, wie ein Kugelfang. Wir haben ja schon manchmal ungebetenen Besuch bekom men von fremden Himmelskörperchen. In der Sonnen abteilung des Weltalls, wo die Erde ihren steten Rund gang macht, fliegen auch allerhand Trümmer von zerplatzten Wandelsternen herum. Wenn diese kleinen Vagabunden der Erde nahekommen, so werden sie angezogen. Aber es geht ihnen nicht besser, als der Motte, die zum Lichte strebt. Kommen sie in die Lufthülle der Erde, so geraten sie in Hitze und Brand; sie leuchten auf und wir sagen: da ist wieder eine Sternschnuppe! Manche von diesen Motten verbrennen vollständig; andere haben bei ihrer großen Schnelligkeit noch die Kraft, einen unverbrannten Nest aus der Erdenluft zu retten; einige aber steuern so scharf auf den Erdkern los, daß der unvcrbrannte Rest niederfällt wie ein Donnerkeil. Das sind die sogenannten Meteorsteine. Reelle Visitenkarten eines fremden Himmelskörpers, die von den Gelehrten sehr eifrig studiert werden. Das Ergeb nis ist die Feststellung, daß die anderen Sterne aus dem selben Stoffe gemacht sind wie unsere Erde. Das Bißchen himmlischer Steinregcn hat uns aber bisher nicht geschadet. Wir können noch viel größere Visitenkarten vertragen. Der Komet wird uns aber nicht einmal ein faßbares Andenken bescheren. Die Erde bleibt in sehr respektabler Entfernung vom Kern des Kometen und geht nur durch seinen Schweif hindurch, wenn der Schweif überhaupt die erforderliche Länge hat. Jedenfalls wird dieses Schweif- ende so verzweifelt dünn sein, daß wir von der ganzen luf tigen Herrlichkeit nichts zu fühlen, zu hören oder zu riechen bekommen. Automobile und Lokomotiven lassen auch einen Schweif hinter sich; aber wenn man eine Stunde nach ihrem Vorübergang die Strecke kreuzt, so tun einem die verdünn ten Ueberbleibsel nichts mehr zu leide. Die Erde ist freilich kein selbstherrlicher Himmelskör per; sie bezieht ihr Licht, ihre Wärme, ihr Wetter, ihre Fruchtbarkeit von draußen. Sie ist abhängig. Aber sie ist nicht abhängig von den Kometen oder Planeten, die um uns herumwandeln, sondern nur von der Sonne. Das ist unsere Mutter, unsere Erhalterin und Pflegerin, unsere Herrin. Sollte die Sonne eines schönen Tages erlöschen, so würde die Erde alsbald ein toter Klumpen. Und sollte die Hand des Allmächtigen die Sonne überhaupt vernichten, so würde die Erde hilf- und rettungslos in den wüsten Wel- tenraiim fliegen, wie ein Stein, der aus einer kreisenden Schleuder herauskommt. Die Erde wandelt am Schürzen» bande ihrer Mutter Sonne. So lange die noch leuchtend am Himmel steht, sind wir geborgen; so lange bleibt die Ord nung in diesem Winkel des Weltalls noch bestehen. Darum brauchen wir uns von nichts anderem bange machen zu lassen, als vor etwaigen Veränderungen im Antlitz der! Sonne. Und das wird von den Sternkundigen fortwährend sorgfältig studiert. Sie verzeichnen jedes Stirnrunzeln, jeden Sonnenfleck, jedes Flackern in dem Strahlenglanze. Sie sagen, daß unsere Mutter Sonne schon etwas älter aus sehe, wie manche anderen Fixsterne, daß ihr Licht gelber ge worden sei, wie zum Beispiel das Licht des jugendfrisch! strahlenden Sirius, aber sie geben der Sonne noch eine Lebensfähigkeit von Millionen von Jahren und sehen kein Vorzeichen einer Katastrophe. Das genügt. Wenn der Komet vorllbergegangen ist, so wird es aus Erden noch gerade so sein, wie vorher. Aber ich hätte den lebhaften Wunsch, daß die Menschheit von diesem Zwischen falle eine dauernde Anregung behielte. Nämlich die An regung, den Kopf in den Nacken zu legen und den gestirnten Himmel zu betrachten. Man sagt, daß die Bildung und die Kultur, namentlich! die Naturwissenschaften mächtig fortschreiten. Nun ja, die moderne Menschheit bekommt viel mehr zu hören und zu sehen, als ihre Vorfahren. Aber wie steht es mit dem Sehen? Verzweifelt schlecht. Der Kopf wird mit Gedächt niskram vollgepfropft, aber ein großer Teil der Erwachse-, nen und ein sehr großer Teil der Jugend steht vor dem Buche der Natur so verständnislos da, als wenn eS in chinesischen Schriftzeichen geschrieben wäre. Es gibt groß-