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Fünftes Blatt Sächsische Bolkszettrmg vom 3. Dezember 1911 Nr. 275 Die Marokkofrage führte uns also zweimal in diesem Jahre bis an den Krieg himm, das steht heute fest, wenn es auch die Eng länder leugnen. Die Bekanntgabe eines wesentlichen Teiles der vertraulichen Protokolle über die Marokkoverhandlungen der Reichstagskommission hat in der Oeffentlichkeit einen starken Eindruck gemacht. Von gewissen Blättern, die zur zeit keine wichtigere Aufgabe kennen, als die eigene Negie rung vor dem Auslande herabzusetzen, wird allerdings das Gegenteil behauptet: das allgemeine Urteil über die deutsche Marokkopolitik sei durch die Verhandlungen der Budgetkom- misfion nicht erschüttert worden. Diese Behauptung ist er weislich unwahr. Es sei zuni Beispiel an die Worte des Leiters eines der größten deutschen Maschinenwerke bei dem Festessen der Schisfsbautechnischen Gesellschaft erinnert. Es können ferner eine ganze Reihe von Preßstimmen aus ver schiedenen Parteilagern dafür beigebracht werden, daß un sere Beurteilung der Wirkungen, die von den jetzt vorliegen den amtlichen Aufklärungen zu erhoffen sind, in sachlich den- kendsn Kreisen geteilt wird: wir nennen nur die rechts stehenden „Hamburger Nachrichten" und die liberale „Weser zeitung". Wenn man also demgegenüber das Publikum glauben machen will, daß kaum eine einzige Zeitung in Deutschland sich durch die Veröffentlichungen aus der Bud- getkommission fiir befriedigt erklärt habe, so setzt man sich dadurch mit der Wahrheit in Widerspruch. Genau so, als man die Nichtigkeit der Mitteilungen bestritt, daß die Dar legungen des Staatssekretärs v. Kiderlen-Wächter auf die Mitglieder der Budgetkommission überzeugend gewirkt hätten. Man sprach demgegenüber von einer „glatten Er findung", bis die zweite Veröffentlichung aus der Budget kommission den unumstößlichen Beweis für die Nichtigkeit lieferte. Diese zweite Veröffentlichung trug die Unterschrif ten nicht des Reichskanzlers und des Staatssekretärs, son dern des Vorsitzenden und des Schriftführers der Budget kommission. Trotzdem versuchte ein angeblich nationales Blatt, ihre Beweiskraft dadurch zu schwächen, daß es von den Mitteilungen sprach, die die Regierung aus der Debatte -er Budgetkommission zu veröffentlichen für gut befinde. Wer in dieser Weise die Wahrheit vergewaltigt, nur um nicht eingestehen zu müssen, daß er anderen Unrecht getan, -er kann unmöglich eine gute Sache verfechten. Es ist ein sehr häßlicher Kampf, der jetzt von den Nationalliberalen geführt wird: in diesen ernsten Zeiten muß dem Auslande gegenüber alles wie ein Mann hinter der Negierung stehen: sonst sind wir verloren. Wenn Sir Grey auch persönlich zu reden sich bemühte, England stört unsere Absichten überall. Schon glaubt die französische Presse versichern zu können, daß England gegen die Abtretung der Küste von Spanisch- Guinea, Fernando Po an Deutschland sein formelles Veto einlegen werde, eine Behauptung, die allerdings von eng lischer Seite unverzüglich für unbegründet erklärt worden ist. Doch nicht minder wird eines Tages die Frage der por tugiesischen Kolonien in Afrika aktuell werden, und schließ lich steht auch die Frage des belgischen Kongostaates auf dem Zukunftsprogramm der an Afrika interessierten Mächte. Das ist Zündstoff für die kommende Zeit genug: und doch handelt es sich dabei nur um einen kleinen Ausschnitt aus den Aufgaben, deren Lösung der Zukunft Vorbehalten ist. Ebensowenig bietet die weise Mahnung, wir möchten nns auf unsere heimischen Aufgaben beschränken, einen gang baren Ausweg. „O Weisheit, du redest wie eine Taube" sagt -er Goethesche Adlerjüngling. Eine Großmacht, wie das Deutsche Reich mit seiner so ungeheuren wirtschaftlichen Expansionsfähigkeit, mit seiner wachsenden Bevölkerung kann sich nicht wieder in den geschlossenen Handels- und Agrarstaat der Vergangenheit zurückverwandeln. Die Wir kung der internationalen Spannung im Sommer, deren ganzen Umfang man erst jetzt erkennt, läßt sich auch in der Haltung der nicht direkt beteiligten Länder feststellen. Es geht den Völkern so, wie in dem bekannten Gedichte dem Reiter über den Bodensee, der erst die ganze Größe der Gefahr erkennt, nachdem er in Sicherheit ist. So hat man beispielsweise in Belgien die Frage der Landesverteidigung aufgerollt, und es sind dem jetzigen Ministerium Vorwürfe von parlamentarischer Seite nicht erspart worden, daß es die Rüstungen nicht genügend vervollständigt habe. Merk würdigerweise sieht die belgische Opposition infolge franzö- sischer Einflüsse die Gefahr mehr von deutscher Seite, wäh rend -och die letzten englischen Enthüllungen gezeigt haben, daß eine englische Landung in Belgien weit näher liegt, als eine deutsche Invasion. Vermischtes. V Wie man schnell reich werden kann? Eine Preisfrage für viele Leute. Ein Herr A. B. bietet Leuten, denen das Neichwerden durch Arbeit, Sparsamkeit und persönliche Tüchtigkeit zu lange dauert, seine hilfreiche Hand, um die Ungeduldigen auf dem raschesten Wege und, selbstverständlich unfehlbar, ihrem Glück entgegenzuführen. Dieser Weg führt, was niemanden überraschen dürfte, über Monte Carlo, das nach den Versicherungen des Herrn V. „keine Spielhölle ist, sondern ein Platz, um ein regelmäßige- Einkommen zu erzielen". Mit dieser Erklärung und der Aufforderung, ernsthafte Offerten, aber auch nur solche, an ihn zu richten, beginnt das gedruckte Rundschreiben, das un» von einem Freunde unseres Blattes zur Verfügung gestellt wurde. Ter Mann mit der todsicheren Spielmethode empfiehlt sein Unternehmen folgendermaßen: „Ich habe im Winter 1908/09, 1909/10 und 1910/11 mit einer Spiel- niethode eigener Erfindung bei Tronic et Ouarante während 307 Tagen mit einem Kapital von 10 000 Mark 135 000 Mark verdient, und zwar waren von den 307 Tagen 301, bei denen ein Gewinn zu verzeichnen war. Leider habe ich diesen Sommer in unglücklichen Spekulationen über 90 000 Mark verloren, und habe das nötige Kapital nicht, um wieder in Monte Carlo mit Erfolg arbeiten zu können. Ich trete daher an Sie mit dem Anerbieten heran, sich mit einem gewissen Kapital unter folgenden Bedingungen zu beteiligen: Für jedes Tausend Mark erhalten Sie per Woche 260 Mark jeden Sonnabend in Banknoten von Monte Carlo zngesandt. Ich fange Anfang Dezember an und verpflichte mich für 100 Tage zu arbeiten. Am Ende der 100 Tage steht es mir frei, Ihnen Ihr Kapital zu retournieren und unsere Verbindung aufzulösen. Falls Sie selbst kein Interesse haben, aber einen Freund oder Bekannten inter essieren können, so zahle ich Ihnen 5 Prozent Kommission bar (also 50 Mark für 1000 Mark) und 10 Prozent vom wöchentlichen Gewinn (25 Mark per Woche für 1000 Mark). Ich bemerke noch, daß die Methode an 226 000 Coups aus- probiert war, bevor sie in Monte Carlo gespielt wurde." — Es bedarf Wohl kaum des Hinweises, daß man mit Herrn V. und seiner Methode am sichersten fährt, wenn man seine Hand davon läßt. Denn jeder Pfennig, den man dem viel versprechenden und glückverheißenden Herrn nicht anver trant. ist barer Gewinn, und so kann man am schnellsten reich werden, d. h. sein Geld behalten. v Aus der Schule. Lehrer: „Welches Tier ist mit der wenigsten Nahrung zufrieden?" (Der. kleine Paul meldet sich.) „Nun, Paul?" — Paulchen: „Die Motte." — Lehrer: „Warum denn gerade die Motte?" — Paulchen: „Weil sie nur die Löcher frißtl" Teure Zeit! Fleisch, Eemvse. Koblen: aueS ist im Preis gestiegen Doppelt bcwlbren sich jetzt die beliebten Maggi-Erzeug nisse, die bei wesentlicher Ersparnis an Brenninatcr'al und teuren Zutaten eine gute, gesunde Küche sichern. Beim Einkauf achte man aber auf die Kennzeichen der Echtheit, den Namen „Maggi" und die Schutzmarke „Kreuzstrrn". Schramm § kchtermever. Dresden ?iknsi8vkv 81-aKv 2 von 4 I>lg. 81, l-aniNisugslksKs 27 Lixanetlen » kauektabake. 1Le«II»<« kecklviiaiiL »a dillignlv« I»r«iM«i>. Sie sparen Geld wenn Sie Ihren Bedarf von Schuhwaren bei Kemm Wn Dresden, Uieslsistriiße 4b vir-L-vir Löllnerrirahe einkaufen. Ferusprrchrr 10844. ovapüsblt in groüsr ^usvvakl Julius Haucle. E. v mK.V« ^ . kesMgliil H»rItL»tr»üv V V - 4»««t » Luller-, Lkse- nnä Livr-Lancklnng 28IK>»Äv»» 10. 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