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Sorge und wahres Leben. Suchet zuerst das Reich Gottes und seine Geiecht gleit. Tu. Matthäus 6. Glücklich die Jahre der frühen Kindheit, welchen Sorgen und Kümmernisse noch unbekannte Dinge lind! So haben wohl schon oft unsere Leser gedacht, welche mitten im Kampfe der irdischen Verhältnisse stehen und je mehr sie im Alter vorwärts schreiten, desto mehr sich auch von Ent täuschungen und Leiden, körperlicher oder seelischer Art, um geben sehen, lind doch — hat nicht oft auch das Kind schon seinen Schmerz, sei es in seinen Gliedern, wenn eins davon krank ist, sei es in seinen Gefühlen, wenn ihm ein Wunsch versagt wird? Gewiß, aber in kurzer Zeit ist das vorüber, seine Seele schwebt in einer glücklichen Sorglosigkeit, gleich sam im unbewußten Gefühl des Gotteshauches, der sie ins Leben gerufen. Ganz anders in späteren Jahren. Je nach den von Gott nun einmal außerordentlich verschieden be stimmten und gegebenen Verhältnissen treten früher oder später Bedrängnisse oder Befürchtungen verschiedener Art an den Menschen heran, welche ihm die Ruhe des Gemütes rauben; bei manchen ist es auch das Versagen gewisser, nach eigener Meinung idealer und erlaubter Wünsche, oder das Entbehren eines befriedigenden Wirkungskreises, was ihm das Dasein verbittert; kurz, in wechselndem Grade nach den verschiedenen Ursachen, Temperamenten oder Charakteren werden die Menschen, meist je älter, desto mehr von Sorgen und Verdruß beunruhigt. Bei all dem sind schwere Schicksalsschläge noch gar nicht in Betracht gezogen, daß aber diese gerade manchen, der sich fast glücklich wähnte, wie ein Blitz aus heiterem Himmel treffen, ist bekannt. Können wir also im irdischen Dasein zu einem wahren, d. h. glücklichen Leben gelangen? Leben heißt Freude oder Befriedigung, und das Menschenherz verlangt so sehr danach, daß es sich diese, soweit ihm mate rielle Mittel zur Verfügung stehen, möglichst zu verschaffen sucht, ja sogar manchmal der Versuchung unterliegt, d. h. unrechtmäßige Mittel für Zerstreuung und Vergnügen ver wendet; überhaupt ein göttliches, kirchliches, oder nach Um ständen elterliches Gebot Übertritt, um sich einen sinnlichen Genuß zu bereiten, — in kurzem irdischen Glück zu schwel gen. Sorgen und Kummer zu vergessen; — je mehr und sündhafter dies geschah, desto stärker tritt dann, früher oder später, der Rückschlag ein, desto mehr drückend und zcntner schtver tritt dann die Realität der Tatsachen vor die Seele. Nein, in allen Wechselfällen, in allen Kämpfen und Bitterkeiten dieses Erdenlebcns sollen und müssen wir unser Augenmerk nicht in irdischen Hoffnungen und Zer streuungen suchen, sondern allein auf einen überirdischen Zentralpunkt, aus Gottes Barmherzigkeit, richten, nur von dort wird schließlich Trost und Kraft. Befriedigung und ewiges Leben unsere Seele aufrichten und am Ende dieses Daseins wahrhaft glücklich machen. Alle eure Sorge leger aus Gott, denn er sorget für euch, mahnt der heilige Paulus. Dieses letztere geschieht dadurch schon, daß wir geistige und körperliche Fähigkeiten erhalten, die wir mit größten: Fleiße auszubilden und anzuwenden suchen sollen; über das Gelingen oder Mißlingen unserer Bestrebungen und Bemühungen aber sollen wir uns eben nicht allzu großer Sorge hingeben, sondern sie ganz Gottes Fügung überlassen. Taten und Erfolge geben zu den Ur- teilen und dem Ansehen bei den Menschen den Ausschlag, — Gott sieht in das Herz und auf den guten Willen, „ins Ver borgene", wie Jesus sagt danach vergilt er, was wir ihm zu Liebe getan und geleistet. Arbeit und treue Pflicht erfüllung, Vorwärtsstreben und Opferwilligkeit in dem uns von Gott gegebenen Wirkungskreis und im direkten Gottesdienst, — das heißt vor allem das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit suchen. Wenn wir das als den Zweck unseres irdischen Daseins betrachten, nicht aber das Er ringen von Ehren, Besitztümern und Genüssen, dann dürfen wir auch hoffen, jenes in der Ewigkeit zu finden, das heißt wahres Leben, ewige Freude bei Gott zu genießen. 1^. Zur EVotinunftsfrnge. Das starke Anwachsen der Mietpreise und die Ver schlechterung der Wohnungszustände, die nicht allein in- *olge des Zusammenströmens gewaltiger Menschenmasscn an den Konzentrationspunkten unseres Geschäfts- und Wirtschaftsverkehrs, sondern auch infolge einer den Forde rungen der Zeit nicht Rechnung tragenden Zurückgeblieben heit auf dem Lande zutage treten, bilden seit langem eine ständig wiederkehrende Klage unserer Volkswirte, welche die Wohnungsfrage als eine schwere, wenn nicht als die größte Gefahr und Not für das gesamte wirtschaftliche, soziale und sittliche Leben bezeichnen. Jeder wird die Be rechtigung dieser Klagen verstehen, der sich nur einen kurze«: Einblick in das moderne Wohnungswesen gestattet oder dessen Schäden gar selbst erfahren. Welch verheerende Wir kungen müssen die aufgedeckten traurigen Wohnungs zustände auf das Familienleben, auf die Sittlichkeit, Sterb lichkeit, ansteckende Krankheiten und Tuberkulose ausüben zum unermeßlichen Schaden von Generationen! In dieser Erkenntnis ist in Deutschland eine Reihe be deutender Vereine seit Jahren bestrebt, eine planmäßige Arbeit auf diesen: Gebiete zu organisieren. Die Bestre bungen verfolgen in wesentlichen das doppelte Ziel, einmal für ausreichende Beschaffung von Wohnungen, insbesondere von Kleinwohnungen Sorge zu tragen, dann darüber zu wachen, daß die Gebäude den Anforderungen der Hygiene und Sittlichkeit auch in allem entsprechen. Zur Befriedi gung der Wohnungsnachfrage dienen die in einigen Städten, mancherorts unentgeltlichen öffentlichen Wohnungsnach weise, die gleichzeitig als Organe der Wohnungshygiene und Wohnungsaufsicht sich eignen. In gleicher Weise ge währen die Mietervereine und zahlreiche Krankenkasse«: mittels Wohnungscuqueten eine Uebersicht über den Woh nungsmarkt. Wegen des engen Zusammcuhanges zwischen Wohnungsfrage und Krankheiten haben die Krankenkassen ein besonderes Interesse an einer geniigcnden Wohnungs fürsorge, da die jämmerlichen Wohnungsverhältnisse zur Erkrankung der Kassenniitglieder in ungeahntem Maße bei tragen. Die angestellten Erhebungen tragen dann weiter auch zur Regelung des Wohnungsangebotes bei, welche zu nächst der privatkapitalistischen Bautätigkeit obliegt. Aber gerade die privatkapitalistische Bautätigkeit hat hier sehr oft versagt, so daß andere Wege zur Steuerung der Woh nungsnot beschritten werden muhten. Fünf Faktoren sind es, die «vir heute an: Werk sehen, das Wohnungsbedürfnis, insbesondere der unteren Klasse«: zu befriedigen: Arbeit geber, einzelne Privatpersonen, gemcinnützige Baugesell schaften , Arbeiterbaugenossenschaften und Staat, Stadt genreinden usw. Eine wirksame Förderung des Kleinwohnungsbaucs würde auch «vohl eine Ermäßignng der öffentlichen Steuern und Gebühren bedeuten, «nie es in Oesterreich geschehen ist inittels Gesetz von: 8. Juli 1902, wonach für Gebäude mit gesunden und billigen Arbeiterwohnungen weitgehende Steuerbegünstigungen eingeräuint werden. Tunlichst soll die Konilnune auch selbst daran gehen, Grund und Boden zu erwerben, uni diesen Grundbesitz nachher möglichst vor teilhaft finanziell und sozial zu verwerten. Hätte«: die Ge «iieinden beizeiten eine kluge Bodenpolitik getrieben und auf eine Vermehrung des öffentliche«: Grunbefitzes hinge arbeitet, so würden viele heute weniger hohe Steuern zu er heben brauchen. Die Stadt Ulm hat seit 16 Jahren 50') Hektar Gelände neu angckauft. Tie Stadt hat bis jetzt fiir Millionen Mark Häuser gebaut, 250 an der Zahl, in denen etwa 2000 Menschen wohnen; im nächsten Jahre sollen weitere 60, und zwar auch Einfamilienhäuser er richtet werden. Die Ucberschüsse dienen gemeinnühigen und Wohlfahrtseinrichtungen. Zur Bekämpfung des unge ! sunden Schlafgängerwesens empfiehlt sich die Errichtung städtischer Ledigenheime. Dann inöge die Stadtverwaltung darauf bedacht sein, das Vorgelände der Stadt, wo die Wohnungs-' und Mietpreise weniger hoch geschraubt sind, durch Ausbau der Verkehrswege, durch Anlage von Vorort und Straßenbahnen möglichst zu erschließen. Eine dankenswerte Unterstützung erfährt das Woh nungswesen seit einiger Zeit durch die Landesversicherungs anstalten und hier und dort wohl auch durch die Sparkassen, welche Kapitalien zu Bauzivecken zur Verfügung stellen. Die Darlehnsvermittelung übernehmen gemeiniglich Bauge nossenschaften. Konununalverbände und die Spar- und Dar- lehnskasscn. Eine erzieherische Einwirkung verknüpft man dann vielfach insofern, als fiir die mit Hilfe öffentlicher Kapitalien erbauten Häuser Hausvorschriften erlassen wer den, «vie z. B. das Verbot, in derartigen Häusern Alkohol zu verabreichen. Neuerdings befassen sich die Landesversiche- rungsanstalte«: mit. dem Gedanken, zur Rückzahlung von Darlehen für Kleinwohnungen die Lebensversicherung mit heranznziehen Das ist in der Weise gedacht, daß die Dar- lehnsempfänqer, statt das Hypothekenkapital in der üblichen Weise allmählich zu tilgen, der Landesvcrsicherungsanstalt eine Lebensversicherung über denselben Betrag übertragen; das Hypothekenkapital wird dann bei Eintritt des Ver- sichcrnngsfalles sofort ganz an die Landesversicherungs anstalt zurückgezahlt, so daß zumal beim Todesfälle das Haus als schuldenfreier Besitz der Familie verbleibt. Neben die Fürsorge für eine ausreichende Anzahl voir Wohnungen hat die Aufsicht über die gesundheitlich und sitt lich einwandfreie Beschaffenheit der Wohnungen zu treten; es sind Maßnahmen zu treffen für genügende Licht- und Luftzufuhr, solche gegen Feuchtigkeit und Ueberfüllung, Zu diesen: Zwecke ist man zur Anstellung von Wohnungs inspektoren und zur Einrichtung kommunaler Wohnungs kommissionen mit zumeist ehrenamtlichen WohnungS- pflegern, wozu tunlichst auch Sachverständige, wie Aerzte und Bauleute heranzuziehen sind, geschritten. Tie Organi sation der Wohnungsaufsicht und die Durchführung der Wohnungsinspektion ist nach den einzelnen Landesgesetzen verschieden geregelt. Zu fordern bleibt die Einführung der obligatorischen Wohnungsinspcktion, die Errichtung von Wohnämtern, Schaffung moderner Bauordnungen und eins zweckentsprechende Organisation des Kredits. Wenn die gemeinnützige, private «vie öffentliche Woh nungsfürsorge in dem angedeuteten Sinne ihre Bestre bungen weiter verfolgt, dann wird cs auch gelingen, der sogenannten sozialistischen Verelendungstheorie ihren letzten Stützpunkt zu nehmen, so daß sie dann wohl als endgültig aus den« Felde geschlagen angesehen werden darf. Denn die Behauptung, daß sich das Verhältnis zwischen Einkommen und Miete für die große Masse der Bevölkerung heute immer inehr verschlechtere, ist die letzte Position, in welcher sich die sozialistische Verelendungstheorie seligen Angedenkens gegenwärtig noch hält. Aus Stadt und Land. (stortsetzunq aus dem Hauowmrl.) —* Ter Sächsische Lchrerverein, sowie die Vereinigung zur Förderung des sächsischen Hilfsschulwesens haben sich mit einer Eingabe an das Königliche Ministe rium des Kultus und des öffentlichen Unterrichtes gewandt, in der un« die Herbciziehung von Schulgutachten über schul entlassene schwachsinnige Kinder zur Nutzbarmachung im Gemeinde- und im Staatsleben gebeten wird. Der Be zirksausschuß der Amtshauptmannschaft Dresden-Altstadt beschäftigte sich ii« seiner heutigen Sitzung «nit dieser Ein gabe und befürwortete dieselbe nach längerer Beratung mit der Einschränkung, daß nur schwachsinnige Kinder in die betreffenden Listen aufgenommen werden sollen. —* Die Ortsgruppe Dresden des Bundes für Mutterschutz hat an den Rat und an das Stadt verordnetenkollegium Gesuche gerichtet, in denen der Bund wegen der Errichtung öffentlicher städtischer Krippen und Kinderbewahranstalten zur unterschiedlosen unentgeltlichen Aufnahme ehelicher und unehelicher Kinder aus unbemittel ten Kreisen vorstellig wird. —* Herr Stadtrat Lcderwarenfabrikant Heinze hat das Stadtvcrordnetenkollegiun: gebeten, von seiner even tuelle«: Wiederwahl zun: nnbesoldeten Mitgliede des Rates «nit Rücksicht auf seinen Gesundheitszustand abzusehen. In folgedessen «vird mit Beginn des nächsten Jahres der Posten eines unbesoldeten Stadtrates in: Dresdner Natskollegium frei, der durch das Stadtverordnetenkollegium neu zu be setzen ist. —* Mit der Fürsorgeerziehung innerhalb der Königlichen Amtshauptmannschaft Dresden-Altstadt wird Mittelalterliche Belastung der katholischen Kirche ist die Redensart, unter deren Deckmantel heute der Vor wurf gegen die katholische Kirche erhoben wird, sie stehe nicht auf der Höhe der Zeit und das Bekenntnis zu ihr sei da her für einen modern gebildeten Menschen unmöglich. Denn wer könnte noch einer Kirche angehören, die wesent- lich an das Mittelalter, also eine längst dahingeschwundene Epoche gebunden sei? Die rein geschichtliche Betrachtung der Dinge weiß selbstredend von diesem modernen Märchen nichts. Eine ganz vortreffliche Orientierung über diese Frage bietet die in der Sammlung „Kultur und Katholizismus" (Verlag Kirchheim-Mainz) erschienene Schrift des Straßburger Kirchenhistorikers Albert Ehrhard, „Das Mittelalter und seine kirchliche Entwickelung", die in der Beurteilung der politischen und kirchlichen Schöpfungen des Mittelalters die weise Mitte hält. Was ist es denn, was man heutigen Tages dem Mittel- alter zum besonderen Vorwurf macht und mit dessen Her vorkehrung man der katholischen Kirche Fehde ansagt? In allererster Linie ist es der „UltramvntaniSmuS" des Mittelalters, d. h. die kirchenpolitische Stellung deS Papsttums, der „KlerikaliSmus" des Mittelalters, der alle Gebiete auch der weltlichen Kulturarbeit beherrschte! Indes, warum sucht man das nicht geschichtlich zu be greifen? Billig ist es ja, sehr billig, über Machtgelüste deS KleruS zu zetern. Wissenschaftlich aber ist es, den ge- schichtlichen Werdegang dieses „KlerikalismuS" darzulegen. Dann bleibt freilich für billige Entrüstungsmache nichts mehr übrig. Ehrhard zeigt unS als die beiden Grund- faktoren deS Mittelalter» einmal den altchristlich-lateinischen Charakter der Kirche, den diese durch ihre Entwickelung in den Jahrhunderten des Römerreiches erhalte«: hatte, bis ! dann mit dein Eintritt der germanischen Völker in die ! Kirche der nationalgermanische sich geltend macht. Die Kirche ist der Träger der höheren Kultur, die das Ger manentum erst in sich aufnehmen muß, und damit ist die Vorherrschaft der Kirche auf allen Gebieten des höheren Kulturlebens von selbst gegeben. Wenn dann später an: Ende des Mittelalters das weltliche Kulturleben nach Selbständigkeit zu streben beginnt, so ist dieses Streben innerlich berechtigt: denn es war das Resultat der Er ziehung der mittelalterlichen Völker zum Kulturleben durch die mittelalterliche Kirche, mithin eines der Hauptresultate der Arbeit der Kirche selbst. (S. 305.) Was die kirchenpolitische Vorherrschaft des Papsttuins betrifft, «nit der man heute noch politische Kinder gruselig macht, so ist auch diese lediglich aus den zeitgeschichtlichen Verhältnissen zu erklären und hat nur zeitgeschichtliche Be deutung, keine absolute. Als offiziellen Ausdruck dieser „Machtansprüche" der katholischen Kirche über Könige, Kaiser und Staaten wird die Bulle „blnam nnnctam" des Papstes Bonifatius VIII. hingestellt. Indes „diese Bulle stellt ohne Zweifel die prägnanteste Formulierung der mittelalterlichen Papalhoheit dar, die wir besitzen. Ebenso zweifellos ist, daß sie das zeitgeschicht liche Moment derselben, die Vorherrschaft des Papsttums über den nationalgcrmanischen Grundfaktor in seiner Ver tretung durch die königliche Gewalt, nicht zun: Dogma er hoben hat. Es bedeutet aber die Verkennung der eigent lichen Tragweite ihres Schlußsatzes („danach erklären, sagen und definieren wir, daß eS allen Menschen zum Heile unum gänglich notwendig ist, dem römischen Oberhirten zu unter stehen"), wenn darin die erstmalige Verkündigung des Dog mas vom römischen Primate erblickt wird; denn dieses ge hörte schon längst zu dem kirchlichen Dogmensystem. Die Traglveite jenes Schlußsatzes liegt vielmehr in der feierlich autoritativen Geltendmachung der kirchlichen Zentral- stcllung des Papsttuins zur Verteidigung seiner mittelalter liche«: kirchenpolitischen Macht. Zu dieser Urgierung deS wesentlichen dogmatische«: Inhaltes seiner kirchlichen Zen- tralautorität wurde aber Bonifatius veranlaßt durch den Umstand, daß Philipp, um die mittelalterliche kirchen- politische Machtstellung des Papstes zu brechen, sich dazu fortreißen ließ, seine kirchliche Zentralautorität anzu- greifcn." (S. 129—130.) Man beklagt dann am Mittelalter die Entwickelung der inncrkirchlichen Machtstellung des Papstes durch die Zen tralisierung der kirchlichen Verwaltung seit Jnnocenz IH. Daß deren wesentliche Richtung berechtigt war, unterliegt für diejenigen, der zun: Dogma der Primatialgewalt deS Papstes sich bekennt, keinem Zweifel. Daß die Sache be rechtigt und segensreich war für die Gcsamtentwickelung der abendländischen Kirche und Kultur, läßt aber auch eine rein geschichtliche Betrachtung erkennen. „Auch der prinzipielle Gegner des Papsttums kann nicht leugnen, daß seine innere Machtstellung trotz vieler Schattenseiten den tatsächlichen Bedürfnissen der Zeit ent sprach. Ohne diese Machtstellung wären die Päpste nicht befähigt gewesen, den Kampf um die Freiheit der Kirche und ihre Selbständigkeit gegenüber königlicher und kaiser licher Gewalt zu kämpfen und «nit diesein Kampfe zugleich die höchsten und edelsten Güter der abendländischen Christen- heit zu schützen. Diese Erkenntnis drängt sich von: rein historischen Standpunkte aus jcdein auf, der weiß, wie oft die einzelnen Bischöfe sich vor der Gewalt ihrer Landes- Herren, deutscher Kaiser wie französischer und englischer Könige, schmählich gebeugt haben und wie oft daS Ein greifen des Papsttums allein die gefährdete Sittlichkeit, die verletzte Heiligkeit des christlichen ShelebenS gerettet hat. -!'k - ip -.W I ,