Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 22.02.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-02-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192202226
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19220222
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19220222
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-02
- Tag 1922-02-22
-
Monat
1922-02
-
Jahr
1922
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 22.02.1922
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
t3, Seite 1 bend. Wo» mmung üLer irad-Johann. nd, Hammer Den Erfolg inding. Der m Dresdner Zck. Nr. 21. Jahrg. Fernsprecher: Redaktion 32722 - Geschäftsstelle 32722 Postscheckkonto: Dresden Nr. 147V7 SiicklWe Mittwoch,22. Fel>ruar1S22 Redaktion und (Seschästsstelle: Dresden-A. 16, Holbetnstraste 46 D o lfszmuna v«ua»pr»t«, ««ert-IjShrltch »4 zwetm»„atttch »« ^ monatlich 8 X frei Hau4. «t„ze,nummer M g. Dle SSchsilche Volks,«,»,»« er>»e,n> sechsmal wScheniltch. — Sprechsinnde der Redaktion: S blS <i Ul,r nachm. Nicht an», drückt,ch zurückverlangte und mt> Rückporto nicht vertehene «iwendungen an die Redaktion werde» nicht ausbewahrt «nietaeni »„nähme von GetchättSanzeigen o>4 I». von Kamilienanteige.' bt» ,, tldr voran »metaenviei» nc d,e Petn-eNe A.titt Namllienai,,«,««» e.7n> inr Vereine e.k»i> die Iteklamezei e 8t> mm brett i. . Offerteltgebühr: für Scmlt- ndhoter I.-. bet ileberfendung durch dle Post alcherdem Porlozuschtag. - 3>>r aeichrwvene ow.e durch .rern ivrechei nuaeaebens onne„ ma dle lieraalworulchken >n dle R'chkuttel de» Texte» ilichi überliehnien ''lnnadnie in Dresden: Sch»,>d,''che Buchhandt.. Inh. P. Beck SchloMr.-i in Bmlve» Uran, «n r^al a. d. Petnlirche 4 tikl Weiter« kszeltuus 8 , liki Herrn berg-Tham» Linzen; ck und Ver- vreSden. rns » or usv. MS I. 827 llE« mstast a § asvii>« cisr Ar» 748 elie§ r ui». N»I > KM !urok >i«n ekea ituvll Tagesschau Der norwegische Gelehrte und Nvrdpolfnhrcr Frithjof Nau sen wei'te Montag vormittag in Hamburg und bestätigte die Zeitungsmelduirg, das; die Einwohner des grossen russischen Hnugergebieteö die Leichen der verstorbenen Angehörigen ver speisen. Die schrecklichen Szenen, die sich dort abst'iclen, sind im Fi ln, ssstgehalten worden. Die deutsch-demokratische Partei in Bager» hält am Mitt woch eine Aussprache über dio Kvalitiouserweitcruug. In Moskau ist eine französische Kommission, bestehend aus Mitgliedern der französischen Industrie- und Bankkreise zur Per handlung mit der Sowjetregierung eingetroffen. Die Verhand lungen nehmen einen für beide Seiten günstigen Verlauf. In Libau, wie auch in Sebastopol sind französische Schiffe mit fran zösischen Erzeugnissen für Sowjetvnßtand eingelanfen. Die italienischen Blätter melden übereinstimmend, die deutsche Regierung werde die Aufforderung erhalten, einen Ver treter zu den Präliminarbesprechnngen über die Konferenz in Genna zu entsende». linier Vorsitz des Ministers a. D. Südokuin finden in Ber lin zwischen Preußen nnd Hamburg Verhandlungen über die Lösung der Groß-Hambiirger Frage statt. Polizeipräsident Lübbring in Königsberg, der auS Anlas; de? Eisenbahnerstreiks die Verhaftung von Eisenbabnerführern angeordnet hatte, wurde aus der sozialdemokratischen Gewerk schaft ausgeschlossen, der Lübbr-ng als ehemaliger Maurer an gehörte. Eine sachliche Auseinandersetzung Eine äußerst bemerkenswerte Veröffentlichung über die Stellungnahme des protestantischen Pfarrers Stählin zu Katho lizismus und Protestantismus gibt der an dem staatlichen Gtzmnasiilin zu Kassel wirkende Professor Dr. theol. Weber. Man könnte annehmen, daß es sich um eine Kontroverse handelte, die in heutiger Zeit leicht zu einer Verstimmung zwischen den beiden großen Kreisen Katholizismus und Protestantismus füh re» könnte. Aber nichts von alledem. Die Ausführungen sind in einem so versöhnlichen sachlichen und beiden Teilen gerecht werdenden Ausdruck gehalten, daß wir unsere Leser angesichts der Wichtigkeit der aufgeworfenen Fragen unbedingt mit diesem Gegenstände bekannt machen möchten. Wir tun dies in mehreren Abhandlungen und schicken voraus, daß Professor Dr. Weber schon seit langen Fuhren an genanntem Gtzmnasiiim in Kassel wirkt, Priester der Diözese Fulda und als guter Kanzelredner bekannt ist nnd vor dem .Kriege schon durch eine weithin be merkte Darlegung über den Modernismus in seiner Heimatstadt Kassel in öffentlichen Versammlungen hervortrat. Seine da maligen Rede» batten die Wirkung, das; ein protestantischer Großindustrieller sofort einen recht namhaften Geldbetrag zwecks Drucklegnng der Weberschen Ausführungen über den Modernis mus zeichnete. Nach dem Kriege ließ sich Professor Weber vor allem die Pklego der deutsch-spanischen Beziehungen angelegen sein, indem er zugunsten eines HilföwerkeS für die deutschen Kinder erneut Sou nie» bereiste und mit größtem Beifall und Erfolg die ritterlichen Spanier mit »euer Liebe und Begeiste rung für das deutsche Volk zu erfüllen wußte. Ist ja dem hoch geschätzten Professor Spanien kein fremdes Land. War er doch schon gelegentlich des allgemeine» Eucharistischen Kongresses zu Madrid vor einem Areopag von Fürste», Gelehrten und einer großen Schar Laien als Vertreter der deutschen Katholiken auf- getreten. Literarisch entfaltet Weber eine umsangreiche Tätig keit. als weiterer Beitrag sei nnnmehr die Kontroverse Stäblni-Weber nachstehend wiedergogeben: I. - . Der revoltierende Hannover, 2t. Februar. In der Stadthalle zu Hannover versammelten sich in diesen Tagen die Vertreter des Reichsland bundes. Die rechtsstehenden Blätter haben natürlich nichts Eili geres zu tu», als in ihren Berichten die Tagung dieses Bundes mit einer widerlichen Sauee von Bewunderung und Begeisterung zu übergießen. Sv beispielsweise in ihren einleitenden Worten die „Deutsche Tageszeitung". Aber es verlohnt sich doch der Mühe,, diese Tagung des Reichslandbnndes einer etzvas eingehen deren Betrachtung zu unterziehe». Denn Sa hat man sich allerlei Dinge gesagt, die des allgemeinen Interesses wohl wert sind des halb, weil an ihnen gemessen die Tendenz dieses ganzen Bundes im hellsten Lichte erscheint. Daß zum Beispiel Tr. Rösicke, der langjährige Vorsitzende des Bunde» der Landwirte und Abgeord neter der Denis,hnalionalen Volkspartei, bei seinem Hinweise darauf, daß die Landwirtschaft auch die Hilfe der Regierung brauche, die Parole ausgibt: Diese Regierung müsse aber so aussehen, wie wir es wollen, und er und seine Leute müßten da her dieselbe Macht erringen wie die Arbeiter, darüber wundert man sich nicht, wenn man weiß, daß in jenen Kreisen alles auf den GesutNspiinki der despotischen Machtgewinnnng zugeschnitten ist. Daß aber Herr Rösike der Hoffnung Ausdruck gibt, die deutsche Landwirtschaft möge nicht einen Zentner Getreide an die von der Regierung nnd der Nationalbank gegründete Aktiengesellschaft verkaufen, diese Feststellung dürfte für die Einschätzung der Geistesrichtnng des LandbundeS von unschätzbarem Werte sein, denn hierin offenbart sich das Geständnis, das Umlageverfahren mit alle» Mitteln zu bekämpfen. In diese Mutalilät paßt eS nur zu gut hinein, wenn Herr Rösicke im gleichen Atemzuge davon redet, daß der Landbund die Besteuerung der Sachwerte in jeder Form ablehnen müsse. Aber auch der ReichstagSabgcordnete Lind leistete sich einige sehr nette Sachen. Wir möchten ihn nur darauf aufmerksam machen, daß. wenn er davon redet, die verfluchte IudenzwangSwirtsckafi habe die Greise und Kinder bedrängt, als die anderen mit Hindenbnrg draußen ini Felde waren, daß diese Beschimpfung nur seine eigenen Leute krifft, denn bekanntlich ist die Zwanaswirischaft des KneaeS ein Produkt derienigen, die ihm politisch sehr nahe stehen dürften. Ein äußerst bemerkenswerte: Beitrag aber.für die Gvnslesrichtuna und Gesinnnna des ReichS- landbnudeS, deren Beachtung man nicht genug empfehlen kann, ist die Feststellung des Oldenburg!scheu Redners Lehnipfuhl-Delmen- borst. der seiner levbafien Freude darüber Ausdruck gab. daß der Landouud in revolutionäres Fahrwasser geraten sei. Damit hat er das Kind beim richtinen Namen .ernannt — und ob ihm seine Freunde für diese Offenheit danken werden, ist noch un gewiß. Wir aber tonnen darin einmal mit dem Wrichterstatter der „Deutschen TaaeSwiiung" übereinsliminen, daß dies sicherlich ein Ereignis ist. das keiner vergessen wird." Die Politik dcr grobe« Worte Hannover, 21. Februar. Zur «gegenwärtigen Tagung des Reichslandbundes wird »ns von besonderer Seite noch geschrieben: Der Rest' -landbund, der frühere Bund der Landwirte, hak in .Hannover wieder einmal die schon von früher her angewandte nnd bekannte Methode der Politik der großen Worte betätigt. Es ist sehr bedauerlich, daß diese Tagungen, wie das auch früher schon der Fall lvar, immer und immer wieder dazu benutzt wer den. »n, eine Kraftmeierei zur Schau zu tragen, die unS heute nicht minder schädlich ist, wie sie es damals schon war. Wir wollen nur einiges Wenige daraus hervorhcben: Nicht irgend ein un verantwortlicher, begeisterter BolksversammlungSredner, sondern der doutschnaiionale Abgeordnete Rösicke. der zugleich Vorsitzender deS Reichslandbnndes ist, beliebte eine Rede zu halten, die man gar nickst anders als hetzerisch bezeichnen kann. In der schärf sten Form griff er die gegenwärtige Regierung und ihre Per- Reichslandbund sönlichkeiten an und er meinte, wir alle lechzten danach, „das; in Deutschland einmal Kraft gezeigt werde". WaS man sich darunter vorstellt. Rösicke meinte weiter, daß der gegenwärtige Reichskanzler Dr. Wirth „lediglich der merkwürdigen Doppel, züngigkett der Unabhängigen" das „wenig tragfühige" Ver trauensvotum verdanke. Nur diese Partei habe also das Kabi nett am Lebe» erhalten, deren Führer Crispien kürzlich erklärt habe, er kenne kein deutsches Vaterland. Man hat zur Bekräf tigung dieser Aenßerung in Hannover stürmisch Pfui gerufen. Rechenschaft darüber, wie die Dinge wirklich lagen, kwt sich natürlich niemand gegeben, sonst hätte inan bedenken müssen, daß die Dentschnationale» geschlossen Arm in Arm mit Unal>- hängige» und Kommnnistcn gegangen sind. also mit denselben Leuten, die nicht nur sagen, sie kennen kein deutsches Vaterland, sondern die schon mehrfach im deutschen Volke ein Blutbad mi- richteten, um Erreichung ihrer Parteiziele willen. Man muß dazu auch weiter feststellen, daß. selbst die 11 Unabhängigen, die sich der stimme enthalten habe», gegen das Vertrauensvotum gestimmt hätten, immer noch das Zahlenverhältnis 220 zu 190 gewesen wäre, also Wirth eine Mehrheit gehabt hätte. Wenn man mm in Versammlungen und Presse den Kanzler Wirth als „den Kanzler der Unabhängigen" brandmarken will, so ist das nichts weiter als eine verlogene, vergiftete und parteipolitische Phrase. l'Nan mußte sm Reichstage selber Zeuge gewesen sei», mit welcher Freude die Dentschnationalen die noch in letzter Stunde von Len Unabhängigen erfolgenden schweren Angriffe gegen das Kabinett Wirth begleitet haben und wie sie bei Ver kündigung des Abstimmungsergebnisses mit ihrem Aerger und Zorn darüber nicht ;nr>u!hielten. daß die Unabhängigen nicht doch in ihrer Gesamihcil geschlossen gegen das Vertrauensvotum gestimmt haben. Dr. Rösicke sprach weiter auch von „Garan tien", die der Reichstandbund verlangen müsse. Er war nicht vollkommen klar darüber »nS sprach es auch ans, daß zur Durch führung der Forderungen die Hilfe der Regierung notwendig sei. Er fügte indessen hinzu: „Die Regierung »ins; aber so aussehen, wie wir es wollen." (Beifall und Zn rufe: Juden raus!) Wir zitieren diese Aeußernng der Volks parteilichen and dentfchnationalen Preßberichte, wobei aber fest- gestellt sei. daß doch eine Anzahl diese Presseorgane sich scheuen, diese unerhörte, plumpe, diktatorische Forderung der Oeffentlfth keit zu übergeben. In verschiedenen Resolutionen wurden diese „Garantien" näher umschrieben. So wird zum Ausdruck ge bracht, daß, falls die Regierung auf der Reichsgetrcide-Aktie»- gesellschaft, die der Nesthstagsabgeordnete Lind die „verfluchte Iudenbgnde gm Knrfiirstendaniin" bezeichnet, bestehen bleibt, so sei die Landwiristhaft „fest entschlossen, dieser jede Lieferung zu versagen". Hier wird also der Lieferungsstreik angekündigl. In derselben Resolution wird aber auch der Tteuerstreik in Aus sicht gestellt. Es wird gesagt, daß die Landwirtschaft, wenn das willkürliche Besteuerungsverfahren nicht aufhören sollte, sich ge zwungen sehe, „die schärfsten Mittel an;i»venden, um die Will kür anszuschalten und eine gerechte Besteuerung zu erzwingen". Leider ist anch die verebningsivürdige Person des Feldmarschalls Hindenbnrg, der für alle Deutschen außerhalv jedes Partei streiteS stehen sollte, in diesen Phrasenbann des Reich-Stand- bundes hineingezogen worden. Der Feldinarschall hat die ihm angetragene Ebrenmitgliedschakk des Reichslandbnndes „»genom men. Das ist eine interne Angelegenheit. Man hat indessen in den verschiedensten Reden und in Verbindung mit ansaesvrv ckenen politischen Forderunaen immer den Generalfeldmarsckwll als Zeugen und Helfer reklamiert. Man rief ihm ;>i: „Herr Generalfeldinarschall, führen Sie uns!" Das denncbe Volk ver wahrt sich dagegen, daß sei» Gencralfeldinarfeball i» säen erster KrieaSzeit von euter bestimmten Interessenvereinigmig nicht nur für die Zwecke nnd Ziele dieses Verbandes, sondern für dessen Politik in Anspruch genommen wird. lieber das Thema: „Die kommende Auseinandersetzung zwischen Katholizismus und Protestantismus" sprach im Kas seler Lesemufeum der Nürnberger protestantische Pfarrer Dr. Stählin. der als Führer in der süddeutschen protestantischen Jugendbewegung vorteilhaft bekannt ist. Veranlaßt ward der Vortrag durch den „Jugendriiig", der hier eine Reihe von Vor lesungen über Weltaiischauunassragen plant. Anch der Evange lische Bund" hatte in einer Anzeige in de» Tagesblättern zum Besuche des Vortrags eingeladen, wahrscheinlich in der Erwar tung, die viele mit ihm teilten, daß der Vortragende im Stil der hier übl-che» scharfen polemischen Form des „Evangelischen Vuiideö" spreche» werde. Doch diese Erwartung wurde a»fs an genehmste in vielen Punkten enttäuscht. Denn Dr. Stählin sprach in dem weit größeren Teil seiner tiefen und feinsinnige» Aus- fnbriiiigen in einer Weise, die deutlich zeigte, daß er nicht nur am geistige» Pulssckckag unserer Zeit gelauscht hat. sonder» auch in hohem Grade die Gabe der pstzchologischen Einfühlung besitzt für die hohen geistigen, sittlichen und erzieherischen Werte, die im geschloffenen System der katholischen Kirche liegen. Gar manchem der anwesenden Katholiken ist es warm um das Herz geworden, als er aus dem Munde eines protestantischen Pfarrers Worte vernahm, die aufs anschaulichste zeigten, daß die Glaubenslehre der katholischen Kirche, ihr Kultus, ihre seel- lorgüche Arbeit dem durch die seelischen Katastrophen des .KriegSerlebenS innerlich zerrissenen moderne» Meiischen mit sei»-:,, Sehnsüchten, Wünschen und Bedürfnissen entgegen- kommt und ihn dort eine Befriedigung empfinden und er leben läßt, die er vergeblich im Protestantismus sucht. Aus dieser nicht wegzuleugnenden pstzchologischen ErfahvungS- iatsache erklärt sich nach Stählin die Beobachtung, daß gegen wärtig Protestanten in Schare» der katholischen Kirche Zu strömen, und zwar in erster Linie sind eS nach Stählins Versiche rung t'igendl.che Kreise, di- durch dar Feuer des Krieges Hin du rchgegangen sind, in denen ein unerbittliches Wnhrheitö- nnd Wahrbaft-gkeitSverlangen ein Drang „ach Feste», nnd Unverrück barem. nach stescr seelischer Gemeinschaft, lebendig ist. Diese ,ede„ wahren Dezltschen der s-.n Vaterland liebt, froh stimmende Tatsache, daß der Geist der Erneuerung und inneren sittlichen Ausbaues gerade von der Jugend, unserer lebendigen Zukunft ansgebt, macht es narb Stählin einfachhin „w Unmöglichkeit daß in Zukunft die bisherige Form der Polemik, „die ans einer fast sorgfältigen gepflegten gegdnscitige» Unkenntnis beruht", weiterhin geübt wird. Diese wiederholt stark unterstrichene Forderung des Vortragende» bedeutet zu unserer Freude eine scharfe sachliche Absage an die früheren Kampfmethoden des „Evangelische» Vundes". Im Einzelnen führt Dr. Siäblin auS: Es ist ein Irr tum, zu glauben, daß die Reformation den Gedanken der Tole ranz in die Welt gebracht hat. Luther und die anderen Reforma toren erhoben genau wie die katholische Kirche den Anspruch, die allein wahre und berechligte Form des Christentums zu sein. In der Zeit der „Relativität" alles Denkens muß sich der mo derne Mensch klar mache», daß auch alle religiösen Denk- und Kultforme» nur geistige Schicksale sind. Daraus ergibt sich die Folge, daß Katholizismus und Protestantismus nur als ver schiedene gleichberechtigt nebeneinander stehende religiöse Ttzpen zu betrachte» sind. Nach dem Gesetz des Mlhn'rungsvermögenS, das auch im geistige» Leben gilt, wird eS allerdings noch lange dauern, bis diese im Gegensatz zur bisherigen Form der Ausein andersetzung stehende Anschauung sich durchsetze» wird. Stählin schließt sich der Schleiermacherschen Auffassung an, die natürlich von der katholischen Kirche nicht anerkannt werden kann, das; erst die verschiedenen Typen der Religion in ihrer Zusammenfassung «die Religion" ergeben. (Wir Katholiken sagen demgegenüber: Wenn eS eine geoffenbarte Religio», d. h. ein von Gott mitge teilter und gewollter Weg der Mensche» in ihrem Gottsnche» gibt, dann kann es eben nur eine tvahre Religion geben. Auch ist die Wahrheit niemals Ergebnis einer Sunimiernng von Einzel- oder Teilwahrheiten.) Da dir deutsche Jugend zu», Teil in der tiefen Erfassung des Monotheismus lebt, so ist sie nach Stählin von dem Gedanken durchdrungen, daß hinter allen Erscheinungs formen des Relßstösen die religiöse Wahrheit lebt. Dann! ist aber z-ugleich der Gedanke von der inneren Solidarität deS Christentums gegeben. Die neue Jugend wird daher die kom mende Auseinandersetzluig zwischen Katholizismus und Protestan tismus in der Form der religiösen, innerlichen Ileberlegenheit einer von beiden Formen suchen; mit anderen Worten, der Form des Christentums wird die Zukunft gehören, die ihre religiöse Ileberlegenheit durch Tatsachen zeigen wird, und diese Form der dann kommenden Auseinandersetzluig wird inii geivaltiger Wucht erfolgen. Angesichis des Zusammenbruchs deS protestantischen, eng an die nun zertrümmerten deutschen Fürstenthrone angetlam- merte» Kirchentnms glaubt Stählin in der katholischen Kirche zurzeit ein gewaltiges „SiegeSbewußtseni" festslcllen ui müsse». Es dürfte ich» wohl schwer falle», irgend eine bischöfliche oder päpstliche Kiiudgebung anziisnhren, in der dieses von ihm be mängelte „SiegeSbewnßlsein" irgendwie znm Ausdruck kommt. Wenn die katholische Kirche angesichts der tiefen Gegensätze im protestantischen Laaer, die in zahlreichen EingesandiS Protest»» lischer Pfarrer in Kasseler Tagesbtättern ans Anlaß der Wahlen zum Aufbai! der neuen protestantischen Kirchenperfassnng zutage treten, sich ihrer festgegründeien Verfassung, die vom Wechsel der Zeilen nnd Politischen Umwälzungen ganz und gar nnatz hängig ist, die Gläubigen erniahni, sich um so fester an die Kirche, als „die Säule und Grnndfeste der Wahrheit" anzn- schließen, so ist dies doch wahrhaftig kein „SiegeSbewusstsciii", ebensowenig »nie jemand „siegesbewusst" ist, der als Bewohner eines festgefügten und wohlgeordneten Hauses nnd Hausstandes voll Bedauern und Mitleid auf die Unordnung und tiefgehenden Zerwiirsnisse ii» Hans des Nachbars Hinblick!. Angesichts der großen Verluste der katholischen Kirche in der norddeutschen Diaspora lwben unsere Bischöfe eher alles andere ;n ftu>, als einem „SiegeSbewlißtsei»" Ausdruck zu verleihen. Daher gab der Redner zur Begründung seiner Behauptung nur die noch nicht einmal anthentisch festgestellte angebtiche Äenßeeung eines Franziskanerpaters in Nürnberg wieder, der zu Kindern im ReligionSiin,erricht gesagt haben ,.soll"^l): „Eure Kinder werden wieder in der Loren;erkirche beten." Eine zweite Aenßerung soll bei einem akadenuschen Gottesdienst in einer katholischen Nürnberger Kirche gefallen sein. Der Zusammen bruch dvS protestantischen KftckwnftimS 1918 habe das alte Gesetz bestätigt, daß keine Sekte jemals länger als 400 Iakre gedauert habe. Wahrscheinlich wird der Redner wohl nicht „Sekte", son dern „Häresie" gesagt haben und im Hinblick auf die Reform»- tionsnil'iläen. die mit ' dein Ende des alten protestantische«
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite