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Sächsische Volkszeitung : 01.10.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-10-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192010019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19201001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19201001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-10
- Tag 1920-10-01
-
Monat
1920-10
-
Jahr
1920
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 01.10.1920
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«VS IS. Jahrg. «eschastsste«» «»d «edakttonr ^re»»e««A 16. Holbrtnstratz, 46 Freitag, 1. Oktober 1V2V Fernsprecher 21866 Postschektekouto: Leipzig Nr. 147S7 l Ve-ao-preis» Blerteljährliq In der VeschSstSsteN« «der don der Polt adzeholt Andgabe 1 mttwustr. Beilage 10.00 F» i Nedgo»» » »18 In Dresden und gan, Deulschland stet -aus An»,ab« 1 10.08 AaSgab« » 0.00 — l Kt« -Lchfisch» BollSzeltung erscheint an allen Wochentagen nachm. — Tprechstniid« der Nedattton: 11 dt« I» Uhr dorm. ISS» Nnietgeni Nnnahme von «eschSstSanjeigen dt« 10 Uhr, von gamilienanjsigen dt» 11 Uhr vorm. — Preis sür di« Petit-Epaltzcile 1.10 im Rellanieteil S.80 Familienanzeigen I SO — Für »»deuilich geschriebene, sowie durch Fernsprecher ausgegebene Anzeigen können wir die Verantwortlichkeit ss,r di« Richtigkeit des Textes nicht übernehmen Frankreich auf dem Sprung Die unhaltbare Lage, die in Europa durch den Friedensvertrag von Versailles geschaffen ist, findet ihre Stütze in der unnachgiebigen rachsüchtigen und haßerfüllten Haltung FranlreichS gegen Dentschlland. Hier licht der Angelpunkt für eine Lösung des unbefriedigten Zustan de- in Mitteleuropa. Hier liegt aber auch der Gefahrenpnnlt für weiter« Verwicklungen, die sich aus der unhaltbaren Lag« ergeben. Darum erscheint uns ein Aufsatz, den der „Grenzbote" (Nr 39) von einer vertrauenswürdigen Seite, die über „zuverlässige" Beziehungen zu maßgebenden Pariser Stellen verfügt", aus PNriS erhält, wohl beachtenswert. Wir geben daher die wichtigsten Stellen dieses Auf- satzeS wieder. In dem Aufsatz heißt es einleitend, daß die französische Politik von heute „Angst" heißt vosr dem wiedererwachenden Tentsch. land. Die heute in Frankreich maßgebenden Kreise sind von der Rachsucht Deutschlands felsenfest überzeugt. Nun steht ihnen aber das unaufhaltsam« Schwinden der eigenen Vollskrast vor Aua?„, daneben drc bereits recht greifbare Farmen annehnwnde Auflösungsprozeß innerhalb der Entente. Dies alles läßt das vereinsamende Frank reich vor einer Wiederorstatrknng Deutschlands den rettungslosen eige nen Untergang besorgen. Der Gedanke einer friedlichen Verständigung, der dem vergcbungssreudigen und anbiederungsbaflistenm Deutschen ja so naheliegh hat absolut keinen Platz in dgr Gedankenwelt des Romanen, dem kein Streben selbstverständlicher erscheint als das. für > erlittene Unbill Rache zu .nehmen. Somit ist die ganze französische l Politik eigentlich kristallisiert um das Problem dar dauernden Nie» j derhaltung Deutschlands. Dies mußte Frankreichs Auge» auf Ruß- jland lenken. Vom Weltverkehr abgeschnitten, muß Deutschland zu nächst seine wirtschaftliche Neuerstarkung bei seinen Nachbarn suchen, llnd da kommt ja Rußland mit seinem großen Warenhunger und ^Reichtum au Rohstoffen in erster Linie in Frage. Und baS wlrt- ftschaDche Band kann zum politischen werden, gemeinsame- Elend ist lein gutes Bindemittel. Wie sticht könnte eine Liga der im Weltkrieg ! betrogenen und vergewaltigten Völker entstehen. Di« russischen Mm- , schenmassen von deutschen Technikern ausgerüstet, vom deutschen Gene- «Mab gesührU Sein Wunder denn, wenn Frankreich mit größter Sorgfalt bemüht war, auch schon die kleinsten Anfänge einer solchen Entwicklung frühzeitig und gründltchst im Keim zu ersticken. Auf di« Dauer würde natürlich Polen einein sowohl in Rußland wie in Deutschland wirksamem Zusammenstreben nicht Widerstand leisten können. Deshalb müssen, um die Gewähr für Dauer der französische» Politik zu bieten, die Wurzeln solcher Triebkräfte unterbunden wer den. Die französische Politik ist unterrichtet darüber, daß der Bolsche wismus in einer ernster Krise stecht und daß man ihm wohl keine lange Lebensdauer mehr geben wird dürfe». Mso gilt «« für Frank reich. beizeiten die FSd«n zu knüpfen, in deren Netz dar zukünftige Rußland für dis französischen Interessen gefangen gehalten werden soll. Dev sicherste Weg dazu ist natürlich die Unterstützung der kom menden Männer Rußland»; so ist die Regierung Wrangel- heute bereits feist an der Kandare. Das Donezgebiet hat sie für 306 Mil- livnen Goldfranken, di« sie erhielt, al» Pfand Frankreich zusichert» müssen. Neben Wrangel sind »vettere Mitglieder der russischen Emi. grauten Vasallen Frankreichs geworden, um nur Gutschkow, Ssawin- i kw und vor allem Burzew zu nennen. Trotz aller Sicherungen scheinen aber dien Franzosen doch schon Zweifel an d« Beständigkeit dieser von ihnen erzwungenen Gefolgschaft de» werdenden Rußlands z» kommen. Auch die Erkenntnis, daß wirtschaftlich« Notwendigkeiten Rußland und Deutschland späterhin doch zusammenführen müsse», und haß solche, durch wirtschaftliche Momente begründete Entwick lungen durch künstliche Schranken meist nicht aufzuhalten sind, mag dabei mitsprechen. Der gerade Weg ist, Deutschland vollend- zu vernichte», solange Frankreich noch Zeit dazu hat. DaS heißt, die Einheit de« Deutschen Rüche» zu zerstöre«, um sie nie wieder zuzu- laffen I» allen Tonarten ist diese- Lied schon im französischen Blät terwald fett Abschluß de« Waffenstillstandes erklungen. Unverhohlen ttiirde festgestellt, haß der Vertrag von Versailles Stückwerk bleibe, solange «r di« dimtsch« Einheit nicht zu sprengen vermöge, die die vornehmste Grundlage einer Wieder»starknng Deutschland« bilde. Ae, mehr dar Verhültni« zu den bisherigen Verbündeten, namentlich zu Tndland. sich abkühlt, desto intensiver mahnen diese Gedanken die französische Politik zur Ta», che v« zu spät geworden ist. Um nun dem.deutschen Volk nach Frankreich« LebenSinterefsen seine Zukunft st dinieren, ist nicht «twal, wie harmlose Leut« in Deutschland mei nen, di« Besetzung de« ganzen Deutsche« Reiche« notwendig. Ober- schkesim in polnischen, da» Saargebftt in französischen HLuld««, ge nügt"^, anch noch da» Ruhrgebiet »u besetzen. Wer nicht gehorcht, »t Sohlonsperr«, da« bedeutet lawkonchaste« Anwachsen ddr osigkeit, Stocken de« Beckhrs, der LebenSmittelLelieferung der ^Städte, Hungersnot, Krawall«, EhaoS. Nun ist e« aber, um dies-« Schritt zu tun, der Frankreich noch von seinem Zick trennt, ' ckg, eine« äußerlich unanfechtbaren Anlaß hierfür zu haben. denSvortrag von Berfaille« böte hierfür ja zahlreiche, mit sonnen« Möglichkeiten. Run ist e« aber sehr stiftend, daß on» ium« wieder i« letzt«, Müinent dl« sttn angckgte« rchkreuzt. Da hat man mit viel Aufwand dt« oberschlesischö I Kohlenförderung in Unordnung bringen lassen, um Deutschland Ver tragsbruch der Kohlenlieferung auszunötigen. Spätestens im November 19 20 soll das Ruhr gebiet besetzt sein, daS sei der äußerst« Termin, munkeln Eingeweihte in Paris. Bayern und das Reich Bon einem bayrischen Mitarbeiter unserer Zeitung wird uns geschrieben: Wenn ,man in den, letzten Tagen die sozialdemokratische, ja selbst einen Teil der linksstehenden bürgerlichen Presse gelesen hat, dann mußte man das Gruseln bekommen von den finsterer Plänen, die man den Batiern angedichtet hat. Es gab darüber ein paar Dutzend Les arten. Einmal hieß es, gewichtige Kreise in Bayern würden die Trennung Bayerns vom Reiche und noch dazu mit französischer Nn- tsrstützung betreiben, zmveilen konnte man sogar lesen, daß diese Pläne schon fix und fertig gediehen seien und nur ihrer Ausführung harrten. Dann wieder hieß es, Bayern suche ein eigenes Reich in Verbindung mit Dentschüsterreich und Tirol zü bilden. UM 'die Krönung all dieser Gerüchte bildete das aufgeregte Geschrei der So zialdemokraten, daß anläßlich des Landcsschießens in Bayern der Kronprinz Ruprecht als neuer bayrischer König ausgerufem »verden solle. Nicht nur die bayerische, sondern auch die Neichsregierung wurde von der sozialdemokratischen Regierung mobil gemacht. Das Landesschießen in Bayern verlief in der prächtigsten Weise und ganz in der ?l>t, wie nur die Bayern echte rechne Volksfeste zu feiern im stande sind. Es lam auch ein Schützenkönig heraus, aber das, von jedem Kenner dar Dinge von vornherein als movdsdiunm, ja hyste risch ausgrbauscht« Gemunkel fand keine Bestätigung. Hindenbnrg und Ludendorfs, die nach den angstvollen Vorberichten der sozial demokratischen Presse bei der Kknigskrönung inBa>>ern persönlich anwesend sein sollten, waren auch nicht da. Wenn sich Ludeitdorfs in Bayern angesiedelt hat, so wird Sr wohl seine besonderen Gründe gehabt haben, dem Norden zu entfliehen. Aber diese Tatsache, daß sich Ludendorff bei den Nahem wohlfühlk, immer zum Ausgangs punkte von düsteren, ängstlichen Betrachtungen für die daraus der Re publik von Bayern her drohenden „Gefahren" zu machen, wirkt nach gerade lächerlich. ' , Es »nutz auffallend wirken, daß es gerade die Sozialdemokraten sind, welche den Bayorn alles lieble andichten. Wenn der Kampf dabei vor ollen» gegen die bayerische,.-», Einwohnerwehren gerichtet wivd, so muß es doch einmal ausgesprochen werden, daß es einte Zeit gab — und sie ist noch gar nicht lange her — in welcher die baye rischen Sozialdemokraten diese Einwoynetzwehren sehr gut brauchten. Dem Schuh dieser Wehren verdankte die sozialdemok/atische Negie rung Hoffman» überhaupt ihren Bestand. Der Ministerpräsident Hvsf- mamr hatte im Jahre 1919 alle Hebel in Bewegung gesetzt, um sich und seiner Regierung einen solchen Schutz zu verschaffe». Als dann die Sozialdemokraten vor den Spartakisten nach Bamberg ausrück ten, waren eS die bayerischen Einwohnerwehren, nicht zuletzt die ge- treuen Ordnungselemente von Bamberg selber, welche die Fortsetzung der Regkemngsarbett ermöglichten. Man soll eS doch endlich einmal lassen, mit dem Märchen von bayerischen finsteren Plänen gegen das Reich das Publikum gruselig zu machsn. Daß die Bayern gar nicht daran denken, vom Reiche sich zu lösen, hat der bayerische Ministerpräsident Kahr gerade in diesen Tagen wieder mit aller nur wünschenswerten Deutlichkeit anSgespro- chn. Und alle Versammlungen der Ordnungsparteien, welche in diesen Tagen abgehalten wurden, gaben die Losung der unbedingten Rvichstreue aus und die betreffenden Redner ernteten jedesmal stür mischen, allseitigsn Beifall. Aber um eS einmal bajuvarisch auszu drücken: di« Batzen» wehren sich dagegen, sich ihr Land wieder zu einem „Saustall" machen zu lassen. Wer möchte es ihnen verdenken, nach all dem, was sie durchg'macht haben, daß sie mit aller Kraft da nach streben, die Wc-cderhvlUng von Zerrüttungen zu vermeid«,y, die ausschlaggebend von fremdländischen uM hier hinwiÄrerum von nord deutschen radikale» Elementen in dieses Land und Voll hineingebracht wurden. Man sollte sich ftruen, daß es im Deutschen Reiche einen großen wesentlichen Bestandteil gibt, in welchem das Programm der Ruhe, Ordnung und Sicherheit mit Energie in die Wirklichkeit umzu setzen versucht wird. BaySrn ist heute tatsächlich der am ineisten be ruh igde Teil von Deutschland. Die Ordnung, die dort staatspolitisch und wirtschaftlich heischt, ist gefestigt und macht täglich weitere Fortschritte. Der Norden könnt« sich glücklich schätzen, wenn dort die Verhältnisse so konsolidiert wären wi« in Bayern und übrigens auch fast durchweg in den andrem süddeutschen Staaten. Was den Bayer» mit Recht nicht paßt, daß ist di« in NorddeutscHland auch heute noch an dar Tagesordnung befindliche Sucht der radikalen Element«, einten überragenden Einfluß auf die Bestimmung des politischen und Wirt- schastlichen Schicksals des Lolis zu erringen. Solcher» Streben setzen die Bayern «in Bollwerk der Ordnung entgegen. Die Bayern wollen mit den Zuständen, wie sie heute in Preuße» herrschen, nicht verfilzt werden. Und da haben sie auch ganz recht. Wenn in Bayern die Abneigung gegen Berlin so star! ist, so liegt das nicht in eener Reichs- Verdrossenheit, sondern in der Ablehnung des Berliner radikalen Terrors, abSr auch in der jede Eigenart erstickenden Zentralisierung, wie sie vorn grüner» Tisch der Berliner Zentralbehörden aus betrieben wird. Der Fehb.r liegt darin, daß dort Herrschaften regieren, die alles nach Schema F und mit einer alles früh«- Erlebte in den Schat ten stellenden burraukratischen Auffassung behandeln. Diese Berliner vureaükrali« ist in ihver Wirkung Gift für die R-ichsfrage. Wer die Verhältnisse näher kennt, wird mir da- bestätigen können. Die Kla gen darüber — m»d ich sag«, di« durchaus berechtigten Klagen — kommen ja nicht nur au» Bayern, sondern ebenso aus Baden, aus Württemberg, ttu» Sachsen, au» dm Rheinland, au« Hessen, au» Schlesien, ja selbst aus preußischen Landesteilen, selbst 7 Die Wnrzel allen UebelS liegt aber darin, daß sich der Norden und der Süden immer noch viel zu wenig verstehen. Die Aufwiege lung Va» Mißtrauens, wie st« augenblicklich vorab in der novddr«. schen sozialdemokratischen Press« gegen Bayer» und den Süden über haupt beobachten können, stell« die größte Gefahr für d«n Bestand des Reiches dar. Die Verbrztkung von Schaudernachrichten und Ammenmärchen kann wahrhaftig nicht dazu dienen, die Beziehungen «wlschenNord nnd Süd freundlicher zu gestalten. Diese Herrschaften, die ein derartige- unverantwortliches SM treiben, sind di« eigent lichen Zerstörer des ReichsgedanlenS. Wenn man sich nur ein bis chen Müh geben würde, in die bayerische Psyche, in daS Wesen der bayerischen Eigenart einzudringen, wenn man die Echtheit und Natür lichkeit, dieses Volksstammes ihrer Bedcutu-ng enispüechend besseiv achten und würdigen würde, »nützte eine ganz andere Verständnis» linie zuwege komin!?n, als das gegenwärtig der Fall ist. Gerade in den bayerischen Eigenarten liegen diejenigen Faktoren, die wie so bitter nötig haben, »venu wir unser Volksleben wieder zu altem Glanz« emporheben wollen. Wenn die Bayern anderseits vielfach Abneigung gegen di« „Preußen" an den Tag legen, so haben sie ihre Gründe dazu. Viele „Preußen" scheinen es bei ihrem Aufenthalte in Bayern ja geradezu daraus anzulegen, diese Abneigung herausznfordern. Man sehe sich noch nur einmal dqs Treiben gewisser norddeutschsr Vertreter und vorab Berliner in de» bayerischen Bergen und inmit ten dieser einfache» und natürlichen Bevölkerung an. Dieses Beneh men reizt wirklich nicht dazu, Achtung nnd Verständnis für di« nordi schen Stamme hervorzurufen. Man sollte weiter auch einmal mit der verbitternden Rebe aushören, daß Bayern das übrige Reich nicht genügend mit Lebensmit-eln versorge und nur Hamsterpolitik zu eigenem Nutzen betreib?. TaS ist ganz und gar falsch. In Bayern sind heute schon mehr als zwei Millionen Zentner Brotgetreide abge- liesert worden und zwar ans Grund eines schärfte als anderswo auS- g'statteten ErsnssnngsvSrsahrens, aber auch dank einer weit größeren Ablieferungsfreudigkeit, als sie manHeroris im Mich« sonst zu be obachten ist. Würde dort überall nach den gleichen Gesichtspunkten borgegange», daun würde unsere EcnähnmgSnot «kfentlich mildere Züge trage», als das heute leider der Fall ist. Wer in Bayern ge weilt hat. wird auch »rissen daß die Rede eittT Gflunker ist, die Bayern würden in Milch und Fett nur so schwimmen. Die Behält nisse auf diesem Gebiet? sind auch beude noch ungemein kritisch, und in manchen bayerischen Städten lebt man in dieser Hinsicht unter schwierigeren Verhättnissen als anderwärts. Wenn die allgemeine Ernäyrungslage in Bauern eine bessere ist. als im Norden, so liegt da§ an der besseren Erfassung und Vertuilung d«r Lebensmittel. DaS freie bayerische Volk ist jedem Zwang, auf welchem Ge biet« er auch immer liege» mag. abhold. In die Bestimmung seiner altüberliefert?» Gewohnheiten läßt sich der Bayer am allerwenigsten eingreifen. Dureaukratische Rbguverei, di« vielfach aus Schikane hin- ausläust, ist ihm «in Greuel Sich einbilden zu wollen, vom grünen Tisch aus die Bayern »ach den, Rezept von Aktenzeichen und vermoder ten Registraturen regieren zu können, wäre lächerlich Daß die Bay ern tnerchanS gewillt nnd bereit sind, den Reichsnotwendigkeiten, so viel sie nur immer vermögen, Rechnung zu tragen, nnd dem Reiche selbst anch unter schweren Opfern die Tome zu bewahren, darüber kann nnd dar? es gar keinen Zweifel geben. Bayer,» gehört zum Reiche und bleibt beim Reiche, innerhalb dessen es die ihm gebührende Stellung einnehmen will und das ihm Raum lasten muß für die Ent wicklung der national»» und ualitische» Eigenarten des Bayernvolkes, von denen wir froh sein müßten, daß heute solche Eigenarten »och vorhanden sind. Der Zweite Sächsische Katholikentag Volksverein für das katholische Deutschland Eine benrerkrnSwerte Ansprache des hochwürdi-.ft n Herrn BischvsS. Leipzig, 30. September Anläßlich des Zweiten Sächsischen Katholikentages fand am Montag den 27 September hier im katholischen Gesellenhaufe eine stark bchultte Sitzung von Geschäftsführern und Ver trauensleuten des VokkSve'reins für daS katho lische Deutschland statt, die von dem Geschäftsführer de- ) Bolksvereins in Leipzig. Herrn Kaplan Dr. Schol; e. geleitet wurde. Als Hauptresewnt war der Landessekretär Herr Dr. Getzeny aus Berlin erschienen, der in seinem sehr instruktive» Referate in erster Linie die Wirtschastssragen und di« sozialen Fragen behandelt:. Er beionte. daß wir die Pflicht hätten, daran mitzuarbeiten, die Kluft zwischen Bürgertum und Proletariat zu überbrücken. Es bestehe di« Gefahr, daß das deutsche Volk daran xugrunds geht und das müsse unter allen Umständen verhindert werden. Aufgabe des ValksveveinS sei es, an der sozialen Erziehung »nitzuarbeiten und den katholischen Gemeinschaftsgeist zu Pflegen. Der Redner gab dann praktisch« Wink? für die Kleinarbeit. Während des mit großem Beifall auf genommenen Referates erschien zur Freude aller der hochw Herr Bi» schof Dr. Löbmann. Der 2. Rednar, der Generaldirektor des Bolks- veremS für das katholische Deutschland, Herr Gehem«rat Marx, dankte dem hochw Herrn Bischof für sein Erscheinen und ergänzte dann die Ausführungen b?s LaMeSsckretärs Dr. Getzeny nach mancher Richtung hin. Zum Schluß svrach er allen Geschäftsführer» und Ve» traueirsleuten den Dank der VolkSvoresnsleitung ans. Nach ihm „ahm sofort der hochw. Herr Bischof Dr. Löbmann das Wort zu folgen den bemerkenswerten Ausführungen: „Ich hakte den Volksveoein für daS katholisch« Deutschland für einen meiner gediegensten Mitarbeiter auf dem Geb'et« der religiösen Betr.-uung. Der Volksverein ist ein Vermächtnis Windlhorsts. Hessen Anregungen wir auch heute noch nicht hoch genug anschlagen können. Mit lebhaftem Interesse verfolge ich seit langer Zeit die Schriften des Volksverein- für da» katholische Deutschland und vor allem die periodisch erschtiinenken BolkSvcreinshsft«. die so viel Belehrung bringen. Der Volksverein bietet ein Arsenal von Waffen und es ist Pflicht dar Katholiken, von diesen Waffen Gebrauch zu machen. Ich kann die Schriften d«r Volksvereins nur warm empfehlen, aber nicht nur zum Kaufe, sondern auch zum S-iivdium. Insbesondere erscheint es mrr wertvoll, daß die wichtigsten Zeitsragen aus Grund der Schrif ten des Volksverein» in kleineren und größeren Versammlungen ein gehend erörtert und dir Mitglieder so in den Stand gesetzt »Mwn, her berückenden Macht der Schkagwörter und schiefen Darstellungen unserer Gegner wirksam gkgenüberzutreten. Di« Verbreitung de» BollSvtteiu» für da- katholisch« Deutschland in Sachse« liegt mkt be sonder« «n Herzen. Möge der -Volk-Verein in jedem Orte, wo meh rere Katholiken sind, eingesührt werden. Der Volksverein ist unsere
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