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Sächsische Volkszeitung : 15.04.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-04-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192404156
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19240415
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19240415
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-04
- Tag 1924-04-15
-
Monat
1924-04
-
Jahr
1924
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 15.04.1924
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Nr. bO. S«it« « Dienstag, den lü Apnl 1924 Wer ttM eiimi Walillllikiii? Einen Wahlschein erkält auf Antrag ein Wähler, der in einer Wählerliste oder Wahlkartei eingetragen ist, wenn er sich am Wahltage während der Wahlzeit aus zwingenden Gründen austerhalb seines Wahlkreises aufhält; wenn er nach Ablauf der Einspruchsfrist seine Wohnung in einen andern Wahl bezirk verlegt; wenn er insolge einer körperlichen Leidens oder Gebrechens in seiner Bewegungöfähigkeit behindert ist und durch den Wahlschein die Möglichkeit erhält, einen für ihn günstiger gelegenen Wahlraum aufzusuchen, Einen Wahlschein erhält weiter, wer in einer Wählerliste oder Wahikartei nicht eingetragen oder darin gestrichen ist, wenn er nachweist, dast er ohne sein Verschulden die Einspruchs frist während des öffentlichen AuslicgenS der Wählerlisten versäumt bat oder wenn er wegen Ruhen? des Wahlrechts nicht eingetragen oder gestr'chen war. der Grund für dieses Ruhen des Wahlrechts aber nach Ablauf der Einspruchsfrist wegqefallen ist, oder wenn er Auslanddeutscher war und sei nen Wohnort nach Ablauf der Einspruchsfrist in das In land verlegt hat Wahlscheine können noch am Tage der Abstimmung ausgestellt werden. Wird der Stimmschein am Abstimmungstaqe erst nach 12 Uhr mittags beantragt, so kann der Antrag zurück gewiesen werden, wenn eine Beteiligung an der Abstimmung nicht mehr möglich erscheint, In gröberen Gemeinden kann die Entgegennuahmc von Aufträgen auf Ausstellung von Wahlscheinen schon am zweitletzten Tage vor dem Abstim- mungStage geschlossen werden. Gegen die Versagung eines Stimmscheins kann Einspruch erhoben werden. Unkersejittt d«-n WakUsonds der Zentrumspartei! möchte jetzt nach dem Vorbilde der mecklenburgischen Hauptstadt Schwerin auch Rostock für Gastwirtsausstcllungen eine Messe halle bauen. Bisher fehlt cS freilich nicht nur an Platz, sondern auch an dem notigen Gclde hierfür, — Nachdem ferner das nie dersächsische Wirtschaftsgebiet in Hannover seine besonderen Mesüreransia'tnng'u mit Erfolg gekrönt gesehen hat, bemühen sich nunmehr auch WirtschaftSarupp-n der Stadt Braunschwcig Harum, in Brn 'nscl'weig de» Bode» ftir die Schaffung einer loka len Messe vorzubereiteu. Da die Stadtverwaltung diesem Plan nicht das entsprechende Interesse enlgcgcnbringt, hat sich das braunschweigische Wirtsckaftsministerium ilirer angenommen und mit den in Frage kommende» Wirtscbastskreise» sich in Verbin dung gesetzt, uni den Gedanken einer Messe möglichst bald in die Tat umzusetzen. Man denkt hierbei in erster Linie an eine groß zügige Ansstcllnng der sn Braunschwcig so hoch entwickelten Nah rungsmittel- und Geiiustmittcl-Jndustrie. f London-Paris in zwei Stunden Einen gute» Flug hat ein eng isches Verkehrsflugzeug Type Navier D 3t der Daimler- Gelcllicbaft ausgesührt. Er hat für die Strecke von London nach Manchester nicht mehr als 1 Stunde 15 Minute» gebraucht- Tie Slundeil-Dnrchschnitts-Geschwindigkcit betrug IW,5 Kilometer, Ein anderes Flugzeug dieser Gesellschaft ist von einem Vor mittagsflug von London nach Anisterdem bereits am Nach mittag wieder in London znrückgewesen. Ein Verkehrs-Flug zeug derselben Gesellschaft, das sieden Passagiere lind 400 Kilo gramm Gepäck trug, hat die Fahrt von Paris nach London in nicht ganz zwei Stunden znrückgelegt. Kkükllkluui! des stilikonilneus MS Mthiulen Es sind Zweifel darüber entstanden, wie die nach den Be stimmungen des ReichSmietengesetzeS vom 12, Juni 1922 im ersten Kalcndervierte!,ahr 1924, d, i. in der Feit vom 1. Januar bis 31. März 1924, von den Mietern an die Vermieter gezahlten Mietzinsen bei de» bis zum >9. (Schonfrist 17.) April zu ent richtende» Vorauszahlungen auf die Einkommensteuer für das .Kalenderjahr 1924 zu behandeln sind. Vorbehaltlich der Entschei dung der NcchtSmittelbehörden nimmt das Landesfinanzamt hier zu iolgcnde Stellung ein: Tie Mietzinsen gehören zu dem Einkommen ans Grniidbesitz nach 8 6 deS Einkommensteuergesetzes und un terliege» deshalb nach Artikel IB l 8 7 der 2. Steuernotverord- iinng der Vorauszahlung auf die Einkommensteuer für LaS Ka lenderjahr 1924. Die Vorauszahlungen bemessen sich nach dem Ileberschnst der Mietzinsen über die Werbnngskosten, den der Stenerpslichtige während der Dauer seiner Stenerpflicht im ab- gelauscnen l, Kalendervicrteljahr 1924 aus Miete bezogen hat. Die im Reichsniictengesetze vom 12, Juni 1922 und den Ans- fsihrnngsbcstimmiingen des Reiches, der Länder und der Gemein den dazu vorgesehene Gliederung des Mietzinses in eine Ent schädigung für Verwaltnngsanfwand, für sonstige Betriebskosten, für laufende Jnstandsetzungsarbeiten und für graste Jnstand- setzniigSarbeiten ist hierbei ohne Bedeutung. Diese Gliederung ist nur ans wirtschaftlichen Gründen oorgenommen worden, inso fern der Verwendungszweck des Mietzinses fcstgelegt werden sollte. Sie ändert aber nicht den bürgerlich-rechtlichen Charakter der Gesamlenschädignng als Mietzins und damit als Einkommen dcS Vermieters aus Grundbesitz, Für die Bemessung der für 10 April 1924 zu leistenden Vorauszahlung hat also der Ver mieter sämtliche von dein Mieter nnf Grund des Mictverhält- nisscS im 1. Kalenderviertcljahc 1924 entrichteten Beträge als vereinnahmten Mietzins einznsehen. Dieser Mictzinsb-trag '.st lediglich nm die in dem 1. Kaicndervierteljahre 1924 tat lach- lich gemachten Aufwendungen nach 8 13 Absatz 1 Nr, 1a deS Einkommensteuergesetzes zu kürze». Zu diesen ab zusetzenden Beträgen gehören insbesondere die Ausgaben für den Zinscndienst, sür Betriebskosten, für lausende und für groste Jn- standsctzungsarbeiten, die im 1. Kalendervierteljahre 1924 tat sächlich gemacht worbm sind. Es ist also nicht zulässig, die sich aus den von den zuständigen Behörden rusgeworsenen Vom hundertsätzen ergebenden Beträge abzusetzen, vielmehr sind die Absetzungen auf die tatsächlich gemachten Auswendung:» beschränkt. Von den, Unterschied zwisch:» den so berechneten Gesamteinnah men auS Miete und den tatsächlich gemachten Aufwendungen nach 8 18 Absatz 1 Nr. 1a des Einkommensteuergesetzes ist die Vor auszahlung zu berechnen. Ans dn MahlbkMWg Chemnitz. Am Montag, den 7. Avril, hielt die Ortsgruppe der ZentrnmSpartei ihre Monatspcrsainmlung ab, die sonst re gelmässig am dritten Monatsmontag stattfindet, diesmal aber we gen der Wahlen voroerlegt worden >var. Der 3. Vorsitzende, Herr Andrzejemski, begrühte die Erschienenen, Herr Lehrer Kretschmer sprach über: Der Katholik im öffentlichen Leben. Er entschuldigte sich zunächst bei den protestantischen Parteimitgliedern, dast er sich diesmal in der Hauptsache an die Katholiken wenden wolle, versprach ihnen aber, das; sic dabei nicht zu kurz kommen sollten, Viele Katholiken, ebenso viele gläubige Protestanten, haltess sich vom politischen Leben völlig fern. Schuld ist einesteils die groste Gleichgültigkeit, die sich sagt, ja doch nichts ändern zu könne», andererseits aber auch die Meinung, für sich und den Herrgott genug getan zu haben, wenn sie ihre religiös- kirchlichen Pflichten gewissenhaft erfüllten — eine Auffassung, die unter einer absoluten Monarchie allenfalls zu rechtfertigen sein mag, aber unter der Demokratie bei unserer innerpolitischen Lage direkt Sünde ist; denn solche überlassen übermächtigen Gegnern auf der Linken und auf der Rechten — diese wnrden nach ihren Programmen und Taten in der Vor- und Nachkriegs zeit gebührend gekennzeichnet — die Geschgcbungsmaschinerie, die sie jederzeit zu mistbranchen versuchen werden, der katho lische» Kirche Ketten zu schmieden. So ist es Gewissens- Pflicht für jeden Christen, auch im öffentlichen (politischen) Leben seinen Mann zu stellen. Wie? Vor allem bei den Wahlen, aber auch durch Mitgliedschaft und Betätigung in einer politischen Partei, durch Lesen der „Sächsischen VolkSzei- tnng" und Geldopfcr. I» welcher Partei? Nicht in Frage koinincn können die sozialdemokratischen und kommunisti schen Parteien, die von den Bischöfen wegen ihrer materialistisch- atheistischen Ciiistellung sür de» Katholiken verboten sind. Die De»tsch»atio»ale Partei? I» ihr gibt cs sogar einen besonderen Katholikenausschust. Aber die katholischen Mitglieder sind in diese Partei nicht cingctrete», weil sie wnstten, dort ihre katholischen Belange besser vertreten zu sehen — den» die Dcutschnationale Partei hatte für die katholische Kirche noch nichts getan, aber ihre konservative Vorgängerin sehr viel gegen sie —, sondern aus rein irdische» Belangen verschiedenster Art, Die Deutsch- nationale Partei ist die Partei der mit de» neuen Verhältnissen uiiznfriedcnen Vornehmen und Gebildete», Reichen, Adeligen »nd Bauer», Ihre» christlichen Charakter führt sie erst seit kurzem im Schilde; er ist nicht ursprünglich, sondern mehr AgitationS- mittcl und hat schon nach der Mehrzahl der Mitglieder protestan tischen Einschlag, Ein Eintreten für volle Gleichberechtigung der Katholiken ist von dieser Partei trotz Katholikenausschust nicht zu erwarten, vor allem dann nicht mehr, wenn sie nach einer etwaigen erreichten Zertrümmerung des Zentrums zu ausschlaggebender Bedeutung gekommen wären. Noch weit schlimmeres ist von der deutsch-völkischen Bewegung zu erwarten. Wirkliches und volles Verständnis sür unsere Rechte werden wir nur bei der Z e n t r u m S p a r t c i finden. Die Notwendig keit einer besonderen politischen Organisation der Katholiken be weist die Parlanientsgeschichte Deutschlands und anderer Län der, So ist cs sür uns Katholiken geradezu Gewissens- Pflicht, die ZentrninSpartci zu kräftigen als die einzige poli tische Schutzinacht der katholische» Kirche in Deutschland. — De» trefflichen, von reichem Beweismatcrial ans der Ver gangenheit belegten Ausführungen unseres geschätzten und ver dienten ZcntruinSredners folgte die Versammlung mit ungeteil ter Aufmerksamkeit, und reicher Beifall am Schlüsse des Vor trages brachte den einmütigen Willen zum Ausdruck, auch in Chemnitz der Fahne der alterprobte» Zentrumspartei in unent wegter Treue nach wie vor zu folgen. Darauf berichtete Herr Kretschmer über den Parteitag in Dresden, der die besten Ausblicke in die Zukunft unserer Partei eröffne. Noch einiges Geschäftliche fand Erledigung: An Steuern sollen sofort von Januar bis April 0,60 Mark und anster- dein ein Parteiopfcr von mindestens 1 Mark erhoben werden. Eine Sammlung ergab eine hübsche Summe, auherdem sagte ein Verein eine namhafte Beihilfe zu. So verlief die allerdings we gen der vielen Veranstaltungen vor- und nachher nicht allzu stark besuchte Versammlung in bei uns gewohnter Einhelligkeit, Alt- gemein war vor allem die Genugtuung, dast sich unsere Orts, nippe durch die Mißhelligkeiten im Lande in ihrer regelmässigen, tetigen Arbeit nicht »n geringsten hat stören lasse». S einpe r. Die ömllitt- und MjWklilikidt drr Nklitllhen IligeMrist, ökjirk ZkWg Ter 6. April brachte der Leipziger Deutschen Jngendkrast ihre Banner- und Wimpelweihe, Ein grosser Augenblick, der nie vergessen wird, war die kirchliche Feier. Unter dem Vorantritt der Fahnendcputationen oer Vereine und der katholischen Stndcntenverbindung „Unitas" wurde das umhüllte Banner in die Kirche begleitet, gefolgt von oen Wanoerwimpeln und sämt liche» Mitgliedern des Bezirks, Noch nie hat der Bezirkspräses Kaplan Franz so begeisterte Worte gesprochen wie in seiner Festpredigt, Unvergesslich bleibt aber auch die daraus folgende feierliche Weihe des Banners uno oer Wanderwimpel durch de» Propst der St. Trinitatiskirche Prälat Stranz, unter Assistenz der H, H, Kaplanc Franz und Hamm, Ein feierliches Tedeum beschloss die kirchliche Feier, Unser treuer väterlicher Freund Herr Kommerzienrat Dr. Kasper mit Gemahlin, die als Fahnen paten uns die Ehre gaben, waren einig mit uns l„ dem Ge danken, Grosses erlebt zu haben und sein Glückwunsch kam ans ansrichtigcm, dankerfülltem Herzen. Leipzigs „Batikanviertel" sah nach dem Feltgottesdienst etwas außergewöhnliches, Wie glühten die Gesichter oer braven Leip ziger Jngendkrastler, als es h'.ctz: Auf zum gemeinsamen früh stück, »ach dem Gejellenhans, Trnppeiiweise zogen cne Jahnssiinge'' durch West- uno Wiesenstraße, Echter Oisietci-Kassee uno genüge»» Kuchen sorgten bald sür eine muntere Stimmung, Leipzigs Vezirksleiter Engelhardt-Schork hicss alle willkommen. Herr Greger-Rositz dankte sür verzückt« Ansnabe der aus wärtigen Gäste, Nachmittags 4 Uhr fand im Lesezimmer de» Gesellensanses unter der Leitung oeS GaiigeschäftssührerS Erich Liebscher aus Dresden (Gau Meißen- cme Besprechung mit den anwesenden Gästen statt. Mit dem Glockenschlagc 8 begann die abendlich« Fahnenfeiet in den schönen Kainmermns'ksäleil oes jMtraltheaters. Ter Be- zirksle'ter Engelhardt-Schork begrüßte oie Erschienenen u, a. den Stifter des Banners, Herrn Kommerzienrat Dr. Kasper, Die hochwürd'ge Geistlichkeit Leipzigs, Pfarrer Beier-Grimma Pfarrer Benlkc-Bitterfcld uno Kaplan Dylni (-Dresden (Gaupräses), ferner Vertreter des Allgemeine» Turnvereins Leipzig, Größte» Beifall und echte Freude ries oer von Herrn Schuloirektor T r Tante verfaßte und vorgetrageue Prolog hervor, Herren Kon zertmeister Kolb vom Gewandhaus m't Tochter und oaS Kirchen» charguartett von St, Trinitatis unter Leitung des Herrn Lehrers Schaal zeigten echte Knust in Violine, Klavier und Gesang, Auch unsere Jngendkrastler Prause, Martha Hartmann und Martin Ritter mit ihrer jungen Schar zeigten was in Leipzig geleistet wurde. Großer Jubel löste oie Verkündung des Ehren Pro tektors Dr, Kasper ans. Eine von tiefem vaterländischen Geiste erfüllte Festrede oes Herrn Pfarrer Be ulke von Bfttcr- seld hatte die Fcstvcrsaminlnng Kalo eine Stunde im Bann« gehalten. Seine Worte waren die Pcogramnipnnkte der Denk schen Jugendkraft. Christusglanoe mn, Vaterlandsliebe, Reiche» Beifall lohnte dem verdienten Reonsc, Unerwartet für die Grünoer deS Bezirks Leipzig war deren Ehrung, Ihnen wurde ein Ehrenzeichen und Diplom überreicht und zwar den Herren: Kaplan Franz, August Plewa, Wolf- gang Greifs, Otto Höllenstein, Herma »span, WilÜ Prause, Otto Ebermann, Das vom Bezirksleiter Engel hardt-Schork verfaßte Bannerlico erlebte seine erste öffentliche Ansstihrung. U, a, lag von der Reichsverbanosleitnng ri» Glückwünschtelegramm vor. Die Glückwünsche des Allgemeinen Turnvereins Leipzig nberbrachte in herzlichen Worten Herr Thieme. Sein Wunsch war: Deutsche Turncrsckiaft und Deutsche Jngendkrast Hand i» Hand zum Mahle des lieben deutschen Vaterlandes, Herz erquickende Worte sprachen Herr Zininicrmann-Berün, Herr Ka plan Dhbnl-Dresden, Herr Greger-Rositz, der ein herrliche» Fahnenband überreichte und ein Vertreter der katholischen Sln- dentenverbindnng „Un'tas". Tann bestieg Herr Kommerzienrat Tr, Kasper die Bühne und dankte bewegt für die ihm zuteil gewordene Ehrung, Jetzt, nachdem wir wissen, daß er in seinen Jngendiahren selber Sportsmann war, wiro »am die Leipziger Jngendkrast noch mehr zugetan sein. Ein kleines Mnsikständchrn, ausgesührt von der Tamenabteilung Leipzig-West, ließ das Herz höher schlagen und gab der darauf erfolgten Verlesung der Stiftnngsnrknnde „Ausbau der Leipziger Jngendkrast" eine herr liche Einleitung, Langsam neigte sich der Zeiger nach der Mitte» nachtsstunde und der Herr Bezirksprä-es S, H, Kaplan Franz nahm das Schlußwort und oankte allen Erschienenen und denen, die znm Gelingen des Abends beigetragen hatten. Leipzigs Deutsche Jugendkraft hat wieder einen Glanzta- gehabt, wie selten ein anderer Bezirk. Verantwortlich kür den redaktionellen Teil: Dr. Josef Albert. Dresden. — Für den Inseratenteil: Josef Foh mann, Dresden. »ö»!« WO W> Bon HanS Dominik. Copyright by Angnst Scherl G, m, b, H. 1923, Berlin-Leipzig. (Nachdruck verboten.) (48, Fortsetzung,) Hier null um die nach Millionen von Pferdestärken zählen den Wasserkräfte der großen Sambesjsälle herum seit einem halben Jahrhundert eine gewaltige Industrie entstanden. Mit Hilft der in unerschöpflicher Menge zur Verfügung stehenden eleltrischen Energie wnrden die reichen Bodenschätze, oie Erze »nd Edelerden hier an Ort »nd Stelle durch europäische Syndi kate verarbeitet. Hier war eine der Hanvtanellen, a»S denen die Wirtschaft de? alten Europa neue Kräfte schöpfte. Hier, wo das tropisch« Klima die Zahl der weißen Bevölkerung von vornherein niedrig hielt, bildete» die Schwarzen natnrnotwendig den Hanptträger oer industriellen Leitung, Ohne sie wäre die Ausbeutung der Minen, die Verarbeitung der gesöroertcn Schätze trotz aller technischen Fortschritte unmöglich gewesen. In diesem Gebiet war es bisher nie z» Ansständen ge kommen, Das Niveau der dortigen schwarzen Arbeiterschaft war bedeutend niedriger als oas der nordafrikanrschen. Sie war gewolmt, widerstandlos alle» Anforderungen der weißen Herren zu feigen, mochten diese auch nicht immer gerecht sein. Jetzt war auch hier die Lage bedenklich. Ans eine un erklärliche Weise waren Funken des eben in Algier ausgetretenen Brandes bis hierher geflogen und hatten gezündet. Jegt weigerten sich die Schwarzen hier ganz plötzlich, di« größere Arbeitszeit, die sie bisher ruhig angenommen hatten, weiter zu leiste»». Auch hier wurde das Wirken fremder Emissäre zweifelsfrei festgestellt. Schon waren die Unternehmer unter dem Druck oer Ne gierungen bereit, den Forderungen nachzugeben, als sie Dinge eine schlimme Wendung nahmen. In einer Nacht waren die Fabriken und Werke im Tschotigebiet von Ausständigen besetzt und oie weißen Werkleiter massakriert worden. D>e Gekabr daß oas ganze dortige Industriegebiet de» Weißen vcrlorenging, war riesengroß. Schon sah inan die Lage als hoffnungslos an. Ta zeigt sich die Jahrhunderte alte englische Kunst, Ko lonialpolitik zu treiben, >n hellstem Lichte, Mit Zuckerbrot und Peitsche, mit vielen Versprechungen und Erleichterungen aus der - >en, mit brutalster Energie auf der auoeren Seite wurde >di,ung wieoerhergestellt. Doch waren es wieder bange i Wochen, die Europa schwer bedrückte». Flammenzcichen waren ansgezuckt. Ein Wetterleuchten halte plötzlich das Gewölk er hellt, Aber noch konnten es die welligsten verstehen, -a nur ahnen, was diese vorzeitig losgegangenen Signale zu bedeuten hatten. Etwas anderes, ganz Unerklärliches ereignete sich in dieser Zeit an den europäischen Börse», Langsam, aber unaufhaltsam sank der Kurs der Aktion der E, S, C, Tie Börsen schienen das gewaltige Unternehmen ver Europäischen Sisdlnngkompagnie plötzlich mit einem gewissen Mißtrauen zu betrachte». Das Direktorium wurde mit Anfragen bestürmt. Seine Auskünfte vermochten die Sache nicht zu klären, keinen begreif lichen Grund für das Sinken der Papiere zu geben. Eins stand fest. Ter Anstoß zu dieser ganzen Baisse« bewegnng war von Amerika gekommen. Das europäische Publi kum war dann mit Angstv:ckäufen gefolgt. Aus dem Ball drohte eine Lawine zu werden. Ta kam ein Tag, an dem der Sturz znm Stillstand kam und der Kurs sogar einige Punkte gewann, uni sich von nun an ganz langsam zu erholen. Was war geschehen? Am Abend vor diesem Tage hatte um 10 Uhr eine Sitzung des Direktoriums der E, S. C, statt- gcfunden. Zum allgemeinen Erstaunen der meisten Teilnehmer war kurz nach der Eröffnung oer Sitzung Georg Jsenbranot in da? Zimmer getreten. Ec folgte einer dringenoen Einladung des Präsidenten Reinhardt, Eine knappe Stunde hatte er gesprochen. War in» An schluß daran sofort nach Asien znrückgekchrt. Als die Mitglieder des Direktoriums nach der Sitzung das Gebäude verließen, zeigten ihre Gesichter nichts mehr von der Sorge, die bis dahin auf ihnen gelastet hatte. Ihre zahlreichen chiffrierten Telegramme, die noch in der selben Nacht hinansgingen, zeigten, ivie anders die Lage jetzt von ihnen angesehen wurde. T«r Besuch JsenbrandtS wuroe streng gcheiiiigchalten, Mittagsglut lastete ans Ken Ruinen von Karakorum, Un barmherzig brannte die Sonne auf die tauscnojnhrigcn Ueber- reste der alten Mongolcnstadt meoer, Zerfallen waren die alten Paläste, in Trümmern lagen die Häuser, Nur noch wenige ärmliche Ansiedler hausten in den Ueberblcibscln oer einstigen großen Hauptstadt. Außerdem noch die Gefangenen Colli» Cnmerons. Als damals Wellington Fox in Urga anftauchte, wußte Eameroi: sofort, daß der Aufenthalt der WitlhnsenS entdeckt sei, daß Freunde am Werke wären, sie zn befreien, - Ein anderer sicherer Ort mußte sür sie gefunden werde», und Cameron ver fiel auf die alte Thingstätte oer Mongolen ans Karakorum, Hier/ tu der Schnniownste, fern von allen Staate», von allem Ver kehr . . . des war er sich sicher . . . würde sie so leicht niemand suchen uno finden. » Nock, in der Nacht nach der Gefangennahme von Willington Fox war eine Karawane ans Urga nach dem Südwesten ans gebrochen, war viele Tage hinonrch nach dem Südwcsten ge zogen und hatte die Gefangenen nach Karakorum geschasst. Seit vielen Jahrhunderten war die Stadt ein Trümmer haufen, Aber unter den Ruinen gab es auch weniger verfallene, unter de» weniger verfallenen einige wenige, die noch erhalten und zur Not bewohnbar waren. Einen solchen Bau hatte Colli» Cameron für seine Gefangenen bestimmt. Die Wärter, die er ihnen mitgab, die würden sich auch nicht bestechen lassen. Dessen glaubte er sicher zn sein. Hatte er sie zur größere»« Sicherheit doch erst noch den schmerzvollen Tod jenes bestochenen Wärters in Urga mit ansehen la»en, bevor die Karawane ans brach, Wellington Fox ging mit langen Schritten rastlos i„ dem von einer hohen Mauer umgebenen Hose ihres neuen Gefängniftes im Kreise entlang. Er hätte den Weg auch mit geschlossenen Angen finden können, so oft war er ihn In diesen letzte»« Tagen schon gelaufen. Hiliidertfünfzig Schritte in der rinen Richtung, wenn er linksherum ging . . . hiinderteiiiiindsünfzig Schritte in der an deren Richtung, ivenn er den Kreis an den Mauern und Wänden rechtsherum lief. Diese Differenz von einem Schritt zwischen den beiden Richtungen schuf ihm unanfhörliches Nachdenken , , , »iid diele? Denken zusammen mit der körperlichen Bewegung oes NnndgaiigeS hielt ihn frisch, bewahrte ihn vor jener trostlosen Erschlaffung der Theodor Witthnscii zu erliegen drohte. Heiß und immer heißer brannte die Sonne, In einem schattigen Winkel des Hofes hatte sick' Wittlmsen einen Felvstnhl hingeriickt, saß dort und dämmerte vor sich hin, Wellington Fox spazierte und zählte dabei: . Hiindertneunnndvierzig . . . hnndertfüiifzlg . . . hiin- derteiiiilnofttiifzig. , . Herrgottshimineldonnerwetter, wie ist den» das möglich. cs bleibt bei der »iicrklärlicheii Differenz von einem Schritt . , . All right . . . versuchen wir eS noch einmal in der anderen Richtung." Auf dem linken Absatz vollführte er eine energische Kehrt wendung. Doch bevor er den Marsch in der anderen Nicht»»;, wieder antrat, blieb er erst kurze Zeit stehen, zog das Tuch und trocknete kicki den strömenden Schweiß von der Stirn. (Fortsetzung folgt,)
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