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«ittw-ch den ra. Ink« 1033 Nr. 170. Zeit« 4 Fest im Sturme Erzählung vo» Friedrich Friedrich <17. Fortsetzung.) In FcnsenS bleiche Wongen drängte sich das Blut, seine Augen gewannen neues Leben, aufgeregt zuckten seine Lippen. Er schien noch zweifelhaft zu sein, was er antworten sollte —^ die Brust wurde ihm zu eng. > »Ja,' erwiderte er endlich. »Wann haben Sie dieselbe kennen gelernt?' »Bereits vor Jahren — ehe ich Europa verlieh." ..Sie liebten dieselbe?' Jensens Aufregung steigerte sich. »Herr Richter," rief er endlich. »Verurteilen Sie mich, wenn Sie mich für schuldig halten, allein lassen Sie das längst Vergangene ruhen, es har mit dem» weshalb ich verurteilt bin. nichts gemein." »Glauben Sie, daß Lindner eine feindliche Gesinnung gegen Sie hegt?" »Nein," gab Jensen kurz zur Antwort. »Haben Sie gewußt, daß Wolffheim mit Lindner in ge. schäftlichcr Beziehung stand?" «Nein — ich habe mich um beide nicht gekümmert.' „Es war Ihnen aber bekannt, daß Wolffheim von Lindner eine größere Zahlung in Empfang zu nehmen hatte?" „Auch das habe ich nicht gewußt. Ich weiß nicht einmal, daß sie einander kannten." Der Rickter war mit dem Verhör zu Ende. Schon wollte er dem Gerichtsdiencr klingeln, um Jensen wieder abführen zu lassen, als er noch eine Frage an ihn richtete: „Haben Sie sich vielleicht auf einen anderen Grund wegen Ihrer beabsichtigten raschen Abreise besonnen?" „Ich habe keinen anderen Grund, als ich Ihnen bereits ge nannt habe." „Sie. hatten Ihre hiesige Stellung auf dem Hüttenwerke noch nicht einmal gekündigt." »Ich würde es gestern getan haben." ..Gestattete Ihnen Ihr Verhältnis eine so plötzliche Ab- reise?" „Nein. Ich hoffte indes, daß mir der Faktor, der stets sehr wohlwollend gegen mich gewesen ist, dieselbe gestattet haben würde." «Und wenn er es nicht getan hätte?' »Ich rechnete fest darauf, daß er es tun werde.' »Wenn man seine Sachen packt, zieht man auch solche Mög lichkeit in Berechnung." „Dann würde ich tvahrscheinlich doch abgereist sein, weil i ch einmal den festen Entschluß gefaßt hatte." „Wodurch waren Sie zu diesem Entschlüsse gekommen? Hierüber haben Sic sich noch nicht ausgesprochen?" „Es gefiel mir hier nicht mehr; dies war der einzige Grund." „Aus solchem Grunde verläßt man nicht plötzlich eine Stel lung, mit der man bis dahin zufrieden gewesen ist." « «Und dennoch hatte ich keine» anderen Grund. Ich war auch niemand außer mir selbst für mein Tun verantwortlich." »Sie haben gestern angegeben. Sie seien nur i» de» Wald gegangen, um spazieren zu gehen." «Ganz recht.' »Und doch sind Sie sehr rasch gegangen, mit unverkennbarer Aufregung." -Ich gestehe, daß mein Blut nach dem Auftritte mit meinem Schwager noch nicht wieder beruhigt war." „Sie wollte» Ihren Schwager einholen, oder auch ihm zu- borkommen?" „Dazu hatte ich keine Veranlassung. Ich würde ihm sogar auSgewichen sein, wenn ich ihm begegnet wäre!" »Ich bin dieser törichte» Vorstellung und Komödie müde!" rief Hartmann endlich ungeduldig, schellte dem Diener und befahl Jensen abzuführen. Dieser blieb ruhig, halb in Gedanken versunken stehen. „Kommen Siel" sprach der Gerichtsdiencr. Jensen hörte nicht. »Haben Sie mir noch etwas mitzuteilen?" fragte Hartmann. „Nein," entgegnete Jensen und folgte dem Diener, der ihn zu seiner Zelle zurückführte. — Er war in einer düsteren Stimmung, als er den engen Raum wieder betrat. Die schwere Tür fiel hinter ihm ins Schloß, der Niegel wurde außen vorgeschoben. Er fuhr mit der Hand über die Stirn hin, als wäre alles nur ein schwerer Traum, der beängstigend auf ihm lag. Ein unglückseliger Zufall hatte alle Beweise gegen ihn ge richtet. Allein, war das auch nur ein Zufall, daß Lindner in der Banknote diejenige wieder erkannt habe» wollte, tvelche er Wolffheim gegeben? War es nur ein Zufall, daß dieser Mann als Zeuge gegen ihn auftrat? Wußte Olga darum? Kannte Sie die Gefahr, welche ihm drohte? Er hatte den festen Entschluß gefaßt, sie nicht zu verraten, ste allein konnte ihn befreien. Weshalb zögerte sie? Aus den grauen Wänden der engen Zelle stiegen düstere Gedanken und Bilder vor ihm auf. Wenn sie ihn verließ, wenn sie nicht Kraft genug besaß, den Kampf auszuhalten! War ihr Herz nicht schon vor Jahren, als sie Lindner ihre Hand reichte, schwach geworden? Weshalb hielt er an dieser für ihn hoffnungslosen Liebe fest? Er war ein Tor, wenn er sich ihr opferte! Ihm war es gleich, gültig, ob der Verdacht der Schuld für immer auf ihm haften blieb — nur frei wollte er sein! Er svrang auf und rüttelte an den eisernen Stäben vor sei nem Fenster; diese spotteten seiner Kraft. Es hatte vielleicht schon manche Hand in Verzweiflung an ihnen gerüttelt, und manche heiße, brennende Stirn hatte sich an die kalte Wand ge lehnt. An diesem Gitter und an diesen Wänden mußte die Kraft und der Trotz zerschellen. Auch Jensen empfand seine Ohnmacht, er wankte zurück und warf sich auf den einfachen Holzschemel, das Gesicht mit beiden Händen bedeckend. Seine Brust atmete schwer und mit Schmer zen, allein mehr und mehr wichen die düsteren Bilder von ihm. er vergaß, daß er als Gefangener in der engen Zelle saß; eine liebliche, frische Gestalt tauchte vor ihm aut — es war Olga, wie er sie einst zum ersten Male gesehen; lächelnd trat sie auf ihn zu und strich mit der kleinen Hand über seine Stirn hin. Und dann tauchten wieder andere Bilder vor ihm auf. Er war ein Knabe, wild, heißblütig, trotzig; das Gefühl innerer Kraft erfüllte schon damals seine Brust. Ein Lehrer hatte ihn unge- rechterweise bestraft; die Strafe war nur eine milde gewesen, allein, die Ungerechtigkeit hatte ihn tief verletzt; er war aus der Schule fortgegangen mit dem festen Entschlüsse, nie zurückzu- kehren, wenn der Lehrer nicht sein Unrecht eingesiehe. Mit Ge walt hatte sein Vater ihn zur Schule zurückbringen wollen —- er hätte sich geweigert, die härtesten Strafen seines Vaters hat ten seinen trcchigen Sinn nicht zu brechen vermocht, er würde ge- torben sein, ehe er sich der ungerechten Gewalt gefügt! Da war eine Mutter an ihn hcrangetreten, ihre weiche Hand war über eine Waiden hingefahren, sie hatte ihn geküßt und ihm bittend ins Auge geblickt und schweigend hatte er seine Bücher ergrissen und war nach der Schule zurückgekehrt. TaS Leben hatte ihn viel umhergeworfen, er hatte gekämpft und gelitten, allein, jenen bittenden Blick feiner Mutter nie ver gesse». Oft war ihm derselbe in dunkler Stunde wie ein Stern erschienen und auch jetzt übte er seinen beruhigenden Einfluß wieder ans. Jensens Hände sairken langsam nieder. Wohl pochte das Blut noch in seinen Schläfen, allem er sprang nicht wieder empor, um an den Eisenstäben des Fensters zu rütteln. — Es war spät in der Nacht. Olga hatte sich noch nicht zur Ruhe begeben, sie saß allein in ihrem Zimmer, den Kopf auf die Hand gestützt. Ihr Auge blickte starr auf den Boden und dann sprang sie wieder aufgeregt empor und durchschritt das Zimmer. Unsagbare Schmerzen fol terten sie und sie fühlte, daß sie nicht lange mehr die Kraft be sitzen werde, sie zu ertragen. Sir eilte i» das Nebengemach, wo ihre Kinder schliefen, allein, die unschuldigen Gesichter schreckten sie zurück; es war ihr, als ob eine schwere Schuld auf ihr laste, und vergebens suchte sie dieselbe von sich zu wälzen. Erst jetzt empfand sie den ganzen Schmerz, einem Manne anzugehören, dem sie sich nie niit vollem Vertrauen genaht hatte. Die Luft in dem Zimmer wurde ihr schwül und erdrückend, sie riß das Fenster auf und blickte hinaus in die Nacht. Sie war still. An dem Himmel zogen düstere, schwere Wolken hin und ließen kaum einen einzigen Stern hinndurchschimmern. Vo» dem Kirchturm der Stadt hallten die Glockenschläge der Uhr in lang samen Tönen, leise zitternd wie Klagetöne. Unwillkürlich zuckte sie zusammen. Nahe dem Turme stand das Gefängnisgebäude, in welchem Jensen saß. Vielleicht hörte auch er, während er schlaflos auf seinem Lager lag, die Glockenschläge, vielleicht fragte er, weshalb sie ihn im Stiche laste, weSbalb sie nicht hintrete und Zeugnis ablege für seine Unschuld. War es nicht Mutlosigkeit von ihr, daß sie ihn unschuldig leiden ließ, weil sie ihrem Ruf« zu schaden fürchtete! Halt- er nicht Grund, sie anzuklagen? (Fortsetzung folgt.) MW— IM üa Hotel Itiopd, vnescken, /Noscrinsk^sti'ake, dis 2?. ^ull verlringent ksntssisnä aus 8psiss-, Xakkss-, rmci Lloktrw- Lenviesn sovis Xunk>t^v);on8tün6ev rrus Zsr Ltnatlictisn ?or2sI1snmanufg.tctur Usiüvo, vsrkrn8tkrftst von Lekn. Hloßronnnsokoi", Dresden, Dnagen 5lnske 37. 2007 ßsZiolititzunA srdotsil oliris XaufswariA. 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