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Sächsische Volkszeitung : 26.07.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-07-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192207269
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19220726
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19220726
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-07
- Tag 1922-07-26
-
Monat
1922-07
-
Jahr
1922
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 26.07.1922
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W i. WW« KllWlkllW in UM Anläßlich des Sächsischen Katholikentages in Chemnitz wird auch, wie üblich, die Vertretervcrsammlung des Katholischen Lan- deSeltervratcs im Freistaate Sachsen und des Landesausschusses der katholischen Schulorganisation Deutschlands stattfinden, und zwar Sonnabend den 30. September 1922, vormittags halb 11 Nhr, sm Saale des Kaufmännischen Vereinshauses. Vielerlei und schwer sind die Aufgaben, die der Eltern und Erzieher ÄMeiiS harren. Düster liegt die Zukunft vor dem deutschen Volke. Nach Freiheit und Gleichberechtigung lechzt seder Volksgenosse. Hat man bis jetzt erreicht, was man wünscht? Nicht Wechsel in der Staatsform bringt Erfüllung der Wünsche, sondern die innere Wandlung des Einzelmenschen, seine Ein stellung auf ein neues Ziel und sein Entschluß, das neue Ziel ohne Rücksicht auf seinen irdischen Vorteil zu Nutzen seines Näch sten und damit die Gemeinschaft zu erreichen. Eine Flüssigkeit wird nicht schon dadurch klar, daß man sie in ein Gefäß von an derer Form schüttet. Es muh sich ablagern und ausgeschieden werde», ivas die Flüssigkeit trübt, dann ist sie klar und spiegelt die Sonne wider im alten, runden, wie im neuen eckigen Gefäß. Echter Genleinschaftsgeist soll die Volksseele und die Seele des einzelnen klären und beruhige». Darum soll schon die Schule — mehr als bisher — den Geist der Gemeinschaft pflegen. Echter Gemeinschaftsgeist drängt alle, die guten Willens sind, ihre Pflichten gegen Volk und Vaterland zu erfüllen. Wo sollte aber echter Gemeinschaftsgeist dauernder sprossen als ans dein Boden wahrer EhristuStreue? Gemeinschaftsgeist ist nämlich Opfersrcudigkeit und Selbstverleugnung vor allem im Tun, nicht bloß im Reden. Den Chnstusglaubcn unserem Volke zu erhalten, das ist die Aufgabe aller, die Christus anhangeil, das ist die Mission der katholischen Elternschaft und Lehrerschaft. Darum schließt die Elternschaft sich mit der Lehrerschaft zu sammen, das kommende Geschlecht in ein- und demselben Geist zu erziehen, nämlich im Geiste der Christustrcu«. Die Erhaltung unserer katholischen Schulen ist die erste Staffel zu diesem hohen Endziele. Die Ausgestaltung aller Schularbeit und aller Erziehertätigkeit nach neuesten zielstrebigen Grundsätzen ist eine zweite Staffel. Vertiefung und Fruchtbarmachung der religiösen und sozia len Gedanken des Christentums bei den Erwachsenen sowohl als auch bei der Jugend die letzte Stufe. Zweck der Vertreterversammlung ist, zu diesen Aufgaben Stellung zu nehmen und sich N'chti'Nicn und Begeisterung zu holen für die Arbeit eines ganzen kommenden Jahres. Wer gute Gedanken für solche Arbeit hat, der teile sie dem Landes» clternrat-LandesauSschuß mit. Keiner braucht müßig oder gar neidisch Mischen, wo solche hohe Ziele verfolgt werden? Alle, die weder zur Elternschaft, noch zur Lehrerfchaft gehören, finden dasselbe Arbeitsfeld in der Schulorganisation. Ehrensache eines jeden Katholiken ist es, der Schulorgani sation beizutreten und die Arbeit der Elternschaft und Lehrer schaft tatkräftig zu unterstützen. Auf zur Arbeit für Jugend und Volk! Auf zum engsten Zusammenschluß! Auf zur Zusammenarbeit! Darum macht euch frei zum Besuch der Vertreterversaaiui- lnng. Auch Gäste, die gleichen Sinnes sind, haben Zutritt. Der Lanbescltcriirat im Frclstaate Sachsen und der LandcS- ansschlist der kath. Schiilorganlsation Deutschlands. Dresden-N., Albertplatz 2. Katholischer KaufmannsLag (Mitgeteilt voin Verband kath. kaufm. Vereinigungen Deutschlands.) Der Verband kath. kausnr. Vereinigungen Deutschlands wird seine diesjährige Hauptversammlung ain 4. und 6. August in Stettin abhaltcn. Aus allen deutschen Gauen werden sich Ver treter des katholischen Kausniannstandcs an der Ostsee zusammen- sinden, um in ernster Arbeit nicht nur die Lebensfragen ihrer eigenen Organisation, sondern mehr noch die ihres gesamten Be- russstandes und der schwergeprüften deutschen Volksgemeinschaft zu beraten. Die Tagung wird am Vormittag des 4. August durch eine große öffentliche Versammlung eingeleitct, in der berufene Redner, Männer, die aus der reichen Erfahrung ihrer Praxis schöpfen, über die überaus zeitgemäßen Themata: „Die deutsche Wirtschaft und der katholische Kaufmann" und „Die geistigen Trieb kräfte der deutschen Angestelltenbewegung und der K. K. V." sprechen werden. Am Nachmittag des gleichen Tages werden in Sonder, ausschtiffen behandelt: Allgemeine Äirtschastsfragen, wie Wucher gesetzgebung, Kartelle, Kreditnot, öffentlich-rechtliche Interessenver tretung des Handels, politische Vertretung der Kaufmannschaft. BezirkSwirtschastSräte; Steuerfragen; Fragen des Arbeiterrechts, wie ArbcitergerichtSgeseß, Handelsaufsicht, Sozialversicherung, Ar. bettSnachweiSgesetz, Tarifvertrags» und Schlichtungswesen, Sonntags- ruhe; Jugend- und BildungSsragen; besondere Verbands, und Organisationsfragen. Die Ausschüsse werden eine ganze Reihe von Anträgen zu beraten haben, weiche sowohl von der Verbandsvcrwaltung als auch von den Gauen und Gauver einen eingebracht sind und außer inneren Verbandsangelcgenheiten im besonderen WirtschajtS- und Berussfragen betreffen. Zu den Arbeiten der Ausschüsse und den von ihnen vorgeschlagenen Ent schließungen wird die geschlossene Versammlung am Sonnabend dm 6. August Stellung nehmen, welche außerdem innere Verbands fragen erledigen wird. Wie di« früheren Hauptversammlungen, so wird also auch die diesjährige eine Bedeutung haben, welche weit über den Rahmm de« Verbandes kath. kaufm. Vereinigungen Deutschlands und seiner Mitglieder hinausreicht, indem sie die Lösung von Fragen in Angriff zu nehmen sucht, an denen der gesamte gewerbliche Mittelstand in gleicher Weise wie die Allge meinheit interessiert ist. Nachrichten aus Sachsen — Der F«ll Dr. Grille. Reichstagsabgeordneter Dr. Külz hat Veranlassung genommen, in der Angelegenheit Dr. Grille eine Anfrage im Reichstage zu stellen. Er' fragt di« ReichSrcgierung, ob sie bereit setz sofort auf Grund des NeichSgesetzcS über die Reichskriminalpolizei die zur völligen Klarstellung dieser ungeheuer lichen öffentlich erhobenen Beschuldigungen erforderlichen Anord- nungen zu treffen? Das Ergebnis der anzustellenden Erörterungen der Oeffemlichteit zugängig zn machen? Etwa Schuldige zur Rechen schaft zu ziehe» oder im Falle grundlos erhobener Anschuldigmigeu Vorkehrungen zu treffen, daß die Freiheit und Ehre der Presse so wohl, als auch de» beteiligten Beamten gegen derartige, dann vor liegende ehrablchneidende Verleumdungen und Angriffe wirksam ge schützt werden? Der Landesverband Sachsen im Bunde deutscher Mletervrr- einr hat vor kurzem in Zwickau seine dieSjähige Hauptversamm lung abgehalten. Houptberatungsgegenstand war die sächsische Ausführungsverordnung zum ReichSmietcngesetz und die Dienst anweisung. Gerügt wurde insbesondere, daß in verschiedenen Fällen die sächsische Ausführungsverordnung das ReichSgesetz nicht genügend ergänze, sondern geradezu neue Zweifelsfragen schaffe, ferner das die Festsetzung der Zuschlagshundertsätze den MeteinigungSämtern überlassen werden könne und damit die Vertreter der Vermieter- und Mieterorgcmisationen entgegen der ausdrücklichen Bestiimnung des Reichsmietengesetzes von der Mit wirkung ausgeschlossen seien, ferner daß entgegen der Bestim mung des Reichsmictengesetzes die Ausführungsverordnung die Auseinandersetzung zwischen Vermieter -und Mieter gelegentlich der Nachweisepflicht wieder aus dem Hause heraus vor eine neue , Amtsstelle verlege, die hohe Kosten verursache. Die Versammlung beauftragte infolgedessen den Vorstand, dem Landeswohnungs- ämt umgehend eine eingehende Kritik der Ausführungöverord- l„nng einzureichen. Der bisherige Vorstand wurde wiedergcwählt. — Rücktritt auS dem Staatsdienst. Wie dem T -ll -S. gemeldet wird, wird demnächst Oberregiernugsrat von Löben sein Amt im Ministerium des Innern freiwillig ausgeben und in die Industrie übergehen. — Höhere Diäten sür die sächsischen Abgeordneten. Die Erhöhung der Aufwandsentschädigung der NeichstagSabgeord- neten wird auch auf die Landtagsdiäten ihre Auswirkungen haben. Bekanntlich wurde bet der letzten Erhöhung auf 4800 Mark gegen die Stimmen der Rechtsparteien beschlossen, die Landtagsdiäten immer denen des Reichstages anzupassen. Die neue Erhöhung würde also sür die sächsischen Landtagsabgeordneten monatlich 8500 Mark Diäten bringen, das würde bei 96 Abgeordneten eine Ausgabe von über 800000 Mark monatlich sein, und da die Auf- wanoSentschädigungen in Sachsen auch sür die sitzungsfreien Monate gewährt werden, also eine Jahresausgabe von rund 10 Millionen Mark allein sür die LandagSabgeordneten bedeuten. — Erhöhung des Goldankaufspreises. Der Ankauf von Gold durch die Reichsbank und Post erfolgt in der Woche vom 24.—80. Juli d. I. zum Preise von 1900 Mark sür ein Zwanzig. Markstück und 980 Mark für ein Zehnmarkstück. Der Ankauf von Reichssilbermünzen durch die Reichsbank und Post erfolgt bis auf weiteres zum 40 fachen Betrag des Nennwertes. — Freital. Der erste Haushaliplan der Stadt ist von den städtischen Kollegien genehmigt worden. Die Gesamtsumme des Haushaltes stellt sich aus 38,8 Millionen Mark und der ganze Steuer bedarf beträgt 11622 000 M. oder 378,05 M. auf den Kopf der Be völkerung. Das ist im Vergleich mit anderen sächsischen Städten die geringste Steuerbelastung aus jeden Einwohner. KesselSdors bei Burgstädt. Die Gemeinde Kesselsdorf hatte die Einführung einer Jagdgewehrsteuer beschlossen. Für da« Jagd gewehr jede» in der Gemeinde KesselSdors wohnhaften, die Jagd ausübenden Einwohners sollen jährlich 500 Mark erhoben werden. Die Erörterungen haben ergeben, daß nur drei Besteuerte in Frage kommen würden. Vom Bezirksausschuß ist die Genehmigung des von der Gemeinde hierüber aufgestellten Nachtrages zur Gemeinde steuerordnung einstimmig versagt worden. — Döbeln. In der letzt«: Stadtverordnetensitzung lvurde der Antrag auf Beseitigung des BiSmarckdenkmaks mit 16 gegen 14 Stimmen abgelehnt. Der Antrag auf Beseitigung des Georgdcnk- mals wurde mit 18 gegen 11 Stimmen bei einer Stimmenthaltung angenommen. Weiter wurde der Antrag an den Rat aus Benen nung der Königstraße mit Nathenan-Straße mit 21 gegen 9 Stimmen angenommen. — Mittrveida. Von den städtischen Kollegien wurde der GaSpreis von 6,80 auf 8 Mark, der Wasserpreis von 2,60 auf 6 Mark und der Preis für elektrischen Strom von 7,80 auf 16 Mark erhöht. Strom für Krastzwecke kostet künftig 11 Mark und sür Heizwecke ebenfalls 11 Mark. Durch die neuen Kohlenpreise usw. entsteht dem Elektrizitätswerk ein Mehraufwand von 4,6 Millionen Mark. Es wurde erklärt, daß die städtischen Werke keine Betriebs mittel zur Verfügung haben und schließen müßten, wenn die Preis erhöhung nicht beschlossen werde. — Neichenbach. Der Stadtrat hat den sofortigen Ankauf von Brennholz beschlossen und der Einführung einer Hockersteuer zugestimmt. Ferner ist mit Stimmenmehrheit beschlossen worden, oaS Kaiser-Wilhelm-Denkmal und das König-Albert-Denkmal auf dem Postplatze zu entfernen zu lassen. Aus Dresden —* Verhaftung. Ter Dresdener Kriminalpolizei gelang eS, den Bankdirektor H., der von Baden-Baden wegen BelrugS, Untreue und Unterschlagung von mehreren 100000 Mk. gesucht wird, in Dresden zu ermitteln und festznnehmen —* Raubüberfall. In der Sonniagnacht wurde in der Becrenweinschänke zn Niedergorbitz bei Dresden von zwei Unbe kannten ein Naubüberiall verübt. Die beiden Räuber drangen nach Uebersteigiing einer hohen Garienmmier in die Gastwirtschaft ein. Der eine hielt mit zwei vorgehalicnen Revolvern die anwesenden Gäste in Schach, während der andere den in der Küche anwesenden Wirt unter Vorhalten eines Revolvers zur Herausgabe der Geld schrankschlüssel verantaßte. Nach Ausplünderung des Geldschrnnkes entfernten sich die beiden Banditen und entkamen unerkannt. * Von der Eisenbahn. Bei der Ueberfüllung der Eiscnbahn- zttge ist es manchem Reisenden zur Gewohnheit geworden, auf der Plattform oder gar auf den Trittbrettern der Wagen Platz zn nehmen. Diese aus der Kriegszcit stammende Gewohnheit birgt aber große Gefahren, wie der Unglückssall auf der Berliner Ringbahn beweist. Die Eisenbahn nimmt daher jetzt Stellung zu dieser üblen Angewohnheit und eine Eisenbahndirektion schreibt dazu: „Anläßlich des am 27. Juni in Berlin vorgekoniinenen Unglücksfalles weisen wir erneut auf die von vielen Reisenden gcwohnheitsgemäß geübte Unsitte hin, während der Fahrt die Abteile zu verlassen und sich auf die Plattform zu stellen, ja sogar sich auf die Trittbretter zu setzen. Dieses Verhalten, das trotz aller Warnungen und Bemühungen der Eisenbahnverwaltnng nicht immer verhindert werden kann, gefährdet nicht allein den Eisenbahnbetrieb, sondern ist auch für die anderen Reisenden selbst, mit der größten Lebensgefahr verbunden, besonders wenn ein so besetzter Zug mit einem anderen Zuge auf freier Stecke oder auf einem Bahnhofe kreuzt". — Wenn die Eisenbahnver- waltmjg dafür Sorge trägt, daß die Wagen 4. Klasse nicht mehr wie Heringstonnen mit Reisenden vollgepfropft sind, wird die Unsitte bald verschwinden. Parteinachrichten 8 Zittau. Die für Domzer-Ztag, den 20. Juli in Stadt Prag vom Zentcum einberufene öffentliche Volksversamm lung hatte sich eines guten Besuches zu erfreuen. Trotz Be kanntmachung in beiden Lokalzeitungen hatten sich nur wenig Anhänger anderer politischer Parteien eingesunden. Die hiesigen Zeitungen hatten Berichterstatter entsandt. 8,30 Uhr eröfsnete der Vorsitzende Lehrer Lorenz die Versammlung mit warmen Begrüßungsworten an die zahlreich erschienenen Parteifreunde, die Mitglieder anderer Parteien, die beiden Pressevertreter und den Redner des Abends, den in Zittau bestens bekannten Herrn Landtagsabgeordneten Heß lein. Der Vorsitzende beleuchtete die Stellungnahme der Sächsischen Z e n t r n m s P ar t e i zum Morde an Rathenau, ohne auf dessen Ursachen und Wirkungen näher einzugehen, welch letztere speziell Zittau unangenehm emp funden, erklärte die allseitige Zustimmung der Südlausitzer Partei freunde zn den Maßnahmen der Regierung zum Schutz'der Repu blik, ihrer Verfassung und der persönlichen Sicherheit ihrer höchsten Beamten. DaS Hauptverdienst des Zentrum? sei die Erhaltung des Vaterlandes trotz der Treibereien der äußersten Rechten und Linken, das Zentrum will sein die echte, christliche Volks- parlei, die den wahren, echten BolkSstaat, auf christlicher GrnMage aufgebaut, erstrebt und zu verwirklichen sucht. An schließend au die Erklärungen des Laudesvorstandcs vom 9. Juli dankt der Vorsitzende Herr Abg. Heßlein für seine erfolgreiche und unermüdliche Tätigkeit und versichert ihm de» vollsten Vertrauens aller Südlausitzer Zentrumsanhänger. Bon stürmischem Beifall begrüßt, spricht nunmehr Herr Heßleln in cineinhalbstündigen Ausführungen zu dem Thema: „Diktatur oder Ber fa s s u n g". Die treffenden und bis zur letzten Minute fesselnden Ausführungen, die auch den Beifall der nicht auf Zentrums- bodcn stehenden Anwesenden fanden, werden in der „Zittauer Morgenzeitung" wie folgt wiedergegeben: Lebhaft begrüßt nahm sodann Herr Landtagsabgeordneter Hcßlein-Drcsden das Wort zu seinem Vortrag über da» Thema: „Diktatur oder Ver fassung". Einleitend kritisierte er treffend die maßlose Hetze, die sich seit Jahr und Tag von rechts gegen die leitenden Männer der jungen deutsche» Republik gerichtet hat, wobei er besonders mit Dr. Helfferich abrechnete, der das Recht verwirkt habe, über jene, die die Liquidation des verlorenen Krieges durchzuführeu haben, den Stab zu brechen. Nachdem er an der Hand reichen, vortrefflich gruppierten Materials die Angriffe von rechts des nähere» illustriert hatte, wandte er sicß dagegen, die deutsche Verfassung als nicht legitim niw ordnungsniäßig entstanden, hin stellen zn «vollen und hob einüeingiich hervor, daß cs heute nicht um die Staatssorm, sondern nni das Leben des Reiches und des Volkes gehe, an dessen Wicderansrichtnng das Zentrum vom Waffenstillstand ad, in schwerer Arbeit milgeirbeitet habe nnt Mitarbeiten wolle. Ans eigener Anschauung schilderte der Referent den niederschmetternden Eindruck, den die Ermordung NathenanS in Berlin auslöste, und kam dam: an; die Initiative, die die ReichSregicrnng hieraus ergriff, insonderheit ihre scharfe Stellung nahme gegen rechts zn sprechen. Unter gerechter Würdigung der Hemmnngen, die sich in gewissen Kreisen der Beirenndnng mit der jungen deutschen Republik entgcgcnstellen, übte der Redner weiter Kritik aic dem Verhalten rechtsstehender Kreise auch noch nach dem Nathenciumorde, vor allem auch an den diktatorischen Ge lüsten von jener Seite. Im weiteren Verlause seines Referats gab er dann seiner Freude darüber Ausdruck, daß nunmehr auch die Deutsche Volkspartei den Weg zur Mitarbeit sür die Republik zu finden scheine. Auch sie holte ja nun anscheinend den Wieder aufbau Deutschlands nur auf dem Boden der deutschen Republik für möglich. Hoffentlich bleibe sie dabei. Weiter führte der Redner aus, daß das Zentrum, so, wie es jede Diktatur von rechts ablehne, sich selbstverständlich auch gegen jede Diktatur von links wende. Die Kommunisten, die gar nicht auf dem Boden der Verfassung stehen, seien nicht die berufenen Verteidiger der deutschen Republik und ihrer Verfassung. Ihre Demonstrationen seien daher ganz und gar nicht am Platze. So gehe es nicht. Dagegen sei es zn begrüßen, daß sich die drei nichtsozialistischen Parteien im Reiche zu einer Arbeitsgemeinschaft znsaminengesundcn haben, nachdem die Sozialdemokraten und die Unabhängigen in dieser Beziehung vorangegangen sind. Diese nichtsozialistische Arbeitsgemeinschaft solle selbstverständlich nicht etwa die Sozial demokraten von der Mitwirkung an den Staatsaufgabcn anSzu- schließen versuchen. Die ungeheueren Fehler, die daS alte Regime sich in dieser Hinsicht in der Unterdrückung und der Bedrückung Andersdenkender hat zuschulden kommen lassen, schälte der Redner dabei gewandt heraus. Weiter wandte er sich gegen Schluß seines Referats der bahrischen Politik zu, insonderheit natürlich auch der Politik der Bayerischeil Volkspart«. Genau so bedauerlich wie die bayerische Politik sei die Politik der sächsischen Regierung.' Eine Regierung, die sich, wie hier, ans die Kommunisten stützet: müsse, sei nicht verfassungsmäßig. So sei es auch ganz unmöglich, daß in dem Augenblick, da im Reiche die nicht auf dem Bodew der Verfassung stehenden Beamten ausgeinerzt werden, in Sachsen Kommunisten in die Verwaltung kommen sollen. Der Redner ging ferner auf die letzten Vorgänge im Landtage kurz ein und forderte schließlich, daß die Reichsregierung im gleichen Maße wie auf Bayern ihr Augenmerk auch auf Sachsen richte. Mit einer Würdigung der Politik der Zentrmnspartei als dem ruhenden Pole in der Erscheinungen Flucht und als Verfechterin des christ lichen Gedankens in der Politik und unter Betonung der Not wendigkeit der Konzentrierung aller liiittelparteilichcil, ans dem Boden der Verfassung stehenden Kräfte schloß der Redner sein Referat, dein lebhaftester Beifall folgte. Voil der freien Aussprache machte niemand Gebrauch, nur zwei Anfragen aus der Versammlung, das voraussichtliche Schicksal des Wertes der Mark und die Stellung des Zentrums zur Mittel- standsfrage, gaben dem Referent des Abends in seinem mit größtem Beifall ausgenommen«: Schlußwort Gelegenheit, auf die Mittelstandsfragen im Parteiprogramm und auf die eigent lichen Ursachen der Markentwertnng, die nur Einigkeit und Ge meinschaftsarbeit zur Gesundung bring«: könnt«: und auf die „Erfüllungs-Politik" hinzuweisen. Mit der Bitte, dein Zentrum in den außen- und innenpolitisch erregten Zcitei: Treue und Opfersinn zn bewahren, schloß der Vorsitzende diese christliche Volksversammlung, die ei» offenes Bekenntnis zun: christlichen Wesen war und die Zentrumsarbeit ein gut Stück vorwärts gebracht hat. Eine Tellersammlung zur Deckung der Unkosten erbrachte den schönen Ertrag von 687,10 Mark, wofür allen edlen Gebern auch hiermit nochmals herzlich gedankt sei. Die Ausführungen des Herrn Heßlein, dem der Vorsitzende am Schluß der Versammlung herzlichst dankte unter dem stürmischeil Beifall der Versammelten, haben nnS wieder gezeigt, daß das Mandat der sächsischen Zentrunlsanhänger in keine besseren Hände gelegt werden konnte, aks in die des alkverehrtcn Herrn Heßlein. —x. Gemeinde- und Vereinsnachrichte« 8 Leipzig. Volksverein f. d. k. D.. Ortsgruppe Mockau-Schönefeld. Auch hier ireibt die Sekte der Ernsten Bibelforscher ihr Unwesen. Da ist es unfern: BezirkgeschäsiSsührer, Pfarrer Beier, umsomehr zu danken, daß er am Freitag an Hand von Originalschristen der „E. B." ausführlichen Aufschluß über Ent stehen. Lehre und Propaganda der Sekte gab. Das herrliche Bild, das der Redner gegenüber der willkürlichen Sckwiftverdrchung der „E. B." von der Klarheit und wunderbaren Einheit der kirchliche» Lehre entwarf, wird unseren Mitgliedern die Liebe und Treue zur Kirche trotz aller Schwierigkeiten, die wir hier auf Vorposten zu bestehen haben, wieder gestärkt haben. Schmerzlich ist uns aller- dingS, daß wir über die Ferien, 4 Wochen, mit dem Gottesdienst pausieren sollen. Da wird Abhilfe erst möglich sein, wenn ein eigener Seelsorger uns gegeben ist, wie wir das so dringend wünschen. 8 Leipzig-Süd. Volksverein für das katholische Deutschland. Ein Vortrag des Hochschulseelsorgers Beier über „Liturgie und Gottesdienst in der katholischen Kirche" ver sammelte eine stattliche Zahl katholischer und wohl auch nicht katholischer Zuhörer im Lichtspielhaus in der Boruaischen Straffe, unserem sonrüciglicheu Gottesdiensiraum. Der Redner ließ uns tiefe Einblicke tun in das Wesen der Liturgie, die nichts anderes ist denn das Leben des auf Erden in seiner Kirche fortbesichenden Christus, und in den Zweck der Liturgie, den Christen mehr und mehr Gott anznnähern und einzugliedcrn. Besonders- was über das encharistische Opfer gesagt wurde, wird manchem erst das volle Verständnis für die hl. Messe und damit den rechtet: Eifer geweckt haben. Möge für unsere anfblühcnde Gemeinde kraft innigen Mitlebens mit der Liturgie das Schlußwort des verehrten Redners immer mehr in Erfüllung gehen. St. Pauli gnadedurchschauertcs Bekenntnis: „Ich lebe, aber nicht ich, son» der» Christus lebt in mir." Wetterdienst der Landeswetterwarte Dresden DaS gestern bezeichnte Hochdruckgebiet bat wesentliche Fort schritte gemacht und reicht bereits bis Süddeittschland. Ans den: raschen Entstehen über Mitteleuropa ist zu schließen, daß es seine Bewegung rasch fortsetzcn wird, so daß mir unerhebliche Nieder schläge in Sicht stehen. Die nächstfolgenden Tage werden vermut lich warm und meistens heiter verlausen. Amtlich notierte Devisenkurse Berlt«. 26 Juli. Der Dollar notierte gestern vormittag 10 Ubr 810 0 516 L und mittag« 12 Uhr 498 6 602 kl. — Bon Ne,Work wurde die deutsche Mark mit V.19'/z Cent (Sonn abend 0,20 Cent) gemeldet. Devisenkurse im Freiberkehr mittags 12 Uhr, mitgeteilt bo» der Commerz, und Privat. Bank, Filiale Dresden Berlin 26. J«li Geld Briet Nttiyork ...... .1 Dollar 498.- 600.— Pari» 100 Fr. 4200.— 4240.— Zürich 100 Fr. 9150.— 9500.- Stockholm 100 Kr. 18000 — 13050.— Prag 100 Kr. 1100 — 1120.- London. ..... I Psd. Sterl. 2220— 2240.— Hollnnd 100 Fl. <0460.— 19550 — Kopenhagen . . lOOKr. 10850.— 10980.-
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