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Vermischtes. V Der Schriftsteller Paul Keller soll zahlreichen Gerüchten zufolge zum Protestantismus übergetreten sein. Wie die E. A. aus erster Quelle erfährt, ist daran kein wahres Wort. Desgleichen beruhen die Gerüchte von einer evangelischen Trauung und evangelischen Kindererziehung oder gemischter Ehe aus Unwahrheit. v E i „ s ch l r ch te > S ch c r z. Zahlreiche Blätter (ver gleiche „Lsfcnbacher Abendblatt vom LI. Juni 1010; „Wiesbadener Tageblatt" vom 22. Juni UNO; „Frankfurter Zeitung" Ar. 154 vom 20. Juni 10UZ „Hannoverscher A >- zeiger") berichten gleichlautend, das; der Maler Ferdinand Bar wegen einer unzulässigen .Karikatur LeoS XIII. vom Papst Pius X. ertomninniziert worden sei. Nach dem Be richte der Blätter hat dieser angeblich erkommunizierte Maler an das „Pariser Journal" einen Nechtsertigungs- tries geschrieben, worin er zu beweisen sucht, das; er nicht wne Karikatur, sondern nur ein naturgetreues Bild Leos 's! II. gemalt habe. Entweder hat sich der genannte Maler i. it den Blättern einen Scherz erlaubt, oder die Blätter tun dies mit ihren Lesern, denn in Nom ist von einer solchen Erkonimnnikation nichts bekannt. Literatur. Die Welt Ausstellung in Brüssel ist in diesen, Jah>e der große Magnet, der die Reisenden aller Länder anzieht. Da kommt gerade die neue 8. Auflage von Wörls illustriertem Führer durch Brüssel und Umgebung recht, die schon für 50 Pfg. in allen Buchhandlungen zu haben ist. Eine besondere Beilage bespricht die deutsche Abteilung der Ausstellung und die Ausstellungen in Terv- neren und im Palais du Cinguantenairc. Das mit Stadt- plan, Umgebungskarte und 25 Abbildungen versehene hand liche Büchlein verdient beste Empfehlung. o. Deutscher Hausschah tu Wort und Bild. 33. Jahrgcng. Inhalt des t9. Heftes. Der Herr der Welt. Von Robert Hugh Beason. — lieber Ldelgestrin. Bon Georg »Kölaus. — Das Wesen des Porträts. Bon Dr. >loi» Wurm. — Sankt Michael. Roman von Fel x Nabor. — Pfad des «Stücks. Bed'cht von Heinz Morgenbrodt. — Ferdinand Freiliarath. Zum WO. Geburtstag des Dichter-. Bon H. Rielch. — Aphorismen. Bon Srnst Kümpel. — Clsässische Mai- und Pfingsttnäuche. Volkskundliche Skizze von I L — G'obstodilult. Bon Harald Nehbel, Ingenieur. — Allerlei Gedanken Von L. Schmitt — Was mutz man von Geldgeschäften verstehen? Ver Kurt Busolt — HimmelSerschetnungen im Juli 1910 und Neues über die Milchstraße, Jupiter und Sonnenflecken. Bon Lr Warnaisch — Das Prämonstratenser-Stijt Tepl in Böhmen. — Hauöschatz-Chronik: Bilderschau. — Dr. Robert Koch P — Toten schau. — Napoleons Uebergang über den großen St. Bernhard. — Beilage für die Frauenwelk: Der Herr in der Kinde.stube. Bon P. Hoche. — Hausordnung. Von A. Hahn. — Frauei betoegung. — Praktische Winke. — Küche. — Beischled.nes — Litera,ischeS. — Unterhaltung. — 26 Illustrationen Theater und Musik. l Dresden. Wochenspielplan der König! Hof» theater. Opernhaus: Wegen Umbaues bis Anfang September gtsch,'offen. — Schauspielhaus. Geschlossen. Vom 7. August ab spielt die Königl Howper. ! Dresden. Wochenspielplan des Zentraltheaters. Montag. Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag und Sonn abend: Blaue Maus (4). Sonntag: Kasernenlust ('/z-t); Blaue Maus «8). Landwirtschaftliche Prodnkteupreise in Zittau am 2. Juli 1810. (Nach amtlicher Feststellung durch den städtischen Ausschuß.) Getreide- und Produktenpreise tu vautze» am 2. Juli 1910. Gegenstand 100 KO so 50 Icg- 50 Kilogr. netto Weizen weih. . Weizen gelb . . Roggen (mahlf.) Braugerste . . . Kuttergerste . . Hafer, neuer. . Weizenmehl. . . von ! bis 50 Kilogr. netto von bis -4! -4 -4 -4 10 28 !io 50 Roggcnmehl . . 9 75 I>° 75 9 40 d 90 Heu, alt .... 3 — I 2 2b 6 50 7 - do. neu .... 2 50 3 — — — — — Schüttstroh. , . 1 70 1 90 5 70 o — Gebundstroh . . l 10 1 30 7 10 / 50 Kartoffeln. . . . I dO 2 16 SO 18 LO Lutter (t ll«) 2 -,0 2 80 Weizen, weiß l . do. gelb neuer / *"0 Roggen .... do. neuer . . Weizenmehl . . . Roggenmehl Weizenkleie . . . Roggenkleie. . . Weizen-FuttergrieS Roggengries . . Gerste, neue . . . Hafer, aller. . . do. neuer. . . Erbsen Wicken Hirse Grütze Kartoffeln . . . Butter 1 Kx- Heu 100 - do. neues . . . 100 - / Flegel-Drusch 100 L»- ^r°h (AFch.-Drusch loo k Ferkel 726 Stück L Stück . Eine Mandel Eier .... lOOLk Juristischer Stutgeber. «luikünste über jurtstilche Anfragen werden mNeren Abonnenten an dieler Stelle erteilt. Nur vttten wir, der Anfrage 20 Pf. «n Brtefmarten zur Deckung von «orto- auSlagcn bcttulegen. — gür die Auskünfte übernehmen wir keine «eraiirwcrNing W). <»., Leipzig. .Bei dem Verkaufe meines Grundstückes ist im notariellen «kle bezüglich der Koiten des Kausvertrages gesagt, daß jede Partei diese zur Hälfte trägt. Muß ich nun auch, wie äafer verlangt, die Einvagungskosten und Umsatzsteuer zur Häl te vagen?" — Wenn das nicht ausdrücklich im Akt erwähnt ist. haben Sie nur die Akikostrn inki. S euer zu teilen Die übrigen Kosten, sowie Umsatzsteuer trägt gesetzlich und verkeSrsüblich der Käufer. auf dem Markte an der Börse von l bis von bi» >4 !4 -4 ^4. 19 10 19 70 19 50 20 46 13 75 14 25 14 20 14 70 9 75 18 75 — — — 8 25 11 50 — — — — — 5 60 — — — — 5 40 — — — 6 — — — 0 40 — — — — 15 20 15 60 15 20 15 «0 25 27 17 50 18 50 30 — 33 — 31 — 32 — 3 60 4 60 2 50 2 70 7 60 8 — 5 — 5 SO 4 «7 4 84 3 30 4 — !b — 29 — — 90 l 5 l 8ie§fn66 LclileZinZer, Dreien Köni^okann-Zlrake 6-8. kum. Hoflieferant. Köni§-^okann-81raKe 6—8. 8ai80n - käumun§8 -Verkauf. öeäeutenä kerabM8et2t im. ?rei8e 8inä: Oamen-Konfeklion, kröeke, VIu8en, Kleiäer, Unterröcke, 3eiäen8toffe, KIeiäer8tofke, §ro6e ?08ten Wo!imu88eIine, V/a8ck8toffe aller ^.rt, baumwollene blau8kleiäer8toffe ete. ete. — 02 — Anßenlnft imd der schwere süße Tust der Blume» herein. Der gewichtige Hohenzollenuuantel drückte de» Onkel entsetzlich und der Schweiß lief ihm die Stirne herunter. Eben sah er, wie der Siorveltenkapitän die Künstlerin ,;n ihrem Platze führte und sich mit einer eleganten Verbeugung von ihr ver- abschiedcle. Das; der alte „Seebär" mit „seiner" Dame sich im Streife drehte, war ibm schon lange ein Dorn i»> Auge gewesen. Jetzt aber hielt er sich nicht inehr. Seiwm Ztzliiider stellte er ans einen an der Wand stehende» Stuhl, den Hvhenzollerinnaniei hängte er über die Lehne, im Eifer alles vergessend, wand er sich, wie eine venezianische Gondel ini ärgsten Stanal- leben durch die tanzenden Paare und geradewegs ans die Schauspielerin los. Ohne größere Berührung gelangte r bis dicht vor sie und machte seine schneidigste Berbengnng. .Mein gnädigstes Fräulein, dürfte > tz auch einmal um die Ehre bitten? ' Erstaunt sah sie ihn an, dann jagte ße, plötzlich laut auflachend: „Ach - Sie, Herr Hanptniann?" Noch einmal ließ sie ihre Augen vom Stopfe bis zu de» Füßen über ihn lümveggleilen, dann stieß sie wieder ihr Helles, elektrisierendes Lachen ans, stand ans, verbcngte sich höchst feierlich und schwebte im nächsten Augenblicke mit ihn, im Streife umher, lieber seine rechte Schulter hinweg aber, ans die sie sich lehnte, lachte sie lustig und schalkhaft den anderen Tanzenden zu. Tr. Silo Eggenbnrg hatte sich vergeblich bemüht, seinen Onkel von seinem selienen Beginnen znrückznhalie». Er war ihm entschlüpft und jo batie er es vorgezogen, sich auch am Tanze zu beteiligen, sobald der Tenorist Waich sreigab, schon in der geheimen Hoffnung, so lange als möglich die Ansm.'rtsaniteii der übrigen Walzenden von seinem Oheim abzuhalten. Dieser, nachdem er sich vergewissert hatte, daß seine Tanzbeine noch in bester Ordnung waren, sah sich stolz um, was die übrigen wohl für Gesichter machen würden, wenn der alle Galleiske sich so flott im Tanze wiegte. Aber was er sah. brachte ihm eine nicht geringe Tänschnng. Zunächst erblickte er den Korvelknkapiiän, dessen süßsanres Gesicht sich in die bei ihm so selten zu sehenden breiten Falten eines behaglichen Grinsens legten — das war doch seltsam! Ter Zweite, auf de» sein Auge siel, war der Tenorist Brachvogel. Er sang einige Takte ans der „verkauften Braut" und schüttelte sich dann vor Lachen. Eines der tanzende» Paare nach dem anderen hielt inne und alle stellten sich, einen großen Halbkreis bildend, seitwärts, nm die Tanz künste des Herrn Galleiske zu bewundern — und ans allen Gesichtern eitel Fröhlichkeit. Bei de» Herren ei» sideles Grinsen, bei den Damen ein ver haltenes Siichern. Nur das Hildebrandsche Ehepaar hielt mit wahre»! Heroismus an sich, um würdige», de» Wirte» ziemeudeu Ernst zu bewahren. Endlich tanzte kein Mensch mehr, außer dem einzigen Paare, und da wurde denn endlich auch der Onkel aufmerksam. „Aber,-ich bitte Sic," sagte er z» seiner Tänzerin, „was lache» denn die Leutchen? Hab' ich denn was a» mir, das — —?" „Nun. so kommen Sie einmal her," erwiderte die Uebermiitige in dem Augenblicke, als auch der Pianistin fleißige Finger ruhten, „das werden wir gleich habenI" Und sie faßte ihn resolut unter den Arm und führte ihn an den großen Wandspiegel. — 63 - ,Ta, schauen Sie mal das schneidige Paar an, das sich da soeben herum- gedrehr hat." Der Onkel stand einen Augenblick starr. Da stand er vor ihm, der sonst so elegante und trotz seiner Jahre stets so außerordentlich „schneidige Nitiergnisvesitzer und Hanptniann der Landwehr Bruno Galleiske. Ein sebi sehr kurzes braunes Jackett, das ihm dafür aber viel zu weit war, umschloß seinen Oberkörper, während seine Beine in schwarz- und weißkarrierten Un anssprechlichen steckten, die dieselben Eigenschaften zeigten. Tie Füße zierten ein paar graue Filzschuhe von mächtigen Dimensionen — aber zwischen ihnen und dein unteren Rande der Beinkleider sahen mindestens drei Finger breit die schöne», wollenen Strümpfe von Naturfarbe hervor. All dies Schreckliche übersah der Herr Hauptinann mit einem Blicke in dem Momente, als sich Ella Winterhanser von seinem Arme löste und mit lustigem Lachen davonwirbelte. Dies war das Signal zu einem allgemeinen, jetzt nicht mehr zurück gehaltenen Heiterkeitsansdrnck. Auch der sonst so ernste, stets nervös erregte Tr. Elmblatt lachte Träne». Der Kneifer fiel ihm von der Nase und er selbst sank auf einen hinter ihln stehenden Stuhl.' In dem Augenblicke tat es einen lauten Krach und der Onkel, der mit einem derben, gar nicht salon fähigen Fluche dem Ausgange des Saales hatte Anstürmen wollen, änderte plötzlich seine Richtung. Blitzschnell machte er eine Viertelwendung, stürzte ans Elinblatt zu und rief verzweifelt: „Mensch, Sie sitzen ja auf meinem neuen Zylinderhut!" Das hatte natürlich einen erneuten HeiterkeitscmSbruch zur Folge, denn Dr. Elmblatt war äußerst betroffen und sein sonst so überlegenes, arrogantes Gesicht wollte diesmal so ganz und gar nicht geistreich anssehen. „Ah — bitte tansendmal um Entschuldigung — aber wer konnte auch wissen," stammelte er — „werde aber den Hut anfbügeln lassen." — „Na, das besorge ich alleine," rief der Hanptniann, fuhr mit der Faust i» seine» arg mißhandelten ehemals so glänzenden Hut und stülpte ihn dann auf de» Kopf und sagte: „So, jetzt könnte ich ganz gut ans einen Maskenball gehen und brauchte keine Vermummung!" Alles lachte und Herr Stcrzinger meinte: „O ja, so auf 'ne Redont' in Münke.— ja. dös war a feine Masken!" Der Diener kam und meldete, daß der Rosselenker. der die beiden Herren hergefahren liabe. nirgends zu finden sei. Man vermute, er sei mit dem Kutscher der Anstalt, mit der Köchin und dem Hausmädchen zum Flusse hiiinntergegangen. „Ach wissen Sie was, Herr Hanptmaim," sagte nun Frau Hildcbrand. „geben Sie doch den Plan auf, noch hinüberzusahren. Es wird ja doch so spät — und dann — wer kann denn wissen, ob das Sturzbad nicht doch nach- teilige Folgen für Sie haben wird." „Ja — aber — gnädige Frau — „Nun," meinte auch Doktor Hildebrand, „zehn Zimmer stehen bei uns noch leer und selbst, wenn die Angehörigen einiger welcher lieben Patienten, die in diesen Tagen ankommen wollen, bereits da wären, so könnten sie den noch bequem Unterkommen!" ,