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Geschäftsstelle und Redaktion» Dresden-A. 16, Holbeinftrahe 4O Nr. 8T LT. Jahrg. Mittwoch den 12. April 1916 . Fernsprecher 21366 Postscheckkonto Leipzig Nr. 147V7 fl-mz Deutsch, ui Oesterreich Bezugspreis, AuSaabe X mit tllustr. Beilage vicrtcljShrlich ik.IU In Dresden u»d kaud frei Haus it.L» X; «.<» X. ««»gab» S diertelsübrllch ,.«> In Dresden und ganz Deutschland frei HauS t».«I tn Oesterreich 4.07 X. »Kizcl-Nummer tv 4. Die Sächsische BolkSzeikmg erscheint an allen Wochentagen nachmittags. SInzelgen! Annahme von GelchäiKauzeigendiS tVUHi von Fainilicuauzeigen bis jl Uhr vorm PreiS sin dic Pclit-Cpailjeilc itv 4. im Rclla- melcu «<t Nur luideullich geschricbeue, sowie durch Jen» sprecher aulgegcbeue iiuzeigc» Idimen wir die Vcranlwortlichleit sürdieRichiiglci! des Lepes nicht übernehme!» . Sprechstunde der Redaktion: II-ILUHr vorm. Organ der Ientrumspartei. Einzige Tageszeitung für die katholische Bevölkerung im Königreich Sachsen. Ausgabe ^ mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochenbeilage Feierabend. Ausgabe k nur mit der Wochenbeilage. Asquith antwortet dein Reichskanzler Die Vorgänge im Westen finden fortgesetzt die größte Aufmerksamkeit in allen La gern. Während bei unseren Freunden über unsere stetigen, wenn auch langsamen Fortschritte große Freude herrscht, versuchen unsere Feinde die deutschen Errungenschaften zu verkleinern und als bedeutungslos hinzustellen, ein Be ginnen, gegen welches vernünftige Neutrale sich bereits wenden, die übrigens seit Wochen den Deutschen Gerechtig keit widerfahren lassen. Ilm die Stimmung im eigenen Lande richtig kennen zu lernen, muß inan die herz erfrischende Rede des preußischen Kriegsministers lesen, die dieser am Montag im Deutschen Reichstage gehalten hat. Was er in seiner kurzen, militärisch schneidigen Rede sagte, ist die Meinung der weitesten Volkskreise. Der In halt ist kurz gekennzeichnet durch die Punkte: Wir stehen gut an allen Fronten, es geht überall vorwärts, wir sollen uns mit Geduld und Vertrauen wappnen, denn an unserem Siege ist nicht mehr zu zweifeln. Aus den Wiener Blättern von gestern wird diese Ansicht namentlich in Bezug auf den Westen bestätigt. Es heißt da übereinstimmend, die große neue Offensive der deutschen Truppen bei Verdun irfülle mit B e w unde r u n g sowohl für die Zähigkeit und Schneidigkeit der Sturmtrupppen, als auch besonders für die ruhige Methodik der Führung. Und wenn wir nun gar eine neutrale Stimme hören, wie sie objektiv zu urteilen versteht, so dürfen wir wirklich überzeugt sein von dem guten Stand der Dinge. Da schreibt z. B. das „Swenka Tagblad" über unsere Eroberung von Bethin- ccurt: „Tie Franzosen sind mit dem Verluste des Ortes äußerst zufrieden, wenn man ihren Worten glau ben darf. „Havas" findet, daß der vierzigste Tag der Schlacht vor Verdun mit einer blutigen Niederlage der Deutschen geendet hat. Gegen derartige Niederlagen dürf ten die Deutschen nichts einzuwenden haben. Wenn sie oft genug wiederholt werden, führen sie zur Ei n n ah m e der F e st u n g. Die Deutschen gebrauchen eine Angriffs art, die wahrscheinlich noch lange eine große Nolle in der militärischen Theorie und Praxis spielen wird. Sie haben allmählich den Krieg hauptsächlich zu einer Sache der Tech nik und der Artillerie gemacht, wobei sie aufs äußerste mit Menschenleben sparen. Auch die Russen könnten aus dieser Taktik Nutzen ziehen, wenn sie sich nur die Mühe nehmen wollten, sie zu studieren." Der hier unseren Feinden gegebene Denkzettel und die ihnen erteilte Lehre sind beachtenswert. Wir wollen noch eine zweite neutrale Stimme anführen, um zu zeigen, daß das schwedische Blatt keine vereinzelte Erscheinung ist. So schreibt der „Nieuwe Rotterdamsche Courant" zu den E r - eignissen vor Verdun: „Nachdem die Franzosen vor Haucourt ihren linken Stützpunkt der Stellung am Forgesbache verloren habeisi räumten sie jetzt auch, wie sie selbst zugcstehen, den östlichen Endpunkt ihrer Stellung bl? Hancourt. Die Abbröckelung der franzö sischen Front schreitet dadurch weiter fort. Mit ihrer neuen Methode, welche darin besteht, Einbuchtungen in die französische Front hineinzudrücken und dann von dort ans durch Flankenangriff den Feind zu zwingen, die durch die Einbuchtungen entstandenen vorspringenden Stellungen zu räumen, gelang es den Deutschen, die Franzosen aus der wichtigen Stellung zwischen Malancourt und Bekhincourt herauszuwerfen. Das Ergebnis ist, daß die Deutschen seit Beginn ihrer Offensive gegen Verdun die französische Front westlich der Maas in einer Breite von über 10 Kilometer und einer Tiefe von 4 bis 8 Kilometer zurückdrängen konn- tew. Zwar sei dabei nur ein Teil des Vorgeländes der Festung den Verteidigern verloren gegangen, aber die Be wegung ist noch immer im Gange und geht in der für die Franzosen verkehrten Richtung weiter. Die Franzosen könnten dies nicht ohne Besorgnis ansehen." Die Franzosen versuchen im Gegensatz zu unseren und den neutralen Darstellungen die Kriegslage zu ihren Gun sten zu fälschen, um ihren eigenen Truppen Mut einzu- flößen. Auf die Dauer wird dieses Beginnen seinen Ein- druck verfehlen. Das ergibt sich bereits aus einer Neuste- rung Clrmenceaus, der das Schicksal von Verdun für un abwendbar hält und der die Lage der Deutschen bei der Festung lange nicht als so ungünstig bezeichnet als Briand es tut. Diese wenigen Stimmen mögen genügen, um zu zeigen, daß in Zukunft unsere; Sache in den besten Händen liegt. X Asquith an den Reichskanzler Französische Journalisten und Parlamentarier weilen augenblicklich in London, um sich durch persönliche Besich- tigungen von dem Stande der Dinge zu überzeugen. Sie Das Neueste vom Tage N MW SklllM WMU (W. T. B. Amtlich.) Großes Hauptquartier, 12. April 1916. Westlicher Kriegsschauplatz Bei La Boisselle (nordöstlich von Albert) brachte eine kleinere deutsche Abteilung von einer nächtlichen Unterneh mung gegen die englische Stellung ohne eigene Verluste 29 Gefangene und ein Maschinengewehr zurück. Westlich der Maas griffen die Franzosen vergeblich unsere Linien nordöstlich von Avocourt an, beschränkten sich im übrigen aber auf lebhafte Feuertätigkeit ihrer Artillerie. Aus dem Ostnfer brachten drei durch heftigstes Feuer vorbereitete Gegenangriffe am Pfefferrücken dem Feinde nur große Verluste, aber keinerlei Vorteil. Zwei mal gelang es den Sturmtruppen nicht, den Bereich unseres Sperrfeuers zu überwinden. Der dritte Anlauf brach nahe vor unseren Hindernissen im Maschinen gewehrfeuer völlig zusammen. Im Caillettewalde ge wannen wir der zähen Verteidigung gegenüber schrittweise einigen Boden. Im Luftkampfe wurde ein französisches Jagdflugzeug bei Ornes (in der Woevre) abgeschossen. Der Führer ist tot. Oestlicher Kriegsschauplatz Bei Garbunowka (nordwestlich von Düuaburg) wurden russische Nachtangriffe mehreren Kompagnien abgewieseu. Balkan-Kriegsschauplatz Nichts Neues. Ober st e Heeresleitung. Ter holländische Spruch Amsterdam, 11. April. Der Schiffahrtsrat gab heute seinen Spruch über die Versenkung der beiden Dampfer „Palembang" und „Tnbantia" bekannt und zwar mit dem Schluß, daß im Falls der „Palembang" die erste Explosion durch das Springen einer Mine, die zweite nnd dritte aber durch ja ein Torpedo verursacht wurde. Im elfteren Falle kann das Torpedo nicht durch den englischen Zerstörer abgeschossen worden sein. Möglicherweise war es auf sie gemünzt, verfehlte aber das Ziel und traf die „Palembang", das andere Torpedo aber war auf die „Palembang" selbst gezielt. — Im Falle der „Tubantia" ist aus den im Boden des Schiffes gefundenen Metallstücken zu schließen, daß ohne Zweifel ein bronzenes Schwarzkopf- Torpedo in Frage kommt, das von einem Torpedoboot der „Tnbantia" zugedacht gewesen sein muß. Zu dom Zustandekommen des deutsch-rumänischen Handelsabkommens sagt das „Berliner Tageblat t", daß es sich um ein Ereignis von großer politischer Tragweite handele. Rumä- nien habe nach langen! Schwanken nunmehr wirtschaftlichen Anschluß an die Mittelmächte gesucht, und das sei ein neuer gewaltiger Schlag gegen die englische Aushungerungs politik, der bei unseren Gegnern keine geringe Bestürzung Hervorrufen tverde. Im „Berliner LokaIanzeige r" heißt es: Das Abkommen zeige deutlich, wie sich in letzter Zeit die An schauungen der maßgebenden Kreise Rumäniens iin Ver gleich zu früheren Stadien des Völkerringens gewandelt haben müsse. Der „B ö r s en k u r i e r" schreibt: Die rumänischen Staatsmänner hätten sicherlich das bisher geübte Prinzip des vorsichtigen Lawierens nicht aufgegeben, wenn auch nur noch die geringste Möglichkeit bestand, daß unseren Waffen der Sieg noch entrissen werden könnte. Die „Bö r s e nzei t u n g" sagt: Eine. Zufuhr, wie sie jetzt gesichert sei, sei eine gewonnene Schlacht. werden von allen maßgebenden Personen empfangen und mit Ehren überhäuft. So iveilten sie am Dienstag beim K öuig im Buckinghampalast. Ter König hat sie herz lich begrüßt und dabei eine Ansprache gehalten, in der er u. a. sagte: Ter Besuch trage dazu bei, den beiden Völkern die herz liche Zusammenarbeit, in der sie sich betätigen, noch näher zu bringen. Tie Parlamentarier würden selbst sehen, welche Anstrengungen gemacht würden, Heer und Marine mit allem Nötigen zu versehen. Sie würden erfahren, welchen Anteil man im Lande an den Leiden der Bevölke rung der besetzten Distrikte allenthalben nehme und wie sehr man die glänzende Tapferkeit und Ausdauer des fran zösischen Volkes bewundere. Sie würden vor allem selbst erkennen, wie einmütig das englische Volk ohne Unterschied 1 der Nassen, des Standes und der Parteien entschlossen sei, den K rieg fortzufü h r e u, bis alles das, was die friedlichen Fortschritte gefährdet habe, endgültig aus dem Wege geräumt sei. Freiheit und Frieden seien die Ideale des britischen Volkes in der Heimat und in den Kolonien. Stärker als je seit Beginn des Krieges sei der Glaube, daß der Sieg die Sache des Rechts krönen werde. Ten französischen Gästen zu Ehren fand auch ein Bankett statt, bei welchem Asquith eine Rede hielt, dis eine Antwort auf die letzte Rede des deutschen Reichs kanzlers darstcllen soll. Asquith sagte dabei: „Tie Beziehungen zwischen Großbritannien und Frankreich sind durch die Probe, der sie in diesen! Kriege ausgesetzt waren, Beziehungen nicht nur der Freundschaft, sondern von Intimität und Liebe geworden. (Bei fall.) In den letzten Tagen hat der d e u t s che Reichs kanzler wiederum an die Sympathien der neutralen Welt für den schweren Fall von Deutschland (Heiterkeit) als vielfach mißverstandener Friedensfreund appelliert. Man will von uns, daß wir die Haltung des Besiegten gegenüber dem siegreichen Gegner annehmen, aber w i r i i n d n i ch t b e s i e g t (Beifall), wir werden auch nicht be siegt werden, nnd die Alliierten sind durch einen feier lichen Vertrag gebunden, keinen Sonder frieden zu suchen oder anzunehmen. Die Bedingung, unter denen wir bereit sind, Frieden zu schließen, ist die Durchführung der Ziele, für die wir die Waffen ergriffen haben. Diese Ziele wurden von mir schon in! November 1914 bekanntgegeben. Ich sagte unter anderem, daß wir das Schwert nicht in die Scheide stecken werden, bis die militärische Herrschaft Preu st e n s g a n z u n d e n d g ü l t i g v e r n i ch t e t i st. Groß britannien und auch Frankreich traten nicht in de» Krieg ein, uni Deutschland zu erdrosseln, um es von der Karte Europas wegzuwischen, nicht uni sein nationales Leben zu zerstören oder zu verstümmeln, und sicherlich nicht, um sich iu die freie Ausübung seiner friedliche» Bestrebungen hineinzumischen. Wir wurden genötigt, die Waffen auf- zunehmen, um zu verhindern, daß Deutschland, womit in diesem Falle Preußen gemeint ist, eine militärische Be drohung für die Nachbarn bilde und eine Oberherrschaft über diese erreiche. Deutschland hat "durch die Verletzung der Neutralität Belgiens bewiesen, daß es sein lieber- gewicht selbst um den Preis eines allgemeinen Krieges Herstellen will. Tie Absicht der Alliierten ist, diesen Versuch zunichte zu machen und dadurch den Weg für ein inter nationales System zu ebnen, welches den Grundsatz gleicher Rechte für alle zivilisierten Staaten sicherstellen wird. (Beifall.) Wir wollen als Ergebnis des Krieges den Grundsatz festlegen, daß internationale Probleme durch freie Handhabung unter gleichen Bedingungen zwischen freien Völkern behandelt werden müssen, und daß eine solche Uebereinkunft nicht länger durch das überwältigende Gebot einer Negierung, die von einer militärischen Kaste kontrolliert wird, aufgehalten und beherrscht werde. Das ist das, was ich unter Vernichtung der militärischen Herr schaft Preußens verstehe, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Meine Antwort an den deutschen Reichskanzler ist sehr einfach: Tie Verbündeten wünschen und sind entschlossen, üatzalte Belgien wieder erstehen zu sehen. (Beifall.) Es darf nicht dauernd unter dem leichtfertigen Ein griff auf seine Freiheit leiden, und was niedergerissen wurde, muß wieder hergestellt und ausgcbaut tverden. (Lauter Beifall.) Asquith sprach sodann von einem hinkenden schwächlichen Versuch des Reichs kanzlers, die llntersecbootskriegführung zu rechtfertitzen, und sagte: Wenn die Sllliicrte» ihre Herrschaft zur See da zu benutzen, wirtschaftlichen Truck auf die Feinde auszu- üben, so bedienen si« sich eines Rechtes, das für Krieg- führende von jeder kriegführenden Macht in der Alten und»