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F«itag den ». März 1920 GIHMG, Der neu, Gta»t-k»««Iff»r für öffentliche Ordunng Da« Abschiedsgesuch ix« preutzsche» StaatSIommiss«» fü, »sfentliche Ordnung, Geheimrat von Berge über da« wir schon gestern berichteten. ist von der Regierung nunmehr genehmigt worden. Kn die Stelle von Berger« tritt der birherige Erste Staattanwatt Weisemann, dem der Meb-beit-sozialist Schluchtmann al« Referent beigegeben wird. An Stelle de« ak gesetzten Geheimrats Dove wurde Major von PrieSdors in da« preußische Ministerium des Innern berusen. Dem Geheimen Regierung-ra» von Strantz ist der erbetene Rücktritt bewilligt worden. Die Rati onalverlammlung Berlin, 26. März. Nack, einem Beschlüsse de« Aeltestenausschussk« findet die nächste Sitzung der Nattonalversammlnng heute nachmittag statt. Es ist mit einer Tagnna von drei bi« vi-' ^agen gerechnet, da anher dem Rmerat der zu einer größeren politckchen Au«sprache Ver- Veranlassung geben wird noch die Besold,ingsvorlage de« Verreich» lichung«aesetze« und ander» Vorlagen wenigsten« in erster Lesung n> ledig! werden lrllen. Irrtümlicher Haftbefehl (Eigener Drahtbericht der .Silchs. VolkSzeitung") Berlin, 26. März. Während der Kapp-Periode wurde ein Hatt- ket-bl gegen den deutschnationalen Abgeordneten Schiele vom Poli- z- 'Kenten Ernst erlassen, der sedoch ans Grund der verfassungS- offnen Immunität auf Beschwerde de« Abgeordneten Schiele hin aufgehoben nuwde. Reichsminister Noch bestätigt nunmehr dem Abgeordneten Schiele den Irrtum und bittet um (Entschuldigung mit dm, .Hinweise darauf daß eine Verwechslung mit dem Arzt und Volks wirt Schiele au« Raumburg vorliegt. Bolschewismus «nd sprieden-vrttraa. B»rlin. 25. März. In einer llnterredu >, mit dem Vertreter der Ebie-r-o Tribüne, der sich in Berlin arffvält, erklärte der frühere Vorsitzende der deutschen Friedensdelenatton Freiherrvon LerSner. der Irieden«vertra" von Versailles sei schuld, daß noch keine ge schlossene Front gegen den Bolschewismus zustande gekommen sei. Aus ihn seien auch alle anderen Mißstände zurückzuffibren. Im Interesse Deutschland« und im ureigensten Interesse -r Entente sowie der ganzen Welt müsse die schnellste Revision de«Frieden«» vertrage« eintreten. Die Stellung des Auslandes Pari«, LS. März. Die Botschaft,rkonferenz hat gestern nachmittag eine Sitzung unter dem Vorsitz von M'lleranb abge- balten, der auch, wie in der Nresie be'onder« betont wird, der amerikanische Botschafter Wallaee beiwohnte. Marichall Foch mit keinem GeneralstabSckef, General Wehgand, sowie vtelen Offizieren de« Heere« und der Marine war gleichfalls zugegen. Die Konferenz beschäftigte sich ausschließltch mit der Lage in Deutschland, vornehmlich aber mit der Lage im Industrieaebiet, vnd mit den militärischen Operationen, die die deutsche Re gierung eintiile'teu gedenkt. Bor der Sitzung haben zwei au« Berlin hier eingrtroffene deutsche Gen.-ralstadSossiziere General Weyaand Anfklärung gegeben über die Truppen, die sich in der neutralen Zone befinden und über die Maßnahmen, die zur Aulrechterhaltung der Ordnung und zur Wiederherstellung normaler Znständc getroffen Verden sollen. Der Botschafter«» hat offenbar einen Beschoß nickt gefaßt, sondcrr, wie da» »Petit Journal* andeutel, sich dahin ent schieden, die Angelegenheit nochmal« dem Obersten Rat in London dorzu'eoen. Pari«, 25. März. In der Deputierten.'.immer sagte Barthou in seiner Rede, der n Anjang noch nicht vorlieqt. während eine« Jah res habe Lloyd George den politischen Nutzen und den Wahlnutzen ge habt. und jetzt ziehe er au« den Zugeständnissen, die er zugunstzn Deutschlands machen wolle, ebenfalls Nutzen, und Frankreich sei e«, da? allen Verwünschungen und der Revanch ausgesctzt sei. Deutsch, lond entziehe sich den wichtigsten Vertragsbestimmungen, namentlich im Hinblick aus die Bewaffnung und die Kohlenlieferun- e n. Attentate gegen französische Offiziere und Soldaten kämen häu- g vor. Frankreich müsse handeln auch ohn? seine Alliierten. Frank reich sei noch groß und stark genug, um die Beleidigungen, die in der Verletzung de« Vertrages liegen, zu verfolgen. Batthou besprach dann die Nichtratifizierung durch Amerika und sagte, es sei auch leine Hoffnung, daß Amerika schließlich ooch noch ratifizieren werde. Vor allen, sei es bedauerlich, daß es dem Völkerbund, der ein Instrument des Friedens und des Fortschrittes sei. nicht angehöre. Batthou leklaate sich auch darüber, daß di? allgemeine Dienstpflicht in England verschwunden sei. Mit Schärfe wandte sich Batthou gegen die Versuche, den Friedensvettrag zu revidieren. Dies, Revision würde doch nur gemacht werden aus Kosten Frankreichs und rum Nutzen von Deutschland. Der Interpellant ging alsdann dazu über, das rassische Problem zu bespr chen. Man solle sich in acht nehmen, daß man nicht in Rußland zu spät komme. Schließlich erklärte Redner, tie Toten Frankreichs legten Deutschland, das das Unglück verursacht habe, die Notwendigkeit der Wiedergutmachung, die im Fricdensvettrage festge setzt sei, aus Mit einer herzlichen Stimme sagte» Frankreichs Tote zu Frankreichs Alliierten, die Solidarität ausrecht zu erhalten, die «ährend des Krieges bestanden Hab-. fl'ari». 25. Mäx. Im KammcranSscknß kür auswärtige An» «leo-nbetten sprach Slbbä Wet'erlä am Schlüsse der Sitzung über die Erei-nisse in Deutschland namentlich über dieierttacn sin Saarae- blete. Rach d-m „Petit Porisien" iol! der ehemalige Neichstagsab» geordnete die Behauptung ansaestellt haben, alldeutsche Agitatoren hätten in Saarbrücken best!«,- Reden gegen Frankreich gehalten. WlandchAssa^ A2krtiAtrNE*Ä^ a » 1it4 eine« >«fr«f a» öl« silrbeiter Frankreich«. in dem >«r Ei»- tritt für die Unterstütz«« der deutschen Arbeiter, dir für ihre zweit, Revolution kämpfen, verdingt wird. B-rltn, 2d. Mär^ Herr »resel, der al» Vertreter de» vereintsten Staaten t» verlin weilt, hat am Mittwoch abend dem Reichminister Müller eine Erklärung seiner Regierung Rder- «ittel», in der e» ». a. heißt: Sie Regierung der verrinloten Staate» »erfglgt »st Sympathie die Bemühungen der deutschen Reglern«! in der gleichzeitige» Vekämpfnn« der Gewalten der militaristisch«« Reak tion und der Anarchie. Di« Negierung der Vereinigten Staaten vertraut «ns eine vom gesnnde» Sinne diktierte Wiederaufnahme der Arbeit und de« Hgndel» in Dentschlgnd und würde einen Umsturz der gesetzlichen Ordnung, der die von den alliierten «nd «ssgziierte» Ländern in »ussscht genommenen Htli»m«ßre,eln unmöglich macken würde, ans» tiefste bedauern. Die für den Nengufdau der deutsche« Industrie notwendige »iederaufnghme der Handel«» deziehnngen wüide dadurch sehr erschwert, wenn nicht vorläufig unmöglich gemacht werden Amsterdam, 25. März. In einem von Arthur Henderson im Auftrag« der britischen Arbeiterpartei an den Sekretär der zweiten Internationale Camille Hoygman» gerichteten Schreiben heißt e« zum Schluß: Die jüngsten Ereignisse Hoden bewiesen, daß die eiiropäiiche Reaktion «u» der Uneinigkeit der Arbeiter klasse Nutzen zieht. Unter den augenblickliche« Umständen ist man geneigt, sich zu sragen» od dte Internationale wirklich ei» Symbol de« Ideal» der internationale« proletarischen Klafleneinheit Ist oder ob sie nicht vielmehr ein Mittelpunkt geworden ist, von dem ein Einfluß auSgcht, der Zwiespalt sät, sowie Gruppe gegen Gruppe und Länder gegen Länder aufhetzt. Die britische Arbeiterpartei lei gern zu Versuchen bereit, um die internationale Organisation der Arbeiterklasse wieder auf festerer Grundlage anfzubauen, in dem neuen Geist, der au» dem Toderkampf de» Kriege« geboren wurde. Amsterdam, 24 März. Ale die englischen Blätter melden, erklärte Churchill im Unterbause unter B.isall, f'ü'rer sei die Stärke Deutschland« eine Ke>ahc für Europa gewesen. Seit 18 Monaten bedeute jedoch die Schwäche Deutschland« eine Gefahr Amsterdam. 24. März. „Telegraai" zufolge hat die nieder- ländische Rgierung infolae der Ereignisse in Deutickland auSge- dehnte Maßnahmen ergriffen, towobl im Innern de« Lande« dte Ruhe au'recht zu erkalten, al» auch um etwaige Streifrüge roter deutscher Triivpcnabieilungen zur Austreibung von Lebeuamilleln in den Nlederlanoe» abzuwehren. Es ist den mederländiichen Behörden bekannt, daß zwischen ivartakistischen Führern im westsälttchen Industriegebiet und niederländischen Kommunisten Fühlung brstebt. Niederländische Lebensmittel für das Ruhr» «edier? Haag, 25. März. Wie da« „Korr.-Büreau" meldet, find im Haag der Stadtverordnete aus Essen Dr. Helm, der Bergarbeiter führer Otto Hue und noch drei andere Abgeordnete d--r rheinisch- westfälischen Städte eingelrossen, um mit der niederländischen Regie rung über die sofortige Versorgung deS Ruhrgebie tes mit Lebensmitteln zu verhandeln. Helm und Hue teil ten mit, daß in Dortmund üb rhaupt kein Brot mehr vorhanden sei und die Versorgung anderer Städte des Ruhrgebietes nur noch für einige Tage gewährleistet sei. so daß. wenn nicht sofort nach Zustande kommen des Friedens zwischen den augenblicklichen Machthabern des Ruhrgekü-tes und der Reichsregirung eine große Menge Lelensmittel eirigefühn werde, mit einem Chaos gerechnet werden müsse. Dr. Helm sagte: Undu: dem Eindrücke dieser entsetzlichen Lage sind wir hergelom» men, um die Hilfe der niederländischen Regierung nnzurusen. Haag 25 März. In der niederländischen Zweiten Kammer er klärte der Minister des Aeußeren in Erwiderung einer Anfrage eS sei keinerlei Abordnung aus dem rheinischen Industriegebiet bei dem niederländischen Gesandten in Berlin gewesen. Die niederlän dische Regierung habe ein von einem Aktionsausschuß gestellte« Er suchen um Austausch von Lebensmitteln gegen Kohle er halten könne jedoch über eine Ausfuhr ausschließlich mir mit Behörden verhandeln, die von der Regierung gesetzlich bestimmt find. Die Laae im Ruhrgebiete Essen, 25. März. Heute nachmittag tagte hier eine Versamm lung der Vcrl.er.r iümtlicher Vollzugsräie des Rheinland«» und Westfalens, an der auch Vertreter der Gcsechtsleittmg teilnahmen. Es wurde Stellung zu den Bielefelder Beschlüssen und Vorschlägen genom men und die militärische Lage besprochen. Nach mehrstündigen Be ratungen wurde folgende Entschließung angenommen: Es ist sofort ein Bezirksrat zu wählen, der nach Einvernehmen mit der militärischen Leitung und den Truppenvettretern zu Verhandlungen und Beschlüssen ermächtigt ist. Sitz des Bezirksrates ist Essen. Die Beratungen wer den sofort ausgenommen. Morgen vormittag findet in Hagen eine Versammlung der Vertreter der VollzngSräte »nd der politischen Par teiei. statt. Wie die Blätter aus dem besetzten Gebiete berichten, be stätigt es sich, daß sich unter den deutschen svartalistischeu Truppen zahlreiche russische Alteilungen und Offiziere der früheren aktiven rus sischen Armee befinden. Im Hanptgnattier der Roten Armee in Hage» haben sich mehrere russische bolschewistische Offiziere eingefunden die bereits an den Kämpfen der russischen Bolschewisten«rmee beteiligt waren. Hagen, 25. März. Der Aktionsausschuß Hagen er läßt eine Erklärung, in der er die von der Wafsenstillstundslommis lion in Bielefeld ausgestellten Richtlinien anerlennt »nd sämtliche Aktionsausschüsse anssordett. eine gleiche Erklärung abzugeben, ffir die Durchführung dieser Bedingungen Sorge zu tragen und die wil- Nr. 70, Seit« , Sächsische Volkskammer Dresden, 25. März. In »er heutigen ISS. Sitzung der Volkskammer hielt Ministerpräsident Dr. Gradnauer nach der Erledigung einiger kleinerer Vorlagen eine längere Rede betr. den StaatSvertrag über den Nebergang der Staatseisenbahn aus da« Reich. Er hob einleitend hervor, daß wir an ttttscheidungsvosser Wende der deutsch-» Wirtschastkge ffßichte stehen. Die Regierung babc der Volkskammer den Stoattvertraa vorgelegt, durch den sckon in aller, nächster Zeit, am t. Avril d. I. die Sächsischen Siaaise'senbahnrn in den Besitz und die Verwaltung de» Deutschen Reiches übergrhen sollen. E>n derartiger Vertraa sei mit sämtlichen Ländern, die Eisendahnen besitzen, geschlossen worden. Durch diesen Alt solle der Reich»e1senbak>ngedanke zur Wirklichkeit werden, der setzt auf seinem Höhepunkt anaekangt sei. Da» neue Deutsche Reick, bade diesen Gedank n auf se'ne Fahne geschrieben. Die Vollendung des Wei keS bedeute für da« Reich einen großen Erlola, und eS müsse mit Freude »nd Stolz rrküllen, wenn e« nunmebr trotz aller Schwierigkeiten gelungen sei. durch die Nebertraanng der Staat«esseubab»eii ein feste* einigende« Band um alle deutschen Stämme zu schlingen. Der Ministerpräsident aab dann einen kurzen Neberblick übe» die Entlniäffnn-' d-a EisenbahnwtsenS in Sachsen, da« da» dichtest, und beste Eis-ichabnvetz sein eigen rennen konnte Er danke allen, die hier--, mitarwirkt haben. Infolge der f -'-wierinkeiten in de, Reichsaesetzaedn- a sei es nötig geworden die rttl-nb-rbnen schon an 1. April d. I dem Reiche z» übergeben. Die säckisls-t-e Regier»»» habe sich hierbei von >-rm Gedanken letten lassen, offen nnd ttnl'ch ans dem Vodrn der R-ich-tn-rfassung zu sieben. Sie habe sich bemüht, di' Re>ch«reainirna »r „nterstützen nnd hierbei auch die eigenen Jnier, ss » zu wahren, wobei sie aiff keine ihrer Forderungen z» ve'zichte» brauchte Sachsen übertrage dem Reiche seinen gesamten Eiienbahnbeiitz tvlssür da« Reich eine Abfindung von über 2 Milliarden Mark zahle und zwar soll da« io aeschehen daß da« Reich die aelami-n Schulden ^ochsen» ans d>e Abfindung über» nebme. Hierdurch würden die Ansprüche der G nubiger eine weit gehende Siche- n" erfahren. Wern das Reich die gesamten Schulden übern-brne so bleibe für Sachsen "ach e^e Restiordernng von 8V> M'll'ooen Mark Selbsiv-rständssch müsse der ungeheuere Wert der Eistnbghnen <ür die attamie Staa'swirtschaft berücküchtlqt werden. Die kiinttige Tarffpolii'k de» Reiches werde keine a> oere sei», als die bisherige der einzelnen Sünder, denen die weitgehendste Gelegenheit aeeeben werden solle, i'rre Wünsche über dle Fahrpläne, die Tarife und die Banvrogramme zu äußern. Der RcichSwrketnsminister bade aus drücklich die Verpfl-chtnng übernommen, bei seinen Austräger! alle Läud-r alrichmä^ig zu berücksichtige». D>e Wo' rnng der Interessen der Beamte nnd Arbeiter der bisherig-» Sächsischen Staotseisenbakmen bei ihrem Uebettritt in den Reichsdienst habe die Sächsische Regierung als ihre vornel,niste Ausgabe aufgefaßt, sodaß r neu ihre Rechte Im vollem Umfange gewährleistet werben. D>e Regierung glaube mit gutem Gewissen, die Annahme des Berten es in unveränderter Form empse'flen zu können. Möge es der Reichseisenbahnverwaltung beschieden sein, unser Eisenbahnwesen bald wieder zur Gesundung und zur neuen Blüte zu iühren. Die Sächsische Regierung ru'e der Reichseisenbatin- verwaltung den herzlichen Wunsch zu: Glückliche Fa rt! In der sich anschließenden Besprechung beantragte Abg. Anders sDeuIsche Bolkspartei) die Neberweisung der Vorlage an den Haiisbaltautzschriß ä. Im übrigen wurde in der Aus piache betont, daß eine genaue Durchberatung der Vorlage im Ausschuss« durchaus notwendig sei. Die Vorlage wurde hierauf einstimmig dem genannten Ausschuß überwiese». Nächste Sitzung: Dienstag 1 Ilbr. Tagesordnung: Kleinere Vorlagen, 'Aussprache über die politische Lage. «»>> »»,»>'< »MIMir" ^ den, ungesetzlichen Beschlagnahmungen, insbesondere von Lebensmit teln, im Interesse der Ausrecylerhaluu'.a der Leb-»Sinüielvcrsoiguirg unbedingt zu unterlasse». Nur jo werde es luvglrch sein, rveiieres Blut vergießen zu verhnroern und unendliches Unheil abzuwcnde». Berlin, 26 März. Dem „Lokalanzeiger" zujolge erklärte der Zivilkominissar Thielemann in Bielefeld eimm Vertreter der -„Köln. Volkszeitg.'', die Rote Armee vor Wesel sei in ihrem Sieges räusche lanm zu halten. Die Reichswehrlruppen, die sehr stark seien, hätten den Ruhrbezirt größtenteils umzingelt. Der Voll- zugsrat sei bemüht, die Rote Armee f st in der Hand zn halten Nur mit Ruhe und Nernnnst wäre jetzt Ordnung zn isse», — In der Umgebung Wesels sind viele Personen in d ii Häusern getötet worden Die Arbeitcrtruppe» woffen nicht eber die Feindseligkeiten einstelle» bis sich die gesamte Besatzung in W sel ergeben hat. — Gestern wurden in Homborn 67 Tote, darunter auch Reichswehr, in aller Siflle beerdigt. Durch einen Zufallstreffer wurde auch der Direktor der Z che Iohberg getötet — An der holländischen Grenze bei Zevenaer steht ein Zug mit deutschen V rwundeten aus den Kämpfe» bei Wesel. Die holländische Regierung läßt aber keine Deutschen ohne Paß nach Holland hinein Flüchtlinge werden an der Grenze zurüchiewiesor. — Das „B. T." bringt einen Bericht des in Esstn erscheinende» „Ruhr- Echo*, der nnter der Ileberschrist „Es gibt kein Zurück" die Fortsetzung des Kampfes proNamiett und ein Mittelding zwischen Re aktion und Alleinherrschaft der Arbeiterklasse sür ausges Waffen erklärt. Berlin, 25. März. Wie die „Deutsche Allgem. Z-'itg." hbtt ist der Reichspostminister GieSbertS aus dein Rnhrgebiete znrück- gelehtt und hat dem Reichskanzler beute mittag eingehend über di- dor tigen Nerhandliwfle» berichtet ,MW,»,!,»»> >»», ' „Das erste Ehejahr" Roman von Ruth Goetz. (14. Fortsetzung.) „Frau Weinhold hat einen guten Konzettslüss-i Sie wird' sich bestimmt srpaen, wenn du ihn oft in Anspruch nimmst. Ich sehe es rin, wir müssen gar bald unsere Besuch« machen " Der Gedanke, mit anderen Menschen zusammen zu sein, ballt rlwaS Beängstigendes sür Renate. In ihrem Inneren lagen das Glück «nd der jähe Wechsel noch aufgewühlt. Ste mußte sich selbst erst wie- dersinden, und sie hol bittend die Hände: „Ach nein, Otto, laß uns für uns allein bleiben. Ich will nicht mit fremden Menschen sprechen. Ich habe viel mit mir zn tun. die Besuche legen uns Verpflichtungen «ns. du bast wenig Zeit, und ich möchte mich gern auch meinen Arbeiten Widmen. Tue mir den Gefallen und laß uns damit Watten Es eilt Par nicht, oder sehnst du dich nach anderen Manschen?" Er drückte heftig ihren Arm. In ihrer Wohnung nahm er sie Nn sein Herz: „Kleine, törichte Renate, ich sehne mich mir nach dir, aber es geht nickst anders Man würde es mr- mit Recht verdenken, Wenn Ich mein- kl ine Frau vor den anderen Menschen verst'cken wollt«. Ich habe als Assistent von Weinhold die Pflicht gegen ihn sehr artig »u sein: er kann mir viel nützen, er hat es schon getan. Am liebsten »liebe sch Immer mit dir allein, aber dv mußt euch ans mich und meine sktelknng Rücksicht nehmen eS nsstt dir nicht sck-wer sollen' „Ick, habe di» kieb. ich tve. was dv willst." sagte sie. — -- Einige Wochen später machten sie ihre Besuche als junges Ehe paar Die schöne Frau Settaast. auf die Renate neugierig war, Ira- Nn fl, nicht an sie hatte mit Fra« vandols und den Ehemännern einen «nSflng in das beschneite Siebengekirg« gemacht Fran Weinhold' kam Renate mit einer leichten Verlegenheit enß» Wegen Sie war offenbar nicht daraus vorbereitet. Besuch zn ernvsan- tzen, ihre Frisur schien an dem Morgen nichcktn Ordnung gebracht z« Nin. Auch merkte man r« dem «Mg tibergeworsenen Kleide an, daß Pe sich bisher in ^nem nicht nnviangssShigen Hauskleid« bekunde« hatte. Nichts saß ordentlich, und Renates einfach« Eleganz liste ein gewisses Mißtrauen aus, das nicht frei von Neid schien. Ans dem Haar hatte eine dunkle Locke sich gelöst und flati'tte hin und her: sie konnte von den ordnenden Händen der Frau nicht im Banne gehalten werden. Auf der Hand glitzerten zahlreiche Ringe, die wirsten komisch zu der Unordnung, die über dem Anzug der Fra» verbreitet lag. Renate wollte nichts davon sehen. „Ich muß Ihnen dank n. gnä dige Frau," kam- kj,-, „Zj« hatten mir einen liebenswürdigen Empfang bcr->>irl, sch war davon überrascht und gerührt L^?nnr, iniß ich gleich anfangen müssen z» räumen, fand ich dank Ihrer Freundlichkeit alle« lernt." „Ich habe es gern getan, liebe Frau Storm sehr gern." Nnter den dicken, schwarzen Brauen lachten die Auge», wie Fran Weinhold Renates aufrichtige Freude hätte. „Ich war nur zu froh, wieder ein mal meinen Geschmack walte» zu lasse». Hier in dem Nest verbauert man, man hat schließlich gar nicht« mehr vom Leb-n. Ich komme kaum dazu, mich so recht in ein Buch zu vertiefen, allein will man nicht immer sein, und inein Mann findet keine Zeit für mich. Ja. wenn er vom Werk kommt, ist er tot, und wir Frauen haben schließlich nicht« von unseren Männern. Die Herren haben es freilich nicht sticht, jeden Morgen »m 5 Uhr raus, wir können unS wenigsten? ausschlafen." Otto faßte Renate« Hand mit zärtlichen, Druck: „Mein- Fran steht jeden Morgen ans: mn mit mir zu frühstücken " „Wirklich?" Frau Weinbold lachte etwas geringschätzig. „Ich habe es auch getan, aber jetzt . . Sic zuckte die üppigen Schultern. „Es ist daß einzige, was man bier vom Leben hat. daß man sich seiner Bequemllchkcst hingeben kann. Freilich, bei Ihnen, liebe Frau Storm, wird das nicht qanz leicht sein. Ihr Hans und das kleine Dienstmäd chen. Haben Sie sie noch, sie heißt wohl Candida?" Renate war von dem Interesse sogar an dem Dienstmädchen sonderlar berührt. Sie fand da« kleinbürgerlich «nd nebensächlich. Dennoch blieb sie gleich liebenswürdig, besonder«, weil Otto sie scharf anblickte. „Ja. Candida ist bei mir nnd die Stütze meine« HcmShalte«. Sie ist sehr geschickt. Auch für diese Hilfe muß ich Ihnen danken." „Macht die nicht morgen« alles wa« Herr Stur» «Rist hat?" fragte Fran Weinbold gespannt „Nein, sie schläft kann innner noü> — sie hat den ganzen Tag viel zu tun." Der Betriebsingenicur Weinhold iral jetzt ein. Er hatte arisches-- nend auch erst Toilette gemacht und schritt gleich aus die junge Frau zu. „ES ist reizend, daß Sie zu uns st>:i,.wu, gnädige Frau. Hoffent lich Wird es Ihne» in Paullneribütre gefall: u." „ES gefällt um jetzt sctzon " s-raie R-nare. Frau Weinhold aher i schien daran ^ zweifeln. „Nach Ihrer rkiiaeü Tätigkett und dem gro- pe» Verkehr, den eine junge Schriftstellerin in Berlin hast v's^ Vst Ihnen hier sehr einsam w-rden." Sie sttsitte die flatternde Strähne, aus dem Gesicht. „Meine Frau würde gern mit Ihnen zusammen oft ansgehen.I mit Ihnen plaudern, gnädige Frau." Otto schaute sragend zn Renate hin, über deren Gesicht bei leinen Watten ei : leichtes Zucken ging. Fran Weinhold reichte Renate die Hand: „Das wird mir sehr' angenehm sein, e? ist sür uns beide ein kleiner Trost." In Gegenwart seiner redselige» Gattin wurde Herr Weinhold schweigsam. Jetzt schlug er seiner Frau leicht ans die Schulter »nd rief gemütlich: , Na. Alte, mach der junge» Frau leine Aaqsst es ist nicht ganz so schlimm, man kann es schon nushalle»." Fran Weinhold war über seine Watt- nnd über den Ton. in dem er sprach, emvött Sie sand ihren Mann „länerisch" ein Vorwurf, den er mit stillem Gleichmut trug In den sieben Jahren ihrer Eh» war es Frau Ida nicht gelungen den Mann für das „Höhere" zu be geistern. ihm den Ton der guten Welt heizubringen. den sie ihrer An sicht nach meisterhaft beherrschte Sie ließ leinen Menschen zn Wort« kommen »nd war nnanshörlich damit bemüht die anderen Menschen wissen zu lassen, wie viel sie gelernt hatte, »nd daß sie als ehemalige Lehrerin den ersten Anspruch aus Bildung besaß Renate schwirrte es noch in den Obren wie sie schon arrsgebrocheN „Wie hohen sie dir gefallen?" fragte vtsts iff, „Sehr gut, sehr nett' meinte Renate, in hem Bestreben, affe» lohen, wa« bisher feine Welt gewesen. Otto schaute ihr zweifelnd da« Gesicht, seine Brrrne, hoben si«: „Ist da« dein Ernstst (Fortsetznng sMgks ^