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«nSaad» 4 mu Dresden n»d «ezngSpret», !i Beilagen vierteljährlich s,rv ganz Deotschlan» frei ö in Oeflcrreich 4,4lt N. iluS Hau» L.Ii» §; »gab» t> nur mit Feierabend bierleliShrltch I,8V In DreSde» und ganz Deutschland frei Haus 2,22 u, Oesterreich 4.V7 L — «tazel-Nummer lv 1 WocheniagS ericheint die RachmiliagSsiunden: die < lcUun >on,i ,na regelmüb,g in de» ersten abend,nimmer erscheint Ir Li er. Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit mit Airterchallrrirssbrilase Vie Mustvlsvt« Acit und Sonntagsbeilage Feieeabenö «aruchm, »«, GeschLftSanze «»»eigen, rnzeige» en eä bi» 10 llhr, da» Ftmtltrn» t« ,1 Uhr anzetg . stir bi« retit-Epait^ile 2« im «estameteil «a undeutlich geschriebene, sowie durch Fernsprecher ,eigen lonü - - - '.ul.' «e ;ik gegebene «„zeigen lsn„en wir die BeranlworUichleil stir Mchttgleii de» Leries nicht übernehmen, SedaNtonS-Eprechstunde, lv bi» I I Uhr vormittags. Für «vttgabe etngeiniidter Schriftstücke macht sich die viedaktro» nicht vervtndttch: Rücksendung ersolzt, wenn Rückporto brt- gefügt ist. Brieslichen »tnscagen tsi Rntwortsporto beizusügen. 276 Geschäftsstelle und Redaktion Dresden-A. 16, Holbelnstraße 46 Sonnabend den 28. November 1916 Fernsprecher 213«« 12. Jahig porrellnn Steinxul Lölligl. Ilosliolvraut Olas uns Kristall ^N^LÄUSSI' Oedi-aucNs- u. Llerxexenstänile Xöuiß:-ckoIitt»ll-8traüo. sZosts kZoLugbcjusUs! ,,, Vurriixliebe l'I ^ «^«»OXtlOAsS von 60 Llnrk an liissi^o 2»N1wsise, trods ! Islvt-klsuos! ^oiiLllL-Oeorxvu-^1Lv« 18 Advent Dos Kirchenjahr beginnt mit dem ersten Advents sonntag. Der Anfang ist ernst — „vom jüngsten Gerichte" — weil das Ende ernst ist, weil wir erleben, was wir heute im Glauben hören wie das Rauschen eines fernen Meeres. Die Kirche besteigt ihre Weltkanzel und verkündet das Hei landswort: „Wahrlich, . . . dies Geschlecht wird nicht vor- gehen, bis alles dies geschieht. Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen." Die Jahrtausende vor Christus, die Jahrtausende nach Christus und das andere, was kein Auge gesehen, kein Ohr gehört hat, . . . Zeit und Ewigkeit, Sünde und Gnade, Welt und Kirche — wer will diese dramatisch belebte, reiche Liturgie des Advents: von der Posaune der Engel bis zur Schalmei der Hirten, vom „Norate" bis zum „Jubilate", von der Nacht zum Licht, von den Schrecken zur Freude, dieses Weinen, Suchen, Tasten, Kommen und Finden in Bethlehem — wer will diese „Göttliche Komödie" in Worte fassen? Advent ist die Rüstzeit ans die Ankunft des Herrn. Ernst ist unser Jahrhundert, und wenn wir es ernst nehmen, werden wir uns doppelt rüsten und freuen auf die Er scheinung des Immanuel. Pins X. hat — Wohl in Ahnung drohender Gefahren — die Rüstung der Kirche eingeleitet durch den Hinweis ans die öftere heilige Kommunion. Jenes Gnadenwnndcr, das der Heiland einsejzte, als der Verräter am Tische fast und die Dämmerung der Passion sich „in den lichten Saal zu Jerusalem lagerte, ist das Mark der Streiter Jesu Christi. Wenn wir Pius X. danken wollen für seine Hirtenliebe, so können wir es nicht besser tun, als dadurch, daß wir immer wieder trinken ans dem Bronnen des ewigen Lebens. Täuschen wir uns nicht, so harrt der katholischen Kirche eine große Aufgabe. Sie hat den Anprall des modernen Unglaubens gegen den Glauben anfzunehmen und, so Gott will, abznschlagen; vielleicht mit den zersprengten Ge meinden anderer christlicher Konfessionen, vielleicht allein. Es ist ein Laufen und Drängen zur Entscheidung. Fener brennt in allen Herzen. Keinen Tag dürfen wir vergessen, keinen Stand, keine Stellung vernachlässigen. „Wachet und betet!" Wir können keine andere Folgerung ziehen ans dem Abfall vom Glauben als den einer tiefgreifenden geistigen Nü st n n g. Der Advent des Antichristes hat begonnen. „Wider Christus!" ist lange schon das Feldge schrei. Unsere Losung, unsere Kraft, unser Kampf und Sieg ist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes, Die katholische Kirche hat ihre Stärke in ihrer Konsequenz, in ihrer Wahrheit, in ihrem Christus. Wir brauchen und dürfen keine Anleihe machen bei der modernen Welt. Man muß katholisch sein, um die Tiefe dieser großen, heiligen Religion ermessen zu können, um die Schätze zu sehen, die gehoben werden können: von der Taufe im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes bis z»m „aommoncka spirttum mcmm", vom Bekenntnis der Erst- komuinnikanten bis zum letzten Aufgebot, der Geduld und dem Glauben der Märtyrer. Die Reformation im 16. und die Revolution im 18. Jahrhundert trafen die Kirche ungerüstet. Znrück- blickend schauert der Katholik und staunt, daß sein Glaube diese gewaltigen Waffengänge siegreich überstanden hat. Er weiß, wem die Ehre gebührt, weiß, zu wem er gehen muß, wenn wieder der Tag sich neigt. Es liegt nahe, auch in der Kirchengeschichte 1813 und 1913 zu vergleichen. 18 13: Pins VII. in der Hand Napo leons, die Kirche ohnmächtig und bis in den Staub gede- inütigt, die Gläubigen unruhig flackernde Lichter. 1913: Pins X. in geistiger Freiheit, geliebt, geehrt, geachtet, die Kirche eine Großmacht, die Gläubigen flammend in Be geisterung für die Herrlichkeit einer Religio», deren histo rischen Größe und Bedeutung, deren inneren Wahrheit und Reinheit sie sich bewußt sind. Man lege einen Augenblick die Hand vor die Angen und überdenke im Geiste das Papsttum in den Wehen und Nachwehen der französischen Revolution. Die uralte, ehrwürdige, weltgeschichtliche Ein richtung schien zum letzten Gebet niedergckniet zu sein vor dem Messer der Guillotine, das von dem Blute der Besten ihrer Priester triefte: das beraverletzende: „Du es Patron" war ein Spottlicd geworden, und der schwer geprüfte Nach. 1 folger des Apostelfürsten „ging hinaus und weinte bitter- , sich". Und heute? „Das Papsttum besteht nicht als Ruine, ! nicht als bloße Antike, sondern lebendig und in der Fülle f seiner Kraft." Von Advent zu Advent — bis znm letzten Advent! j Wird die Kirche siegen? Propheten, nicht Menschen können ! darauf antworten, und der Propheten göttlichster hat ge- j antwortet: Unbesiegbar! Aber das ist niemals Advents- ! sorge der Kirche gewesen. Sie glaubt, schaut durch das ! Dunkel des Advents den Schimmer heiliger Nacht. Ihre ^ Seelen, ihre Kinder — „die du mir gegeben hast" — sind ' ihre Sorge: Seelsorge! „Falsche Christi" sind unterwegs. „Siehe, er ist in der Wüste . . . siehe, er ist in den Kammern." Glaubet es nicht! Glaubet der Kirche, trauet dem Felsen! Glaubet, glaubet bis der Stern kommt und die ewige Weihnacht! K. Die Entwicklung unserer Reichsschulden ist im letzten Jahre eine recht günstige gewesen, das heißt sie haben sich rückwärts entwickelt; die Schuldentilgung hat bereits eingesetzt; die Schuldenvermehrnng ist zum Still stände gebracht worden. 15,8 Millionen Mark sind zurück- gekanft worden: den Schutzgebieten konnte ein Darlehen von 31 Millionen Mark gegeben werden, was besser ist als die niedrige Kolonialanleihe. So bezifferte sich am 39. Septem ber 1913 die gesamte Neichsschnld auf 1897 225 309 Mark, während die gesamten bewilligten Anleihekredite 5 999 352 318,81 Mark betragen, so daß noch offene Kredite in Höhe von 303 715 632,20 Mark vorhanden sind. Die Differenz erklärt sich aus dem Anfnahmekurs der jeweiligen Anleihen. Der 30. September 1912 hatte einen offenen Kre dit von 331,8 Millionen Mark, einen Gesamtschuldenstand von 1802 Millionen Mark. Die Vermeidung der offenen Kredite um 28 Millionen Mark und das Darlehen an die Kolonien von 31 Millionen Mark, also insgesamt 62 Millio nen Mark, sind an der scheinbaren Vermehrung von 95 Mil- ^ lionen Mark abzuziehe», so daß nur noch eine Vermehrung ! von 33 Millionen Mark übrig bleibt. Diese Summe aber ist für werbende Anlagen ausgenommen worden (1 Millio- neu Mark für Wohnungswesen, 22 Millionen Mark für Neichspost, 9 Millionen Mark für Reichseisenbahnen). So kann man feststellen, daß trotz der scheinbaren Zunahme der Reichsschulden eine tatsächliche Verminderung ringetreten ist. Diese Abnahme aber wird sich in den kommenden Jah ren noch mehr steigern, denn wenn unsere Finanzen auch derzeit nahezu ganz unter dem unsicheren Stern des Wehr beitrages stehen: an eine Aufnahme der Schuldenwirtschaft ist unter keinen Umständen mehr zu denken; eine solche Wirt schaft würde geradezu frivol und ein Verbrechen sein. Von der gesamten Neichsschnld sind 29,2 Prozent ins ReichSschnld- buch eingetragen: die letzten Jahre zeigen eine sehr erfreu liche Steigerung dieser Eintragung, die sowohl privaten wie juristischen Personen nicht warn, genug empfohlen werden kann, hier ist das Geld sicher aufbewahrt. Stiftungen, Kör perschaften des öffentlichen Rechtes, Mündelgelder nsw. eig nen sich ganz besonders hierfür. Die Verteilung der Gcsamt- schuld ans die einzelnen Zinssätze ist folgende: Iproz. Schuld verschreibung 1072 007 500 Mark, 3s^proz. Schuldverschrei bung 1979 802 690 Mark, 3proz. Schuldverschreibung 1631115 200 Mark, 3proz. Schatzanweisung 220 00" 900 Mark. Zieht man den Begebungskurs mit in Betracht, so muß die NeichSkasse die gesamten Anleihen mit 3,606 Prozent verzinsen, das heißt die Iprozentige Anleihe mit 3,988 Prozent, die 3Iprozentige Anleihe mit 3,501 Prozent, die 3prozentige Anleihe mit 3,388 Prozent. Die Verwendung der gesamten Neichsschnld erfolgte in folgender Weise: für das Reichsheer 1981 Millionen Mark, für die Marine 1276 Millionen Mark, für die Neichspost 136 Millionen Mark, für den südwestafrikanischen Aufstand 103 Millionen Mark, für die Neichseisenbalmen 339 Millio nen Mark, für die Chinaexpedition 265 Millionen Mark, für den Kaiser-Wilhelm-Kanal 220 Millionen Mark, für Deckung von Fehlbeträgen und gestundeten Matrikularbei- trägen 262 Millionen Mark, für Znschnßanleihe zum ordent lichen Etat 60 Millionen Mark, für das Münzwesen 16 Mil- lionen Mark, für Zollanschluß von Hamburg 10 Millionen Mark, für Zollanschlnß von Bremen 12 Millionen Mark Von der Gesamtfchnld des Reiches lassen sich somit als werbende Anlagen höchstens rund 1100 Millionen Mark be zeichnen, wobei ausdrücklich zugegeben wird, daß auch diese Summe keine ausreichende Verzinsung aufbringt. Was aber die Sicherheit der Neichsanleihen betrifft, so ist diese erstklassig; allein die reichseigenen Grundstücke und Ge bäude haben einen höheren Wert als 5000 Millionen Mark, wenn man dies auch nicht statistisch genau Nachweisen kann und dieser Wert auch nicht realisiert wird, sondern den kommenden Generationen stets erhalten bleiben wird. Trotzdem ist diese Statistik der schärfste Fingerzeig dahin, daß neue Anleihen nur für tatsächlich werbende Anlagen anfzunehmen sind, für ganz unvorhergesehene große An lagen nur mit der Bedingung der stark verschärften Tilgung. ! Je kleiner der Anleihebetrag im Reiche, je größer die Tilgungsguote anderseits, um so besser sind die Neichs- finanzen. Deutsches Reich Dresden de» 2a. November 1913 — Umgekehrt wird auch ein Schuh daraus! In ihrer Nr. 321 sind die „Leipziger Neuesten Nachrichten" nnzn- ! frieden mit der Kölner katholischen Kirchenzeitung. Die I katholische Kirchenzeitung bringe Geschichten, aus denen ! hervorgeht, daß die katholische Religion im Angesichte des j Todes mehr Trost biete, als die protestantische. Dann heißt es wörtlich: „Den Inhalt solcher Geschichten kann nur der ernst nehmen, dessen Leichtgläubigkeit mit einer anderen Eigenschaft gleichen Schritt hält. Aber der Zweck und Er folg kann doch nur der sein, die religiöse Anschauung Anders gläubiger, wenn nicht gar der Verachtung, so doch einem verächtlichen Mitleid preiszugeben, ein Beginnen, wofür die Bezeichnung Pharisäertum viel zu milde ist." Wollen die „Leipziger Neuesten Nachrichten" nicht mal die prote stantischen Kirchenzeitungen und sogar Schulbücher durch sehen? Sie werden ohne viele Anstrengung vieles finden, was geeignet ist, die katholische Religion den Protestanten lächerlich zu machen. Sollten die „Leipziger Neuesten Nachrichten" nichts finden können, so sind wir bereit, nach- znhelfen. Ja, so ein Pharisäertum! — Der Kaiser i« Douaireschmgkn. Aus Douaueschingen wird gemeldet: Der Kaiser ist Freitag abend 6 Uhr zum Jagdaufenthalt beim Fürsten von Fürstenberg in Donau- cschingen eingetroffen. Die Stadt hatte Festschmnck angelegt. Am Bahnhofe-fand feierlicher Empfang statt. In den Ein- zugsstraßen bildeten Vereine Spalier. Anläßlich der An wesenheit des Kaisers weilten u. a. als Gäste hier: Fürst und Fürstin Windischgrätz, Prinz und Prinzessin Gottfried Hohenlohe und der kommandierende General des 11. Armee- korPS Frhr. v. Hoininaen. — Bei der Präsidentenwahl in der Zweiten badischen Kammer wurde zum Präsidenten der bisherige Präsident Rohrhurst (Natlib.) wiedergewählt. Erster Nizi Präsident wurde der Sozialdemokrat Geiß, nachdem Dr. Zehnter (Ztr.) die auf ihn gefallene Wahl abgelehnt hatte, zweiter Vizepräsident der Fortschrittler Venedey. — Der Entwurf über die Verlängerung des Haudels- provisoriumS mit England ist dcm Reichstage zug gangen. Der Entwurf bestimmt, daß das zurzeit geltende Handels- Provisorium zwischen Deutschland und England, das am 31. Dezember abläuft, bis zum 31. Dezember 1915 ver längert wird. In der Begründung wird an der Hand der neuesten Handelsstatistiken die Notwendigkeit der Verlänge- s rnng des Provisoriums nachgewiesen. — Zum ReichSkinogcsetz. Bekanntlich wird sich der s Reichstag demnächst mit einem Gesetzentwürfe über die ! Lichtschauspiele zu befassen haben. Der ProvinzialauSsckuß ' für innere Mission in der Provinz Sachsen bittet i» einer Eingabe an den Reichstag, bei der Beratung des Gesetzes zu berücksichtigen, 1. daß die Konzession, ein Lichtschauspiel einzurichten, gemeinnützigen Vereinen ohne weiteres, sonst aber nur nach genauer Prüfung der Verhältnisse bei wirk lich vorhandenem Bedürfnis an sittlich einwandfreie Persön lichkeiten, die ein bestimmtes Vermögen Nachweisen, erteilt werde; 2. daß bei der nach dem Vorbild der Berliner Licht- sPicl-Zensur für das Reich einzurichtenden PrüfnngSstclle die religiös-sittlichen Vertreter der Kirche und Schule als Mit arbeiter hinzngezogen werden; 3. daß die Eclanbniskarten für die zur Aufführung zugelassenen Filme nur einen zwei-