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WscheUolksMung B«»»g<pr«i», «N»^a»e X mit L Beilage» »UeNkljahrNch S.I»^ I„s «1d»n und in Oesterreich I «»Habe Dresden tn Oesterreich X. «uischlnnd srei Ha»S ».8« ^»;I » nur mit Feierabend vierteljährlich 1.8« In I cn und aan, Deullchland frei Haus L it» I »erreich 4,0- X. — Sinzel-Nummcr 1« Wochentags erscheint die Zeitung regelmSstig in den ersten! NachmstlagSsiundeindie Soimabendnummererscheint später. I Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit mit Unterhaltungsbeilage Vie illustrierte Zeit und Sonntagsbeilage Feierabend A«zet»««> I gegebene klnzcigen können wir die Veraniworilichkett für die Richtigkeit des Tertes nicht übernehmen. Redaklions-Sprechstunde: t<» bis I I Uhr vormittags. I Für Rückgabe eingesandter Schrittst, macht sich die Rcdamon I nicht verbindlich; Rücksendung crsolgt. wenn Rückporto bet- I gefügt ist. Brieslichen «nsragcn tslvüilworlsporlo bcizusugen. Kr. 5 BefchLftsfteve «ad Redaktion DreSden«A. IS, Holbelastrahe SS Freitag den 8. Januar 1915 Fernsprecher 21366 14. Jahrg. Der Ruf zur Lutze (Zum 10. Januar) «Wenn doch auch du, mein BoH, erkenntest War dir zum Heil und Frieden dient Und zwar an diesem deinem Tage!" O. daß in heil'gem Eifer du. entbrenntest Und so. von Schuld vergang ner Zeit entsühnt, Dein Gott dich rette au» der Not und Plage. So rief der Herr uns zu mit Hirtentreue An jenem ersten Sonntag im August Als Deutschlands Mannen eilten zu den Fahnen: «An diesem deinem Tage!"' nun aus» neue. De» Willens ihre» Meisters sich bewutzt. Dringt zu uns seiner Kirche ernstes Mahnen. Der Ruf zur Butze ist ein Ruf der Gnade: Bedrängtes Volk, komm, fliehe an mein Herz! Datz ich mit meinem Vater dich versöhne, Dich wieder leite auf des Friedens Pfade. — Und wie. du zögerst noch, blickst erdenwärt»? Vereitle nicht des Höchsten Gnadenpläne I Ach. vor dem Aergsten uns der Herr bewahre. Der Unbutzsertigkeit gerechtem Lohn: «Run aber deinen Augen ist'» verborgen I" Rein, Vater, diese Strafe uns erspare, Die Liebe trage hier den Sieg davon. Genug schon ist'S des Leids, der Angst und Sorgen. So latzt un» denn im Geist der Butze wallen Zum Herzen Jesu, zu der Liebe Thron! Verzeihung es und Gnade uns verleihe. Die eigne und de» Volke» Schuld zu zahlen Durch andachtsvolle Sühnekommunion, Durch» heil'ge Opfer und die Herzensweihe. Und dann steht uns offen un» der Rettungshafen, Dort legen wir die LebenSschiffletn an Und fleh'n um Schutz vor unheilvollen Stürmen, Um Frieden und um Sieg der deutschen Waffen, Und was sonst unser Herz bewegen kann, Wir legen » an sein Herz, es wird uns schirmen. Und dann — o datz in Zukunft wir verblieben Tin Volk nach Gotte» Herzen immerdar! Da» sich in segensreicher Weihestunde In dieses Herzen» Wunde eingeschrieben; Such, wenn einst abgewendet die Gefahr, Roch eingedenk und treu dem LiebeSbunde. D. E. Die Vorsorge für unfern Fleischvorrat Zu Beginn de» Krieges gab e« einige überängstliche Leute, die sich nach Art des Hamster» große Vorräte an Leben-mitteln einlegen wollten. Dies war in keiner Weise zu billigen. Denn andere wollen auch etwa» haben, und man darf seinen Mitmenschen nicht alles vor der Nase wegkaufen wollen. Auch haben jene Leute durch ihre starke Nachfrage sehr zu einer Steigerung der LebenSmittelpreise beigetragen. Die Ausspeicherung von Lebensmittelvorräten ist daher im allgemeinen nicht zu billigen. Bei einem Produkt müssen wir jedoch eine Ausnahme machen. Das ist das Fleisch, und zwar insbesondere da» Schweinefleisch. Das Fleisch ist heute noch zu erschwinglichen Preisen zu haben. Aber e» wird demnächst teurer werden, und zwar wird eS in Zukunst um so teurer, je billiger das Fleisch heute ist. Der Mangel kommt erst nachher, wenn die Viehbestände stark gelichtet sind. In manchen Wirtschaften ist der Vieh bestand bereits eingeschränkt worden, weil das Futter knapp und teuer wurde. Je mehr Vieh aber heute abgestotzen wird, jdesto größer wird nachher der Mangel. Da mutz vorgesorgt werden. Ein gutes Beispiel hat hier schon die Heeresverwaltung gegeben. Sie hat da» große Schweineangebot und die billigen Schweinepreise benutzt, um sich für die Zukunft ein- zudecken. Sie hat das Schweinefleisch durch Pökeln und Räuchern zu Dauerware verarbeiten lasten. Diese» Beispiel sollten wir nachahmen. Für manche wird e» keine groben Schwierigkeiten haben. Am wenigsten für diejenigen, welche selbst Schweine halten. Diese würden sich besser stehen, wenn sie, statt jetzt alle Ware auf den Markt zu bringen, wa» zur Folge hätte, datz sie später Frischfleisch im Laden teuer kaufen müssen, sich durch Räuchern und Pökeln einen Vorrat für später einlegen würden. Aber auch sonst gibt e» manche, die zwar bisher selbst kein Schwein hielten, sich aber leicht ein solche» heute beschaffen könnten, viele Nicht- landwirte von heute stammen aus landwirtschaftlichen Kreisen, und sie haben noch heute mancherlei verwandt schaftliche und bekanntschaftliche Beziehungen zur Landwirt schaft. Für diese wird es auch nicht schwer sein, sich ein Schwein zu besorgen, dieses selbst auSzuschlachten oder eS von einem Berufsschlächter auf dem Lande schlachten zu lassen, um dann das Fleisch als Dauerware für die kom- mende Zeit einzulegen. Jede» eingepökelte Schwein bedeutet eine Entlastung de» Marktes, und zwar gilt dies sowohl für heute wie auch für später. Heute würde man dadurch der unwirtschaft lichen Verschleuderung de» Viehe» entgegenwirken, und später würde da» als Dauerware zurückgelegte Fletsch den Mangel weniger drückend erscheinen lassen. Daher sollte heute jeder, der eS kann, beim Fleisch handeln wie der ägyptische Joseph, um später in knappen und mageren Zeiten gefüllte Fleischtöpfe im Hause zu haben. Me die Deutschen die Franzosen in ihrem eigenen Lande behandeln Nationale Voreingenommenheit und bisweilen auch böser Wille lzaben über das Los der Kriegsgefangenen in Deutschland und die Behandlung der Bevölkerung i» den von deutschen Truppen besetzten Landstrichen Gerüchte auf- kommen lassen, denen wir die nachfolgenden Tatsachen gegenüber stellen möchten. Am 2. November trat in Folembray eine aus ange sehenen Franzosen gebildete Kommission zusammen, deren Aufgabe es war, sowohl über die Lage der in deutsche Ge fangenschaft Geratenen wie über die Behandlung der Ein wohnerschaft besetzter Landestcilc durch die Deutschen Unter suchungen anzustellen. Mitglieder der Kommission waren Herr Descambres, Bürgermeister von Chauny: Herr Soulier, Mitglied des Roten Kreuzes, Mitglied der Handelskammer Ehauny und Stadtrat: Graf de Bri gade, Bürgermeister von Folembray: Herr Navarre, Weinhändler und Beigeordneter von Folembray. Die Kommission suchte selbst die Ortschaften ans, die sie zum Feld ihrer Tätigkeit zu machen wünschte. Sie hat in den Tagen vom 2. bis 7. November in 2 Städten und 5, Dörfern, nämlich in Barisic, Amigny-Nouy Sinceny, Folembray, Anizy-le-Ehateau, Noyon, Fa Fdre, Eröpy-en- Laonnois ihre Erhebungen angestellt. Die Verhandlungen führte Herr Descambres. Er stellte überall die Frage, ob Gewalttätigkeiten, Roheiten gegen Frauen und Kinder, Brandstiftungen oder mutwillige Zerstörungen von Eigen tum vorgekommen seien. Allenthalben wurden diese Fragen ausnahmslos verneint. Es wurden ferner Gefangene verhört. Dabei ergab sich, datz deren Behandlung gut und menschlich war. In Anizy-le-Chateau hatte die Kommission Gelegenheit, in Gesprächen mit den Kriegsgefangenen selbst festzustellen, datz sie vom Augenblick der Gefangennahme an durchaus kameradschaftlich behandelt worden waren. Die Verpflegung wurde gelobt. Es war den Gefangenen ge stattet, den Ihrigen Nachrichten zukommen zu lassen. In einem der aufgenommenen Protokolle wird ausdrücklich auf das kameradschaftliche Verhältnis hingewiesen, das sich zwischen den Gefangenen und der Bewachungsmann schaft hcraugebildet hatte. Der Bürgermeister von Ehauny, Herr Descambres nnd Herr Soulier, Mitglied des Noten Kreuzes in Ehauny, bezeugten, daß ihnen von fran zösischen Verwundeten auf Befragen immer wieder erklärt Eine berühmte Prinzenrede Ein Erinnerungsblatt zum 70. Geburtstage König Lud- wigs III. von Bayern (am 7. Januar 1915). Bon Eugen Jsolani Nachdruck nicht gestattet König Ludwig III., der heute das 70. Lebensjahr voll endet, war bis zum 27. Juli 1889 ein in seiner bayerischen Heimat beliebter Prinz; am Abend des genannten Tages hielt er vor einer aus allen Gauen Deutschlands nach Mün chen zusammengeströmten Festversammlung eine Rede, und Jubellaute, wie sie wohl selten ein Fürst nach einer Rede zu hören bekam, tönten ihm entgegen. Und einen Tag später war dieser Prinz eine Weltberühmtheit: seine Rede war vom elektrischen Funken in alle Lande getragen worden, und die hochpolitische Bedeutung dieser Prinzenrede hat weithin in der Welt gewirkt. Man feierte das siebente deutsche Turnfest in München. Zum ersten Male, seitdem Turnfeste abgehalten wurden, hatte ein Mitglied eines deutschen Fürstenhauses das Ehren- Präsidium über eine solche Verasstaltung übernommen, denn Turner waren vordem mit recht zweifelhaften Blicken ange sehen worden. Prinz Ludwig von Bayern, der Sohn des Prinzregenten des Landes, in dessen Hauptstadt die Turner zusammengekommen waren, hatte es gewagt, das Ehren- Präsidium zu übernehmen, und daß er es mit diesem Amte ernst nahm, hatten die Münchener Turner schon bei den Vorbereitungen zum Feste einsehen können. Dann aber waren die Tausende Gäste zusammenge- strömt, aus ganz Deutschland, aus Oesterreich, aber auch deutsche Turner aus dem Auslande, selbst aus Amerika, und viele Tausende deutscher Männer und Jünglinge Waren am Samstag den 27. Juli 1889 abends in der Festhalle auf der Therestcnwiese vereint, als Prinz LudMg erschien, einfach in der Mitte der Gäste unter den Vertretern des deutschen TurnauSschusses Platz nahm und dort gemütlich plaudernd beim Glase Bier saß. Kaum waren die Klänge der Jubelouvertüre aus „Oberon", von einer Militärkapelle ausgeführt, ver klungen, da erhob sich der Prinz, um von seinem Platze aus in freier Rede die deutschen Turner zu begrüßen. Er erinnerte zunächst an die zwei Heldenkaiser, die ein Jahr zuvor Deutschland verloren hatte, den greisen Kaiser Wilhelm, von dem Ludwig sagte: „Mir war das Glück be- schieden, im letzten Jahre seines Lebens ihm näher zu treten. Diese Zeit wird mir unvergeßlich sein. Die Einfachheit, An spruchslosigkeit, Bescheidenheit dieses Mannes, der so Großes geleistet hat, hat ihn erst recht groß erscheinen lassen." Den Kaiser Friedrich aber nannte der Prinz einen „zwiefachen Heldenkaiser": „Er war ein Held vor dem Feinde, er war ein Held dem eigenen schweren Leiden gegenüber." Dann kam der Prinz kurz auf die Beteiligung Bayerns an den Befreiungskriegen und bei der Begründung des deut schen Reiches zu sprechen, erivähnte des Bündnisses zwischen Deutschland- und Oesterreich und Rom zu folgenden Aeuße- rungen, an die gerade jetzt zu erinnern eine besondere Freude ist: „Und nun, meine lieben Turner aus der befreundeten österreichisch, ungarischen Monarchie! Ihnen spreche ich meine ganz besondere Freude aus, daß durch die hochherzige Handlung des verstorbenen Kaisers Wilhelm und deS noch lobenden Kaisers und Königs Franz Joseph und der Weisheit ihrer Staatsmänner es gelungen ist, nach dem Oesterreich durch die Verhältnisse genötigt war, aus dem Norddeutschen Bunde zu treten, einen neuen Bund zu schließen. Diese Tat hat eine Bedeutung, die nicht hoch ge nug zu schätzen ist. Es bedeutet Las endgültige Schlichten des mehr als hundertjährigen ZwisteS zwischen dem pren- ßischen Königshause und dem Hause Habsburg-Lothringen, ein Zwist, unter dem Deutschland unsäglich gelitten hat. Ihnen, meine Herren aus Oesterreich, rufe ich zu: Halten Sie fest an Ihrer deutschen Sprache und an Ihrer deutschen Gesinnung! Tun Sie dies, indem Sie nicht Wanken und weichen in der Treue gegen Ihr berühmtes, angestammtes Haus Habsburg-Lothringen, und vergessen Sie nicht, wie auch wir es nicht vergessen, daß Habsburg-Lothringer oft an der Spitze gestanden sind, als es sich handelte, Deutschlands Feinde im Innern und Aeußern abzuwehren, und daß sie mehr wie alle andereil gegen Franzosen gekämpft. Und nlin bedenken Sic. daß Ihr Kaiser Franz Joseph es war. der, als im Jahre 1859 nach dem für Oesterreich Unglück- lichen Kriege, der Kaiser Napoleon das Ansuchen an ihn stellte, auf Kosten Deutschlands sich mit ihm zu vertragen, niit den stolzen Worten ablehnte: „Ich bin ein deutscher Fürst!" Vergessen Sie nicht, daß er es war, trotz allem, was vorgegangen ist, der Deutschland wieder die Hand zum Frieden gereicht hat. Vergessen Sie nicht, daß, als der jetzige jugendliche, tatkräftige, unermüdliche, durch Bundes- treue und Arbeiterfrenndlichkeit ausgezeichnete deutsche Kaiser ihm seinen ersten Besuch abstattete, nach den üblichen Trinksprüchcn auf beide Monarchen der Kaiser und König Franz Joseph es war, der noch einmal aufstand, das Glas erhob und trank auf die deutsche Armee, der sagte: „Unseren Kameraden", und der deutsche Kaiser antwortete: „Die österreichisch-ungarische Armee soll leben, unsere Käme- raden!" Ich wende mich nun an alle diejenigen, die weder zu Deutschland, noch zu Oesterreich-Ungarn gehören, die aber unsere Sprache sprechen. Ich freue mich, daß nicht nur in Europa, sondern auch außerhalb unsere Sprache Geltung behalten und gesprochen wird. Wir wünschen mit allen in Frieden zu leben und freuen uns, mit diesen Völkern im geistigen Verkehr geblieben zu sein. Das Wort von Mund zu Mund, der Klang der Muttersprache, die Literatur und nicht zum wenigsten die Universitäten sind ein Band, das sämtliche Deutsche umschlingt. Nun ein Wort noch an die Fremden. Dem neuen Bunde, den Deutschland mit Oesterreich-Ungarn geschlossen hat, hat sich noch ein dritter Bundesgenosse angeschlossen —- Italien. So ist jetzt ein Gebiet im Bunde vereinigt, da?