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AWscheUolkszkitung Nnabhängige« Tageblatt LS4,r! Wahrheit, Recht «ab Freiheit lN?S iSSSSSWStSUSLNLS«: Nr. 21« «i« Unt«»tz»l»«n^»»rl»,« »r« r«u ««4 Sck»»t«O»Herl«G» F»te»«4O»ö GeschSftSstelle und Redaktion Dresden»A. IS, Holbeinstrahe 46 Donnerstag den 24. September 1914 Fernsprecher 21300 13. Jahrg Dev Hallet die Treue! Die in ihrem Wollen und Wirken unergründliche Vor- sehung Gotte» hat es gefügt, daß wir in der gewaltigsten und schwersten Zeit de» geschichtlichen Weltgeschehens leben. Volk steht wider Volk und der ganze Erdball droht von dem Brand ergriffen zu werden, der durch die Mißgunst und den Neid der Feinde Deutschland» angefacht worden ist. Die. höchsten und heiligsten Werte sind gefährdet, wa» Jahr- Hunderte mühsam erworben und errichtet haben, wird be droht; de» deutschen Volke» Einheit und Freiheit soll er- schüttert und vernichtet werden, germanische Kultur und deutsche Tatkraft sollen vom Erdboden verschwinden. ES ist in Wahrheit eine gewaltige Zeit, in der wir jetzt leben, eine Zeit ungeheurer Umwälzungen, eine Zeit der Welt- wende, in der wir nicht» wissen, wa» ein höherer Wille, der in allem Weltgeschehen sicher und kraftvoll sich aus- wirkt, mit un» vor hat, aber da» wissen wir, daß er in diesem Weltgetümmel lenkt und wirkt, daß er un» zur Verwirklichung seiner Pläne bestimmt hat und un» jetzt erprobt, ob wir seinen Absichten auch würdig und gewachsen sind. In herzerhebenderweise hat da» deutsche Volk, als da» furchtbare UnheU de» Kriege» hereinbrach, seine Ein- mütigkeit und Opserwilligkeit bekannt, überwältigend hat e» durch die freudige Hingabe von Gut und Blut seinen Opserwillen betätigt. Nie scheinen die Reihen de» deutschen Volkes geschlossener und von einheitlicherem Willen zu Taten und Opfern beseelt gewesen zu sein, al» in der jetzigen großen Zeit; nie schienen die Gegensätze verwischter, die Schranken niedriger, die unser Volk seit Jahrhunderten geschieden haben; nie schien darum auch die Unterschiedlich, keit der Presse weniger geboten zu sein als gerade jetzt. Und doch muß gerade jetzt der Ruf recht dringlich und laut erhoben werden, daß die katholische Presse Deutsch, lands in ihrer Stärke und ihrem Einfluß erhalten bleiben muß, und daß es darum die Pflicht der deutschen Katholiken ist. ihrer Presse auch in dieser schweren KrtegSzett die alte Treue zu wahren. Diese Pflicht und Notwendigkeit ergibt sich einmal schon daraus, daß die von christlichem Geist getragene und durchwehte Presse in dieser ernsten Zeit der Rückkehr und Einkehr unseres Volk» am ehesten ihre Berechtigung nachgewiesen hat, ist eS doch der Geist und die Begeisterung für die unvergänglichen Ideale, die gerade diese Presse immer und unbekümmert üm alle Angriffe und allen Spott bewährt und gelehrt hat. die jetzt unserem Volk die Schwungkraft gegeben haben zu seinen Helden- wütigen Taten und Opfern. Sie hat unentwegt den AutoriiätSgedanken vertreten, hat die Achtung vor Gottes Gebot ebenso dringlich eingeprägt wie die Unterwerfung unter die Satzungen und Gebote der staatlichen Autorität; sie hat frei von unvernünftiger internationaler Verwässerung die unerschütterliche Liebe und Treue zu Kaiser und Reich gepredigt, sie kann darum auch jetzt, wo ihre Lehren und Grundsätze die Probe auf Blut und Eisen auszuhalten haben, getrost von sich sagen, daß sie auf dem rechten Wege war und unbeirrt, doch neugestärkt, dem alten Geiste treu voranschreiten kann durch diesen Krieg und weiter in die ersehnte Zeit de» Frieden». Dann aber muß auch diese Presse vor allem darum jetzt ungeschwächt erhalten bleiben, weil e» dann nach diesem Krieg unendlich viel zu retten und zu wahren gelten wird. Ihr wird mit in erster Linie die Aufgabe zufallen, den Geist zu erhalten und zu fördern, der unser Volk jetzt so stark und bewunderns wert gemacht hat; sie wird dafür Sorge zu tragen haben, daß da» wiedergesundene Herz unsere» Volke» nicht wieder verschüttet und dem echten deutschen Geist entfremdet wird. Letzten Endes ist e» doch nicht die Gewalt der Kanonen und Bajonette, die einen Krieg entscheiden, sondern di« Macht der Ideen, ihre Gerechtigkeit und Helligkeit. Diese Ideen hochzuhalten, sie aufleuchten zu lasten und zu ver. leidigen, ist eine der vornehmsten Ausgaben der Presse. Wir hätten trotz der glänzendsten Waffentaten und der herrlichsten Stege diesen ^kieg verloren, wenn nachher nicht der Geist lebendig bleibt, der un» in diesen Krieg geleitet hat; wir hätten dann wett mehr verloren, al» un» der glänzendste materielle Erfolg einbringen kann. Welche Presse aber sollte den echt christlichen und echt deutschen Geist, der jetzt unser Volk beseelt, und unseren Truppen diesen Heldenmut verleiht, verkünden und verteidigen, wenn nicht unsere christ- liche, unsere katholische Presse wäre. Täuschen wir un» darüber nicht, daß auch nach diesem Krieg die Weltanschau- ungen sich in Feindschaft gegenüberstehen werden und ver- hehlen wir un» nicht, daß leider gar manche» dafür spricht, daß nach diesem Bölkerkrieg. der mtt Gotte» Gnade sieg reich für un» enden wird, die Gegensätze der Weltanschau- ungen noch heftiger al» vordem aus einander platzen. Mehr europäische Ar denn je wird eS dann nottun, daß wir eine starke, einfluß- reiche katholische Presse besitzen, die in der Lage ist. den heiligen Besitzstand zu schirmen und alten und neuen Feinden Trotz zu bieten. Wie bitter weh müßte e» tun, wenn nach diesem Krieg mancherorts auch die katholische Presse zu den Verwundeten oder gar Toten zählen würde, wenn dann, wo eS soviel zu verteidigen oder zu erobern gelten wird, die katholische Presse sich als zu schwach erweisen sollte, um die alten und heiligen Rechte des katholischen Volksteils und seiner Kirche mit Kraft und Erfolg zu vertreten! Das darf und das wird nicht sein, denn die deutschen Katholiken besitzen Einsicht in die Not der Gegenwart und die Aus- gaben der Zukunft; sie wissen, daß sie auch in dieser schweren Zeit ihrer Presse Treue halten müssen und gerade jetzt, weil die Presse gegenwärtig aus vielerlei Gründen in einer argen Notlage sich befindet und weil die katholische Presse jetzt und erst recht in Zukunft eine Notwendigkeit ist. Da- rum nochmals: haltet die Treue! Zur Vernichtung der drei englischen Kreuzer meldet das Wölfische Bureau noch: Der Angriff des Unterseebootes „17 9" auf die drei englischen Panzerkreuzer erfolgte Dienstag morgen 6 Uhr bei Hellem klaren Wetter, und zwar zunächst gegen den „Aboukir", der innerhalb fünf Minuten sank. Die beiden englischen Panzerkreuzer beteiligten sich zunächst am Rettungswerk. Alsdann sank nach weiteren drei Minuten der zweite Kreuzer „Hogue". Da« Sinken des dritten Kreuzer» erfolgte gegen 8 Uhr. DaS Unterseeboot „II 9" entkam den Verfolgungen von englischer Seite. Die Meldungen von anderer Seite, daß fünf deutsche Unterseeboote bet dem Angriff beteiligt gewesen eien, von denen drei untergegangen seien, sind falsch. Tatsächlich ist der Angriff nur von dem Unterseeboot „II 9" erfolgt. Der Kommandant diese» Bootes, Kapttänleutnant Otto Weddigen aus Herford i. W.. trat im Frühjahr 1902 in die Marine ein und hat in den letzten Jahren als UnterseebootSosfizier bezw. Kommandant und auch als Flaggleutnant bei einer Unterseebootsflottille Verwendung gefunden. Die gesamte Besatzung de» Unterseebootes be- trägt 20 Mann. Die Besatzung der drei englischen Panzer- kreuzer beträgt insgesamt etwa 2700 Mann, hiervon sollen drei Viertel umgekommen sein. Dem Wölfischen Teleg. Bureau wird mitgeteilt, dast has Unterseeboot „II tt" und seine Besatzung gestern nachmittag unversehrt zurückgekehrt sind. Wie über Kopenhagen gemeldet wird, hat die Nachricht vom Untergange der drei Panzerkreuzer in Lodon furchtbare Erregung hervorgcruscn. In der Ver- Wirrung, die unter der britischen Flotte ausbrach, Hütten die deutschen Unterseeboote glücklich entkommen können. — Ter „B. L.-A." berechnet den Verlust, den England durch die Heldentat des „II 9" erlitten hat, aus annähernd 6 0 Millione n M a rk. — Zu der Meldung, daß auch der Kreuzer „Pathfinder" durch den „II 21" vernichtet wor den ist, wird von zuverlässiger Seite mitgeteilt, daß „II 21" bei seiner damaligen Fahrt völlig unbescl)ädigt geblieben ist. — Das Handelsbladet in Amsterdam schreibt: Der Kapitän des „Titan" sah um 7 Uhr 60 Min. drei Kriegsschiffe, die in Zeitabständen von i/r Stunde sanken. „Titan" erreichte um 9 Uhr 20 Min. die Stelle, fand Wrackstücke und eine große Anzahl Schiffbrüchiger. Das Schiff setzte Boote aus, die zlvei Fahrten machten. Viele Seeleute wurden an Tauen emporgezogen. Die „Titan" nahm um 11 Uhr 46 Min. den Kurs nach Hoek van Holland. Um 12 Uhr 40 Min. erschien das engliscl>e Torpedoboot „Luzifer", das einen Teil der Geretteten au Bord nah,». Die Engländer befinden sich unter Bewachung des hollän dischen Militärs. Sie sollen heute nach einem Inter nierungslager befördert werden. Die Bemannung der „Aboukir" betrug 900, die der „Hogue" 999 und die der „Cressy" 832 Mann, meist Reservisten. Weitere Einzelheiten über den für die Engländer so verderblichen Zusammenstoß gehen der „B. Z." zu: Klares Wetter herrschte nordwestlich von Hoek van Holland, als „II 9" unter Führung des Kapitänleutnants Otto Wcd- digen in der Frühe des gestrigen Morgens auf seiner Tor pedofährt plötzlich die drei englischen Panzerkreuzer „Abou- kir", „Hogue" und „Cressy" vor sich auftauchen sah, die zu dem 7. englischen Kreuzergeschwader gehören. Das ganze Geschwader besteht aus sechs Panzerkreuzern. Die Gelegenheit ist günstig, dem Feinde, der anscheinend nichts ahnt, unbemerkt und kräftig auf den Leib zu ieg. rücken. Es ist etwa 6 Uhr morgens. Plötzlich erhält „Abou kir" einen gewaltigen Stoß und 6 Minuten später sinkt das Schiff, das über 12 000 Tonnen Wasserverdrängung und fast 800 Mann Besatzung hat, in die Tiefe. Ist cs auf eine Mine gestoßen? Noch wissen es die Engländer nicht. Aber sie fürchten es. Gleich darauf ereilt den Kreuzer „Hogue" dasselbe Schicksal. Sofort werden Boote ausgesetzt und „Cressy" ist bemüht, die Ueberlebenden aus- zufischen. Kein Feind ist inzwischen ringsum zu sehen. Fast zwei Stunden vergehen mit der Bergungsarbeit, da Plötzlich erhält auch „Cressy" einen gewaltigen Stoß und versinkt alsbald in die Tiefe. Nun zweifeln die Engländer nicht mehr, daß ein d e u tschesllntersccbootin der N ä l, e ist, und daß die drei Panzerkreuzer von deutschen Torpedos in den Grund gebohrt wurden. Es beginnt eine wiIdeIagdauf „II 9". Aber es ist ihm gelungen, den Verfolgern zu entkommen. Inzwischen naht der holländische Frachtdampfer „Flora", die sich auf der Fahrt von Leith nach Rotterdam befindet. Die Besatzung der „Flora" sieht einige Schiffsboote auf dem Wasser treiben und erkennt beim Näherkommen, daß englische Offiziere und Matrosen sich darin befinden, nur notdürftig bekleidet und im Zustande Mverer Erschöpfung. Sie werden an Bord der „Flora" geborgen und von ihr nach Bmuiden gebracht. Tie Heldentat des „1^ 9" kann nicht hoch genug veran schlagt werden. Die stolze englische Flotte hat durch ein einziges deutsches Schifflein einen schweren Stoß erlitten, dem hoffentlich noch viele folgen werden. Wir empfinden mit dem gesamten deutschen Volke eine lebhafte Freude über die Tat des Torpedobootes, die nicht nur den Heldenmut unserer Marine beweist, sondern uns auch zeigt, daß unsere Flotte stets auf dem Posten ist. Mit besonders ruhiger Zu versicht können wir die großen Taten unserer Flotte ab- warten. O S Der glänzende Erfolg der Kriegsanleihen Berlin, 23. Sept. (Amtlich. W. T. B.) Auf die Kriegsanleihen sind gezeichnet worden: 1 318 199 800 Mark auf die Reichsschatzan weisungen, 1 177 205 000 Mark auf die Reichsanleihe mit Schuldbucheintragung und 1894171200 Mark auf die Reichsanleihe ohne Schuldbucheintragung, zusammen 4 389 576 000 Mark. Die Kriegslage Großes Hauptquartier, 23. Septbr., abends. (Amtlich.) Auf dem rechten Flügel des deutschen Westheere» jenteitS der Oise steht der Kampf. Umfassungsversuche der Franzosen haben keinerlei Erfolg gehabt. Ostwärts bi» an den Argonnenwald fanden heute keine größeren Kämpfe statt. Oestlich der Argonnen ist VarenneS im Laufe des Tages genommen worden. Der Angriff schreitet weiter fort. Die gegen die SperrfortS südlich Verdun angreifen den Armeeteile haben heftige, aus Verdun über die Maas und aus Toul erfolgte Gegenangriffe siegreich abge schlagen. Gefangene, Maschinengewehre und Geschütze er- beutet. Das Feuer der schweren Artillerie gegen die Sperr- fort» Troyon, leS ParocheS, Lamp des Romains und Lion- ville ist mit sichtbarem Erfolge eröffnet worden. In Französisch-Lothringen und au der elsässischen Grenze wur- den die französischen Vortruppen an einzelnen Stellen zu- rückgedrängt. Eine wirkliche Entscheidung ist noch nirgends gefallen. Au» Belgien und au» dem Osten ist nicht» Neues zu melden. (W. T. B) Da» SperrfortS VarenneS liegt etwa 36 Kilometer westlich von Verdun, während sich die übrigen genannten SperrfortS im Süden Verdun» bi» zu einer Ausdehnung von etwa 60 Kilometern entlang der Maas hinziehen. Freigesprochrue Geistliche Sechs Landgeistltche au» der Umgebung von Haecht (bei Brüssel) waren auf Grund einer Denunziation nach Brüssel gebracht und vor da» Kriegsgericht gestellt worden. Alle wurden freigesprochen.