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Nr. ALS — U. Jahrgang Sonnrag den 18. September KV Li» «rlchclut täglich nachm, mit AuLnahmc der So,,»- und Festtage. VnSaabe X., Mil »Die Heit In Wort »nd Blid" diertelsShrltch »10 ^1. I» Dresden durch Boten S,40 In ganj - ' ' d sr« ' Deutlchland sret HauS ik.kit X. iSaabe v. i Ohne Mnttrtcrte Bett Dresden d. Boten ».IO ^e. In ,.»» -Stnsel-Rr. IO 4 - Viertels 1.80 >S. I» ganz Deutschland frei HauS gettungSpreiSI. Nr. 08L8. Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit Inserat» werde» die »gespaltene Petitzeile »der deren Raum mit lä 4. Reklamen mit I»0 4 die Feile berechne«, bei Wiederholungen entsprechenden Radalt B»chdr»<terrt. Redakiio« und MeschitkiSftcll«! DreSde», Pillnthrr Strafte 41. — Fernsprecher ISO« JürRtiitgabe unverlangt. Lchristsriiche keineiverdindltchlrtl RedaktionS-Lprechstunvc: II iS Uhr. kitte probieren 5ie unseren boebieinen ^ämilien-^äfsee per kflinej /Vsartz 1.35. Eerlinz 8- s^octzstrosi, Orescteu. ^Isrssi'Iasvn Ir» allsn 8dscltts>lsr>. Nld Rondo Rvr»j-8gusIIs! ,7^7 V«rDÜxN«I,o PI4^IX<»8 ovue unä üolr- uuä LlUnrLvn 8orviv nltoti Aviotinnnk N I I' S8 von 00 Llurlc an -Vuüwnki, ^rilil^OiRC, Iiodsi ! SNvt-I'l»no» l ^vtiaun-tivor^on-IUo« 18 Der neue Kulturkampf. Schwere Wetterwolken steigen ringsum am Horizonte auf. In den südlichen Gegenden, wo die Frciniaueret und das Fretdenkertum regieren, in Frankreich. Spanien und Portugal, hat sich der Sturm bereits erhoben. Frankreich hat die katholische Kirche beraubt und mit Gewalt unter drückt; iii Spanien und Portugal zucken bereits Blitze nieder, welche auch in diesen Ländern den Ausbruch eines ähnlichen Gewitters befürchten lassen. Mit Frechheit erhebt der Unglaube das Haupt, bedroht nicht nur deu Altar, sondern auch den Thron, und richtet seine Waffen gegen die Grundlage des christlichen Staates, die Familie. Die Grütze der Gefahr geht aus den Aeutzerungen der Pi-ise hervor. Aus ihr erkennt man den Kampf des guten > t dem bösen Prinzip, des Christentums mit dem Atheismus. Um die G.ötze der drohenden Gefahr zu erkennen, ist es nun nötig, die Zeitungen zu verfolgen. Diese sind eine Art WetterstandSglas und zeigen die Höhe oder den Nieder gang des öffentlichen Gewissens an. Staatenleuker, Parla mente und Gemeindevertretungen lussen sich durch die Presse beeinflussen, weil sie ihre spitze Feder fürchten. Trotzdem man nicht weiß, wer die Artikel schreibt, so beugt sich alles unter der Peitsche unbekannter Journalisten, unter denen sich mitunter Personen zweifelhaftester Art befinden. Die Oeffentlichkeit steht unter dem Banne dieser geheimen Macht. Diese Macht nun steht bis auf einigen Ausnahmen aus dem Boden des Kampfes gegen die Religion und ist die systematische Vergifterin der öffentlichen Moral. Frei lich protestieren die Blätter gegen einen solchen Vorwurf. Sie geben vor, nicht die Religion, sondern nur den ..Klerikalismus" sowohl im Katholizismus wie auch im Protestantismus zu bekämpfen. Aber unter KlerikaltS- mus verstehen sie jedes Zeichen der Religion. Alles, was an einen persönlichen Gott erinnert, verfolgen sie mit Hatz. Als in der furchtbaren SchreckenSnacht Messina in Trümmer sank, da warf sich die geängstigte Bevölkerung aus ihre Knie, um Gott um Erbarmen anzuflehen; damals spotteten die liberalen Blätter darüber und die N. Freie Presse, die Führerin des Freisinns in Oesterreich, schrieb: Man mag es der gebundenen Vernunft verzeihen, wenn sie zum Gebet ihre Zuflucht nimmt. Die freie Vernunft hingegen wendet sich an die Wissenschaft, welche Mittel und Wege finden werde, solchen Katastrophen vorzubeugen. Also das Gebet in der Todesnot braucht Verzeihung, weil man es nur bei gebundener Verminst, d. h. bei der Unzurechnungs fähigkeit verrichten kann I Wie bezüglich der Religion, vergiftet diese Presse auch bezüglich der Staatstreue das Volk. Man erinnere sich nur einmal an den Ferrer-Rummel. Wie tobte damals die freisinnige Presse gegen die regierenden Mörder und hoben einen Anarchisten, der zu Recht erschossen worden war, auf ihr Schild. Man hätte es nicht für möglich ge halten. datz eine solche Korruption in Deutschlands Presse möglich sei, datz man sich nicht schäme, eine,« solch blut rünstiges Scheusal, wie es Ferrer war, Bewunderung zu zollen. Noch jetzt preist man ihn als Gründer der „modernen Schule", von der er offen gesagt Hai: „Um die Leute nicht zu erschrecken, sage ich „moderne Schule", an statt Anarchistenschule; denn das Ziel meiner Propaganda ist, ich gestehe eS offen ein, in den Schulen überzeugte Anarchisten hcranzuziehen, die Revolution herbetzusühren, in die Köpfe der Jugend die Idee der gewalsamen Revolution einzupflanzen; die Jugend mutz es lernen, datz es gegen Gendarmen nur ein Mittel gibt, Bomben und Gist." Ferrer stellte weiter den Königsmord als den obersten Punkt seine- Programms hin. — Seine Anhänger und Schüler begingen in Barcelona gemeine Mordtaten an Pciestrrn und Ordensfrauen, an Soldaten und Privatpersonen. Und diese Männer priesen die liberalen und sozialistischen Zeitungen als ihr Vorbild. Wenn wir die letzten Wochen an unserem Auge vorüber ziehen lasten, so finden wir täglich den Kamps gegen Thron und Altar in versteckter oder offener Weise. Daher hat daS Wort de» Kaiser», datz seine Autorität „von Gottes Gnaden" komme, solchen Widerspruch in der Presse erfahren: weder Gott noch Monarch ist ihr Ziel. So flietzt durch 1000 Röhren das verderblichste Gift in die Volksseele. Wa» nützt der Widerspruch der christ lichen Männer in Versammlungen und Parlamenten, wenn diese» Austreten im Kampse für Glauben und Christentum, für Thron und StaatStum nicht ebenfalls im Volke durch die Presse bekannt wird? Die gute Presse hat die Aufgabe, diese» Heilmittel der Volksseele darzureichen, damit sie nicht den Feinden von Thron und Altar anhetmfalle. Leider herrscht u ter den Katholiken Sachsens noch immer nur 1 - daü volle Verständnis für die Notwendigkeit, durch kräftige Unterstützung ihrer gute» Pr«sse die bösen Wirkungen der schlechten Presse unschädlich zu machen. Wer die g'vtzen Gefahren sich vor Augen hält die die schlechten Zeitungen besonders für unsere Jugend in sich bergen, der wird die volle Bedeutung der Presse zu würdigen wissen. Mau klagt über die Abnahme von Religion, Moral und der Achtung vor der Gott gefitzten Autorität. Aber man wendet die Mittel nicht an. die einzig und allein helfen können — die Verbreitung einer gut christlichen, charaktervollen Presse. Auf dem 7. Katholikentage zu Innsbruck sagte der bedeutende Redner 1>. Viktor Kolb 8. .1. darüber: „Unser Volk inntz aufgeklärt werden, denn wie die breite Masse des Volkes die schreckliche Olefahr der schlecht"» Presse nicht erkennt, so erkennt es den Wert und die Be deutung und die Notwendigkeit seiner eigentlichen christ lichen Presse nicht; erkennt nicht, wie viel von jedem ein zelnen abhängt in diesem Kampfe. Die katholische Presse ist der Fackelträger in der Nacht der Lüge, des Irrtums, des Zweifels, der Leidenschaften, mit denen die schlechte Presse uns überzieht. Wo diese Fackel hineinlenchtet, flieht das Gewürm, vor dieser Fackel entweichen die Raubtiere. Was furchtbar und unüberwindlich durch die Nacht geschienen, löst sich auf in eitle Phantome. Ohne eine grotze katho lische Presse fehlt unserem Volke das Licht in den Wirr nissen des Lebens, und wehe ihm, wenn er gedankenlos den Irrlichtern seiner Feinde nachzieht, bis cs in Sumpf und Morast erstickt. Tie katholische Presse ist die Zunge des katholischen Volkes; all unser Leid und Freud, Hatz und Liebe erstickt in der Brust, ungchört verklingen Jammer und Tränen, wenn wir sie nicht Hinausrusen können in der Oeffentlichkeit, und verzweifelt müssten wir mitansehen und erdulden Verleumdungen. Schmähungen und Verfolgungen. Wenn aber der Katholik in seiner Presse eine Zunge hat, dann verteidigt er sich in der Oeffenl- lichkeit. Was sind unsere Versammlungen, was bedeute» die schlagendste» Parlanientsreden, so lange keine Presse da ist, die das Echo davon brausend durch die Länder bringt? Die katholische Zeitung ist der treue Wächter ans den Zinne > des Vaterlandes. Die katholische Presse ist ein Anwalt des Rechtes und der Gerechtigkeit. Die katholische Zeitung ist ein ninimerinüder Kämpfer, der »nerschrockc» den Mächten der Lüge und Finsternis gegenübertritt, ihre Scheingründc widerlegt und sich todesmutig einsetzt für Glauben und Sitte, für Wahrheit und Recht, der wie das gesamte Vater land vor jedem einzelne» auch den schwächste» und ärmsten gegen jeden Angriff verteidigt. Begreifen wir, datz für eine Vernachlässigung der Presse kein Ersatz geboten wird in all den sonstigen Mühen und Opfern, Anstalten und Instituten der Katholiken. Das, was die Presse für das katholische Volk bedeutet, lässt sich durch gar nichts ersehen." Tie Nutzanwendung dieser Wahrheiten müssen die Ka tholiken Sachsens jetzt beim Ouartalswechsel ziehe». Man gewinne Freunde und Bekannte zum Abonnement der sächsischen Bolkszeitung und verlange diese einzige katholisclx' Tageszeitung Sachsens in den öffentlichen Lokalen. Es gibt viele Pro lestanten die noch nie ein katholisches Blatt in der Hand hatten, sie werden gern die Gelegenheit ergreifen, wen» sie die „Sächsische Volkszeitnng" in einem Restaurant und Eafä ansliegen sehen, um sich von der Haltung derselbe» selbst zu überzeuge», da sie in der gegnerischen Presse ganz falsch dargestellt wird. Die „Sächsische Volkszeitung" hat noch nie die Andersgläubigen vorletzt oder beschimvst; sie vertritt die eigene llebcrzeugung, achtet aber auch dir Ueber- zeugung des anderen. Man versuche doch einmal durch ein Probeabonnement unsere Zeitung kennen zu lernen. Wir sind überzeugt, datz man sie lieb gewinnt und nicht mehr wird entbehren wollen. Die Redaktion. Nationalliberale Schwindsucht. Dresden» den 17. Septemver 19,0. Ter ehemals Bassermannsche Wahlkreis Frankfurt a. O, steht vor der Gefahr, an die Sozialdemokratie üborzugehc», nachdem schon zwei andere Kreise, die der liberale Führer vertrat, .erröteten". Der Liberalismus wird so immer deutlicher der Schrittmacher der Sozialdemokraten. In Frankfurt a. O. hatte er besonders grotze Rosinen im Sacke: mau stellte einen Jungliberalen auf. der der Sozialdemo kratie das Wasser abgraben sollte. Mit Mülw und Not aber wurde im ersten Wahlgange der Sieg des Genossen vereitelt: er erhielt gegen 1907 rund 2000 Stimmen mehr während der Nationalliberale 2300 Stimmen verlor. Auf die konservative Arbeiterkandidatur sielen -war auch 1100 Stimmen weniger als 1907 auf den rechtsstehenden Kandi daten; doch lässt sich dies hier nicht ohne weiteres in Ver gleich ziehen, denn 1907 ivar ein antisemitiscki-sreikonsec- vativer Kandidat aufgestellt, der auch liberale Stimmen a>. sich zog; diesmal gingen die Konservativen selbständig vor; dabei fiel ihnen ein evangelischer Arbeiterverein in deu Rücken, indem er sich gegen die Arbeiterkandidatur aussprach. Das Charakteristikum der Wahl ist also: Zunahme der ozialdemokratie, Verlust der Nationalliberalen. Wenn man die Abstimmung in den einzelnen Orten verfolgt, hat in der Regel der Nationalliberale so viel verloren, als der Sozialdemokrat am gleichen Orte gewann. In den Städten lässt sich dies ganz scharf Nachweise». Daher hat die „Deutsche Tageszeitung" recht, wenn sie sagt: „Die nationalliberale Partei hat hier eine neue Onittnng für ihre Taktik der Stenerhetze! Sie hat Wind gesäet und Sturm geerntet. Die bittere Lehre kommt noch zum Kasseler Parteitage zurecht. Tie Bassermannsche Tak tik ist in Frankfurt a. O., wo einst Herr Bossermann selber als Sieger durchs Ziel ging, in Neinkultnr zur An» Wendung gelangt und zu»! Verderbe» ansgeschlagen." Ans der ganzen Linie ist es so. Die Nationalliberaleu haben im letzten Jahre nur Jnngliberale ausgestellt und damit jedesmal die Schlacht verloren. In Landau und Friedberg-Büdingen wurden rechtsnationalliberale ztzandi- date» genannt: sie hätten zweifelsohne die alten Stammsitze halten können; aber die Zentralleitung lehnte diese Männer ab. Nur Jungliberale durfte» aufgestellt werden und sie fielen durch. Der Liberalismus rechnete bei dieser Taktil wlgendermatze»: Der Jnngliberale ist radikal; er kann tüchtig loslegen und wird die Unzufriedenen uns zuführen. Daraufhin wurde die gesamte Agitation zugespitzt und dev Schlntzersolg war, datz es wohl mehr Unzufriedene gab, aber sie waren im Lager der Noten gelandet. Tie ganze, demagogische Agitation der Nationalliberalen nützte nur den Sozialdemokraten. Es half.auch nichts, datz der Hansa* bund seine Gelder und seine Redner den Liberalen zmt Verfügung stellte. - Es wäre weiter falsch, anzunehmen, datz diese verkehrte Taktik allein den Rückgang der Liberalen verursacht habe; sie half nur mit. Ter Liberalismus aber leidet iiberliaupt an galloppierender Schwindsucht , seine Zeit ist vorüber und kehrt nie wieder. Vor 10 Jahren konnte er jubilieren und manches niederreitze»; aber anfgebant hat er wenig. Wo> sind denn die liberalen Grotztaten der letzten 30 Jahre? Alles, was zugunsten des Volkes und Reiches geschah, ist! immer gegen einen grotze» Teil der Liberalen durchgesctzk worden. Er begnügte sich mit der fruchtlosen Opposition! und blieb in dieser auch dann, wenn manche seiner ur sprünglichen Wünsche durch andere Parteien erfüllt waren« Was nämlich am liberalen Programm gut war, das ist heute Gemeingnt des dentsckn'n Volkes und für die vielen Schatten seite» des lilx'ralen Programms kann sich aber niemand mehr begeistern Daher kommt es, datz der Liberalismus nnaufhaltsam seinem Ruin entgegengeht. Er kann ein Volk nicht regieren, er kann es höchstens ruinieren, wie man in Frankreich, Spanien und andere» Ländern sieht. Nicht der liberale Geist schafft Segen in der Politik, sondern deu christlicl)e, wie ihn das Zentrum vertritt; denn er wirkt nicht zersetzend, sondern ausbanend und erneuernd. Wer heute vom liberalen Geiste angehaiicht ist, der geht in kurzer Zeit zur Sozialdemokrate über: denn gar schnell siebt er die Halbheit des Liberalismus ein; sie stötzt ihn ab und er nimmt das Ganze, indem er rot wählt. Auch diese Wahl bestätigt »ns wieder die Wahrheit des alten Satzes, datz der Liberalismus nur der Schrittmaclier der Sozialdemo- kratie ist. Politische Rundschau. Tr «--den. deri >7. ?epten,ber 1910. Dir Rrisr drs Kaisers i» das »ngarischr Chvlcr»- grbirt. Ter Kaiser hat gestern abend von Ostvrentze» aus die Reise nach Bellye in Ungarn angetreten. Die Kabinetls- kanzlei Kaiser Wilhelms wandte sich gestern, wie aus Wien berichtet wird, telegraphisch an die Mohacser Aerzle um Abgabe einer Meinnngsäntzernng darüber, ob Kaiser Wil helm trotz der vorgekommene» Eholerafälle zu den Mohacsee Jagden gehen könne. Tie Aerzle erwiderte» »ach längeren Beratung telegraphisch, datz der denlsckx' Kaiser ruhig kom me» könne. Die Stadt Mohacs hat auf telegraphische»! Wege Hilfe von dem Vizegestxui des Komitats Baranya verlangt und Klage darüber geführt, datz der Bezirksobe,- stnhlrichter sich seit Wochen nur mit den Empfangs- Vorbereitungen für den deutschen Kaiser beschäftige. Die Stadtverlretnng erklärt, datz sie, falls der Oberstuhlrichter den Gesundheitsverhältnissen des Komitats weiterhin keine Aiismerksamkeit zuwenden sollte, die zur Verhütung der Ausbreitung der Cholera notwendigen Matznahmen nicht treffen könne. Zn dem Jagdausflng des Kaisers schreibt die Wiener „N. Fr. Presse": „Kaiser Wilhelm kennt die Nachrichten über die in der Gegend von Mohacs sestgestellten Eholerafälle zweifellos sehr genau. Wenn er trotzdem nach Bellye fährt, so geschieht es vielleicht nur deshalb, weil er nicht durch den Eindruck, den seine Absage Hervorrufen -j