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v»iog»pr«>Sr » l «»»gab« 4 mit S Beilagen vterleijübrlli- ».10 F». In I »leiden und ganz Deutschland stet Hau» S.S» L: tu Oesterreich 4,4» L. ««»gäbe « nur mit Feierabend vierteljährlich 1,8« In I Dresden und ganz Deutschland frei Hau» !»,»!» in Oesterreich 4,«? L — Linzel-Nummer 1« P t Wochentag» erscheint die Zeitung regetmtitzig in den ersten! I tliachmittagSstunde»; die Eonnabendnummer erscheint später, s Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit mit Unterhaltungsbeilag- Die illustvierrte Zeit und Sonntagebeilage Leievabenb 'bis 1» Uhr. vm FSmill«».» U»i«ig «innahme »oa »eschlistianzeigei, bt» 1« anzeigen di» 11 Uhr. Pret» für di« Petit-Tpaltzetle !t« 4. im Für undeuMch ge" gegebene Anzeigen ^ Richtigkeit de» Lexte» nicht übernehmen. Redalttonr-Eprechstunde: I« bi» 11 Uhr vormittag». , ^ür Rückgabe eingesandter Schriftstücke macht sich die RedakNou nicht verbindlich: Rücksendung erfolgt, wenn Rückporto »ei- gefügt ist. Brieflichen Anfragen ist «ntworttporto b-tzusügen. RellameteU «v hrtebene, sowie' durch Fernsprecher »ü onne» wir die BerantworUichkeU sür dt 4 >tel Nr. 52 Geschäftsstelle und Redaktion Dresden«A. 16, Holbeinstrahe 46 Mittwoch den 4. März 1914 Fernsprecher 21366 13. Jahrs kardinal Fürstbischof Dr v kapp 1 Troppau, 4. März. Kardinal Fürstbischof Dr. v. Kopp ist heute früh 1 Uhr 30 Minuten gestorben. Kardinal Kopp ist nicht mehr. Eine in das politische und kirchenpolitische Wesen tief eingreifende PersönUcyleit ist mit ihm ans dem Leben geschieden. Ein langes Leben war ihm beschieden, ein Leben voll rastloser Arbeit und reich an Sorgen und Mühen. Vom Sohne eines armen Webers ist der tote Kardinal zu einer der höchsten kirchlichen Würden emporgeslicgen. Kardinal Kopp wurde am 25. Juni 1837 zn Dndersiadt geboren: er besuchte das Gymnasium in Hildesheini, mußte aber aus Mangel an Mitteln das akademische Studium anfgeben und von 1856 bis 1858 eine Stellung als Telegra- phenbeamter in Hannover annehmcn. Er fand in diesem Berufe aber nicht die Befriedigung, die er suchte: sein sehn lichster Wunsch war vielmehr, sich dem Priesterstande zn wid- mneu. Sein Wunsch ging in Erfüllung. Er verließ den Staatsdienst und trat in die Philosophisch-theologische Lehr anstalt in HildeShcim ein. Im Jahre 1861 erfolgte seine Ausnahme in das Priesterseminar und am 28. August 1862 empfing er in der Domkirche zn Hildesheim die heilige Priesterweihe. Als Schnlvikar wirkte der junge Geistliche zunächst an dem Waisenhaus in Henneckenrode und d,mn als Kaplan in Detfnrt. Nachdem er hier eine ersprießliche Wirksamkeit in der Seelsorge und Schule entfaltet und da durch die Aufmerksamkeit seiner bischöflichen Behörde in Hildeshcim auf sich gezogen hatte, wurde er 1865 als Dvni- lektor und Hilfsarbeiter in das Gencralvikariat von Hildes heim berufen, 1868 zum Vikariatsassessor und 1872 zr.m Domkapitular und Gcneralvikar ernannt. In dieser Stel- lung erwarb er sich große Verdienste um die Diözese. Der ausbrechende Kulturkampf, welcher auch dem Generaivikar Kopp nicht nur Schwierigkeiten aller Art in den Weg legte, sondern auch hohe Geldstrafen cintrug, zeigte zugleich, wie glücklich der Bischof von Hildesheim in der Wahl seines Generalvikars gewesen war. Papst Pins IX. harte ihm im Jahre 1870 bereits dadurch ausgezeichnet, daß er ihn zum apostolischen Protonotar ernannte. Damals schrieb ein Mann, der viele Jahre an der Seite Kopps geweilt hat, über ihn: „Kopp ist ein Mann von kleiner Statur, aber von bewundernswerter Ausdauer nnd Entschiedenheit. Un- tätige Ruhe ist seinem Körper ehenso fremd und unerträg lich, wie seinen, Geiste. Sein schönes, durchgeistigtes Antlitz, der sanfte Blick, das freundliche Lächeln, das um seinen Mund spielt, gemahnen an den Lieblingsjünger Johannes. Er übt auf alle, die mit ihm in Berührung kommen, eine so unwiderstehliche Gewalt aus, daß mau, ohne sich darüber klar zu werden, schon im ersten Augenblicke sich zu lhm hin- gezogen fühlt, ihn bewundert, ihm in Liebe ergeben ist." Die Nebel des Kulturkampfes verzogen sich, und nach dem der erste Friedensbischof in das alte Trier eingezogeu war, erhielt auch der verwaiste Stuhl in Fulda seinen neuen Oberhirten in der Person des Hildesheimer Domkapitulars und Generalvikars Kopp. Als Bischof von Fulda hat der tote Kardinal bei der Beilegung des kirchenpolitischen Kon fliktes eine hervorragende Rolle gespielt. Seine 1884 er folgte Berufung in den preußischen Staatsrat und 1886 in das preußische Herrenhaus gab ihm einen bedeutsamen Ein fluß. Fürst Bismarck ließ seit jener Zeit die Gesetzentwürfe zur Abänderung der Maigesetze zuerst dem Hcrrenhanse zugehen, um sie hier unter Ausschluß der ihm unbequemen Mitwirkung des Zcntrumsführers Windthorst zur Verab schiedung zu bringen. Es gehört der Geschichte an, mit welchen Besorgnissen der Abgeordnete Windthorst die letzte abschließende Revision der Maigesctze im Jahre 1887 be trachtet hat. Der von Jahresfrist in den Stimmen von Maria-Laach" veröffentlichte Briefwechsel aus jenen beweg ten Tagen liefert dafür das urkundliche Material. Ain 9. August 1887 wurde Bischof Dr. Kopp als Fürst- bischof nach Breslau, der ausgebreitetsten Diözese Deutsch- lands, berufen. Neben rund 3 Millionen preußischen ge- .hören no.ch etwa 300 000 österreichische Katholiken den». Diö- zesanverbande an. In dem österreichischen Teile der Diö zese liegt die Herrschaft Johannisbnrg, woraus die In haber des fürstbischöflichen Stuhles das fürstliche E'nkvm- inen beziehen, das den verstorbenen Kirchenfürsten befähigte, für die Kirchennot in seiner Diözese und insbesondere in der Neichshanptstadt große Mittele anfznwenden. Die über aus verdienstliche Tätigkeit des verstorbenen Obcrhirten der Diözese Breslau fand sowohl auf kirchlicher wie staatlicher Seite Dank und Anerkennung. Papst Leo XIII. verlieh ihm den Purper nnd Kaiser Wilhelm II zeichnete ihn durch die Verleihung des Schwarzen Adlcrordcns ans, womit be kanntlich satzungsgemäß der persönliche Adel verknüpft ist. Die Katholiken Deutfchlands werden den verewigten Kardinal in dankbarem Andenken behalten; was er in den Jahren der Knlturkampfwirren für die katholische Kirche Deutschlands Gutes getan hat, wie er in den verwaisten Diözesen Deutschlands unermüdlich das Sakrament der Fir mung gespendet hat, wird ihm unvergessen bleiben. Im Herzen des katholischen Volkes hat er sich ein unvergäng liches Denkmal gcseetzt nnd am offenen Grabe des Bres lauer Diözesanbischofs schweigt auch die Fehde, die in jüng ster Zeit unvermeidlich geworden war. Kardinal Fürst bischof Kopp hat sicherlich stets das Beste gewollt und sich nur von den edelsten Absichten leiten lassen: das gestehen am Grabe des Kardinals auch alle jene gern zu, die nicht in allen Dingen mit ihn, eines Sinnes sein konnten. Die Gebete der deutschen Katholiken haben Kardinal Kopp ins bessere Jenseits hinüber begleitet; sie werden ihm auch weiterhin folgen. Gott möge ihm das zahllose Gute ver gelten, das er für das katholische Deutschland getan hat. Die Po!il k des Herrn Wilson Der amerikanische Präsident hat in der Behandlung der inneren amerikanischen Politik während der kurzen Zeit seiner Amtstätigkeit viel Geschick gezeigt. Die öffent liche Meinung wurde durch seine Erfolge während des ersten Jabres seiner Präsidentschaft vollständig gewonnen. Aber es ist nun, wenigstens was die Leitung der äußeren Politik durch Herrn Wilson aubelangt, ein großer Um schwung cingetreten und man sieht auch seine ehemaligen Freunde in ganz entschiedener Weise van ihn, abrücken. Schuld daran ist die unversöhnliche Haltung deS ameri kanischen Präsidenten in der mexikanischen Frage, jene Haltung, die mau in Europa schon lange mit Kopfschüttelu verfolgt und die jetzt auch von der öffentlichen Meinung der Vereinigten Staaten mißbilligt wird. Die Zähigkeit, mit der Präsident Wilson an seiner Ueberzeugung und dein einmal gesteckteil Ziele festbält, den Präsidenten Huerta von Mexiko nicht anerkennen zu wolle», scheint der end lichen Auflösung der mexikanische» Wirrnisse im Wege zu stehen. Herr Wilson hat bekanntlich als neueste Phase seiner Politik das Verbot des Verkaufs von Waffen an die mexikanischen Rebellen aufgehoben. Nirgends findet diese Jmmediatentscheiduug Billigung, sogar der Teil der Presse, der die bisher gegenüber Mexiko eingeschlagene Pol'tik gut hieß nnd der übrigens nicht besonders zahlreich war, ist mit dem Schritte des Herrn Wilson nnznfrieden. Man sagt sich mit Recht, daß durch die Möglichkeit, jedermann in Mexiko in den Besitz von Waffen nnd Munition zu bringm, unabsehbare Gefahren herautbeschworen werden, da auch bei einem Sturze Huertas die Ruhe nicht eintreten würde, sondern durch eben diese Waffenzufuhr die vielen Banden im Lande sich organisieren und auf eigene Faust Krieg führen, oder richtiger gesagt, brandschatzen und plündern würden. Die Notwendigkeit für die Aufhebung des Waffeneinfuhrverbotes war keineswegs vorhanden. Es war ein offenes Geheimnis, daß die amerikanischen bezw. inexi- klinischen Grenzbeamten beide Augen zudrückten, wenn Waffen ans Amerika nach Meriko kamen. Für die Amen- kaner hatte die stillschweigende Duldung dieser an sich uner laubten Einfuhr den Vorteil, daß sie mit moralischer Ent rüstung die Zufuhr von Waffen aus anderen Ländern ver hindern und, was ja für den Amerikaner nicht unwesentlich ist, Anspruch darauf erheben konnten, offiziell tugendhaft zn bleiben, ohne den Profit der Sünde zu verlieren. So- lange die Negierung diesen Waffenschmuggel nicht offen anerkannte, konnte man sich auch außerhalb der Vereinigten Staaten damit zufrieden geben und sich selbst suggerieren, daß alle Gebote der Moral erfüllt seien. Das ging um so leichter, als«bekanntlich Herr Wilson der große Prediger der Moral ist, und nur der Moral wegen Huerta stürzen wollte. Dabei verfolgt Herr Wilson überhaupt keine festliegende Politik. Er sieht ruhig zu, wie sich die beiden Parteien gegenseitig abschlachten nnd hat sich förmlich darauf vcr- bissen, daß Huerta abdanken muß oder gestürzt wird, als ob die Zukunft des Landes einzig und allein davon abhinge, ob gerade dieser eine Mensch Präsident ist oder nicht. Huerta soll nicht anerkannt werden, weil an seinen Hän- den Blut klebt. Bisher liegen keine Beweise vor, daß einer der Bavdenführcr auf andere Weise als durch blutige ' Kämpfe sich die Herrschaft über daS Land sichern kann, und konsequeuterweise durfte Herr Wilson den jeweiligen Sieger dann nicht anerkennen. Wenn die amerikanische Regie rung jetzt die Lieferung von Waffen an die Insurgenten nicht nur gestattet, sondern geradezu für lobenswert halt, während sie es als einen feindseligen Akt anzuseheir scheint, wenn irgend ein anderes Land Huerta mit Kriegsmaterial verfolgt, so ist das zum mindesten eine sehr kurzsichtige Poli tik nnd sieht so aus, als ob der Versuch gemacht werden sollte, den Waffenhandel in Mexiko für die amerikanischen Fabrikanten zu monopolisieren. Es ist klar, daß andere interessierte Länder von diesen Ausschaltungspiänen des Herrn Wilson nicht sonderlich erbaut sind. Dir mexi kanische Frage hat ein böses Loch besonders in die von britischer Seite so eifrig gepflegte Freundschaft zwischen England nnd den Vereinigten Staaten gerissen. Las weitschauende England hat bereits Angst, daß ihm der Zu gang zu den mexikanischen Fcnerungsöllagern abgeschnitwn wird. Daß die deutschen Interessen ebenfalls durch diese neue amerikanische Expansionspolitik geschädigt werden, ist klar, von den übrigen europäischen Großmächten gar nicht zu reden. Herr Wilson wird gut daran tun, die Politik des harten Kopfes aufzugeben und mehr als bisher mit den greifbaren Möglichkeiten zu rechnen. Sächsischer Landtag Dresden, den 2. März 1914 Zweite Kammer I» Gegenwart der Staatsminister DDr. Beck und Tr. Nagel trat die Zweite Kammer heute nachmittag 2 llbr zu ihrer 55. öffentlichen Sitzung zusammen. Tie Tribünen waren schwach besetzt. Abg. Sekretär Anders (Natl.l referierte zunächst namens der Finanzdepulation X über Kapitel 93 des ordentlichen Etats für 1911/15 betreffend Evangelische Kir chen. Er beantragte, die Kammer wolle beschließen, bet Kapitel 93, Evangelische Kirche», nach der Vorlage a( die Einnahmen mit 105 050 Mark zu genehmigen, 5) die Aus gaben mit 1299 213 Mark, darunter 300 000 Mack luusiig wegfalleud, z» bewilligen und e) die Vorbehalte zu Aitel 3, 7, 8, 9, 15 und vor Titel 6 zu genehmigen. Der Bericht erstatter gab besonders seiner Genugtuung über Ws erfreu lich zuuehincnde kirchliche Leben in Sachsen Aus.nwl. Abg. Günther (Fortscbr.) beschwert sich >u ansnihr- licher Weise über die angebliche zwaugsiueise AuswMiiug der Gemeinde Ellefeld und bezeichnet die von wm LandeS- kousistorium getroffenen Maßnahme» als wliuncucke. Tie Bedenken, die seitens der Gemeinde Eileseid gegen die Aus pfarrung geltend gemacht worden seien, habe das Laudes- konsistorium nicht berücksichtigt, obwohl hier auch wirtschaft liche Verhältnisse mit in Frage kamen, da wichen Fällen müsse doch Wohl das Interesse sür den poliuüaen und kirch lichen Frieden innerhalb der Gemeinden nwßg.'bend sein. Abg, Sin der mann (Soz.) brmertt, daß der Be richterstatter seiner Freude über da? zunehmende kirchliche Leben in Sachsen Ausdruck gegeben habe. In Wirklichkeit stehe die Sache so, daß fortgesetzt neue Kirchen gebaut wür den, die jedoch oft leeer ständen. Er und seine politischen Freunde würden aus prinzipiellen Gründen, die er hier nicht nochmals zn erörtern brauche, gegen das Kapitel stimmen. Abg, Schicblcr sNatl.I bemerkt, daß Frankenberg früher viele Jahre lang der Sitz einer Superintendent»,- gewesen sei. Später wurde diese Superintendentur mit Waldheii» vereinigt nnd dann zu Chemnitz gejecblagen. Jetzt bestehe nun die Absicht, Flöha znm Sitze einer Luper- intendentnr zu machen. Das Kapitel wurde hierauf gegen 16 Stimmen der So zialdemokraten angenommen. Abg. Schieblcr (Natl.) referiert nnnmebr über Ka pitel 88 bis 91 des Rechenschaftsberichtes auf die Fiuauz- periode 1910/11 betreffend Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts, Evangeleisch-liitheriscbes Laudes- konsistoriniil, Katbolisch-geistliche Behörden, Universität zn Leipzig, Technische Hochschule z» Dresden, Evangelische Kircbe», Gymnasien, Realgymnasien, Oberrcalscbulen. so wie höbere Töchterschulen. Er beantragte, die bei den ein zelnen Kapiteln vorgekonunenen Etatüberschrcitungen nach träglich zu genebmigen. Die Kammer stimmte dem Anträge mit Ausnahme der Kapitel Evangelisch-lutherisches Laudcs- konsistoniim, Katbolisch-geistlichc Behörden nnd evangelische Kirchen, gegen welche die Sozialdemokraten stimmten, ein stimmig zu. Abg. Dr. N o t b (Fortschr.I referierte dann namens der Beschwerde- und Petitiousdeputatiou über die Petition des Zentralvcrbandes der proletarischen Freidenker, Sitz Dres den: 1. nm Befreiung der Kinder von Eltern, die ans der Kirche ansgetreten sind, vom Besuch des Schulreligions- Unterrichts und 2. die Bestimmungen über den Austritt aus der Landeskirche einer Aendernng zu unterziehen. Er be- antragte, die Kammer wolle beschließen, zu 1. der König-