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Schauplatz ihrer eigenen Jugendzeit. Wer immer in derstehung der Erzämter und ihre Beziehung zum Werden des Kurkollegs. Von den Studien und Darstellungen aus dem Gebiete der Geschichte ist Doppelheft 1 und 2 des achten Bandes im Drucke vollendet: Dr. Jos. Sturm. Der Liguri »us: Ein Heldengedicht zum Lobe Kaiser Friedrich Not< barts. Die Vereinsschriften dieses Jahres eröffnet Faß' Kinder mit einer Arbeit über Eichendorffs Lyrik, die die Stoffe und Motivkrcise der Lyrik des schlesischen Dichters analysiert. In den letzten Tagen ist die zweite Schrift in Ihre Hände gekommen, eine von Max Nieger geschriebene Uebersicht über Sven Hedins Anteil an der Erforschung Zentralasiens, deren Widmung der große schwedisck>e Ent decker freundlich angenommen hat. Von Mausbachs Schrift „Tie katholische Moral" ist die zlveite Auflage vergriffen: jetzt ist im Bachemschen Verlage eine vollständig neue, auf das Doppelte erweiterte Bearbeitung erschienen. Redner ge denkt dann der im Laufe des Jahres verstorbenen Mitglie der der Gesellschaft, insbesondere des am 24. Januar zu Freiburg 72jährig verstorbenen Professors der Pastoral- theologie und Pädagogik Dr. Eorn-Krieg und des am 10. April in die Ewigkeit abberufenen Prälaten Franz Hüls kamp in Münster. Tie Versammlung ehrt das Andenken der Verstorbenen durch Erheben von den Sitzen. Freiherr v. Hertling dankt dem Generalsekretär und verliest ein Begrüßungsschreiben des apostolischen Vi kars von Sachsen, Aloys Schacher, der bedauert, durch Fir mungsreisen am Erscheinen auf der Versammlung verhin dert zu sein. Darauf hält Gymnasialdirektor Professor Ernst (Hil desheim) einen wissenschaftlichen Vortrag über den Wissens bereich in Hildesheim gegen Ende des 15. Jahrhunderts in, Lichte der Inkunabeln. Präsident Freiherr v. Hert ling dankt dem Redner und schließt die Versammlung. PMkische Rundschau. Drerdrn. der. 5. OOober ISN — Die seit langem zwischen Preußen und Bremen schwebenden Verhandlungen über eine gemeinsame Regulierung der Geeste von der Mündung bis oberhalb der Drehbrücke sind einen großen Schritt vorwärts gekommen. Beide Staaten haben sich, wie wir vernehmen, grundsätzlich über die Ausstellung eines Bauprogramms geeinigt, sodaß die größte Hoff mng für die baldige Inangriffnahme der vor nehmlich den an der Geeste liegenden Wersten zugute kommenden Arbeiten besteht. — Ter bayrische LaudwirtschaftSrat hat in einer Sitzung, der auch Prinz Ludwig von Baye rr beiwohnte, den Beschluß gefaßt, an die Regierung die Bitte zu richten, im Bundrsrate dahin zu wirke», daß angesichts des Ausfalles der Kartoffel ernte eine zeitweise Suspendierung des Maiszollcs statt finde. und daß Vorsorge dahin getroffen werde, daß die rückerstatteten Zölle tatsächlich nur dem Verbrauche zugute kommen; zweitens, daß den landwirtschaftlichen Brennereien gestattet werde, vorübergehend statt Kartoffeln Mais zu verarbeiten. — Tic Tüsseldvrscr Rcichstagsersabwahl sieht der „Vorwärts" an als eine Absage an die kapitalistische Gesetz gebung der herrschenden Klassen: das ist die erste Ohrfeige für den Liberalismus, der diese Partei unterstützte. Das Blatt weist darauf hin, daß seine Partei in „stark katholi schen Gemeinden" große Fortschritte gemacht habe, während gerade hier das Zentrum seine Wähler nicht habe an die Urne bringen können: der Liberalismus habe den Genossen nicht zu ihrem Zuwachs verholfen. „Das Zentrum im Wahlkreise Düsseldorf ist also durchaus nicht durch das libe rale Bürgertum in den Sand gestreckt worden, sondern durch das Erstarken der Sozialdemokratie, durch die Ausbreitung des Sozialismus in die breiten Massen des Volkes. Darauf war auch die Agitation unserer Genossen im Düsseldorfer Wahlkampfe gerichtet. Keinen Augenblick ist unsere Agita tion von dem Wege des prinzipiellen Sozialismus abge- tvichen In einer Reihe von Flugblättern wurde unsere Stellung zu den verschiedensten Fragen dargelegt. Unsere tellnng zur Religion, zur Wirtschaftspolitik, zur Sozial politik, zum Militarismus und zur Weltpolitik, und als letztes Flugblatt vor der Hanptwahl, das den Wählern im Kuvert znaestellt wurde, eine Darlegung und Erläuterung unseres Parteiprogramms. An sechs Sonntagen vor der Wahl wurden unsere Flugblätter im ganzen Wahlkreise von Haus zu Haus verbreitet, drei Wochen lang vor der Hanptwahl und bis zur Stichwahl wurde unser Partei organ. die „Volkszeitg.", in einer Auflage von 50 WO Exem plare» den Wählern ins Haus gebracht." Das letztere Mit- el wenden derzeit auch die Liberalen in Konstanz an und es scheint bei den kommenden Wahlen ganz allgemein zu werden. — Zur Durchführung der Ncichsvcrsicheruugsordnung. Rach den Bestimmungen der Neichsversicherungsordnung l at die oberste Verwaltungsbehörde der Bundesstaaten die Ausgabe, die Befugnisse der Versicherungsanstalt gegenüber den nicht von dieser eingerichteten Einzugsstellen zu regeln. In Ausübung dieser Befugnisse hat der preußische Handels- minister soeben eine Antveisung ergehen lassen. Darnach sind Einzugsstellen, mit Ausnahme der örtlichen, von der Versicherungsanstalt eingerichtete» Hebestellen, die Kranken kassen, Gemeindebehörden cder andere von der obersten Verwaltungsbehörde bezeichnten Stellen, welche Beiträge zur Invalidenversicherung eiuziehen und Quittungskarten ausstellen, Umtauschen und erneuern. Die Vorstände der Versicherungsanstalten sind befugt, den Geschäftsbetrieb der Einzngsstellen durch ihre Beamten prüfen zu lassen. Diese sind dazu berechtigt, alle Schriftstücke usw., die sich aus die Karteuausstellung und die Einziehung der Beiträge be ziehen, einzusehcn. Sie sind auch befugt, den Kassenbestand der Einzugsstelleu aufzunehmen und die Bücher zur Ver gleichung abzuschließen. Die Einzugsstellen sind vcrpflicks- tet, den prüfenden Beamten alles hierzu nötige Material vorznlegen. jede Auskunft zu erteilen und den Kassenbestand anfzuzählen. Abgesehen von Eilfällen ist die Aufsichtsbe hörde von jeder Prüfung vorher zu benachrichtigen; sie kann Vertreter dazu entsenden, lieber das Ergebnis der Prüfung haben die Vorstände der Versicl>er»ngsanstalten der Auf sichtsbehörde Mitteilung zu machen, die die Abstellung der gefundenen Mängel veranlaßt. Die prüfenden Beamten sind nicht befugt, den Kassenführern Anweisungen zu geben Jugend iil gründlicher Schulung eine harmonische Weltam schauung gewonnen hat und dann im reiferen Alter die Er> fahrung gemacht hat, daß diese Lebensauffassung und die Grundsätze der Jugendzeit in den Kämpfen des Lebens siegreich alle Angriffe überdauern, der denkt niit unauslösch sicher Dankbarkeit an die Stätte seiner Jugendbildung zu> rück. So geht es der katholischen Wissenschaft Deutschlands. Im Sciwtten der alten Bischofsdome war ihre Jugendzeit. Stätten wie HildcSheim mit seiner bernwardinischen Zeit, mit iner Tomschule, die weit über die Bistumsgrenzen hinaus als Quelle christlicher Kultur mit Ruhm genannt wurde, Stätten mit diesen unvergleichlichen Denkmälern, den ehernen Zeugen des Ringens nach plastischem Ausdruck der höchsten Wabrheitsgüter der Menschheit, solche Stätten sind der GörreSgesellschaft teuer als Jugendschule christlicher Wissenschaft und Kultur. An solchen Stätten ersckzeint uns plastisch verkörpert das erhebende Bewußtsein: „Ehristus derselbe, gestern und heute und i» Ewigkeit!" Sie alle wissen, wie die katholische Kirche Pflegerin und Hüterin jeder wiffensck-aftlichcn Arbeit ist und bleibt. Sie wissen, wie die Kirche jeder Wissenschaft die Freiheit zuerkennt, nach ihrer eigenen Methode zu arbeiten, Sie wissen, wie das kirchliche Hirtenamt noch in seinen jüngsten Erlassen eben diese Freiheit für die theologische Wisserischast mit Nachdruck betont, wie das Hirtenamt jener Unehrlichkeit cnigegentritt, die im Geiste der Gelehrten eine Glaubens erkenntnis konstruieren will, die niit einer widersprechen Len wissenschaftlichen Erkenntnis vereint bleiben soll, wie gerade die jüngsten Erlasse mit feierlichem Nachdruck dein Pessimismus im Gebiete der natürlichen Vernnnftarbeit ent,,egentreten. Hat nicht der christliche Forscher Grund genug, in unserer Zeit der tiefst greifenden Prinzipien^ kämpfe Dank der Kirche zu wissen für die autoritative Klar Haltung diser Grnndlinien wissenschaftlicher Arbeit? Daß uns das die Kirche ist, bezeugen die früheren und die neue sten Kundgebungen des Vaters der Christenheit. Das be zeuge'» uns auch die hohen Opfer, die wir hier in HildeS- heim von Bernwgrds Tagen an bis heute für Schaffung gediegener Pflanzstätten wissenschaftlicher Bildung gebracht haben. Noch vor zwei Monaten ist hier als Lebenswerk eines Irenen Sohnes der Kirche eine ägyptologische Samm lung enlsianden, die in Deutschland ihresgleichen sucht. Und nun lasse» Sie mich meine Wünsche für die Görresgesell »hast niederlegen in die segnende Hand, die St. Bernwards Bild auf nnserm Dvmplatze über Sie erhebt. Im Bern- ward grüßt Sie das alte Hildesheim. So bewillkommnet Sn nch das neue Hildesheim, das seine Jugend zu Ihren Lebrstählen an de» Universitäten entsendet. Wie diese I» gend heute morgen im Tome die deutschen Männer der Wissenschaft im Glanze der machtvollen Lichterkrone Hezilos, and sie sieht daraus,daß Gott der Mittelpunkt und das Ziel Willens ist; das ist die Idee, die die GörreSgesellschaft von der Wissenschaft hat. Eine solche Auffassung von wissen- sclxn'llichen Arbeiten begründet daS beglnckendste Bewußtsein inmitten der heißesten Prinzipienkämpfe. Daß nnS hier neue ermutigende und fruchtbare Anregungen von dieser Tagung zuteil werden, das ist mein Segenswunüh für die wissenschaftlich arbeitenden Kreise unserer Bischofsstadt. «Lebhafter Beifall.) Präsident Freiherr v. Hertling: Ich danke dem hochw. Herrn Bischof für seine schönen Worte. (Bravo!) Wen» er gesagt bat. daß nur eine Vorliebe für alte Bi schofssitze hätten, so möchte ich hinzufügen: weil da die Vi- ichöse sind' Wir haben von den Bestrebungen unserer Ge sellschaft dir theologische Wissenschaft ausgeschlossen, aber wir haben immer das größte Gewicht darauf gelegt, mit der Vertretung der kirchlichen Autorität in engster Verbin dung zu stehe». Wenn ich es auch nicht liebe, von meiner 'Person zu sprechen, so muß ich doch nach der mir speziell heute gewordenen Aufmerksamkeit innigsten Tank ans sprechen und zu gleicher Zeit znm Ausdrucke bringe», wie erschüttert ich war im Winter von den vielen und aufrichti gen Beweise» der Teilnahme, die mir damals zngiuge». Ich kann nur sagen, ich beziehe alle diese Teilnahme, die vielen Gebete für mich, nicht auf mich, sondern auf die große Sache, der ich diene, und der ich meine Kraft, so Gott will, noch lange widmen werde. (Lebhafter Beifall.) Bürgermeister Dr. Ehrlicher begrüßt die Gesell- scbns! namens der Stadt. Darauf erstattet der General sekretär Dr. Eardauns den Jahresbericht. Was die Veröffentlichungen der Gesellschaft angeht, so nenne ich, ab gesehen vom plulvsophischen und lüstorischen Jahrbuche, zu „äcbst das Staatslenton. Erschienen sind in diesem Jahre der vierte Band der dritten und die vier ersten Bände der unveränderten vierten Auslage. Ter Schlußband beider Auslagen wird vielleicht schon bis Ende dieses Jahres fertig. Von einem spanischen Gelehrten wurden Verhandlungen wegen einer sl'anischen Ausgabe des Staattzlcrikous einge- leitet. Am 11. Juli konnte Prälat Ehses, der Leiter unse res römischen Institutes, dem heiligen Vater den fünften Band des Eoncilinm Tridentinnm überreichen. Pius X., rem dieser Band gewidmet ist, hat nicht nur dem Heraus geber sowohl in einer Audienz wie einem Breve seinen Dank ausgesprochen, sondern auch bei Gelegenheiten, dem Beispiele seiner beide» Vorgänger folgend, seiner Anerken nung für das Wirke» der GörreSgesellschaft Ausdruck ge geben und allen Mitglieder» den apostolischen Segen er teilt. Ferner ist der zweite Teil des ersten Bandes des Eoncilinm Tridentiniim in etwa 1100 Quartseiten, den wieder von Professor Merkle bearbeitete» zweiten Teil der Diarien umfassend, bis auf das Register gedruckt Von den „Quellen und Forschungen" befindet sich im Truck der 11. Band. Fertig ist der 15. Band. Abgeschlossen ist ferner von demselben Herausgeber der zweite der „Vatikanischen Quellen" zur Geschichte der päpstliclien Hof und Finanz verwaltung, enthaltend die Ausgabe» unter Johann XXIk., nebst den Jahresbilanzen 1310 bis 1075. Vom 5. Bande der Studie» der Geschichte und Kultur des Altertums er- schienen zwei Doppelhefte: Friebel, Fulgentins, der Mytbo- graph und Bischof, und Dolger, die Sphraris-Firmung in den ersten drei Jahrhunderten. Von den Publikationen der Sektion für Rechts- und Sozialwisscnschaft Heft 0 und 10: Ebert, Der kirchenrcchtliche Territorialidmus in Bayern im Zeitalter der Säkularisation, und Büchner, Die Ent- oder die Aufsichtsbehörden unmittelbar um Abstellung bock Mängeln zu ersuchen. — „Beseitigung der Futtermittelzölle!" rufen die So zialdemokraten. Wie steht es damit? Der weitaus größte Teil der zur Verfügung gelangenden, aus dem Auslande eingeführten Artikel ist zollfrei. Es wurden zollfrei ein geführt in Doppelzentnern: 1910 1909 Kartoffeln 2 122 400 2 358 602 Heu und Stroh 1 682 949 1850695 Futterrüben und sonstige Feld- rüden 165 459 112 044 Kleie 11286 931 12 029 870 Reisabfäüe 1 545 866 1 433 986 Schlempe 422 516 535 089 Rübenschnitzel (frisch) . . . 135 180 149 022 Malztreber usw 1 332 570 1 333 645 Der Gesamtwert der zollfrei eingeführten Futtermittel betrug 1010 rund 280 Millionen Mark, 1900 rund 295 Mil lionen Mark: eine Steigerung bis zu beliebiger Höhe ist durch keinerlei Zollschranken gehindert. Verzollt wurden an Futtermitteln nur Gerste und Mais; Hafer, der als Mastfutter kaum Verwendung findet, kommt hier nicht in Betracht, der Zoll für Futtergerste beträgt 1,80 Mark, für Mais 3 Mark auf den Doppelzentner. Daß diese Sätze die Einfuhr nicht erschweren oder gar verhindern, ergibt sich namentlich für Gerste aus der Steigerung der Einfuhr. Sie betrug im Jahre 1901 insgesamt 5 997 487 Doppelzentner, im Jahre 1910 28 203 107 Doppelzentner. Für Mais lassen sich die entsprechenden Zahlen nicht geben, weil seit der Erhöhung des Zollsatzes für Mais von 1,60 auf 3 Mark der Zoll in steigendem Maße dadurch umgangen wird, daß Mais nicht als Korn, sondern als Futtermehl, Kleie (Homko, Maizena usw.) bei uns eingeht, Produkte, die sämtlich zoll frei sind, aber statistisch nicht besonders erfaßt, sondern unter der Gesamtbezeichnnng Kleie aufgeführt werden. So ist auch hier nur ein hetzerisches Geschrei vorhanden und prak tische Vorschläge recht selten. Auch hier sagen wir, daß eine Aenderung des Wirtschaftssystems zu nichts führt, an dere Mittel sind anzuwenden. — Die Liberalen in Konstanz und Kardinal Kopp. Der Breslauer Fürstbischof hat an den oberschlesischen Klerus eine Weisung erlassen in Sachen der polnischen Agitation, um i» den Gemeinden den nationalen Hader nicht zu sehr entbrennen zu lassen. Was machen nun die Liberalen in Konstanz daraus? Ter liberale „Grenzbote" hat die Kühnheit, den Erlaß zn fälschen und zu schreiben, der Kardinal habe sich gegen die „politische Agitation" der Geistlichen ausgesprochen. Da hört doch alles auf. Aber mit solchen Mitteln arbeitet der Liberalismus dort am See; er zieht Päpste und Bischöfe heran und dann nennt er wieder die Zentrumswähler „Römlinge". Nette Heuchelei! — Masirueinbrrufuug italienischer Arbeiter. Nach einer neuen Order werden zahlreiche italienische Arbeiter, die sich in Deutschland aushalten, zu den Fahnen ein- berufen. Die Leute zogen teilweise schon am letzten Sonn tag unter lebhaften Zurufen der Zurückgebliebenen ab. — Die Maitresse deS SozialisteuführerS Lassalle ist in München durch Selbstmord aus dem Leben geschieden. Lassalle wurde 1864 in einem Duell getötet. Der „Bor- wärtS" teilt an kleinster Stelle diesen Todesfall mit. Jtalie». — DaS Amtsblatt veröffentlicht folgende Bekannt machung des Marineministeriums: Da die Türkei zuerst Akte der Kaperung gegenüber der italienischen Handelsmarine ausgeübt hat, behält sich die italienische Regierung vor, indem sie von dem ihr nach Artikel 211 des Handelsschiff, fahrtkcodes zustehenden Rechte Gebrauch macht, türkische Handelsschiffe wegzunehmen und zu kapern. Frankreich. — Eine Sitzung de» interparlamentarischen Rates, fand am 4. Olt. in Paris statt, an der von 21 Staaten 16 teilnahmen. Deutschland wurde vertreten durch die Abgeordneten Eickhoff und Hauptmann. Amerika durch Bartholds, England durch Lord Weadale, Ungarn durch den Grasen Appontzi, Oesterreich durch den Freiherrn v. Plener und Belgien durch den StaatSministcr Beernaert. Die Hauptsitzung war auf den Nachmittag anberaumt. — I« der Sitzung der interparlamentarischen Union wurde Mittwoch ein Beschlußantrag angenommen, in dem da« Bedauern darüber ausgesprochen wird, daß dem Geiste des Friedens, der die beiden Kongresse im Haag beherrscht habe, so wenig Rechnung getragen worden sei und daß die Schnelligkeit, mit der die Kriegserklärung erfolgt sei, die Möglichkeit einer Verständigung oder Vermittelung ver- hindert habe. ES wird ferner die Hoffnung ausgesprochen, daß ein internationales Vorgehen im Sinne der Haager Konventionen eine schnelle Wiederherstellung deS Friedens herbeiführen werde. Die italienischen Delegierten enthielten sich der Abstimmung. — Der höhere Rat der nationalen Verteidigung, der veifafsungSgemäß im Monat Oktober zusammentreten muß, ist auf den 9. Oktober einberusen worden. -tust!««» — Der Geueralgouverueur verbot wegen Anwesenheit des Zaren im Südwestgebiet« das Tragen und Aufbewahren von Feuerwaffen, einschließlich der Jagdflinten und dazu ge höriger Munition. Türkei. — Ueber tausend Mohammedaner versammelten sich gestern in der Hagia Sophia, um gegen das Vorgehen Ita liens zu protestieren. An den König von England als den Herrscher über zahlreiche Mohammedaner wurde ein Tele gramm gesandt, das die Intervention des Königs erbittet. Ebenso wurden Protesttelegramme an alle Parlamente ge sandt. Die „Jeni Gazetta" ist kriegsgerichtlich suspendiert worden und wird heute unter anderem Titel erscheinen. — Nach drr Liste des neuen Kabinettes, die dem Sultan zur Genehmigung unterbreitet wurde, wird der frühere Kadi Jahia Scheik ul Islam. Der Botschafter in Wien, Mustafa Reschid Pascha, erhält das Portefeuille des Aeußeren, der Mali von Adrianopel, Dschelal, das des Innern. Der Vakuf-Minister erhält das Portefeuille der Justiz und. behält vorläufig das des Bakus bei. Der Rechts beirat des Ackerbanministeriums, Sinapian, übernimmt daS Portefeuille des Ackerbaues und der erste Adjutant des