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Nr. ILO. Freitag, den 26 Mai »VOS 4. Jahrgang. SWsche WksmtuW »rf-Hein« «S«lt ch ««ch«. mit «u»nabme der «onn. und Festtage, j > . — . — 1! Inserat» werden die »aettalikiik Pettk-eill' oder dersn Rann »ch i > llvaddSngiger cageblan kürülakrdeir, «ecdt u. srelbeii. ^ "ednkiionS.epcecvslunde: I1-I» Nbr. I Ptllnttzrr «trasie 4». - Fer,-,vre»er »lmt I Nr. l»« UrsiHetnt tialt M »ach«, mit Ilutnabm» der Tonn-und Festtage. !!—_ » ^ . — » — —». — —. I Inserat« werden die koettalteiie Pettr^eUe oder deren Rann in jUnrddS«glgrrtsgedlankSrlllaksßeir,becdlu.treibe». > - «nckdrutteret, Redaktion und «eschäst-ftell», Lr»«de». PiUnider «trakie 4». — Feri ipre»er »lmt l Nr. l»« Der Fall Bachfteiu. Mit Januar l. I. batte der Mindcncr Divisionspfarrer Bachstein in Osnabrück im Evangelischen Bunde einen Vor- trag gehalten, der damals nicht nur großes Aufsehen, son dern in allen katholischen Kreisen tiefste Entrüstung hervor- gerufen hatte. Schon die Person des Vortragenden war geeignet, in katholischen Kreisen nicht angenehm zu berühren. Pastor Bachstein, der Mitte der vierziger Jahre steht, be gann seine Tätigkeit als katholischer Kaplan in Breslau und amtierte in Potsdam und Greifswald. Dort fiel er 1889 zum protestantischen Glauben ab', seit 1892 ist er als Divisionspfarrer in Minden stationiert. Wie er in die Militärseclsorqe ausgenommen worden ist, entzieht sich unserer genauen Kenntnisaber man hört allerlei hierüber sagen. Bevor der Angeklagte in Osnabrück sprach, wies die liberale Osnabrücker Zeitung in der Ankündigung des Vortrages darauf hin, das; Bachstein früher katholischer Priester gewesen sei. Infolgedessen sandte das katholische Diözesanorgan in Osnabrück, die „Osnabrücker Volks zeitung", einen Berichterstatter zu der Versammlung und veröffentlichte am folgenden Tage einen Bericht über den Vortrag Bachsteins, der auch in zahlreiche andere Blätter überging. Tic Aenßernngen Bachsteins riefen nach diesem Bericht das größte Aufsehen hervor. Tie Rede selbst war mit all dem Haß geladen und ge spickt, dessen nur ein Renegat fähig ist; nur ein abge- sallener Priester konnte so über katholische Einrichtungen urteilen. Sprach er doch in Bezug auf den Kultus der Kirche von Firlefanz, Popanz, Mummenschanz; Papst, Teufel und Höllentor nannte er in einem Atemzuge. Zu seiner Rechtfertigung führte Bachstciu an, er habe die Aus drücke nur gebraucht im Sinne der falschen Heiligtümer, um plastisch zu werden. Worte, wie Papst, Teufel und Höllentor seien in dem Sinne gemeint, nur Jesus Christus führe uns über alles hinweg zum Sieg. Schließlich habe er gesagt, die Messe sei im Volksinstinkt etwas Zauber haftes, Unheimliches, Wunderbares. Er sagte, die leise ge murmelten, nur halbverständlichen Worte der Formel wür den vom Volke deshalb so als eine Art „Hokuspokus" ver standen. Damit hat er die Wandlungsworte gemeint; in Wirklichkeit lauteten die Worte noch viel schärfer. Ein katho lischer Zeuge bestätigte, das; er noch nie solche gemeine Be- sclnmpfuiigcn der katholischen Kirche gehört habe; der Papst sei direkt als Satan bezeichnet worden. Selbst der prote stantische Pastors R o l f s s, der Leiter der berüchtigten Ver sammlung, mußte eingestchen, das; einzelne Ausdrücke besser unausgesprochen geblieben wären, wie z. B. den Katholiken werde der Herrgott „kubikmeterweise" in der Wandlung zu gemessen. Soweit der Tatbestand, der sich also genau an- schließt an das, was wir seinerzeit über die Rede berichtet batten. Wie stellte sich der öffentliche Ankläger zur Sache? Der Vertreter der Anklage betonte, das; die von Bachstciu beschimpsten Einrichtungen zu solchen der katholischen Kirche gehörten; der 8 166 (Gotteslästerung und Religionsbe schimpsiing) trete also in Wirksamkeit. Objektiv sei dieser sickx'rlich verlebt; nun frage es sich, ob auch subjektiv die Beschimpfung erfolgt sei. Früher sei die Anilagevertretiing auf diesem Standpunkte gestanden, heute nicht mehr. Ter Angeklagte habe nur fahrlässig gebandelt und deshalb werde Freisprechung beantragt! Selbstverständlich schloß sich der Verteidiger dem an; der Angeklagte selbst ging noch einen Schritt weiter: er wandte sich sogar dagegen, das; er sich auch nur einer objektiven Beschinipsifng schuldig gemacht baben soll. Wollte man das annehmen, so träfe das auch ans das evangelische Bekenntnis zu. Er könne Nachweisen, das; die ihm zur Last gelegten Aeußernngen W o r t s n r W ort i n evangelischen B e k e u n t n i s schr i f t e n stehen, l j Man dürfe nicht vergessen, die Monstranz sei die Standarte ^ gegen den Protestantismus. Tie Standarte des Feindes aber dürfe keine Honneurs beanspruch». Sie werde doch zu dem ausgesprochenen Zweck in der Prozession hernm- getragen, die Ketzer zu bekehren oder die Andersgläubigen mindestens zu ärgern. In dem evangelischen Gesangbuch für Anhalt von 1860, das heute noch im Gebrauch ist, finde sich auch der Satz: Papst. Teufel und Höllentor. Dieses Gesangbuch sei geprüft und vom Herzog von Anhalt gut geheißen worden. Wollte man da sagen: Hier sei eine Roheit begangen? Das wäre ein direkter Angriff gegen die evangelisch Kirche. So der Apostat Bachstein! Wir unterstreichen nur den einen Satz, daß die ausgesprochenen Roheiten und Be schimpfungen in den Bekenntnisschristen der protestantischen Kirche' stehen! Ter Gerichtshof schloß sich dem Antrag des klagevertreters an, und es erfolgte Freisprechung. Wir wollen nicht in eine Kritik des Urteils des Kriegs gerichts eintrcten; aber ausfallend ist es, daß der Kläger ! selbst die subjektive Beschimpfung bestritt. Wenn je ein- ^ mal von jemandem gesagt werden kann, er habe die katbo- > lische Kirche mit Absicht beschimpft, so muß das von einem ! früheren katholischen Geistlichen gelten; dieser muß noch so ! viel Erinnerung an seine bessere Zeit besitzen, um zu j wissen, daß solche Ausdrücke tief verletzen. Weshalb hat ! denn Bachstein gerade diese auffallend scharfen Ausfälle ge- ! wählt? Wir sind von den Rednern des Evangelischen Bundes sehr viel gewöhnt, aber noch nie bat einer derselben die Katholiken so tief zu kränken verstanden wie Bachstein. Wir halten mit unserer Kritik auch deshalb zurück, weil wir wissen, das; noch nicht das letzte Wort in dieser Sache ge sprochen ist. Nach unseren Informationen wird gegen die Freisprechung Berufung eingelegt. Aber selbst wenn das gerichtliche Verfahren beendigt ist, ist damit die Sache nicht aus. Wir wissen, das; gegen Bachstein ein Tisziplinarver- ! fahren eingeleitet wird, das mit der Entlassung aus dem Amte endigen dürste. Der Kriegsminister verbittet es sich be stimmt, das; Beamte des Heeres derart den konfessionellen Frieden stören! Was mag der Pastor Barbstein erst seinen Soldaten predigen, wenn er schon in der Oefsentlichkeit so spricht? Unser Heer ist seither von konfessionellen Hetzern rein geblieben; wir wissen ans bester Onelle, daß es i» Zu kunft so bleiben und daß das Kriegsininisteriui» sehr scharf Vorgehen wird. Deutscher Reichstag. s. Berlin. IW. Sitzung MI! 2-l. Mai 1W6. Der Reichstag nahm heute zuerst den Gesetzentwurf an, welcher den Handelsagenten die Legitimationsursnnde gibt. Dann folgte der Antrag Trenensels betr. Aendernng der Haftpflicht für Tierhalter. Dr. Spahn empfahl die j Resolution, nach welcher das Reichsjnstizmnt ersucht werden ! soll, in neue Erwägungen über Milderung der Hasipsl cht ! einzutreten. Staatssekretär Nieberding ß-gte dies zu. und ! das Hans nahm nach kurzer Debatte diesen Antrag an. ! nachdem ein Antrag Dr. Müller-Meiningen, erst Erhebungen i anznstellen, abgelehnt worden war. Ter Grsttzentwnis über Entlastung deS Reichsgerichts wurde ohne namei ll-ch.e Ab stimmung in dritter Lesung .angenommen. Bei d-m nun folgenden Wahlprüfnngen wurden die Wahlen von Barbeck (fr. Vp.f, Brejski und Koriani» (Pole» für ungültig er- - kärt. Sodann folgte die Abstimmung über die Handwerker Petitionen, die Anträge Erzberger betr. Meisterprüfung und Befäh'gnngsnachwerS für das Bang.werbe wurde an genommen. — Es folgt ein Antrag v. Hompesch (Z!.>. morgen de» Gesetzentwurf znm Bergrecht auf die Tages ordnung zu setzen. Tie Konservativen beantragen hierüber namentliche Abnimmniig, dabei zeigte rs sich, daß das Haus beschlußunfähig war und so der Gesetzentwurf morgen nicht beraten werden kann. Der Verlauf der Sitzung war kurz folgender: Das Haus erledigt heute in 3. Lesung den Antrag Blell, betr. Erteilung der Legitimalionskartcn an Handelsagenten: der selbe wird angenommen. Es folgt die Beratung des Antrages betr. 8 833 des B. G.-B. über Tierschaden. — Abg Tr. Spahn (Zentr.) geht auf die Entstehungsgeschichte des Artikels ein. Eine Aendernng des B, G.-B erscheint mir verfrüht: die Resolution der Kommission, die auf Erwägung geht, sollte einstimmig an genommen werde». Dadurch zeigt der Reichstag, daß er mit der scharfen Auslegung des Reichsgerichts nicht einverstanden ist. (Bravo!) Staatssekretär Nieberding: Das Rcichsjustizaml hat Be denken gegen die heutige Formulierung des ^ 333 des V. G.-B.; die heute beliebte Auslegung geht zu weit. Wir treten gerne in eine neue Prüfung ein und hoffen, daß wir dem Hanse einen ent sprechenden Gesetzentwurf vorlegen tönnen-, ober eine Zusage können wir nicht geben. (Bravo.) — Abgeordneter Motken- b»hr (Soz.) spricht sich gegen die Resolution aus. Eine Aenderung des rs 823 hat eine Bereicherung Wohlhabender im Gefolge — Abg. Held inall) hofft nuf eine baldige Vor legung des Entwurfes. - Abg. Rören (Zentr.): Nm eine Aus nahmestellung für den Tierhalter handelt cS sich im Antrag Treucnfcls nicht, wohl aber im 8 833 des B. G.-B.: die Aus nahmestellung des Tierhalters soll beseitigt werden. Wenn man die Schnldfrage sonst entscheiden läßt, weshalb gerade nur hier die Verursachungslheone. (Sehr gut!) — Abg. Vogl Hall <Frs. Bolksp.) schließt sich diesen Ausführungen an. — Abg. Tr. Müller-Meiningen iFrs. Dcstlsp.) beantragt erst eingehende Er hebungen über die Härten dieses Gesetzes und dann erst Abände rung desselben. — Nach kurzen Anssührnngen verschiedener Ab geordneten wird die Resolution Dr Mi'illcr-Meiiimcp.n betr. Er hebungenin dieser Sache abgclchnt, die Resolution der Kommission angcuommen. Es folgt die 3. Lesung betr Entlastung des Reichsgerichts. — Abg. Himburg (kons.j: Wir stimme» der Novelle zu. da wir kein anderes Mittel kennen, nm das Reichsgericht zu entlasten. — Abg. StadtHagen (Soz.) svricht sich des längeren gegen den Entwurf cnst nnd ihm schließt sich Blnmenthäl (Bolksp.- »n. — Abg. Biinslermann (natl.) stimmt für die Vorlage. Damit schließt die Gcneraldisknssion-, in der Spezialdisknssio» wird das Wort nicht verlangt. Der Gesetzentwurf wird ohne namentliche Abstimmung gegen die Linke angenommen. Es folgen Wahlprüfnngen: in namentlicher Abstimmung wurde mit IW gegen 100 Stimmen bei 17 Enthaltungen '.die Wahl des Abg. Barbeck (Fccis. VolkSp.) für ungültig erklärt. Es folgt die Wablprüfung dcS Abgcordnctcii Prejski. Tic Wahl wird ebenfalls nach kurzer Debatte für nngüllig erklärt. Es folgt die Wahl von Korfnnty, die Kemnnjsion beantragt Ungültigkeit. Graf Mielzinski (Pole) beantragt die ZmUct. »veisuug an die Kommission. Aach kurzen Bemerkungen wird dKscr Änlstäg abgelehnt »ich die Wabl Korfanths für ungültig erklärt. Es folgt die Abstimmung Uder die Handwerke! Petitionen. Auf Antrag Erzbergrr wird die Petiiicn, betr. Meisterprüfung als Voraussetzung der Lehrlingsausbildung, zur Berücksichtig»»'«, überwiesen, ebenso der Antrag Erzbcrger, brtr. Befähigung»-- Nachweis nir das Baugewerbe. — Das Haus vertagt sch hieraus. Der Präsident schlägt für morgen die .Kamernncisenhahn vor. Graf v. Hompesch (Hrr.) lreannagt, für morgen die erste Lesung der Gesetzentwürfe zum Bergrecht nuf die Tagesordnung zu setzen, da diese so aktuell seien, daß die anderen Gegenstände zurücksicben können. — Präsident Gras Balle streun Es handelt sich um Initiativanträge, beschließt das Hans demgemäß, so füge ich mich. — Adg. v. Normann (kaust) beantragt namentliche Abstimmung hierüber: die Sache Hai nicht solche Este. — Abg. Dr. Pnasche (nat-lib.) schließt sich dein an. — Abg Si nge r (Soz.) bittet, wie gestern die Namen der Abgeordneten zu verl-sen, we.cke den Antrag ans namentliche Abstimmung steltten. Wir wollen die Sache hier verhandeln, statt in derKarrikaliir von einem Parlament. (Der Präsident ruft Singer zur Ordnung.) — Dr Bachein <;'»tr) Gras v Hompesch hat seinen Antrag im Namen unserer gesamien Fiallion gestellt, er ist ung> wohnlich, aber wir sind in einer ungewöhnlichen Situation und diese reck ist'. ligi iolü e unge wöhnliche Mittel. — Abg. Gröber <Ztr >: Ich woll'e denselben Wunsch ansstrechcn, wie der Abg, Singer und lütte, die Namen zu mrlestn. (Heitertest.) — Abg. Ga mp (Reichen): Es ist unerhört, daß der Reichstag sich hier einnnscht, und wir werden mit allen gesch istsordiünigsmäßigr u Miueln di iiegi n auläwpsei!. Der Präsident verliest die Namen der Autiogstr! er. ist folg' dre namentlich' Abstimmung: für den Antrag Hamp-sch stimmen 113, gegen deniclbrn 37, cinlintten 1. Das Haus ist beschlußunfähig.— Der Präsident letzt die nächste Sitzung ans morgen I Uhr an. Tagesordnung: stmmriiuenenbahn. Die Religion geistiger Alkohol. Dies schöne rhetorische Bild Hai zu seinem Urheber den Genossen Mehring, der in der „Leipz. Volksztg." (Nr, 111 vom 16. Mai 190'») in einer Polemik gegen einen Vortrag des Genossen Manrenbrecher über „Proletarische Religion" schreibt: . „Genosse Manrenbrecher sagte in seinem Vorträge, daß der Schnapskenset verschwinde, wo die moderne Ar beiterbewegnng nm sich greife, nnd sah darin eine erfreu liche Erscheinung. Das ist natürlich richtig, aber das gilt nicht nur vom leiblichen, sondern mich vom geistigen Alko bot. nicht nur vom Schnapse, sondern auch von der Neli gion. Am weltbefreienden Einanzipationskawpf des mo dernen Proletariats stirbt alle Religion ab." Das ist wirklich eine Schnapsidee, die aber ungemein geeignet ist, ein recht betles Licht ans den wirklichen Sinn des Satzes, daß Religion für die Sozialdemokrgtie Privat- fache sei, zu werfen. Denn der Alkobolisinns, der wirkliche, ist im Interesse der Physischen, sittlichen nnd geistigen Hebung des Arbeiter standes mit aller Kraft zu bekämpfen. Den» er ist der größte Schädling am Leben der Gesellschaft. Wer die Re ligion mit dem AlkobolismiiS auf die gleiche Stufe stellt, nnd das tut ja eben Mehring mit seinem Vergleich der Re ligion als geistiger Alkoholismiis. der »ms; diese ebenfalls bekämpfen, und zwar mit aller Kraft hkämpfen und kann sie, so es ibm Ernst ist. mit seiner Rederei gar nicht als Privatsache behandeln. Trotzdem will Mebring feinen Lesern vormachen, der Satz, das; Religion Privmsache iei, müsse „so ansgesaßt wer den, das; alle Art religiöser Propaganda durch die Partei, sei es »im in negativem oder in positivem Sinne, ansge schlossen werde . . . Die Partei fragt keines ibrer Mit glieder nach seinem Katecbismiis; sie bindert leinen Genossen an der Befriedigung seiner religiösen Bedürfnisse, falls er deren noch bat, und scbätzt ilm deshalb nm kein Atom ge ringer ein. Sie beansprucht nur, daß ibr Gleiches mit Glei cbem vergolten und ne nicht mit Tinge» bebetligt werde, die sie nichts angebe»." Gut geprüllt, Löwe! Aber mächtiger als diese schönen Sprüche voll Toleranz bis i» die Knochen sind doch die Tat sache», und die Tatsachen streiten diese Sprüche grausam Lügen. Oder sollte es für das „psticbologische Rätsel" ein »n lösbares Rätsel sein, die Frage zu begntworten, wie denn die sozialdemokratische Agitation, die sozialdemokratische Presse, die soizaldeinokratiscbe „anchmissenschastliche" Litera tnr zur Religion sich stellt? Wo ist da ein Verhalten. Ivel ches diese» Meliringsckien Deklamationen entspricht? Hat nicht Bernstein in richtiger Erleiiiitnis dieses Tatbestandes und auch der inneren Notwendigkeit, welche die Sozialdemo kratie in den Religionsbas; hineinzivingt. de». Satz, das; Re ligion für die Sozialdemokratie Privatsache sei. als eine Heuchelei bezeichnet, die besser ans dem Programm ver schwinde. Genosse Mehring gehört anscheinend z» jenen Anti-Alkoholiker», von denen Heine sagt: ... sie predige» öffentlich Wasser nnd trinken heimlich Wein; will sagen, er verzapft nach außen bin seine wässerigen Toleranzphrasen, um in Wirklichkeit aber den Haß und Kamps gegen die Re ligion zu predigen. „Am mellhesreienden Emanzipatioiiskampie des mo dernen Proletariats stirbt alle Religion ab." meint er wei ter. Tas ist ancb so eine Idee, von welcher die Wirklichkeit gar nichts weiß. An, die „Sozialistischen Monatsbestc" ist Herr Mehring schlecht zu ivreche». Aber wenn er dort nach- l'Iällein wollte, würde er iinden, daß eine ziemliche An zahl von Artikel» der Frage gewidmet sind, dem Proletariat statt des schal gewordenen Materialismus, der allen Idealis mus vergiftet, eine» stärkeren Tran! zu geben »nd daß da eben wiederum an die Religion, wen» auch noch in lwmöo- Vallnscher Verdünnung, znrückgegriisen wird, weil eben zur Durchführung eines Eiiianzipatioiislaiiivses einer ganzen Klasse ein opferiälnger Idealismus gehört, der nimmer ans dem faulenden Bode» des Materialismus gedeiht. Inas die sozialdeiiiolralische Presse ia bereits vieliacki bestätigt bar durch ihre Klagen über das Schwinden des Idealismus in den Reibe» der Genossen. Ein solcher »Idealismus läßt sicb nicht ans dem Schnaps glas ichövscii. alle Alkoliolseligkeit reicht dazu nicht ans. Ein solcher Idealismus ist nur möglich ans dem Boden einer Weltanschauung, welche den Mensche» hcraiishebt über die Erbärmlichkeit des Alltages, nickst iu vorübergehender Al- koholberaiiickmiig nach dem alten Rezept: „Wer Sorgen bat hat auch Likör." sondern durch ständigen Hinweis ans ein einiges, des Höchste» Krasteiiisatz.es würdiges Endziel. Tas bat dniilcl wobt ancb Genosse Maiirenbreckrer gefühlt, wenn