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soweit sie nicht bereits Verwendung gefunden hatte, in den Straßen auf, jeden Moment znin Aufsitzen bereit. Unwill kürlich glaubte inan sich in ein Feldlager versetzt zu sehen. Allmählich zogen die Massen von allen Seiten herbei. Sie ver dichteten sich in der Nähe des Domes und in der Nähe der Hofburg zu einer wahren Menschenlawine. Jeder strebte dein Orte zu, aus dein er sich einzufinden hatten. Wer kei nen Platz finden konnte, der gesellte sich zu den vielen Tui- senden, die auf den Bürgersteigen ivarwten. Der Regen wurde immer dichter, aber auch dichter die Menschenmenge. Jesuitenpater Kolb >hatte gestern das rechte Wort getroffen, als er sagte, das; wir Katholiken auch die Unbilden der Witterung zu ertragen vermögen, wenn cs gilt, unseren Herrgott zu ehren. Opfer, gewaltige Opfer sind gebracht worden, besonders von den ärmeren Leuten, die von weit herbeigeeilt sind. Alle sind sie im Festschmuck und ertragen ohne Murren die Unbill der Witterung. Das ist echter Ka tholizismus, der zu jedem Opfer bereit ist, tiefer innerer Glaube. der aus dem Innern der Seel? hervorquillt. Un aufhörlich beivegt sich di? Masse hin und her. Alles ist in Fluß. 16 Uhr. Alles ist noch im Zweifel, ob die Prozession in Anbetracht des überaus schlechten Wetters stattfinden könne oder nicht. Alles blickt znin Turin des St. Stephansdomes. Es war nämlich bekannt gegeben worden, daß die Prozession nicht statlsininn werde, wenn vom Turme weiße Fahnen sichtbar würden, aber die Fahnen wurden nicht sichtbar. Die Offiziere versicherten den Passanten und den Massen, daß der Zug statlfinden Werde. Ununterbrochen rollten die Wagen und Equipagen mit Kirchenfürsten znm Stephans- donie. In der Nähe des St. StephansdomeS herrschte ein derartiges Gedränge, daß es geradezu beängstigend wurde. Man wnßle, daß der Kaiser zum Stephansdoine kommen und das Allerbeiligste zu, Hofburg begleiten würde. Weit geöffnet sind die Portale des Domes, aus dessen Innern das Licht des hellerleuchleten AltarS hervorquillt. Zu der Feier lichkeit im Dome wurden nur die Kardinalpriestcr, sowie eine Anzahl Priester und Journalisten zngelassen. Gegen 11 lllir nahmen die zahlreichen Bischöfe rn der Mitte des Domes Aufstellung. Der Kaiser sollte nur 11-A Uhr im Dome eintreffen. Um 11 Vc Uhr nahm der Kardinallegat in Begleitung des Wiener Erzbischofs Tr. Nagl am Portal des Domes Aufstellung, nni den Monarchen zu begrüßen. Fnnfarenklänge orangen plötzlich in das Innere des Domes. Tie Spitze des kaiserlichen Zuges erreichte die Kirche. Die Soldaten standen mit Gewehr bei Fuß, Offiziere zogen den Degen. Hosdicner eröffnelen den Zug. Ihnen folgten in Abständen zu Pferde Kämmerer, Hofpagen usw. Dann solche eine groß? Anzahl von Hofwagen, in denen die Bi schöfe zur Fahrt nach der Hofburg Platz nehmen sollten. Alle Wagen waren mit sechs Pferden bespannt. Ten Schluß des Zuges bildete der Staatswagen der Kaiserin Maria The resia, der sich dmch ganz besondere Pracht auszeichnete. Er wurde von acht Pferden gezogen. Offiziere aller Wasten- gatinngen in Paradeuniform folgten. Ten Schluß des Zuges bildeten wiederum reitende Hordiener usw. Es ist zur Ehre Gottes ein Schmuck und eine Pracht aufgeboten worden, wie es nur der Kaiserhos zu bieten ver mochte. Tann kamen wieder eine Reihe von Hofequipagen. Ihnen entstieg zunächst der Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand, ferner die Erzherzöge Engen und Salvator, fer ner der Erzherzog Peter Ferdinand. Sie schritten znin Kar dinallegaten, verneigten sich vor ihm und nahmen dann ebenfalls im Hofportal des Domes zum Empfang! Sr. Ma jestät Aufstellung. Ta brausten plötzlich Hochrufe durch die zahlreiche Menge. Musikkapellen spielten die National hymne. Tie Truppen standen mit Gevxchr bei Fuß. Lang sam fuhr der kaiserliche Wage» vor, und ihm entstieg die chrwnrd ge Person Kaiser Franz Josephs. Erzbiscbot D''. Nagl geht dem Monarchen entgegen und reicht ihm Weih wasser. Der Kaiser benetzt mit demselben seine Stirn. Dann setzte sich der Zug in den Dom in Bewegung. Vorn airgelangt, nahm der Kaiser in der ersten Bank Platz, und beugte sein Knie, als der Kardinallegat mit dem Allerhcilig- sten den Segen erteilte. Der Kardinallegat trat nun mit dem Allerheilgstcn unter einen Baldachin und schritt zum Hanptportal, wo der Staatswagen stand, der zur Aufnahme des Allerheiligsten bestimmt war. Hinter dem Allerheiligsten schritt Kaiser Franz Joseph einher. Der KKrdinallegat bestieg hierauf mit dem Allerheiligstcn den Wagen. Auch die übrigen füh renden Persönlichkeiten bestiege» die bereitstehenden Hof equipagen, die sich zur Fahrt nach der Hofburg in Bewegung setzten. Tie Menge fiel auf die Knie und betete das Aller- heiligste an. ES war ein ergreifendes Schauspiel, den grei sen Kaiser hinter dem König der .Könige folgen zu sehen. Seine Lippen bewegten sich. Er betete. Als das Allerhei ligste in die Hofburg einzog, brach die Sonne für einen Augenblick das trübe Gewölk und beleuchtete den Altar, auf welchem die Monstranz erstrahlte. Es war die Huldigung des Himmels. Es war ein Gruß des Himmels an die Erde. Mit Rücksicht auf die durchnäßten Massen, die stundenlang dem Regen Trotz geboten hatten, nahm, inan von der Abhal tung der feierlichen Messe Abstand. Eine weihevolle Stimmung beherrschte die Tausende und Abertausende. Ein goldener Tag auf Erdeu, eiu Tag, an de»,! ein Stück Himmel auf die Erde versetzt schien. Ein historischer Moment für die Stadt Wien und das ganze österreichische Land, als der .Kardinallegat die Menge mit dem Sanktissimum segnete. Ein herrliches Bekenntnis dieser großen Stadt, eines starken Volkes zum katholischen Glau be». Was haben die Feinde unserer Sache dem Eucharisti- schen Kongresse geschadet? Wozu hat man monatelang ge- lbetzt gegen den encharistischen Heiland? Es war dies für uns Katholiken ein Ruf, um so zahlreicher an dieser eucha- ristischen Kundgebung teilzunehmen. Vor dem eucharisti- schen Heiland haben an diesem Tage Tausende und aber mals Tausende den Sckjwur getan, in unerschütterlicher Treue zu ihm zu halten, für ihn zu kämpfen bis zum Tode. Gesegnet sei dieser Ort. Ueber der alten Kaiserstadt an der Donau erglüht ein Morgenrot, die Sonne steigt herauf und sie beginnt ihren Siegeslauf. Nach 1 Uhr gesellte sich zum Rogen ein heftiger un- freundlicher Wind, der den Teilnehmern an der Feier den Regen ins Gesicht peitschte, doch keiner wich und wankte. Alle hielten bis zuletzt aus, und als der Zug den St. Str-- phanödoni verlassen hatw, da stürmten Tausende zur Hof- l nrg, um dort auf einer Tribüne Platz zu finden, aber ver gebens. Tie Schntzmannschaften hatten den Befehl erhal ten. niemand durchzulassen, da die Tribünen bereits über, füllt und stundenlang vorher bereits kein Play mehr zu e-> l'alien war. Nachmittags gegen 1 Uhr waren die Zeremonien ;u Ende. Um diese Zeit rückten auch die Truppen in ihr? Ouartiere zurück. Gegen 12 Uhr hatte der Regen aufgehört und die Wolken ließen freundliche Sonnenstrahlen hindurch- >'cl)einen, so daß den ganzen Nachmittag über eine zahlreiche Menschenmenge durch die Straßen wogte, um die Sehens würdigkeiten der Stadt in Augenschein zu nehmen. Hier sahen wir sie alle wieder, die am Morgen an der Hofburg und dem Stephansdoine stundenlang, gewartet hatten, um dem Allerheiligsten zu huldigen und den kßaiser zu sehen. Alle sehen wir sie wieder, die Brüder aus Böhmen, Kroa tien, Tirol, die Söhne der Pusta usw. In ihren National trachten zogen sie durch die Straßen und erregten allgemeine Bewunderung. Am Abend herrschte auf den Bahnhöfen ein ungeheurer Andrang und die Eisenbahnverwaltung hatte an diesem Abend keine leichte Aufgabe, denn es galt, die große Masse, die im Laufe der Woche nach Wien gekommen war, in die Hemmt zurückzubeförderw Nun sind die herrlichen Tage des Kongresses vorüber. Gewiß, das Wetter hätte schöner sein können, aber die Un bilden wurden, das versichern wir noch einmal, von allen ohne Murren ertragen, und das schlechte Wetter vermochte nicht, der heiligen Begeisterung Einhalt zu tun. Es ge schah ja alles zur Ehre Gottes, und ihm zuliebe nahmen die Teilnehmer die Mühen gern auf sich. So ziehen denn die sausende wieder hinaus iu ihre Heimat. Möge Gott geben, daß sie ihren dalieim gebliebenen Glaubensgenossen von der Begeisterung auf dem Encharistischen Kongreß mitteilen. Möge Gott geben, daß der Kongreß reiche Früchte trage für die Kirche und das gesamte katholische Volk. Sozialdemokratischer Parteitag. Chemnitz, den 15. September 1912.2 Bcgrüsmngsabcnd. Jui „Lande der Reformation und Revolutionen", wie Bebel beim Dresdner Jungbrunnen das „rote Königreich" nannte, sind die Genossen in ihrer diesjährigen HeersclMi zusammengekommen. Chemnitz, die Fabrik- und Arbeiter stadt, haben sie zum Tagungsorte gewählt. Kein Wunder, daß der Parteitag eine Beteiligung aufweist, wie Wohl noch keiner zuvor. In dichten Scharen sind die Chemnitzer Ge nossen zum Begrüßungsabcnd gepilgert und schon eine stunde vor Beginn ist der Riesenraum der Sport- und Aus stellungshalle bis aus den letzten Platz gefüllt. Weit draußen im westlichen Teile liegt sie. Ein riesenhafter, aber etwas nüchterner, einer großen Bahnhofshalle ähnlicher Raum, von einer besonderen Ausschmückung l)at man, da die eigent lichen Parteiverliandlungen in einem anderen Lokale vor sich gehen, abgesehen. Neben der Masse der gewöhnlichen Genossen sind auch die Parieigrößen zur Stelle. Parteivor- staud und Reichstagsfraktion sind nahezu vollzählig vertre ten. Auch Bebel ist da, von der Mwige mit stürmischen Hoch rufen begrüßt. Nach Liedervorträgen des Chemnitzer Arbeitergesang- vereins heißt Max Müller, Redakteur der Chemnitzer Volks stimme, die Versammlnng willkommen. Er feiert, wie das bei solchen Gelegenheiten üblich, den Versammlungsort als historischen Boden und rühmt die Erfolge und Opferwillig keit der Chemnitzer Genossen. Einen besonderen Eindruck erzielt er mit seinen etwas trockenen Aufzählungen wirk licher und eingebildeter Erfolge nicht. Seine Rede geht ohne iigend welchen Beifall vorüber. Auch Abg. Haal'e, der als Vorsitzender des Parteivorstaudes spricht, vermag gie Ver sammlung nicht sortzureißen. Erst als er auf die Fleijchnot zu spechen kommt und auf die „gefrorenen Hammel", wird es lebendiger, und als er gar mitteilt, daß die Stuttgarter stadtverlvaltung die Abhaltung von Protestversammlungeu unter freiem Hammel nicht genehmigt habe, ertönen ein paar Pfuirufe. Sonst erntet er nur am Schlüsse den pflicht gemäßen Beifall. Als Vorsitz-nde mit gleichem Rechte wer den Haase und Noske gewählt. Die Wahl der Schriftführer i sw. erfolgt ehre jeden Zwischenfall, ebenso glatt die end gültige Annahme der Tagesordnung. Auf Vorschlag des Parteivorstaudes werden noch auf die Tagc'?ordnuii,! gesetzt die Lebensmittelteuerung und die Vergarbeiterfragen, Zwei weitere Anträge, die Pflege der bürgerlichen Jugendfürsorge nid die Stcuerfmge, besonders zu behandeln, fallen glatt unter den Tisch. Sie fanden nicht die gcschäftsordnungs- gemäße Unterstützung. Damit erreichte die Versammlung ihren Schluß. Der heutige Bsgrüßuugsabend des sozial demokratischen Parteitages ist jetzt um i/K) Uhr zu Ende. Derselbe ist sang- und klanglos, geschäftsmäßig und nüchtern verlaufen. Die trotz des schlechten Wetters — ein wolken bruchartiger Regen kurz vor Beginn des Begrüßungsabends kam nieder — in Hellen Scharen herbeigoeilten Genossen sind nicht auf ihre Kosten gekommen. Die Enttäuschung über den Verlaus des Abends und den schnellen unerwarteten Abschluß malte sich deutlich auf den Gesichtern wieder und hier und da machte man durch diesbezügliche Aeußerungcn sich Luft. „Da hat nian sich schon acht Tage vorher eine Ein trittskarte besorgt, so sagte ein Genosse, und nun ist nichts los." Mit einem Gesangsvortrage wurde der Begrüßungs- abend geschlossen. » » Chemnitz, 16. September. Die Verhandlungen des sozialdemokratischen Parteitages begannen heute vormittag unter großem Andrange de^ Publikums im Wintergarten des Vorortes Schönau. Quelchau-London begrüßte den Par teitag im Namen der englischen Sozialdemokraten und führte aus: Ein K'iog zwischen Deutschland und Englakid würde nur von den besitzenden Klassen geführt. Die So zialdemokraten Englands würden alles aufbieten, um den Krieg zu verhindern. Möge dieser Tag das internationale Band des Proletariats befestigen Dann würden die Herr schenden es nicht mehr wagen, den Weltfrieden zu stören. Deutsches Reich. vre« den, den 16 September IS 12. — Der Kaiser ist in Wilhelmshaven etngetroffen, hat aber auf der „Hohenzollern" Wohnung gencmmen. — DaS Großherzogliche badische Ministerium hat ' folgende Erklärung zur Fleischfeage erlassen: Die Landes regierung hält ein neuerliches Benehmen mit dem Reichs- kanzler wegen Zulassung von argentinischen Schlachtvieh für aussichtslos und bezeichnet die Einfuhr von Schlacht vieh von Frankreich und Holland aus seuchenpolizeilichen Gründen nicht als angängig. DaS Ministerium steht auf dem Standpunkte, daß vor allem Vorkehrungen zur Er zielung einer konstanteren Haltung von Schweinen nötig seien, und stellt zu diesem Zweck 16 000 Mark zur Ver fügung. — Die StrafrechtSkommisfion tritt am 16. September wieder zusammen und wird sich zunächst mit dem Verbrechen gegen die Sittlichkeit beschäftigen. Nach Blättermeldungen soll die Kommission empfohlen haben, daß die sogenannten Studentenwensuren, d. h. die Zweikämpfe mit Schlägern unter Vorkehrungen, die bestimmt und geeignet sind, den Kämpfenden gegen Gefährdung des Lebens zu schützen, straffrei bleiben. — Neurin teilung der Armeeiuspektiouen. Am 1. Oktober wird eine 7. Armeeinspektion in Saarbrücken errichtet; dies machte eine Neueintetlung des Reichsheeres erforderlich, so daß künftig die Inspektionen wie folgt zusammengesetzt sind: 1. Armee-Jnspekt. Berlin: aus dem II., V. und IX. Armee korps; 2. Armee Jnspekt. Meiningen: aus dem VI., XI. XII. (1. Köntgl. Sächsischen) und XIX. (2. Königl. Sächs.) Armeekorps: 3. Armee Jnspekt. Hannover: aus dem VII., X.. XVIII. und XIII. (Königl. Württembergischen) Armee korps; 4. Armee-Jnspekt. München: aus dem III., IV. Armee korps und dem I., II. und III. (Königl. Bayerischen) Armee korps; 5. Armee-Jnspekt. Karlsruhe: aus dem XIV. und XV Armeekorps; 6. Armee-Jnspekt. Berlin: aus dem I., XVII. und XX. Armeekorps; 7. Armee-Jnspekt. Saarbrücken: aus dem VIII., XVI. und XXI. Armeekorps. — Der Deutsche Pfarrertag in Stuttgart fühlte sich berufen, zu der Frage der Aufhebung bezw. Interpretation des Jesuitengesetzes Stellung zu nehmen. Der Pfarrertag erklärte sich natürlich gegen die Aufhebung des Jesuiten gesetzes und „gegen eine Umdeutung seines Willens, wo- durch dem Jesuitenorden im Deutschen Reiche freie Bahn geschaffen würde". Wir können nur wiederholen, daß es sehr bedauerlich ist. wenn evangelische Geistliche dagegen protestieren, daß den dem Jesuitenorden angehörenden katho lischen Geistlichen die seelsorgerische Tätigkeit gestattet werde. Es liegt eine Ironie darin, daß die Resolution gegen die Jesuiten von dem Bruder des abgesetzten Pfarrers Traub begründet wurde. Aus der einen Seite Helle Entrüstung darüber, wenn die evangelische Kirchenbehörde einem unbot mäßigen Pfarrer gegenüber von ihrem Disziplinarrecht Gebrauch macht, auf der anderen Seite der Ruf nach Bei behaltung der ungeheuerlichen Bestimmung, daß Hunderten von deutschen Priestern die seelsorgerische Tätigkeit verboten wird. Wo bleibt da die Logik? — Der zweite retchSdentsche Mittelstand-tag trat am Sonntag in Braunschweig zusammen. Die sächsische Staats regierung war durch den Ftnanzrat Schink (Dresden) ver- treten. Vertreter aller Parteien, ausgenommen die sozial demokratische Partei und die Freisinnige Volkspartei, waren anwesend. Eröffnet wurde die Versammlung durch eine Ansprache des Vorsitzenden, Bürgermeister Dr. Eberle (Nossen) An den Kaiser, den König von Sachsen und an den Herzog- Regenten von Braunschweig wurden Huldigungstelegrawme gesandt. Der Vorsitzende betonte noch besonders, es sei sonst üblich, nur an den Kaiser und den Landesherrn Huldigungstelegramme zu senden. Man habe ein solches aber auch an den König von Sachsen gesandt, da ohne die tatkräftige Hilfe von dessen Regierung die Sache des Ver bandes nicht so schnell hätte Wurzel schlagen können. AIS Ort für den nächsten Reichsdeutschen Mittelstandstag wurden die Städte Leipzig und Stuttgart in Vorschlag gebracht, doch beschloß man, dem Verstand die Entscheidung in dieser Frage zu überlassen. Aus dem Auslande. Italien. Jtalieuisq-iüitifcher Krieg. — Zu de» türktsch-italieutschen FrirdenSverhandlungen. AuS Genf, 16. September, wird berichtet: Die türkischen Delegierten, die. an den Friedens Verhandlungen teilnahmen, haben gestern die Schweiz verlassen. Die Besprechungen sind unterbrochen und eine Verständigung konnte bis jetzt nicht erzielt werden. Die Besprechungen haben jedoch den Vorteil gehabt, in Erfahrung zu bringen, welche die genauen Bedingungen der Regierungen sind, zur Herstellung des Friedens. Man glaubt, daß Italien das Annexionsdekret aufrechterhalten wird. Man ist jedoch sicher, daß die unter- brochenen Besprechungen in Kürze wieder ausgenommen werden. Wahrscheinlich wird Lufti Bei, der nächsten Mittwoch oder Freitag nach Paris reisen wird, beauftragt werden, die offiziösen Verhandlungen wieder aufzunehmen. Konstantinopel, 16.Sept. Nachrichten aus authentischer Quelle besagen: Der letzte italienische Vorschlag bet den Friedensverhandlungen sei dahin gegangen, die Türkei er- kläre die Unabhängigkeit LybienS und gebe dadurch ihre dortigen Interessen auf. Italien werde sich dann mit den Eingeborenen verständigen. Die Pforte soll diesen Vorschlag für unannehmbar erklärt haben. Ar««rrelch. — Eine Verurteilung. Mit welcher Kleinlichkeit die herrschende Sekte in Frankreich gegen die Katholiken vor- geht, beweist folgende Tatsache. Der Gerichtshof in LangceS hat gegen den Bischof von LangreS, zwei Geistliche und einen Journalisten auf einen Frank Geldstrafe und Zahlung der Pozeßkosten erkannt, weil sie am Festtage der „Jung- frau von Orleans" die päpstliche Fahne auSgesteckt halten. Gr»ßbrit«nnien. — Die Hetze gegen die Homernle. Die Kampagne, die die Ulsterleute gegen die Homerule in England führen, wird von Tag zu Tag ärger. Seit einigen Tagen werden von allen Setten Uebereinkommen unterzeichnet, in denen