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WHchrtnt tiglich »«ch«. mti ilu-nahmt de» Sonn- und Festtag» L mit .Die Yeti tn «ort und »Ud- vlerteljLhrltL T,1« In Drerben durch Boten »,4<« ^ic. In »an» Deutschland stet Hau» »,8» L; tn Oesterreich 4.4» L >»««»« » ohne illustrierte Beilage dlrrtcljührltch 4». s» D»»den durch Boten »,1V In ganz Deutschland frei »au» ».»» '.n Oesterreich 4.V» L. - Ltn-ei-Nr. I«4 Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit» Recht und Freiheit Inserate werden die «gespaltene Vetitzeile oder deren Raum «» 2v 4, Rcliame» mit SV 4 die Zeile berechnet, bei Wiederholung« entsprechenden Rabatt, Vuchdrmkeret, Redaktion »nd weschäftSsteller Dredde», Pillnttzer Strotze 4». — Fernsprecher ISSch Für Rückgabe «nvrrlangt. Schriftstücke keine VcrbtadltMtHü 23. Euchanstischer Welttongresz. Wien, den t4. September 191). Unaufhörlich rieselt der Regen vom Himmel hernieder. Auf den Straßen Wiens und mehr noch auf den Wegen durch den Prater zur Rotunde haben sich Pfützen und kleine Seen gebildet, durch die die zahreichen Autos, Fiaker, Straßen- bahnwagen hiudurchfegen, alle Umstehenden mit Wasser und Schmutz bewerfend. Und doch erlahmt die Ausdauer der Kongreßteilnehmer nicht. Die aus den Großstädten finden großen Gefallen an den braven Landleuten ans Kroatien und Slovenien, aus Dalmatien und der Herzegowina, ans Albanien und Bulgarien, auS Rumänien und Serbien, die in ihrer schmucken Nationaltracht unverdrossen und vielfach ohne jeden Schutz gegen den Regen von Kirche zu Kirche ziehen. Die Liebe zum eucharistischen Heiland läßt sie alle Mühen und Strapazen freudig ertragen. Und die verwöhn ten Kinder der Großstadt, sollten sie ihnen nicht in ihrer Standhaftigkeit, in ihrer GlanbenÄreue und Glanbens- innigkeit nachahmen? Je weniger sich ans den Straßen die Festlichkeiten des Encharistischen Kongresses breit machen können, um so feier licher gestalten sich in den herrlich geschmückten Kirchen die encharistischen Feier». Von morgenI früh bis zum späten Abend sind die vielen Kirchen Wiens- mit frommen Betern gefüllt, die ans den Knien dem encharistischen Heiland huldi gen, der in strahlendem Glanz ans den Altären thront. Ter Andrang zu den heiligen Messen ist so groß, daß die Kirchen die Massen kaum zu fassen vermögen. Ein erhebendes Schau spiel bot die Generalkominnnion der katholischen Studen ten in der Votivkirche und der Mittelschulen in der Cani- sinckirche am heutigen Morgen, — Glanzvoll verlief die Feier des Pontifikalamtes im St, Stephansdoni, das der Kardinallegat van Rossmn zelebrierte. In der Kirche Am Hof feierte Erzbischof Graf Szepthcki (Lemberg) ein Ponti fikalamt nach ruthenischem Ritus, zu dem sich ebenfalls viele Gläubige eingefnnden hatten. Gestern nachmittag stattete der Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand Sr. Eminenz dem Herrn Kardinallegaten einen Oiegenbesuch ab. Der Erzherzog verweilte eine Vier telstunde beim Kardinallegaten. Kurze Zeit darauf erschien auch Erzherzog Friedrich zum Besuche in der Hosbnrg. Es bleibt ja nicht ans, daß bei der großen Ungunst der Witterung »nd den Schwierigkeiten, die den Komitees aus dem Uebermaß der ungewohnten Arbeit in Erledigung ihrer nicht leichten Aufgaben erwachsen, den einen oder anderen der Mißmut <stwas packt, aber kaum einer wird durch die ihm erwachsene» Mißhelligkeiten sich veranlaßt gesehen haben, die Kongreßstadt por der Zeit zu verlassen. Bewnn- dcrnsN^rt ist Pielmehr die Standhaftigkeit und der Gleich mut. mit dem die Kong'eßteilnchmcr die Unannehmlichkei ten und Strapazen ertragen, denen sich keiner ganz ent ziehen kann. Alle sind beherrscht von dem Bewußtsein, daß es die Verehrung des Allerheiligsten Altarssakramcntcs ist, weswegen sie hergekommen sind, und dieses Bewußtsein bil det ein ausreichendes Gegengewicht gegen alle aufkoinmende schlechte Stimmung. Unter all den Mühseligkeiten, die der Riescnvcrkehr und das schlechte Wetter pernrsachcn, macht das Entgegenkommen der braven Wiener Polizei besondere Freude. Vierte feierliche Versammlung. In den Vormittagsstunden wogte heute schon die Masse in die Rotunde, wo um 11 Uhr die letzte feierliche Versamm lung, begann. Bis auf den letzten Platz war auch heute die gewaltige Halle gefüllt. Die Beteiligung des erhabenen Kaiserhauses, der Hohen Aristokratie, war heute noch stärker, als in den vorhevgcMngenen Versammlungen. Anwesend lraren dm Erzherzöge Karl Franz Joseph und Franz Sal vator. Tie Zahl der teilnehmenden Erzherzoginnen wat- groß. Von den Kardinälen ivaren anwesend: die Eminenzen Legat van Nossiim, Kopp, Bauer, Skrbeiski, Katschtbalec. Amette und Nagl. Auch der Wiener Nuntius Scapinelli nahm an der Schlußsitzung teil. Tie letzte Versammlung bildet einen würdigen Abschluß der zahlreichen Veranstal tungen, die zur Ehre der heiligen Eucharistie abgehalten worden sind. Jesuitenvater Kolb, der als erster Redner die Tri büne bestieg, betonte einleitend, daß der diesjährige Encha- ristische Kongreß, ebenso wie seine Vorgänger, praktische Arbeit znm Wohle der Kirche geleistet habe, die in einer großen Anzahl von Resolutionen ihren Abschluß gefunden habe. Es sei unmöglich, alle die Resolutionen hier vorzu- lesen, aber sic würden gedruckt erscheinen. Nur eine Reso lution wolle er zur Verlesung bringen: Der 23. Internationale Eucharistische Kongreß bringt Sr. Heiligkeit, dein, glorreich regierenden Papste Pins X., den ohrfurchtsvollsten Tank dar. Wir danken dem Heiligen Vater für die erlassenen Kommuniondekrete. Der Kongreß sieht darin ein wirksames Mittel gegen die Wunden unserer Zeit, um die Unschuld der Kinder zu bewahren, und ein Hilfsmittel des Gnadenlcbcns der Erwachsenen. Der Eu charistische Kongreß bittet alle Faktoren, mit allen Kräften und Fleiß der Ausführung der Dekrete nachzustreben. (Leb hafter Beifall.) Darnach kommt der Redner ans das schlechte ungünstige Wetter zu sprechen, und er fand den Beifall aller, als er darauf hinwies, daß wir nicht zu einem Vcrgniignngsfestc sondern zur Verherrlichung Gottes hierher gekommen sind und gern die Unbilden des Wetters ans uns nehmen. Es ist das ein Opfer, das wir neben dem Opfer unseres Herzens und unserer Liebe dein göttlichen Heiland dar bringen. Unser Kongreß darf nicht gemessen werden mit dem Maßstabe der Touristik, mit dem Maßstalv des Ver gnügens. Er will vielmehr dein von so vielen verachteten und in den Staub getretenen Heiland eine Sühne darbrin gen, und darum nehmen wir alle Unbilden »>i! Freuden an. (Stürmischer Beifall.) ^/77? ZlS/TA/'L'ib ", UH?/?. Als nächster Redner sprach dann da? Mitglied des Mag- natenhanses, Bela Graf S o in m s s i s ch , über die hei lige Eucharistie und die Zntnnst der Kirche. Tie herrliche Rede war ein Lohgesang ans die glanzvolle Vergangenheit der.Kirche, ein Kampfruf für die Gegenwart und ein Viti gebet für die Zukunft. Immer ist die heilige Eucharistie es gewesen, deren sich Gott bediente, in» gnadengebend auf die Seelen einzuwirke». Die heilige Eucharistie ist die größte Macht der Welt geworden, sie wird die Zukunft der Kirche sein. Papst Pins 7-. hat mit dem Werke begonnen. Er bat zur besonderen Verehrung der heiligen Eucharistie cins- gesordcrt und ruft vor allem die Kinder, unsere Jugend, zu in. Tische des Herrn. Tie heilige Enck>nistie wird das Volk wieder zur Frömmigkeit znrückfnhren, die Klagen über Geburtenrückgang werden anfhöreii und damit auch die Zu kunft der Kirche sichergcstellt werden. Professor Tr. K ü n z l e sprach über: „Tie Mutter der schönen Liebe und die heilige Eucharistie." Der lebhafte Beifall, der dem Redner bei besonders markanten Stellen gezollt wurde, bewies die Liebe, »nt der die zur Verehrung der heiligen Eucharistie Herbeigeeilten der Mutter Gottes gedenken. E r z b i s ch c> f A in <: t t c o n Paris überbrachle die Giüße der französischen Katholiken. Gern sind wn Fran- zpsen hierhergceilt, nin Zeugnis abzulegen, daß Frankreich noch nicht ganz den Freimaurern in die Hände gefallen ist. Auch für Frankreich wird es einst wieder heißen: Christus ist Sieger, Christus ist König, Christus beherrscht die Seelen. ; fl H M Darauf ergriff daS Wort Kardinallegat van Nossu in: So stehen wir denn schon vor dem Abschluß der großen Feier des Enchciristischen .Kongresses. Wir sind Zeugen ge wesen seines heilige» Berufes. Wir fließen von Dankbar keit über, und eS drängt uns, unserer Befriedigung übe: den herrlichen Verlauf Ausdruck zu geben. So richten wir uns an die nächste »nd einzige Onelle alles Guten, den drei- einigen Gott, den Vater, Sohn und heiliaen (seist, um ans der Onelle des Herzens ihn zu lohen und zu preisen und ihm zu danken. Ehre sei Golt dem Vat»r, dein Sohn und dein Heiligen Geist. lOtürinischcr Beifall.) Von der Drei einigkeit wendet sich das Herz an die allerseligste ^nngfran. Verlasse» wir nun den Himmel und kehren ans die Erde zu rück. Ta gebührt unser Dank dem Manne, der in der ewi gen Stadt weilt, und dessen Gedanken in diesen Tagen bei uns weilen, und dessen Name znm Ruhme Gottes ans allen Veranstaltnnge» hervortrat. Wir können unserem Danke nicht hessev AnsdNick.verleihen, als indem wir ihn ständig der iniverhrüchüchen Treue versichern. (Stürmischer Bei fall.) Unser Tank gebührt dem Monarchen, der in diesen Tagen seinen dlanken Ehrenschild über unsere Veranstaltun gen gehalten hat. Er >liat der Welt ein Beispiel gegeben und gezeigt, daß Hahsbnrg noch immer Hal'slmrg ist. Tank Sr. Eminenz, den, Kardinal von Wien. Tr. Nagl. Dank ihnen, meine lieben Brüder, Dank den Bischöfen, Dank den Red nern, Dank dein Komitee, dem eine so gewaltige Ausgabe zngesallen ist. Innigen Tank allen denen, die in diesen Tagen ans allen Tellen der Welt in unserer Gottesstadt Wien znsaiiiiiiengcströwt sind. Wir werden unserem Danke morgen während der heiligen Prozession Ausdruck gehen. Möge uns der liehe Gott hierzu recht schönes Wetter 'be- sche'-e». Wir werden der Welt, die unseren Gottinenst-Hen nicht mehr anerkennen will, zeigen, daß noch Millionen und Aberinillivnen treu zu ihm stehen. Wenn Sie dann in ihre Heimat znrückkehren, dann möchte ich Sie bitten, alles, was Sie hier gesehen und gehört, nicht zn vergessen, in den Her zen weitel-zntragen und Ihren Brüdern mitznteilen. Ganz besonders bitte ich die Priester, dafür zu sorgen, daß die Früchte dieses Kongresses nicht verloren geben. Tie katho lische» Eltern bitte ich, ihre.Kinder recht früh znm allerhei- ligsten Altarssakrament zu führen, »m sie oor den Gefahre ; zu schützen, die ihnen draußen so mannigfach drohen. Und noch ei 's: es erschallt durch die 0>a»e Oesterdeich-- der N>>- „Los von Rom!" Meine Damen und Herren! Es sind die Feinde unserer .Kirche! stellen wir ihnen den Ruf entgegen: „Hin zn Nom!" Wir wollen feststehen und treu halten zum Stellvertreter Gottes in der heiligen Stadt. (Lan-ganhalten- der, andnnernder Beifall.) Hierauf ergriff Bischof Hehlen von Namnr das Wort und bat die Versammlung, ein Vaterunser zn beten, damit der Herr morgen schönes Wetter- beschere und der Kongreß i r der Prozession seinen würdigen Abschluß finde. Hierauf teilte der Bischof noch mit, daß der nächste Encha- ristiiche .Kongreß vom 21. bis 27. April l!U3 in Malta slatt- finden werde. . Mit einem Hoch ans Papst und Kaiser und mit dem Liede „Großer (stört wir lohe,- dich" fand die Versammlung ihren Abschluß. In der Hofburg fand am Soiinahendaheiid für die Teilnehmer am Encharistischen Kongreß ein Empfang statt, zn dem der Kaiser mit sämtlichen hier weilenden Mitglie dern des Kaisershanses erschienen war. Der .Kaiser, dessen blühendes Anssehen allgemein freudig überraschte, sprach zunächst den Legalen, sodann alle .Kardinäle und Erzbischöfe und viele ande,e lirchlickie Würdenträger an und nahm die Vorstellung der erschienenen Damen entgegen. » » » Lst c», den 15. Di-pien in-r IV?. I» Wien nahm der bent'ge Sonntag sck>on früh seinen Anfeing. Schon heim ersten Mergengranen zogen die znm Ordnungsdienst kommondicrtc» Truppen an die zur Anj- s'est'.ina bestimmten Orte. Die Straße: Haliten wider vo i kein dröhnenden <st-st der Fnßlrappen nnd dem Getrampel der Pferde, so daß auch der letzte Schläfer ans dem Schlafe geweckt wurde. Auch früh hatten sich bereils die zur Pro zession Herbeigeeilt.'N »nd die zahlreichen Vereine und Ab ordnungen gns der Provinz unter Vorantritt vvn Mnsik- kapellen ihren Skandalte» zn bewegt. Das- Bild war äußerst malerisch, aber es goß in Strömen vom Himmel. Ans all"» Plätzen i» der näheren »nd ferneren Umgebung hatten tausende von Truppen Aufstellung genommen, »in sich zur angegcdenen Zeit znm Zaninielplatze zn begeben. Ein Teil (er Truppen bist- te Spalier, um die ans den Bürgersteigen aiigesanimelte Masse ziirückznbo.lten. Ancb die Polizei war vollauf beschäftigt, denn die Zahl derjenigen, die ans den Bürgersteigen postiert wnre», kann ans ällllllll gesck>ätzt wer de», während die Teilnehmer an der encl'ai-i st! scheu Pro vision mit läOONO nicht ;» niedrig bemessen sind. Ganze Konipanicn Infanterie standen in Reserve und harrten des Befehles. Sie hatten ihre Gewehre in den Straßen ziisamincnaesetzt und suchten in den Korridoren und Haus fluren Schutz gegen den Regen. Auch Kavallerie hielt sich.