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Sächsische Volkszeitung : 06.02.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-02-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192402063
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19240206
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19240206
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-02
- Tag 1924-02-06
-
Monat
1924-02
-
Jahr
1924
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 06.02.1924
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Mittwoch, den «, Februar Nr. 31, Seile 3 Opfer fiel und wenn nian sieht, wie solche Dinge in England bearbeitet werden, so kommt uns doch der krasse Gegensatz erst . recht zu», Bewußtsein, Auch in England wird cs viele Kreise geliert, die mit de,,, jetzigen Schritt der Arbeiterregierung nicht einverstanden sind, aber sie hüten sich, der Außenpolitik ihres Landes Schwierigkeiten zu machen, lasse» es auf den Erfolg an- komnien und suchen im übrigen ohne viel Aufhebens nach außen, ihre Bedenken und Einwände in anderer aber viel geeigneter Form geltend zu mache» und sich damit einen Einfluß zu sichern, der ihnen ans andere Weise glatt versagt bliebe. Air MWirmiz -n bMstii Gkbiktt Berlin. ->. Februar. (U. T. V.). Bei de» Verhandlungen zwischen Tentschland und den Bcsatzungsmächten über di« Her- steclnng eines modus vivendi in den besetzte» Gebieten war von denlsch.r Seite n. a. beantragt worden, oaß die Zollgrenze zwischen den, besetzien und dem „»besetzten Gebiet sowie die Erhebung eines Zolles von 25 v. H. des deutschen Zolltarif,'s auf die hinter, die ans dem unbesetzten Gebiet in das besetzte Gebiet kommen, anfgcboben Weeden. Wider Erwarten hat aber die Rbeinlandlommission vor kurzem die bisherigen Zollsätze von 25 v. y, ans die vollen 100 Prozent des deutschen Zolltarifes erhöht. Dadurch ist da-Z besetzte Gebiet in wirtschaftspolitischer Veuehnng gegenüber dtem übrigen Deutschland vollständig z»n> Ausland gemacht worden. Die BesatznngSbehorden verschärfen diesen Zniiand durch die Begünstigung oer Wareneinsnhr in das beseNtc Gebiet von Frankreich und Belgien her, ln dem sie den Einstthrzoll für Spirituosen, Kleiderstoffe usw. ermäßige», tvährend die Zollsätze snr wichtige Rohstofse und Halbsabrikate für die iveilerverarbrilcnde Industrie des besetzten Gebietes erhöht werden. Dir Absicht, die besetzten Gebiete »ach Frankreich und Belgien hin zu oriGitierc». tritt auch In der Handhabung drr Einfuhrbewilligung"» dcr Briapiingsinächte zntage. Hierdurch wer- de» die deutschen Eisenbahnen und Häsen sowie anch vie deutschen Zolieinnahm.'n, die im Dezember nur die Hälfte der November« ziiser» erreichten, stark benachteiligt. Tie Schäden snr die deutsche Wirtschast und die deutschen Finanzen sind ungeheuer. Tie bisher crsolgreichen Versuche der deutschen Regierung zur Stabil!« sicrnng des Budgets werden in Frage gestellt, wenn dieser Zu stand länger andauern sollte. Die Reichsregierung hat daher vor einige» Tagen in einer Rote all die belgische und französische Regierung gegen diese Maßnahme» Einspruch erhoben und ihre alsbaldige Aushebung beantragt. Der amerikanische Beobachter Paris. S. Februar. Tie AbriistnngSkoiiimission des Völker bundes trat gestern nachmittag zu einer Sitzung zusamnie». Tie Sitzung hatte eine a u h e r g e m ö h n l, ch e Bedeutung, da ihr zum ersten Male ein offizieller a merikanischer Beobachter, der Gcsandte Greiv beiwohnte. Greiv hielt eine Ansprache, in der er sagte, ich bin von meiner Regierung be- anstragt worden, den Sitzungen der Kommission beiznwiohne»- »in mich über den Vertragsentwurf ans dem lanfendc» zu halten und insbesondere die Auskünfte über den Vertragsentwurf, über den die Kommissio» verhanoeln wird, zu erhalten. Hin sichtlich der Schlussfolgerung, zu denen die Kommission gelangen wird, brauche ich kaum zu bemerken, dost ich meine Regierung in keiner Weise verpflichten tann. Immerhin werde ich mich glücklich schätzen, meiner Regierung die Ansichten, die S>e formu- ii.-ren werden, niitznteilen und falls ein angemessenes Projekt ansgearbeitet wird, so glaube ich, bah die Regierung der Vc-r- 'lnigten Staaten über die Annahme dieser Regelung, an der lne Verwirklichung gctnnvft ist, mit sich zuratc gehen wird. Wicsons Deisrtzunq Washington, ii. Februar. (Drahtbcricht) Die Witwe Wil lens hat das Angehet der Beisetzung Wilsons anr Staatskosten nicht angenommen. Wilson wird in der Gruft dei '."'.ftl'uniioner n 'lhedrake beigesetzt worden. Huerta gefallen? London, 5. Februar. (Drahtbericht.) Der Dait» Tele graph meldet, dass die Armee des Generals Huerta bim schweren Rückschlägen heimgeslicht werde. In Kampico vrilautet, daß i'ciiiral Huerta bei Vrracrnz gefallen sei. Die Erzberaermörder Berlin. 5. Februar. Tie Mörder Erzbcrgers solii li nach eln.r Meldniig eines Berliner Montagmorgenblattes in Ungarn entdectt tvor'aen sein. Wie wir an niangebender Stelle ersahre», eiitspeicht diese Mitteiiiing nicht den Tatsachen. Es sind an die Reichsregierung seit längerer Zeit wiederholt Anzeigen gelangt, wonach die beiden Mörder Erzbergers Schulz und Tillessen aii irgend einem Ort in Ungarn gesehen worden seien. Bisher laben sich alle diese Angaben als uiizntresjend heransgestellt. Vor etwa 14 Tagen ist abermals eine Anzeige bei der Regierung eingelauie», wonach die bcioe» Mörocr in einer bestimmten Straße in Budapest gesehen worden seien. Tie Nachforschungen haben, ergebnen, daß die genannte Straße in Budapest I überhaupt nicht existiert. Es hnndeit sich' also in oiesem Falle ! wiederum um eine völlig »»begründete Anzeige. Es ist im Zu« I sainmenhang mit der Anzeige der Endeckung der Erzbergermörver in der Presse behauptet worden, oaß die ungarische Negierung die Auslieferung der beioen Mörder verhindern wolle. Dem gegenüber ist festzustellen, daß die Auslicscrmigssrage erst dann akut werde» kann, wenn die Festnahme oer beide» Mörder erfolgt ist. Aiich diese Behanptnng ist unrichtig. Tiitksische Richtxaftken Dresden, 5. Februar. Die sächsischen GesamtriHt- zahlen vom 4. Februar berechnen sich für die vergangene Woche auf LaS I077,nilliardenfache der Vorkriegszeit. daS sind 1,3 v. H. weniger als in der Vorwoche, wo das I007milliar- dcnfache erreicht wurde. Ohne Einrechnung der Bekleidungs kosten ist die Nichtzahl seit der vorigen Woche auf daS 10'ltinilliar- denfache, oder um 1,6 v. H. gesunke n. Kuyt Nchrichtt« Unwetter im Riesengevirge. Fm Riesemzebirge stellte sich am Sonnabend scheußliches Unwetter ein. Gegen abend erhob sich starker Sturm, der sich i» der Nacht zu Sonntag zum Orkan auSwuchs. Es blitzte und donnerte, und vom Sturm gepeitscht, gingen im Tale gewaltige Regengüsse nieder. Am Sonntag morgen trat, nachdem die Temperatur auf Null-Grad zurückgegan gen war, Schneefakl ein. Der Sturm hat vielen Schaden »»- gerichiet. Tclephonleitnngen wurden zerrissen und die Fahr leitungen der elektrische» Eisenbahnstrecke stark beschädigt, so daß die Zuge niit großer Verspätung eintrafen. Die für Sonntag geplanten Sportfeste konnten nur zum Teil abgehalten werden. — Als der BahnnnterhaltungSarbeiter Frömmelt auf einer Brücke der Warinbrunner Eiscnbahnstrecke ein Brett feslnageln wollte, überhörte er das Herannahe» einer Maschine. Er wurde von ihr ersaßt und so schwer verletzt, das; bald der Tod eintrat. Eine Witwe und drei kleine Kinder beklagen den Tod ihres Er nährers. Ein salscher Dolmetscher bei dcr Sachverständigenkommis. sio». Ein Vorfall, der noch der Aufklärung bedarf, hat sich bei der Sachverständigenkommission zugetragen. Bei der Ankunft der Kommissio» stellte sich ihr ein Mann vor, der angab. von der amerikanischen Botschaft als Dolmetscher zugewiesen worden zu sein. Später fand er sich im Gebäude des ReichöwirtschastsrateS bei der Einrichtung der Bnrcauräume ein und gab an, im Auf trag des Finanzministeriums die Einrichtung der Kommission zu überwachen. Er beschäftigte sich dann damit, die Einrichtung, besonders das Privateigentum der Kommissionsinitglicder im Esplanade-Hotel und im NeichSwirtschaftsgebäude zu überwachen. Dabei hat er fast sämtliche Mitglieder der Kommission angeborgt und unter irgend welchen Vorwänden Gelder von ihnen einge zogen. Seit zwsr Tagen ist er verschwunden. Anscheinend hat man es mit einem geschickten Schwindler zu tun, der den Mo ment der Verwirrung bei der Ankunft der Kommission zu einein Betrugsmanövcr benutzte. Gefälschte tschechische Tausendkrottenschein« Klingenthal, S. Februar. Im benachbarten Falkenau in der Tschechoslowakei wurde» von dem Graöiiher Gastwirt Wenzel Kohlert falsche Tausendkronenscheine in Zahlung gegeben. Koh- lert wurde verhaftet, ebenso ei» Professor Heider, das Ehepaar Spinnlcr aus Nothau und vier weitere Personen die >nS Krcis- gericht Eger eingeliefcrt wurden. Die angestellten Recherchen über den Herstellungsart der Noten führten zunächst nach Klin- genlhal in Sachsen und wurden von dort im Verein mit der Klingenthaler Kriminalpolizei weiter nach Schneeberg- Neustädtel in» sächsischen Erzgebirge verfolgt, wo auch in der Steindruckerei Starke das gesamte Druckmaterial »ind die noch vorhandenen Scheine beschlagnahmt werden konnten. In Schnccberg wurden zwei Personen verhaftet Starke hatte die Falsifikate nachts angesertigt. Die Platten stamme» ans Karlsbad, wo ebenfalls Verhaftungen vorgenonimen wurden. Die Herstellung dcr falschen Scheine wurde seit ungefähr 14 Ta gen vor Weihnachten betrieben. Die Fälschung war so gut ge lungen, daß selbst ein Sachverständiger des Prager Finanzmini steriums erklärte, daß die Noten fachmännisch einwandfrei her» gestellt seien. Es handelt sich um mehrere Tausend Stück Tau sendkronennoten der Serie D mit dem Ansgabedatum vom 1ö. April 1910. Berliner Dorbörse Berlin. S, Februar. DaS Publikum beginnt die innere politische Lage immer günstiger zu beurteilen und sich daher mit Käufen am Effektenmärkte zu beteikigen. Im Gegensatz dazu bleibt die Spekulation weiterhin zurückhaltend, da ihr die wirt schaftliche Lage wohl noch nicht genügend geklärt scheint. So weit sich bisher übersehen läßt, überwiegend heute bei den Banke» eher die Kanforder. Ans dein Ansland kommt die Mark ini wesentlichen unverändert, a»S Amsterdam etwas fester. Ter französische Frank ging in Nenyork von 4,72 ans 4,65 zurück, das englische Pfund von 4,3675 ans 4,3200, Kopenhagen no tierte in Nenyork 16,43 gegen 10,33 am Vortage. Berliner Devisenkurse vom 5. Februar (Amtlich) mitgclellt von der Comm-rz- und Privatbank, A -G-, Dresden Noiternnae» tn Millionen der En,heil der Wahrung. relearnvkniche Aus zahlung aus 8 Keid r. Brie' 4. Mell» 2. Brie» AmNerdam » . - >6 I67W46 I5S5S5S 18 >578045 >585055 BrNgel .... ,7?665 174436 V 175561 173440 übrtliianla . . - 67k 678 673438 565583 868417 Kovenbl^en. . . 888276 8LI725 865276 8-1726 Eiockbaim ... I >83236 I108766 I106230 11,0770 Keiltnglors . . - >06736 >08766 Rom .... - 184737 IS5SS3 1W5-5 >56486 London ...» Ib >8154768 >8145258 >8 >8364000 >54480(8 Nendork ...» 10 4188508 4210600 10 4,80500 4210500 Rlni'?' . . . . » >9 -85! 8 IS ' 7402 i 05582 I8S7SS Allrirli. . . . » 734,50 737648 73338? 733758 837453 648147 5-8385 63'340 Wie» ..... 80 140 80,461 Vross 173091 >23703 Budavesl.... 144 38« 146 >12 Sofft! . . . « » 20822 20078 Buenos Nlres. . 1376850 1383450 1378-50 I382450 Rio de Janeiro . 488775 4»>225 488775 40,276 Knttowitz. . . . Iavmi. .... >858375 1884825 >885-28 1874675 Anrani ...» 50174 80426 Lissabon .... — — >74687 >28 13 Ristn ..... 8!8850 823,60 Reval..... — — >0840 NI SO -Howno .... Bnkaresi .... — 22487 24713 Berliner Börse AktlenNirse in Billionen Berliner Ankanaskurse Sport rvroz, Reicicsai,leihe L«ant»na-Bah» . . kanada-Pacific. . Hamburg. Paleilahri Aordd. viobd . . . . Verein. Sideiidiltihrc kom.- ». Privaibanl -varncliitdier Bank . Deuiiche Pani. . . . »I»sonio.gomm«ndII Dresdner Bank . . . Leiiiziger Kreditanlt. vesterr. Kredit . . . Boclinmer Tnhslalii. Denich-Luxemburger «cNenkirihenBergw. Harpeuer Bergwerk. Hohenlohe L»nr«di»le *i»nnesman»-RSHr. Obi.i. riie»b«d»bd>. 6 r. i« Id.« 45 o,i 8,3 ins IS? >876 22.26 irs 4,? 0,76 S» 63.76 SSW SSL S>,6 24 4 .8 »I 378 4. r. 47,8 >025 7 INS 20,1 IS >2 828 4,2 0,76 7S SS 71,6 «7 40 26 4S6 21 7 Bhünir Rombarher Shem 'cke Hebden. . DhunuiN Oiobei . . . 5H. moidichmidi. . . ,vdchsi-r Farbwerte. Oberichi. Koiswerke, SINa,EIeNr,.Me«ell!». Bergmann ikiektr.. . Büge <?ieitr. Saihienweri Mörliver Waggon . Linke-G'sfnia»». . . Agsb.-RIirn». Maich Ber»"-Anhaii,Maicii Berliner Maichtncn. Daimler-Moioren . Harlmann Mai>v.. . Oreniieili». novvei. giminerinainnverle . Bing-Werte Haaethai Htrich-rlcipiei . . . . Hugo Schneider. . . ittorddeunche Wolle. Lcöhr Kamnigaln. . Zellsloff-Waidhoss . . Oiatn 6. 2. 44 376 24.26 »,75 >3 24,5 ??,7S 73 I4S7L 246 326 4 8S7S 30 4!>,S >6,6 21.876 5,8 >0,873 26.26 2,76 8.2- 76 47 6 , 68 11.876 4,2, 45 26.5 ,025 ,3 76 24 825 2?,S 81 15 24.76 4376 8,8 33 4 . 16 23,78 6 8.76 25,875 2 825 6,76 4,7° >3,6 84 84.5 12 32 Deutscher Sieg im Berliner Sechstagerennen. Berlin, S. Februar. Das 11. Berliner Sechstagerennen ist gestern vor überfülltem Hause zu Ende gegangen. DaS Rennen endete mit dem Siege der deutschen Favoritenmannschaft Lorenz —Saldo w. ESgelang den Amerikanern nicht, den von ihnen erwarteten Uebcrrundungsversuch zu einem Erfolg zu gestalten. Das Rennen endete infolgedessen durch Punktwertung. Bis zur 144, Stunde war das Tempo ziemlich mäßig. Erst ein Vorstoß von Hahn brachte Bewegung in die Paare. Dann kamen die letzten Wertungen, bei denen sich besonders Lorenz—Saldom, stRruer—Krupkat, Teckmer—Siellbrink und Kaiser—Taylor aus- zeichncten. Die endgültigen Pamktzahlen sind für das Sieger paar Lorenz—Saldow 347. für Bauer—Krupkat 264, für Stell brink—Techm'r 189, Kaiser—Taylor 166, Hahn—Tietz 132 und Hanley—Lawrence 128. Insgesamt wurden 3896.905 Kilometer zurückgclegt. Die siegenden Paare wurden vom Publikum mit tosendem Jubel gefeiert. lvittgeteilt vom tschechoNowatischen Bankverein, Itllale Dresden. Wetterbericht derDresduer Wetterwarte Ln ft druckverteil ung: Depression unter 730 Milli meter Mittcskandinavien. Hoher Truck über 770 Millimeter westliches Europa. Teilgebiet des Luftdruckes West- uno Mittel europa, Steiggebiet des Luftdruckes Island, Höhenwinde über 20 Seknndenmeter. Wetterlage: Tie neue gestern bei Is land gelegene Depression ist der vorangegangen raich nachgcf.'lgt, T'e Witterung Sachsens steht somit auch weiterhin unter dem Einfluß der Depression, Voraussage: Flachland: Wechselnde vorwiegend starke Bewölkung, Regenschauer, böige, westliche Winde, geringe Temperatnrabnahnie. Gebirge: Wechselnde vorwiegend starke Bewölkung, Schneeschaner, stürmische bis starke westliche bis nordwestliche Winde, leichter bis mäßiger Frost. Die Scholle Roman von Georg Julius Peterseu. (41. Fortsetzung.) Ehristian Hofsstecn fühlte sich in dieser erlesenen Gesell schaft nicht gerade behaglich. Er wäre am liebsten allein ge wesen und hätte den wundervollen Kranz, den er bis zum Schloß getragen hatte und der ihm dann von einem Diener ab- genoininen worden war, gern selber auf den Sarg des toten Freundes gelegt. Ac'S die Flügeltüren zum Saale sich schon öffneten, betrat Graf Waldemar das Zimmer. Er wurde sosort seine?- Iaigcnd- srcnnde?- ansichtig und wechselte noch schnell einige Worte mit ihm; dann folgte er seinem Brwder und dem Neffen an den für die Familienmitglieder bestimmten Platz. Die Fenster des gewaltigen Raumes waren verhüllt. Der schwarz behängen« Kronleuchter sandte ein düsteres Licht auf die zahlreichen Leidtragenden „nü den Sarg, zu dessen Seiten sich Berge von Kränzen wölbten. An der Kopstvand des Sarges stand unter der Grafenkrone einfach: Hans Graf von Grotefeld, und an der Fnßwand: Er starb für sein Vaterland. Gedänipstcs Orgclspiel leitete die Feier ein. Der alte Küster ans dem Dorf war kein Meister; dennoch griffen die Töne ans Herz. Und nicht minder die schlichten, von tiefstem Schmerz beseelten Worte des (Geistlichen, dcr nach beendetem Orgclspiel an den Sarg trat, »in die Gedächtnisrede zu halten. Er zeichnete den Tcckcn nicht als eine Ausnahmeerscheinung, sondern in ihm alle deutschen Männer, di« ihr Blut für das Vaterland dahingaben. Ehristian Hoffstcen sah mit brennenden Augen auf den Sarg, die Feier ergriff ihn autS tiefste. Wie geheimnisvoll, fast traumhaft das alles war. Im Halbdämmer blitzte hin und wieder ein Orden auf, und ein Degen klirrte leise. Der Gutsherr zeigte eine vollkommen unbewegte, eisige Miene, nichts an ihm ließ crnf eine tiefere Bewegung schließen. Etwa?- belebter war das Gesicht des Grafen Knud. Der tote Bruder hatte ihm innerlich ferngestanden, aber die Trauer- zeremcniie schien auf den jungen Offizier doch tiefen Eindruck zu machen. Heftig bewegt war Gras Waldemar, Er war Jung geselle und hatte mit außckvrdentlicher Liobe cm dem gefallene» Neffen gehangen. Und es mochte ihn« in dieser Stunde wohl auch eine Neue anlcmmcn. wem, er an sein Han» dachte. Er halte die Pflichten gegen Namen und Familie nicht verletzt, aber er hatte dock» mir oberflächlich an sie gedacht, als er vor vielen Jahren den Entschluß faßte, allein durchs Lebe» zu gehen. Er war in jungen Jahren eine unruhige Natur gewesen. Seine diplomatische Laufbahu hatte ihn in fast alle Erdteile geführt. Dadurch war sein Sinn wcltbürgerlich gefärbt, sein Auge für Franenschönheit geschärft worden, so daß er sich nach und nach zu der Erkenntnis durchrang, daß eine Frau seiner heimatlichen Kaste ihm schwerlich werde genügen können. Wer konnte damals daran denken, daß dcr Bestand des HaaiscS bedroht werden würde! Und nun war einer der beiden Neffen gefallen, daS heißt, das Geschlecht ruhte cigentüch nur noch auf zwei Augen. Und immer noch tobte der Krieg . . . Die Gedächtnisrede des Predigers war beendet; auf ein Zeichen öffneten sich die Tccppeltüren nach dem Korridor, und hcreintcaten acht alte Förster des Grafen. Sie näherten sich vorsichtig, etwas unsicher dem Sarg, und beluden sich mit ihm. Langsam folgte die Traucrgemeinde, von den weichen Klängen der Orgel verfolgt. Der Wcg ging zur Gruft, die sich in Form einer Kapelle hinter dem Schlosse befand. Hier wiederholte sich noch einmal ein Teil dcr kirchlichen Zeremonien. Die eigentliche Beisetzung in der Gruft sollte erst in den nächsten Tagen vor sich gehen, es bedurfte ncch einiger Arbeiten dazu. — DaS Traucrgefolge löste sich langsam auf und nahm de» Weg zum Schloß zurück. Die HoffsteenS verabschiedete» sich von de» drei Gras«,, dabei wiederholte sich das alte Spiel, daß Graf Kund und Cbristian aneinander vorbeisahen. Graf Waldemar und Doktor Hoffstcen begrüßten sich unter dem Eindruck der tranriaen Handlung, der sie soeben bcigewohnt hatten, doppelt herzlich. „Wie lange bleibst du?" fragte der Arzt. .Ich habe noch zehn Tage zur Verfügung." „Davon gehört mir und meiner Frau mindestens einer, hörst du?" Graf Waldemar, ein eleganter Fünfziger, lächelte. „Mit dieser freundlichen Einladung begegnest du meinen Wünschen, Friedrich." „Abgemacht," saate Doktor Hoffstcen. „Schreibe mir, wenn du kommst, oder telephoniere, das ist noch einfacher, Auf Wie dersehen, Waldemar! — Ach Gott, ist mir das eben an die Ne,wen gegangen," llnd sein Gesicht zeigte einen sonst unbe kannten kummervollen Ausdruck, als er den voraufgegangenen Verwandten folgte. Auf dem Heimweg wurde nicht viel gesprochen. Nur ein- mal sagte der Müller aus tiefen Gedanken heraus» Nein, so was von Selbstbeherrschung! . , «Du meinst den alten Grafen, Broder." „Ja." „Allerdings, er bewahrte Haltung. Dabei wissen wir, w i e sehr er Hans geliebt hat. Ich brächte das nicht fertig," „Ich wohl auch nicht," meinte Hofssteen. Als sie durch den Wirtschassgarten gingen, sagte Christian leise zu dem Müller: „Vater, wenn mir mal was Passieren sollte, dann möchte ich auch wohl überführt und auf unserem Erbbegräbnis bestattet werden," Der Müller nickte ernst. «Gott gebe, daß es nicht nötig wird; aber wenn es so ge schehen soll, dann wird dein Wunsch erfüllt, Christian, darauf ver laß dich." * * Christian Hosssteen vergaß für wenige Tage die Schwere der Zeit, unter der er sonst so litt. Margarethe Stolterfoth hielt ihre» Verlobten ständig in Atem. Bald war daS junge Braut paar in der Propstci, bald in Kiel, der Mühle und ihren Bewoh nern bleib nicht viel von der Geqemvart Christians. Als sie sich eines TageS zu einem Spaziergang rüsteten, sagte Frau Hoff- steen: „Wollt ihr schon wieder wcg?" ES klang so betrübt, daß Christian von einem Gefühl der Nene ergriffen wurde. „Mir kommen bald wieder, Mutter," sagte er und legte seinen Arm um ihren Hals Eine solche Liebkosung war ihr an dem ernsten, ver schlossenen Christian ganz fremd, und so empfand sie sie doppelt. „Man hat gar nichts von dir," klagte sie leise. „Aber Mutter," rief Margarethe, „Geh' mal hinaus^ Christian, ich habe Mutter etwas zu sagen." llnd als sie mit Frau Hoffsteen allein war. trat sie dicht vor sie hin. In dem sonst so resoluten Gesicht stand ein schmerzlicher Zug. «Sichst du. Mutter," sagte das junge Mädchen hastig, „ich tue es ja gewiß nicht aus Vergnügungssucht, wenn ich Christian bald zu diesem, bald zu jenem Besuch veranlasse. Ich halte eS mir für das beste Msttel, um Christian von trüben, nachdenklichen Yiedan- ken abzulenken; er ist nun doch mal so'n Grübler. Sobald man die Zügel etwas lockerer läßt, gibt er sichsseinen Gedanken bin. Meinst du, mir macht eS Spaß in dieser Zeit überall zu Gast zu sein, nur nicht im eigenen Hause? Stell' dir mal vor, ich würde neben Christian sitzen und mit ihm zusammen Trübsaal blasen! . . . Nein, dazu ist noch Zeit, wenn man wieder allein ist." Sie blickte mit tränenschweren Augen durchs Fenster. „Ach Gott, diese schreckliche Trennung," flüsterte sie. (Fortsetzung folgt.!
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