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ein fröhliches, dauerhaftes Zusammensein, mein lieber freund, — nur das Gläserklingeu wallen nur vermeiden, der Alte könnte es hören, und dann gibts einen gratzeu Krach!" „Damit hats keine Not!'' rief Frau Bödaw. „Erst recht ivallen wir austatzen rmd fröhlich sein, sa ist die Marine unseres Hausthranuen tvenigstens zu etivas nulle!" Hell klangen die Gläser zusammen. und dann erzählte die Dame unter vielem spöttischen Gekicher, das; Marwill mit Fräulein vair Pnkada im Felde „herumschivärme". „Darüber ärgere dich nicht liebes Kind." meinte ihr Gatte gelassen. „Beachte diesen lieben Schwager sa wenig wie möglich, dann kämmst du am besten mit ihm aus." „Natürlich, ich tue ja dach, was ich will. Sie sind jedenfalls erstaunt, Herr Trallayn, das; wir hier sa üppig speisen, während mein Schivager ein Bettlersrühstück erhält. Wie gerne würde ich ihm van all diesen Dingen geben." „Ach, cs war ihm heute ja schon wieder zu viel Butter ans den Stullen," rief Helene lachend. „Ich habe schön was zu hören bekammen." „Früher habe ich mich täglich mit ihm herumgezankt," fuhr Frau Bödaw sart, „stets verbrauchte ich zu viel, und immer war er Feuer und Flamme gegen mich. Endlich wurde ich klug. Ich gab ihm unbeiegke Stullen und wir atzen in seiner Gegenwart trockenes Brat. Hinterher ent schädigten wir uns. Sa kämmen wir vartrefflich mit einander aus, denn jetzt vermeiden wir es sagar, auch mir einen Bissen in seiner Gegenwart zu essen, er gönnt ja dach Keinem was. Datz man bei salchem Znsammciileben reizbar und verbittert wird, ist mahl nur natürlich. Sa varübergehend, ge- wissermatzcn im Fluge Wahltaten zu erweisen, wie es Fräulein van Pukada beliebt, will nicht viel besagen, aber Jahr um Jahr ansznkammeu mit salch einem Nörgler und Menschenhasser, dazu gehört wahrhaftig Blut und Selbst überwindung." „Sie vergelten ihm seinen Hatz jedenfalls ehrlich?" „Ach. mein Hatz gegen ihn kennt keine Grenze». Er fall mich mir nach einmal reizen, dann mutz er sart, ahne Gnade!" Bödow begann das Gespräch Peinlich zu werden. „Du bist aufgeregt, Kind, und weitzt nicht, was du spricht, mätzige dich dach!" Sie machte ciusehcu, datz sic in ihren: Grall zu weit gegangen war und lenkte nun selbst ein. „Sie kommen ja mit der Wunderblume wenig oder garnicht zusammmen, Herr Trollohn, mein Mann und unser lieber In- spektar sind ihre Bargesetzten, Marwitz kümmert sich um nichts." „Was dach wohl alles gesprochen wird." bemerkte Barchert, welcher, vergeblich versucht hatte, van Helene einen versöhnlichen Blick zu erhaschen, „Herr Trollen»: behauptet allen Ernstes, Ihr Herr Schwager besitze einen Sohn." Die Dame verlor vollständig die Fassung. Unter des Amerikaners scharf beobachtendem Blick wechselte sie sogar die Farbe. „Mein Schwager hatte allerdings einen Sahn," sagte sie dann lang sam. Messer und Gabel, die sie bereits weggelegt. wieder zur Hand nehmend, „aber der ist längst tot!" „Das fft jn alles ganz gut, Marwitz besitzt dach aber einen Sahn!" Barchert sali erstaunt aus. „Da sind Sie falsch unterrichtet: es iü mahl nie ein Kind vorhanden gewesen, sonst tzätle Frau Bödaw sicher einmal darüber zu mir gesprochen." Ianes lächelte überlegen. „Ich weis; es aus bester Duelle," „Sa will ich Ihnen nicht widersprechen, Herr Trallapn, für die Erben van Blankenstein ist das ahne Bedeutung, denn selbst, wenn es vorhanden war, sa ist das Kind schon längst tat, man erwähnt es nicht mehr Inzwischen hatte Leopold Marwitz das warme Tuch abgelegt. Es war ihm heis; geworden van innen heraus. Salch ein angenehmes Gefühl hatte er seit langen, langen Jahren nicht gekannt, wie hier in der freien sonnigen Landschaft. Mit tiefen Atemzügen sag er die köstliche, nach Wiesenblumen und Gras duftende P»st ein und die blöden Augen blickten immer freier und sicherer, die nervösen Bewegungen der Finger Netzen nach, sie ruhten lässig und die Sanne mit ihrer belebenden Wärme schien darauf nieder. Ilse bemerkte mit einem dankbaren, befreienden Ansatmen die Wandlung, aber sie gab sich den Anschein, als gewahre sie nichts. Ans einem etwas erhöhten Platz machte sie Halt, begann Blumen zu flücten, duftigen Klee, Kornblumen und Nillerjparn. raten Mahn und Zitter gras, und dazu sang sie mit ihrer glockenhellen, wohlgebildeten Stimme, die den Bater ein kleines Bermögen gekostet hatte, schmetternd in den jungen Tag hinaus: ..Sommer, o Sommer, du fröhliche heit,' Alles ist wieder mit Blumen beslreul —" Ein richtiger Festtag schien es dem alten Mauue zu sein, nein, etwas viel Wichtigeres, Schöneres, eine Art Erlösung ans dunkler Kerkerhaft. Nur unerfreuliche Warte war er zu hören gewohnt, ans seinem eigenen Munde sowohl, wie aus dem der anderen, und mm tönte es ihn: sa weich und zu traulich entgegen, sein altes, verkümmertes, verödetes Herz sag die Warte ein, als seien sie ihm Nektar. Und dann wieder sah er um sich, soweit das Auge reichte, goldige Wagen, schwerreifes Karn, und sein Eigentum all die Pracht, hier und dort auch ein tiefgrünes Nübenfeld und Kartasselland, und zur Seite die saftigen Wiese», weiter entfernt waren ein Dutzend teilte mit den: Heuen beschäftigt. O. wie war es möglich gewesen, datz er lange Jahre ii: dem Dämmer- schatten des kühlen, feuchten Bargartens verbracht, wunschlos, lethargisch dahinlebend! Alles mutzte wohl in ihn: abgestorben gewesen sein, nicht mir die Glieder, auch die Sinne. Aber dieses Luftbad tat Wunder! O. wie ihn: das Blut so wohlig durch die Adern rann, er fühlte, wie es lebhaft pulsierte. Welch glücklicher Gedanke van den: jungen. lieben Mädchen, diese Spazierfahrt zu unter nehmen. Ilses geübten: Blick entging keine Regung, kein Blinzeln der nach immer scheuen Augen, die sich an ein freies Picht, an Himmelsglaiiz und Fernblick erst wieder gewöhnen mutzten. „Di: armes, mitzhandeltcv Geschöpf/' dachte sie voll tiefen Erbarmens, „und dich sollte ich verachten, weil du öfter als nötig dein Geld zählst? it