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Bayerische Vorstellungen in Berli» München, 19. Oktober. Da» bayrische Handelsmi nisterium hat dem Vernehmen nach schon vor längerer Zeit die Ausmerksamleit der zuständigen Reichsstellen darauf lenken lassen, daß die Ausschreitungen der Spekulation, vor allem aus dem Devisenmarkt, auch in weitesten Kreisen der bayrischen Bevölkerung schwerste Besorgnisse und tiefgehende Beunruhigung hervorgerujcn haben. Dabei wurde darauf hingewicsen, daß in Bayern die kleinen, um die Grenze des Existenzminimums sich bewegenden Vermögen und die Schicht der nun mit dem Un tergang Bedrohten verhältnismäßig größer und wichtiger ist, als in manchen anderen Teilen des Reiches, und daher Bayern besonders an den Vorgängen interessiert ist, die vor allem an den großen Börsen in Erscheinung treten. Wenn schon diese Vorgänge mehr die Folge als die Ursache der inneren Weltbewegung der Mark sind und es hiernach unmöglich ist, mit technischen Mitteln den Sturz der Mark aufzuhalten, so muß doch nach Auffassung der bayrischen Regierung versucht werden, wenig- e steus den gröbsten Ausschreitungen der Spekulation entgegen- I zuwirken. Hierzu wurde in Nebcreinstiiiimung mit dem Urteil hervorragender bayrischer Sachverständiger neben anderen Maß nahme» besonders die Einführung der Legitimations pflicht und des Schlußschei ii zwangs bei Devi se n g c s ch ä s t e n angeregt. Neuregelung der Ausfuhrabgabvn Berlin, 19. Oktober. Der Wirtschaftspolitik che Ausschuß und der Aussuhrabgabcnauöschuß des Rcichöwirt« schaslsrnteS berieten in einer gemeinschaftlichen Eitrung über den Antrag der Neichsregierung aus Erhöhung der Aus- snhrabgabe. Der Antrag der Reichsrrgierung bestimmt: Die Aussuhrabgabcii solle» bis längstens den 1. April 1922 neu geregelt werden. Bis zum Inkrafttreten der Neuregelung soll mit sofortiger Wirkung eine Zwischenregelung erfolgen. Zu diesem Zwecke soll eine Erhöhung der derzeitigen Sätze des Ta rifs um 4 Prozent cintrcten und die Erhöhung nach oben be grenzt werden durch Maximalziffcrn, die bei Fertigfabrikaten 9 Prozent, bei Halbfertigfabrikaten 7 Prozent und bei Roh stoffen 8 Prozent betragen sollen. AnSlandswarcn (ausländische Rohstoffe, Halb- und Fertigsabrikate), bei denen einwandfrei frststeht. daß sie keinerlei Weiterverarbeitung im Jnlande mehr unterworfen werden, und solckie, bei denen die Weiterverarbei tung ini Jnlande nur ganz geringfügig ist, werden mit keiner oder einer wesentlich geringeren Abgabe, höchstens etwa 3 Pro zent, belegt. Die Raiifizierung durch den amerikanischen Senat Washington, 19. Oktober. Der amerikanische Senat hat die Fricdcnsvcrträgc mit Deutschland und mit Oesterreich mit 69 gegen 21 Stimmen, und den Friedcnsvertrag mit 66 gegen 17 Stimmen ratifiziert. Washington, 19. Oktober. Im Senat trat Senator Johnson lunvcrsöhnlicher Republikaner) für dir Ratifizie rung des Friedcnsvcrtrages mit Deutschland rin. Er sagte, er könne sich nicht den Ansichten anderer Unvrrsöhn sicher anschlie- ßcn, daß der Vertrag die Vereinigten Staaten wahrscheinlich in die europäischen Verwicklungen hineinziehcn werde; aber, er- klärte er, es sei unklug, daß die Bereinigten Staaten sich wei gerten, der alliierten Neparationskommission beizutretcii. Se nator Hitchcock, der frühere Führer der Kreise, die für die Ratifizierung waren, sprach sich auch für die Ratifizierung des dem Senat vorliegenden Vertrages aus und meinte, die Wieder herstellung des Friedens mit Deutschland sei sür o.e Rehabilitie rung Europas notwendig. Die Bereinigten Staaten hätten den Versailler Vertrag anerkannt dadurch, daß sic eine Stimme bei der Verfügung über Jap und andere frühere deutsche Bcsimin- gen beanspruchten. Darauf lehnte der Senat mit 71 gegen 7 Stimmen den Zusabantrag zum Fricdensvcrtrage mit Deutsch land ab der die Vereinigte» Staaten von allen aus dem Frie- densvertrag von Versailles sich ergebenden Verpflichtungen be freien wollte. Die polnische Aussprache in der französischen Kammer Paris, 19. Oktober. In der heutigen Kammcrsitzung wurde die Beratung über die Interpellationen zur allgemeine» Politik der Regierung fortgesetzt. Als erster Redner erhielt Maurice Bar res das Wort. Nach seiner Ansicht herrscht Einigkeit dar über, daß nicht nur die Sicherheit, sondern auch die Wiederher stellung des Landes zu gewährleisten ist. Man wolle deshalb wissen, welche Mittel die Negierung anzuwenden gedenke, um dieses Resultat zu erziele». Man habe die Wirtschaft- lichen Sanktionen am Rhein aufgehoben, um das Mini sterium Wirlh zu befestigen oder weil Deutschland alle seine Verpflichtungen erfüllt habe. Varres versieht Briand nicht, der oft erklärt habe, daß er nicht die Absicht habe, die Sanktionen zu beseitigen. Nicht nur Briand, alle wollten den Frieden. Durch die Aufhebung der Zollinie am Rhein habe man die Situation Frankreichs gegenüber dem besiegten Deutschland geschwächt. Briand mülle die leitenden Bedanken seiner 'Friedenspolitik be gründen Lloyd George verweigere den Irländern die Genug tuung unter dem Vorwand geographischer Notwendigkeiten. Er müsse auch die geographischen Notwendigkeiten Frankreichs als Nachbar Deutschlands anerkennen. Frankreich könne sich am linken Nheinufer nur in Sicherheit fühlen, wen» es wisse, daß ztvischen Frankreich und Preußen eine Zone moralischer Ent waffnung bestehe. Die Ausführung des Vertrages müsse garan tiert werden. Minister Rathenau dürfe nicht sagen können: Kommen Sie nochmals nach Wiesbaden, alles nochmals zu be raten. Am Rhein müsse eine Sicherheitszone geschaffen werden. Da die Regierung die^ wirtschaftlichen Sanktionen auf gehoben hat, müsse man befürchten, daß demnächst auch die mili tärischen Sanktionen verschwinden. Ministerpräsident Briand erinnerte daran, unter wel chen Bedingungen der Oberste Rat die wirtschaftlichen und mili tärischen Sanktionen erlassen habe. Die militärischen Sanktionen hätten den Charakter des Zwanges gehabt, um eine deutsche Regierung, die sich geweigert haben würde, den FriedenSvertrag anzuerkennen, zu zwingen, daß sie ihn aus- sühre. Man bleibe in Ruhrort, Düsseldorf und Duisburg nicht mit den» Wunsche, immer dort zu bleiben, sondern um den Willen zu erkennen zu geben, daß man die Ausführung des Ver trages sichersten?» wolle. Frankreich wolle seine Sicherheit garantieren. Die wirtschaftlichen Sanktionen hätten sich nur auf die Weigerung Deutschlands, die Reparationszah. jungen anzunehmen, bezogen. Die wirtschaftliche Barriere para lysiere zum großen Teste dir wirtschaftliche Tätigkeit. Aber wenn man behaupte, weil die wirtschaftliche» Sanktionen ver schwunden seien, müßten die militärischen Sanktionen, die die Sicherheit Frankreichs betreffen, auch verschwinden, so sei das eine Disknssioiisart, gegen die er vollkommen entwaffnet sei. Der nächste Jnterpellalionsredner Maillard sprach über die ob e r sch ! e s i s ch e Frage und warf Briand vor. daß er die Regelung dieser Frage als eine solche bezeichnet habe, die nur durch die Sorge um die Gerechtigkeit erledigt werden könne, während Frankreich sich u»r von der Angst um seine Sicherheit gegenüber Deutschland hältc leiten lassen dürfen. Der Redner sprach auch vom Saargebiet und fragte Briand, was er tue, wenn diese Frage gestellt würde. Briand antwortete, tue Regierung werde alsdann die Mittel ins Auge fassen, um sie zu regeln. dlook in ckissvin dloont vrsobsiiit im 72 ckabr^Llix cksr VorLÜfistiob rsckixisrt unck »usgostkittst mit »Hera IViossnsvorton über ckas Ickitbolisobs 8ot>ul- unä Vervinsivesen, ckis kntdolieod- xvistlioben Lströrcksn unck ckis Lsslsoiyzv- dorirlcs, über ckis Organisation cksr Tontrums- nartoi in Laobssn. Llit einem volistSuäigsn Vorrsiobvio aller OsbricrLkts rurck Osistlioliso, mit seinem sonstigen auk äas sorglLltigsts ausgsiväsiltso, ririca 250 Leiten umkassonäen lubalt ist er kür Hvüv» kür jvü« kür jvÜvL ^VSeÜÜklsilLKIIIL D MMIllMUe kSvUlllllW- VlI rWMMMM M ÜS8 iIM »22 Lvmigsprsis anssobl. Porto nuck Versanä- kostsn 5 INI«, ^nt LammvIbestsIInngeu äurob Vereins unck sonstig« Xvrporationvn Rabatt. «1« W IßMkll llv steil» AM l!l st. U «l» »Mg tltü A. IO M.N Om sofortige RsstsIIuogsn nsirck gebeten. »«r Vsiisg li«! 81. Smll-kslsmlm Vpvhösn-Alklsäl, ttoidsinsli'sks 46. Sächsische Volkszciinng — Nr. 244 — 21. Oktober 1621 Zurück zu den heiligen Satzungen Von Franziska Schneider iNachdruck Verbote». — Alle Rechte Vorbehalten.) (IN Fortsetzung.) Nachdem Mach ihr Kämnierlcin betreten hatte, begann sie zunächst sich des Hutes zu entledigen. Da siel ein Rosenbüschlein zur Erde. Sie hob es auf. Nackst>enklich hielt sie ein Zeitchen in der Hand. Mac Donald Halle es ihr gereicht, nicht so in der Weise, wie er früher ihr beim Blumensuchen diese büschelweise in ihre Hand drückte, nein, ganz anders. Den Hut abziehend, mit einer leichten Neigung des Kopfes und einigen höflichen Morien, so wie ein Kavalier einer Dame sich erweist. Sie über legte, und von weitem sah ihre Phantasie den Lord Playfour auf seinem prächtigen Hengste, umstrahlt vom Glanze unermeßlicher Reichtümcr. Mac Donald war dagegen ein recht schlichter Land- edelma»» — aber er war in der Nähe und jener stand in so wei ter Ferne. Vielleicht war cs doch besser, das Sichere nicht auS der Hand zu lassen; jedenfalls wollte sie sich alle Wege offen Halle». Aber vorwärts im Leben sollte eS jedenfalls gehen. Bon Rechts wegen mußte sie nun das Röslein in eine Hülle ein- schlagcn, ei» rosiges Seidcnband darum schlingen und es im ge heimsten Winkel ihres Koinmodenfaches aiifbcwahrcn. Doch es fehlte ihr im Augenblicke an der geeigneten Hülle — rin rosiges Seidcnband war nickst zur Hand — cs fehlte ihr auch an dem »öligen Anlriebe, nm derglcickicn sich zu bemnben. Nur um etwas zu tim, zog sie eine Schublade auf und schupp — flog das Röslein hinein — dann schloß sich die Lade wieder. Marn löste nun die schweren Zöpfe ihrer Haare. Ein lnsti- neS Liedchen trällerte sic dazu, und plötzlich unterbrach sie Durch das Fenster fiel das Mondlicht auf die blanke Fläche des gegenüberhanaende» Svicgcls, und mitten darauf stand ihr Bild. Zum ersten Male sah sie es mit Befremden. In reichen Wellen siel das aschblonde üppine Haar, niit zauberhaftem Schein über- gosscn erschien ihr Antlitz von seltsamem Reize, i» Staun«» öff neten sich ihre Angen groß und west und blickten ihr mit magi schem Glanze ans Spiegelbläiile und Moiidenschimmcr entgegen. So wie sic selber war, Halle sie sich holde Feen, schöne Zaube rinnen gedacht. Jauchzen bätte sie mönen ob der eiaenen Schön, heit, und als in eitler Gefallsucht der kleine Mund sich z» einem freudigen Ausruf öffnete, da schimmerte zn all dem Glanze die Ekfenbei»weiße einer Reibe herrlicher Perleuzähne. Gewiß, sic war schön und hatte es eigentlich nicht gewußt. Ganz plötzlich war es ihr offenbar geworden. Wohlgefällig fuhr sie durch die weiche Haarmasse, bansckste sie zur Krone und ließ die üppige Fülle wieder über Hals und Schultern rieseln. Auch Vcac Donald hatte wohl auf einmal eingcsehen, daß sic schön, sehr schön sei und halte sich verliebt in sie — ja, regel recht verliebt. Jetzt wußte sie seine» ersten Blick zu deuten, der sie in so eigener Weise getroffen hatte. Sie fühlte sich ein wenig geschmeichelt, zudem sie sich ge stand, daß er wirklich allen Grund habe, in sie verliebt zu sein. In dieser Ueberzeugung fuhr sic fort, ihr Liedchen weiter zu träl lern, ging zum Fenster und öffnete es sperrwcit. Mochte die frische, herrliche Nacht in vollen Strömen zu ihr hineinkommen. Beide Arme ans die Fenslcrbrüsinng lehnend, stützte sie das Kinn in die Hände und schaute fragend und sicher selber Antwort gebend zum Sternen,'eflimmer empor. War das vielleicht einer Dame den Hof machen, so wie sich Mac Donald beim Spaziergang benahm? Ach ja, so mußte es wohl sein. Mit Blnmcnspenden fing es wohl an? Mit hübschen Artigkeiten und Aufmerksamkeiten fuhr man fort. So dachte sie eS sich. Ein ariiaes Necken gehört wobl auch dazu, sind selbstverstäiUckich ein Seufzen. Sehne» und Schmachten! Ob das Mac Donald wohl setzt tat? Sie verspürte keine Lust dazu. Keine Spur von solcbcr Stimmung empfand sie. Und dann der erste Kuß? Am Waldguellchen oder am Waldcsrand? Ob sie ihn küssen könnte? O ja, küsse» könnte sic ihn, herzlich und innig, so wie sie Vater, Bruder küsste, wenn eine zärtliche Aufwallung sie überkam, so fest, daß sie oft anfschricn und sich ans der Um armung losmachlcn. Mac Donald war ja gut, herzensgut über haupt der beste Mensch, den sie sich denken konnte. Als das Ideal eines Mannes hatten ihn andere bezeichnet. Liebe» könnte sie ihn schon; batte sie ihn nicht bereits als Kind geliebt? Nach diesen kurzen Schlüssen war die leichte Erregung des Abends in ihr geglättet 'alle >>e sick' .'"it der Zeit werde ich wohl Mac Donalds Frau werden. Und ivaru», auch nicht? Vater wird es recht sein und mir schließlich auch." Und heimlich lachte sie, als sic sich in ihre Kissen hincin- knschelie. Darum wollte er ans de», Barn trinken n»d jung werden, um bester zn ihrem Alter zn passe». Das war ia Un sinn. Er war ihr nicht zu alt, denn vor dem Manne soll man Respekt haben, so halte sie es immer gebärt. Zufrieden mit dem Ergebnis dieser ansgedachten ZnkniiflSgestaltnng schlief sie ein. 6. Kapitel. Unterdrücker und Unterdrückte. Die große Atlantik hüllte in ihre tausendfältigen Nebel- Meier ihr frnaragdenrs Schoßkind, fuhr mit erfrischendem West Lloyd George zur ArbeitSlofenfraqe LMido». 19. Oktober. Lloyd Georg« hielt heute seine mtt Spannung erwartete UnterhauSrcde über die Arbeitslosensrage. Er sagte, das Land mache die schwerste Periode von Arbeitslosig- keit seit 200 Jahren durch. Im gegenwärtigen Augenblicke seien in England 1750 000 Erwerbslose. Die größte Erwerbslosigkeit herrsche in der Metallindustrie. Die Ursachen einschließlich der Störungen in der Handelsmaschinerie und der Schwankungen der Wechselkurse könnten in dem Worte „Krieg" zllsammengesaßk werde». Lloyd George gab eine Uebersicht über die bisherigen Maßnahmen der Regierung zur Wiederherstellung des Handels und zur Behebung der Arbeitslosigkeit. England sei ein Ausfuhrland und hänge von seinem Ueberseehandel mehr als irgend ein anderes Land ab. Die Regierung beabsichtige, den Exportkreditplan abzu- ündern. Bisher sollte der Exportkredit selbst mir auf diejenigen Länder Anwendung finden, deren Kredit durch den Krieg so gut wie zerstört sei. Jetzt werde vorgeschlagen, den Kreditplan auch auf andere Länder anzuwenden. Die Regierung würde für neue Kapitalien für Unternehmungen, wie z. B. Eisenbahnen und elektrische Anlagen, die bestimmt seien, das Erwerbsleben zu för dern, die Bezahlung der Zinsen unter gewissen Umständen garan tiere». Die Garantie des Staates solle jedoch die Summe von 25 Millionen Pfund Sterling nicht überschreiten. Die italienische Abordnung für Washington Rom, 19. Oktober. Der italienischen Abordnung zur Woshing. toner Konferenz werden angebören Schanzer als Vorsitzender, der Deputierte Meda, die Senatoren Albert ini und Roland Ricci. Der Ministcrrat beschloß, daß auch Marquis della Toretta an der Kontere»; teilnehmen soll, wenn die Außenminister der anderen Regierungen nach Washington gehen. Die Beratungen über die Venediger Konferenz Wien, 19. Oktober. Der Ausschuß für Arnßeres setzte heute die Beratung über die Venediger Konferenz fort. Bundeskanzler Schober betonte den Kompromißcharakter der Venediger Besprechungen und empfahl unter Hinweis auf die Vorteile eines auf Grund dieser Besprechungen abzuschlicßen- deu Uebereiilkommens sowie auf die Lage Oesterreichs und ans die allgemeine diplomatische Lage in Europa, das Venediger Proto koll der Beschlußfassung des Ausschusses zu Grunde zu legen. Ter Großdeutsche Ding Hof er beantragte, die Vorschläge der Kon ferenz abzulehnen, indem er darauf hinwies, daß dem Standpunkt des Selbstbestimmuugsrechtes im Wege der Volksabstimmung zwar durch Abtretung von Teilen Oesterreichs an Italic!,, die Tschecho slowakei und Jugoslavien nicht Rechnung getragen wurde, daß es aber jetzt einseitig hinsichtlich der Stadt Oedenbnrg entgegen den Bestimmungen des Vertrages von St. Germain zur Durchw!,- rung kommen solle, ohne daß für die Freiheit der Volksabstim mung Vorsorge getroffen werde. Der Ausschuß lehnte diesen. Antrag ab und nahm einstimmig bei einer Stimmentbal- tung folgenden Antrag a», der von Vertretern der drei Parteien formuliert worden war: „Das Verhalte» der Ententemächte seit der Ratifizierung des Vertrags von Trianon beweist, daß sie offenbar nicht willens sind, wesentliche territoriale Bestimmungen des Vertrages von St. Germain, und zwar gerade die für Oesterreich günstige»» durchzilsühren. Infolge der hierdurch geänderten Sachlage wird die Bundesregierung ermächtigt, die in Venedig begonnenen Ver handlungen unter entschiedener Wahrung der Interesse» Oester reichs und der Rechte des burgenläudischen Volkes fortzusencii. und vorbehaltlich der verfassungsmäßigen Genehmigung abzu- schließen." Die Ungarn im Burgcniand Wien, 19. Oktober. Wie die Parlamentarische Korrespondenz erfährt, hat die ö st e r r e i chi s ch e Regierung von dem gestri gen Beschlüsse des Ausschusses für Neuß er es die in Betracht kommenden Mächte, vor allem die italienische und die ungarische Regierung, in Kenntnis gesetzt und trifft alle Vorbei reitiingen, damit der vom Ausschuß gewünschte beschleunigte Ab- schlich der Verhandlungen ehestens dnrchgesührt wird. Ans der ganze!» burgenläudischen Presse liegen heute 'Met- düngen über unausgesetzte Tätigkeit der ungari schen Banden vor, die, wie ein italienischer Ossizier aus Neu- siedel meldet, keineswegs die Absicht haben, das Burgenland zu räume». Rekrutierungen werden unter der Leitung der ungarische» Jnsurgentensührer unausgesetzt vorgeuoinmcn, so daß Tag für Tag Flüchtlinge ans dem Burgenlandc eintresfcn, um dem Mili tärdienste zu entgehe». Die Beschießung von Bruck dau ert fort, doch konnte die Einnahme der Stadt bisher von der österreichischen Reichswehr abgewehrt werden. Zahlreiche ungarische Geschosse haben Fenster, Häuser, Dächer und Mauern zerstört. Zwei Frauen wurden durch die Beschießung schwer verletzt. Tie Lage der Eiuwohner von Bruck ist anss schwerste gefährdet. Viele Familien sind geflüchtet. durch das Lockengewliide seiner üppigen, cfeubewachsene» Wälder und seiner einig grünen Kränze von Lorbeer, Myrten und Holly- büschen. In die grauen Behänge tauchten Dächer, Türme, Bäume und Strällchcr unter, nur stückweise ragten bizarre Formen aus der feuchten Hülle heraus. Durch den flockigen Dunst schru» über de» nassen Fußweg, der zum Castle Playfour führte, Fächer O'FIccherty. Er ging langsamen Schrittes, den Kops etwas vorgebeugt. Die kühle Nässe, die sich uni ihn und auf ihn lagerte, schien ihm kein Unbehagen einzuslößen. Ec> ist Irlands Wetter und ErinS Kinder nennen auch einen solchen Tag „a goc^> dah", einen guten Goitestag. Am Parke des Schlosses angelangt, öfsnete er mühsam das große eiserne Tor und weiter ging er immer desselben müden Schrittes über sauberen Strandkics hinweg. Bon gepflegten Rosenslächcii aus reckten zu beiden Seiten des Weges weitästige Arbutnspflaiizen, mit Perligen Tropfe» behangenc Koniferen und glänzende Stechpalmen aus grauen Schleiern ihre Zweige uiid jugle» neugierig de» Vorübergehende» an. Ein irischer Facher? Das war der allererste von dieser Art Menschen, der diesen Weg betrat. Die müde Schwere des Schrittes war weui. gcr dem Aster des sonst noch sehr rüstigen Mannes zuzuschreiben, als vielmehr seiner augenblickliche» seelischen Stimmung. Die ser Gang wurde ihm nicht leicht. Wie eine Verdemütigung er schien er ihm. Als Priester »ahm er sie gerne auf sich, ging doch auch sei» göttlicher Meister in die tiefste Verdemütigung. Doch der Ire in ihm bäumte sich gegen das aus, ivas der Priester konnte und auch gerne wollte. Der Ire, der die Menge von Kränkungen, tiefsten Schmähungen und größten Unbilden nicht bloß als Last des einzelne», sondern als große, schwere Nalio- natbürde trug. Nur die überaus große Liebe zu den Seinen bewog ihn, !m Name» des Freundes, der ans denselben Beweg gründen handelte, mit dem Manne, der für seine Gemeinde das britische Joch verkörperte, einen Pakt cinziigehen. Die breite Freitrcvve führte i» eine länas de? HanseS sich lunziebcnde Halle. Verschiedenartige Kletterpflanzen umwickelten deren dunkles, gleichartig aäheS Gestein und umzogen mit ihren langen Ranke» in malerischen Forme» die mäßige Dachwölbnng. TranÜche Bebagstcbkcit hätte dort wohnen können, wenn ein iri- scbeS Geschlecht ans nriindrechstichem Boden daselbst sein Ge» deiben hätte — statt dessen umzoa die Verlassenheit und Unwirt lichkeit der Absenterwohnnngen das Gemäuer und dessen Um» nebnna. Wenn cs doch anders wäre! wünschte O'Flnherth, wie viel Segen könnte daraus für seine ncliebte Gemeinde erwachsenk Mit wehmütiger Resonanz tönte dieser heiße Wunsch in !dm rwch, indem er znm Glockenzng» griff. Mvrlsetzun» felgt)