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leicht war es etwas ironisch gemeint, als Herr v. Pappen- keim auf die außerordentliche Inanspruchnahme des preu ßischen Ministerpräsidenten durch das Reich hinwies: denn es kann dem Vertreter der preußischen Konservativen kaum cntgangen sein, daß Herr v. Bethmann-Hollweg im Reichs tage ein ebenso seltener Gast wie im preußischen Abgeord netenhause ist. Man sieht überhaupt — so hat es Bülow ringeleitet — den verantwortlichen Staatsmann weder hier »och dort: das war unter Bismarck anders: denn dieser erschien sogar im Reichstage, um gewisse Interpellationen zu beantworten. Und heute?! Ein Delbrück stottert einige ungeschickte Sätze ..sagen wir einmal" her, und die Sache ist aus. — Das Weißbuch über die Mannesmannschen Kon zessionen ist dem Reichstage zugegangen, nachdem die Ge brüder Mannesmann auch eine Denkschrift publiziert hatten. Viel Neues erfährt man in diesem Weißbuch nicht. Die Denkschrift räumt sogar selbst ein, daß der Sultan Mulay Hafid von dem Beschluß des diplomatischen .Korps gu Tanger vom 20. August 1908 betreffs Vorlage des neuen Berggesetzes gar keine Kenntnis hatte, als er am 7. Ok tober 1908 ein Berggesetz erließ und den Gebr. Mannes man» die bekannten Konzessionen verlieh. Damit sind diese Rechte als im guten Glauben erworbene, durchaus rechts gültig zu betrachten, da ja bekanntlich auch den Mannes manns der Beschluß vom 20. August 1908 erst 1909 von der Regierung mitgeteilt wurde. Im übrige» sucht die Denkschrift gegen die Mannesmanns Stimmung zu machen, indem sie deren angeblichen Mangel an Entgegenkommen gegen die „Union" nachznweisen sucht. Leider wird dabei nicht erwälmt, daß die Union überhaupt keine Minen rechte in Marokko besitzt und die größere Hälfte der Mannesmann-Rechte nur deshalb beanspruchte, weil sie einige Erdarbeiten gemacht hatte, die den Anschein von Berqwerksunternehinunaen Hervorrufen sollten. Zur Be kämpfung der Rechtsgültigkeit werden im Weißbuch fol gende drei Punkte hervorgehoben: 1. Das Mulay Hafidsche Berggesetz sei zustande gekommen entgegen dem Beschluß des diplomatischen Korps, ein Berggesetz durch Herrn Porck/- ausarbeiten zu lassen. Mit diesem Beschlüsse sei der Sultan Abdul Aus eiuverstauden gewesen. Demgegenüber ist zu bemerken: Zur Zeit dieses Beschlusses war Abdul Asis nicht mehr rechtmäßiger .Nerischer von Marokko. Er war bereits abgesetzt und Mulay Hafid war rechtmäß-ger Herrscher, v. Bar führt in seinem Nachtragsgutachteu aus, daß die Verbindlichkeiten, die Abdul Asis zu dieser Zeit eingegangen sei, daher nicht mehr rechtsverbindlich waren. Da die Voraussetzung der Rechtsgültigkeit dieses Beschlusses aber die Grundlage aller Ausführungen des Weißbuches bildet, so fallen mit dieser Voraussetzung auch alle daraus gezogene» Schlußfolgerungen. 2. Das Berggesetz sei ohne Mitwirkung des diplomatischen Korps in Tanger ent standen. Demgegenüber ist zu bemerken: Nach dem Ur teil sämtlicher Rechtsgutachter ist nach der Algecirasakte das diplomatische Korps bei der Mitwirkung des Berg gesetzes nicht zuständig. Ei» Beschluß des diplomatischen Korps, der die Akte hierin abänderu wollte, konnte nur durch die Mitwirkung deS rechtmäßigen Sultans gefaßt werden. 8. Das Gesetz sei bis auf den heutigen Tag ge heim geblieben. Demgegenüber ist zu bemerken: daß zur Rechtsgültigkeit eines Gesetzes nach marokkanischem Rechte der Ueberdruck deS Sultansiegels genügt. Eine Veröffent lichung ist zur Rechtsgültigkeit keinesfalls notwendig. Auch die Algecirasakte wurde nur durch Ueberdruck des Sultaus- iiegels gültig und in Marokko nicht veröffentlicht. Außer dem hat der Sultan durch einen Regierungsakt das Vor handensein der Konzession bekannt gegeben, indem er die Zollämter offiziell auwies, die aus den uns konzessionierten Bergwerken geförderten Erze nicht zu verzollen. Außer dem haben die spanische, wie auch die französische Regierung den Beschluß des diplomatischen Korps später nicht mehr als rechtsverbindlich angesehen, da sie nach ihm auch ihrerseits beim Sultan Mulay Hafid Bergrechte zu erwerben gesucht haben. Ferner hat die spanische Negierung auf Grund der Roghi - Keuzessioneu augefangeue Bergwerksansbeutung bei Melilla durch die Spanier mit Waffengewalt beschützt. Ebenso hat die französische Regierung in der Umgegend von Uschda und die Beui Snassen unter dem Schutze ihrer Soldaten französische Unternehmer Bergbau treiben lassen. Aus diesen Tatsachen geht hervor, daß der Beschluß des diplomalischeu Korps, der die Rechtsgültigkeit der Mannes- mann-Kouzessionen verhindern soll, von den übrigen Staaten nicht als rechtsverbindlich angesehen worden ist. Und die deutsche Regierung wäre demnach die einzige, die sich zuin Schaden der deutschen Interessen au jenen rechts ungültigen Beschluß gebunden hält. Es will uns scheinen, daß das Auswärtige Amt mit dieser Denkschrift nicht Sieger bleibt, sondern daß es unterliegt. In den Kreisen der NeichstagSabgeordneteu erwägt mau die Einführung einer Subkommijsiou, welche daS Recht erhalten soll, Sach verständige zu vernehmen, so daß die Gebrüder Mannes man» den Vertretern des Auswärtigen Amtes selbst ent- eegkiitreten können und der Reichstag nicht einseitig in formiert wird. Tic Gencrnldcbattc zum Etat im preußischen Ab grordnrtciihausc wurde am Dienstag zu Ende geführt, wo bei von den Abg. P ach nicke ffreis. Ver.) und Schmie ding (nat.-lib.) gegen das Zentrum augekämpft wurde: aber der Abg. Herold blieb die Antwort nicht schuldig. Er wies besonders den Nationalliberalen »ach. daß sie den „Kampf gegen Nom" proklamiert haben und daß er sich nur in der Abwehr befunden habe. Tie Nervosität der liberalen Redner bleibt sehr bezeichnend. — Im preußischen Abgrnrdnetenhaosc sprach Stbg. Dr. Pachnlcke (F'eii. Ver ) n. a. folgender: „Wir können es nicht billigen, wenn in der Frage der SchZfahrtsobgab n von Preußen rin D:uck aut die Bundesstaaten outgeübt wird. Wer sickert uns schließlich vor ungebührlichen Ge bühren? Jede Erschwerung der Schistahrt auf den Strömen bedeutet eine Erschwerung für die Seelchitfahit." — Tic Sozialdcmokratr» sind die schlimmsten Feinde der Koalitionsfreiheit. Das sagte ihnen gestern im Reichs tage der Abgeordnete Dr. Fleischer (Zentr.) ins Gesicht, als Abgeordneter Sachse sich über die Heranziehung von Militär beim Mansselder Bergarbeiterstreik beschwerte Dr. Fleischer stellte fest, daß die arbeitswilligen katholischen Arbeiter bei dem Streike ihres Lebens nicht mehr sicher ge- wesen seien, daß sie von den sozialdemokratischen Arbeitern terrorisiert worden seien, wie nie zuvor. Den Sozialdemo kraten waren diese Feststellungen sehr unbequem: aber mit dem Worte „Lügen", wofür sie vom Präsidenten zur Ord nung gerufen wurden, konnten sie dieselben nicht mehr aus der Welt schaffen. Mit Recht erklärte Abgeordneter Tr. Fleischer, daß die Sozialdemokraten, wenn sie einen anders denkenden Verband so sehr terrorisierten, nicht das Recht hätten, sich hier als Hüter der Koalitionsfreiheit aufzuspie- len. Ter Vertreter der katholischen Fachabteilungen sei nicht einmal in einer Versammlung zugelassen worden, um seinen Standpunkt darzulegen. Ebenso gefährlich, wie der Herrentrotz der Unternehmer sei das Draufgängertum ver Streikorganisationen. Der Streik im Mansfeldischen sei von allen nichtsozialdemokratischen Organisationen verur teilt worden, und so habe der Streik auch mit einer absolu ten Niederlage der Sozialdemokratie geendet. Die katho lischen Arbeiter seien überzeugt, daß nur auf dem Wege der Ordnung eine Besserung ihrer Lage herbeigeführt werden könne. Diese Ausführungen riefen natürlich bei den So zialdemokraten großen Lärm hervor, während denselben vom Zentrum lebhafter Beifall gezollt wurde. — Der Briefwechsel in Straßbnrg zwischen Regierung und Bischöfen ist beendigt und ging aus wie das Horn berger Schießen: Die Bischöfe verteidigten mit Entschiedenheit die Freiheit des HirtenamteS, der Statthalter suchte das Verhalten der Bureaukratie zu rechtfertigen. So bleibt in der Theorie der Zwiespalt. Aber dieses Schießen hat in der Praxis ein Echo gefunden: Es hat die Katholiken deS Reiches aufgeweckt und man hat konstatiert, daß im neuen Kulturkampf der erste Schutz gefallen ist. Die „Staats- Hoheit" will immer weiter Vordringen und nimmt Gebiete für sich in Anspruch, wo sie selbst im Kulturkampf die Finger davon ließ. Katholiken, seid auf der Hut! — Ist daS wahr? Aus bestunterrichteter Quelle er fahren wir, daß Statthalter Graf Wedel aus Anlaß der Niederlage des Sozialdemokraten Petroies bei den Wahlen zum Landesausschuß in Straßburg sein persönliches Be- dauern aussprach, daß dieser Kandidat nicht gewählt wurde. Geschah dies im Austrage des Kaisers? Es ist auch fest- gestellt, daß UnterstaatSsckretär Petri, der selbst als Wohl- mann bci dieser Wahl im Bezirkstage tätig war. seine Stimme für den vorgenannten Sozialdemokraten abge geben hat. Näheres kann man in der Reichskanzlei zu Berlin erfahren! Wird nun Unterstaatssekretär Petri „im Interesse deS Dienstes" auch ü. lg, Kattowih an einen besseren Ort versetzt? — Vexierbild: Wo bleibt bei alle- dem der Staatssekretär Zorn von Bulach? — Nachdem die Äusriistnug der deutschen Kavallerie mit den neuen Karabinern nahezu beendet ist. soll in der nächsten Zeit mit der Ausgabe des neueingesührten kurzen Seltengewehres an dieKavallerierezimenter begonnen werden. Italien. — Italienische Zeitungen haben in jüngster Zeit be hauptet, von Italien, England und Frankreich werde eine bewaffnete Intervention in Abessinien vorbereitet und dir Entsendung von italienischen Tnippen nach Erythräa stehe bevor. Diese Mitteilungen sind jetzt amtlich dementiert worden. Die drei genannten Nachbarmächte Abessiniens haben bekanntlich sich in den, Abkommen vom 13. Dezember 1900 über die Aufrechterhaltung der Unabhängigkeit Abessiniens auf Grund des Ztirtu» c>uo und des Prinzips der offenen Tür verpflichtet, bei etwa notwendiger Inter vention i» Abessinien gemeinsam vorzugehen. England. — In der Anslaiidspolitik stehen die englischen Neu wahlen in der ersten Linie. Niemand zweifelt, daß es den Unionisten gelingen wird, in die ungeheuere Mehrheit, die den Liberalen bei den letzten allgemeinen Wahlen von 1900 zugefallen ist, Bresche zu legen. Aber die große Frage ist, ob es ihnen gelingen wird, mit ihrer Parole der Tarif- reforin und der Flottenverinehrnng diese Mehrheit in eine Minderheit zu verwandeln. Wird es möglich sein, tatsäch lich eine so große Wählerzahl in das konservative Lager herüberznziehen. daß die Liberalen die 170 Sitze verlieren, die die Unionisten zum mindesten erobern müssen, um im künftigen Parlamente die herrschende Partei zu sein? Das englische Unterhaus zählt 670 Mitglieder, von denen 465 in England, 30 in Wales, 72 in Schottland und 103 in Ir land gewählt werde». An dem Besitzstände der Parteien ans der grünen Insel, wo vier Fünftel der Mandate in den Händen der Nationallisten sind, wird sich wenig ändern: ebenso können Wales »nd ganz Schottland in der Haupt sache als sicherer Besitzstand der Liberalen angesehen wer den. Von den Wahlen in England hängt also die Ent scheidung ab. Infolge der Wahl von 1906 hatte die »mo nistische Mehrheit von 134 Stimmen (402 gegen 268) einer liberalen Majorität von nicht weniger als 356 (513 gegen l57) Platz gemacht, der größten, die die Geschichte des Parlamentes kennt. Durch die Nachwahlen der letzten Jahre hat sich diese Mehrheit auf 344 reduziert. Der Stand der Parteien bei Auflösung des Parlamentes war der folgende: Liberale (einschließlich 8 liberaler Gewerkvereinler) 373, Arbeiterpartei 46, Iren 83: diesen Mehrheitsparteien mit zusammen 502 Stimmen stand ein unionistischer Besitz von 108 Mandaten gegenüber. Tie Majorität der Regierung betrug also 334 Stimmen Um die Mehrheit zu erlangen, müßten die Konservativen genau 108 Sitze erobern, ihre Zahl mithin verdoppeln. Diese Hoffnungen werden sich nach den bisherigen Wahlresultaten nicht erfüllen; aber die liberale Mehrheit geht auf vielleicht einige Dutzend Stim men zurück. Bis heute früh 12>/., Uhr sind gewählt 120 Unionisten, 90 Liberale, 21 Mitglieder der Arbeiterpartei, 28 Nationalisten. Die Unionisten gewannen 52, die Libe ralen 9 Sitze. Die Arbeiterpartei gewann einen Sitz. In Tewsburu wurde der Uuternchtsininister Rnncyman, iu Poplar Generalpostmeister Buxton und iu South Shields der Haudelsiuiuister Churchill gewählt. »tufilaud. Tic Erkrankung dcr Zarin. Tie Tatsache, daß kein Bulletin über das Befinde» der Zarin veröffentlicht wird, gibt Hoffnung, daß sie nicht in unmittelbarer Lebensgefahr schwebt. Aber private Mitteilungen und der Allgemein eindruck in Hofkreisen bekräftigen die beunruhigeirden Schlußfolgerungen, die man auf der am Sonnabend statt- gehabten Konsultation der Aerzte gezogen hat. Da den Zeitungen verboten ist, andere als die offiziellen Rach- lichten über die kaiserliche Familie zu veröffentlichen, weiß die russische Nation nichts von der Krankheit der Zarin. Aus Stadt und Land. Dresden den 1« Irnuar 1810. —" Die gestrige Sitzung der Zweiten Kammer war wiederum eine Dauersitzung von 7^ Stunden Länge. Die Debatte erstreckte sich hauptsächlich auf die Ansgabeposten für die Gesandtschaften, ferner über die Kapitel, betreffend das Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts, das Evangelische Landeskonsistorium und die katholisch geistlichen Behörden. Trotz der Länge der Sitzung boten die Ausführungen der einzelnen Redner nichts wesentlich Interessantes und Neues. Dagegen hatte die Sitzung selbst doch zwei interessante Momente zu verzeichnen und zwar ergriff Präsident Dr. Vogel noch vor Eintritt in die Tages ordnung das Wort, um auf einige Mitteilungen in aus wärtigen Blättern hinznweisen, nach denen er bei ver schiedenen Beifalls- oder Mißfallenskundgebungen von der Tribüne aus nickst genügend eingegriffen habe. Er kon statiere im Einverständnis mit den übrigen Herren des Präsidiums, daß dies in einem Falle doch geschehen sei, daß jedoch auch die schlechte Akustik des Hauses und die Un ruhe unter den Abgeordneten schuld seien, wenn er Zwischenrufe oder Kundgebungen von den Tribünen über hört habe. Wenn sich solche wiederholen sollten, sei er ge zwungen, die Tribünen räumen zu lassen. Im übrigen er suche er die Mitglieder des Hauses, ihn bei der Aufrecht- erhaltung der Ordnung in demselben zu unterstützen. Weiter war eine Bemerkung des Abgeordneten Günther von besonderem Interesse, der ein Gerücht zur Sprache brachte, nach dem die sächsische Regierung nach einem Grunde suchen sollte, um die Auflösung der Kammer her beizuführen und an die Stelle des zurllcktretenden Finanz ministers einen bekannten konservativen Führer zu setzen. Herr Staatsminister Dr. Beck widerlegte diese Mit teilungen, indem er sagte, daß weder ihm noch einer Stelle des Landes, auch nicht der höchsten, hiervon etwas bekannt sei. Ter Abgeordnete Held mußte sich ferner noch einen Ordnungsruf des Präsidenten gefallen lassen, worauf Ab geordneter Fleißner Herrn Dr. Vogel zurief, daß er sich doch nicht durch rechtsstehende Zeitungen scharf machen lassen sollte. Präsident Dr. Vogel verbat sich selbstverständli h und mit vollem Rechte jede Kritik seiner Geschäftsführung. Abends «.6 Uhr endlich war die Dauersitzung beendet, worauf die einzelnen Deputationen noch zu Beratungen zusammentraten. X Protestknudgrbun, gegen den deutsch-portugiesischen Handelsvertrag. Die Ortsgruppe „Oberlausih" deS Ver- bandeS Sächsischer Industrieller, welche dle größten Firmen der Oberlausitzer Textilindustrie mitumfaßt, trat in ihrer jetzt abgehaltenen Generalversammlung der vom Gesamt- vorstande deS Verbandes an dem deutsch-portugiesischen Handelsvertrag geübten scharfen Kritik in allen Punkten bei und stimmte dem sür Ablehnung des Handelsvertrages plädierenden Beschlüsse des GesamtvorstandeS zu. —* Wir berichteten gestern, daß die Ansicht lanziert wurde, Oesterreich zeige sich jetzt geneigter, dem Liebes- werben von seiten Preußens in der Frage der SchiffahrtS- abgabrn auf grund von Zugeständnissen hin. Wir benutzten diese Nachricht dazu, die österreichischen Abgabengegner zu veranlassen, ihre Regierung zu erneuter Erklärung aufzu fordern. Jetzt wird uns nun aus den Kreisen der sächsischen Regierung mitgeteilt, daß nach den dort bestehenden Jafor- mationen es sich wahrscheinlich um das alte Spiel handle, was seit Jahren beliebt worden ist, und das dahin geht, bald Sachsen, bald Oesterreich in ihrer Haltung durch die falsche Behauptung „bange zu machen", daß der andere Staat an einen Umfall denke. Bezüglich der Niederlage liege auch aller Grund in der Annahme vor. daß es sich durch keine auch noch so schöne Zusage verlocken lassen wird. daS wertvolle Gut der freien Schiffahrt preizugeben. -—* Arge Flunkereien tischte dcr berüchtigte ehemalige ReichStagSabgeordnete Ahlwardt seinen Zuhörern im Tivoli Dresden) am Freitag auf, nachdem, wie er sagte, die Polizei (ihm zehn Jahre lang daS öffentliche Sprechen verboten hatte. Nach seinen Angaben, die er in von ihm nicht be« nannten böhmischen und bayerischen Bibliotheken gefunden haben will, sind zurzeit die Jesuiten, von denen er noch keinen gesehen hat, die grobgeschäftlichen Macher. Die Reichsbank, die Deutsche Bank, die Dresdner Bank, die großen Zeitungsunternehmungen Scherls (.Lokalanzeiger", „Der Tag". „Die Gartenlaube"), die Großgeschäfle ESderS, Kayscr-Kaffee usw., sie alle arbeiten mit jesuitischem Kapital und suchen den deutschen Mittelstand zu erwürgen. Hinter der tschechischen und polnischen Bewegung, das Deutschtum klein zu kriegen, stehen die Jesuiten. Wo ein Fürst oder ein Fürstenktnd, der Vorsitzende einer großen Vereinigung (HandlungSgehtlfenverband. Landwirteverein. Hamburger Vereinsbank) eines plötzlichen Todes gestorben sei, hätten Jesuiten ihm Gift gegeben. Den ehrwürdigen Jesuiten- general Pater Beckx nay«te Ahlwardt den Mörder eines Prinzen von Koburg. Nach ihm liefern die Jesuiten, in gründlicher Wissenschaft obenanstehend, aus aller Welt die unübertroffenen RZseschilderungen sür Karl May» Jagend schriften. Karl May. Max Bewer. Ahlwardt» Freund und Helfer in der Not. seien Jesuiten. Die Anfrage, ob er unter Jesuiten den vielgeschmähten Orden meine, bejahte Ahlwardt unver—zagt. Man sollte eS nicht glauben, daß sich eine Gesellschaft van halbwegs gebildeten Männern und Frauen in Dresden den Kohl anstandslos und ohne Widerspruch bieten läßt, den dieser eitle Schwätzer al» Produkt seiner Forschungen vorzusetzen wagt. In den nächsten Borträgen stellt er weitere „Enthüllungen" in Aussicht. —* Wetterprognot« vre » öntgl. Sächs Lands«» Wetterwarte zu Dresden kü, den 19. Januar: Dom Vöhlberg: Stinke Schneedecke bis Annabrrg, fester, guter Weg. Bäume stirk mit Rauhsrost behängen. vom »ich Irlberg: vormittag« und nachmittags starker Nrbek, gute Schlittenbahn bi» io die Täler hinab, starker anhalten der Stets, grotzartiger Stauhfrost, Sonnenuntergang matt, Himmelt« fSrbuag orange.