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eSdev. Preis« russischer rot menkau weist tr«) XX) netto: —179, böhm. Lp sächs. 170 176, russischer 188. Loplata, indinais, gelb mm r.ttlo lkb sächsische 175 er 190 bis raps, trocken e >- 310—325, pro 100 Lz; ner Marken) ken), I. 16,50. 30,00-82,00 Sack (Dresd. ag 37,00 bis 34,50-85,00 ,00. Roggea- irkens: Str. 0 24.50, Nr. 2 5,00. Weizen- ei- 12,89-bi» verstehen sich >en gelten für : über No:iz. gäbe. DreSde» am Marktpreis jSr 50 Xs !ebe»d-j Schlacht« Äewicht Ml. ! Ml. >0-43 75- 79 18-50 84-8« >5-39 71-75 Il-34 87-70 iS—3V 57-«S !8-4I 70-74 !4—37 65-L9 >0-33 KO—«4 !5—L!) »5-59 46-53 >8-41 68-72 >4—87 64-67 >0—33 60-6» .8-51 78-31 .4-47 74—77 >9—43 69-73 .8-46 84-86 !9—4« 80-83 5—38 74-78 5-KK 72—73 V—58 73-75 3-54 69-79 8-58 «3-88 : Bei Ochsen, schlecht, bet Auftriebe find rtunst. n Dom: m misch- id Glück- n Sessel en Colo lörte ge- Adrians jrend sie er Sohn IpressenI t Schuld en. Nr. LS Donnerstag, den 20. Januar LVLO v Jahrgang ZächslschkUolksfeitung Erscheint täglich nachm, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Ausgabe 4. r Mit »Die Zelt In Wort und vierteljährlich- 8, tu 4k. In Dresden durch Boten 2,4» In ganz Deutschland srei Haus 2,82 4k. Unabhängiges Tageblatt Inserate werden die kgcspalicne Petttzeile oder deren Raum mtt L8 4,Reklamen mtl 5» 4 die Zeile berechnet, bet Wiederholungen entsprechenden Rabatt. Bnchdriickerei, Redaktion und Geschäftsstelle! TreSde», Pillnitzer Strafte 1». - Fernsprecher l»«» »WSSiNttW 44'ayryerr, «ecyr uns Areryerr I^rÜULl. V«I»Ier 8 Vttvl»terpvi»8i OL»1. VllQll^ ««Nnorr^lraüts «t. ^lironommisrt Hvrrlicdor pnrkkr»rtvn. I'onnis. Häek8to vrrivkUekv VorbvUv VM° Lrste l.ekrlcrü11e kür Sprachen. ^Vissenrckalten. ^NusUc. ^laleo 4 diallonallekrerlnVea j. U. t'oiopsv8«N. u k^nsl. VorrU»I. Kürporpüo^o; Lg6er. LiLenes k^erlenkeim aul Üerzesköke: I'okler-ttau», ^ossebauüe. nnli» nrn ^Vnl6o. >n»ickt8- praspekte d. Vorstekerln. — VorsLoksrin: pokler. Der portugiesische Handelsvertrag. Aus diplomatischen Kreisen wird uns geschrieben: Das Handelsabkommen mit Portugal macht der Re gierung ernste Sorgen: sie läßt alle beamteten und frei willigen Regiernngskommissare für sich arbeiten, um am nächsten Donnerstag keine Niederlage zu erleiden. An diesem Tage nimmt die Kommission Stellung zu dem Ver trage, der im Reichstage so herzlich schlecht ausgenommen worden ist. In einer anderen Angelegenheit soll zwar „Baron de Schön" gesagt haben, das; die Abgeordneten wie „junge Hunde" parierten, wenn er ernstlich wolle: aller dings wurde das schöne Wort sofort dementiert. Diesmal scheint der Herr Staatssekretär auch auf seine Dressur meisterschaft nicht zu vertrauen, denn unter der Hand wur den allerlei Interessenten mobil geinacht: diese belagern förmlich den Reichstag. Da kommt ein Herr Katzenstein aus Hamburg, dann Geh. Kommerzienrat Vogel aus Chemnitz, der Teppiche nach Portugal verkauft: ein Legationsrat, der mit der Industrie verwandt ist, macht dann Verbände mobil, um einige Zustimnningserklärungen zu erhalten usw. Wenn man aber auf der anderen Seite erfährt, daß Deutschland das portugiesische Offert ohne nähere Verhandlungen einfach angenommen hat, dann bleibt ein ernstlicher Bodensatz von parlamentarischer Ver stimmung vorhanden. Für die Entscheidung des Reichstages kann freilich allein maßgebend sein die Beantwortung der Frage: was bringt der Handelsvertrag mit Portugal? Die Antwort wird je nach den wirtschaftlichen Interessen verschieden taufen, so daß die Gesamtbeurteilung erst die Antwort geben kann. Die portugiesische Negierung ist bei Handels verträgen durch Gesetz gebunden: sie muß bei diesen fol gende Gesichtspunkte beachten: 1. für gewisse namentlich anfgeführte Gegenstände ist jede Zollermäßigung wie auch Bindung der gegenwärtigen Zollsätze ausgeschlossen, 2. für andere, ebenfalls namentlich aufgeführte Gegenstände ist eine im Höchstfälle 30 Prozent nicht überschreitende Er mäßigung der Zollsätze zulässig, falls von seiten des anderen Landes entsprechende Konzessionen gemacht werden: 3. für alle übrigen nicht unter 1 und 2 fallenden Artikel ist eine Bindung der bestehenden Zollsätze nicht zulässig: 4- die Ne gierung wird ermächtigt, anderen Ländern gegenüber, die Portugal das Recht der Meistbegünstigung nicht gewähren, die Zollsätze und die Schiffahrtsabgaben bis zur doppelten Höhe des Generaltarifes heraufzusetzen. Auf diesen vier Grundpfeilern ruht auch der Vertrag, der nun einiges Entgegenkommen an Deutschland bederitct und zwar in 7ol- gender Richtung: um die deutsche Industrie, der es natür lich vor allen Dingen darauf ankommt, mit bestimmten Verhältnissen rechnen zu können, vor willkürlichen Zoll- Erhöhungen zu schützen, hat die deutsche Regierung es durch gesetzt, daß bei allen diesen Artikeln für etwaige Zoll erhöhungen eine Grenze portugiesischerseits zugestandcn worden ist. Ueber diese Grenze hinaus darf Portugal auch auf diese Artikel seine Zölle nicht erhöhen, es also tatsäch lich auch bei diesen Artikeln eine Bindung der Zollsätze nach cbenhin erfolgt. Man kann sehr im Zweifel sein, ob die portugiesische Negierung überhaupt dazu berechtigt war, jedenfalls wird man anerkennen müssen, daß vorerst mehr zu erreichen nach Lage der Dinge überhaupt vollkommen ausgeschlossen ist. Bemerkt sei noch, daß die hierher ge hörigen Artikel in einer dem Vertrage angefügten Ta belle 7V namentlich aufgeführt worden sind. Weiter ist vereinbart worden, daß, sofern Portugal von der Ermächtigung einer Zollcrböbung ans diese in Tabelle 2L angeführten Artikel Gebrauch macht und auch nur für einen einzigen dieser Gegenstände irgend eine Zoll erhöhung eintreten läßt, dann sofort für eine ganze große Reihe von Artikeln die bestehenden Zollsätze auf eine eben falls im Vertrage vereinbarte Grenze ermäßigt werden müssen. Ein weiterer Vorzug des Vertrages, der sich aus der vorher erwähnten Bindung sämtlicher portugiesischer Zollsätze ergibt, liegt darin, daß bei Zollstreitigkciten das in dem Verträge vereinbarte Schiedsgericht nicht nur für die in den Zo.lverträgen aufgeführtcn Waren, sondern un beschränkt für alle nach Portugal cinziiführcnden Gegen stände zuständig ist, da nicht wie in anderen Verträgen nur ein Teil des Tarifes, sondern der ganze Zolltarif Vcrtrags- tarif ist. Endlich sei drittens noch darauf hingewiesen, daß Portugal Deutschland das Recht der Meistbegünstigung mit Ausnahme der Zugeständnisse an Brasilien zugestanden hat. Es ist ja selbstverständlich nur erfolgt gegen die Zu sicherung der Meistbegünstigung Portugals auf d-m deutschen Markte, aber cs scheint wichtig, in diesem Zu sammenhänge auf dieses Recht noch ganz besonders hinzu weisen, weil von den Gegnern vielfach damit operiert wird, andere Länder, zum Beispiel Frankreich und England, würden von Portugal weitergehende Zugeständnisse in bezug auf einzelne Zollsätze zu erreichen wissen. Wenn tat sächlich diesen Ländern gegenüber irgend ein Zollsatz er mäßigt wird, mutz ganz dieselbe Ermäßigung kraft der Meistbegünstigung ohne weiteres ja auch Deutschland zu fallen. Welches sind nun die Bedenken gegen die Annahme des Vertrages? Ta steht in der ersten Reihe die Zollbegnn- stigung für den portugiesischen Rotwein: dieser erhält einen solch niedrigen Zollsatz, daß der deutsche Rotwein kaum mehr mit demselben konkurrieren kann. Unsere deutschen Notweinbauern sagen daher, daß der Vertrag abzulehnen sei, denn sie könnten nicht immer die Schlachtopfer wer den. Weiter wird betont, daß die Industrie von den Zoll- ermäßignngen keinen Vorteil haben werde, da auch die er mäßigten Zölle so hoch seien, daß an eine Ausfuhr von vielen Artikeln gar nicht mehr gedacht werden könne. Por tugal aber brauche Deutschland als Absatzgebiet für die Er zeugnisse seiner Landwirtschaft und daher könnten wir ganz anders anftreten. Wenn es nach Ablehnung des Ver trages auch zum Zollkrieg koimne, verliere Deutschland gar nichts, Portugal aber sehr viel. Als dritter Grund wird geltend gemacht, daß es für das amerikanische Ab kommen ein sehr schlechtes Vorspiel sei, wenn jetzt Deutsch land gegen einen Kleinstaat so nachgiebig sei. Der Ueber- niut der Amerikaner müsse wachsen, so daß man uns am Ende alles biete in der Hoffnung: Deutschland nimmt doch an! Es sind also recht ernste Bedenken, die gegen die An nahme des Vertrages sprechen und die Vorzüge sind nahe bei einander. In allen Fraktionen des Reichstages sitzen daher auch Gegner des Handelsvertrages und Freunde des selben, nur die Linke will geschlossen für und die national liberale Fraktion geschlossen gegen denselben stimmen. Wie wir die Stimmung kennen, darf der Vertrag ans eine kleine Mehrheit rechnen im Reichstage, da eben viele einen Zollkrieg nicht wünschen und bereit sind, nachzugeben. Deutscher Reichstag. Die ManSfclder Strcikintcrpellation endigte am Dienstag mit einer großen Niederlage der anfragenden Sozialdemokraten: zwar redete Abg. Sachse (Soz.), der Führer der Bergarbeiter, nahezu zwei Stunden und suchte alles als harmlos hinzustellen, die Zuziehung des Militärs sei überflüssig und schädlich gewesen. Aber er setzte sich in die Nesseln. Staatssekretär Delbrück hatte sein übliches Mißgeschick und konnte nichts Durchschlagendes sagen: da gegen rettete der neue Kriegsminister v. Heringen in seiner Jungfernrede die Situation für die Negierung: er sprach in frischer, fließender Rede und legte dar, daß die Armee solche Maßnahmen ungern ausführe, daß sie aber stets dem Rufe nach Ordnung folgen werde. Lebhafter Beifall folgte dieser kernigen Erklärung: der neue Kriegsminister hat sich damit recht gut eingesnhrt. Der Ncichsparteiler Dr. Arndt führte die Genossen scharf ab und der Zentrums abgeordnete Dr. Fleischer schilderte in lebhaften Far ben die Drangsalierung der katholischen Arbeiter durch die Genossen: die roten Abgeordneten wurden dabei sehr ner vös. Die weiteren Redner vervollständigten die Niederlage der Sozialdemokratie. k. Berlin. Sitzung vom 18. Januar 1S10. Bi,kpl äsident Dr. Spahn crösfnete die Sitzung. Auf der Tagesordnung steht die Interpellation Albrecht über den ManStelder Streik. Mg. Sachse (Soz.) begründet folgende Anfrage: »Ist dem Herrn ReichSkcnster bekannt, datz bei dem kürzlich im Manöfelder Bergrevier ouSgebrocheuea Bergarbeiterstreik Militär zuyezog^n ist. um den Bergarbeitern dle Ausübung ihre« reichSgesctzlich gewähr leisteten Koalition», ecktS zu erschweren und fie an dessen Aus übung zu hindern? Ist dem Herrn Reichskanzler ferner bekannt, daß bei diesem Streik Offiziere und Beamte sich viele Verstöße gegen Reichsgesetze zu schulden kommen ließen? Was gedenkt der Herr Reichskanzler zu tun, um solchen Vorkommnissen für dle Zukunft vorzubeugen?' Redner schildert seine AgitaiionStour im ManSfeldischen, die erschienenen Arbeiter har man gemaßregelt. Die Verhältnisse ter dortigen Arbeiter sind sebr schlecht, die Arbeiter erhalten sechs Monate lang keinen Lohn. Man hat Militär herbei gerufen, um den Streik zu unterstützen, man stellte ein geladene» Maschinengewehr auf dem Marktplätze auf. Keine Unruhe fand statt, kein Mensch wurde verletzt, die Streikbrecher wurden ver höhnt; da zog ein Streikbrecher einen verrosteten Dolch. der die Frau die ihn verhöhote, getötet hätte; da gab es eine Schlägerei, wie fie jeden Sonntag Vorkommen. Aber deshalb braucht man ke n Militär. Freilich wegen Ammenmärchen hat Pie Behörde die Hosen voll bekommen. «Heiterkeit.) Tine Gefahr war gar nicht vor. Händen. Jeder Soldat hatte 60 scharfe Patronen erhalten. Die Soldaten lagerten in Hettstedt, ein Theater für die Kinder, man lackte ob der Angst Aber auch Verärgerung zeigte stck; selbst reich-treue Arbeiter sagten mir: wenn man schießt, gebrauchen wir Dynamit. In ElSleben wurde ein Dienstmädchen, daS Fleisch kolte und die Militär kette dw chbrach, verhaftet; fünf Soldat n führten da» Mädchen zur Wache. (Helte keit) Nur einen Tuten gab es: einen Milltärgaul. Unsere Flugblätter, die zur R,he mahnten, wurden beschlagnahmt. Zum Militär und der Gendarmerie kam noch di« »schwarze Polizei', aber die katholischen Arbeiter kamen nachher zu uns. Die Polizeibehörden hoben sich schamlo» verhalten. (Vizepräsident Dr. Spahn bittet den Redner, nicht beleidigende Ausdrvcke zu gebrauchen.) Der Landrat hat sich gegen die Arbeiter parteiisch benommen und die KoalitionSfteibeil bc- schränkt 600 Arbeiter bat man nach dem Streik aemaßregelt, das ist ein Denkmal der Schande. Wir haben unsere Pflicht getan, tun Sie izu der Regierung) die ihrige. (Beifall links.) Staatssekretär Delbrück verliest eine schriftliche Erklärung. Nach 8 66 der Reichsoerfassung sind die Bundesfürsten berechtigt. Truppen zu polizeilichen Zwecken zu verwenden. Der Landrat bat dus Militär gewünscht, nachdem schwere Ausschreitungen vor- gekommcn waren. (Rufe: Wo?) Arbeitswillige wurden beleidigt und beschimpft, die Polizei wurde von den Streikenden an die Wand gedrückt. Die Polizei hat die Wich:, die öffentliche Ruhe und Ordnung aufrecht zu erhalten: grundsätzlich sollten die Polizei behörden ohne Militär auskommcn; das ist auch Ansicht des Reichskanzlers Die Angriffe gegen preußische Beamte sind nicht berechtigt, soweit keinerlei Beschwerden eingcgangen sind. Auf weitere Einzelheiten kann ich nicht cingehen. Der Reichskanzler ist bestreb», eine gleichmäßige Anwendung der Gesetze zu garan tieren. (Beifall rechts!) Kriegsminister v. Heringen sicht es als eine glückliche Wendung an, daß er bei seinem ersten Auftreten die Armee ver teidigen dürfe. Die Armee hat gar nicht nachzuprüfen, um was cs sich handelt, wenn sie angerufcn wird; die Armee folgt hier einfach. Die Maschinengewehre gehören zur Truppe und können nicht zu Hause gelassen werde». Die Lage war recht gefährlich: die Gendarmen wurden von der Menge entwaffnet. Erst nach zweimaligem Trommelwübel ging die Menge auseinander. Mil der Koalitionsfreiheit habe» wir nichts zu tun. Die Truppe wurde sehr ermüdet durch den Dienst. Um politische Fragen haben wir uns nicht zu kümmern. (Beifall!) Zu einem Zusammenstoß kam es nicht. Der Armee macht cs keinen Spaß, solche Dinge zu tun, sie hat andere Arbeiten. D e Offiziere haben sich einwandfrei be- nommcn. Nicht eine einzige Beschwerde ging ein Keine einzige Frau ist verhaftet worden, auch kein Dienstmädchen. (Große Heiterkeit!) Der eine Verhaftete wehrte sich derart gegen seine Verhaftung, daß das Gefängnis dabei in Trümmer ging. (Heiter- keit!) Ter Armee machen solche Dinge kein Vergnügen Wenn wir gerufen werden, werden wir feststehen, um unter allen Um ständen Ruhe und Ordnung aufrecht zu erhallen. (Lebhafter und stürmischer Beifall rechts und Heiterkeit.) Abg. Singer (Sd.) beantragt die Besprechung der Inter pellation. Abg. Dr. Arndt (Rcichsp.) dankt dem Militär für sein entschiedenes und besonnenes Eintreten, selbst die Streikenden er kennen dies an. Das Militär hat ein großes Unglück verhütet: denn auf dem Abg. Sachse würde die Blutschuld liegen. Nach den sozialdemokratischen Versammlungen begannen die Unruhen. Die Arbeitswilligen wurden mißhandelt von den Streikenden: diese aber haben auch ein Recht auf Schutz. Die Arbeiter find reichs- trcu ge> lieben; sie sagen: wenn der Kaiser ruft, dann jagen wir die Roten zum Teufel. D'e katholischen Arbeiter haben den ganzen Streik maßvoll und richtig beurteilt; sie haben sich auch zuruck gehalten. Er war ein frivoler Streik, der nur der Sozialdemokratie nützen stllte. (Beifall.) Abg. Dr Fleischer (Zt.) Der Abg. Sachse hat die Tat sachen in schlimmster Weise verdreht. Die katholischen Arbeiter wurden beschimpft und bespien, geschlagen, mißhandelt usw. Ich verlange gleiches Recht für alle. Die katholischen Arbeiter Hai man gar nicht gefragt, sondern ihnen von der Streikleitung jede Auskunft verweigert. Die Sozialdemokratie will sich als Herrin aufwerfen und anderen Arbeitern ihren Willen vorschreibcn. Der Streik in Mansfeld ist von allen Nichtsozialdcmokraten verworfen worden. Die Mißständc auf diesen Gruben billige ich nicht. Bei der Verwendung des Militärs sind Mißgriffe vorgekommen. Redner beleuchtet das Verhalten der Sozialdemokraten, dle zur Anarchie geführt hätte. Nicht durch solche Ausschreitungen wird das Recht der Arbeiter sicher gestellt, sondern durch die Gerechtig keit. (Lebh. Beifall) Abg. Pauli (K.): Von der Anfrage ist nichts mehr übrig geblieben. Ab. Esthern (Frs. Volksp.) mißbilligt die Zuziehung des Militärs. Nach kurzer Debatte vertagt sich das Haus auf Mittwoch 1 Uhr: Interpellation über das Vcreinsgesetz. Schluß -/«8 Uhr. Politische Rundschau. Dresden, den 19. Januar 1910. — Die Zentrumsfraktionen des Reichstages und preußischen Landtages veranstalten am Mittwoch im Zentral hotel ein Festdiner zu Ehren der drei Jubilare Hitze, Spahn und von Strombeck, die je 25 Jahre dem Reichstage und Landtage angehört haben. — Eine Verbilligung der Gebührensätze für Post schecks konnte bisher nicht eingeführt werden, da sich daS Postscheckwesen noch immer in der Entwickelung befindet und sich nicht übersehen läßt, ob die Einnahmen die Betriebs kosten dauernd übersteigen werden. Sobald sich diese Er fahrung geltend gemacht hat. will man die Gebührensätze herabsetzen. — Die Kommissionsperhairdlung über den portugie sischen Handelsvertrag spitzle sich dramatisch zu. Es stellte sich heraus, daß die deutschen Unterhändler sich ihrer Auf gabe nur in sehr ungenügendem Maße gewachsen gezeigt hatten. Die gegen die Abmachungen mit Portugal er hobenen Einwände waren so schlagend, daß selbst die grund sätzlichen Vertreter der Handelsvertragspolitik mißtrauisch wurden. Wäre es in der letzten Woche zur Abstimmung gekommen, dann wäre aller Wahrscheinlichkeit nach der Vertrag abgelehnt worden. Man hat diesen Eklat ver mieden und die Abstimmung um eine Wock>e vertagt. Es ist möglich, daß der Reichstag schließlich doch noch in den sauren Apfel beißt, um nicht durch einen Zollkrieg, wenn auch nur gegen das kleine Portugal, den deutschen Außen handel zu beunruhigen, aber selbst im günstigsten Falle bleibt ein peinlicher Nest übrig. Das Mißtrauen gegen die auswärtige Politik des Reiches hat eine bedenkliche Ver stärkung erfahren. — Ein Stellvertreter des preußischen Ministerpräsi denten. Ter konservative Etatsredner im Abgcordneten- haiise, Herr v. Pappenheim, hat am Sonnabend dem ab- wesenden Ministerpräsidenten v. Vethmann-Hollwcg zu ver- stehen gegeben, daß er für einen Stellvertreter sorgen möge, der seine Geschäfte in Preußen zu erledigen hätte. Viel-