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Japan. Die finanziellen Folgen des Krieges machen sich in Japan schon sehr stark bemerkbar; in dem am 1t. März gehaltenen Ministerrat wurden die öffentlichen Abgaben be deutend erhöht. Es wurde dem am 20. März zusammeu- gelretenen Parlamente eine Borlage über Steuererhöhung um ungefähr «»8 Millionen 2)en für das laufende Budget jahr unterbreitet. Tie gesamten Einkünfte Japans mit Ei» schlug der aufferordentlicheu Einnahmen betrugen im Budget jahre IftOL — lftOft 282 Millionen Heu. sodas; die bean tragte Mehrbelastung 20 Prozent überstieg. Dem Ne- gierungsantrage zufolge sollte die Grundsteuer von 4«! auf 72, die Einkommensteuer von >» 1 ans 11'2. die Gewerbe- steuer von 0 0 auf l l'O Millionen ;hen gebracht werden. An neuen Berbrauchsstenern ivnrden verlangt 7 Millionen auf Zucker. -12 Millionen ans Woltivaren und I I Millio nen ans Petroleinn. Die Stenern sind denn auch bewilligt worden. Die japanische Slaat-chchiild beträgt heute .700 Millionen Heu, wogegen das Geiiieiuveriiivgeil Japans aus 8272 Millionen geschäht ivird. Japan hat augenblicklich eine auswärtige Schuld von rund 8,- Millionen l prozenti ger und -10 Millionen üprozentiger Anleihe, ivelche in London im Jahre lllol begeben ivnrden. Der Erfolg der -Ipro- zentigen Anleihe ivar »nerfrenlich; iiin den Wert der zu 88 Prozent ansgegebenen Anleihe zu halten, ivar die japa nische Negierung gezwungen, große Nückkänfe zu machen. Die lprozentige Anleihe ivird heilte zu uugesähr (»4 Prozent notiert. Die japanischen Abgesandten werden große Schwie rigkeiten haben, eine neue Anleihe in Amerika »nd Europa unterznhringen. da das Geld zu Kriegszwecken venvendet iverden soll. Bürgschaften will Japan nicht geben, sondern auf seinen Kredit borgen. Was nun etwaige Bürgschaften anbelangt, so könnte Japan anffer seinen Ttaatseisenbahnen. ivelche 122 Millionen gekostet haben, nur seine unge fähr 18 Millionen Ben betragenden Zolleinnahinen ver pfänden, wozu es sich nicht leicht herbeilassen würde, da es in diesem Falle auf die gleiche Stufe wie die insolventen Staaten sinken würde. v lieber ein vvlkermordendes Nationalgetränk in Natal, das ans der Pflanze Theriak bereitete ..Jsitshi- inipnna", wurde nach londoner Blättern dieser Tage auf einer Persaiiiinlnng einer landivirtschastlichen Gesellschaft in Berulam. tlc'atal, berichtet. Eine von einem Arzte gemachte Analgse zeigte, das; es um 70 Prozent stärker ist. als jedes andere alkoholhaltige Getränk. Ein Schwein l.O, dem inan vier Milchkannen davon eingeslößt hatte, starb nach einer halben Stunde. Dieser giftige Getränk verdrängt das Kasfernbier und rottet die Bevölkerung an der Küste ans. Nach einer Schilderung des ./Natal Mercnrh" hat man ganze Kaffernkrale mit Einschluß der Kranen und vier jährigen Kinder in vollkommen betrunkenem Zustande ge sehen, und die aiisschiveifendsten Szenen spielten sich bei ihnen ab. Lpracherke. In verwahrlostem oder im verwahrlosten Zustande? t» festem oder im festen Glauben? Sich zwischen diese» beiden Tormen immer richtig zn ent scheiden, bedarf es nnr der Ueberlegnng, das; am, im nnd ähn liche Bindungen nichts anderes sind als in. an-l-Geschlechtswort Dieses ist aber ursprünglich wieder nichts anderes als das hin weisende Fürwort dör, die. düs (dör jdaj hat's getan!), nnd cS hat sich von dieser Herkunft die Kraft gewahrt, etwas durch den j Zusammenhang oder durch vorausgehende Angaben Bestimmtes oder allgemein Feststehendes zu bezeichnen. Wenn also z. B. der berühmte Arzt Kuhmaul in seinen .Jugenderinnerungen" schreibt: „Am Ufer stand ein pausbäckiger Junge im langen Nöckchen". so hat er damit das bekannte Kinverröctchen bezeichnen wollen, worin wir im Anfänge unserer Laufbahn alle, Knaben und Mädchen gleichermaßen, gesteckt haben. Weil man mit der alten Art einen ganz bestimmten Begriff bezeichnet, nennt man deren Vertreter Männer aus der alten guten Zeit, vom alten Schlage. Aehnlich sagt man bei einer bestimmten Angabe über den Inhalt des Glaubens lieber: er entschlief im festen Glauben an seinen Gott; er ergab sich in der festen Zuversicht auf eine ehrliche Behandlung, oder wenn von der Verwahrlosung schon die Nede war: er hatte das Gut schon im verwahrlosten Zustande übernommen. ES ergibt sich von selbst, wann die Form ohne Geschlechts wort und »nt entsprechender starker Beugung des Eigenschaftswortes am Platze ist: nämlich dann, wenn jede Beziehung auf einen be stimmten Fall fchlt^wenn die Verbindung ganz allgemeinen Sinn hat. So in den Sätzen: Der verlorene Sohn kehrte in völlig verwahrlostem Zustande wieder. Am Ende fährt man doch am besten, wenn man den Menschen in gutem Glauben gegenübertritt. Er ging in festem Gottoertrauen an das schwere Werk. Ebenso i» Wendungen wie: in bewegter Zeit, ein Mann von echtem Adel der Gesinnung, in stolzem Selbstbewußtscin. Um die Feinheit des Unterschiedes beider Fügungen zu er kennen, vergleiche man noch die folgenden beiden Satzpaare: Zwischen den emsig pickenden Glucken schritt in gemessenem Schritt der Haushahn auf und ab; aber: Im gemessenen Schritte des Haushahns verrät sich sein Herrengefuhl. — Noch Ostern ivar der Aufstieg zum Brockcngipfel sehr ermüdend: denn mau mußte zuletzt lange in meterhohem Schnee stampfen: aber: Die Spur der winter lichen Einbrecher ließ sich sicher verfolgen; denn im (in dem) meter hohen Schnee jder zur Zeit selbstverständlich warf war der Weg deutlich sichtbar geblieben (Vgl. über solche Fragen Th. Matthias, Aufsatzsünden. Leipzig. N. Voigtländer. 21.-30. Tausend. 60 Psg.) Theater, Kunst und Wissenschaft. „Ich habe nur einmal, Hab' Dich nur geliebt!" ist der Titel eines neuen Liedes, des durch seine schnell populär gewordenen Tonstücke bestens bekannten Komponisten Otto Nechlin. Der zu Herzen gehende innige Text stammt von Ernst Gutjahr. Die Musik ist einschmeichelnd, die Instrumentation einfach aber überaus klangreich. — DaS im Volkston und durchaus vornehin gehaltene Lied wird sich zweifellos schnell viele Freunde erwerben. Zu be ziehen ist es durch alle Musikalienhandlungen oder direkt vom Verleger Otto Nechlin, Karlshorst bei Berlin. (Preis 1,20 Mk.) Schulkasse,»Bericht aus das Jahr 1003. Gesamt-Einnahme. Aus den Schulen: Schulgeld Kapiralzinsen Mietzinsen Vermischte Einnahmen Summa 33020,öl .05 Von dem Fonds zur Besoldung der Jndustrie- lehrerinnen Von den Staatsgrnndsteuererträgnissen der Schul gemeinde überwiesener Anteil Ertrag der Schulanlage nach Abzug der ErhebungS- gcbühren. *> StaalSzuschuß als Beihilfe zur Besoldung der Lehrer an den Bezirksschulcn In Gemäßheit des Gesetzes vom 26. Februar 1000 zu den Alterszulagcn der Lehrer nach der Zahl der Schulkinder bewilligte Staatsbcihilfe . . . Von dem Stadtrat Hierselbst bewilligter Anteil von der im Jahre looi vereinnahmten Verkehrs abgabe von; Grundbesitze Allgemeine Einnahme Boi; dem Königl. Kultusministerium bewilligte Beihilfe Tu in m a *) einschließlich >489503 Schulanlage, welche in den am I. Januar 1003 einverlcidten Vor orten erhoben worden ist. Dresden, am lt. April 1004. Gesamt-Ausgabe. Für die Schulen: .46 4 24961 97 Besoldungen und Nemnneralionen 194236 .7628 79 Schulbedürfnifse 775 54 ! 23ö0 § Lehrmittel 1234 4l 30 - Heizung nnd Beleuchtung 5626 77 Vermehrung und Unterhaltung des Inventars 6470 08 ij / Bau- und Ncparaturkosten 7503 72 / Staats- und Gemeindeabgaben 397 08 i! 91 Miete 6345 — Vermischte Ausgaben 2447 94 I4Ü00 33 Allgemeiner Aufwand bei den Schulen . . . 1485 27 193772 70 Summa 227074,61 ! ii 16300 Jahreszinsen und Amortisation für die Darlehen I ? ») der l. Bezirksschule 8557 70 0) der 2. Bezirksschule 7427 — 10763 - o) der 4. Bezirksschule ! 10768 — - ' Dergl. für das zur Bildung eines Betriebs - Ber- ! mögend aufqenommene Darlehn 2700 — 9337 30 Zinsen für das Darlehn, welches zum Ankäufe des Schulbauplatzes an der Leisnigcrstraße anfge- i! 937 97 nommen worden ist 2940 — 2000 - s ! Dergl. für das Darlehn, welches zum Ankäufe des SchnlbauplatzeS an der Schandanerstraße anfge- nominen worden ist >242 70 ! Dergl. für den von der Stadtgemeinde Dresden ge- ( / wätzrtcn Vorschuß Prämien und Gebühren für die Versicherung des In- 133 75 ! - j vcntars sowie der Lehrmittel der 6 Filialklassen der 2. Bezirksschule gegen Feuersgefahr aus die Dauer von 10 Jahren 3l 90 ! Aufwand bei den; Schulvorstande 63l9 20 231700 23 ! ^ Summa 264992 26 ( Äöschkuß. < ( Einnahme .... 281700 ^ 28 H Ausgabe 264992 „ 26 „ / ! / / Kassenbestand . . . 16708 02 H ' : welcher den; Betriebsvermögen überwiesen worden ist. / ' Der katholische Schulvorstand. — !»8 — Da Marwitz ihn; keinen Platz bot. zog er mit einen; „Sie erlauben" den Stuhl, der für Ilse bereit stand, heran. „Sie spielen auf Ihren Schmerz um den perlorenen Sohn an," sagte Waltenberg, sich gelassen setzend, „nun, ich möchte doch wetten, das; Sie die Hoffnung nie ganz anfgegeben haben. Das waren jedenfalls so gemischte Empfindungen —" Der Alte unterbrach ihn durch eine heftig abwehrendc Bewegung. „Sind Sie hierhergekommen, um mich zn quälen? Ich will von den alten Dingen nichts mehr hören!" In Wirklichkeit hatte er sich ja in der letzten Zeit mehr denn je mit dem Entschwundenen beschäftigt, nnd sein erbitterter Sinn, der besseren Regungen fast unzugänglich gewesen war. hatte sogar, so unglaublich es auch klingen mag. Träume gesponnen, der beste Beweis dafür, daß dieser alte Mann erst durch das Unglück hart nnd unzugänglich geworden. Freilich, eingestehen wollte er es nicht, das; er heimlich auf die Wiederkehr des ver lorenen Sohnes hoffte, nnd auch darauf, daß derselbe nnd Ilse Gefallen an einander finden sollten. „Nun, mm." beschwichtigte Waltenberg, „mit so einem alten Bekannten, wie ich es bi», kann man die Vergangenheit schon einmal besprechen. Und quälen will ich Sie auch nicht, sondern im Gegenteil Ihnen verraten, daß inan gerade jetzt eifrig bemüht ist, nach dem Verbleib des Entschwundenen zn forchen." Marwitz sah ihn groß an. „Woher wissen Sie das?" „Ist das nicht naheliegend? Von Fräulein von Lnkado!" „Wie! Mit Ihnen sprach sie darüber?" „Natürlich! War ich es doch, der die Sache zuerst anregte. Ob Ilse bereits Erfolg gehabt hat, weiß ich nicht." Er brach ab. ein Lächeln um die schmalen Lippen. Marwitz vermochte die Bedeutung der gesprochenen Worte kaum zn fassen. Die Gedanken wirbelten in seinem alten, schwachen Kopf. Er brachte kein Wort hervor. Daß dieser Besuch eine ganz besondere Bewandtnis habe, wurde jetzt klar. „Haben Sie denn auch geforscht?" stammelte er endlich in abgebrochenen Laute». „I ; gewiß habe ich!" bestätigte Waltenberg. Es kam so triumphierend heraus, daß eö dem Gelähmten schwarz vor den Angen wurde, die Erregung drohte ilm zn überwältigen. ..Können Sie eine Freudenbotschaft vertragen, Herr Marwitz?" fragteer. „Es ist nicht möglich." murmelte Marwitz kaum verständlich, sprechen Sie nicht weiter — Sie regen mich maßlos ans." Wirklich schlugen seine Zähne wie in; Fieber aufeinander und unbe schreibliche Empfindungen dnrchwogten ihn. Eine Stimme in ihm sagte be stimmt: Nein. Aber die Hoffnung flüsterte: Wenn eS doch wäre! Etwas der Freude ähnliches jedoch bewegte ihn nicht. „Sie müssen sich fassen, lieber Freund," mahnte Waltenberg wohl- wollend, und ich muß sprechen, das Hilst mm nichts. Schließlich hätte ich mich ja auch zuerst an Ihre Verwandten, die BödowS wenden können —" „Die —", lief Marwitz bissig, mit einer entsprechenden Handbewegung. — 0!) — „die schlimme Gesellschaft wäre imstande, den rechtmäßigen Erben rechtzeitig von neuem verschwinden zn lassen." „Das sagte ich mir auch. Und schließlich kann man es den Leuten nicht verdenken, wenn sie sich rechtschaffen gegen den neuen Erben wehren." „Ja, haben Sie denn — wirklich eine Spur gesunden?" „Eine Spur!" lachte Waltenberg, was sollte das wohl besagen! Würde ich mir denn erlauben, aufs Ungewisse hm Ihnen einen solchen Aufruhr zu verursachen?" Wieder überfiel den Gelähmten ein Zittern, seine mageren Hände rangen sich unwillkürlich ineinander, seine glanzlosen Augen flehten um Er lösung von dieser Peinvollei; Ungewißheit. Waltenberg erschien sich wirklich wie ein Wohltäter. „Es ist ein frommer Betrug, der den Alten hier und verschiedene andere noch glücklich macht", sagte er sich, nnd in einer echten Aufwallung nahm er die dürren, eisigen Hände dort fest in die seinigen. „Ihr Sohn ist gefunden, Herr Marwitz, er wartet darauf, in die Arme seines Vaters eilen zn können." „Wo — wo ist er?" stieß der Alte mit versagender Stimme hervor. „Hier in Erlau, nun. rund heraus gesagt: in meinem Hause. Ein prächtiger, bescheidener Bursche, nur etwas ungebildet, da er bei einfachen Landbewohnern erzogen wurde." Marwitz saß ganz still. Er konnte sich in die neue Botschaft noch nicht hineinfinden. — das Ganze klang ihn; wie ein Märchen, dem Ohre ange nehm, doch unglaubwürdig. Er suchte sich den Sohn vorzustellen, welcher damals der Mutter so ähnlich sah. Mit diesen Gedanken tauchte die Vergangenheit klar und scharf aus dem Schoß der Zeit empor. Das volle, etwas derbe Gesicht der Gattin, ihre klugen, leuchtenden Augen und das dicke, braune, etwas krause Haar, das den raschen Sinn verriet. So mußte sein Sohn jetzt auch aussehen, kräftig und derb, von der Natur mit einer urwüchsigen, gesunden Schönheit bedacht. Nach einer ganzen Weile schreckte ihn Waltenbergs Stimme aus seiner tiefen Versunkenheit empor. „Ich möchte eigentlich Zeuge sein. Herr Marwitz, wenn Sie Ihren Verwandten die große Neuigkeit Mitteilen. Ich wünsche allen Anfeindungen sogleich die Spitze abzubrechcn. auch fürchte ich, man wird Ihnen so arg zu setzen, daß Sie lieber den Sohn verleugnen, als den Kampf aufnehmen. Es ist besser, ich bleibe Ihnen zur Seite. Marwitz zweifelte noch immer. „Und Sie sind Ihrer Sache ganz sicher?" fragte er. wie aus einem Traum heraus, „weshalb kam meiu Sohn nicht direkt zu mir?" „Weil ich es war, der den Aufruf erließ, und weil ich Sie vorzube- reiten wünschte. Der junge Mensch besitzt ein gutes Gedächtnis er erinnert sich noch so mancher Vorkommnisse aus seiner Kindheit. Auf eine wunder same Weise ist er zu seinen Pflegeeltern gekommen, das kann er Ihnen aber alles selbst erzählen, dazu ist ja dann reichlich Zeit vorhanden. Sobald die Verwandten davon verständigt sind, führe ich Ihnen den Sohn zu." Marwitz gewöhnte sich allmählich an den Gedanken, daß ihm der Tot-