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stellung der Preise, zu welchen die deutschen Stahl- und Walzwerke ihre Erzeugnisse auf dem englischen Markt aus- bieten, und zu welchen sie auf dem deutschen JnlandSmarkte verkaufen. Danach stellen sich die gleichzeitigen Preise Per Tonne für deutsche, aus Stahl hergestellte im Auslanoe in Deutschland BtlletS auf 73— 55 !,li 90 »II — ä Blöcke 70— 72 .. 82 „ 0 „ Platten 75— 77 .. 92 .. 0 ., Schiffsplatten .... ., 105—107 .. 115 „ — „ Kesselplatten 115—120 150 ,. — „ Schienen 87 ., 120 „ Der deutsche Verbraucher dieser Erzeugnisse hat somit wenigstens 25 Proz. mehr zn zahlen gehabt als der aus ländische. — Bei der am 21. d. M. stattgehabten NeichstagS- ersatzwahl im I 1. Badischen Wahlkreis wurde Landgerichts- Präsident Zehnter-Lffcnbnrg <Ztr.) mit 9840 von 9924 Stimmen wiedergewählt. Ginc neue Leistung deS (Grafen Hoensbroech. Der Erjesnit bereist »vieder Deutschland, um klingenden Erfolg einznernten und dlirch die Beifallsstürme sein Gewissen zn beschwichtigen. F.i Stuttgart führte er ans einer Ver sammlung ans: „Die sozialdemokratische Gefahr (vi, ver- glichen mit der nltramontanen Gefahr, gar nicht an einem Tage zn nennen. Soweit die Sozialdemokratie für die Besserstellung der unteren Klassen sorgen will, ist sie eine berechtigte Erscheinung. Auch in ihrer ertremsten Form wäre sie noch nicht so schlimm; wir würden wohl einen Krach und einen großen Trümmerhausen bekommen, aber ans diesem Trümmerhaufen würde in kurzer Zeit neues Leben erblühen." Solche unglaubliche Leistling durste sich Hoensbroech in einer Versammlung, der selbst die Herzogin Wera und viele Beamte und Geistliche anwoynten, gestatten, und kein Wort des Widerspruchs wurde laut, nur — Beifall! Wir sind überzeugt, die Herren werden die Jesuiten noch- mals ins Land rufen, wenn die Sozialdemokratie alles zu einem großen Trümmerhaufen zusammengeschlagen haben sollte, und das Haupt des Herrn Grafen Hoensbroech und der Herzogin Wera sich mit der Jakobinermütze schmücken muß, damit Oe es ans dem Halse behalten können. — GetreidcprciS und BrotpreiS. Ans Anlaß des Feldzuges des Erministerö v. Ehamberlain hat man sich in England auch viel mit dieser Frage beschäftigt, und hier hat Professor Wrighton kürzlich in den „Times" eine vergleichende Zusammenstellung des Weizenpreises und des Brolpreises in Downton innerhalb der letzten 20 Fahre veröffentlicht. Am Ende dieser Darstellung bemerkte der genannte Gelehrte: „Somit blieb sich der Brotpreis stets gleich und hielt sich ans der Höhe von 5 >1. für das Laib, während die Weizenprcise von 25 bis 35 ^I>. für den Quarter «gleich 220 schwankteil." Diese Tatsache stimmt vollkommen überein mit der auch bei uns gemachteil Be obachtung. daß die Arotpreise keineswegs nachgeben, wenn die Getreidepreise sinken. Freilich, unsere Brotivncherschrcier bleiben trotz noch so gründlicher Untersuchungen bei der Fabel von den schlimmen Einflüssen der Getreidczölle ans die Volksernährnng. — Das prcnsnsche Abgeordnetenhaus setzte die dritte Lesung zum Etat ohne größere Debatte fort. Es findet hierzu noch eine Sitzung statt. Die meisten Etats wurden ohne Debatte angenommen; eine solche entstand erst, als es sich um die Schaumig einer neuen Natsstelle im Etat der Banverwaltimg handelte; bei zweiter Lesung war diese gestrichen worden, in der dritten wurde sie gegen die Stimmen der Konservativen angenommen. Die anderen Debatten drehten sich um mehr untergeordnete Punkte. Oesterreich - Ungarn. — Der Giscnbahnstrcik ist gebrochen. Die Streikenden haben die Bedingungen der Negierung nicht angenommen, »im wird die Negierung ihnen die Bedingungen diktieren. Beklagenswert ist das Los der Streikenden, die durch das Streikkomitee bis zum Aenßersten getrieben worden sind. Es sind ja allemal die Hetzer von außen, welche das Miß lingen der meisten Ansslände verschulden und nachher ihre Opfer im Stiche lassen. Aber fast noch schnldbarer sind seile Politiker, welche im ungarischen Abgeordnetenhanse die Streikenden nicht nur unterstützten, sondern ihre Leiden schaften noch anfstachelten, sie in förmlichen Größenwahn stürzten und alle gemäßigten Elemente und Berater sozu sagen zn Verrätern stempelten. Das war ein Hauptgrund, Nätsel der Geschichte sehen? Wiederum wo ist der größere Aberglaube: auf seiten der Antoninslvnildergläiibigen oder auf seiten der „aufgeklärten" sozialdemokratischen „Wissenschaft"? Aber die bischöfliche Approbation! die soll beweisen, daß in dieser Antonius Literatur das Wesen deS Katholi zismus sich präsentiere. Die Approbation besagt garnichts, als daß in dem Blich nichts gegen ein Dogma enthalten sei. Daß die Approbation dieser Gebet- und Erbauungs literatur nicht das Wesen des Katholizismus bedeutet, das könnte die sozialdemokratische „Wissenschaft" daraus ent nehmen. daß Werke mit derselben bischöflichen Approbation erscheinen, welche diese Art der Erbalnnigsliteratnr ent schieden mißbilligen und bekämpfen, weil durch Verbreitung solcher Wlmüergeschichten und „Gebetserhörnngen" die wahre Religiosität selbst geschädigt würde. Nun soll sich mal ein sozialdemokratischer Schriftsteller unterstehen, Meinungen zu äußern, welche den von der Partei approbierten Anschau ungen widersprechen: der Mann würde geschippelt lind n In Göhre vom sozialdemokratischen Parnaß ausgeschlossen! Und solche Köhlerglänbigc maßen sich an, über Leicht gläubigkeit und den Aberglauben anderer Menschenkinder hochmütig abznnlteilen, sie. die doch mehr als alle anderen in diesem Spital krank liegen. Für den Größenwahn dieser sozialdemokratischen „Auch wissenschaft" paßt, was jüngst einmal über die Laden- burgische gesagt wurde: Ein Spatz, der ans einer Wäsche stange saß. erschien einst einem, der ihn durch eine Zaun- ritze gegen den leeren Himmel sah. als Adler ans einer Turmspitze. Tie Sozialdemokratie sieht durch eine sehr schmale Ritze und gegen einen sehr leeren Himmel. Sie sieht »nr ihre eigene „Wissenschaft" und darum nur ein nn gehenerlicheS Phantom, welches mit wirklicher Wissenschaft ebenso verwandt ist, wie ein Spatz mit einem Adler. warum die Streikenden ihr ohnehin gewagtes, aussichtloses Spiel noch um so rascher und um so schlimmer verloren, daß sich diese Sorte von Politiker ihrer Sache bemächtigt hatten ; nicht weil sie etwa den Streik an sich billigten, sondern weil sie durch Unterstützung der Eisenbahner-Forde- rungen sich populär zu machen und gegen die Regierung einen ihr verhängnisvollen Vorstoß tun zu können glaubten. Noch im letzten Momente streuten sie ja die Meldung ins Land, daß das Kabinett Tisza demisioniert habe. Es war die letzte Lüge vor der völligen Unterwerfung der Strei kenden. die nunmehr erfolgt ist. Uebrigens ist es nicht das Verdienst der Regierung, daß der Streik ein Verhältnis- mäßig rasches Ende fand. Nur in der vielgeschmähten und angefeindeten gemeinsamen Institution des Reiches und der Armee fand sie die Rettung. Die Armee hatte dabei daS Odium zn tragen, daß die Reservisten einberufen, daß die Soldaten des Eisenbahn-Regiments die Schalter öffnen, die Züge begleiten und die Lokomotiven führen mußten. Die Regierung wird zweifelsohne ein Erempel statuieren. Aber sie wird es doch nicht unterlassen dürfen, nun mehr ans eigener Initiative das Los der Eisenbahn-Angestellten zu bessern. Das verlangt die soziale Gerechtigkeit ge bieterisch, wenn auch die administrative Gerechtigkeit jetzt zur Wahrung der Staats-Antorität Strenge walten lassen zu müssen glaubt. Die Notwendigkeit sozialer Reformen überhaupt aber erscheint im grellen Scheine dieses an Re Volte streifenden Ansstandes als die erste Pflicht der un garischen Regierung, welche bisher alle ihre Kräfte für die nationalen Aspirationen nach Unabhängigkeit von einem Reiche erschöpft hat, zn dem sie doch in Zeiten der Not und Bedrängnis ihre einzige Zuflucht nehmen muß, da nur in der Gemeinsamkeit die Stärke des ungarischen Staates gelegen ist. Fm österreichischen Abgcordnetcnhause wird man in dieser Woche versuchen, zn einer normalen Tagesordnung zn gelangen. Zuerst soll die erste Lesung des Budgets, dann die Geschästsordnungsreforin vorgenommen werden. Da die kleinen radikalen Gruppen aber mit ihren Dring- lichkeitsanträgen nicht weichen werden, hat die ganze Aktion nur einen Sinn, wenn man sich gleichzeitig auch entschließt, mit einer energischen Krastanwendnng von Dauersitzungen diese schwächliche Obstruktion zn beugen. Italien. Der Papst beauftragte in der am 25. d. M. er folgten Abschiedsandienz den Kardinal Erzbischof 1)r. Fischer, an Kaiser Wilhelm die herzlichsten Grüße und Wünsche deS Papstes zu übermitteln. — Präsident Loubct begab sich am 25. d. M. mittags in das Pantheon und legte Kränze auf den Särgen der Könige Viktor Emanuel und Hnmbert nieder. Später stattete der Präsident der Königin Margherita einen Besuch ab. Hiernach begab er sich nach der französischen Botschaft bei dem Qnirinal, wo ihm zn Ehren ein Frühstück statt fand. Abends wohnte er der Galavorstellung im Theater Argentina bei. Sächsischer Landtag. Dresden, den 25. April. Zweite Ka m m e r. Tagesordnung: Etat des Oberverwaltnngßgerichts. Rechenschaftsberichte, Wahlen zum Staatsgerichtshof, Eisenbahnangelegenheiten. — Der Depn- tationsantrag zum Etat des Oberverwaltnngsgerichts lautet auf Bewilligung von 152 448 Mk. — Abg. !)>-. Schill- Leipzig sagt, das Gericht zeige die Tendenz, den ihm zn- gewiesenen Wirkungskreis zn überschreiten. Bei der Ent schädigung über den Tarif der Leipziger Straßenbahnen sei dies besonders deutlich zn Tage getreten. Dies müsse energisch znrückgewnsen werden. — Staatsminister von Metz sch erwidert, daß in dem Kollegium wenig Richter wären und dadurch diese Tendenz zn Tage getreten sei. Man hätte aber Beamte ans verschiedenen Ressorts ans wählen müssen. Einer freien Anssprache der Landes vertreter über die Judikatur des Oberverwaltnngsgerichts wolle die Regierung in keiner Weise entgegcntreten. Der DepntationSantrag wird angenommen. — Hierauf wird der Regierung nach Ablegung mehrerer Rechenschafts berichte hierfür Entlastung erteilt. — In den folgenden Wahlen zum Staatsgerichtshofe werden als Mitglieder ge wählt: Landgerichtsdirektor I)r. Schill-Dresden, OberlandeS- gerichtssenatpräsident Thierbach-Dresden, Fnstizrat Opitz- Dresden, als Stellvertreter: Fnstizrat Schnrig-Planen. Fnstizrat 1)r. Rudolph-Dresden. — Dann nahm die .Kammer das Königliche Dekret Nr. 35, mehrere Eisen- bahnangelegenheitkn betreffend, in die allgemeine Vor beratung. Fn diesem Dekret beantragt die Regierung, die Ständekammern wollen 1j ihr Einverständnis damit er kläre», daß das Zittan-Neichenberger Eisenbahnnnternehmen vom sächsischen Staate angekanft wird, 2> zur Deckung des hierdurch sowie durch den Umbau des Bahnhofes Reichen berg. Umbau dss Haltepunktes Ketten zn einer Güterhalte- stelle und Errichtung des Haltepunktes Engelsberg ent stehenden Aufwandes die Summe von 700000 Mk. als erste Rate bewilligen, und sich ferner damit einverstanden erklären, a. daß an Stelle der elektrischen Straßenbahn Dresden (Cotta)-Niederwartha - Kötzschenbroda eine solche von Dresden (Cotta) bis Cossebande ans Grnnd der neuerlich vorgelegten abgeänderten Planung erbaut, und daß zn diesem Zwecke von den seinerzeit bewilligten 1 420 000 Mk. der Betrag von 094 000 Mk. verwendet wird, I). daß im Anschluß an die elektrische Straßenbahn Dresden «Plane») Hainsberg vom Straßenbahnhofe Deuben ans in Gemäßheit der vorgelegten Planung eine Güter- zuführnngsanlage eingerichtet, und daß der Aufwand von 173 0«)«) Mk. von der bei Herstellung der Linie Dresden (Planen) Hainöberg »»verwendet bleibenden Nestsumme ge deckt wird. Wird der Finanzdeputation li überwiesen. Zwei weitere Anträge, betreffend die Bewilligung von 207 000 Mk. znm Ausbau des zweiten Geleises zwischen Schönbörnchen und Meerane, sowie von 22 000 Mk. znr Erweiterung der Bahnhvfsanlagen in VoiterSreuth, werden angenommen. — Die nächste Sitzung findet Dienstag, den 20. April, statt. „Haltet den Dieb!" ruft der Dieb, um die Frucht des Diebstahls durch die Flucht in Sicherheit zu bringen. So macht es eine ge wisse Presse in Sachsen. Jesuiten und katholische Kirche sind in ihren Allgen vogelfrei. Gegen diese glaubt man auch nicht die gewöhnlichsten Regeln des Anslandes und der Ehrlichkeit einhalten zu brauchen. Da wird gelogen, daß sich die Balken biegen I Wir haben in vielen Fällen den sächsischen Blättern, angefangen von den ausgesprochenen Hetzorganen bis hinauf zu den im offiziösen Gewände einherschrettenden feineren Zeitungen, unwiderlegliche Be- weise gebracht, daß ihre Mitteilungen über die Jesuiten und die katholische Kirche vollkommen falsch, erfunden, er dichtet und erlogen sind. Eine Richtigstellung brachte keines dieser ehrenhaften Organe, trotzdem sie die Kühnheit haben, sich evangelisch zn nennen. Nachdem sie selbst keinen christ lichen Boden inehr unter den Füßen haben, glauben sie, daß im ganzen Protestantismus keiner mehr vorhanden ist. und daß nur noch die Lüge und Verleumdung gegen die katholische Kirche ihn aufrecht halten kann. Die „Kreuz- zeitung" hat das oft und oft scharf getadelt, ein evangel. Pastor hat ihnen erst unlängst zngerufen, man möchte doch mehr das „Evangelisch" statt das „Protestantisch" betonen, man bleibt dabei, daß nur in der Los von Rom-Hetze das Heil liege. Jede Richtigstellung halten solche Blätter für eine Niederlage und einen Sieg nicht der Wahrheit, sondern „Roms". Umso schärfer sehen die sächsischen Bnndes-Wächter der „Sächsischen Volkszeitnng" auf die Finger. Aber diese stiehlt nicht, sie steht mit der Wahrheit nicht aus Kriegsfuß, und man kann sie daher nicht aus verbotenen Wegen er- tappen. Die „Ehemn. Allg. Ztg.", welche das Glück hat, immer die besten Eier ansznbrüten, die aber voll und ganz zn der eben geschilderten Kategorie einer gewissenlosen Hetzpresse gehört, meldet nnn in der Sonntagsnummer triumphierend, daß sie endlich die „Sächs. Volksztg." er wischt hat, und sagt: Die „Augsburger Postztg." halte vor einiger Zeit aus angeb lichen Vorgängen bei der Beerdigung des katholischen Stndt- pfarrers Fleisch mann in Ko bürg ein protestantisches Gegen stück zu Faineck zu konstruieren unternommen und der Koburger Negierung krasse Intoleranz vorgcworfen. Die verleumdete Re gierung hat sich darauf beschivcrdeführcnd an das bischöfliche Gcneralvikarial in Bamberg gewandt und dieses hat ihr sein tiefstes Bedauern über die taktlosen und in keiner Weise den Tatsachen entsprechenden Behauptungen ausgedrückt. Die edle „Augsburger Postztg." mußte darauf den lügenhaften Bericht widerrufen und erklären, daß das Begräbnis nicht glänzender hätte sein können. Die der „Augsburger Postztg." gcsinnungsverwandte „Sächsische VolkSzeitünq"' hatte den gleichen lügenhaften Bericht verbreitet, bis heute aber, soviel wir wissen, sich nicht für verpflichtet gefühlt, auch den Widerruf in ihren Spalten aufzunehmen. Ilnkont siki! Daß die „Angsb. Postztg." in ihrer Nummer vom 13. April die gemeldeten Tatsachen alle anfrecht erhält, und als mit den Tatsachen übereinstimmend bekräftigt, ist natürlich der „Ehemn. Allg. Ztg." unbekannt geblieben. Wahr ist der Sachverhalt, wie wir berichteten, daß keine Glocken bei der Beerdigung geläutet worden seien, daß Dechant Müller nnr deutsch beten durfte, daß nur der Pfarrverweser Palm das Regniem halten durfte, formell richtig zn stellen war nur — und hier liegt der Anlaß zn dem minsteriellen Schreiben — daß dies auf An ordnung des Staatsministeriums geschah. Nicht das jetzige Staatsministerium hat diese An ordnungen getroffen, sondern sie sind durch das Regulativ vom 24. Juni 1813 vorgeschrieben. Darnach wird bestimmt, daß „außer dem angestellten Pfarrer ohne vorgängigs besondere landesherrliche Erlaubnis niemand im Lande geistliche Verrichtungen vornehmen dürfe"; daß „bei gottes dienstlichen Handlungen, welche außerhalb der Kirche bewirkt werden müssen, der Psarrer und die Glieder der katholischen Gemeinde alles zn vermeiden Habelt, was den Bekennern einer anderen Konfession ausfallend sein könnte"; daß der Gebrauch der Glocken anf der Nikolaikirche nnr znm Behuf der Znsainmenbernfnng zum öffentlichen Gottes dienst verstauet sei ; zu anderen Zwecken bedarf das Glocken läuten der ganz ansorücklichen Erlaubnis der Ortspolizei" nsw. Das sind die Vorschriften, welche in Koburg für die Katholikeil gellen. Das Staatsministeriuin hat sie aller dings nicht erlassen, aber es hat sie eingeschärft, indem es an das katholische Pfarramt eine Zuschrift schickte, worin es hieß: „Daß die hier (in.Noburg) bestehenden Vorschriften genau zu beobachten sind und der derzeitige Verwalter des Pfarramtes uns gegenüber dafür verantwortlich bleibt." Was bleibt denn dann von der angeblichen Berichtigung, welche das großherzogliche Staatsministerium veranlaßte, noch übrig? Formell war etwas zu berichtigen; sachlich dagegen war alles, was die „Sächs. Volksztg." meldete, durchaus richtig! Mit voller Befriedigung wollen wir konstatieren, daß sich die Behörden am Begräbnisse beteiligten oder vertreten ließen. Das entspricht dem Wohlwollen, welches Ministerium und Behörden der einzigen katholischen Gemeinde im Lande bewiesen haben. Wir »vollen anerkennen, daß die Katholiken KobnrgS innerhalb der bestehenden kirchenpolitischen Gesetze schonungsvoll behandelt werden, wie auch andrerseits die Negierung den Katholiken wirb das Zeugnis ausstellen müssen, daß sie sich mit den ihnen eingeräumten geringen Religionsfreiheiten schlecht und recht abfindcn und trotzdem gute und patriotisch gesinnte Staatsbürger sind. Auch das ist ein Zeichen von ministeriellem Entgegenkommen, daß. wie wir in Nr. 83 meldeten, von: Ministerium dem Dechant Müller die Erlaubnis znr Vornahme der BeerdignngS- feierlichkeiten, sowie den Geistlichen zum Tragen der Chor röcke erteilt worden war. Nnr bei den letzten zwei Fällen kam das Staats- Ministerium in Betracht, und hier hat es ja. wie anzu- erkennen ist. die Erlaubnis erteilt. Immerhin bleiben aber auf dem „toleranten" Herzogtum alle die andern Be schränkungen des katholischen Gottesdienstes sitzen, so daß die Berichtigung Vonseiten des Staatsministeriums eigent lich unangebracht war. Oder wollte es damit sein Bedauern über die vor handenen unmodernen und intoleranten Gesetzesbestim mungen ausdrücken und sich dagegen verwahren, daß man diese auf sein Konto setzt? Das wäre ein freudiger Hoff nungsschimmer für die Koburger Katholiken. Denn es würde den guten Willen voraussetzen. bei günstiger Ge legenheit mit den engherzigen Polizeiparagraphen aufzu räumen. welche sogar vorschreiben, daß die Liturgie