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Zweites Blatt Nr. 263 Sächsische Volkszeitung vom 16. November 1VU7 Moder« ode modernistisch? Zu dieser Zeit- und Streitfrage äus;ert sich ein Brief, der uns von einem Freunde unseres Blattes aus Italien zugeht, den »vir abdrucken. ohne stilistische Aenderungen an ihm vorzunehmen. Einige Sähe seines Inhaltes werden Ursache und Absicht der letzten Enzyklika Pius X. 6a pn» eiantli, krakiu in ein helleres Licht rücken: ... In mein Vaterland zurückgekehrt, habe ich im kleinen Kreise unserer Provinzstädte die Stimmung unter dem Klerus so gefunden, »vie ich sie sckx>n von Deutschland aus bei der Veröffentlichung der Enzyklika vorausgesehen hatte. — Der größte Teil unter uns »ociß von ihr nichts weiter, als daß sie ein wichtiges Dokument gegen die Jrrtümer des Modernismus ist; diese wohl flüchtigen Leser bekennen manchmal deutlich, daß sic zu rvenig davon verstehen und suchen zumeist nur die disziplinarischen Vorschriften. Einige nehmen gar keinen Anteil an diesen» päpstlichen Erlaß, an dere sprechen mit großer Behutsamkeit darüber, um nicht für modernistisch gehalten zu werden; die eifrigsten, ihren Kamps gegen die neuen Häretiker sortführend, sagen laut, daß sie das alte Credo nicht verlassen wollen, die. ohne die Sache zu tiertiefen und den» letzten Grunde nachzuspü ren, versuckxm, aktuelle gewöhnlich Fragen zu lösen, aber nach ihren» begrenzten Begriffe von Rechtgläubigkeit. Wenn jemand nicht denkt, »vie sie »vollen, ist er natürlich einMo- dernist, oder wenigstens ein zum Modernismus hin- neigender Blinder. Solch Art von Meinung schdigt die praktische Religion nicht; alle diese Frage»» liegen zu weit von dem gewöhnlichen christlichen Leben. In der gelehrten und h a l b g e l e h r t e n Welt ist die Sache ganz verschieden; die Verwechselung des Begriffes des Modernisinus mit dem der Modernität ist in diesem Gebiete eine unerschöpfliche Ursach von Miß verständnissen, voi» Streite»», voi» Skandalen, von Deser tionen, die ui»sere Feinde in ihren Zeitungen und Büchern zu bewahren und verbreiten versuchen. Die Wissenschaft ist zu einer Art von Gottheit gewor den, an »velchc die zahllose kleine gelehrte Welt mit volle»»» Vertrauen glaubt. Wenn irgend ein Beliebiger sagt, daß die Wissenschaft dies oder das entdeckt oder bewiesen habe, wird es bald wie ein Dogma geglaubt, als wenn die Wissenschaft selbst, nicht ein fehlbarer Mensch oder vielleicht ein Marktschreier gesprochen hätte. Und da die Entwickelung der positiven Wissenschaften ganz modern ist, so ist alles, »vas den mo dernen Lehren sich widersetzt, antipathisch und falsch. Die beiderseitigen Uebertreibungen machen die Pflicht eines Verteidigers der Religion und das Studium des ka tholischen Gelehrten schwer und gefährlich, indem ihn» ent- weder die Nechtgläubigkeit oder die Freiheit und Voraus setzungslosigkeit seiner Forschungen und die Aufrichtigkeit seines Unterrichtes abgesprochen werden. Es ist also notivendig, den genauen Begriff des Mo dernismus zu bestimmen, das Verhältnis des Glaubens zu den neuen Entdeckungen und wissenschaftlichen Methoden zu erklären, uni dem einen sagen zu können: „Das darf ich auch als gläubiger Christ denken", und dem arideren: „Das soll ich auch als aufrichtiger Gelehrter nicht halten." Zu diesem Zivecke ist die Enzyklika selbst sehr nützlich. Der Modernismus ist »veder die Liebe für die wissen schaftliche Wahrheit, noch die Verfassung, jeden Fortschritr der Kultur gern an zu nehmen, aber, in seiner gelehr ten Form ein philosophisches System, das auf dem Agnostizismus und der Jmmanenzlehre sich stützt, in seiner populären Form ein unregelmäßiges Streben nach dem Neuen, nur weil es neu ist, und eine mächtige Begierde, das Alte zu zerstören. Die modernen Wissenschaften sich zu eigen machen, ist also kein Modernismus; der Papst wiederholt die Worte seines Dorgäiigers, um die Katholiken zu den Naturwissen schaften anzuregen. Die Verbindung der scholastischen Phi losophie mit den modernen Entdeckungen »var das Lebens- werk von I> Mercier, der neulich vom heiligen Vater zum Kardinal ertvählt wurde. Daß man die Geschichte und die positive Theolgoie heutzutage mehr als früher studieren soll, sagt die Enzyklika selbst und Pius X. hat soeben in der katholischen Universität zu Paris eine Professur für Dogmengeschichte gegründet. Was die Ueberlieferungen und die Reliquien betrifft, gibt der Papst kluge und ver nünftige Regeln. Wir können also »vohl modern sein, ohne Modernist zu »verden. Füge hinzu, daß übrigens die Wissenscl>aften nach den Worten des vatikanischen Konzils ihrer eigenen Me thode folgen sollen, so müssen »vir gestehen, daß durch die Enzyklika die Entwickelung der katholischen Studien und die gerechte Freiheit der Gelehrten keineswegs verhindert »verden. Die disziplinarischen Bestimmungen dieses päpstlichen Rundschreibens sind streng. Das ist wahr, aber auch not wendig, denn der Modernismus »var in Italien eine Art von geheimer Gesellsckxift, die im Schatten ihre vielfache Wirkung auszuüben wünschte. Andererseits ist es nicht schwierig, durch die Enzyklika die eigene Rechtgläubigkeit zu beweisen. Endlich nützt die Enzyklika auch in positiver Weise den geschichtlichen Wissenschaften, indem sie die falsche, aprio- ristische Methode der Modernisten bloßstellt und widerlegt. Es ist in der Tat kein kleiner Gewinn für eine Disziplin, sich von einem Vorurteil sreimachen zu können. Das ist der Fall, »veil in dem m o d e r n i st i s che n System die Kritik und die Geschichte nicht nach einer genauen Prüfung der Urkunden und einer vorurteilslosen Analyse der Tatsachen, sondern niiter dem Einfluß der philosophischen Grundsätze studiert »verden. Schließlich meinen Freunden und mir, die »vir sehk modern, aber nicht modernistisch sein wollen, hat die Enzy klika viel Freude gemacht; schon lange begehrten »vir et»vas derartiges. Tie Enzyklika ist für uns, miiidestens rechtlich, eine dreifache Erlösung: von den Ansprückx'n eines falsche,» Systems, von den Uebertreibiingen eines übcrmäßigei» Eifers, voi» den .Klagen eines blinden Vertrauens ans über eilte Folgerungen der Gelehrten. Wir wünschen nur, daß die Belehrungen des heiligen Vaters tiefer in» allgemeinen bekannt »»»erden und daß die Anstalt, wovon der Papst am Ende spricht, bald eine vollendete Tatsache sein könne für die Ehre der Religion und der Wissenschaft. Kunst. Wissenschaft und Literatur. Tie heilige Elisabeth in Geschichte und Kunst schildert der feinsinnige Historiker und Kunstschriftsteller Professor Dr. Hyazinth Holland in einem längeren Aussatze der allgemeinen Kunstzeitschrift „Die christliche Kunst" (Heft 2 des vierten Jahrganges, Einzelpreis des Heftes 1,25 Mark). Um diese erhabene Frau, deren Ruhm und Ehre von Thüringens Gauen bald über alle deutsck>eii Lande und die ganze Welt erging, hat sich frühzeitig ein duftiger Kranz von Legenden, wetteifernd mit dem Ranken- »vcrk der Sage, gewunden. Dr. Holland löst mit behutsamer Hand den Efeu der Dichtung und bietet das strahlende Bild im vollen, reinen Lichte der Wahrheit und ursprüng lichen Schönheit. Die heutige Zeit tatkräftiger Charitas und liebender sozialer Arbeit ist in hervorragendem Maße befähigt, Elisabeths herrliche Eigeiisclxisteii zu würdigen. Die Darstellung, welche Tr. Holland in knappen, zarten Zügen, in gelvähltester Sprache entwirft, bringt das äußere Schicksal und das bewunderungswürdigc Innenleben der heiligen Landgräfin, deren l)errliche Gestalt besonders viele Künstler der Gegenivart zu ausgezeichneten bildlichen Dar stellungen begeisterte, dem.Herzen jedes Lesers nahe. Dem Aufsatze ist eine große Zahl vortrefflicher Illustrationen nach berühmten Meistern beigegeben, die schon allein das „Elisabethheft" der genannteil Zeitschrift sehr anziehend machen würden. Somit bildet dieses Heft einen schönen Beitrag zur neuesten Literatur über die heilige Elisabeth; aber nicht allein das, es bietet auch sonst eine Fülle des Schönen und Interessanten. H. Stummel macht uns mit wertvollen Goldstickereien auf Leimvand bekannt, Hugo Steffen zeigt uns, wie mit wenigen Mitteln für künstlerisch ausgestaltete Grabdenkmäler gesorgt werden kann. Franz Wolter beschließt in diesem Hefte seinen ausführlichen Be- richt über die Münchner Jahresausstellung im Königlichen Glaspalast. Die deutschnationale Ausstellung in Düssel- ! dorf »vird von Professor Tr. Karl Bone noch eingehender gewürdigt, Heribert Reiners gibt ein Bild der Kunstaus stellung in der Flora zu Köln. Von dem Wiener Bildhauer Wilhelm Seid sind drei ausgezeichnete Werke abgebildet, eine tiefempfundene Pieta, eine anziehende sehr ck)arakte- ristische Martinusgruppe und sein geivaltiges Monument des kraftvollen Kaisers Rudolf von Habsburg in Wien. Mit lebhafter Befriedigung nimmt man die Erweiterung »vahr, in der jetzt auch das Kunstgeiverbe noch mehr Berücksichti gung als bisher finden soll. Außer einer entzückenden Dar stellung der lieiligen Elisabeth von Wilhelm Volz enthält das Heft eine wohlgelungene farbige Reproduktion des Schleibnerschen Katakombenbildes. Mögen die Bemühun gen der Gesellschaft für christliche Kunst dadurch belohnt »verden, daß ihre Zeitschrift überall, »vo christlicl>es Empfin den sich mit Liebe zur Kunst vereinigt, Eingang findet. I Dresden. Zentral.Theater. Wie alljährlich um diese Zeit, füllen sich auch diesmal wieoer die Räume de« Zentral-Theaterk jeden Mittwoch, Somiaberid und Soninag nachmittag mit vielen» Erwartungsvollen. Mit Freude eiten die Kleinen, um das sctöne WeihnachtSmäcchen mit seinem Zauber uns sich wirken zu lassen. Es ist dem Autor in der Tat gelungen, wieder etwas rechtes zu schaffen. Die Hand lung bewegt das Gemüt deS Kindes und ist leicht verständlich, die feenhafte Szenerie »st dazu angetan, die Kleinen in Zauberbann zu schlagen. Mit der künstlerischen Ausführung ist dem erwachsenen Publikum Rechnung getragen. Das Ballet der Chinesen sowohl als das Porzellanballet, welches von den Kleinen allerliebst aufgeführt wurde, ist reizend. Dabei können »vir nicht unerwähnt lassen, daß das Auf treten deS WeiublattmusterS, welches Kostüm besonder« künstlerisch und schön auSgesührt ist. das Kinderauge ver letzt. Die Kleinen sind Gott sei Dank nicht gewöhnt. Menschen ohne Gewand zu sehen, und wissen meist nicht, daß fleischfarbene Trikots die Blößen zum Teil bedecken. Sie fühlen sich in ihren unschuldigen Gefühlen beleidigt, wenn plötzlich eine Anzahl erwachsener Mädchen vor ihnen steht, deren Blößen scheinbar nur mit Weinblätterranken spärlich bedeckt sind. Ein kurzes Röckchen hätte der Kunst und Phantasie keine» Abbruch getan. — Das Stück ist aufge baut auf Religion und Gottvertrauen, der Autor preißt die deutsche Sitte, welche de»» Kindern den schönen Zauber vom Christbaum gebracht und erhalten. Aber ein Satz unter läuft ihm. mit dem er den schönen Wahn zerstört und den Kindern verrät, daß die Eltern den Christbaum schmücken. Christliche Eltern »verden alles fern Hallen, was in den Herzen der Kinder dem deutschen Christfest de»» reizenden Zauber abstreift. Es wäre daher im Sinne vieler Eltern gesprochen, wenn die Regie diesen Satz wegließe; der Satz lautet: „Sonst um diese Zeit mußten unsere Kinder in die Kammer gehen, während wir den Cyristbaum schmückten." — Gespielt wnrde gut. Die Musik ist stimmungsvoll und weist einige schöne Weisen auf. Das deutliche laute Sprechen ist zu lobe»» und besonders für die Akustikverhältmsse im Zeutral-Theater nicht eindringlich genug zu empfehlen. Hervorzuheben sind auch die sehr elegant und wahrhaft künstlerisch ausgeführen Kostüme. Wer eS sich irgendwie leisten kann, soll nicht zögern seinen Kindern die Freude zu machen und sie in dieses reizende Weihnachtsmärchen zu führen. Ll. 1i. j Dresden. Der Dresdner Männergesangverein veranstaltet Freitag, den 22. November, abends */,8 Uhr, im GewerbehauSsaale ein großes Konzert. j Residenz-Theater. — Heut», Sonnabend, sowie Sonn'ag abend wird die Opecetie Die Innige Wuwe wtederholk. konnlag nachm w,rd de» ermäßigten Preisen SaSparone, Operette von K.irl Millöcker gegeben. Montag abend« gelangt im Schauspiel- Abonnement, I. »ene die Novilär Brüderchen, Kadetiendrama von Robert Overweg erstmalig zur Aufführung, I Konzerte und Borträge im November 1SN7. — Arrangements und EintritlSka ten: F Ries, Kgl. Hof-Mustkalien« Handlung, Konzei t-Agentur und Piano-Lager (Inhaber F Plötver), Seestraße 21 (K.iufhauS). Paul Wiecke, .Oskar Wilde-Abend'. Sonnabend, den 16. November, abends 7 Uhr, Palm«ngarten. Sitzplätze ä 4, 2'/, Stehplätze L 1>/, Alfred Stttard und Helene Gtaegemann, Einzige« NachmNtagS-Konzert, .Europäischer Hof'. Sonntag, den 17 Noo., l 5 »Ihr. Sitzplätze ä o und 6 Ueberall in der heiligen Schrift altbabylonische Sagen? Der Jugend sieht man es gern nach, wenn sie in den kühnsten Einbildungen und Wolkenseglereien sich gefällt. Bedenklich dagegen ist cs, wenn eine neue Wissenschaft als Entschuldigung von mancher Extratour ihrer Vertreter nur ihre Jugend geltend machen kann. Denn das schädigt das Ansehen der neuen Wissenschaft. Das muß gesagt werden mit Bezug auf die neue Wissenschaft der altbabylonischen Altertumskunde, die noch mitten drin in der Sturm- und Drangperiode im jugend lichen Draufgängertum steckt. Als die Denkmäler des uralten Orients aus dem Grä- berschutt von Jahrtausenden cmporstiegen, wurden sie be grüßt als neue Beleuchtung für die Schriften des Alten ' Testamentes: aber nur zu bald ging der jungen Wissenschaft der Gaul durch. Und jetzt ging es mit verhängten Zügeln - im wildesten Galopp dahin. Jetzt Nxird fene überspannte Theorie ausgehcckt, daß die ganze heilige Schrift des Alten und Neuen Testamentes nichts sei als ein Abklatsch der babylonischen Sagen. In einem recht unrfangreichen Werke hat der Mar- ' burger Professor Jensen eine solche Theorie der Welt vorzu- legen den Mut gefunden. Das Blich führt den Titel: „Das Gilgamesch-Epos in der Weltliteratur. Die Ursprünge der alttestamentlichcn Patriarchen-, Propheten- und Befreier sagen und der neutestamentlichen Jcsnssage." Der Inhalt ist kurz der: Alles, war wir in der Bibel lesen von einem Abraham. Isaak, Jakob, Esau, Joseph. Moses, Jo»ua, Gideon. Simson, Samuel, Saul, David, Jonatban, Salomo. Abab, Elias ustv. bis auf Jesus, ist nichts anderes als die altbabylonische Sage von dem Helden Gilgamcsch und seinem Freunde Eabani und deren Taten. Gilgamesch ist der König von Erek, einer Stadt am süd lichen Euphrat: sein Freund Eabaui eine Art Waldmensck). Mit dem zusammen zieht er aus Abenteuer aus; sie erschla gen den Himmelsstier, der als ein feuerspeiendes Untier wider sie losgeht, am Zederii»»>ald töten sie den Tyrannen Chumbaba usw. Als Eabani gestorben, fürchtet sich Gilga- mesch vor dein Tode und sucht nun seinen Ahn Lisuthros auf, dein Unsterblichkeit verliehen ist. Auf dem Wege dahin hat er wieder allerl-and Fährlichkeiteu, unter anderem auch mit einem Skorpiouricscupaare zu bestehen, das Wache hält am Bergtor des Gebirges Maschu. Und dieses Epos, das nicht einmal auf der Erde, son dern am gestirnten Himmel sich abspielt (vergl. die aus gezeichnete Darstellung von Kugler, die Sternenfahrt des Gilgamesch in Stimmen aus Maria-Laach 66, 190-1, -132 ff.), soll nun in den Schriften des Alten und Neuen Testa mentes erhalten sein, nirgends also eine wahre Geschichte nicht von Abraham und nicht von Isaak, nicht von MoseS niid nicht von — Christus. Kurz, alle Persönlichkeiten, von denen wir in der Bibel lesen, sollen niemals gelebt haben, die Berichte, die von ihnen liaudeli», sollen nur Um dichtungen dieser altbabylonisck>cn Sage sein? Wer so etwas behauptet, der muß hieb- und stichfeste Be weise bcibringcn. Jensen nun behairptet es, aber die Be weise — schenkt er sich und seinen Lesern, inan müßte denn phantasievolle Träumereien als Beweise hinnehmen nwllen. Ein Paar Proben mögen für diese unsere Charakteristik genügen. Im Gilgamesch-Epos »vird Eabani von einer Dirne, die ibm in der Wüste begegnet, zu Gilgamesch nach Erek gebracht. Wo nun im Alten Testament irgend jemand einem »»leiblichen Wesen gegeiiübertritt. muß das eine Wie derholung jener Begegnung sein. Als ob nicht auch sonst in der Welt ein Mann einem weiblichen Wesen begegnen könnte! Vollends soll nach Jensen eine solche Nachwirkung . jener Schilderung vorhanden sein, wenn die Begegnung an einem Brunnen stattfindet, »vas im Orient besonders häufig ist. Mit Reckst spottet ein Kritiker über diese Art der Beweisführung, »velck)e die alltäglichsten Tinge, die überall in der Welt passieren, als „Beweis" einer solchen Abhängigkeit ausgibt, daß nach dieser Methode auch in dem Volkslied „Jetzt gaiig i ans Brünnele" eine Abhängigkeit von den» Gilgamesch-Epos zu beweisen sei (vergl. die ver nichtende Rezension von Hans Schmidt-Breslau in der Theol. Rundschau von Bousset und Heitmüller, 1907, 231). Tie stärksten Anforderungen an den Glauben der Leser stellt jedoch Jensen in dein Hauptverfahrcn seiner Methode, daß er die Personen in einander schachtelt und ein und die selbe biblische Persoi» bald als Eabani, bald als Gilgamesch, ! bald als Tisutliros, ganz so. »vie er es gerade braucht. Das ist uickst mehr Wisscnsckxrft, sondern Manie. Wie ein an einer gewissen Manie leidender Mensch sonst ganz »x-rnünftig spricht, bis seine Gedanken auf die von ibm ver faßte fixe Idee abspringen und nun alles und jedes mit dieser fixen Idee in Zusammenliang bringen, als ob sie von derselben geradezu bypnotisiert »»»ären, so gebt es Jensen. Wir tun dem Manne damit uickst unrecht; braucht er ja selbst einmal (S. 333) das Wort „Gilgamesch-Moliomanie". Jensen bat Reckst, wenn er im Vorwort sich „einer recht kräftigen Pbantasie" rübmt. Allein damit läßt sich kein wissen ick« ftl ick>cr Ban auffübrcn; sondern dazu gehört et was ganz anderes, nämlich streng sachliche Behandlung der Tatsachen, Wer aber seiner Phantasie znlicbe die Tat sachen vergenxsttigt, der ruiniert sein ganzes Anseben in der wissenschaftlichen Welt st In Häckel. Wir wollen auS höflicher Rücksichtnahme hier nickst verraten, wie ein aller erster assvriologisck>er Fachmann Jenscns Machiverk charakte risiert hat. Wie Jensen die Tatsachen vergewaltigt, dafür das ein«