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Vermischtes V Wofür und wie man in Amerika wettet. Biele Leute sind jetzt in Amerika gezwungen, die zur Zeit der Präsidentschaftswahl eingegangenen Wetten zu begleichen. So konnte man in Washington einen Mann bewundern, der einen kleinen Ofen auf den Stufen der Frei- treppe des Kapitols aufgestellt hatte und auf diesem Eier kochte. Ein anderer bemühte sich, ein Ei auf einer Gabel zu balancieren und es in dieser Position im Gleichgewicht zu halten, während er die Treppe deS Denkmals Washing tons Herabstieg' ein Unternehmen, das nebenbei dem Un glücklichen arg vorbeigelang. Ein dicker Bürger von Washington, der auf Taft gewettet hat, sieht sich angesichts des Durchfalls seines Kandidaten in die peinliche Lage ver setzt, auf einem Kinderdreirad vor dem „Weihen Hause" auf und ab zu fahren und dabei durch ein gewaltiges Sprach rohr zu brüllen: „Ein Glück, daß Wilson gesiegt hat!" Man kann es dem Armen nicht verdenken, daß er sich für die not- gedrungene Kundgebung dadurch schadlos hält, dah er, die Jaust gegen das „Weihe Haus" ballend, hinzusügt: „So weit bin ich durch Sie, Herr Taft, gekommen." Miß Katha- rine Henry endlich, eine Lehrerin aus Norwalt in Connecti cut, die auf Noosevclts Sieg wettete, sieht sich infolge des Ausganges der Wahl dazu verurteilt, in Erfüllung der Wett bedingungen während des ganzen Winters den Unterricht in Ballschuhen und weißen Strümpfen zu erteilen. Und die Zahl solch sonderbarer Käuze, die ihre Wettschuld durch die verrücktesten Exzentrizitäten abtragen, ist zurzeit jen seits des Ozeans Legion. v Die Po st karte als Urkunde. Wie leicht eine Urkundenfälschung aus einem derben Scherz konstruiert wer den kann, bewies ein am Montag vor dem Reichsgericht ver handelter Prozeß. Das Landgericht Stuttgart hat am 30. Juli 19l2 den Maschinenmeister Paul Lang Kegen schwerer Urkundenfälschung zu eiuer Woche Gefängnis verurteilt. Der Eröffnungsbcschluß hatte ans einfache Urkundcnfäl- schung und Beleidigung gelautet. Der Angeklagte hatte seiner Schwägerin, einer Frau Z., eine Ansichtspostkarte ge sandt, mit der er sie wegen ihrer Gesprächigkeit und angeb lichen Vorliebe für kräftige Getränke verspotten wollte. Fer ner schrieb er an den Fabrikanten eines Schnapses eine Post karte, die etwa folgenden Text enthielt: Ersuche um Preis angabe Ihrer Kirschwasser, ergebenst Frau Z., Schnapsnie- Verlage: folgt Adresse der Schwägerin. Der SchnapSfabri- kant hielt die Karte für ernsthaft gemeint und sandte unter der Aufschrift: „Frau Z., Branntweinniederlage" sein Preis- Verzeichnis. Natürlich fand Frau Z. auch bei dieser Sen dung sofort die Spitze heraus, die sie treffen sollte, und stellte gegen ihren spottsüchtigen Schwager Strafantrag wegen Be leidigung. Sie war jedoch großmütig und zog in der Haupt- Verhandlung den Antrag zurück. Wenn nun der Angeklagte auch nicht wegen Beleidigung bestraft werden konnte, so mußte ihn doch das Gericht wegen Urkundenfälschung ver urteilen, und zwar wegen schwerer nach 8 268 deS Straf- gesehbuches, da der Angeklagte den Namen seiner Schwäge rin widerrechtlich auf der zweiten Postkarte verwendet lind in der Absicht gehandelt hatte, ihr Schaden zuzufügen. Diese Postkarte selbst wurde als beweiserhebliche Urkunde ange sehen. Die gegen dieses Urteil eingelegte Revision wies daS Reichsgericht mit der Begründung zurück, die zweite Post karte sei mit Recht als eine Urkunde angesehen. Sie war als beweiserheblich anzusehcn insofern, als durch sie die Tat sache bekundet wird, daß die Zustellung eines Preisverzeich nisses gewünscht wird. — Das Erkenntnis kann als War nung an diejenigen dienen, die ans Scherz den Namen eines anderen mißbrauchen. eiler »värtt rinsdriny«ntt «ngvlegt im Vnem Mrken ZpgrkWse kLüNL/Sdi-esVerein Zu den Jahrhundertfeiern anläßlich der Befreiungskriege In vielen Ortschaften Preußens werden im Laufs de» JahreS Erinueruugsfeiern anläßlich der 100jährigen Wie derkehr des Jahres, in welchem Preußen unter der Negierung Friedrich Wilhelm III. von dem französischen Joch sich befreite, gefeiert. Zu den berühmten Männern, die dis Wiedergeburt Preußens in die Wcae leiteten, bezw. energisch unterstützten, gehören: v«, nr«nn«n in 0^«»ÄSN MLM8 Malis- llksiör KSrlilrsr 8lr. 6 sloplion 4360 binlsn 5 u. 7 von 11 1SS4 tvöon I. uns IS. vollsl. progrsmnnnsekssl. 8onnl»g I Ulu- klsolor I^rllkgotioppsn m. Vorut. (20 u. SD Pf ), üiotun. 4 Udr Illvino prslso, »k S Ut»- Kvnötmlivlio prslsg. vonnsrstsg nsetim. llamsn - llstteo m. VocrI. (30. 50. 75 k>1.). Vorrugrlksrisn sins VioclisnNuiz uns Con-iial!« nnokm. glilllg. Zebramm 4 kchlsiMM. Nreslkn pirnsiLolis bivssjg 2 von 4 ssg. SN L.snljtisu88tl-aüs 27 Nxarellen » kauektsbake. llmüor lltsrösn-! MlSlii ,§o!iIoSrik. »st. S» cisg»nt« ^olsgsnlisittgsrotienk« kivi^- n, 1 inoil. Hsn^Inn» Ii>> ^i-.Lv»v»IiIi.d>II.kr»I>,vI - -I !i — 128 — jsich zwischen Tau- und Segelwerk eingenistet hatte, als ob er mit seinem ver gangenen Schmetterlingsleben abgeschlossen und sich nun für ein neues Leben verpuppen wolle. „Sagen Sie mir mal, was ist das mit dem Ding da?" Nemlich entpuppte sich so gut es ging und fuhr denn los: „Methane, eine kleine unbedeutende Festung, die kein Wasser hat, berühmt als Geburts stadt des gelehrten Pytagoras." ,,Py —? Py —? Wie heißt der Mann und was war's mit dem Kerl?" „Pytagoras war ein berühmter Schulmeister im Altertum, der eine eigne Schule gestiftet hat." „Also 'ne Privatschule." sagte Anton. „Ja, und er verbat seinen Schülern dicke Bohnen zu essen." „Also, was wir Saubohnen nennen. Na, aber hören Sie mal, eS ist doch merkwürdig, sehr merkwürdig, daß die Schulmeisters aus alter Zeit auch solche Schrullen im Kopfe hatten, wie die unsrigen. Na, Art läßt nicht von Art!" — „Ja," sagte Herr Nemlich ein wenig verlegen, „dann hat er auch noch einen Lehrsatz gemacht, worauf er hundert Ochsen opferte." „Was? Ein Privatschulmeister und hundert Ochsen? Herr, glauben Sie, daß ich verückt bin? Sie fangen schon wieder schön an. Erst wollen Sie mir mit den, hölzernen Pferd und nun mit dem Ochsen anschmiercn?" „Herr Groterjahn, ich sage nur, was ich weiß, und mit dem Lehrsatz hat das seine Richtigkeit." „Na, das will ich mir denn auch gefallen lassen, denn Sätze (d. h. Sprünge) machen die verflixten Schulmeisters bis auf den heutigen Tag noch. Was machen die Leute heute nicht oft uns Rittergutsbesitzern für Aergcri Sie wollen sogar oft klüger sein als ihr Herr." Herr Nemlich sagte nichts dagegen, zog nur seine Schultern und fuhx fort: „Und dann hat Pytagoras noch zwei Dinge erfunden, erstens die Seelen wanderung und zweitens die Harmonie der Sphären." f „Na, nun hören Sie man auf," sagte Groterjahn und sah mit offenem Munde in die blaue Luft, „Scelenwanderung: Was meinen Sie damit?" „Ja," sagte Nemlich, und wurde dabei aus lauter Bescheidenheit immer kleiner, „das ist ein schwieriges Thema, aber cs heißt ungefähr, wenn zum Exempel em Tier stirbt, fo fährt seine Seele in ein neugeborenes Kind." „So, also auf die Art. Nun, so will ich Ihnen sagen, das ist weiter nichts als niederträchtige Revolution. Also, wenn ich zu einem Ochsen von Tagelöhner sage, der alles verkehrt macht: Kerl, du bist ein Ochs, dann stellt der sich vor mich hin. nimmt nicht mal den Hut ab und sagt, dafür kann ich nichts, in mich ist nun einmal ne Ochsenseele hineingefahren, und will der Kerl noch niederträchtig sein, so sagt er weiter: und die Seele von meinem Kame raden, der mit am Pfluge zog, die ist in Sie gefahren. Nun prügele aber einer mal dann den Kerl, dann nimmt er sich 'nen Advokaten und der beweist dann, daß der Kerl mit den Ochsenseelen recht hat. — Herr, Sie — Sie frag' ich nun überhaupt nichts mehr. — Ihre Harmonie, die schmieren Sie sich heute abend aufs Butterbrot und trinken einen scharfen Kümmel dazu. Mit Ihnen bin ich nun auch fertig." Die Nets,- nach No»IIan1I,iopeI — 125 ,31 klortlevunk.) „Hecr," sagte da mit einem Mal Jochen, der bedächtig und treu immer hinterdrein getrottet war, „das ist doch ein verrücktes Loch hier. Ich laß mir hier wegens den Staub, der mich ans die Brust gegangen, in meinem Krug ein Ostas Wein geben und wissen's, wie der schmeckt? Wie Branntwein und Terpentinöl, das wir bei die Maul- und Klauenseuche zusammenmischen, um die Ochsen damit zu beschmieren." „Na. Jochen, sie werden dir Wohl aus der verkehrten Flasche cingeschenkl hrben." „Mag seni, ist mich auch egal, aber mit die Schneiders hier!" „Was hast du denn mit denen?" „Ich für mein Teil nichts, aber das arme Wuriuzeug, was hier als Re kruten in die hellblaue Uniform herumläuft, Gott bewahr mir, sieht das Volk jämmerlich ans. ein viertel Nock und dreiviertel Hosen. Da seh'n ja unsere Soldaten so knapp in ihre Hosen aus. als wären's Kastanien, die auS der Sckiale Platzen wollten. Na, wenn ich so König hier wär, die Schneiders sollt' ich's schon lehren." „Na, Tante Lina," lachte der alte Iah», „Sie wissen ja so ziemlich alles, wissen Sie auch, woher dies kommt? Ich weiß es." „O, ich auch, das sind Hosen von den alten dicken bayerischen Soldaten, di- haben sie nun den dürren Nachkommen der Helden von Marathon und Salamis angezogen." (Die Uniformen stammten aus der Zeit, da ein Aayernprinz König von Griechenland war.) „Wahrhaftig, Sie wissen alles, Tante Lina." „Ja, die?" sagte auch Jochen und machte ein pfiffiges Gesicht. Als die Gesellschaft am andern Abend wieder auf dem Schiff stand und dieses unter dem blauschwarzen Himmel und den großen Sternen von Aegina herum an die Küste von Argolis entlang fuhr, da war es, als ob auch auf den Unempfindlichsten die Erinnerung ein Maß voll Wehmut ansgegoss-'U habe. Alles sah rückwärts, niemand vorwärts, jeder wollte das Land noch einmal sehen, was in seinen engen Marken und Grenzen einmal so schön und groß gewesen ist. Auch Onkel Bors hatte seine Erinnerungen an Atben. „Sie. Hannchen," sagte er zu seine»' Geschwisterkind, „ich denk' noch immer an den Tag, wo ich zum ersten Male als Handwcrksbursche von dem PiräuS nach Athen hineingezogcn bin. Ich war ja damals noch ein kleiner KnirpS u> d bin auch jetzt noch nicht viel größer, aber ich hatte doch die Energie und den Trieb, vorwärts zu kommen. Aber, du lieber Gott, da komm' hier mal einer vorwärts, wenn das Volk sich nicht wäscht und keine Seife gebraucht und keinen Talg, sondern nur Oel brennt. Nein, weißt du, mit den Griechen war's nichts, ich ging zu den Türken und da ist's mich Wohl ergangen." Armer Onkel! — Frau Groterjahn sah ihn so verständnislos an, als ob er ihr völlig fremd sei. Sein Türkisch Kar zu Ende und die Zitrone von Frau Jeanette ausgcpreßt. Zudem kam nun auch der Herr Baron herbei, sieghaft strahlend, als ob er große Dinge vorhabe. Nach einer reichlich mit Verbeugungen und Komplimenten verzierten Begrüßung kam er in ein Ver legenheitshüsteln und brachte dann ziemlich abgerissen heraus: „Ob er nicht — das heißt in den nächsten Tagen — vielleicht in — auf die Erfüllung seiner Wünsche aber ohne Zwang attSzuiiben — hoffen dürfe." '/W , ... .