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Sächsische Volkszeitung : 20.09.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-09-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192109208
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19210920
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19210920
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-09
- Tag 1921-09-20
-
Monat
1921-09
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 20.09.1921
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U-ffnStag den Lv. September 1921 »«chsisch« »vir»,,««,, «r. 217. Seit? » Zum Schulkampfe Der Aufsatz, den ich in Nr. 138 der „Sächsischen VollS- Leitung" <18. Juui d. I.) unter dem Titel: „Der Kampf um ven Reichsschulgesetzentwurs" veröffentlicht habe, hat das Miß fallen der „Sächsischen Schulzeitung" erregt. Die Art, wie sie ihrer Mißbilligung Ausdruck gibt, ist so bezeichnend für die im schulpolitischen Kampfe heute in Aufnahme gekommenen Mcth^en, daß eine kritische Beleuchtung jener Entgegnung vielleicht ganz lehrreich ist. Djg „Sächsische Schulzeitg." schreibt in ihrer Nr. 28 vom 7. September: Im sächs. Zentrum ist Herr Dr. Rolle-Bautzen ein be sonder« eifriger Gegner des Deutschen Lehrervereins und sei ner Schulforderungen. Von keiner Kampfesweise eine bezeich nende Probe. Zu der Aeußerung unseres Vorstandsmitglie des Hirmann auf der Stuttgarter Vertreterversammlung, den Kampf auch gegen de» Artikel 146, 2 der Verfassung aufzunehmen, schreibt er: „Diese Erklärung eines Schulauf sichtsbeamten. der doch auch wie die gesamte Lehrerschaft den Treueid auf die Reichsverfassung geschworen hat, ist ein immerhin dankenswertes Eingeständnis, gegen welche Front sich der Kampf des Deutschen Lehrervereins im letzten Grunde richtet. Es gewährt zugleich einen eigenartigen Genuß, diese Sachwalter des Staates in den Dingen der Schule gegen die verfassungsmäßigen Grundlagen eben dieses Staates ankämv- sen zu sehen . . ." Diese Bemerkung ist außerdem sehr töricht. Ilcbrigens betont auch Dr. Gradnauer in der oben erwähnten Aeußerung, der Kampf müsse gegen den Kompromihparagra- phcn selbst geführt werden. ES ist einfach unsere Aufgabe, die Unvereinbarkeit des Absatzes 2 des Artikels 146 mit sei nem ersten Absatz nachzuweisen und diesen Hauptsatz von ß 146 zu schützen. In diesem Sinne ist schon der Kampf gegen den Entwurf zu führen. Auf diese Auslassungen gestalte ich mir folgendes zu er widern: Wenn alle, die dem Schulprogramm des Deutschen Lehrervereins nicht folgen, damit zugleich Gegner dieser Orga nisation first), dann hat diese in den eigene» Reihen sehr viele Widersacher. Eine sehr große Minderheit hat sich der auf der Berliner Vertretersammlung (10. bis 12. Juni 1919) beschlos senen HinauSwcisnng des Religionsunterrichtes aus dem Lehr plan der Schule und damit der Forderung der weltlichen Schule widersetzt. Zu diesen Gegnern gehören denn auch die Vertreter Pominernö, die auf der Stuttgarter Vertrelcrversaminlung (16. bis 18. Mai d. I.) die Neuprüfung der Frage des Reli gionsunterrichtes forderten, oder die zur „Freien Vereinigung' »usammengctretencii Mitglieder des Sächsischen Lehrervcrcins, die an einem lehrplanmaßigen Religionsunterrichte „im Sinne der Zwickauer Thesen" fcsthalten. Angesichts dieser Zwiespäl tigkeit unter den eigenen Mitgliedern fragt fs sich, ob es ge rechtfertigt ist, jeden, der das schulpolitische Programm des Deutschen LchrervereinS, insbesondere seine Forderung der weltlichen Schule ablehnt, zu seinem Gegner zu stempeln. Was der Deutsche Lehrerverein für die Hebung der deutschen Volks schule und des LehrerstandeS geleistet hat, das anzuerkennen, bin ich gern und freudig bereit. Aber das kann mich nicht ab halten, die jüngste Phase feiner Entwicklung, insbesondere die verfassnngSgegnerische Haltung, wie sie in der Bekämpfung des Dnldungs- und Konipromißparagrnphcn 146, 2 zum Ausdruck koniint, als einen für Schule wie Lehrerstand in gleicher Weise verhängnisvollen Fehlschritt zu bedauern. Darin aber bin ich mit vielen seiner Mitglieder und Freunde einig. Wenn die „Sächsische Schulzeitung" zu der aus meiner» Aufsatze zitierten Bemerkung sachlich nichts anderes zu sagen Weiß, als dies eine: sie sei außerdem sehr töricht — so ist das ein außerordentlich bequemes Verfahren, einen Gegner abzu- tun. Das kostet keinerlei geistige Anstrengung, wie sie nöt'g Wäre, um die Unhaltbarkeit der gegnerischen Anschauung be weismäßig darzutun. entbehrt freilich auch jeder inneren Ucber- zrugungSkraft und verfängt wohl höchstens bei denen im eige nen Lager, die «ine solche robuste summarische Erledigung ab- weichender Anschauung durch lange Uebung gewöhnt sind. Weiterhin behauptet die „Sächsische Schulzcitung", kein anderer als der neue Reichöminister des Innern Dr Grad- Naucr habe selbst zum Kampfe gegen de» Kompromißartikel aufgcrufen. Diese — kühne Behauptung ist nichts anderes als eine glatte Unwahrheit. Dr. Gradnauer hat ja, wie die „Säch sische Schulzeitung" selbst in der gleichen Nummer benchtet, «»gekündigt, „daß er trotz des Widerspruchs auf allen Seiten daran festzuhalten gedenkt, den Entwurf im Reichstage zur Be ratung zu bringen". Auch die „Leipziger Lehrerzeiiung" stellt in Nr. 25 vom 17. August d. I. mit Bedauern fest: „Unter dessen hat sich auch Reichsminister Dr. Gradnauer hinter den Entwurf gestellt und damit die Lage für uus bedeutend er schwert." Wie aber kommt die „Sächsische Schulzcitung" zu der obigen damit ganz unvereinbaren Behauptung? Sie bringt eS nämlich fertig, eine Erklärung, die Dr. Gradnauer einem Ver treter des „Berliner Tageblattes" gegenüber gegeben ha!, in der für die Verteidigung ihres vcrfass»i>gSgcgncrischcn Stand» unkteS günstigen Weise umzndentcn, ohne freilich zu über« gen, in welche köstlichen Widersprüche sic sich damit perwickelt. k' kr «ach der „Leipziger Lehrerzeiiung" («r. 25) hat nämlich Reich«, min seer Dr. Gradnauer gesagt: Gegenüber den sehr heftigen Angriffen, die auch aus Lehrerkreisen gegen den erwähnten Ge- etzentwurf erfolgten, muß doch daran erinnert werden, daß es ich um eine durchaus legale Ausführung der die Schule betref- enden Kompromißvorschrlften der Reichsverfassung handelt. Die Angriffe verfehlen ihr Ziel, wenn sie sich statt gegen dir Verfassung selbst gegen den vorliegenden Entwurf wenden." Aus diesem letzten Satz» liest dir „Sächsische Schulzeitung" her- aus: Der Minister fordere dazu auf, den Duldungsparagraphei, 146, 2 der NrichSverfassung zu bekämpfen. Derselbe ReichS- ministcr, der ankündigt, daß er den Entwurf zum Reichsschul- geseh im Reichstage zur Beratung bringen werde, der soll zur Bekämpfung seiner verfassungsmäßige» Grundlage auffordcrn, deren loyale Ausführung »ach seinen eigenen Worten der Ent. Wurf ist! ES gehört doch wirklich nicht viel Scharfsinn dazu, um zu erkennen, daß dieser letzte Satz nur sagen will: Wer den Entwurf bekämpft, und zwar in der Weise, wie große Teile der Lehrerschaft dir« tun, daß er die in Artikel 146, 2 zugelassenen I Sonderschulen befehdet, der bekämpft eben nicht bloß den Ent- Wurf sonder» die Reichsverfassung selbst, »nd der möge auch offen eingestehen, gegen welche Front sich sein Kampf richtet. ES ist doch einfach ein Unding, daß ein Neichsminister, der eine Gesetzesvorlage e'inbringt, öffentlich dazu auffordert, ihre ver fassungsmäßige Grundlage zu bekämpfen. „Der Wille fälscht den Intellekt," sagt Schopenhauer, und die „Sächsische Schul- zeitung" liefert ein neues Beispiel dafür, indem sie in jene Aeußerung etwas hineinlicst, was sie für die Rechtfertigung der eigenen Haltung gut gebrauche» kann. Die „Sächsische Schulzcitung" dürfte wissen, in welcher Weise der sozialdemolratische Staatssekretär Schulz aus dem Reichsministcrium des Innern auf der Stuttgarter Vertreter- Versammlung des Deutschen Lehrervereins zu gegenseitiger Duldung in den Fragen der Schulgestaltung gemahnt hat. Ich vermag nicht zu sagen, ob er dort damit ein ebenso freudiges Echo gefunden hat, wie ich cS zehn Tage später selbst mit erlebt habe, als er vor den Vertretern des Kath. Lehrerverbandes des Deutschen Reiches in Berlin-Steglitz die gleiche Mahnung au§- sprach. Was die „Leipziger Lehrerzeitung" bedrückt, andere aber beruhigt, ist die Erwartung, daß auch der neue Neichsminister des Innern Dr. Gradnauer den gleiche» Weg der Duldung zu gehe» entschlossen sein wird, der in Artikel 146, 2 der NeichS- verfassnng vorgczeichnct ist, wenngleich ihn auch die „Sächsische Schulzeitung" znm Gegner dieser VersöhuungSformel zu machen versucht, dadurch, das; sie ihm das Wort iin Munde umdreht. Wenn endlich die „Sächsische Schulzcitung" meint, es müsse die Unvereinbarkeit des Absatzes 2 des Artikels 146 mit seinem ersten Absätze »achgewiesc» werden, um so diesen Hauptsatz von ß 146 zu schützen, so kann man in Ruhe abwar- ten, wie die Führung dieses Beweises gelingen wird. Aber auch diese Anklammerung an Artikel 146, 1 wird ihr nichts nützen, denn „die allen gemeinsame Schule", die Gemeinschafts schule, die dort gesetzlich festgelcgt wird, hat ja nach Artikel 149, 1 Religionsunterricht als ordentliches Lehrfach, nach dem Entwurf: „in mindestens einem Bekenntnis", ist also kei neswegs die weltliche Schule nach dem Herzen des Deutschen LehrervereinS, die ja jeden bekeuntnismäßigen Religionsunter richt aus dem Lehrplan der Schule verweist. Um sie von dieser Zitgabe zu befreien, wird dann der Kampf wohl oder übel auch gegen jenen Artikel 149, 1 geführt werden müssen mit dem Ziele, auch seine Unvcreinlmrkcit mit Artikel 146, 1 zu erweisen — ein Hindernis mehr aus dem Wege, die religionslose welt liche Schule als die in der Rcichsverfassnng verankerte Regel- schnle oder Zwangsschnle hcrauszukonstruicre». Die vom Deutschen Lehrervercin erstrebte weltliche Schule ist verfassungsmäßig nicht durch Artikel 146. 1 gestützt, wie man beweisen möchte, sondern, ebenso wie die so leidenschaftlich be kämpfte Bekenntnisschule, in Artikel 146, 2 gesetzlich begründet. Mit der Ablehnung dieses Paragraphen bekämpft man also im Grunde das verfassnugsinäßige Fundament des eigenen Schul- ideaks. Man will sich eben nicht begnügen, diese Form der Schule als eine lieben anderen zugelassen zu sehen, sondern fordert, daß der Staat der Gewissensfreiheit sie allen als Zwangsform aufnötige. Daß diese Weise, das Schulproblem zu löse», mit der Reichs-Verfassung nie und nimmer vereinbar ist, wird früher oder später wohl auch die „Sächsische Schulzei tung einseheii lerne». Dr. Hermann Nolle, Bautzen. Xsttss vrokröslerel Ailkkae-, Tee- unel Uakao-Nanckiung klemm, VMll.MMi-MV/M. Telephon 22Y2Y 418 einpüeklt feinste Mischungen Ksklee - dlieckerlsxen durch lllsßste kenntlich, Das Programm des katholischen Gesellenvereins K. K. Man schreibt unS: Was Adolf Kolping vor den Sozialpolitik-rn der vierziger Jahre des vorigen Jahrhun derts auszeichnete, war der klare Blick, mit dem er nicht so sehr in wirtschaftlichen und politischen Forderungen das Heil sah, sondern im Ausbau eines neuen Volksgeistes. „Die Anregung und Pflege eines kräftigen religiösen und bürgerlichen Sinnes und Lebens" bezeichnete er im Statut des Gesellenvereins als den Zweck desselben. Der Ruf der Zeit geht heute in derselben Richtung. Durch die Referate aus dem jüngsten Katholiken! rg in Frankfurt zog sich wie rin roter Faden me Forderung »ach neuem Gemeinschaftsgeist. Dieser Gemeinschaftsgeist läßl sich jedoch de» Mensche» nicht anpredigen, sondern er kann nur aus dem Erlebnis entstehen. Darum hat Kolping seinen Verein uns die Familie, die ursprüiiglichste Gemeinschaft, gegründet. Mit dem Wort „Familie" sollte das Wesen seines Vereines am tiefste» gedeutet werden. Und das neue Programm des Gc- sellenvercins erklärt deshalb, daß der Gcsellenverein se iw Ziele auf den, Wege der freien Vereinsfamilie erstreben wolle, an deren Spitze der Präses mit väterlicher, in der Liebe begrün deten Geivalt steht, um so die Mitglieder zu dem Gemeinschafts geist zu führe», den sie einst in ihrer eigenen Familie wie in der ganzen Bolkssamilie pflegen sollen. Aus diesem Gemtzn- schaftsgcist heraus kann auch nur ein anderer Geist der Arbeit entstehen. Professor Briefs hat ebenfalls anf dem Katholikentag darauf hingcwiesen, wie die nur auf den Erwerb eingestellte Arbeit die Menschen mechanisiert und die Knliur- nnd Sittlichkeits-Werte zerstört, die an der Arbeit ansetzen und sich entwickeln können. Wenn der Gesellenverein im Sinne der Kolpingsche» Ver bindung von Religion und Arbeit sich in seinem Programm zum Ziel setzt, die Mitglieder durch idelle und praktische Mittel mit der Idee des Berufsarbeiters zu erfüllen im Gegensatz zur sozialistischen Auffassung des Nur-LohnarbeiterS, so kommt ihnl heute gerade für die werktätige Jugend eine einzigartige Bedeutung zu. Wen» ferner die Mechanisierung des Lebens auf den, Wege der Bildung in PersönlichkeitS-auSgestalttina ge mindert werden soll, so ist auch dies echt KolpingscheS Erbgut. I» einem Antrag des Katholikentages heißt es, daß die Gene- ralversnnimlung eine gründliche Allgemeinbildung »nd eine möglichst bochwertige Berufs-anS-bildniig der Jugend als eine Hanptgrnndlage für den wirtschaftlichen und sittlichen Wieder aufstieg unseres Volkes betrachtet. Mit Recht vermißte man deshalb wohl in der Rede des Professors Schreiber über die Aufgaben der Katholiken anf dem Gebiete der Volksbildung den Hinweis darauf, welch große Bedeutung a»f diesem Gebiete ge rade Adolf Kolping zukommt, und welch segensreiche Wirkungen bisher schon der Geselleiivercin, diese „Volks-akademie im Volks ton" nach KolpingS Wort, aiisgcnbt bat und auch in Zukunft auSüben wird. DaS Programm betont deshalb von neuem, daß der Gesellenverein seinen Mitgliedern zu einer vertieften All gemeinbildung verhelfen will, und daß das Ziel dieser Bildung darin besteht, alle in der Persönlichkeit des einzelne» wnrzel»- den edlen Kräfte zur Entfaltung zu bringen, nicht nur zur eigenen inneren Bereicherung, sondern auch zum Dienst am VolkSganze». Daß die Berufsausbildung die Grundlage uns Voraussetzung, ja auch der Ausgangspunkt für sine vertiefte Allgemeinbildung ist, ist stets nach Kolpingscher Tradition im Gesellenverein so gehandbabt worden. Darum erklärt auch dal Programm, daß der Gesellenverein durch planmäßige» Fach unterricht und durch Erziehung zu Qualitätsleistungcu man n»e die volkswirtschaftliche Stellung des Gewerbes selber beseitigen will, sondern auch bei dem cinzelucn Werktätigen den iu> reli giösen Geiste erfaßten Arbeitswille» in Arbeitsfreude und Ar beitslust uinzusetzen sich bemüht, um so das Fundament zu legen für Stan-desbewusstsein und Standcsehre Indem der Gesellenverein Wert darauf legt, daß die Ju gend nur allmählich, stufenweise in ihre» Beruf eiugeführt wird, erst als- Lehrling, dann als Geselle, zuletzt erst als Meister, sei cö i» unabhängiger, sei es in abhängiger Stellung, will er den Gedanken der Unterordnung und Autorität dem jugendlichen Menschen nahebringe» aus dem praktischen Erlebnis der Forde rungen der tägliche» Berufsarbeit. Aus diesem Wege glaubt er nach seinem Programm auch die beste staatsbürgerliche Er ziehung zu leisten. Ei» Neuaufbau des Gescttschaftslebens ans berufSständigcr Gruiidlage ist somit sein letztes Ziel. Dadurch, daß er den Trieb zur wirtschaftlichen und sozialen Selbständig keit in seine» Mitgliedern rege hält und iördcrl, daß er ferner zur Gemeinschaftsarbeit zwischen Wirtschaftlich Selbständigen und Unselbständigen erzieht, sucht er um beide das einigende Band des Berufsstande? zu ziehen, und so die Ideen des Bc- rnsS-staiideS zur Vollendung zu bringen. Alle diese Kräfte zum soziale» Reuansbau will selbitvcr- iiändlich der Gesellenverein schöpfen ans seinem christkatholischen Fundamcni. Der Gesellenverein ist keine Kongregation; er ist ein mehr bürgerlicher, sozialer Verein. Er erstrebt nicht so sehr die religiöse Erziehung dcS junge» Mannes im allgemeinen, sondern will die katholische Gesinnung, die er in seinen Mit glieder» grundzulegen bestrebt ist, in Anwcnduug bringen ans Sächsische Voikszeitnng — Nr. 217 — 20. September 1921 Aschenbrödel Originalroman von Erich Ebenst ein Copyright 191S by Greinrr u. Comp., Berlin W. 80. (Nachdruck verurteil) <45. Fortsetzung.) 24. Kapitel. Seunora Percz war i» Begleitung ihres Sohnes- aus Osterloh vorgcfahreu. Sie kam im Auto und sragic gar nicht nach Brigitte, sonder» ließ sich beim Grase» Ronsperg an- mcldcii. „Du kannst inzwischen im Park auf mich warten." sagte ie zu ihrem Soh», während Albert seinem Genieier ihre K-I- chast überbrachte. „Wahrscheinlich findest du Brigitte dort oder onst lasse sie rufen. Jedenfalls halte ich eS für besser, wenn ch den Löwen allein in seiner Höhle nnfsuche und ihm die De mütigung einer Zcugcnschaft erspare. Denn ich habe gar nicht die edle Absicht, ilm zu schonen!" Albert richtete seinen Auftrag mit gewohnter Püntilichlet aus. Die Dame müsse den Herrn Grafen unter allen llm- siäiidc» in einer wichtigen Angelegenheit sprechen. Wenn es letzt nicht genehm sei, werde sic warten oder morgen wie)er- kommcn. Der Gras starrte ärgerlich aus die nberbrachle Karte. Welche Zudringlichkeit von dieser Frau, ihm derart das Messer an die Kehle zu setzen. lind überhaupt — welche „dringende Angelegenheit" konnlc eS denn zwischen ihnen geben? Wollt.« sie ihm vielleicht mitteilen. daß Brigitte fick, entschlossen habe, mit ihr nach Meriko zu gehen? Aber da balle er nnck' noch ein Wort mitzuredc», Sie war seine Enkel!» und minderjährig. Er gab sie einfach nicht her. Jawobl, dazu war er nun seit entschlossen. Trotz gegen Trotz. Nun gerade, da Brigitte sich seit zwei Tage» nicht uni ihn tümmcrle nnd nun. wie es sckii::!, zn Fremden ihre Znslnchi uabm. „F-übren Sie die Dame Verein." gebot er- unwirsch. Gleich daran! betrat Frau Perez da - Gemach. Groß, staitlub. mit der selviibewnßten Anmut d-r reichen >ln--Iänderin, die gewobn' n, nverall willkommen zu sein, begriffne sic de» Grasen liil-i malirend ibre klaren, ick-ari-.n Augen ibn vrnsend streiften. r,i:ck, Ron-aerg bettackneli- ne mit verst.'li.ener Neiiaier. ^a--- also war sie, dien' imffffe-.nig , rona ranie, me " s V- -, aueu seine« Solmes »:>d r-r<-„„d>chaff seiner Schm -- gcrtochler in so hohem Maße besessen halte, daß sie sich nun hcranc-nchmen durfte, bei Brigitte Schicksal spielen zu wollen. Er entschuldigte sich, sic seines- Gichtleidens wegen sitzend empfangen z» müssen, bot ihr Platz an und sagte, seine abwei sendste Miene aufsetzend: „Sie wünschte» mich in einer drin genden Angelegenheit zu spreche», gnädige Fra». Wahrschein lich Handel! eS sich um meine Enkelin?" Frau Percz blickte überrascht auf. Er nickte, die stumme Frage dieses Blickes wohl verstehend. „Ich habe Brigitte selbst verständlich sofort als solche anerkannt, nachdem sie durch Sie über unser verwandtschaftliches Verhältnis aufgeklärt wurde." „Ach so. Nun. ich muß deshalb nachträglich noch um Ent schuldigung bitte». Natürlich konnte ich nicht annchmen, das; Sie Brigitte darüber in völliger Unkenntnis lassen wollten, sonst hätte ich Ihren Absichten selbstverständlich nicht zuwider zehan- dclt. Es gescbah völlig abnimgSloS." „Bitte. Es bedars keiner Enlscknlldignna. Ich habe nicht gesagt, das; mir die Entwicklung der Dinge unangcnehi» ist. Wallen Sie nun gefälligst sorlsahren, mich mi! Ihren Wünschen bekannt zu machen?" „Sofort. Brigitte bat Ihne» jedenfalls erzählt, weshalb ich nach Europa gekommen bi»?" „Ja. Sic wollen ihr zu dem Erbe verhelft», das- ihr zu- kommt und das dieser Oppach unterschlug." „Das wollte ich und will eS natürlich »och. Nur daß die Sache nicht sa einfach geht, wie ich mir vorstellte. Ich glaubte, mein Zeugnis, das ich jederzeit unter Eid abgeben kann, würde genügen, um Brigittes Onkel zur sofortigen Herausgabe des Vermögens zu veranlassen. Mindestens würde er sehr bereit sein, auf einen Vergleich ciiizugeheii." „Nun? Und er will nicht?" „Nein. Herr Oppach ist ein sehr hartgesottener Sünder, wie icv leider gestern in meiner Unterredung seststellen konnte. Er erftbrat zwar furchtbar, als ich mit meiner Forderung her- ane-rücktc und er merkte, daß icki genau mit alle» Einzelheiten der Angelegenheit vertrau! bin. Dann aber fasste er sich rasch und verlangte Beweise. Vor allem das Original der Ankaufs-- nrtnnde des Mincngebietes, die nach vom ursprünglichen Ent decker eniworsenen Pläne nnd — meine Voittnachft für Bri gitte zu bandeln. Leider konnte ich ibm weder da eine noch das andere t-orlegcn. denn meine Vollmacht besteht nur in rinevi mündlichen Vermächtnis meiner Freundin, und die -Ori ginale der gewünschten Toknmcnte gerieten leider ans unbe greifliche Weise in Verlust." „Niebl möalicb! M> an Sobu muß sie doch besehen Habens" „Gewiß besaß er sie! Ich selbst sah sie damals in seinen Händen, als er a»S den Minen zurückkehrte und uns die ganze Geschiclste erzählte. NichlS-destowcniger waren sie später in sei nem Nachlaß nicht zu finden. Seine Witwe und ich, die wir tagelang darnach suchten, fanden nur in einem Kuvert die Ab schriften davon. Allerdings notariell beglaubigt, also so gültig wie die Originale selbst. Aber diese Duplikate nahm ineine Freundin nachher mit sich, als sie zn ihrem Bruder reiste und Hai sie ibm offenbar im Vertraue» auf seine Ehrlichkeit über geben, Dies lcngnci er jetzt." „Aber die Ausnützung der Goldminen muß sich doch Nach weise» lassen und als Beweis gegen ihn dienen!" „Nein. Denn er stellte seine Sache sehr schlau an.. Die Goldmincu wurde» angeblich durch einen Mr. Joe Brite, cincn ehemalige» Advokatenschreibcr, der offenbar nur ein bezahlter Strohmann OppachS war, „entdeckt". Oppach behauptet, daß das fragliche Mincnierrai» nie au jemand anders pc-.-taast wurde, »IS an jenen Joe Brite! — Wie das- möglich war. ob durch Fälschung oder Bestechung, weis; ich nicht. Aber ;cli bi» überzeugt, daß sich Oppach in diesem Punkte gesichert Haft Dana wurde in aller Stille eine Aktiengesellschaft gegründet, die dve Ausnützung der Minen sofort in Angriff nahm und Millionen hcraiiS-schlng. Oppach? Name wurde dabei gar nicht genannt, er selbst übcrsicdelte »ach Europa und ist bloß, wie er niff hohnlächelud versicherte, „zufälliger Besitzer einiger Akt'?» ', die ihm Mr. Brite anbängte. Mr. Brite ist übrigens vor drei Jah ren gestorben." „Tic können Oppach immerhin drohen, mit einem End für die Wahrheit Ihrer Bebauptuugen einzutrelcn!" „DaS tat ich selbstverständlich. Aber er nniworte'e kalt blütig, das; er nicht zögern würde, eine» Gcgeneid abzulegen:" „Dann wird also Brigitte wohl nie in den Besitz de) Gel des kommen!" Der Graf sagte c?- sörmlich erleichtert. Denn dann blieb Brigitte auf ihn augewicse» und er hoffte im Stillen, daß diese Erkenntnis ihren Stolz bewegen würde, lieber auf Osterloh zu bleibe», als bei Percz Gastfreundschaft nnzunehmeii. Aber Frau Percz richtete sich entschlossen auf. In, Gegenteil! Sie muß ihre Rechte durchsetzen. Mau verzichtet dock, nicht ans solch ein Niesender»,ögen zugunsten eines Schurkeil, Natürlich müssen wir einen Prozeß anftrengen. Aber mit Ihrer Hilfe, Graf, hoffe ich, ihn zu gewinne», und deshalb bin ich hier!" „Ich sehe nickst ein, wie ich Ihne» in dieser Sache behülft licki sein könnte?" . (Fortsetzung folgt.)
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