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Sächsische Volkszeitung : 16.09.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-09-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192109165
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19210916
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19210916
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-09
- Tag 1921-09-16
-
Monat
1921-09
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 16.09.1921
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Freitag den 16. September 1V21 Sächsisch, Nr. 214, Seite » Die Personalien der Mörder München, 14. September, lieber die Persönlichkeiten der beiden des Mordes an Erzberger verdächtigten jungen Leute wird emeldet: Schulz und Ttllessen sind ein Jahr lang vom Mai 920—21 in der große» landwirtschaftlichen Zentralgenossenschaft in Regensburg wie so viele ans dem Kriege Zurückgekehrte jeg lichen Standes zur Erlernung eines neuen Berufes al» bezahlte Volontäre in Quartier aufgenommen und beschäftigt gewesen. Sie haben Reqensburg, der eine Ende April 1921, der andere An fang Mai, wieder verlassen. Während ihrer einjährigen Dienst zeit in Regeusburg hat Dr. Heim, der Generaldirektor der Genossenschajt, mit keinem von beiden Verkehr gehabt. Sie er füllten qeivis'enhast ihre Pflicht und waren eifrig bemüht, sich in ihren neuen Beruf hineinzufinden. Li Hessen wird als eine stille, in sich gekehrte Natur geschildert, der schwer darunter litt, dag er seinen Berus als Seeoffizier aufgeben mußte. Beide lebten völlig zurückgezogen, und alle, die mit ihnen verkehrten, schilderten sie als überaus bescheiden und zurückhaltend. Heinrich Schulz ist der Sohn deS verstorbenen Dr.med. Viktor Schulz in Saalfeld a. S., hat dort die Bürgerschule und das Herzogliche Gymnasium, sowie die Oberrealschnle in Jena besucht und ist von hier mit dem Einjährig-Freiwilligen-Zeugnis abgegangen. Er machte dann eine kaufmännische Lehre durch und trat 1914 als Kriegssreiwilliger in das Heer ein. In Frankreich wurde er zweimal verwundet. Am 11. Januar 1918 wurde er zum Reserveoffizier befördert, und war während seiner Front- dienstze.t Zugführer, Kvmpaniesnhrer, Ordonnanzossizier und Va- taillonsadjntant. Er hat sich Ende Avril 1919 zur Sturmkom panie der zweiten Marinebrigade gemeldet, die im Begriff stand, zur Befreniug Münchens von, Spartakistenterror abzurücken. Bei dieser Brigade hat er a» den Kämpfe» in München und in Ober schlesien teilgenommcn. Heinrich Tillessen ist der Sohn des verstorbenen Gene ralleutnants a. D. Karl Tillesien. Er hat die Vorschule in Metz und das Kaiserin Angnsta-Gymnasium in Koblenz besucht. Er trat am 1. April 1912 als Seekadett in die kaiserliche Marine ein. 1915 wurde er zum Leutnant und 1917 zum Oberleutnant -sc See befördert. Während des Krieges hatte er auf der „Schles wig-Holstein", aus der „Rhone" und bei der 9. Torpedoboot lotlille gedient. Vom November 1918 bis Januar 1919 war er n Scapa Flow interniert, vom Juli 1919 bis Januar 1920 in englischer Gefangenschaft und seit dem 15. März 1920 bei der zweiten Marinebrigade. v. Hirschselde ln Haft Berlin, 14. Scpt. Ollw g v. Hirschselde befindet sich nicht In Freiheit, sondern verbüßt seit dem 10. d. Mts. weiter seine im Februar über ibn verhängte Strafe. Der neue Haftbefehl wegen Mordverdachts ist aufgehoben worden. Der Völkerbundsrat Genf, 14. Cept. Tic »Garcttc de Lausanne* hält dem in dische» Delegierten beim Völkerbünde lebhaft vor, daß er sich in seiner Rede am Montag lobend über die deutsche Kolonisations- mctbode geäußert habe. Man müsse hierin das Ergebnis der deut schen Propaganda in Asien sehen. Es sei fast ein Skandal, wenn die deutsche KolovisationSmelboie von der Tribüne des Völkerbundes herab als vorbildlich hinaestellt werde. Genf, 14. Sept. Die VölkerbundSveriammung trat beute zu ihrer elften Sitzung zusammen. Auf der Tagesordnung stand die Wahl der Richter des interna iona'cn Schiediger chtshosts. Um die Feierlichkeit des Tage? hevorznlicben, wurde beschlossen, daß während der Wahlaktes die Debatte unterbrochen wird. London, 14. Sevt- Wie «Dasty Mail* berichtet, prüft die Münzkommiision sorafällig die Markfcage. Ter Sturz der Mark sei darnach nickt da« Eracbnis der von Deutschland geleisteten Zahlunccn, sondern der Unmöglichkeit, in Deutschland der Inflation Einhalt zu tun, die eine große Krankheit deS festländischen Europas geworden iei. Die Folge sei, daß Deutschlands Märkte sich mehr und mehr für englische Artikel schlössen Tie britischen industliellen Verbände trügen sich ernsthaft mit der Absicht, eine Politik zu treiben, die das ennlnche Pfund nui eine Luve znrnckbringe, die den Handel mit dein Auslände wieder anftniiehinc» gestatte. „Daily Mail* glaubt, daß eine solche Politik Uotz alledem Aussicht habe, ange- uommen z» werden. Tie Uiiterkominisjion B sür Mandate der 6. Kommission des Völkerbundes für politische Angelegenheiten beschloß, ein Schreiben an den Rat abznfasse», i» dem der allgemeine Stand der Mandatsfrage dargeste.lt und das Bedauern über die bisheri gen Verzögerungen ausgesprochen werden soll. DaS Schreiben soll außerdem seststellcn, daß die Mächte bestrebt sind, das Mandat im Sinne ihres Amtes ansznübcn. Die Wahl der Richter des internationalen Schiedst erichtshofes Genf, 14. September. Das Verjähren sür die Wahl der Richter des internationalen SchiedSgcrichtshoses verlangt, daß die .Uandidaten in beiden Körperschaften die absolute Mehrheit erhalten, daß Vüllcrbundsrat und Völkerbundsvcrsaimnlnng aber in getrennten Sitzungen abstimmen. Drei Wahlgänge sind notwendig, »» di« angegebene RIchter-a-1 zu erhalten. Vm 11 Uhr 20 Minuten wurde unter großer Spannung der Versammlung da» Ergebnis d«» ersten Mahlgang«» verwndeH an dem Bertre- ter von 42 Staaten teilgenommen haben. ES erhielten Albumira (Spanien) 28, «lvarez (Chile) 34, Anztlottt (Italien) 24, Var- boza (Brasilien) 28, Bustamanta (Kuba) 26, Finlav («roßbrb- tanntrnl 2», Lader (Niederlande) 24, Oda (Japan) 22 und Weiß (Frankreich) 80 Stimmen. Diese" Kandidaten haben da» absolute Mehr erreicht und sind somit als Mitglieder des luter- nationalen Gerichtshofes gewählt unter der Voraussetzung, daß sie auch die Mehrheit der Stimmen im Völkerbnndsrat erhalten. Es sind nun noch zwei Mitglieder des internationalen Gerichts hofes zu wählen. E« erhielten Huber (Schweiz) 14, Barel (Schweiz) 8, DeScamP» (Belgien) 13, Borden (Kanada) 12, Nyholm (Däne mark) 11, Moor (Bereinigte Staaten) 13 und NeguleSeu (Ru mänien) 19 Stimmen. Da nur neun Kandidaten da» absolute Mehr erhalten haben, mußte für die Wahl der verbleibenden zwei Richter ein neuer Wahlgang erfolgen. Ein Antrag Brasili- ens, daß die Abstimmung genau wie beim ersten Wahlgang voll ständig frei zu erfolgen habe, wurde angenommen. Beim zwei ten Wahlgange erhielten Beichmann (Norwegen) 9, Borel (Schweiz) 7, Huber (Schweiz) 12, Klein (Oesterreich) 2, Moor (Vereinigte Staaten) 31, Negulescu (Rumänien) 6 Stimmen. Moor (Ver- clnigte Staaten) ist somit gewählt. Beim dritten Wahlgange sür die Wahl deS elften Richters erhielten Negulescu 19, Huber 15, Descamps 2, Borden 3, Hammerskjöld 1 und Nyholm 1 Stimme. Da kein Ergebnis zustande kam und ein vierter Wahlgang ebenso erfolglos blieb, wurde ein fünfter Wahlgang auf heute nachmittag ftnberaunit und die Sitzung gegen halb 2 Uhr geschlossen. Die Tagesordnung für Washington London, 14. Sept. Wie die .Morningpost* meldet, hat der anierikanisch« Staat»iekrelär Hughe» den alliierten Gesandten den Rohkntwnrf de» geplanten Programm» der Washingtoner Konferenz übersandt- Rotterdam, 14. September. Die „Times" meldet auö Neu» York: Die Tagesordnung für die interalliierte Ab rüstungskonferenz ist am 6. September an die eingeladenen Na tionen abgegangen. Entgegen den bisherigen Verlautbarungen steht auf der Tagesordnung die Abrüstung zur See und die Schließung eines freien Bundes der Mächte, der alle Streitfälle einem Schiedsspruch unterwirft. Paris, 15. September. Die Agentur Havas meldet aus Washington: Die amerikanische Regierung hat den zur Abrüstungs konferenz eingeladenen Mächten eine Liste der Gegenstände über sandt, deren Besprechung sie vorschlägt. Diese Liste sei nur pro visorisch und dazu bestimmt, als Grundlage für ein Abkommen über das Programm der Konferenz zu dienen. Man erwarte nicht sofort eine Antwort. ES wird eine gewisse Zeit nötig sein, um die Liste zu prüfen und bezüglich der möglichen Eunvendungm in einen Meinungsaustausch einzutreten. Delegierlerrversarnmlung der Krtegsverstüur«! melten-DerLiinde Genf, 14. September. Hier ist eine Delegierten Versammlung der großen KricgSverstümmclten-VcrbSnde ,u>ammengetreten. auf der Deutschland, Österreich, Frankreich, Großbritannien und Polen ver treten sind. Die Mitgliederzahl der durch die Delegierte» vertretenen Verbände übersteigt vier Millionen. Der Konflikt Zwischen Oesterreich und Ungarn (E'gener Drahtbericht der „Sachs. V o l k S z e i t g.*) Mailand, 15. September. Der Konflikt zwischen Oester reich und Ungarn wird in Rom mit großer Spannung verfolgt. Er beschäftigte gestern den Ministerrat. Die Nachricht, daß die italienischen Truppen, die durch Wien gekommen sind, für Ober schlesien bestimmt wären, wird dementiert. Die Blätter weise» darauf hin, daß ein militärisches Eingreifen nur ge meinsam von der Entente vorgenommen werden könne. Tie Frage einer etwaigen militärischen Intervention der Kleinen Entente in dem ungarisch-österreichischen Konflikt sei für Italien besonders wichtig, weil man fürchtet, daß dadurch die Tschechoslowakei und Jugoslawien die Herstellung des von beiden Staaten gewünschten slawischen Korridors durch West ungarn ermöglicht werden könne. Dieser Korridor würde beide Länder in verkehrspolitischer Hinsicht in großem Stil ansnutzen. Es wird deshalb hier die Hoffnung gehegt, daß, ehe die Kleine Entente eingreist, die Gro ße Entente Ungarn zur Vernunft bringen werde. Wien. 14. September. Der gesamte Eisenbahnverkehr zwi schen Oesterreich und Ungarn ist eingestellt worden. Zwei itali enische Brigaden mit Artillerie sind im Anrollen. Sie sind dazu bestimmt, Westungarn zwangsweise zu räumen. Serbien droht Belgrad, 14. September. J»l Ministerrat berichtete Mi nisterpräsident Pasitsch über die ungarische Frage und erklärte, Jugoslawien werde mit den übrigen Staaten der Kleinen Entente darauf beharren, daß die Bestimmungen des FricdensvertrageS von Trianon bis zum letzten Punkte durchgesührt werden müßten, Sollte Ungarn die Kohlenlieferungen nicht erfüllen, so würde Jugoslawien zur Besetzung von Fünfkirchen schreiten. Verschwörung gegen die britischen Truppe« in Konstantinopel? Paris, 15. September. Nach dem „Petit Parisien" müssen die sensationellen Nachrichten aus Konstantinopel über ein Kom plott -egen die britischen Truppen mit aller Vorsicht ausgenommen werden. Nach Mitteilung an» guter Quelle handelt es sich um beliebig vergrößerte Gerüchte, wie daS wohl im Orient vorkomme. Die Sache sei wett entfernt, etncn beunruhigenden Charakter zu habe«, von dem die Gerüchte sprechen. Die Sicherheit der alliier ten Truppen sei in keiner Weise bedroht. Lvndon, 15. Sept. Reuter meldet aus Konstantinopel zur Erschießung eines britischen Matrosen durch einen türkischen Polizisten: Der Polizeichcf Essad-Bey eicklärte, er versuche, die Verhaftung der Teilnehmer an der Verschwörung gegen die Alliierten durchzuführen. Einen Exchange-Mewung zufolge hat sich das türkische Kabinett eingehend mit der Note des Gene rals Harrington bezüglich der Auslieferung der an dem Kom- plott gegen die britischen Truppen beteiligten Personen befaßt. Der Großwesir hatte eine längere Unterredung mit dem Sultan. Einige Prinzen sollen in die Verschwörung verwickelt sein. Die Pforte wolle den britischen Polizeibehörden die Per« sonen anslieferri. Die Kämpfe bei Angora Varia, 14. Sept. Sin« amtliche Verlautbarung der Negiekunz von Angora vom heutige« Tage besagt: Die Offensive der Griechen hat seit drei Tagen an verschiedenen Punkten der Westfront ange« halten. Sie ist vollkommen gebrochen. Die feindlichen Truppen haben sieh zurückzieh-n müssen. Nach einer Konstantinoplrr Meldung hat der griechische Rückzug am 7. September begonnen. Angora, 14. Sept. Agence Hava». Nach der Eeaenoffensive der türkischen Truppen auf dem rechten Flügel fiud zwei feindlich« Brigaden vollständig zerstreut worden. Di» Türken haben Gefangen« gemacht und Gewehr» und Munition erbeutet. Di« feindlichen Ver lust« werden auf ungefähr 500 Mann geschätzt. Auf de« linken Flügel Halle» die türkischen Truppen nach hestiaem Kampfe sehr zufriedenstellende Ergebnisse zu verzeichnen. De Türke« baden di« au» den BerteidlgungSlinie« sich znsammcnsetzenden feindlichen Stel lungen besetzt und Gewehr», Munition und Ma chinengewrhre er» beulet, die noch nicht gcziihlt wo den find. Die Zahl der Tölen wild auf 100 geschätzt. Die türliiche Gegenoffensive dauert a«. Neuer Aufruhr in Oberschlesien Breslau, 14. September. Pleß ist von einem Stoßtrupp polnischer Insurgenten iw der Nacht besetzt worden. Die Gegen maßnahmen der Italiener sind in, Gange. Zürich, 14. September. Der „Corriere della Sera" meldet, daß der Ausschuß des Völkerbundsrates von der italienischen Re gierung die Einreichung deS früheren Ssorza-Teilungsplanes Uber Oberschlesien zur Kenntnisnahme eingefordert habe. Polnische Ausständischen» und Regimentsbefehle Breslau, 14. September. Das Achtuhr-Abendblatl" meldet aus Kattowitz: Wir sind in der Lage, folgende Ausständischeil- und Reginientsbesehle wtederzugeben, die klar beweise», was Pvlcu plant: Geheimer Tagesbefehl vom 29. August. An die Abschnittskommandante» der Ausständischen. Laut Beseht dncch unseren Stab müssen sämtliche Abschnittskommandenre am 5. September sich in Czenstochau zur Entgegennahme des Warschauer Befehls melden. Die Besprechung über Oberschlejien findet am 7. September in Warschau statt im Beisein des Mstimmnngs- kommissars Korfanty. Regimentsbefehl: Alle Kornpaniesührer erhalten die neuausgearbeiteten Aufmarschpläne, wonach die Mannschaften un terrichtet und geübt werden. Die Karten sind geheimzuhalten und nur nach dem Tagesbefehl zu gebrauchen. Große Aufmerk samkeit ist geboten hinsichtlich verschiedener Kuriere, die Beseht zum Abschreiben oder Photographieren geben. Es sind wieder Führer mit größeren Geldbeträgen abhanden gekommen. Sie haben die Gelder unterschlagen, die zur Unterstützung der Ans ständischen dienen sollten. Darunter befindet sich Emil Wadnsch mit 105 000 Mark. Dieser ist sosort sestzunehmen. Tagesbefehl an ale Führer und Unterführer: Sämtliche Führer und Unterführer Oberschlesiens habe» sich in Benthe» zu melden. Es soll eine Liste aufgestellt werden über Chaussenre, Sanitäter, Flieger, Spezialisten in Flugzengansbesserungen, die »ach Sosnovice geschickt werden, von wo der Weitertransport erfolgt stn Schoppinitz Meldung beim Kapitän Stolarcika zwecks Grenzüber- gang. Wäsche, Schuhe und Anzng sind mitznbringen, falls sie sich seit dem Aufstand »vch im Besitz derselben befinden. Un terzeichnet: Paluczki, Major. Sächsische Voltszcitung — Nr. 214 — 16. September 1921 Aschenbrödel Lriginalrornan von Er.ch Eben st ein Copyright 1919 by Grem-.r u. Comp.. Berlin W. 80. (Nachdruck vervrten.) (42. Fortsetzung.) Vierzehn Tage später reisten sie nach Texas zurück, nach dem iilein Vater sich urkundlich den Besitz eines großen Stückes Land erworben und nach den Plänen „Rocky Jacks" — einen anderen Namen des Toten hat er nie erfahren — sich selbst von deni Vorhandensein des Goldlagers überzeugt hatte. In Texas erkrankte er ani gelben Fieber, ehe er irgend etwas zur Aus- iiutznng des Goldlagers unternehme» konnte. Nur Perez wurde» znm Teil eiiigeweibt, das heißt sie erfuhren die selt same Geschichte dieses Vermächtnisses, ohne indessen den Ort zu leime», wo die Neichlümer verborgen lagen. Pana halte eine merkwürdige Abneigung, einen entschei dende» Schritt in der Sache zu tun. „Das hat Zeit," meinte er stets, wenn Mama ihn sanft drängte. „Erst will ich gesund werden und unser Kleines im Arme hatten!" Ich wurde geboren, aber Papa wurde nicht gesund. Im Gegenteil verschlimmerte sich sein Zustand rasch, bis er eines Tages merkte, daß er nie mehr genesen würde. Wie Frau Perez später von Mama erfuhr, hat er damals heimlich an Sie ge schrieben und wartete in fieberhafter Ungeduld auf eine Ant wort — die nie kam. Mit dieser unerfüllten Sehnsucht im Her- ze» ist er gestorben. Und sein letzter Wunsch war, daß meine Mutter mich trotzdem zu Ihnen bringe! Dagegen aber sträubte sich alles in Mama aufs heftigste. „Niel Nie!" sagte sie zu Frau Perez, die ihr zuzurede.n ver- sychte. „Ich kann es einfach nicht! Dieser Mann ist schuld, daß mein armer Edgar in der Fremde sterben muhte. Er hat nicht einmal seinen letzten Brief beantwortet. Er würde mit feinem kalten Hochmut auch Brigitte unglücklich machen, ganz abgesehen davon, daß ich mich dann wahrscheinlich von dem Kinde trennen müßte. Da will ich mich lieber an meinen Stieß- bruder wenden, der gegenwärtig in Reuyork lebt. Zwar ver. standen wir un» nie besonders, aber er ist Nug und gefchäft». kundig und soll ja auch feinen Bortril bei der Sache haben. Eine« aber versprich mir. Annal Ich fürchte, ich werde Edgar nicht lange überleben — will e» auch gar nicht — und dann lt« Brigitte im >ng«! Wach« darüber, daß sie glück- »irdl* Frau Perez versprach es lind Mania reiste mit mir nach Neuyork. Von dort erhielt Tante Anna einen enizigen Brief, der unsere glückliche Ankunft meldete und daß Onkel Ovpach Mama überaus herzlich ausgenommen und versprochen habe, alles Geschäftliche selbst in die Hand zu nehmen. Dann kam nichts mehr. Tante Annas Briefe bliebe» un beantwortet. Sie selbst wurde leider schwer krank, mußte stch einer Operation mit langwieriger Nachbehandlung untcrz'chen und siedelte dann in ihre Heimat Mexiko über, io daß sie erst anderthalb Jahre später Schritte tun konnte, um etwas über Mamas Schicksal zu erfahren. Der Bescheid lanrete, Herr Ovpach sei mit seiner Familie nach Europa übergejiedelt, unbekannt wohin. Erst jetzt, als Tante Annas Sohn ih>: 'chricb, er habe mich durch einen Zufall gefunden und ich lebe als „arme Waise" in meines reiche» Onkels Haus, stieg ihr der Verdacht auf, Ontel Alfred habe mich um mein Erbe betrogen. Da mackste sie sich auf und kam selbst von Mexiko herüber, weil sic mir zu meinem Rechte verhelfen will. Für mich aber hat »nr da» eine Wert, daß ich nun weiß, welcher Art meine Eltern waren! Menschen — turmhoch über jenen — die bei ihre» Lebzeiten den Stab über sie brachen!" schloß Brigitte bittee. Schweigen lag um die beiden Menschen, die Seite an Seite auf der Bank saßen und innerlich doch so wert ton einan der getrennt schienen. Der Graf hatte den Kopf tief ans die Brust sinken lassen. Brigittes letzte Worte trafen ihn tief. Fast ebenso tief w.e d>e Enthüllungen, die ihnen voran,regangen waren. Se also war kein Sohn gewesen' Und so die Fron, die er sich erwählt . . .k Es nützte nichis mehr, sich gegen die Erkenn in s zu webren. daß er oll die Jahre her im l'nr-cht gewesen, daß diese beiden wirklich turmhoch über dem Bilde standen, das er sich in e.gen» nnn'ger Engherzigkeit von ihnen gem rchl. CS war hart sich letzt, am Ende eines einsame» veibitler» t-n 5ebe, tagen zu müssen: „Da ditt selbst schuld daran! Dem Leben hätte ganz anders sein können — froh und stolz — wenn du dein Herz nicht immer mit Füßen getreten hättest, anstatt es zu Worte kommen zu lassen im richtiger. Augenblick!* Denn leicht war e» ja nicht gewesen damals, den Sohn von sich zu stoßenI Wie sehr er dabei gel'ttrn . . und auch nachher . . , bi« heute — das wußte nur er allem! Aber etwa- war ihm doch geblieben: Brigitte! Und diesen Schah wollte er halten um jÄen Preis. Sein Blick wurde weich. «I« er ihr, reglose» vom Mondeuschei« umflossen» -lf««gestalt „Brigitte," begann er wärmer, als sie ihn fe gehört, „wir wollen vergessen, was war, und versuchen, einander zu ver stehen. Du brauchst mich heute nicht mehr, ich weiß das wohl, denn du wirst binnen kurzen! reicher sein als ich dich jewotS machen könnte. Immerhin kann ich dir als meiner Enlcün eine Stellung in der Welt geben, die nicht zu verachten ist, und ich hoffe, daß d» dies würdigst!" Brigitte lachte bitter auf. Geld, Titel, eine Stellung in der Welt — damit glaubte er sie glücklich zu machen! Sie, die sich nie nach etwas anderem gesehnt hatte, als nach Liebe! lind kein Wort fand er für das Unrecht, das er ihren Eltern getan! Kein Gedanke flog trauernd zurück zu dem einzigen Sohn, der in fremder Erde ruhte! Tante Anna hatte zumeist nur von den Rcichtümern gesprochen, die sie ihr verschaffen wollte — dieser alte Mann sprach von der Stellung in der Welt, die er ihr bieten konnte . . . Sie stand hastig ans. Zum ersten Male im Leben legte sich ein hochmütiger Zug auf dieses weiche weiße Mädchengesicht. „Ich glaube, eS hat keinen Zweck, unsere Unterhaltung weiter fortzusctzen," sagte sie kalt. „Denn wir würden uns doch nie verstehen. Ich hasse gerade diese Dinge, die Sie zeit lebens hoch hielten — Geld und Stellung! Jawohl — ich haste sie! Denn sie machen die Herzen der Menschen kalt und ge fühllos, wie ich mich überzeugte. Deshalb werde ich Brigitte Eckardt schlechtweg bleiben und keinen Finger um das goldene Kalb rühren, weil ich nur so jenes wahren Adels würdig blei ben kann, dessen Träger meine Eltern waren." lind ohne dem verblüfften Grafen Zeit zu einer Entgcg« nung z» lassen, entfernte sie sich mit kurzem Gutenachtgruß. 23. Kapitel. Graf Ronspcrg hatte eine schlechte Nacht hinter sich, der ein noch schlechterer Tag folgte. Die feuchte Nachtlnft am Weiher hatte ihm wieder Gichtschmerzen aebracht, so daß er an» Zimmer gefesselt war und sich von der Baumann heiße Durst» Umschläge machen lassen mußte. - Brigitte ließ sich nicht blicken. „WaS macht sie denn eigentlich?" fragt« der Graf zwanzig» mal am Tage und erhielt immer dieselbe Antwort von Fra» Banmann: „Jcb weiß eS nicht, Herr Graf. Sie hat sich in ihr Zimmer eingesck,losten und sagte dem Hausmädchen nur, ma« möge ihr das Essen dorthin bringen." AI» sich der Gras am Nachmittag überwand und gerade,» nach ihr schickte, brachte Albert den Bescheid. Fräulein Eckardt sei ausgegangeu. Wahrscheinlich wie gewöhnlich nach VUeno tal hinüber. ' fFmrtfetz»»», falgO)
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