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Sächsische Volkszeitung : 19.08.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-08-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192108192
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19210819
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19210819
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-08
- Tag 1921-08-19
-
Monat
1921-08
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 19.08.1921
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Sächsisch« «olr»z«tt»»g ?5re«kag den iv. August IVLl Land, die bei der letzten Teuerungsaktion durch eine zu weit gehende Stasfelung der TeuerungSbezüge zurückgesetzt worden wa ren, durch eine Angleichung der Teuerungszuschläge und der Zuschläge zu den Kinderzuschlägen an die Sätze der Ortsklasse A geholfen werden muh. Wegen des einzuschlagenden Weges gab nach längeren Erörterungen der Deutsche Beamtenbund, der eine Abänderung des Besoldungsgesetzes durch Erhöhung der Grund gehälter auf sein Programm geschrieben hatte, zu, daß dieser Weg gesetzestechuisch bedenklich sei und aus zahlreichen anderen Gründen verzögernd wirken würde. Die Organisationen werden sich deshalb zunächst — vorbehaltlich ihrer grundsätzlichen For derungen bei der späteren Fortsetzung der Aktion — mit einer durch Etalsgesetz erfolgenden Erhöhung der TeuerungSbezüge be gnüge». De» Hauptstreitpunkt bildete die Höhe der zu verlangen den Hilfe. Ter Allgemeine deutsche Gewerkschaftsbund, der Ge samtverband deutscher Beamten und Staatsangestellteu-Gewerk- schaften ^Deutscher Gewerkjchastsbund) und der ÄewerkschaftSring hatten sich unter Führung des Ausschusses der Eisenbahner» Großorgauisatioueu (von denen sich aber die ReichSgewerkschast ausgeschlossen hatte) ans einen für alle Beamte», Diätare und Pensionäre gleichen Satz von 3600 Mark pro Jahr geeinigt, der auch für die Arbeiter des Reiches (in Form der Erhöhung der Stuudcnlöhne um 1,50 Mark) maßgebend sein sollte. Der Deutsche Beamtenbund kam demgegenüber mit der Forderung von 8500 Mark für jeden Beamten heraus, was tn seiner Gefamtauswirkung auf die Beamten und Arbeiter des Reiches, der Länder und der Gemeinden, aus die Wehrsoldaten, die Renten empfänger usw. eine jährliche Mehraufwendung von 30 Milli arden Mark verursacht hätte. Eine solche Forderung war weder sachlich zu begründen, noch auch mit der Lage unserer Wirtschaft in Einklang zu bringen. In der Erörterung wurde dies den Vertretern des Beamtenbundes bewiesen, so daß sie schließlich die Notwendigkeit einer gesetzlichen Zurückschraubung ihrer For derung anerkannten. Sie konnten sich aber, obwohl ihr« Ver treter in einem eingesetzten Unterausschuß damit einverstanden waren, nicht dazu herbeilassen, den von den übrigen Spitzen organisationen vorgeschlagenen Satz von 3600 Mark anzuneh- men, sondern wollten aus agitatorischen Gründen wenigstens den Schein wahren und forderten darum 4200 Mark. Darauf ließen sich die übrigen Organisationen nicht ein. An dieser Frage also scheiterte ein einheitliches Vorgehen sämtlicher Or ganisationen. Der Beamtenbund wird sonach seine weitergehende Forde rung — freilich ohne irgend welche Aussicht auf Erfolg — ver fechten, während die anderen Spitzenorganisationcn ihre 3600- Mark-Forderung betreiben werden. Der Vorgang zeigt die völlige Urteilslosigkeit und Un fähigkeit der Leitung des Deutschen Beamtenbundes, die sowohl hinsichtlich der Form als auch hinsichtlich der Höhe ihrer For derung jeglichen stichhaltige» Beweis schuldig blieb und ihren Mitgliedern das traurige Schauspiel einer ins Blaue hinein fordernden Organisation geboten hat. Die Frevelhaftigkeit, mit der hier In einer Zeit tiefster Depressionen in Milliarden ge wütet wnrdc, ist nicht zn übertreffen. Die Massen draußen sind nicht mehr so urteilslos, daß sie blindlings dem nachlaufen, der die höchsten Forderungen stellt. Tie Beamten prüfen auch die Frage der Durchführbarkeit und erkennen es sehr Wohl, daß diejenigen ihre besicren Freunde sind, die sie nicht mit wohusinuigcn Ho:fnu»gen speisen. Besonders schlimm war das Verhalte» der Neirhsgewerkschaft Deutscher Eifenbahubcauiten und -anwärtcr, die nach ihrem eigenen Eingeständnis an den über triebenen Forderungen des Deutschen Bcamtenbundes haupt- schuldig ist und die auch im wesentlichen eine Verständigung mit den übrigen Spipenvrgnnisationen verhindern wird. Es ist tief bedauerlich, daß durch solche Vorgänge die Sympathien der Be völkerung mit der Veamtenschaft und ihren Bestrebungen ln gohem Grade beeinträchtigt werden. Möge» Regierung und Reichstag den Beamten die Unschicklichkeiten solcher Führer nicht entgelten lassen. L , yd Guoroes Nede im Untcrbaus London, 17. August. Bei seinen gestrigen Ausführungen im Nnterhause über die russische Hungersnot hob Llohd George nachdrücklich hervor, daß niemand auf der Pariser Konferenz, ob er für oder gcg'.a d'e Bolschewisten war, ein politisches Ele ment in die Verhandlungen h.ncinbringen oder die Hungersnot zu politischen Zwecken ousnntzen wollte. Es könne nichts ohne die vollständige Zusammenarbeit mit der Moskauer Regierung in den Hnngergekneten »nt-rnommen werden. Es müsse di: vollständige Gewähr dafür verbanden sein, daß alle Hilfe der in Not befindlichen Bevölkerung zugute komme. Die Leute, die das Hilsswcrk organisierten, müßte» selbst die Aufsicht da'über haben. DaS HUsswerl könne nur einen Er'olg haben, wen» die in den nicht beimgesuch'en Gebieten wohnenden russischen Bauer» veranlaßt werden könnten, ihre Getreidevorräte gegen Lieferungen adzngeben, die dom Auslande kämen. Diese aus ländischen Lieferungen .önntcn aber nur erfolgen, wenn die Sowsetregiernng ihre Verpft-chtungen bezüglich der bereits an Rußland gemachten Lieferungen anerkenne. In Frankreich gebe es Hnnderitansendc von Menschen, die ihren letzten Pfennig hergaben, um Rußland zu Helfer». In England befände« sich zahlreiche Personen, die ihre Waren nach Rußland sandten und ihr Kapital dort anlegten. Wenn sich die Sowjetreg erung Ver- tränen schaffen wolle, da» «lein die Handelswelt dazu bewegen könn«, im jetzigen Augenblicke einzugreifen, dann müsse sie er- klären, daß sie ihre Verpflichtungen anerkenne. Lloyd George fuhr fort: Tie Gvwjetregierung gebe zu. daß man den russischen Dauern dizu bewegen müsse, sein Getreide abzugeben, und daß der einzige Weg dazu die Beschaffung von Waren für die Bauern sei. Für die Beschaffung von Waren aber gebe es nur einen Weg. nämlich daS Vertrauen der Han delswelt wieder zu gewinnen. Lloyd George schilderte sodann die Not, die der Krieg in allen Ländern hervorgerufen habe, und erklärte unter Beifall, die Washingtoner Abrüstungskonfe renz komme nicht eine Stunde zu früh. Jedoch mich sie werde nicht genügen, wenn nicht eine dauernde Wachsamkeit der ver- kündeten Nationen in der Welt bestände, welche die Gewähr da für biete, daß Ehrgeiz und Habgier niemals wieder di« Welt in diesen Sumpf des Elends stürzten. kBeifall.) Asquith bezeichnet« die Rede Llohd Georges als die befriedigendste Erklärung über die internationale Lage seit dem Waffenstillstände. Er begrüßte die bevorstehend« Auf hebung der Deutschland auserlegten wirtschaftlichen Sanktionen und sagte, er hoffe, daß die Aufhebung der militärischen Be setzung bald folgen werde. Im türkisch-griechischen Streit müß ten die Alliierten strengste Neutralität bewahren. Asguith fragte bezüglich der oberschlesischen Frage, ob nach Ansicht Lloyd Georges die Deutschen und die Pole» Gelegenheit erhalten würden, ihren Fall zu unterbreiten. Lloyd George nickte zu- stimmcnd. Auf die Frage, ob tie Deutschen in dieser Hinsicht in genau dieselbe Lage versetzt werden würden, wie die Polen, obwohl Deutschland nicht Mitglied des Völkerbundes sei, nickte Lloyd George, wie eö den Anschein hatte, ebenfalls zustimmend. Thomas erklärte: Die Ansicht der Arbeiterpartei sei. daß Lloyd George bei der Aeußerung über die oberschlesische Frage die überwältigende Mehrheit des englischen Volkes hinter sich habe. Dieses sei der Mc iiung, daß die französische Ansicht von einem zerschmetterten, niedergctrctenen Deutschland den besten Interessen Englands und dein künftigen Weltfrieden widerspreche. Thomas bedauerte, daß Lloyd George rS als not wendig befunden habe, die finanziellen Verpflichtungen Rußlands zu erwähnen. Barne» sagte, die Sicherheit Frankreichs beruhe nicht in der Zerschmetterung Den^chlauds, sondern in der Schließung von Freundschaften in der ganz;» Welt. Tom Shaw erklärte: Er fürchte, die dem französischen Vorgcben zugrunde liegende Politik sei nicht aus Furcht vor Deutschland eingegeben, 'ona-en vom Bestreben, die Bergwerke des Landes an sich zu reißen und die hauptsächlichen Mineral- schätzc Europas zu kontrollieren. London. 17. August. Die Presse stimmt den gestrigen Aus führungen Lloyd Georges im Unterhanse zu. „Daily Chroniele" schreibt: Die Entente werde weiter bestehen. Denn sie sei nicht nur für Großbritannien und Frankreich, sondern für den Weltfrie den notwendig. — Die „Times" hebt den außerordentlich ernsten Ton und den starken Wunsch Lloyd Georges hervor, den Frie den in Europa in engster Zusammenarbeit mit den Alliierten aufrechtzuerhalten und zu sichern. Es sei jetzt klar, daß die En tente aus den letzten Verhandlungen in Paris gestärkt hervor gegangen sei. — „Daily News" meint, die Nede des Premiermi nisters sei eine Darlegung der auseinandergehenden Interessen Großbritanniens und Frankreichs. Die Leipziger Prozesse London, 17. August. Im Unterbaust saate der Sollst'ior Genera!, die Uitcile des Reichsgerichts in Leipzig niHßkii vom deutschen Standpunkte ans gcpriift werden. Der Gerichtshof l abe aufrichtig vernicht, das belle zur Vertügnna stellende VeweiSmaterial zu er« lang-n. Der Oberste Rat habe beschlossen, daß französinbe, belgische, ital-'cnische und englische Juristen darüber beraten sollen, ob dem Reichsgericht weitere Fälle zu überweisen seien. Der französische Haushalt für 1922 Paris, 17. August. Dur französische Finanzminister legte das Budget der für 1922 lorgeiehenen Ausgaben vor, die 7 158 620 742 Franke» umfaßen, was eine Verminderung von 1 236 189 255 Franken gegen 1921 bedeutet. Bei seinem Bericht über 8le Einnabinegucllen erklärte der Finanzminister, daß Deutschland im Jahre 1922 pünktliche seine Zahlungen leisten müsse gemäß den Londoner Zahlungsbestimmungen, die eine feste Jahreszahl»»» "" 2 Milliarde» und eine Ausfuhrtaxe von 26 Prozent vorsehen, und gemäß dem Abkommen von Spa, das Frankreich eine Beteiligung von 52 Prozent an den Repara tionszahlungen Deutschlands zusichere. Der Finanzininister kommt zu dem Schluß, daß Frankreich von Deutschland im Jahre 1922 4)4 Milliarden eiwarten könne. Weiter erklärte der Finanzininister, daß die finanzielle Gesundung Frankreichs vollkommen von der Pünltl'chkeit der von Deutschland 1922 zu leistenden Zahlnngen abhänge. Nur dann werde es möglich sei», einer neuen Anleihe zu entgehen. «r. IVO. Seite » Unterbrechung der deutsch.französischen Wied r» aufbauverhandlungen Berlin, 17. August. Die deutsch-französischen Wiederaufbauverhandlungen sind unterbrochen, was auf die Teilnahme des französischen WiederaufbauministecS Loucheur au den Verl>ai,dlungen des Obersten Rates, sowie auf die anderweite Beanspruchung des französischen Vertreters Tan« nery durch die Sitzungen der interalliierten Finanzkonferenz zurückzuführen ist. Tannecv, der nach den Wiesbadener Be. sprechungen zwischen Rathcnau und Loucheur, sowie „ach den Pariser Verhandlungen zur Fortsetzung der Beratungen nach Berlin gekommen war. hat, als er vor acht Tagen Berlin verließ, die Gegenäusserung der deutschen Regierung zu den französischen Vorschlägen in der Wiederaufbanfrage nach Paris mitgeieilt. Die Antwort aus Pari» steht noch aus. Verletzung de» Friedensvertrage» durch die Saar.egicrung Saarbrücken, 17. August. Eine von der Regierungskommission des Saargabietes veröffentlichte Verordnung enthält insofern eine Durchbrechung der Bestimmungen?cs FriedenSverlrages, als sie den Mitgliedern und Beamten des obersten Gerichtshofes in SaarlouiS, für welche die deutsche Sprache als Amtssprache be stimmt ist, die Wahl läßt, den Diensteid in deutscher oder französi scher Sprache zu leisten. Französische Wohnuagsansprüche Mannheim, 17. August. In Zwctbrücken sind auf Reichs, kosten für 5 000 000 Marl Offizierswohnungen gebaut worden. Obwohl die Baupläne die Genehmigung der Besahungsbebörden fanden, so haben sie doch nicht den Beifall der Herren Offiziers gefunden. So lehnte der Oberst Allard die Dienstwohnung ab, verlangte ein Bürgerquartier, setzte den Rektor Oppenheimer an di« Luft und bezog dessen Räume. In gleicher Weise sorgte dieser Herr für seine Offiziere. Er scheint eS sich zur Aufgabe gemacht zu haben, da» letzte etwa noch vorhandene Sympathiegesühl für Frankreich mit Stumpf und Stiel auSzurotten. Die französische« ManSoer Frankfurt «. M., 17. August. Die großen französischen Manöver, die ursprünglich infolge der großen Hitze nicht statt- finden sollten, finden nun nach einem Befehl des Kriegsininiste« riumS doch statt, und z.oar werden sie in der Pfalz, ün Saa« gebiet und in Elsaß-Lothringen abgehalten. Die Frledensverhandlurrgen mit Amerika Berlin, 17. August. Die „Thicago Tribun«" behauptet, von zuständiger Seite erfahren zu haben, daß die deutsch, ame rikanischen Friedensverhandlungen a» einem kri tischen Punkte angelangt seien. Es sei zu befürchten, daß sie ganz eingestellt wurden. Der Grund hierfür sei die Forderung der Vereinigten Staaten, daß in den Vertrag eine Erklärung ausgenommen würde, daß Deutschland allein für den Kriegs ausbruch verantwortlich sei. Das Blatt meint, wenn die deutsche Regierung diese amerikanische Bedingung annchme, so seien ihre Tage gezählt. ES verlaute indes, daß die deillsche Regierung zu finden hoffe, die, ohne verletzend für das deutsche Volk zu sein, Washington befriedige. Aus Berlin wird dazu gemeldet, es klinge sehr unwahrscheinlich, daß Deutschland noch einmal ein Schuldbekenntnis oblegen solle. Von einer solchen Forderung der Washingtoner Regierung sei bisher auch nichts bekannt. Dagegen ist es richtig, daß die Verhandlungen nicht vom Flecke kommen wollen, da mehrere der amerikanischen Forderungen sehr hart sind. Man darf jedoch hoffen, daß dis Verhandlungen, die u. a. zwischen dem Reichsminister Dr, Rosen und dem amerikanischen Geschäftsträger Dresel gesührt werden, bald zn einer Einigung führen werden. Schwerer Zusammenstotz zwischen Polen und Engländern Berlin, 17. August. Nach einer Meldung aus Oppeln ist eS gestern abend in Mhslowitz zu einem schweren Zusammen- stoß zwischen Insurgenten und Engländern gekommen. Die In surgenten ließe» drei Tote zurück; auch die Engländer Haiku Verluste. Englische Truppen haben längs der polnischen Grenze mit der Anlegung von Drahtverhauen begonnen. Noscnbcrg, 17. August. In der Nacht zum Montag kam eS bei den Dörfern Sternnlitz und Kostewitz au der polnischen Grenze zu eillem Gefecht m:t regulären polnischen Truppen, denen eS gelang, durch -'ine umfassende Bewegung die beiden Dörfer zu nehmen. Nasch Herbeisteeilten deutschen Kräften ge- lang eS nach heftigem Kampfe, die Polen über die Grenze zu treiben. Berlin» 17. August. AuS Mainz wird gemeldet, daß am Montag zwei französische Oberschlesierzüge mit Verstärkungen für Oberschlesien Mainz ver aßen haben. Sächsische VolkszeÜnng — Nr. 190 — 19. August 1921 Aschenbrödel Origniaironian von Er.ch Eben st ein Copyright 1919 by Grein--r u. Comp.. Berlin W. 30. (Nachdruck verboicn) (20. Fortsetzung.) „Ich weiß es ickchs, Mucker!" gestand er ehrlich. „Sie ist so furchtbar scheu und zurückhaltend! Ich hoffte auf dich, daß du sie zickranlich machst . . ausforschst . . . Frauen verstehen das ja viel besser als wir Männer. Und nun sagst du, ihre Reise könnte — Absicht sein! Glaubst d», daß sic nicht nur Dr. Halb»» anSwcicho» wollte, sondern — auch mir?" „Wie soll ich daS wissen, mtin Sohn? Vielleicht — wenn sie dich nicht liebt! Bielleickn aber auch steckt nur ihr Onkel dahinter." „Herr Oppach? Was ckllte er gegen mein« Bewerbung haben?" fragte Perez sehr -rsiaunk. Seine Mutter z»cd> die All sein. „DaS weiß ich nech nicht. Herr Oppach ist mir persönlich ja unbekannt. Ich weiß nur. daß er seiner Stiefschwester stets feindlich gcgcnüberstavd und »ach allem, was du mir über Bri gittes Stellung in seinem Hause mitgeteilt hast, wäre eS ja möglich, daß er. . , auch ihr ftiudlich gesinnt wäre." „Du mußt so bald als möglich selbst zu Oppach gehen. Mutter, und BrigitleL Adresse von ihm verlangen. Dir kann er sic nicht verweigern." „DaS werde ich keinesfalls tun." „Warum nicht?" „Weil ich unbedingt erst mit Brigitte selbst sprechen will." „Und ich dachte ... ich hoffte, du seiest gekonimen, mir zu helfen, Mutter!" „Nein, mein Junge, das >oar durchaus nicht der Haupt zweck meiner Reise.' „Aber was sonst? Dn bist so schrecklich geheimnisvoll in Bezug auf Brigitte, Mutter! Ich habe immer das Gefühl, du verbirgst mir etwas!" „Vielleicht ist es so. Ich habe seinerzeit eine Mission über nommen. die ich nun erfüllen werde. Lediglich darum kam ich herüber. Aber nun genug dgvon, denn mehr kann ich dir für jetzt wirklich nicht sagen, mein lieber Junge. Wen» meine Mission erfüllt ist, dann veei'vreche ich dir. mich dafür doppelt eifrig mit deine» H-'rzi'nswi'nck <-rn zn befallen!" Der junge Perez sah srme Mutter verblüfft an, aber er stellte keine Frage mehr. Denn er merkte wohl, daß sie Gründe haben mußte, auch ihm gegenüber vorläufig noch so zurückhal tend zu sein. Zwei Tage später stürzte er aufgeregt in daS Zimmer seiner Mutter. „Mutter, denke dir — Brigitte Eckardt ist gar nicht ver reist. Ich sah sie heute am Opernhaus. Sie stand auf der Plattform eines Straßenbahnwagens und ich hätte sie beinahe nicht erkannt, so verändert and elend sieht sie auSl Bleich, hohlwangig — als wäre sie tchv er krank gewesen! Wäre nicht Heitzmann vor mir gegangen und hätte sie gegrüßt, ich hätte sie wahrhaftig übersebcn, so fremd sah sie aus! Dann lief ich Heitzmann nach und fragte rhu, seit wann sie zurück sei. Und mm kommt daS Seltsamste: er bebariptete, sie sei überhaupt nie fort gewesen, habe sich nur msi Oppachs Überwerfen und dann heimlich daS HariS 1 erlassen. Damals, als man uns sagte, sie packe für die Reise, war sie schon lange fortl' „Woher weiß Herr Heitzmann all dies?" „Er will eS durch ein » Znsirkl erfahren haben." „Gab er dir Brigitte? Adresse?" „Er behaupte!, sie nicht >u wissen. Auch über den Grund des Zerwürfnisses weiß er nichts, wie er sagt. Nur daß sie eben hier in Wien ist und sich eine Sicklung sucht. Siel Brigitte — eine Stellnngl Der bloße Gedanke daran zermalmt mich förmlich!" „Nur ruhig, mein Junge, ruhigl Du bist ja wie von Sinnen!" „Bin ich auch! Denke doch — wäbrend wir hier ruhig auf ihre Rückkehr warte», ist sie möglicherweise den peinlichsten Widerwärtigkeiten auSgcseht — ohne Geld vielleicht — auf sich allein angewiesen — ein so inngcS Wesen ohne Erfahrung! — Mutter —" er griff aufgeregt »ach ihrer Hand, „eS mutz so fort etwas geschehen? Du mußt zn Oppach!" Frau Perez schüt'elte bedächtig den Kopf. „Damit wollen wir doch sieber noch warten, mein Junge! Erfahren würden wir d, rt kaum etwas. Keinesfalls die Wahr heit. Nein, nein, eS ist Heller, daß Herr Oppach vorläufig gar nicht erfährt, wie scbr ich mich für da? Schicksal seiner Nichte interessiere. Wir wollen sie sicher selbst suchen." „In dieser Riesinstadt? Oder willst du sie am Ende mit der Polizei suchen lassen?" . Nein, gewiß nsi-bl. Es muß ja auch auS anderen Grün den ganz nnanssällig geschehen. Wir wollen uns an einen Pri- vatde'ekliv wenden, ibm eine l,armlose Geschichte erzählen und strengste Diskretion einschärsen." „Ja — so ginge eS vielleicht." - „Es geht gewiß. Wir brauchen ja auch nichts als di« Adresse. DaS weitere ist meine Sache. Ich hole mir dann Brigitte und lasse sie nicht mehr von mir. Die Macht dazu besitze ich gottlob. Und dann wollen wir uns auck näher mit Herrn Oppach be fassen," schloß sie mit einem seltsamen Lächeln. Ihr Sohn zog ihre Hand an die Lippen. „Ich darkke dir, Mutter! Du gibst mir einen Teil meiner Ruhe wieder! Aber nun will ich, wenn du erlaubst, gleich a»S> gehen, um einen Detektiv aufzutreiben. Ich hoffe, der Hotel« direkter wird mir dakei an die Hand gehen." 12. Kapitel. Elert war von seiner Lungenentündnng, die er sich gleich am ersten Tage in Ottental bei einem wilden Ritt geholt balle, genesen. Es war ein leichter Fall gewesen und der Arzt, der ihn behandelte, beruhigte die erschreckten Eltern gleich in den ersten Tagen. „Nur keine Sorget DaS bißchen Fieber Übersicht so ein prächtiger, gesunder Mensch, wie Ihr Herr Sohn, mit Leichtig keit. Und nachher nimmt er einen Erholungsurlaub und bkibt hübsch bei Ihnen auf Ottental." Aber gerade davon wollte Elert nichts wissen. „Keinen Tag länger als unbedingt nötig ist? Sie brauchen jeden Mann draußen an der Front? Und überhaupt . . . waS soll ich hier? Nein . . . fort, je eher, je lieber!" „Na, davon reden wir noch. Herr von Degen. Sie werden an Ihren Kräften schon selbst merken, daß Sie noch lange scho nungsbedürftig find, auch wen,' die eigentliche Krankheit vor über ist." Die Eltern schwiegen. Eie allein wußten ja, warum ihk Junge wieder fort wollte. . . . Indessen überstand er die Krankheit rasch »nd erholte sich körperlich viel schneller, als der Arzt erwartet hatte. Isoldes Name kam nie über seine Lippen, nachdem er die Eltern gebeten, sie von seiner Erkrankung nicht zu verständigen und überhaupt kein Lebenszeichen auS Ottcickal an sie gelangen zu lassen. „Aber du siehst ja," eiferte der alte Herr dagegen, „sie läßt auch nichts von sich büren I Da wäre eS doch gescheiter, reinen Tisch zn machen! Wenn schon — denn schon! Gib ihr daS Work zurück, kostal So weiß ja keinS, wie eS drn» istl Seid ihr noch verlobt — oder seid ihr eS nicht?" Elert zuckte die Achseln und schwieg, worauf Frau von Degen ihrem Gemahl eine» B.'ck znwarf, der besagte: ..Sprich doch nicht mehr davon. Dn siehst ja, wie er dabei leidetl" iFortsetznng folgt.)
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