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eine bewundernswerte Frische. In der Ansprache, die der erste Präsident der Kammer der Neichsräte Fürst zu Löwen stein hielt, bezeichnet«: er den 90. Geburtstag des Regenten als ein Familienfest für das ganze bayrische Volk und fei erte den edlen Familiensinn, die tiefe Pflichttreue und echte Frömmigkeit des Jubilars, unter dessen weiser und für sorglicher Negierung das Land Wohlstand und Frieden ge nieße. Brausend klang das Hoch auf den Regenten am Schluffe der Rede durch den großen Saal. Der Prinzregent dankte und wies auf die Opferwilligkeit hin, mit der sich alle Kreise der Bevölkerung au der eingeleiteten Landes- sammluiig beteiligt hätten. Durch Gottes Gnade falle die Zeit seiner Negierung mit einer Zeit friedlicher innerer Entwickelung Bayerns zusammen. Bayern habe im Reiche eine geachtete Stellung. Tie treue tapfere Armee bilde einen starken Pfeiler der Bürgschaft des Friedens und oer ruhigen Entwickelung. Erwerbsleben und Wissenschaft, Kunst und Wohlstand entfalteten sich herrlich. Er flehe Gottes reichsten Segen auf das bayrische Vaterland herab. Möchten alle Bayern sich in dem heißen Bestreben einig fühlen, dem Vaterlande zu dienen und zu nützen! Möchten Herrscher und Volk in alter Bayerntreue zu allen Zeiten zusammenstehe»! Ties sei sein sehnlichster Wunsch an die sem Tage. An die Landeshuldiguugsfeier schloß sich eine Gala tafel. Im Verlaufe derselben wies Prinz Ludwig darauf hin,, daß der Prinzregent der erste Wittelsbacher sei, der das seltene Alter von 90 Jahren erreicht habe. Die Fort schritte, die Bayern in den 26 Jahren seiner Regentschaft auf allen Gebieten gemacht habe, seien weltbekannt. Der Prinz schloß mit dem Wunsche, daß der Prinzregent in glei cher Gesundheit und Rüstigkeit noch lange dem Lande er halten bleiben möge zum Segen Bayerns und des ganzen Deutschen Reiches. Unmittelbar nachdem das Hoch verklun gen und die Regentenhymne gespielt war, erhob sich der Regent und sprach mit kräftiger Stimme für die heutige Huldigung seinen herzlichsten Dank aus. All dem Emp finden so fuhr der Regent fort, das mich in dieser Stunde bewegt, gebe ich Ausdruck in den innigsten Wünschen fii,. unser deutsches Vaterland, dessen Wohl Zeit meines Lebens all mein Denken und Handeln gewidmet war. Der Regent schloß mit einem Hoch ans Bayern und sein treues Volk. VnMschL Rundschau. Dresden, den ld. Mär-, IStl. — Der Kaiser besuchte in 5iil den Prinzen Adalbert. Auch die Kaiserin verweilte daselbst längere Zeit. Ter Kaiser besichtigte nachmittags die Hollenausr neuen Schleusen anlagen. — Der Kaiser und die Kaiserin sind heute früh 8 Ubr von Kiel in Berlin eingetroffen. — Da« deutsche Kronprinzeupaar besuchte am 8. d. M. die Pyramiden und die Zitadelle in Kairo — Im Reichstage wurde der Postetat fortgesetzt. Die einzelne» Redner tragen besondere Wünsche vor. So be gründete auch der Abgeordnete Giesberts (Ztr.) eine» An trag, der für Postassistenten mit 21jührig>r ctatSmäßigec Dienstzeit 300 Mark persönliche Zulage fordert — Das preußische Abgeordnetenhaus setzte die Be ratung des Knltnsetats fort. Die Debatte über den Mo- dernistencid hat so ziemlich ihren Abschluß gefunden, nur der Ngeordnete Dr. Liebknecht hob seinen Standpunkt über Trennung von Kirche und Staat noch tzharf hervor. Tec Kultusminister gab ihm eine gute Antwort hierzu. Die übrigen Debatten brachten im wesentlichen nichts Neu:S. Einzelne Wünsche werden nur angeregt. — Ein Kompromiß zur Fernsprechgebührenorduuug. Zur Frrnsprcchqeblihrenordnung ist ein Kompcomißanlrag eingebracht worden, den Konservativ-, Reich'Parleiler, Wirtschaftliche Vereinigung und Zentium unterzeichnet haben. Danach soll die Gründgebnbr betragen: in Netzen bis zu zu 100 Anschlüssen 60 Mk.. bis zu l OOO Anschlüssen 60 Mk.. bis zu 6000 Anschliffs.» 76 Mk.. bis zu 20 000 Anschlüssen 90 Mk.. bis zu 70 000 Anschlüssen 100 Mk; Mr j-dc weiteren angcfangenen 60000 Anschlüsse 10 Mk. mehr jährlich sür jeden Anschluß, der nickt weiter als 6 Kilo meter von der Vermittlungsstelle entfernt ist Statt der Einzelgebühr von 4 Pf., kann eine Panschgebübr entricht t werden, die bis zu 3000 Verbindungen 80 Mk. jäh lich, bis zu 6000 Verbindungen 130 Mk.. bis zu 7000 Vor- bindungeil 170 Mk. und b'S zu 10 000 Verbindungen 200 Mk. beträgt. Die Höchstzahl der von einem An- schlusse aus zulässigen Gesprächsverbindungen beträgt jährlich 10 000. Eine Rvvcllr zum Zündholzstcitkrgcsclie steht in Aussicht: sie wird zum Schutze der vorhandenen Fabriken eine Verlängerung der Schutzfrist bringen. Ob die Feuer zeuge auch der Steuer unterworfen werden sollen, ist sehr ungewiß. Im Reichsschatzamte finden derzeit Verhandlun gen über die Frage statt. — Ans der sozialdemokratische» Rrichötngsfraktion. In der Sitzung vom Mittwoch wnrden die Redner zu den neu eiugebrachteii Gesetzesvorlage» bestimmt. Es werden sprechen: zu dem Gesetzentwürfe über die Niedcrlassungs- abmachliugeu mit der Schweiz Emmel: zu dem Gesetzent würfe über die Kolonial- und Kricgskosteu Ledebour und" zu dem Entwürfe betreffend die Reisegelder für Kolonial- beamte Noske. Zu der Pateutgesetzabänderung werden die Genossen Geck und Sndeknm sprechen. Ei» netter Frak- twnsbericht, denn ein Gesetzentwurf über die kolonialen Kriegskosten ist leider gar nicht eingebracht worden, nur eine Denkschrift liegt vor. — Zu der Stichwahl in Jmmcnstadt bemerkt die „Deutsche Tageszeitg.": „Ein Teil der liberalen Presse verzeichnet dieses Er gebnis wirklich als einen erfreulichen Sieg und beweist da mit eine beinahe rührende Bescheidenheit. Diese Bescheiden heit ist um so köstlicher, als die sozialdemokratische Presse sich zwischen der Haupt- und Stichwahl in Beschimpfungen der Liberalen nicht genug tu» konnte. Die Liberalen haben diese Beschimpfungen ruhig und schüchtern eingesteckt und die schlagende Hand demütig geküßt. Das Zentrum kann mit dem Ergebnisse recht wohl zufrieden sein. Wenn es ihm gelungen ist, eintzn so starken Wählerstamm trotz aller Hetze festzuhalten, so hat es damit die Unerschütterlichkeil seiner Stellung zweifelsfrei bewiesen. Wenn aber die So zialdemokraten trotz ihrer Abneigung gegen die Liberalen fast geschlossen für den liberalen Kandidaten eintraten, so bekundet dieses Vorgehen, daß der Liberalismus der Sozial demokratie sehr ilahe gerückt ist. Auch das trägt zur Klä rung bei." Ganz zutreffend I - Der „bewährte" Führer. Unter dem Titel: „Basser mann: Der Nationalliberalismus von heute" hat Dr. Max Lohan. der frühere politische Leiter der „Hamburger Nach richten", eine Flugschrift erscheinen lassen (Hanseatische Truck- und Verlagsanstalt in Hamburg. Preis 75 Pf.), die mit den Nationalliberalen und ihrem Führer Bassermann scharf ins Gericht geht. Dem „bewährten" Führer wird nachgewiesen, daß er trotz des vielen Weihrauchs, der ihm von seinen Parteifreunden gespendet wird, keine großen und festen politischen Ideen habe, den Traditionen der Bennigsen usw. untreu geworden sei und die Partei immer mehr in das demokratische Fahrwasser leite, in dem sie scheitern müsse. Von dem Leiter des Hamburger Bismarck- Blattes versteht es sich von selbst, daß ihm vor allem die Sozialpolitik und die Wahlrechtspolitik der National- liberalen, soweit sie sich von der Scharfmacherei entfernt, mißfällt. Er sucht deshalb besonders den Kreisen der In dustrie die gefährliche Entwicklung der Partei klar zu machen, und des längeren weist er nach, daß die National- liberalen in Wahrheit nicht die Mittelpartei sind, die zu sein sie beanspruchen. Bei den Reichstagswahlen dürfe es für nationale Männer mir eine Parole geben: „Nieder mit der Sozialdemokratie! Nieder mit dem Großblock! Wir stimmen mit manchem nicht überein, was der Verfasser sagt, weil wir alles Scharfmachertum verwerfen, aber er sagt doch auch manches richtige über den NaticmalliberaliS- »ms. Daß die Partei seine Mahnungen und Ratschläge be achten werde, ist nicht anzunehmen. — Pansche einst und jetzt. Im Kreise Kreuznach- Simmern hat der nationalliberale Abgeordnete Professor Dr. Pansche die Konservativen und das Zentrum wegen ihrer Haltung in der Frage der Nachlaß- und Erbanfall- stener überaus heftig angegriffen. Demgegenüber ist es vielleicht zweckmäßig, an frühere Aeußerungen des Abgeordneten Pansche zu erinnern. Am 21. November 1908 führte Herr Pansche über die Nachlaßsteuer folgendes aus: „Meine Herren, in dem Moment, wo der Ernährer der Familie stirbt, soll der Wert des Erbes festgestellt werden. Was heißt denn der Wert beispielsweise eines bäuerlichen Besitzes von 30—40 000 Mark? Dann soll im einzelnen ge schätzt werden: was ist das Haus wert?, was ist der Acker wert? Jeder gibt einen Wert an. Was ist die Kuh wert, die im Stalle steht?, was die Ernten? Bis die Steuer er hoben werde» soll, ist die Ernte bereits aufgezehrt, ohne Nutzen zu bringen. Man muß im Winter sein Vieh durch- füttern, ohne daß es Ernten gibt, die Stroh- und Heuvor räte sind weg usw. Man erwidert: die Steuereinschätzung braucht nicht so rigoros zu sein. Sie wird es aber sein, »renn es sich darum handelt, hohe Steuererträge herans- zunehmeii. (Sehr richtig bei den Nationalliberalen.) Und im Gesetz sind die Handhaben für solche Vermutungen ge geben. ES wird in Staffeln geschätzt, wenn aber das er mittelte Vermögen über den Höchstsatz einer Staffel hinaus- geht, so soll der Ueberschuß nur besteuert werden, wenn er doppelt so hoch ist als die Mehrstener. Also wenn in der untersten Stufe von 20- 30 000 Mark die Steuer nur Prozent beträgt und das Vermögen auf 30 200 Mark geschätzt wird, dann sollen die 200 Mark nicht in Anrech nung gebracht werden, weil der Stenerbetrag von 150 Mark mehr als die Hälfte des Ueberschnsses über 30 000 Mark be trägt. Was beißt das? Man will also bis ans den letzten Groschen das Vermögen schätzen und würde den Nachlaß eventuell in die höhere Steuerstufe hineinbringen, wenn die Schätzung etlva 100 Mark inehr heransrechnet. So gewissen haft hat man sich vorgenommen zu schützen. Meine Herren, noch weiter! Der Hausrat, Wäsche und Kleider sollen nicht besteuert werden. Was heißt Hausrat? Sott jede Frau, wen» der Manu stirbt, ihre Schubkästen öffnen und zeigen, was sie etwa an Schmuck von ihrer Mutter ans alter Zeit besitzt, um sie nun als Wertobjekt zur Steuer anzugeben? Soll die Witwe, wenn Not vorhanden ist, diese Andenken verkaufen, nur um keine Steuer zu bezahlen? Das gibt eine Fülle von Erbitterung. (Sehr richtig!) Nicht bloß der Familiensinn wird geschädigt, sondern es gibt eine solche Unruhe nnd Erregung im Volke, die viel mehr schaden wird, als beraiiskommcn kann. (Zuruf bei den Sozial demokraten.) Das sagen Sie, meine Herren. Das Wort „Erbschaftssteuer" klingt immer sehr schön. Ich stehe auch im Volksleben und höre das auch." — Tie Hochburgen der Parteien werden in der sozial demokratischen „Neuen Zeit" einer historischen Untersuchung unterworfen nnd dabei recht lehrreiche Resultate zutage ge fördert. Am besten schneidet da außer de» Polen das Zen trum ab, das fast alle seine Sitze ans jener Zeit ständig be hauptet hat. Von den 68 Kreisen, dis es 1871 cinnahm, sind nicht weniger als 63 ununterbrochen bis zum heutigen Tage in seinem Besitze geblieben. Zu diesen 63 Wahl kreisen treten noch weitere 22, die fast ebenso lange, also in der ersten Hälfte der 70er Jahre, dem Zentrum verblieben sind. Die Polen haben von ihren augenblicklichen 20 Sitzen 12 seit der ersten Neichstagswahl in ihrem ständigen Be sitze. Von den 67 Sitzen, die die Konservativen bei den Wahlen von 1871 cinnahmcn, sind nur Königsberg 7. Stetin 6 und Stettin 1 ununterbrochen konservativ ver treten gewesen. Die Ncichspartei (Freikonservative) hat von ihren 37 Mandaten ans den 1871er Wahlen nicht eines dauernd behaupten können. „Am schlimmsten", so bemerkt der Verfasser Fülle, „hat die Wählerschaft den National- liberalen mitgespielt. Von den 126 Kreisen, die sie 1871 eroberten, blieb ihnen außer Worms-Heppenheim nur noch der Wahlkreis Kreuznach-Simmern, den zurzeit Herr Paasche vertritt, ständig treu." Von den zurzeit in ihrem Besitze befindlichen Wahlkreisen, die in ihrer großen Mehr heit in der Stichwahl mit fremder Hilfe erobert wurden, sei kaum einer zu nennen, der nicht von einer gegnerischen Partei bedroht wäre. Von einem sick-eren Besitzstände könne die einstmals so mächtige Partei, die bei den Wahlen 1874 165 Mandate musterte, schon seit langem nicht mehr reden. Die freisinnigen Parteien könnten neben Berlin 1 und Hagen-Schwelm noch etwa Danzig 3 als ältesten Besitzstand für sich reklamieren. Der Sozialdemokratie habe das Be stehen des Sozialistengesetzes eine ununterbrochene Vertre- tung alter sozialistischer Hochburgen durch die Partei zur Unmöglichkeit gemacht. Andererseits habe diese innerhalb der 40 Jahre seit Bestehen des Deutschen Reiches 102 Wahl kreise vertreten. — Eine sozialdemokratische „Finanzrcform". Die so- zialdemokratischen Agitatoren und Zeitungsschreiber wissen nicht genug Worte zu finden, um der Klage des notleiden, den und durch die Reichsfinanzreform ausgehungerten Vol kes Ausdruck zu verleihen. Sonderbarerweise halten sie aber gerade die jetzige Zeit für geeignet, um den Arbeiter» neue Parteisteuern aufzuerlegen. Die Vorstände der Bei- liner Gewerkschaften haben die Bildung eines Maifeier, fonds mit der Maßgabe beschlossen: „Zur Bildung eines Maifonds wird von, 1. Mai ab eine allgemeine freiwillige Sammlung vorgenommen, zu der Marken im Werte von 50 und 26 Pfennig herausgc- geben werden. Diese Marken sind durch die Vertrauen?- lente der einzelnen Organisationen abzusetzen und unter, liegt es dem freien Willen jedes einzelnen Abnehmers, mit welcher Anzahl Marken er zum Maifonds beisteuern will." Wie „freiwillig" das geschehen soll, verrät indes dir Schlußsatz deS Beschlusses: „Es wird jedoch von jedem Organisierten, gleichgültig ob Mann oder Frau, erwartet, daß er sich an der Sammlung zum Mnifouds beteiligt." Und der Zentralvorstand des Verbandes der sozial demokratischen Wahlvereine von Groß-Berlin hat dieie „Freiwilligkeit" noch schärfer betont, indem er sich diesem Beschlüsse mit der Maßgabe angeschlossen hat, daß die Par teigenossen und /Genossinnen moralisch verpflichtet sind. Maimarken im Betrage von nicht unter 1 Mark für Män ner und nicht unter 60 Pfennig für Frauen zu entnehmen." — In der am Sonntag abgehaltenen Generalversammlung des Verbandes kam es noch nicht zu einer Beschlußfassung über diese neue Parteisteuer. Mit großer Mehrheit wurb: ein Antrag angenommen, nach dem zunächst einmal die ein zelnen Kreise über die sozialdemokratische Fmanzreform be raten sollen. — Der Jude macht die Musik dazu, wenn Katholiken und Protestanten sich streiten. An dieses Königswort wird man erinnert, wenn man die letzte ddumnwr des „Bec!. Tagebl." liest, das sich über die letzten kirchenpolitischen Debatten folgendermaßen aueläßt: „Was liegt den Bündlern an Preußens siolzer Trab - tion als protestantische Vormacht, wenn nur Preußen o's agrarische Vormacht gerettet wird! Ebenso weiß Herr von Bethmann immerhin so viel, daß man das Rei h nicht gegen Bürger, Bauern und Arbeiter — als „Reichsfeinde" — re gieren, und gleichzeitig noch die Staatshoheit gegen die Machtansprüche des Klcrikalismus verteidigen kann. Sa sind Lehrer und Schüler der neudeutschen Ctaatskunst sitz diesmal wohl von vornh nein darin einig gewesen, daß m ein wenig ungefährlichen Theaterdonner mcchen, im übri gen aber hoffen müsse, die Kurie werde ein Einsehen haben und auf die üble Lage der Verbündeten des Zentrums einig? Rücksicht nehmen. So mimte denn der kleine Pulversock von Klein-Tschunkawe den nationalliberalen Mäßigkeit»- fanatiker, und Herr v. BKhmann Hollweg schlug freudig in die Bruderhand: „Arm in Arm mit d'r -- so warte ich in Ergebung ab, was man im Vatikan zu tun beschließen wird." Die Monsignori in der Siebenbügelstadt werden lächeln nnd das Los der beiten armen Gefangenen wo!,l nicht allzuschwer machen. Sollten sie wider Erwarten neue Demütigungen auf ihre Häupter häufen — nun, so werden Heydebrand sowohl wie Bethmann auch die neue Last mir edlem Anstande zu tragen wissen. Dieweil me beiden m' ein paar dürftigen Wortfetzen ihre Ketten zu verhüllen strebte», bat das deutsche Volk gehandelt. Es brach >n Kempten-Jmmenstadt den ersten S'.ein ans dem Zentrum türm. Das ist der Weg, der auch zur Freiheit der For schung und des Gedankens führt! Kein Kulturkampf, aber sanfte Zurückführung des Zentrums ans die ihm Ankom mende Stärke. Dann mögen so viel Modernisteneide ge schworen werden, wie da wollen, sie werden die Entwickeln»» nach aufwärts nicht mehr aufhalten." Der Helle Merger darüber, daß Katholiken und Pro testanten sich nicht den Schädel einschlagen, spricht ans die sen alles sagenden Sätzen. — Der neue Oberbürgermeister von Berlin heißt nickt Haberland — sondern wieder Kirschner. Der Stadtverord- netenborstebcr teilte in einer Sitzung der Stadtverordneten mit. daß die zwölfjährige Amtsperiode des Oberbürger meisters Kirschner mit dem Ende des Jahres abläuft, das; aber der Oberbürgermeister sich bereit erklärt habe, eine etwaige Wiederwahl anzunehmen. Der Ausschuß beschloß einstimmig, der Stadtverordnetenversammlung baldigst eine Vorlage zu unterbreiten, in der die Wiederwahl des bisherige» Oberbürgermeisters Kirschner beantragt werden soll. Von einer öffentlichen Ausschreibung der Stelle soll abgesehen werden. Der Gehalt wurde in der gleichen Höbe festgesetzt, wie es der Oberbürgermeister Kirschner bisher bezieht. Es beträgt 36 000 Mark. Dem Oberpräsidenten der Provinz Brandenburg muß von diesem Beschlüsse Mit teilung gemacht werden, weil er die Höhe des Gehaltes für die neue Amtsperiodc erst genehmigen muß. Ferner soll Oberbürgermeister Kirschner wie bisher freie Wohnung in Buch erhalten. Die Obcrbürgermeisterwahl selbst dürfte erst im Mai erfolgen. — „Freie" gegen christliche Gewerkschaftsführer. Die Gewerkschaftsführer in den Augen der Gewerkschafts mitglieder zu verdächtigen, war bisher das Privileg gewisser Scharfmacher und sozialdemokratischer Partc'i- therotiker. Nunmehr scheinen sich auch „freie" Gewerk schaftsführer zu diesem unsauberen Mittel bekennen zu wollen. Als sich in den letzten Wochen der Gewerkverein christlicher Bergarbeiter weigerte, an einer aussichtslosen Lohnbewegung der verbündeten Sozialdemokraten, Polen und Hirsch-Dunckerschen zu beteiligen, schrieb die sozial demokratische „Bergarbciterzeitung" (7. Januar 1911) den