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dem zu Ehren in München eine Reihe festlicher Veranstal tungen meist militärischen Charakters begangen wurden. Denn gleichzeitig feierte der Prinz das seltene Jubiläum der siebzigjährigen Zugehörigkeit zur bayrischen Armee. Prinz Luitpold wurde nämlich von seinem Later König Ludwig l.. dem kunstfrcundlichen Verschönerer Münchens, am 12. März 1835 als Hauptmann in das 1. Artillerie- Regiment eingeführt. — Das Militärjubiläum des Prinz Regenten Luitpold. Der Kaiser richtete an den Prinz-Regenten ein Hand schreiben, in dem er seine und der Armee wärmsten Glück wünsche aussprach. In Anwesenheit der im aktiven Militärdienst stehenden Prinzen und der Generalität über- reichte der Prinz-Regent in der Residenz dem General- felumarschall Prinzen Leopold den Feldmarschallstab mit einer Ansprache. An diese Feier schloß sich eine militärische Galatafel. — Am Sonntag fand in München die feierliche Eröffnung des neuen Armee-Museums durch den Prinzen Ludwig statt. Das herzogliche Haus Schlcswig-Holsleiu-Glücksburg soll nach einer preußischen Gesetzgebung jährlich 150000 Mk. Jahresrente vom preußischen Staate erhalten als Schad loshaltung für Verluste im Jahre >80«!. Im Jahre 1885 hat der preußische Landtag bekanntlich eine Schadloshaltung für dieAugusteuburgerLinie bestimmt, weil diese doch Ansprüche auf die 18«!0 annektierten Länder erheben konnte. Von der jetzt in Betracht kommenden Linie sagt die Begründung zum Gesetzentwurf selber, daß solche Rechtsansprüche nicht vorliegen. Angesichts dessen muß der Gesetzentwurf doch sehr eigen artig berühren. Verwandtschaftliche Beziehungen sollten doch nicht maßgebend sein für eine JahrcSrente, die der Staat zu bezahlen hat. Wohin kämmt man daun? Der Sciliorcilkouvcnt des Reichstages einigte sich am Montag darauf, daß der Etat in zweiter Lesung bis 2-1. März zu beendigen sei. Vom 27. bis 30. März soll dann die dritte Lesung stattfinden. Für die noch aus- stehenden Etats sind bestimmt: für das Neichsamt des Innern: Montag und Dienstag; für den Etat dcs Reichs kanzlers. des Auswärtigen Amtes und der Kolonien: Mitt woch. Donnerstag und Freitag; für den Militäretat und die Finanzierung: die nächsten 0 Tage. Die Schmerins- tage sollen bis l. April ausfallen und erst nach diesem ge halten werden. Die Osterferien treten voraussichtlich am 14. oder >5. April ein. Der Stndcutentag in Eisenach, der seit Sonnabend tagt, nahm in geheimer Debatte den Antrag auf Gründung eines Verbandes sämtlicher deutscher Universitäten, technischer Hochschulen und Bergakademien einstimmig an. Zur Ab fassung der Statuten wurde eine Kommission eingesetzt. Zum Vorort des neugegrüudcten Slndentenbundes wurde Marburg gewählt, zum stellvertretenden Vorort Stuttgart. Bei den: Festkommers rieb ein Student mit hochtönenden Phrasen einen Salamander auf die akademische Freiheit. Sodann sagte Professor Thnmmel-Jeua als Vorkämpfer ! des Evangelischen Bundes in einer mächtigen Bierrede, daß die Professoren schließlich, wenn'» not tut, „auch noch da sind". Professor Flex-Eisenach hatte nicht so viel Glück bei der Studentenschaft. Als er vom „protestantischen Kircheutnm" sprach, wurde sogar gezischt. Montag ist Fortsetzung der Debatte. Da werden die kath. Slndeuten- lorporationen nach dein Rezepte des Grasen Hoensbroech verspeist. Sein Organ, die „Tägl. Rundschau", ist sehr offen. Offen gesteht sie, daß es sich nur um den Kampf gegen die kath. Verbindungen handle. Das Blatt meint: „Zunächst scheiden die jüdischen Verbindungen ans, von denen in der Hochflut der antisemitischen Bewegung der achtziger Jahre eine Reihe entstanden sind. Heute gibt eS nur noch ganz wenige lim ganzen l4> und völlig unbe deutende jüdische Verbindungen. Sie sind nie Kampf- verbiudnugen gewesen, sondern nur als Abwehrmaßregel gedacht, um den zeitweise überall abgelchnten jüdischen Studenten die Möglichkeit akademischen Korporationslebens zu gewähren. Ebenso müssen die protestantischen Wingolf- Verbindungen von dein Vorwurf des konfessionellen Kampfes ausgenommen werden. Bei ihnen ist Dnellgegnerschaft bei den von ihrer heiligen Ucberzengnng durchdrungenen katholische» Männern eine Anfregimg hervor, welche viel leicht manch,nal i» zu drastischen Worten sich Luft macht. Man soll aber doch ja nicht glaube» in Oesterreich sowohl wie i» Sachsen, daß diese Männer siir die Herrschast Roms tampse»: wer die Geschichte der katholischen Kirche ohne Voreingenommenheit hetrachtet, der lächelt über solche Be hauptungen nnd hedanert mir diejenigen, welche sie ans spreche». Hahe» nicht schon maiiche Männer in frühere» Jahrhunderten, dann die Reformatoren, hesonderS Luther, der römisch katholischen Kirche de» huldigen Untergang pro phezeit? Hat sie nicht im 16. Jahrhundert ganz gewaltig größere Verluste erlitten als jetzt? Und siehe da, trotz aller Bekämpfung und »lomentaner politischen Ohnmacht steht sie glanzvoll da, einen moralischen Eiiislnß ansilbeiid, beinahe mehr als je zuvor. Siebe, das ist Gottes Werk, und es ist wmiderl'ar i» unsere» Auge»! Wenn jetzt, besonders in Böhmen, gegen die LoS von Rom-Bewegung gekämpit wird, so geschieht es nicht »in der Kirche nnd des Papsttums willen, diese bleiben ruhig stehen, denn es wird ihnen schon durch denjenigen, d e m alle G ewalt i m H i m m e > und a » f E r d e n g e g e b e » i st, an anderer Stelle er setzt, iveiS vielleicht i» Europa perloren gebt: nein, es ge schiebt einzig »nd allein um der unsterblichen Seele» willen, welche sich durch eine falsche Freiheit, die der verirrten menschlichen Reignng entspricht, und durch salbungsvolle Phrase» betören lasse», welche, wenn sie bo» der allge »leinen Kirche Christi absalleii, eine weit größere Verant wortung haben, als die geborenen Protestanten und die man deshalb vor vielleicht ewigem Unheil bewahren möchte. Sollte man denn ans vrotestantischer Seite nicht ein- sehen lernen, daß alle die Männer, welche jetzt in Deutsch land und Oesterreich für die katholische Kirche kämpfen, da für selbstlos gewaltige Opfer bringe». Beleidigungen »nd Widerwärtigkeiten aller Art ertragen, dies nicht um irdischer, materieller Interessen willen tun können, deren Früchte ihnen doch nie znsallen würden, sondern daß sie höhere, ideale Beweggründe haben müssen, welche eben in üem Bestreben zu suchen sind, den deutschen Völkern den und positive religiöse Richtung, nicht aber Kampf gegen die alten studentischen Verbände, Grundlage und Zweck der Organisation. Der Wingolf ist trotz seines durchaus abweichenden Standpunktes von der übrigen Studenten schaft als vollberechtigte akademische Vereinigung anerkannt. Er hat sich stets, so auch bei den jüngst ausgefochtenen Kämpfen um die akademische Freiheit, in den allgemeinen studentischen Fragen tätig beteiligt und ist. abgesehen von der Verneinung des Duells, in Sitte, Brauch und Studenten fröhlichkeit von den anderen Korporationen nicht wesentlich verschieden." Deutlicher ist das bisher nirgends ausgesprochen worden. Das Blatt meint, daß die kath. Verbindungen „einen geradezu beherrschenden Einfluß auf das deutsche Verbindungsleben gewinnen." Wodurch? Ist denn die Anzahl der Verbindungen so groß? Es existieren an den deutschen Universitäten 114 kath. Verbindungen. Ihnen stehen 85 deutsche Korps. 02 Burschenschaften und 44 Lands- Mannschaften gegenüber. Die Stärke der übrigen Verbände illustrieren folgende Zahlen: sarbentragende Turner 41, Sänger 16; Reformburschenschaften: 13; Wingolf: 22; Sondershäuser Verband (nichtfarbentragende Sänger): 10; F. 1'. ft.: 20; Verein deutscher Studenten: 25." Den 114 kath. Verbindungen stehen also 356 nichtkatholischc Korporationen gegenüber Und da will man von einen! „geradezu beherrschenden Einfluß" sprechen! Die Mitglieder der nichtkatholischen Korporationen müßten be dauerliche Schwächlinge sein, wenn sie sich von den welliger zahlreichen Angehörigen der katholischen Verbindungen be herrschen ließen! — Zu den ki'rchenpolitischen Aeußcrnngcn des Kaisers nimmt in ihrer neuesten Wochenrnndschan auch die „Ki-enz- zeitung" Stellung und bemerkt: „Die Darstellung des „Falles Waitz" scheint ims nicht genügend verbürgt zu sein. Tie Schilderung des Seniors T. Behrmann mag richtig sein, denn nach ihr bat der Herrscher lediglich den Empfin dungen eines gläubigen evangelischen Christen Ausdruck ge geben. Uns dünkt jedoch, daß es wenig angebracht mar, die Sache an die Oesfeiitlichkeit zu bringen. Das zeigt schon die Art, in der die Zeiitrmnspresse aus Anlaß jener Dar stellungen die Kgtboliken zur Abwebr gegen einen neuen Kulturkampf aufsordert. Tie „National-Zeitung" bat durchaus recht, wenn sie „übereifrige" und „redselige" Herren warnt, vor einem Vorgehen, das dem Zentrum nur nützen kann, da es ihm die Möglichkeit gibt, seine Stellung zu festigen. Ter Kulturkampf hat ihm nur ge nützt, darum wünschen ivir, daß dem deutschen Volke seine Erneuerung erspart bleiben möge." Wir leugnen gar nicht, daß uns diese Aeiißerungen deshalb angenehm waren, weil sie der Oeffentlichkeit zu wissen tun, was in eingeweihten Kreisen schon längst kein Geheimnis war. Mancher Ka tholik ist hierdurch ans dem politischen Halbschlmiimer anf- gerüttelt worden. Vidcant consnlcs! ruft bekümmert die „Kreuz- zeitnng" ans angesichts der Vorkommnisse im Falle Dr. Fischer Berlin, der die liberale Theologie berühren will, mn sich innerhalb der protestantischen Landeskirche zur Anerkemmiig zu bringe»: das genannte Blatt schreibt: „Man will mit aller Macht jetzt für diese Richtung die Gleichberechtigung in der evangelischen Kirche erzwinge». Aber daS beißt unsere Kirche zersprengen, Gott und seine Offenbarung leugnen und die Bibel als Lehrgrnnd ver werfen und doch dabei ein Theologe nnd evangelischer Pa stor sein lömien, zu Ostern vormittags einen Pastor Pre digen bören: „Freue dich, liebe Gemeinde, Christus ist auf- erstanden", und iiachmittcigs von derselben Kanzel einen anderen Prediger sagen hören: „Freue dich, liebe Gemeiiidc Christus ist nicht anserstandeii", wie solche Fälle im Kanton Zürich bereits vorgekoimneii sind, das kann eine Gemeinde einfach nicht anshalten. Hier hilft kein Mmidsvitzen, hier muß gepfiffen sein, hier muß die Posaune einen deutlichen Ton geben: ein solches Geschwür am Leibe der Kirche muß mit scharfem Schnitte geöffnet werden, und zwar je eher, desto besser, bevor der Giftstoff den ganzen Organismus dinchdriiigt. Tie „Krenzzeitmig", die bier ganz logisch denkt, schreckt vor einer „Amputation" nicht zurück: seden- wahren Clnistusglanben zu erbalten und sie davor zu be wahren, daß sie wegen ihres Unglaubens und ihrer Gott losigkeit allmählich von Gott verlassen werden? Wer sich ganz und objektiv in den Katholizismus vertieft, der be merkt einerseits sehr wohl, daß manches daran ist, was in folge Einwirkung äußerer Verhältnisse, menschlicher Schwächen und Fehler eine Prüfung von streng christlichem Staudpmilte nicht bestehe» kam,, weshalb auch die Kirche, wie es jeder einzelne an sich tun soll, fortwährend an ihrer eigenen Erneuerung arbeitet, daß aber andererseits in der katholische» .Kirche durch alle Jahrhunderte ein nncrschöps- licher Schatz evangelischer Wahrheit, Frömmigkeit, Gottes- mid Nächstenliebe niedergelegt ist, welcher deutlich beweist, ! daß nicht, wie die Protestanten sagen, Strob, Spreu und Stoppeln ans dem Altäre der „Romkirche" anfgestapelt liegt, sondern von den Reformatoren und ibren Aiibängern ii in diesen Altar ansgebänst worden ist und permclirt wird, »m seine Schönbeit und Echtheit zu perdeclen und dadurch ein ganz falsches Bild von demselben z» erwecken. Jeder, der mir will, kann die Beweise für diese Bebanptniigen sich verschaffen, außer den dogmatischen und kirchengeschichtlicheii Werken und es Volksbücher, welche einen näheren Einblick gewähren, wie „Gofsines Handpostille", „die vier Bücher von der Nachfolge Christi", „Gethsemane und Golgatha", „Der Weg zni» inneren Frieden" von I'. Lohen, „Philo- > tliea" von Franz v. Sales, „Der Christ im Alltagsleben" ^ und viele andere, alle von der Herderschen Verlagsbuchliand- ! Imig i» Freibnrg tBreisgan) zu bezieben. Daraus kann ! jeder selien, w i e in der katholischen Kirche Cliristns ge- ! predigt wird, daß dies in Wahrheit nnd nicht nm , ...Hasses und Haders willen" geschieht, daß die römische ! Kirche keine Zwinglnirg ist, wohl aber eine Hochburg echt i evangelischen Glciubeiis und Lebens, in welcher inan sich be- ^ müht, daß ihre Glieder nicht zügellos das Wort und den > Willen Gottes kritisiere», sondern zu erfüllen suchen, die ^ Gottheit Christi Hochhalten nnd nicht nur phrasenhaft „Herr, Herr!" zu ihm sagen, darum aber auch seine heiligste > Mutter mit Begeisterung nicht anbcten, wohl aber ver- ! ehren, doch darüber ein andermal. K. falls sei diese noch besser als eine Blutvergiftung. Selbst wenn Tausende aus der Kirche austreten, sei der Schaden nicht so erheblich. „Alles Bauen herrlicher Kirchen hilft nichts, wenn in ihnen der Unglaube gepredigt wird, alles Schmücken der Prophetengräber Hilst nichts, wenn doch in wendig nur Totengebeine sind. Eine Glauben und Un- glauben zugleich predigende Kirche hat ihre Salzkraft vor- loren, kann keine Wirkung inehr ans die Welt ausnbcn u>K> wird zuletzt von den Leuten zertreten, und das von Rechts wegen. Darum noch einmal: „Vickennt «-ormnlo»!" Sehr richtig! — Das preußische Abgeordnetenhaus verabschiedete den Etat der Zentralgenossenschaftskasse. Tie Redner sprachen ihre Genugtuung aus über den Zusammenschluß der länd lichen Genossenschaften. Tie Debatte aber erhielt eine hoch wichtige Bedeutung, als bei dem Kapitel der indirekt.» Steuern der konservative Führer, v. d. Heydebrnnd, sich sehr schroff gegen jede Neichscrbschaftssteuer anssprach und für die dritte Lesung einen entsprechenden Antrag an- kündigte. Herold (Zentr.) äußerte für seine Person auch Bedenken gegen eine solckfe. Ter Finanzministcr berechnete den Ausfall ans volle 11 Millionen Mart, wenn das Reich eine Erbschaftssteuer einführt. Aber Preußen hat Geld genug; cs kann cs ruhig tragen. Ein Fri'edcnsrus ans dem katholischen Lager. Las Vadcrborner Bonisazius-Blatt schließt einen längeren Ar titel über den konfessionellen Frieden mit folgenden Worten: „Sollen die Stimmen, die zum Frieden reden, wirkungslos verballen? Sollen die Besonnenheit, Gerechtigkeit, die Toleranz, die Vaterlandsliebe übertönt werden von dem wüsten Geschrei eines ungerechten, blindwütenden Fana tismus? Soll es für alle Zukunft vergessen sein, daß wir alle, Katholiken und Protestanten, Söhne eines und des selben Vaterlandes sind, dem wir alle in guten wie in bösen Tagen treu ergeben sind mit Herz nnd Hand? Soll es stir alle Zukunft vergessen bleiben, daß wir alle dock) durch den Glauben an denjenigen verbunden sind, der auf Golgatha sein Leben bingab für das Heil der gesamten Menscbbeit? Nein! So trübe es auch in der Gegenwart ansseben mag wir wollen den Glauben und die Hoffnung ans bessere, künftige Tage nicht verlieren. So groß auch immerhin die Verstimmung und Erbitterung in beiden Lagern sein mag, so sollte sich dock) bei klarem Geiste und gutem Willen ancv in der Zukunft die Möglichkeit eines friedlichen Nebenan! anderwohiiens der Konfessionen ans dem Boden einer durch Ausnalnnegesetze nicht altcriertcn Nechtsgleichbeit berstcllm lassen. Möge inan die Ehrlichkeit unserer Absichten nicht in Zweifel zielien, sondern die gebotene Friedensband er greifen, ans daß im geliebten Vaterlande endlich Wabrheit und Wirklichkeit werde die frohe Hiinmelsbotschaft, die uns alljährlich zu Weihnachten verkündigt wird: „Friede S'n Menschen auf Erde», die guten Willens sind." -- In der „Chronik der Christlichen Welt" lesen wir, wie Herr Pastor I>. Bodelschwingb über die protestantisch? Theologie Studierenden an den Universitäten denkt. Er sagt darüber folgendes: „Es ist wabr, wir dürfen in man cher Bezielnmg ans unsere Universitäten stolz sein. Aber ich muß doch ans eigener Erfahrung bezeugen, daß ans ihnen, was das sittliche und r e l i g i ö s e L e b e n an- geht, wen i g frische Morgenluft zu finden ist. Mg» schiel unter den Studenten der Theologie nur ein geringes M>aß geistigen Lebens. Viele von ihnen fühlen sich nicht einmal gedrungen, den Gottesdienst zu besuchen. Um> das ist ihnen auch nicht zu verdenken, da selten lebendige Geiiieiiideii binter den Geistlichen der Universitätsstädte stellen. Geistlicher Tod berrscht leider an den meisten Stätten deutscher Wissenschaft und nngezäblte Jünglinge sinken, an- gesteckt von dem Giftbanch. der dort webt, geistlich und leib lich in den Tod." — Daß die Herren Studenten der pro testantischen Tbeologie nur deSbalb nicht in die Kirche geben, weil ibre Glaubensgenossen auch nicht gehen, will uns nicht recht eintenchte», denn gerade sie bätteu doch alle Ursache, mit gutem Beispiel voranzngehcii. Allerdings wird ja heut zutage nicht mehr darauf gesehen, ob sie fleißige Kirchen gänger sind nnd wahre Gottesfurcht im Herzen tragen. Wenn sie mir tapfere Streiter „gegen Rom" werden, so ge nügt das verschiedenen Leuten schon. Im übrigen wird ja Herr Pastor Bodelschwingh seine Leute kennen. - o Oesterreich-Ungarn. — Zinn Lcmdcsvcrtcidisiiiilgsniiittstrr wurde für den scheidenden Grafen Zeno v. Weisereheimb, der nahezu 25 Jabre das Portefeuille innehatte. Feldzengmcister Schön aich. der bisherige KorpSlominandant in Josepbstadt. er nannt. Graf v. WclserSheimb gab seine Demission, weil er, wie er Abgeordneten gegenüber äußerte, nicht mehr in die neue Zeit Passe. Der Kaiser nahm in einem sehr Huld- vollen Schreiben die Demission an. (England. Der Militärctas für 1tlo5/06 beträgt 20 813 00'» Pfund Sterling, was eine Zunahme nm I Million Pfund Sterling gegen das Vorjahr bedeutet. Tie Friedens- Präsenzstärke des Heeres von England und den Kolonien ausschließlich Indiens beträgt 221300 Mann. Rußland, — In Petersburg sind fast alle Arbeiter der Druckereien ausständig, sodaß die Zeitungen nicht erscheinen können. — In Warschau verlangen die Arbeiter von 13Eisen- warenfabrikcn Lohnerhöhung und Verminderung derArbeits- zeit. Sic erwarten bis zum 31. d. M. Antwort ans ihre Forderungen. — Die zollfreie Einfuhr von Kohle» ans Schlesien ist um 14 Tage verlängert worden. — Die „Köln. Ztg." meldet zu den Gerüchten über Fricdensverhandlungcn in einem angenscheinlich inspirierten Berliner Telegramm, es bestelle noch lO sicheihcit über die endgültige Tragweite der Mnkdencr Schlacht und ibre strategischen Folgen. Man wisse aber, daß die Verluste beiderseitig ungeheuer seien. ES dürfe deshalb mit Reckt angenommen werden, daß bei den beiden beteiligten Völ kern das Bedürfnis nach Frieden sich in verstärktem Maße geltend machen werde. — Ein Petersburger Korrespondent desselben Blattes versichert, eine weitere Mobilisierung sei jetzt unmöglich, wenn sich die Volksmassen gegen die Fort- sehung des Krieges erklären. Die „Wjedomosti" rät