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Sächsische Volkszeitung : 25.12.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-12-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192112255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19211225
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19211225
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-12
- Tag 1921-12-25
-
Monat
1921-12
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 25.12.1921
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Eönnkäg de» 25. Dezember 1V21 Sächsisch« P o 1 t«zeit ung Nr. 298. Seit« 2 Z: rück zu Christus! Das muh die Paroleausgabc gerade «m Geburtöfeste des Heilandes sein. Gibt eS doch in «nsercn Tagen so auhcrordcntlich viele, welche von der christ lichen Kultur nichts mehr wissen wollen, uiss nicht nur da«, welche sogar die christliche Kultur am liebsten völlig vergessen machen wollen. Mehr denn je müssen wir heute die Frage stellen: Was wäre die so viel gepriesene Kultur von heute ohne die christliche Kultur? Als vor kurzem im sächsischen Landtage von dem Ver fasser dieser Zellen diese Frage gestellt wurde, ertönte der Zw'- schenruf: „Ist Christentum überhaupt Kultur?" Welches Matz von Naivität einerseits, welche entsetzliche Anmatzung aber an dererseits spricht aus solche» Worten. Die ragenden Dome, d'e herrlichen Kuustdeukmäler und vieles, vieles andere sind lebendige Zeugen der christlichen Kultur, lind diese christliche Kultur hat auch heilte noch die alte segcnspcndende Kraft. Sie har sie in vollem Umfange, wenn nur diejenigen, die auf dem Boden der christlichen We'laiischannng stehen, sich restlos in den Dienst der christlichen Kultur stellen. Auch das ist ein Gelöbnis, das wir erneut an lcr Krippe äblegcn müssen und sollen. Es könnte darüber natürlich manches Wort gesprochen wer den. Denn es kann kein Zweifel sein, datz uur praktische Mit arbeit dazu hslren kann, auch Vaterland und Volk wieder mit christlichem Geiste zu dnrchdringen, und datz wir uns dazu auch in weit stärkerem Matze der modernen Hilfsmittel bedienen müsse». Wir wollen in diesem Zusammenhänge nur ein Thma ganz leise auklingen lassen. In der „Allgemeinen Rundschau' wird mir Recht gesagt: „Lässt der deutsche Katholizismus seine Zeitschriften cingchen, so verzichtet er auf seine Mitarbeit an der Kultur der Geaei wart." Was hier für die Zeitschriften gesagt wird, gilt nalurgemäh und erst recht auch für die cyrisliiche Tagespreise. Wieder ertönen die WeihnachtSglocke» und wieder erklingen die We'hnachtslieder. Und wenn wir uns fragen, warum so wenig Friede auf der Welt und unter den Völkern noch heute ist, dann können w r auch nur hier wieder das eine sagen, datz es nicht die christl'che Kultur und das Christentum selbst sind, die versagt haben, sondern datz Menschen und Völker, Staaten und Staatsmänner sich vielfach von der praktischen Auswirkung des Christentums auch im öffcnilichen Leben loSgesagt haben. Und darum noch einmal: Nicht die Materie des Weihnachtsbaumcs nnd der Weihnachtskerze, nicht daS Materielle der Geschenke und der Gaben inacht das Weihnachisfcst aus und kann den Weih- nachtsfriedcn bringen. Ans den Geist kommt cs a». den wir auf uns wirken lassen müssen im Völlen Umfange »nd mit vollem Erfassen Der Geis!, der von der Krivpe kommt, und der uns sagt, datz das Wort Fleisch geworden ist. fisl- Einschränkung des Personenverkehrs Berlin, 23. Dez. Der Rückstand, i» den die deutsche Regierung mit den ihr nusgezwnngencn Kehlcnliefernngrn an die Entente gekommen ist, bceinträchstgt nastirlicherweise die für den JiilandSvcrl'eaiich Härm bleibende Kehleiimenge. Darunter wird auch die N e i ch s e i s e n b a h » zu leide» haben, da ihre Dlensttohlcüversergliiig unter den Bedarfs.',iffcrn bleibt. Wenn auch für drn rigrnttichen Weihnachtsverkehr eine Ein schränkung des Personenverkehrs vermieden wird, so mich doch sogleich »ach Wcibnach'l.» eine Verminderung der dem P e r s s » c n v e r? c h r dir» enden Züge cintreten, um möglichst Me! Kohle säe den Güterverkehr übrig zu behalte». Es werde» deshalb di" sogrnaiiist n Pnnftzi ge, das sind die i» de» Fahrplänen mit runden Ze'ö en versehenen Züge, nach näherer Bestimmung der einzelnen Eiseubahnd:-eftlonen anssalken. Die BcwälEgnng des BerkchrS. der iibrierns rrsahrrnn'.Sgemätz »ach den Festtagen zunächst nbiliwint, wird dadurch nicht in Frage ge stellt. Die Reisenden werden al-rr eine enarre Brseniug der Züge z-.llwiisr i» Kans nehmen müssen Sireikastdrohum; in BreSsau Birslnn, 28. Dez. Beamte, Angesieltie nnd Arbeiter des Eiseural »direkliow>l'r strts Breslau zogen heute nachmittag in einem etwa 8000 Personen umfassenden Zuge vor die Eisenbahn- direktion und forderten einen s o f o r t z a h ! b a r c n Vorschutz von 1000 M., sewie sofortige Reaelnng der Ortsklasseneintei- lung für alle Brie. Für den Fall der Ablehnung wurde soforitger A u s st a n d angedroht. Es wurde eine dahin gehende Entschließung angenommen nnd der NeichSregiernng durch die Organisationen telegraphisch übermittelt. Im Anschlüsse an die Kundgebung wurden Verhandlungen mit der Eisenbahndirek- tion anaelnüpft. Hirrderrbrrras Antwort an Dr. Simons Berlin, 2!). Destuiber. WTB. meldet: Gciieralscldniarlchall von Hiiidenbnrg bittet uns, folgende Antwort aus den ossencir Brief des Herrn Meichsniinisters des Auswärtigen a. D. Dr. Si mons zu veröffentliche»: Eure Exzellenz führen in einem durch das WTB. am 20. d. M. bckanntgcgebencn offenen Brief a» mich Klage darüber, daß ich in meinem Schreiben an Seine Majestät den Kaiser und König vom 30. März d. I. dem Satze: „Furchtbar rächt sich das in Versailles den deutschen Vertretern wider ihre Ueberzeu- gung abgeprestte Zugeständnis unserer angeblichen Schuld am Kriege" hinzugesügt habe: „Nicht minder rächt sich das nntvahre Zugeständnis von Deutschlands Mitschuld, das der Minister St- monS aus der Konferenz in London abgegeben hat." Nach dem mir vorliegenden Texte haben Eure Exzellenz In London gesagt: „Wer die Verantwortung für den Weltkrieg trägt, darüber wird einst die Weltgeschichte das letzte Wort sprechen. Wir alle stehen dem Ereignisse noch zu nahe. Es hat mir immer fern gelegen, die deutsche Re gierung von jeder Verantwortlichkeit am Kriege sreisp rechen zu wollen. Ob aber überhaupt ein einzel nes Volk die Schuld für diesen schrecklichen Krieg trägt und ob dies ausschließlich das deutsche Volk ist, wurde durch die Unter zeichnung des Friedensvcrtrages von Versailles nicht endgültig entschieden." Ich glaube, die Entscheidung darüber, ob meine Aus lassung berechtigt war, dem Urteile der Oefsentlich- leit überlassen zu könne». Jagow biilet um Strasausschub Berlin, 23. Dez. Herrn von Jagow ist seine Verhaftung in Leipzig völlig überraschend gekommen. Er hat an seinen Ver teidiger einen Brief und ein Telegramm gerichtet, worin er sagt, datz sein ganzes Verhalten während der Untersuchung ein Beweis dafür gewesen sei, datz er nicht daran gedacht habe, sich der Strafvollstreckung zu entziehen. Er bittet seinen Verteidiger, sich mn dem Neichsjustizminister in Verbindung zu setzen, um einen Strafaufschub zum Zwecke der Erledigung seiner persön lichen Verhältnisse zu erhalten. Die russischen Fliichikinee in Berlin (Eigener D r a h t b c r i ch t der „Sachs. V o l k S z e i t g.") Berlin. 21. Dezember. Von nntercichteler Seite wird die Gesamtzahl der in Eros; Berlin seßhaft gewordenen russischen Fliigillinge auf nngcsähr tOltlwO geschätzt. Außer Berlin haven Königsberg, Leipzig und Hamburg zalilrciche Flüchtlinge aus genommen. Insgesamt etwa 200ti0. Man kann die sehr inter essierende Tatsache seststellrn, daß der Zustrom russischer Emi granten nach Berlin in letzter Zeit sich erheblich verstärkt hat, nicht durch Zustrom ans Rußland, sondern durch Abwanderung aus den Länder» der Entente und der ehemals neutralen Staa ten. Zahlreiche Kausleute haben Geschäftsverbindungen angeknüpst zur Förderung der HandelSgeschäste zwischen Rußland und Deutschland. Die hier lebenden Russen betreiben meist Buch handel. Die Zahl der Buchvcrlage wird auf 50 bis 100 geschätzt. Die Katholiken und die Presse Der Katholische Pretzverein in Nürnberg hielt vor einigen Tagen eine glänzend verlaufene, von katholischen Männern und Frauen überaus zahlreich besuchte Versammlung ab. in deren Mittelpunkt eine hochbedcutsame Rede des Stadt- pfarrerS N o s ch von Andernach a. Nh. stand, der bekanntlich auf dem letzten Kacholtkeniag in Frankfurt a. M. durch feine vor zügliche Prcsserede weithin Beachtung und Anerkennung gesun den hat. Er sprach einleitend von der Großmacht Presse und dann des näheren von den Aufgaben der katholischen Presse im Dienste der Volksgemeinschaft, worauf er nach einem Bericht der «Bayerische» V o l k s z e i t u n g" (Nürnberg) u. a. wei ter ausführtc: „Der Katholik, den, die Bedeutung seiner Presse aufgegan gen ist, kann nur mit Schrecken hören datz diese Presse ' n Not ist. Und das Wort möchte ich hinansrufen, datz es in daS letzte katholische HauS gellt. Dem Kundigen ist es lange kein Geheimnis, datz die Presse überhaupt in schwerer finanzieller Bedrängnis ist. Auch da hat der Krieg verheerend gewirkt. Von mehr als 3500 wichtigeren Zeitungen vor dem Kriege sind in ehr als 1000 zugrunde gegangen. Die erhaltenen ringen um ihre Existenz. Die ungeheure Ueberteuerung infolge der Steigerung aner Prodnklioi'skoslen hat die finanzielle Grundlage vieler Zeitungen erschüttert. Das findet seinen bedenklichen Ausdruck in dein immer stärker hervortretcnden Einfluß des Großkapitals, de, zu einer bösen Industrialisierung führt. Für die katholische Presse kommt aber noch verschärfend ein besonderer Umstand hinzu. Die eigentliche Geldquelle der Zeitung ist der Anzeigenteil. Jeder Mann weiß, w>e die katholische Presse da ans Reinlichkeit hält, während der Anzeigenteil gewisser ivs't- verbreiteter Blätter von Schinutz- nnd Schwindelan zeigen strotzt. Menu wir nun hören, das; zum Beispiel die „Kölnische VolkSzeitung" in 15 Jahren mehr als sür 200 000 Mk. Anzeigen znrnckgewicscn hat, nnd ein Lokalblatt wie die „Andcr- nachcr Volkszeining" in den letzten zwei Jahren rund für 12 000 Mark, dann wissen wir, welche Opfer unsere Verleger bringen müssen, besonders wen» man hinznnimmt, datz unsere» Zeitun gen durch die Anzeigenbureaus viele Anzeigen von vornherein gar nicht angcbotcn werden, weil man weiß, datz sie Ein- und Zweideutigkeiten nicht aufnehmen. Die katholische Presse ist eben keine feile Dirne und nimmt kern Sündengeld. Mit der finanziellen Notlage geht Hand in Hand und ist von ihr teilwcise bedingt eine geistige Notlage unserer Presse. Das 'st natürlich nicht im Sinne einer geistigen Minderwertigkeit zu verstehen. Es gibt keine geistige Inferiorität des Katholizismus, sondern wir vertreten inbrünstig die unbe dingte geistige Supcrioritäi des katholischen Gedankens, und die sen Standpunkt mutz jeder achten, der selbst an seine Weltan schauung glaubt. Die katholische Presse kennt, Gott sei Dank, beute auch noch nicht die Not, die aus der Versklavung an das Kapital oder andere unterirdische oder gar internationale Mächle stammt. Aber eS gibt insofern eine geistige Notlage unserer Presse, als unsere Intellektuellen zu wenig unsere Presse unterstützen. Man spricht heute so viel vom Führer- Problem. Wenn unsere intellektuellen Kreise Führer blei ben wollen, dann müssen sie viel mehr zu Opfern bereit sein. Wir sind nun einmal der wirtschaftlich schwächere Teil, wir kö». ncn nicht zahlen wie die anderen. Wir können bloß Führer mit reinem Herzen und reine» Händen brauchen. Solche Männer werde» auch die Massen des gläubigen Volkes hinter sich haben, das jederzeit einen »„glanblichen Opferst»» bewiesen hat, nnd gerade weil wir wirtschaftlich schwach sind, brauchen wir die Masse. In dieser Hinsicht bietet der Katholische Pretzverein vor bildliche Arbeit. Katholisches Volk! Denke an den Ernst der Stunde. Die Deiche wanken! Soll die Sturmslut der vernichtenden Re- volntion einfach hemmungslos über uns hinwegbrausen? Wir wolle» nicht tatenlos znschaucn, wir wollen nicht in lyrischer Weltschmcrzstiminung die Harfen an den Trauerweiden aufhän gen, sondern wolle» kraftvoll anpacken. Wer so der Ecmeinsckaft dient wie unsere Presse, hat auch wohl begründete Rechte und Forderungen an die Gemeinschaft. Es gibt nicht nur ein Apostolat der Presse, sondern auch ein Apostolat für die Presse. Ein Volk bat die Presse, die es verdient. Die Masse» zum Kampf müssen wir »nS selber schmieden. Gerade die katholische Minderheit braucht für den gewaltigen Kamvs um die Weltanschauungsgü'er, den die nächste Zukunft bringe» mutz, eine einheitliche, geschlos sene Phalanx. Papst Pins X. hat seine Landsleute bei einer Audienz auf Gefahr und Pflicht aufincrksain gemacht: „Wir wer den vergebens Kirchen bauen, Schulen gründen, Missionen stif te», alle möglichen gulc» Werke Inn, wenn wir nicht vor allem die Waffe» der Presse zu gebrauchen verstehen." Er hat damit als Papst nur bestätigt, was er als Bischof gepflegt nnd getan. Bei der schönen Brücke Nialto zu Venedig erhebt sich ein neues HauS, das eine Inschrift trägt, die in einer Tafel aus Bronze eingetragen ist. Sie lautet: Ecce summum opus Papae Vencti:» (Siche das größte Werk des Papstes zu Venedig). Es ist das Haus der katholischen Zeitung „Tifesa". Man soll den Patriar chen ans seiner Gondel von einem Patrizierhaus zum anderen fahren, sür seine neue Zeitung zu werben. Fürwahr, ein herr liches Biespiel des Apostolates für die gut« Presse. In jedes katholische Haus eine katholische Zeitung! mutz die selbstverständliche Parole sein. Jedes Abonnement, jede Annonce in der gegnerischen Presse stärkt den feindlichen Kvjegs- schatz. Die finanzielle Unterstützung der Presse gehört unbedingt zu den zciigemätzcn gute» Werken, ist eine Ehrenpflicht für die besitzenden Katholiken. ES mutz endlich und endgültig auch mit der Gewohnheit gebrochen werden, daß alle möglichen Stellen, wie Pfarrämter, An stalten. Vereine, den lokalen Teil der Presse in Anspruch nehmen sür Mitteilungen, die in den Anzeigenteil ge hören. Da inutz vor allem der Klerus das nötige Verständnis und daS gute Beispiel zeigen. Es steht in der Tat unendlich viel auf dem Spiele. Wir müssen erzbereit sein für die kommenden Kämpfe. Ein Feig ling oder Verräter, wer znrückblcibtl Darum rufe ich dich, du hochgemute katholische Jugend! Tritt ein in die geistige Schlachtrcche, studiere die Presse deiner Weltanschauung! Dich brauchen wir, Arbeiter jugend. die sich durch die Ideale des Christentums vor dem Hariwerdcn iin Kampfe nms Dasein bewahren mutz, dich brau chen wir. studierte Jugend, sie mit heißem Herzen ein Neudeiitschland sucht. Ich rufe euch, ihr braven katholischen Männert Zeigt euch der großen Kämpfer der Vorzeit wert. Denkt an die schweren Zeiten der Vergangenheit und an die unvergänglichen Verdienste, die sich da gerade die katholische Presse erworben hat. Das katholische Ehrgefühl verlangt, datz wir diesen Bundesge nossen nicht undankbar im Stiche lassen. Katholische Arbeiter, erinnert euch, wer für christliche Soziclpolitik, für eure Persön lichkeit-rechte und sür eure Organisationen eingctreten ist. Und ihr, Akademiker, leiht der Presse eure geistigen Kräft». E'ii besonders herzliches Wort möchte ich an unsere katho lischen Frauen rich.en. Tic Frau von heute ist hineingc» zogen in dcn Kampf, aber wir wollen nicht, datz sie selbst daS Kompsseld betritt, wir wollen sie nur im Samariierdienste sehen, nicht als Amazone, sondern als CaritaSschwester. Wir wünsche». datz unsere Frauen die Priesterinnen des Hauses bleiben und das hl. Herdseuer der Kamilienliebe hüten. Darum, katholische Frauen, laßt keinen Fremdling oder gar Feind herein an euren Herd, der einen anderen Geist in euer Hau« trägt. Katholische Mütter, hütet das Heranwachsende Geschlecht vor der Pest einer schlechten Presse." Der zweite Redner, Verlagsdircktor M ö ck e l - Nürnberg, wandte in seinem Referat „Wir Nürnberger Katholiken und die Nürnberger Presse" diese prinzipiellen Ausführungen auf die Nürnberger lokalen Verhältnisse an, indem er u. a. bemerkte: „Ick sehe heule eine Begeisterung, wie sie seit langem nicht mehr unter uns herrschte. Datz sie der katholischen Presse gilt, erfüllt mich, der ich nunmehr seit einem halben Menschcnalter der Presscsache in Nürnberg diene, mit ganz besonderer Fremde Doch Ihr Beifall allein tut eS noch nicht. Es mutz ihm erst noch die entschlossene Tat folge». Haben Sie auch den Mut zur Konsequenz! Kehren Sie den Blättern den Rücken, welche nicht mit den Richtlinien, die der Referent des heutigen Abends ausgestellt bat, übereiiistiinmenl Oder halten Sie es vereinbar mit der heutigen Begeisterung, wenn es Katho liken in Nürnberg gibt, die sich heute noch nicht von gegnerischen oder sogenannten neutralen Zeitungen trennen können? Noch immer waren wir bei jedem Kampfe ans un« allein angewiesen »nd zum Danke dafür, datz auch Tausende von katholischen Lesern anderen Blättern 'hr Geld zum Verdienen gaben, bekamen sie Fußtritt um Fußtritt. Sie versau- men nichts, wenn Sie sich von diesen Blättern trennen." Optionserklcirung Oberschlesier Die deutschen Reichs- und sächsischen Staatsangehörigen, die In jenen Gebieten Oherschlesicus wohnen oder wohnte», die jetzt polnisch geworden sind, sind zunächst einmal polnisch ge worden nnd haben damit ihre deutsche Reichsangehörigkeit ver loren. Aber sie können auf Grund des Friedensvertrags dis znm 10. Januar 1922 bei einer deutsche» nnd polnischen Be hörde erklären, daß sie deutsch bleibe» wollen (Option). Da zwischen Deutschland und Polen über die Auslegung der OptionS- bestiiiiiniiiigcn Meinungsverschiedenheiten bestehen, ist eS gut, wenn dlcienigen, die zwangsweise Polen geworden sind, aber deutsch bleibe» wollen, dies dcn K r e i s h a n p t m a n n s ch n f t e n »nd ihrer jetzigen polnische» H e i m a t s b e h ö r d e schrift lich oder mündlich mitteile», obwohl die Mitteilung an die pol nischen Behörden i» dcn gesetzlichen AnSführniigsbestimmuiigeir nicht vorgeschriebcn ist. ES könnte sonst geschehen, daß die Polen die nur von einer deutschen Behörde abgegebene Erklärung nicht anerkenne». Die schriftliche Optionser'lärung, die von der Orts- Polizeibehörde zu beglaubigen ist, muß bei der Kreishauptniann- schast (nicht den unteren Behörden) eingereicht werden. Wer optionsberechtigt ist, daS bestimmt Art. 91 Abs. S und 4 des Vertrages von Versailles: Alle Personen, die am 10. Januar 1920 deutsche Reichs- angehörigkeit in den durch Abstimmung polnisch gewordenen Ge bieten tm Sinne des 8 7 des B. G. B. hatte» nnd dort vor dem 2. Januar 1908 ansässig waren. Hierunter fallen auch Beamte, sowie Polen deutscher Ncichs- angehörigkeit und Bewohner der polnischen Gebiete jenseits der früheren deutschen Grenze, z. B. Kongreßvolciis. Nicht erforder lich ist, daß sie während der Zeit von 1908 bis 1920 unnnier- hrochen dort gewohnt haben. Optionsberechtigt ist auch, wer sowohl in Polen als auch in Deutschland seinen Wohnsitz hatte. In solchen Fällen, wo nach dem 9. November 1918 jemand in folge von Gewalt oder Drohung mit Gefahr sür Leib oder Leben seinen Wohnsitz aufgegeben hat, wird das nicht als Unterbrechung angerechiiet, sondern angenommen, daß die betreffende» Personen am 10. Januar 1920 ihren Wohnsitz in Pole» noch gehabt haben und optieren könne». Wer als ehemaliger Sachse die Erklärung für Deutschland abgegeben hat, ist von dein Augenblick an wieder sächsischer und damit deutscher Staatsangehöriger. Die Abgabe der Option hat weiter zur Folge, daß de» Betreffenden sreisteht, in dcn nächsten zwölf Monaten ihren Wohnsitz in den Staat zu verlegen, für den sie sich erklärt haben. Sie können das unbe wegliche Vermöge» behalten, das sic im Gebiete des anderen Staates, i» dem sie vor der Option wohnten, besitzen, und dürfe» ihr bewegliches Vermögen zoll- und abgabefrei in ihre endgültige Heimat mitnehmcn. Für elternlose Personen unter 18 Jahren, sowie sür minderjährige von mehr als 18 Jahren, bei denen die Voraussctzilngen der Entmündigung vorlicge», wird die Option durch die gesetzlichen Vertreter ansgeübt, ebenso sür solche Per sonen, die entmündigt oder unter vorläufige Vormnndschast ge stellt worden sind. Für die amtliche Beglaubigung von Unterschriften, die not wendig sind, dürfen keinerlei Gebühren erhoben werden. Aber cs ist Eile geboten! Denn »ach dem 10. Januar werden keine Optionserklärungen mehr angenominen. Nachrichten aus Sachsen Zum Verbot des Knl usmirnstermms gegen den Bischof von Meitzerr Der Kultusminister F l e > tz n c r hatte seinerzeit ochaup- tet, die Angelegenheit des Verbotes habe außerhalb Sachsens nicht weiter berührt. Nun geht uns ein Bericht ans dem Wahckreis Han an — Gelnhausen — Orb noch nach träglich zu, der das Gegenteil beweist. Danach sind in Zentrnmsvcrsainmlungen Entschließungen gefaßt worden, die dein Herrn Bischof von Meitze» zugcstellt wurden. Eine der uns jetzt ans dem Wahlkreis Hanau—Gelnhausen zugejiellten Entschließungen lautet: „Die Z e >, k r u m sw ä b l e r sch a 1 t Ihrer Hcimatpfarrei Somborn, in zwei große» öffentlichen ZentrumSversammlungeii mit ihrem Vertreter im Deutsche» Reichstag, Herrn ZcntrumS- abgeordnetcn Schwarz, Frankfurt a. M-, vereint, begrüßt mit dankbarer Freude das unerschrockene Eiiitrelen Euerer Bischöfl. Gnade» sür die Rechte der katholischen Kirche in Sache» des katholischen Religionsunterrichts in den katholischen Schulen Ihrer Diözese gegenüber dcn Widerständen der sächsischen Regie rung. Dieselbe gibt ihrer größten Entrüstung Ausdruck über die niederträchtigen Schmähungen nnd Beschimpfungen Ihrer Person und Ihrer bischöflichen Würde seitens des links- radikalen Abgeordneten Menke nnd bedauert lebhaft die schwäch liche Haltung auch der bürgerlichen Parteien anläßlich der An frage Hetzlcin im sächsischen Landtag. Wir erwarten bestimmt, daß das Rcickisschnlgesctz mit solchen verfassungswidrigen Vcr. suche», die Rechte der Kirche zu schmälern, auch im Freistaat Sachsen endgültig aufräumcn wird. Inzwischen begleiten wir Eure Bitiböfl. Gnaden wie bisher mit unseren treuen Wünschen nnd Gebeten für Ihr bischöfliches Wirken und besonder? auch dann, wenn Ihr a "ostolistl-es Amt eS verlangt, dcn heiligen Kampf zu führen für das Recht und die Freiheit der Kirche und des katholischen Volkstcils in Sachsen." IrsurSngs in allen OröLen und Preislagen K^ovivnen umsonst worauf gewartet werden kann Pa. 8349 0Nk:S0Lß1-H., 8ti». 31
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