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Studie, die der Frage eine neue und unerwartete Seite ab- gewinnt. „Mit einer gewissen Wehmut", so schreibt der Verfasser, „lasse ich dieses Buch ziehen. Habe ich doch darin ein Idol meiner Jugend zerstört. Die Idealgestalt des großen Schwedenkönigs wird ihres Schimmers entkleidet, weil ich beweise, daß die Hoffnung, das deutsche Geld in den Dienst seiner national-schwedischen Bestrebungen stellen zu können, seine politische Haltung gegenüber der deutschen Frage wesentlich beeinflußt hat. Er bleibt ja nach wie vor der gewaltige Kämpe, ohne dessen Großtaten das hehre Be- sreiungswerk der Reformation in Deutschland vernichtet worden wäre. Aber man wird sich daran gewöhnen müssen, hinsichtlich d>'r Beweggründe in ihm weit mehr, als bisher geschehen, den eigennützigen, kaufmännisch berechnenden Herrscher des fremden Staates, nicht den von selbstlosen, idealen Regungen erfüllten GlanbenShelden zu sehen. TaS Eintreten für den Protestantismus entsprach ja freilich sei nem Oisfülrle, vor allem jedoch ließ es auch klingenden Lohn erhoffen. Tie Lösung der religiösen Frage war mit der Erledigung geschäftlicher Angelegenheiten innig verquickt.' Der „NeichSbote" freilich will noch immer an der „Idealgestalt" Gustav Adolfs festhalten, trotz dieser ge schichtlül>en Feststellungen. z»^<re«.'reiiy« — Kaiser Franz Joseph leidet an einem leichten Schnupfen, der indes ohne Bedeutung und weder von Husten, noch von irgendwelcher Fiebereischeinnng begleitet ist. Tie allgemeinen Audienzen sind abgesagt, die besonderen dagegen nicht, da sie weniger anstrengend sind. Man hofft, der Schnupfen werde in wenigen Tagen beseitigt sein. Der Kaiser bat den Baron v. Bienerth mit der Neubildung des Kabinetts beauftragt, Bo» den alten Minister» bleiben der Instizminister Tr. v. Hochenbnrger, Graf Stürgkh dieser gibt aber das UnterrichtsPorte- fenille ab und dürfte Minister des Inner» werden —, ferner der LandesverteidigungSminister und der Handels- minister. Für das Finanzportefeuille werden genannt der Lberlandmarschall von Böhmen Tr. v. Urban beziv. der Direktor der Postsparkasse Tr. v. Schuster. Deutscher Landsniannminister soll der Abgeordnete Tr. Pacher wer de». Der Ministerpräsident Graf Kbuen-Hedervary sagte am Nenjalrrstage in Erwiderung ans die Ansprache des Präsidenten Parczel der Negierungpartei, die wichtigste Borbedingnng für die Verwirklichung der großen Aufgaben der Zukunft bilde die Eintracht zwischen der Krone und der Ration, sowie das Einvernehmen, mit dem Lesterreich und Ungarn durch unlösliche Bande des Gesetzes und der Ge schichte und durch die Einheit der Thnastie verbunden sei Rom. — Papst Pius X. richtete an die katholischen Patriarchen des orientalischen Ritus anknüpfend an den Artikel des Prinzen Max von Sachsen ein Schreiben, in dem er seine Ansicht über die Art und Weise einer Vereinigung beider Kirchen darlegt. Atoliea. — Dem Minister de- Aeußern Marquis di San Giuliano haben Reichskanzler v. Bethmann Hollweg und der Minister des Aenßeren Graf v, Aehrenthal telegraphisch ihre herzlichen Glückwünsche zum Jahreswechsel übersandt und ihn gebeten, auch dem König ihre Glückwünsche zu übermitteln. San Giuliano hat ihnen darauf seine Wünsche in gleich herzlichen Worten ausged'ückt, ihnen oen Dank des Königs ausgesprochen und sie uebelcn, auch ihren Herrschern seine Wünsche zu übermitteln. Frankreich. — Der Syndikatüsckretär Durand, der angcklagt war, die Ermordung eines Sireikbrechers angeüittet zu haben, war von der Rvuener Jurh zum Lode verurteilt worden. Vor der daraufhin einsetzenden sozialrevolutionären Agitation hat nun Präsident FalUsres die Segel gestrichen und ihn zu sieben Jahren Gefängnis begnadigt. Durch die Begnadigung Durands wurden den befürchteten Kund gebungen am l. Januar d'.e Spitze abgebrochen. Wenn irr Deutschland ein Mann etwa von der Onaliläl des Obcrscharsiiinchcrs Bncrt vorn Zentralver- bande denlscher Industrieller znm Reichskanzler ernannt inerden würde, dann könnte es im Parlamente nicht arbeitersrrnndlicber anssehen, als es gegenwärtig in Frank reich nnier der Herrschaft des Sozialisten Briand der Fall ist. Am Freiing brächte die Regierung ihre» „Genossen" eine »etle Weihnaclrtsbefchernng in Gestalt eines Gesetz entwurfes zur Unterdrückung der Sabotage, Nach diesem Gesetzentwnrse werden die Rechte der Shndikate nicht ange- tastet, dagegen werde» die geistigen Urheber und die An stifter von Sabotage mit Strafe bedroht. Der Sabotage -Keichgestellt »sied es, wenn Angestellte der Eisenbahn ihren Dienst verlassen. Schließlich wird der Gang des schieds gerichtlichen Verfahrens festgelegt zur friedlichen Beilegung von Streitigkeiten mit Gruppen von Eiseirhahnangestellten, Die Begründung des Gesi'tzentwnrfes weist ans die Not wendigkeit eines schiedsgerichtliche» Perfahrens hin und be zeichnet de» Ansstand von Angestellten, öffentlicher Dienst- Vetriebe als rrnerlanbl mit Rücksicht auf die bevorzugte Stellung der Angestellte» dieser Dienstzweige', wenn diese in de» Arrsstand träten, so maßten sie sich ein Versügnngs- rccht über öffentliche Betriebsmittel a». Da die Arbeit geber des öffentliche» Dienstes ihre Angestellten nicht ans- sperre» könne», sei es logisch, diese z» hindern, sich des AuS- standes als Kampfmittel zu bedienen. Der Gesetzentwurf verbietet ferner, Porbereilirnge» z» Aiisständen in öffent lichen Dienstlretriebe» z» treffen. Was würde bei nnS Uber „Knebelung" geschrieben werden, wenn ein Minister ein solches Gesetz vorlege» wollte! Lpan en. — Der Ministerpräsident CanalcjaS bot dem König die gesamte DcnUsüon des Kabinetts an, nachdem besten Programm verwirklicht sei. Der König sprach CanalejaS sein Vertrauen a»S und gab ihm Vollmacht, in der Zu sammensetzung des Kabinetts die von ihm erforderlich er achtete» Veränderungen vorzunehmcn. Türkei — Die Beiträge für die nationale Berteidiftuuqskasse lause» massenhaft a»S allen Teilen Kreta« rin. Frauen bringe» ihre Schmucksachen dar. Die kretische National versammlung nahm eiligst das griechische Gesetz über die Rekrutierung an und vertagte sich bis nach dem griechischen Weihnachten, — Vier Bulgare« schlichen sich an Lar türkische Wach'- haus in Osmanis heran und erschossen den Wachposten. Als die übrigen Soldaten hereieilten, ergriffe» die Bulgaren die Flucht, wobei zwei von ihnen gelötet wurden. Die Bürgermeister, Geistlichen und Notabeln der türkischen Be völkerung in der dortigen Gegend richteten an die Kammer ein TAegramm, worin sie angesichts der Zunahme des bulgarischen Bandenunwesens um die Wiedcranwendung des Bandengesetzes und Einführung der Kriegsgerichte bitten. Bulgarien. — Ein seltsamer Streik in Sofia. In Sofia, der bul garischen Hauptstadt, ist seit 26. Dezember jeder öffentliche Verkehr eingestellt. Alle Kaffeehäuser und Gasthäuser haben ihren Betrieb eingestellt, alle Verkaufslokale sind zu- gesperrt. In den Kaffeehäusern bekommt man keine Schale Kaffee, beim Bäcker nicht eine Semmel, beim Fleischhauer nicht ein Stückchen Fleisch. Besondere Aufseher ziehen durch die Stadt und passen auf, daß kein Geschäftsmann fein Lokal anfinacht und nicht einmal eine Nähnadel verkauft. Am Sonntag starb ein alter Mann und mußte begraben werden. Jedoch seine Verwandten bekamen in der ganze» Stadt keine Kerze, keinen Kranz, nicht einmal einen Sarg. Die Hoteliers haben ihren Gästen die Wohnungen gekün digt und selbst die Abgeordneten wurden ersucht, aus den Hotelzimmern auszuziehen, wenn sie nicht hinansgeworfeu werden wollen. Und nun wurden die bulgarischen Parla mentarier gezwungen, in die städtische Herberge zu ziehen; fünf von ihnen werden in einem Stübchen wohnen. Wenn vier in das Parlament gehen, muß der fünfte zu Hanse bleiben, um für sie zu kochen, da auch alle Volksküchen ge sperrt sind. Dieser einheitliche Gesamtstreik der gesamten Geschäftswelt von Sofia soll ein Protest gegen die neue progressive Einkommensteuer sein. Tie Sofioter Geschäfts leute glauben nämlich, daß sie durch die Steuer zum Ban kerott geführt werden, weil sie ihnen fünfmal und zehnmal größer erscheint als die bisherige. Da einerseits alle Ge schäftsleute streiken, haben anderseits auch die Konsumenten angefange», sich zu organisieren, weil sie durch den Streik mehr getroffen sind als die Negierung, gegen die die Ge schäftsleute demonstrieren. In einer Konsnnientenver- samnrlirng wnrde einstimmig beschlossen, für die bevorstehen den orthodoxen Weihnachten nichts einznkausen, außer, was nicht nirnmgänglich notwendig ist, »in so die streikenden Ge schäftsleute zu hopkottieren. Ferner wurde beschlossen, die Regierung zu ersuchen, sie möge für die Geschäftsleute dis Wasserleitung einstellen. Wenn die Regierung diesen Wunsch erfüllt, so wird es also in Sofia ans einer Seite Hungernde und auf der anderen Seite die Durstigen geben. Tie Negierung ist durch diesen außergewöhnlichen Streik in größter Verlegenheit. Heute weiß noch niemand, wie dieser seltsame Streik enden wird; die bulgarischen Ge schäftsleute erklären, daß sie so lange streiken werden, bis das neue Stenergesetz von der Negierung zurückge zogen wird, Amerik«. — (kiue Meldung der Associated Preß aus Ehikago besagt, daß die Regierunqktriippen unter Luguel vier Tage lang mit den Revolutionären bei Casa Eolorado gekämpft hätten. Die Regierunqstrupen hätten 600 Mann verloren. Aus Stadt und Land. Dresden, den 3 Januar i'KI —* Sr. Majestät der König hat wie alljährlich, so auch diesmal mit den fremden Souveränen Nenjahröglück- wünfche ausgetauscht. Heute vormittag nahm der König militärische Meldunaen und Audienzen im Residenzlchlosse entgegen. Um 2 Uhr nachmittags nahm Se. Majestät an der Bereinigung alter Herren beim 1. (Leib-) Grenadier regiment Nr. 100 teil. ' Neujahr am sächsischen Kvnigohvse. Nachdem Se. Majestät der König nm Silvesterabend mit seiner ganzen Familie dem feierlichen Jahresschluß in der Hoskirche bei- gewolmt Halle, wnrde der Nenjalirstag im Schlosse durch die übliche Morgenmiisik der Königlichen Hoftrompeter ein- geleitet, woraus sich die Prinzensöhne und Prinzessinnen töchter und später Ihre Königl. Hoheiten Prinz und Prin zessin Johann Georg sowie Prinzessin Mathilde zur Gratu lation einfanden. Um tO Uhr empfing der Monarch die Ver tretung der katholischen Geistlichkeit, mit dem hocbmürdigsten Bischof Dr. Schaefer an der Spitze, der die Glückwünsche ziim Ausdruck vrachte. Im Anschluß hieran besuchte der König den Gottesdienst in der Hofkirche. Nach demselben sand in den Parcrdesälen des Residenzschlosses die große Gratnlalionsconr statt. Um -hj 1 Uhr empfing der König im Thronsaale zunächst die Vertreter der fürstlichen Häuser Schönhnrg-Waldenburg und Solms-Wildenfels, sodann die Herren vom großen Dienst und anschließend daran die Herren Slaatsminister. Um 1 Uhr erschienen die Mitglieder des diplomatischen Korps zur Beglückwünschung, die am Hofe vorgestellten fremden Kavcrlierc und die in der Resi denz anwesende» Mitglieder beider Kammern der Stände- persammlring. Gegen >/^2 Uhr empfing der Monarch die besondere Abordnung der sächsischen Armee, mit dem .Kriegsminister Freih. v. Hansen an der Spitze, den komman dierenden Generälen, den Kommandeuren, wie eine Ver tretung der städtischen Kollegien der Haupt- und Residenz stadt Dresden nsw. Es folgten dann in der üblichen Reihen folge die am Königl. Hofe vorgestellten einheimischen Herren vom Zivil, sowie von den Militärs z. D. und a. D.. den Königl. Kgmmerherren, den Herren von der l. und 2. Klasse der Hosrangordnung »sw., die sich teils im Bankett-, teils im Ballsaale und in der Reitschule ver sammelt hatten. Um 2 Uhr war die Glnckwnnschconr be endet. Abends um s/-8 Uhr empfing Ihre Königs. Hoheit die Prinzessin Johann Georg im Wasazimnier des Nesidenz- sclrlosses im Beisein des Königs Friedrich August die Frauen Oberhofmeisterinnen, die Damen von der 1. Klasse der Hofrangordnnng, die Zntrittsdamen, die Palastdamen und die Hofdamen, sowie die Gemahlinnen der Herren vom diplomatischen Korps. Von 8 Uhr an nahmen der König, Prinz und Prinzessin Johann Georg und Prinzessin Mathilde die genehmigten Vorstellungen der gemeldeten Damen und Herren in der Präsentationscour an. An der Assemblee, die >^.9 Uhr abends in den stets eingehaltenen Formen stattfand, nahmen die Prinzen und Prinzessinnen des Königl. Hauses während des Hofspieles die allgemeine Glückwunschconr entgegen. Erst um 10 Uhr zogen sich die Mitglieder der Königshauses in ihre Gemächer zurück. Im Laufe des Tages hatten Prinz und Prinzessin Johann Georg sowie Prinzessin Mathilde in ihren Palais zahl reiche Herren vom Zivil und Militär zur Gratulation empfangen. —* Die Eln- uud Durchfuhr vou Schlachtvieh auS Oesterreich Ungarn ist nach und durch Sachsen bis auf weiteres fast ausnabmslos verboten. * Ter Vorstand der Deutschen Landwirtschafts- gcsrllschaft verlieh anläßlich der Jubiläumstagung 1910 folgende Auszeichnungen an Herren in Sachsen, die sich um die Entwicklung der Landwirtschaft besondere Verdienste erworben haben. Die silbervergoldete Denkmünze Herrn Geh. Oekonomierat Neiger-Klein-Bautzsn, die vergrößerte Denkmünze im Rahmen: Herrn Obermedizinalrat Prof. Tr. Pusch und die silberne Etzth-Denkmünze: der Zeit schrift „Dem Mitarbeiter", sowie den Herren Geh. Oeko nomisrat Andrä-Braunsdorf, Oekonomierat Lessing-Zella, Kommerzienrat Pfund-Dresden, Professor Dr. Steglich- Tresden n. Geh. Oekonomierat Steiger-Leutswitz-Dresden. —* Ans einen groben Unfug, der eine ungeheure Ver schwendung vou Geld uud Zeit bedeutet, auf die wieder auf- tanchenden Ketteubriefe weist die „Sächs.-Evang. Korr." hin. Ter Schriftleituirg der genannten Korrespondenz liegt ein solcher Brief vor, der die Nummer 303 trägt und fol genden Wortlaut hat: „Hiermit erlaube ich mir die Anfrage, ob Sie bei dem Bau eines Kinderasyls in Singapore mit helfen wollen. Ein Herr hat dem Unternehmer dieses Ketten briefes versprochen, für eine Million abgestempelter Briefmarken die Kaufsumme zu bescliaffen. Wollen Sie, wie auch ich, mithelsen, diesen Kettenbrief zu bilden? Dann bitte ich Sie, drei Abschriften von diesem Briefe zu machen, jedoch mit der folgenden Nummer als 304 zu versehen. Ihren Namen und Ihre Adresse müssen Sie beifügen und an drei verschiedene Personen senden, von denen Sie denke», daß sie Interesse an der Sache haben. Diesen Brief senden Sie an Miß Blassams, Singapore, Indo China, Conies Street, und legen 16 gestempelte Briefmarken, sowie die Adressen der drei Personen bei, denen Sie geschrieben haben. Diejenigen Personen, dis ihre Hilfe versagen, werden gebeten, diesen Brief sofort an Miß Blassanis zu senden, damit sie weiß, daß die Kette unterbrochen ist. Obwohl dies alles sehr nichtig erscheint, verursacht die Person, die ihre Hilfe versagt, dem Unter nehmen großen Schaden. Hoffentlich versagen Sie Ihre Hilfe nicht! Frau N. N." Tie Sache scheint zunächst sehr harmlos, denn 15 ge brauchte Marken sind bald bei einander. Aber man mache sich klar, wie schnell die Zahl der Briefe wächst, wenn jeder, der mit einer derartigen Liebenswürdigkeit bedacht wird, darauf hereinfällt. Nr. 1 schreibt 3 Briefe, 9 tragen die Ziffer 2, 27 die Zahl 3; die 10 steht bereits ans 59 049 Bo gen, und die Serie 2l weist 10 460 353 203 Bettelbriefe auf. Die Gesamtzahl der bis dahin geschrieben Briefe würde 15 680 529 803 betragen. Und der vorliegende Brief trägt dis Nummer 363!!! Bei Serie 21 würden bereits über 235 200 Millionen Marken eingesandt sein. Die erste Mil lion wird schon bei Serie 10 überschritten. Weiter: Jeder der sich zur Weitergabe hergibt, hat für einen Brief nach Singapore 20 Pfennig und für drei deutsche Briefe, falls ss nicht gerade Stadlbriefe sind, 30 Pfennig zu bezahlen, tn Summa also 50 Pfennig. Der Kettenbrief hat bis Serie 16 schon 44 286 Mark Portokosten verschlungen, bei Serie 2l aber rund 7846 Millionen Mark. Der vorliegende Brief trägt die Nummer 363!!! Wenn nun auch anzunehmen ist, daß der Kettenbettelbrief sich an vielen Stellen im Sande verläuft, so viel ist sicher, daß er viele Tausende von Mark verschlingt, die in Tcntschland zu mehr als einem Waisen haus» längs» würden. Darum warnen wir ernstlich vor der Weitergabe solcher Briefe; liegt doch die Gefahr nahe, daß man entweder der Spekulation einxs Briefmarkcnhändlers oder der Wette irgend eines Engländers als Opfer anhemi- fälll, der ans deutsche Leichtgläubigkeit nsw. seinen Plan ge baut hat. Ob das Waisenhaus wirklich gebaut wird, läßt sich sehr schwer kontrollieren. Darum verehrte Leserin, wenn auch dein Mitleid dich adelt, hier wäre es geradezu ein Frevel, mitleidig zu sein. In den Papierkorb mit dein Kettenbrief, den du bekommst, oder in den Ofen! Und wen» d>» deine halbe Mark, die du so gespart hast, doch gern noch opfern möchtest, so gibt es genug Anstalten und Ver eine im Vaterlande, die heimische Not bekämpfen, und die du kontrollieren kannst. —* Wetterprognose der Königl. Gäcki. Landes« Wetterwarte zu Dresden für den 3 Januar: Nordostwind, wolkig, kälter, Schnee. Bericht vom Pvhlberge: Starke Schneedecke, fester guter Weg bis Annaberg. —* Se. Majestät der König hat in Begleitung der drei königlichen Prinzen heute nachmittag 2 Uhr an dem Fest im Osftzierskastno deß Leibgrenadierregiments teilgenonimen. zu dem bekanntlich seit langen Jahren an diesem Tage die aktiven und ehemaligen Offiziere des Regiments sich vereinigen. —" An der Gratulationkcour im Königl. Rest- denzschloß nahmen gestern mittag 1300 Personen teil. —' Die Obersorstmeisterjagd findet am 3. Januar auf Reichenberger Revier statt. —* Königl. Sächs. Altcrtumsverein. Heute abend */z8 Uhr findet im Kurländer Palais eine Sitzung statt, in der Se. Königl. Hoheit Prinz Johann Georg einen historischen Vortrag halten wird. —* Die N e u a n o r d n u n g des Rembrandt- saales in der Gemäldegalerie. Die Gemälde der alten Meister sind in einem Milieu entstanden, das natürlich von der Zeit vernichtet wurde, ohne dem wir aber zu ganz schiefer Wertung eines Bildwerkes kommen. So sind z. B. die meisten Bilder Nltartafelu gewesen, die sich mit ihren leuchtenden tiefen Farben wundervoll in die reiche Orna mentik eines Altaranfbaues schmiegten, sowie der malerische Stil, eine entschiedene Betonung von Licht und Schatten, für große reiche Räume gewachsen war. Aus diesem ihrem