Volltext Seite (XML)
Das heilige Deandl Eine Passionsspiel-Geschichte von Franz Wichmann (Nachdruck verboten.) (14. Fortsetzung.) „Laßt ihn gehen," rief er, „der Mann gehört mir und dem Gerichte; noch heute mutz er über Rautenstein in die Stadt, Marsch fort, du Lump!" Jörg! erwiderte kein Wort, willenlos schritt er vor dem Diener des Gesetzes her. Nur als er an Regula vorüberkam, blieb er einen Moment stehen, seine Faust ballte sich, sein Auge schost finstere Blicke au fjie. „Da Wastl hat sein Lohn," knirschte er, „aba du schlechte Dirn sollst aa net leer ausgehn, wart nur. wann i Wiederkimm'." Der Gendarm stieß ihn vorwärts. Regula rührte sich nicht» doch ein krampfhaftes Weinen durchschütterte ihren Körper. Ihr Blick fiel auf den bleichen Mann, dessen Haupt noch immer im Schoße Broms ruhte. Sie hatte ihn. den sie zu lieben nur vor. gegeben, dahin gebracht und den. den in Wahrheit ihr Herz ge- hört, verraten und verstoßen. Schwer lastete die Schuld auf ihrer Seele, und die Worte des Chors, die er in Gethsemane gesungen, hallten in ihrem Innern wieder: „Was ihn doch am meisten drücket, Vis zum Tode traurig macht? Weil dein Herz noch Sünd umstricket, Keiner Buße Frucht gebracht." , Und plötzlich lag sie vor dem noch immer Bewußtlosen, wie die reuige Sünderin vor dem Herrn, umschiang seine Knie, küßte seine Hände und Füße: „Vergib mir, Wastl, vergib mir," ja in. inerte sie, „i bin deiner net wert, verachte, verstoß mi; wie Judas Hab i di verratn und betrogn, i ka dei Braut net länga sei. Dei Wort gib i Dir zruckl" Dir Männer, ohne ihres Jammers zu achten, legten den Verwundeten sanft auf die soeben herbeigeschasfte Bahre, und Vroni erhob sich. „Er hört mi net," schrie Regula auf, „aba du, red du für eahn, laß mi net zu grund gehn in Verzweiflung!" „Gott wird dir vazeihn, denn dei Reu is wahr und tief. Wer ka den ersten Ster auf di werfn? Wir san alle Sünder. I will für di betn, Negerl." „Dös. dös sagst du?" staunte Regula, wie von Meberfrost geschüttelt, „ja, ja, dö Leut Ham recht, du bist a heiligs Deandl, und a Höherer is, der aus dir red." „Hoffe und vertraue auf ihn, arme Schwester, er wird di net valassn," tröstete die gute Vroni. Der Arzt prüfte noch einmal den Verband, dann ordnete ->r an, den Verwundeten so behutsam als möglich in seine Wohnung zu schaffen. Die Männer nahmen die Bahre auf, der Sternhof bauer und sein Weib schritten zur Seite. Als Vroni dem traurigen Zug folgen wollte, fühlte sie sich scheu am Kleide gehalten. Regula kniete am Boden. „Kommst nimmt zu uns? Laßt mi astoan in mei Schinerz und meiner Neu?" „Dort is mei Platz. Lei (vielleicht) läßt da Himmel Gnad walten und rettet sei Leben. I will eahn pslegn, so guat ichs vermag." „Und i?" „Aa du darfst komma." .Na," sagte Regula schaudernd, „i Hab dös Recht verwirkt, an seiner Seite zu sein. Zum Jörgl sollten? mi einisperrn, La hm gehör i, i Habs mehr verdient, als er." lind schluchzend mit gerungenen Händen blieb sie zurück. Trauer, Schmerz und Enttäuschung über das unerwartete Ende des Spiels lag auf allen Gesichtern. Obwohl der Arzt die Hoffnung nicht aufgcben wollte, sah Wastl doch aus wie ein Ster bender. Scheu, beinahe ehrfurchtsvoll machten die Leute Platz. Am Kreuze hatte der Unglückliche die tätliche Wunde empfangen, das verlieh ihm den Nimbus des Erhabenen, Göttlichen. Zu sterben wie der Heiland selbst, kein größeres Anrecht auf >en Himmel konnte es geben. Sie sahen mehr als einen Menschen, fast einen Heiligen in ihm. Nur Schritt für Schritt kamen die Träger mit der Bahre von der Stelle. Immer wieder bängten sich Männer und Frauen heran, ergriffen die schlaff niederhän genden Hände WastlS und bedeckten sie mit Küssen. 12. In dem großen Hinteren Zimmer des Sternhofes, das still und lauschig auf die Waldwiese hinausging, lag Wastl auf dem Schmerzenslager. Der mächtige grüne Kachelofen, der weit in die Stube vorsprang, war rings von einer Bank umgeben, die Mitte des Raumes nahm ein großer, spiegelblank gescheuerter Ahorntisch ein, buntfarhige Heiligenbilder, Phototgraphien und Hirschgeweile schmückten die Wände; im Winkel, unter einem Glassturz, stand eine aus Holz geschnitzte Statue der Mutter Gottes, und die Fenster waren so dicht mit blühenden Blumen verstellt, daß nur gebrochene Sonnenstrahlen Hindurchspielen konnten. Auf den Zehen und flüsternd nur wagten die Eltern, von der Sorge um ihr einziges Kind verzehrt, das Zimmer zu be treten. Die Pflege des Kranken, deiien Seele noch immer wirre Fieherphantasien durchzogen, hatte Vroni im Verein mit Wastss Mutter übernommen, doch fiel die Hauptarbeit ihr zu, da die Mutter viel zu ängstlich und aufgeregt war.. Mit sanfter,^ durch den Dienst im Kloster geübter Hand versah sie ihren Dienst. Aber trotz aller Bemühungen wollte der Kranke noch immelk nicht zu klarem Bewußtsein kommen. Lange hatte er in Lebens gefahr geschwebt. De Wunde, obgleich nicht sehr tief, war ge fährlicher, als es zuerst den Anschein gehabt. Das Eisen der alten Lanze, mit dem Jörgl den Stoß geführt, mußte wohl ver rostet gewesen sein; es hatte eine Blutvergiftung Herbeigeführt, deren weitere Verbreitung nur durch die peinlichste Aufmerksam keit des Arztes verhütet werden konnte. Jetzt war das Schlimmste überstanden, aber die Wunde wollte sich noch immer nicht schlie ßen, und die Schwäche des Patienten flößte immer wieder neue Besorgnis ein. Vroni erfuhr nur wenig von der Außenwelt. Was sie von Neuigkeiten interessieren konnte, brachte der Sternboser aus de»; Dorfe heim. Das Paffionsspiel war abgebrochen, doch die Be willigung erwirkt, es im nächsten Jahre weiter aufführen zu dür fen. So hatten sich die Bewohner von Obcrglanzbach einiger maßen getröstet, zumal da seit jenem Gewitter das Wetter sehr ungünstig geworden war und Fremde sich kaum mehr in der Ge gend sehen ließen. Der Jörgl war in die Stadt ins Gefängnis abgeführt worden. Er sollte ein offenes Geständnis abgelegt haben und demnächst vor das Schwurgericht kommen. Regula hlieb dem Sternhofe fern, und Wastls Eltern waren froh darüber, denn auch der Arzt teilte ihre Furcht, daß der Kranke, falls er, zum Bewußtsein znrückgekehrt, sie erblickte, durch die heftige Er regung neuen Schaden leiden könnte. Auch die Kramernandl wagte es nicht, sich sehen zu lassen. Die Vereitelung ihres Lieblingsplanes lag ihr schwer auf dem Herzen; aber so sehr sie auch in die Tochter drang, vernünftig zu sein, Regula wollte nichts davon wissen. Sie weinte und betete den ganzen Tag, magerte ab und war in der kurzen Zeit mn Jahre gealtert. Der Arzt, den man endlich hatte rufen lassen, schüttelte den Kopf. Ein schweres Gcmütsleiden bilde sich auS — meinte er. Wenn man das Mädchen nicht zu zerstreuen und aufzuheitern wisse, könnten d'e Folgen die schlimmsten sein. Aber da war schwer Rat zu schaffen. Die reuige Sünderin fürchtete das Antlitz der Menschen, sie ging zu niemand, sprach nur das Nötigste und war unzugänglich für jeden Trost. Mit Schrecken bemerkte die angsterfüllte Mutter, daß ihre Sinne und Gedanken sich oit zu verwirren begannen. Sie redete wie im Traums mit sich selbst, und oft schien sie eine Art religiöser Verzückung zu befallen. „Das ist ja Wahnsinn," jammerte die Krämerin, „tme kommst denn zu solchen Reden!" „Laß mi," erwiderte Regula, „wenn es Wahnsinn is, so tröstet er mi doch, und dös is gut. I derf net an die Wahl., heit denkn, sie is zu furchtbar." (Fortsetzung folgt.) Sie kaufen billig Männer- und Burkchenanzüge .... 900.— Kinderanzüge aus Militärtuch (bis 6 Jahre) , 75.— Kinder - Sommer - Hosen „ 50.— Burschendrokljacken, instandgesetzt . . . „ 55.— Englisch Lederbosen, Männer- und Burschen - Sommer- Joppen, Männer- und Vnrschenhemdsn, Schürzen Schülsrmützen . 15.— F. Richter, Dresden-«., z PMnitzer Straße 46, Hof links l. Verkauf 9 bis 5 Uhr Korssttsn «s°>> fertigt unter Osrsntie kür tsckeliosen 8itr unck prim« Ltotten uuoli tllr Damen mit Mängeln In cker pigur bei kunstvoller Verckeckung. gorn unck! kostontroi. 71S I-INÄ ^äiins Dressen, luckwig-Rickter-Ltrnke 15, pt. bsrnruk tlr. 34311 K48 Dressen» QSrliirer Ltrslls 4 unck 6 DSglicli '/,8. Sonntags auch '/»4 Ubr 6 8« « 8 v Vorstellung s Useniaissi LsrZksskL XommLnditgssellsetiLtch Kainkkrrus Droscken-Ü», LolireibsrgssLie 12 psrnsprsoknummsrn! Ortsverkehr: 14026 14034 14033 pernverksbr: 20804 Orabtnaobrlobtsn:8obu!rdank Lsmtliotig bankmslZiggn Kssosiäfls :-r : finanrivllo Lsrslung : x oiier Lrzskeme kübrt kaobaom'äü, schnell null preiswert o»^ - kZ33t-^Üt6 - l.!t26N-!M6 Uinzrresssn unck PZrden sclmell unck billigst. 6 ro 6 o Auswahl, noch billige Preise. vi-eslkn, ?iIlnit26i-8lt'Ä8s 19 min IT, iMsnkmZlLr ^ IN siisn Zrsinai'tsn somis kchnouerunZvn slisr kniagei' EedMör Liegle?. kilülisiier Dresden-6., kULlinicirsIpsKs 64. Wckk8 ist ller Mlkle Ml! vornedmie Alo Ist mir ckie sckünsie Oelegenbeit rum keilen geboten? Uko xvlrck ein erstklassiger Reitunterrlekt erteilt? Alo bekomme ick ein pterck ru einem Sporterritt in «ter ttelcke? 189S I« UU-VMM L W»er «Imd ^ »lilliW Uckl üülkl. felUlii! 84» SaulM Me ' Venksuk erslkisTsigen keil- uns V/agenpiei'rle vestes pßei'tlemstei'isl von Verleib - ptenilen >W» »III i «L.- iri K<ss«rkKKK S«»4L«n iisucksviwlimseiisr u. kaiüiaxist loset Notker Kornmarlrt - Roks, am Dkeater. «SN8SI L e? vk'srlisn /i., Mtonbsi'gvi' 81i-s6v 16d pernruk 32684 ' Llvlrtrisivlsv uHruIaAvu ai»«t I /Nit kiitomöbeluksgen werckenvmrüzo dis »uk120km6ntkernunx, besonder» »der n»eb derxlMN Oexencken in wenigen Ltuncksn xarantiert »ctiickealrel »usgekadrt. foriiepn Sie stets mein -InAedot, veno 8lo käöbel in cker Stsckt ocker nacii miZvvSrts ocker von »usvitrts naek dier »u transportieren ocker In Verwahrung ru xeben baden. Lei einwanckkreier Leckisnung wercke leb ibnen ckiv ßanstixste» Preise stellen, cka icb cker Konvention cker HISdeltransportxesckSkte nlcbt anxeböre. 100 eigene kNiibeiwagen Eigene ^ngerkäuser Xaslsnansvklägs bsrsilmliigst UWU! MMW Ksbi-ürikl kookmann holprig-^sullnitr Vi-ssljnvi- 8!>'. 75 llsri'öii- unlj l<nAb6n-!(onf6kiiott Lnksi'tigung N3ok Ü/Iak ^rboitsa allor tlrt auob lür auswärts übsraimmt Otto klblnger, Laatstraüo 17, I'oraspr. 35226 8/iaiaps»>baika»» ^vvräon soknsiistsos unck .elatot «I Urltlvil 2U wäöigou prsisou aus- xskübrt. a. Oersiek, Llalsrmsistor, Lsrgmaan- straüo 11. pgrusprsoksr 30 320. Zekulmsi'vnlsgsi' kossnstralls 29 d Rosonstrallo 29 d s?olä- unä Zildsi'^ai'sn kksiobs Auswahl. — Reparatur unck Xouarbsiton. rbeockor 8ekolre, Sobloüstralls ba. iisIiiiiüiM, iittil dei mm ImeM! Xllrreiinsrsi losepk Sckremmer, Ooipriß;, Ruckolkstrallo 5 RsuanksrtigunA, Reparaturen unck Umarbeitung Kii'vlisnmLlvr'si Vvststr 29 ttetnrlek ttlnrteks b'arnspr 11026 Suokbinüvi-si von l^anr ttai-mulk t-Inttonsli-ntl« 10, Perus preobsr 18716,1Voknung: Bbomasiusstr.llk p 8v>iubsrt L N. Nsrnsr IWökol- unil SsutlsvklsnL?