Volltext Seite (XML)
^o-.inläg den M. Juni 1922 Nr. 144, Seite 5 W A. s««> im die Wilile» I» da SwU von Dr. I r h n e - Bautzen. Ter heutige Monatstag muß für die Katholiken Sachsens immer denkwürdig bleiben. Darum sei auf der Erinnerungstafel unseres Geistes die Inschrift, die unter dem 25. Juni 1921. eingegrabcn ist, wieder klargelegt, wenn etwa schon das Moos der Vergessenheit darübergckvmmen sein sollte. Unser Blick wurde vor einem Jahre in eine Jahrhunderte zurückliegende Vergangen heit gelenkt. Tie Hand baute am granitenen Dome der Kirche cincn Turm wieder auf, der in Brand und Sturm des 16. Jahr^ Hunderts Schaden gelitten hatte. ' > Das am 20. Oktober 1881 in einen langen Schlaf gesunkene Bistum Meisten wurde durch Gottes Gnade am 25. Juni 1921 wieder erweckt. Das Legatenkreuz ward nach Sachsen getragen. Ter Apostolische Nuntius im Deutschen Reiche zog am Vorabende ein in die Mauern des altehrwürdigen Stiftes zum hl. Petrus> das von den 700 Jahren seines Bestehens 360 Jahre laug (seit 1561) den Nest der Herde treu geschützt und das Bistum vor dem völligen Absterbcn bewahrt hat. Es geschah ihm zum Lohne, dast es in die Rechte der ungetreuen Mutter, des HochstiftS Meiste», eintrat und von einem Kollegial- zu einem eigentlichen Domkapitel erhoben, die Stiftskirche zu einer Kathedrale wurde. Rust euch, ihr Katholiken Sachsens und besonders der Lausitz, die Kette hochgestimmter Feste ins Gedächtnis, die mit jenem Tage begann! Denkt daran, wie euch der Heilige Vater fast unmittelbar durch seinen ersten Stellvertreter in euren Genwinden besuchte! Am 18. September kam der neue Hirt und nahm als 42. Meistner Bischof Besitz voin Stahle des hl. Benno. Es must Gottes Wille gewesen sein, dast im Jahre vorher, ^ wo man kaum etwas von den kommenden Ereignissen ahnte, 1 gerade Bautzen zum Ort des nächsten Katholikentages be stimmt wurde. Ter Vautzner Katholikentag war der gewaltige Sckluß- akkord der kirchlichen Feiern des Jahres. — Die für seine Vor bereitung tätig waren, hatten dabei die Ehre Gottes im Auge und die Absicht, an den Tausenden, die sie zum Bischofssitze führten, dem soeben eingezogenen Bischöfe zu zeigen, welch ge waltiges Gefolge er auf dem Wege des kirchlichen und geistlichen Aufstieges in Sachsen haben würde. Nicht im geringsten lag, wie behauptet wurde und noch gesagt wird, eine nationale Karnpfesabsicht vor. Zur Ehre Gottes, zum ewigen und irdischen Heile, zur geistlichen und sittlichen Hebung beider durch den Glauben geeinter Stämme, Deutscher und Wenden, zum Segen des Staatsganzen sollte der Bautzner Katholikentag gereichen. Wenn eine Prüfung «»gestellt würde in den Gemeinden, in die sein Wellenschlag gedrungen ist. so Netze sich bis ins Einzelne Nachweisen, wie er Glauben und Sitte, Kirchen- und Bischofstreue gefördert hat. In Vorbereitung ist der Katholikentag zu Chemnitz. Das Erzgebirge ist mehr noch Diaspora als Dresden und Leipzig. Mehr noch als die bisherigen Tagungsgegenden bedarf der Südwcslen Sachsens des Antriebes zu katholischem Glauben und Leben. Ja kommt es denn nicht gerade der Lausitz, die sich mit ihren geschlossenen Gemeinden und dem Bischofssitze das Herz des sächsischen Katholizismus nennen kann, zu, den Pnlsschlag katholischen Glaubens dahin zu treiben? Und müssen andererseits nicht auch wieder die Lausitzer, da diesmal der Tagungsort weit von ihnen liegt, sich dahin drängen, um von den segensreichen Anregungen der Katholilen- versammliing berührt zu werden? Wohl weist ich, dast wir Lausitzer nicht in solchen Scharen wie nach Bautzen auch nach Chemnitz gehen können. Wer nicht glaubt, dahin fahren zu können, der gebe als Ersatz für seine Abwesenheit dem Vertrauensmanne, der für jede Gemeinde bestellt ist, einen Geldbetrag zur Unterstützung der Tagung in die .Hände. Jede Gemeinde aber sende dennoch möglichst viele Vertreter dahin, damit diese dort angeregt und begeistert werden und dann die segensreichen Wirkungen der Tagung mit- bringeu. Alle Lausitzer haben die heilige Pflicht, Auge, Stimme und Ohr zu haben für die C h e m n i tz e r Katho likenversammlung am 30. September und am 1. Oktober. i Gemeinde- und Vereinsnachrichte» Diözesanverband der Juugfraucnkongregationen und katho lischen Jungfraucnvercinc im Bistum Meisten. Der Unterzeich nete erbittet sofort für den Bennokalcnder 1923: Die genaue Bezeichnung des Vereins und des Vorsitzenden, Zahl der Mitgl'e- der (wieviele unter 20 Jahren), vor allem Aenderungcn in den bisherigen Vereinsausgaben. Man vergesse auch nicht auf die Gesuche um Staatsbeihilfe. (Formulare auch bei der Bezirks schulinspektion zu haben.) Letzter Termin 1. Juli. Dr. Kurze, Nutzen, Domstift. 8 Leipzig. Kreuzbündn-S. Gruppe St. Trinita tis. Mitglieder! Der heut'ge Sonntag ist euer Ehrentag! Tretet geschlossen in Tische des Herrn, vormittags 9 Uhr. in der St. Lauentiuskirche, ebendaselbst, nachmittags 5 Uhr, zur feierlichen Verpflichtung. — Es ist eure Ehrenpflicht! — Abends wollen wir den schönen Tag beschlichen mit einer weltlichen Feier im Saale des katholischen Tesellerchauses, Wicsenstr. 23 (Hofl, zu welcher sich die Mitglieder mit ihren lieben Angehörigen und werten Gästen zahlreich einfinden mögen. Beginn pünktlich 7 Uhr. * Bundestag der Mar. Kongregation der Lausitz in Löbau. Ter erste Bundestag der Marian. Jungfr.-Kongregatiouen und Jnngsr.-Vereine der Lausitz tagte in Löbau und ist zur vollen Zufriedenheit von über 300 Teilnehmern abgclaufen. Kamenz mit FahRe, Storcha, Bautzen, .Hainitz, Schirgiswalde, Grunau, Ostritz, Seitendorf. Reichenau. Zittau waren korporativ erschienen, von Erostwitz und Panschwitz Deputationen und 7 Präsides. Unter Glockengeläut und Vorantragen von Kirchcnfahnen und der schönen Bereinsfahne von Kamenz bewegte sich der imposante Zug zum festlich geschmückten Marienkirchlein, wo Domprediger Dr. Kurze die Festpredigt und Pfarrer Scholzc feierliches Hochamt mit Tedeum hielt. Mittag war auf der Pfarrei eine Präsidcs- kouferenz. Nach der Segeusandacht, die Pfarrer Rücker hielt, be gaben sich alle Teilnehmer zur Festvcrsammlung im geräumigen Saale des Lamm-Hotels, wo Kaplan Mühr tu begeisterten Worten die moderne» Ziele der weiblichen Jugendbewegung zeichnete. Auf die Ergebe,iheitSadresse an den hohn,. Herrn Bischof hin, lief ei» liebenswürdiges, ermunterndes Dankschreiben Sr. Vischösl. Gnaden ein. >»« Letzte Telegramme Rathenau ermordet Berlin, 24. Inm. Reichsminifter Dr. Rathenau ist ermordet worden. Drei Vermummte folgten im Kraftwagen dem Auto NathenauS und warten Handgranaten. Tatort: Gruncwald. Ein Maschinen gewehr must in Tätigkeit gewesen sein- Der Kopf des Ministers weist acht Schliffe aut. Der Kampf um die Umlage im Reichstage Berlin 23. Juni. Der Reistagsausschutz für Volksernäh- rung setzte heute die Beratung des Gesetzentwurfes über die Rege lung des Verkehrs mit Getreide aus der Ernte 1922 fort. Nach dem es gestern nachmittag im Unterausschutz zu keinem bestimm ten Ergebnis über die Preisfrage und die Höhe des Liefrungs- solls des Umlagegetreides gekommen war. Der Antrag der Rech ten auf Ablehnung des Umlageverfahrens und Einführung der freien Wirtschaft wurde mit 10 gegen 10 Stimmen bei 8 Stimm enthaltungen abgelehnt. Der Antrag der sozialistischen Parteien auf Erhöhung der Umlage auf 4j§ Millionen Tonnen wurde ab gelehnt. Ebenso der Antrag der Rechten auf 1tz Millionen Tonnen und der Antrag Dr. Heim auf 2 Millionen Tonnen und schlietzlich auch die Regierungsvorlage. Die Ablehnung erfolgte mit Stimmengleichheit mit 11 gegen 11 Stimmen unter Stimm enthaltung der Mitglieder des Zentrums und der Demokraten. Die Sitzung wurde schlietzlich abgebrochen, um für Verhandlungen unter den Regierungsparteien Zeit zu gewinnen, lieber das Ergebnis wird heute nachmittag 5 Uhr beraten. Nadeberg, Jugendsonntag Sonntag, 25. Juni, Gemeinde-Kommunion. Nachm. i/.S Uhr: Besondere Segensandacht. <2J„gendwandcrungen.) Wetterdienst der Landeswetrerwarte Dresden Das gestern über Großbritannien nnd der Nordsee gelegene Tiefdruckgebiet bat sich ostwärts berlooert nnd auch in Sachsen auf frischende westliche W nde. zeitweise Trübung und vereinzelte leichte Strichregen verursacht. Eine tieferg-bende Einwirkung bat das er wähnte Tiefdruckgebiet jedoch nicht crrie't. da aut seiner Bah» rasch eine neue atiautiickie Depression nachsolqte. die beute nordwestlich der britischen Justin liegt. Bei der gegebenen Druckoerteilung sind für die nächsten T ige »nruhioer Barom.'trrgang bei vorwiegend westlichen Winden, wechselnde Bewölkung und strichwei'e auch Neaen'älle zu erwarten. Eine wesentliche Temveratnränderiing steht nicht bevor. Verantwortlich für den redaktionellen Teil: Rudolf Linzen; für den Inseratenteil: Joset Fobmann. — Druck und Ver lag der »Saxonia-Biichdrnckerei G. m. b. H. in Dresden. Amtlich notierte Devisenkurse Berlin, 24 Juni. Ter Dollar notierte gestern vormittag 10 Uhr »27 E 828 U und mittags 12 Uhr 330 v 831 11 Bo» Neuliork wird die deutsche Mark mit 0.30'/, Cent (gestern 0.30'/, Cent) gemeldet. Devisenkurse im Freiverkehr mittags 12 Uhr, niitgeteilt von der Commerz- und Privat. Bank, Filiale Dresden Berlin 24. Juni Geld Briet Neuyork . 1 Dollar 838.— 341.— Paris . . 100 Fr. 2860.— 2890.— Zürich . . 100 Fr. 0320.- 6370.— Stockholm. 100 Kr. 8510 — 8845.— Prag . . 100 Kr. 645.— 650.— London. . . . . . I Pfd. Sterl. 1495.— 1500- Holland . 100 Fl. 12950 — 18000.- Kopenhagen 100 Kr. 7120.- 7150.- Caritas und Jugendsonntag Der Hausvater sprach zu seinem Knechte: «Gehe hinaus auf die Stratzen und Gassen der Stadt, und bringe herein die Armen und Krüppel und Blinden und Lahmen." — Die am Wege stehen, .brotlos, glücklos, schier unübersehbar sind rhre Reihen. Du kannst und mutzt ihnen helfen! So komm und schau ihnen ins Antlitz, das den Stempel der Entbehrung, den Ausdruck stiller Verzweiflung trägt. Blicke doch den bleichen Kindern ins Gesichtchen, deren Augen lachen sollten, und die doch so glanzlos, so anklrgend in die Welt blicken. — Hungernde Kinder — dar bende KinderseelenI Vielleicht weißt du nicht, wie weh Hunger tut; so danke es Gott, derer gedenkend, die brotlas sind. — Wie darf ein Christ zu den Satten und Uebergesättigten gehören, die taub und blind scheinen für fremde Not? Einst wird ein grauen volles Wehe in jener Tauben Ohr gellen, das Wehe des ewigen Richters: ..Ich war hungrig, und du hast mich nicht gespeist.' Sie werden das Mahl bereitet sehen denen, die auf Erden Mangel litten; selbst aber werden sie Hungers sterben in Ewigkeit. So koinmt denn, ihr, die des Herrn Gnade reich gemacht — es ist nicht euer Verdienst —, kommt und erwerbt mit euren irdi schen Schätzen eures Himmels Seligkeit. Latz: St. Ntarlins Geist in euch erwacl>en, ihr. die ihr doppelt, ja mehrfach gekleidet se:d, wo andere frieren. Wo schuldvoll ihr die Armen vergessen, wer den dereinst tausend Gewänder nicht ausreichen, die Blöße eurer tasten Seelen zu bedecken. Erstarren werder >br. nicht »wr der eigenen Kälte wegen, sondern vor dem entsetzlichen Nichterspruch des Herrn: Hinweg von mir. ich war nackt und ihr habt mich nicht bekleidet. So kommt, erwerbt euch das Himmelreich, erbarmt euch ob fremder Not! Helft den Kindern und helft den Schwachen, die ihres Kreuzes Last getragen., oielleicht ihr gan-ce Leben laug, ob trau oder weniger standhaft, ist nicht eure Sache, eure Schu'd vielleicht, wenn sie unter dem Kreuze nunmehr erliegen. Heist mit eurem irdischen Gut in Opsergesinnung, Heist mit heiliger Liebe. Tann fällt es euch auch leicht, einmal ein Stündlein freier Zeit zu opfern. Wißt ihr nicht, daß euer Kommen einen Son nenstrahl in ein einsam düsteres Krankenzimmer bringen kann, den ersten Glücksstrahl vielleicht seit langem? Opfere ein Gebe:, wenn du sonst nichts zu opfern hast; der Liebe Segen wird über strömen auf die, für die du bittest, wird ruhen über dir, du Armer — aber doch reich in der Liebe. Gedenkt der Kinder, hrlft froh sie machen. Zaubert Kinder- lackicn und Kinderjubel in ihre Herzen, die Scmue is.ihlet ja nicht so schön, wie ein strahlend dankbar Kinderauge Liebe obne Unterlaß, so wird die Liebe Siegerin sein. Ein Kudlem .ächelt dir doch voll Huld entgegen — um seinetwillen g'b auch Liebe, ohne Dank zu empfangen ans Ente >. Bete für die Kinder, bete mit ft -nt Oft hat ein Gebet aus K n'erwund eines starrer Sünderberzens Stolz geknoben. Keui neck' so schönes VciScken klingt so süß wie kindlich jro.umes Veien. Das sagt den Müttern, die ihre Kinder wohl zu aller» band Knixchen und Künsten abrichten. Lieb und höflich lehrt sie sein, aber macht sie nicht zu Dienern der Hoffahrt. Kinder sind ein Geschenk des Himmels — für den Himmel lehrt sie erzieben! Ein liebes Wort hilft, das gute Beispiel hilft besserI Wagt eS nur! Vor allem ihr, katholische Jungen und Mädchen, die ihr das Kinderland schon hinter euch gelassen, sollt das gute Beispiel wagen. Beginnt es froh am kommenden Jugendsonntag. Latz! einen ewigen Sonnentag anbrechen! Bringt Opfer der Freund schaft. Seid versöhnlich und freundlich auch denen, die nicht eure Freunde sind; gerade diese bedürfen der Liebe am meisten. Und wenn sie euch zurückweisen, zürnt ihnen nicht, ach. betet still für sie, aus daß die Liebe sich in ihre weben, wunden Herzen senke! Helft, ibr Jungen, helft, ihr Alten, belst. ihr Freunde der Jugend! , Führet an den MegeSzug der Liebe, dienet einander in Liebe. Wir alle können eS, sofern wir nur selbst guten Willens und in der Liebe Gottes sein wollen. Laßt uns alle helfen den Schwachen, Kranken, Alten, den Bedrückten und Leidträgern. Die Seelsorger werden uns Arbeit solcher Art reichlich zuzuwenden wissen; wo nicht, haltet selbst die Augen offen, der Herr lasse uns sehend werden und segne un ser Beginnen, führe eS zum glücklichen Ende für uns und alle, um derentwillen wir gesorgt, geschafft und geliebt haben! In CLritstv Vs! Jngendnot Vor dem 2. April d. I. kündigten große Anschläge überall an: Wyneken spricht über „Jugend und Religion'' in Dresden. An dem Sonntag vormittag war das Ncustädter Schauspielhaus ganz gefüllt mit Scharen von Jugendlichen, die den Mann hören wollten, der in der sreidentschen Jugendbewegung eine bedeu tende Nolle gespielt, der als Schulreformer bekannt geworden, der mit seinen Schriften großen Einfluß wenigstens auf einen Test der Jugend ausgeübt hat. Er sprach ruhig, sachlich, und man börte ihn ruhig mi. Wer aber mit der sicheren Klarheft IWM katholischen Christentums und mit wirklicher Kenntnis der ge schichtlichen Zusammenhänge hingekommen war, den erfaßte tiefes Mitleid mir dem Redner und mit der ihm lauschenden Jugend. Mit dem Redner: denn aus ihm sprach zweifellos viel edles Streben und eme innere Sehnsucht nach einer vom Licht der Religion durchleuchteten, geschlossenen geistigen Welt, wie das katholische Mittelalter sie hatte. Mit der Jugend: den» die ganze Rede war eine glänzend durchgeführte Geschick,tsfälschung. Sie baute mit einer, man möchte >ast sagen, raffinierten Psycho logie die Entwicklungsgeschichte der Religion aus, wie man sie sich zurechtdcnken könnte, wenn man jede göttliche Offenbarung von vornherein aus der Geschichte wegleugnet. Man denkt sich drei Entwicklungsstufen: 1. Die .Religion" als Technik, d. h. als ein Mittel, sich das Leben bequem zu machen; man gibt den Göttern, um von ihnen eine Gegenleistung zu bekommen. 2. Die Menschen denken sich eine Welt der Pbantasiegebild« außerhalb dieser wirklichen Welt (religiöse Kultur!) und suchen damit die bittere Tatsache des Todes zu überwinden, indem sie leben, als ob es eine Ewigkeit gäbe, indem sie Ewigkeit spielen. 3. Einzelne aber lösen sich los aus der Masse, wenden sich gegen die religiöse Kultur, wollen die Religion allein für sich erleben. So Christus (I). Solche „Religion" ist Begnadigung, wie beim Künstler, kann nicht erworben werden, und ist in der Gegenwart kaum vorhanden. So denkt sich Wyneken die Geschichte der Religion. Eine Unmenge Fragen umgeht er; viele Einzelheiten der Geschichie stellt er ganz falsch dar; er tut, als oh es kraftvolle religiöie Persönlichkeiten vor Jahrtausenden gar nicht gegeben hätte: er verwechselt christliche und eruropäisckw Religiosität; er führt Worte Cbristi an und legt ihnen einen ganz anderen Sinn unter; er seht sich wohl mit den Zerfallserscheinungen, aber nicht mit der lebendigen kraftvollen Religion im katholischen Christentum auseinander, weil er diese nur von weitem kennt. Auch diese Hai die natürliche Anlage der reifenden Jugend zum Kritisieren zu überwinden. Aber sie sieht den gottgewollten Zweck dieser Neigung der Jugend eben darin, daß sie zu einer persönlichen Religion, zum inneren Erfassen der Glaubenswayrheiten getan, gen soll. Die Seele soll sich willig der GlanbenSgnade öffnen nnd aus dem Glauben das ganze Leben gestalten. Haben die Märtyrer etwa ihre Kraft in dem Gedanken gefunden: ich will tun, als ob cs ein ewiges Leben gäbe? So „haben wir die Herrlichkeit des Sohnes Gottes gesehen, des Eingeborenen vom Vater, voll der Gnade und Wahrheit" (Joh. 1, 14). Wahr heit und Gnade Gottes, das ist die Religion. Wahrbeit, an die wir wegen der Offenbarung Gottes glauben; nnd Gnade, mit der wir Gott, dem Lebendigen, in unserem Leben dienen. Warum wir jetzt auf den Vortrag Wynekens zurückgrcisen? Morgen ist der Jugendsonntag nn Bistum Meißen. Da sollten wir uns wieder einmal bewußt werden, welch große, herrliche Aufgabe die katbolische Jugend in unserer Zeit hat. „Wir können nicht mehr gottloser werben, als wir schon sind," meinte Wyneken. Aber wir, die katholische Jugend, können noch viel mehr gotterfüllt werden als wir sind. So mancher feine, katholische Junge und manches Mädchen zeigen schon jetzt den zerrissenen modernen Menschen, wo wirklich göttliche Lebenskraft wohnt. O wenn nicht mehr nur viele, wenn alle aus der katho lischen Jugend so wären! Durch das hl. Opfer Cbrihsti am A'iare zusammengeschmiedet zu einer gewaltigen Einheit — begeistert für die Sendbotin Christi, die Kirche — riesenstark durch die enge Verbindung mit Christus in der hl. Kommunion — keusch auch in der Großstadt — gehorsam um Gottes willen — beruiseifria und kerufStüchtigl Warum sind viele noch nicht so? Sie wissen noch nicht, was sie in ihrem katho lischen Glauben haben. Sie haben keine frommen Eltern, die es ihnen gesagt und vorgelebt haben. Sie haben in den Schwierigkeiten der Jahre des Heranwachscns keinen ver ständnisvollen Führer gefunden. Wie wenig Helfer stellen sich noch der Arbeit der Jugendvereine zur Verfügung! Was die katho lische Schule erzog, zerstörte die Fortbildungsschule, und alle Mühe der Lehrer war damit vergeblich ausgewendet. Der unge festigte Wille und das ungeklärte Denken des 16jährigen konnte dem Einfluß der täglichen Umgebung nicht widerstehen. So ging es und geht eS bei vielen. Aber diese Not der katholischen Ju gend ist eine Not der ganzen Jugend des Volkes. Die katholische Jugend kann darum ihre Aufgabe in der Zeit nicht voll erfüllen. Der Jugendsonntag soll allen die Augen öffnen: der Jugend zeigen, was sie kann, und was sie muß; den Erwachsenen sagen, was sie bisher unterlassen haben, und wo sie von jetzt an Mitarbeiten niüssen. Müssen, notwen dig müssen; denn ihr wollt doch, daß die Jugend einnial euer Werk fortführt! Und ibr wollt doch nicht umsonst gearbeitet ' chenl Die Jugend hat entweder Führer oder Verführer. Wer am 2. Juli nicht für die christliche Schule stimmt, untergräbt die Zukunft unseres Volkes. Aber wer sich dem Dienste an der Heranwachsenden Jugend entziebt, wo er mithelfen könnte, auch ber untergräbt die. Zukunft de« Volkes. Jugend in Not! 2.D üitzLi ls d Lk