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Beilage zu Nr. ^3 der „Sächsischen Nolkszeitung". Die Bedeutung Port Arthurs. Recht unangenehm ist den Japanern die Einstellung der Zahlungen seitens einer der bedeutendsten japanischen Bauten, der Bant Nr. 180 in Osaka. Daraus erhellt, das; die Finanzlage Japans anfängt, brenzlich zu werden und dieses Betanntwerden kann nur zur Folge haben, das; der internationale Geldsack sich den Japanern verschlieft. Er ist beute so wie so schon von seiner anfänglichen optimisti- s scheu Beurteilung der Japaner recht ziiriiekgetoinnien. Er j hatte angenommen, das; die Japaner im Sturmschritt die ! Russen aus der Mandschurei vertreiben werden und nur > einzig und allein die baldige Einnahme von Port Arthur tann ilm wieder besserer Laune machen, denn haben die Ja- ! paner Port Arthur in Besih genommen, dann ist es den ! Rune» satt unmöglich, sie aus diesem Felsennest wieder zu ! verjagen. Wenn Japan in Port Arthur sitzt, mns; selbst ein sieg reiches Rußland die Wünsche Japans bezüglich Koreas er füllen und nur wenn Japan Eorea bekommt, bleibt es zah lungsfähig. Würde Japan Eorea nicht bekommen,dann sitzt nicht nur Japan, sondern auch der internationale Geldiack in der Tinte und so dürste es manchem klar werden, warum sich Japan, zumal ja auch für .Europattin unbedingt ein mal der Zeitpunkt kommen mns;, wo seine Streitkräfte den Japanern überlegen sind, nicht mit der Einschließung Port Arthurs begnügt, sondern selbst eine ganze Armee opfern muß, um so rasch als möglich in den Besih von Port Arthur zu gelangen, und warum andererseits die Russen sich aufS hartnäckigste verteidigen werden, denn je länger sie Port Arthur halten, desto mehr schwelle» durch die nnnnter- brochenen Nachschübe Enropatkins Ttreitkräsie an, kommt er endlich in die Lage, wenn nicht mit überlegener, so doch wenigstens gleicher Zahl den zwischen ihm »nd Port Arthur stehenden Japanern die Stirn zu bieten. Einem Mitarbeiter des Pariser „Temps" erklärte der Schwiegersohn des Mar gnis Jto, der ehemalige japanische Minister des Innern Baron Siniematsn: „Wir haben den En eg erklärt erstens, um von Rußland die Durchführung der von ihm gegebenen Versprechungen gegenüber uns und den gesamten Mächten bezüglich der Mandschurei dnrchznsetzen, dann, um in .Eorea die Vorherrschaft unseres Einflusses zu wahren, die von den Fortschritten der Russen in der Mandschurei und ihren mehr militärischen als kommerziellen Waldbetrieben an den Ufern des Jalu bedroht wurde. Wir wollen Rußland ver anlassen, die Mandschurei z» räumen und wir wollen in .Eorea unter absoluter Achtung der Existenz und der Auto nomie des Landes eilt Absatzgebiet uns schaffen." Nmi, .Eorea wird Japan sicher erhalten, wenn es Port Arthur genommen hat, aber es wird nie die Russen ans der Mand schurei loswerden, wird Port Arthur den Russen belassen müssen, wenn es nicht will, daß der Erieg Jabre lang dau ert, denn Port Arthur ist der einzige eisfreie Hafen im fer neu Osten, über den Rußland bisher verfügte und cs muß einen solchen haben, wenn es nicht die in seinem asiatischen Besitz und vor allem in die transsibirische Bahn gesteckten Milliarden versauern lassen will. Von Gibraltar bis nach Port Arthur, überall ist durch England den Russen der Weg zum freien Weltmeer ver- ^ sperrt und gerade jelrt gibt eS von neuem kund, das; eS den russischen Bären auch ferner nicht ans den; Mauseloche, dem Schwarzen Meere, herauslassen will. 'Nach dem Londoner „Tailh Telegraph" erklärte ein englischer Staatsmann: „England sieht die an dem Berliner Vertrage von 1878 be teiligten Mächte als solidarisch verpflichtet an bezüglich der Aufrechterhaltung der einzelnen Puntte. Wenn es auch nicht ausgeschlossen erscheint, das; man eine Neuregelung seinerzeit vornehmen wird, so »ms; es doch als eine aus gemachte Sache gelten, daß England gar nicht anders tann. als allen Aendernngen, die neben anderen seine eigenen vitalen Interessen betreffen, stritt zu opponieren, und zu diesen Punkten gehört in allererster Linie die Aufrechter Haltung des Verbots der Passage durch die Dardanellen. Englands Hauptinteresse ist die Erhaltung des „Status gno" im nahen Osten. Nur dieser bietet eine Garantie gegen irgend eine Störung der Sicherheit der großen briti schen Reichsstraße zur See." John Bull ist nicht bescheiden, er betrachtet alles Wasser, das nur einigermaßen Wert bat, als britische Reicbsslraße. Der Rune war sehr kurzsichtig, als er sich bei Beginn des südafrikanischen Ranbzngs von der englischen boclneligen Oneen beschwatzen ließ, Rnbe zu halten, so lange Job» Bull in Schwulitäten sei. Znm Dank hierfür läßt ilnn John Bull nun zu wissen tun, daß die Schwarze Meer Flotte hübsch ruhig zu Hanse zu bleiben bat, benutzt die jetzigen Schwulitäten Rußlands znm Vor marsch ans Lhassa, um Tibet zu erwerben, beginnt der indi sche Armeeorganisator, der Bezwinger der Buren, Lord Eit chener, die indischen Nordgrenzen gegen Rußland zu sichern, indem er die Hauptmasse der indischen Armee an die Gren zen, die besten Truppen natürlich an die nordwestliche, legt und Distrikte schassen will, von denen jeder ein zelne eine in sich geschlossene Feldarmee erhalten soll. Ge rade jetzt, wo Eönig Eduard ans deutschem Boden angelangt ist, ist es nicht unangebracht, hieraus ansmerksain zu machen, um eben zu erkennen, in was für einer netten Form sich englische Dankbarkeit zu äußern pflegt. Jeder Deutsche wird sich freuen, wenn die Leibkompagnie des erste» Garde regimentS zu Fuß die Ehrenwache bildet, wird sich freuen über die viertägige Illumination der deutschen Eriegs schisse, über das große maritime Schauspiel vor dem Eieier Eriegshaien zu Ebren des Eönigs Eduard von England, weil er eben der Onkel Eaiser Wilhelms ist, »veil er persön lich recht und billig denkt, weil er kein Freund der Hinter litt iii. Allein in England regiert nicht d.r Eönig, cs iw gieren die Minister und die Geldsacktradition, welche in Rußland einen gefährlichen Eonknr'vnten siebt. Aus Stadt und * „Par", allgemeiner V ersi ch e r u n g S- verein für die katholische G e i st l i ch t e i t Deutschlands. Unter diesem Titel, so schreibt das „Amtsblatt der Diözese Bamberg" (Nr. 0 vom I I. Mai 1001), hat Herr Pfarrer Barnickel in Tlmrndors, Post Engelmannshausen (Bavern) einen Entwurf ansgearbeitet, welcher die Organisation von sechs verschiedenen Versiche rungen für Geistliche darlegt und hieraus einen großen materiellen Gewinn zu gunsten der deutschen Eirchennot in Aussicht stellt. Die in der Schrift niedergelegten Gedanken sind beachtenswert und dürften das Interesse der Geistlich teit verdienen. (Das Werkchen ist vom Verfasser für >,5,0 Mart zu beziehen.) Ein Fachmann im Versicherungswesen schreibt dem Verfasser der Denkschrift: „Ihr pro memoria zu „Par" habe ich mit steigender Begeisterung gelesen, ich wiederhole, was ich beute an den Vorstand des Priesler- seminars N. geschrieben: Wie war es möglich, daß die geist lichen Herren, welche so viel für das sozial inaterielle Wohl des Voltes getan haben, so spät an sich selbst denken, so das; lange Jabre schon Riesensnmmen von Prämien den Aktio nären in die Taschen fließen! Es wurden allein bei unserer Anstalt iui verflogenen Monat von katholischen Geistlichen für looooo Mt. Versicherungen abgeschlossen. Ich würde Ew. Hochwürden empfehlen, Ihr „pro memoria" im Aus zug in Form einer Broschüre drucke» zu lassen, damit es in die Hände aller Geistliche» kommt, sonn geben im Lause des Jahres wieder Millionen Versicherungssummen verloren. Ich reise jetzt in den Diözewn . . . Ich hone, daß das von Ihnen gesäte Samenkorn bald Wurzeln schlägt. Die Ernte wird überreich sein!" Die überreiche Ernte es bandelt sich um Millionen! bleibt den Eatbolike»! Sie kommt den Versicherten selbst zu gute, dann aber auch vornehmlich den .ttalboliken der Diawora. wo zahllose Seelen der latbo lochen xirche verloren geben, weil es ihr an materiellen Mitteln seblt. Hcidcna». Die seit einigen Tagen in Pirna vermißte chneidersebesran I. ist hier als Leiche angeschwommen und behördlich ansgeliobe» worden. Dohna. Im naben Wölkau wollte der neunjährige Alber seinem P'Iegebrnder ans dem Felde die Fnttcrgabel ans der Hand reißen, wobei er sich dieselbe io tief in die Brntt iiieß, daß er an den Verletzungen gestorben ist. Leipzig. Der Erbprinz Bernhard von Sachsen Mci ningen betticltte am Montag abend mit Genüge den Leipzi ger Palmengarten. Dienstag früh um ^ llbr brachte die Eapelle des 7. Eönigs Infanterieregiments Nr. lOO unter Leitung des Musikdirektors M'altben dem Erbprinzen vor seinen! Onanier im Hotel Hausse eine M'orgenninsik dar. Leipzig. Ans dem Berliner Bahnhose geriet gestern nachmittag der LI Jahre alte Rangierer Hugo Enrt Feiler von hier beim lleberschreiicn der Giene zwischen die Puffer zweier Wagen und wurde getötet. Ehcitiilii!. Am L., tt. und I. Juli findet liier der erste Regimentsappell ehemaliger l.'!I er statt. Das Ehrenpräsi dinm haben folgende Herren übernommen: Se. Erzellenz Generalleutnant Baste, Generalmajor Richter, Oberbürger meister Dr. Beck, Oberstleutnant Lndovici Leipzig, Major z. D. Müller Blaseivitz: Rechtsanwalt Dr. Linimer als Vor sitzender. Der Festverlans ist folgender: Sonnabend den L. Juli: nachmittags 0 Ubr und abends <> llbr Einzug nach dem Fesllokal, EansmännischeS Vereinshans, daselbst abends ! - — tR — einen von ihm selbst erfundenen Erplosivstoss gewählt, der auS mehreren Substanzen bestand. Er hatte die Hülsen mit den sämtlichen Substanzen ge füllt, bis ans eine Flüssigkeit, die er in einem Fläschchen ans Metall mit sich führte. So lange diese Substanz dem Stoffe, der die Füllung der Bombe bilde, fehle, sei dieser noch kein Sprengstoff, man könne die Eapseln umher Wersen, sie jeder Erschütterung, dem stärksten Stoße aussetzen, ohne daß irgend etwas passiere, erklärte der Doktor. Sobald aber einige Tropfen der Flüssigkeit ans dem Metallfläschchen zngesetzt werden, genüge ei» starker Stoß, um sic zu entzünden und zur Explosion zu bringen. Die Wirkung sei dieselbe wie beim Dhnamit. Auch mit der Zündschnur lasse sich die Erplo sion Hervorrufen und zu letzterem würde er raten — daS sei am wenigsten gefährlich. „Und so ist mein Sprengstoff", so schloß er, „wohl die Anarchistenwaffe der Zukunft, da man sie nach Belieben erst gefährlich machen kann, sobald man sie braucht oho! Da werden gewisse Herren noch was erleben!" rief er begeistert aus und reckte seine unansehnliche Gestalt in die Höhe, „ah, wenn erst der Tag der Freiheit anbricht, dann wird das Berholdoin so habe ich meine Sprengmasse genannt — unentbehrlich sein und die „Ncu- reuthcr-Boinben" werden durch die Lüfte schwirren!! — Aber Einder", fuhr er dann fort. Plötzlich in seinen früheren Ton zurückfallend, „Einder. tut mir den einzigen Gefallen und macht keine Dummheiten, seht zu, daß wirklich nur die Einfahrten zerstört werden und nicht etwa Menschen zu Schaden kommen. „Ach bewahre", sagte der Rechtsanwalt beruhigend, „die Leute werden schon verständig sein, sie sind keine Barbaren." mal loSgebt, werden Sie sich wohl auch in irgend einen Winkel verkriechen!" mal losgeht, werden Sie si chwohl auch in irgend einen Winkel verkriechen!" „Was? ich!" rief der Doktor erregt, „oh. da kennen Sie mich aber schlecht!" .VIIon.8 cmbmw <Ic> R gittiüv, Os jour >ls ^loirs k>8t nrrivö . . ." fing er plötzlich mit meckernder Stimme an zu singen. „Doktor, sind Sie des Teufels?" fuhr da Ullrich auf und hielt dem Freiheitssänger den Mund zu, „das ist nun doch nicht notwendig! Was denken Sie wohl, wenn unten gerade irgend ein Langohr, das alles hört, vorbeiginge — in einem Hause, wo ein Soldat einguartiert ist, die Marseillaise zu singen —" „Na, na, nun fangen Sie auch wohl an, Angst zu kriegen", höhnte Scheuermann. „Ich will Ihnen mal was sagen, werter Herr", sagte Ullrich, zwar sehr ruhig, aber mit blitzenden Augen, „ich fürchte mich ebenso wenig, wie Sie aber ich nehme den Mund nicht so voll Scheuermann schnellte empor: „WaS fällt Ihnen - " Aber meine Herren", bat Elingenbiel, „ich bitte Sie, nur keine Zwistig keiten im eigenen Lager —" „Sie können Ihren bissigen Mund doch niemals zügeln", sagte nun auch der Rechtsanwalt, und zwar sehr scharf und fast mit beleidigender lieber- legenheit, „verstehen Sie denn nicht, daß dieser Herr uns seinen schätzbaren Beistand nicht mehr leisten kann, sobald man vermutet, daß hier in dem Hause, wo er in Quartier liegt, Komplotte geschmiedet werden?" .ül -- „Zwölf Minuten vor neu» Uhr, meine Herren Herr Schriftführer, wir müssen nach Hanse das väterliche Wohlwollen der bobe» Obrigkeit wird uns recht fühlbar zu Gemüte sichren, daß der Schlaf vor Mitternacht der gesündeste in!" Gleich darauf erhoben sich die beiden und brachen ans. Elingenbiel und Ullrich saßen noch eine Zeit lang bei einander und unterhielten sich über dies und jenes. „Sagen Sie mal, dieser Rechtsanwalt", sagte Ullrich, „das muß doch ein vermögender Mann sein. Denn er tritt elegant ans, und dem Tone nach zu urteilen, wie er von seiner Praris sprach, wird es damit wohl nicht weit ber sein und wie kommt er denn dazu „Die Sache des Proletariats zu verfechte»? Ja. das habe ich mich auch schon olt gefragt! Manchmal scheint es mir ja, als geschähe es ans Mit leid mit den Arbeitern „Das scheint mir eigentlich nicht so", sagte Ullrich, „er hat etwas Hoch- sahrendes in seinem Wesen, etwas EübleS, Berechnendes das läßt nicht gerade auf einen großen Idealisten schließen!" „Ja, so glaube ich auch nianchnial, daß andere Gründe dabei maßgebend sind. Er war nämlich eine Zeit lang Regiernngsassessor „Ach so und man hat ihn übergangen, gemaßregelt „Ganz recht er hat sich lebhaft mit der soziale» Frage beschäftigt, und das bat man ihm, wie er sagte, falsch anSgelcgt, während eS doch seine Pflicht gewesen wäre, sich gründlichst darüber z» informieren!" „Na, da sehen Sie'S getäuschte Hoffnungen, gekränkter Ehrgeiz verletzte Eitelkeit! Ta mns; man sich aus andere Weile einen Namen zu machen fnchen!" „Ganz recht, aber wie dem auch sei, er ist ein gründlichst gebildeter Mann, in allen Sätteln gerecht und dabei kühl und besonnen, und nur können ilm sebr wohl gebrauchen. Er bat schon manche Unbesonnenheit verhindert, die ich in meiner Begeisterung und Scheuermann in seiner Verbissenheit zu be geben nicht gezögert haben würde." „Ja, dieser Scheuermann! Seiner Figur »ach könnte inan ihn für cinen angehenden ehrsamen Philister halten, aber wenn man ilnn in die Angen sieht, so könnte man sich vor ilnn zuweilen geradezu sülchten! So ein Haß muß doch tiefer liegen." „Ja, er ist. ich weiß nicht auS welchem Grunde, mit einem ungeheuren Haß gegen die „Bourgeois" erfüllt. Und er haßt diese Reichen und Wohl habenderen deS mittleren Bürgerstandes, diese Protzen und Parvenüs, wie er sie nennt, weit mehr als die Aristokraten, die er für Waoenkinder hält gegen diese „Bagage"." „Ja, ja, so scheint'S", sagte Ullrich nachdenklich, „und Sie?" „Nun, ich ich habe ja perwulich nicht zu klagen, meine Stellung ist angenehm und ich komme ans. Aber bei mir ist es das Gedächtnis an meine Eltern. Sie sind unter der Last des Lebens znsamniengebrochen. Fabrik arbeiter beide, bei kärglichem Lohne, früh sind sie gestorben. Fremde habe» mich erzogen und etwas lernen lasse», so daß ich durch die Welt kommen kann. Aber ich habe es mir gelobt ,die Sache jener Armen nicht zu verlassen meinen Eltern zu Ehren!" Ullrich wandte das Gesicht ab die Eltern! Was wußte er davon?! 2 t