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Sächsische Volkszeitung : 25.06.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-06-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190406257
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19040625
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19040625
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-06
- Tag 1904-06-25
-
Monat
1904-06
-
Jahr
1904
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 25.06.1904
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er schöpfen kann, falls der Gesetzentimirf über die Grundwert- abgaoe, der im Reichsrale abgelehnl wurde, endgültig fallen sollte. Also wenn die Mittel nicht reichen, um auch den höheren Beamten die Aufbesserung zukommen zu lassen, dann sollen — nach dem Wunsche des liberal-freisinnigen „Fränk. Kur." — auch die mittleren Beamten und Be diensteten nichts erhalten, um ja den höheren Beamten keine „Kränkung" zuzusügen. Das ist der unver fälschte liberale Standpunkt, der dem. der viel hat. immer noch mehr geben will, und der den famosen Stand punkt vertritt: bekommt der hohe Beamte nichts, so soll auch der mittlere Beamte und der Bedienstete nichts be kommen. In einem weiteren Artikel derselben Nummer gibt das freisinige Organ seiner Freude darüber Ausdruck, das; „unsere NeichScatSkainmer rege, kräftige Lebenszeichen in den letzten Tagen von sich gegeben hat." Und warum? Man höre: weil sie durch die Ablehnung des Gesetzes betr. die Grnndwertabgabe dem Finanzminister lind dem Landtag ein Mittel ans der Hand geschlagen hat. lim die Auf besserung der Beamten lind Bediensteten dnrchznsnhren. Darüber freut sich der „Frank. Kurier", der früher nicht milde wurde, das Zentrum zu verdächtigen! So sieht die liberale Fürsorge für die Beamten und Bediensteten ans! — Gin wenig günstigco Urteil über Südwestasrika fällt Amtsrichter Dr. Haneinann von Mannheim, der 3 Jahre lang als Richter und Bezirkshanplinann in dieser Kolonie tätig war. Tie Ansiedler, die gegenwärtig in Berlin sind, haben diese Kolonie als sehr günstig siir die Viehzucht ge rühmt. Tr. Haneinann sieht nicht so rosig in die Zukunft, wie man ans einigen seiner Urteile schließen kann. Die Küste ist sau ohne Niederschläge. Bis löl» Kilometer ins Land hinein bildet sie eineil Wüstenstreifen ohne Vegetation, der mittlere Teil der Kolonie. Tamara- und Namagiialand. ist das .Kernland, ans das die Anbaner ihre Hoffnung setze». Aber die Bewässerung ist nnznreichend. Ter Boden eignet sich von Natur ans nicht zum Ackerbau. „Ter Beruf eines Landwirtes wird in Südwestasrika niemals eine Nolle spie len". Buren und Engländer haben daher das Land ver schmäht. Tie Anssichte» der Nindviehzncht sind besser, dürfen aber auch nicht überschätzt werden. Lebendes Viel» durch den Wüstengürtel an die Küste zu befördern, ist nicht ausführbar ohne gros;e Verluste. So kann die Kolonie nur eine Zntiinst haben, wenn ihre mineralischen Bodenschätze erschlossen werden. Eisen, Blei nsw. würden, auch wenn sie in reichstem Mas;e vorhanden wären, nicht mit Vorteil ge wonnen werden tonnen. Abbauwürdig wären nur Mine ralien, die relativ hoch im Preise sieben, also nur Gold und Knpser und wenn in der Nähe vorhanden auch Kohle. Tas Vorkommen von Kupfer ist an verschiedenen Stellen nachgewiesen, kleine Goldsnnde sind auch gemacht worden. Tie Negierung hat aber bisher sehr wenig getan, diese Lebensfrage einer gesunden Kolonie zu erforschen. „In geologischer und mineralischer Beziehung liegt die Kolonie trotz der Nnhe. die sie in den letzten Jahren fast durchweg gehabt hat, »och so nnersorscht wie zuvor da". — Tcr Kliilgclbtutrl des Frcihcrrn v. Mirbach geht bereits wieder um und diesmal wünscht der Oberhofmeister nicht nur tein Knpser und Nickel, sondern auch tein Silber! Nur Gold und Papiergeld soll ihn, gegeben werden! Er hat auch einen guten Vorwand für seine Sammlung ge sunden. Im Jahre 1005 feiert das Kaiserpaar seine siI - b e r n e H o rh z e i t. Ter eifrige Oberhofmeister benützte dieses und schrieb wie eine Ministerialinstanz an die Ober präsidenten Erlasse über eine zu veranstaltende Sammlung, welche diese amtlich an die Landräte und diese wieder an die Nachgeordneten Stellen weitergeben. Das Ministerium scheint in der Sache übergangen worden zu sein und der Oberhofmeister bat direkt mit de» preußischen Behörden ver lehrt. In diesen Erlassen werden die Behörde» ansgefor dert, in ihre» Bezirken Beiträge zu sammeln, welche zur Ansichniücknng der Kaiser Willielm Gedächtniskirche z» xr- wenden und am Tage der silbernen Hochzeit deS Kaiser Paares diesen zu übergeben sind. Ter Oberhofmeister schreibt an die Präsidenten, das; sämtliche Spender in ei» besonderes Buck» eingetragen werden sollen, und dies Buch wird beiden Majestäten persönlich vorgelegt werden. Tie fer deutliche Wink bat nur dann Wert, wenn in ihm die Voranssetznng liegt, das; die Negiernngsslellen, welche die längsten Listen herbeibringe», wohlwollende Anerkennung finden und wenn die Geber mit mehrstelligen Ziffern ent sprechend belohnt werde». Frhr. v. Mirbach schließt ge rade;» die größten Massen deS Volkes bei dieser VolkS- spende ans! In einem seiner Erlasse, welche von oben an die Landräte geben, bittet er ausdrücklich, „kleinere Samm lnngen zu verhindern", denn solche Saminlnngen hätten öfters nur Sammlungen von 12- 200 Mark erbracht". „Solche Sammlungen sind aber erstlich allgemein unbe liebt und sie geben reicheren Leuten Veranlassung, nur Bei träge von 10 20 Mk. zu zeichnen, dadurch wird ein gutes Neinltat der Sammlung gefährdet!" Nicht übel! Aber man sollte doch glauben, das; die Vorkommnisse im Poin- niernbankprozes; den Sammeleifer ein wenig lähmen soll ten. Ausfallend ist auch der direkte Verkehr mit den Ver- waltnngSapparaten! — Das prrnsuschc Herrenhaus bat heute die Klein- bahnvorlagc berate»: in der Generaldebatte bemerkte Graf Mirbach, das; er dein Minister dankbar sei für die Be rücksichtigung Ostpreußens. Fürst zu Stolberg wünschte bessere Verbindung für den Harz und für Wernigerode. In der Spezialdiskussion wurde eine ganze Reihe von Einzelivünschen laut, wie eS schon im Abgeordnetenhanse geschah; wir können ans dieselben nicht alle entgehen. Wie schon die Kommission, so beschloß auch das Plenum die Genehmigung der Vorlage. In sehr kurzer Debatte wurde darauf auch die märkische und Pommersche Meliorations vorlage an eine Kommission verwiesen. Nächste Sitzung morgen. — Die bayerische Wahlrcform gefallen. Die ver einigten Ausschüsse der bayerischen Kammer der Reichsräte haben am Montag den von der Abgeordnetenkammer mit bloß einfacher, statt der erforderlichen Zweidrittel Majorität beschlossenen Wahlrrfornientivurf einstimmig abgelehnt. — In der Kammer der bayerischen Abgeordneten brachten Memminger und andere Mitglieder der Freien Vereinigung den Antrag rin. an die Krone die Bitte zu richten, eine Aenderung der Verfassung in der Richtung herbeizusühren, daß die Regentschaft auch bei Lebzeiten deS andauernd willenlosen Königs ein Ende finden kann. Bisher hat der Prinzregent sich diesem Volkswunsche gegenüber ablehnend verhalten. Es war aber auch nie ein offizielles Ersuchen der Volksvertretung an ihn gelangt. Dies soll jetzt geschehen. — Der zweite Senat des Oberlandesgerichts zu Braun- schweig verwarf am 2!!. d. M. die Berufung des Grafen Eivry gegen das Urteil deS Landgerichts vom 8. Juli vorigen Jahres, durch welches seine Ansprüche gegen die Erben des Herzogs Wilhelm von Braunschweig, den Herzog von Eumberland und den König von Sachsen, sowie gegen die Stadt Gcnf als Universalerbin des Herzogs Karl von Braunschweig abgewiesen worden waren. — Das neue Montagsblatt des Genossen Bernstein ist ein herzlich unbedeutendes Unternehmen-, der sozial- demokratische Parteivorstand hat eS bekanntlich schon auf den sozialdemokratischen Inder gesetzt, ehe auch nur eine Nummer erschienen war. Wir hatten kürzlich Gelegenheit, sämtliche bis jetzt erschienene Nummern dnrchzusehen und haben dabei das eine gefunden, daß Bernstein sich ängst lich bemüht, ssirgendwo den Revisionisten zu zeigen; im Gegenteil er betont fast in jeder Nummer, daß der Unter schied zwischen ihm und Bebel fast gleich null sei; sie alle bildeten eine „revolutionäre Masse". In der Nummer vom 0. Juni findet sich gar folgende hübsche Stilblüte: „Die Meinungsverschiedenheiten zwischen Bebel und Bern- stein könnten noch viel größer sein, als sie sind, so würden sie für die „Post"-Leute doch so wenig bemerkbar sein, wie für die Eldvewohnec Entfernungen von Hunderten von Meilen auf dem Sirius eine Rolle spielen". Aus dieser Bernsteinschen Phantasie schaut der Orientale keck heraus! Was uns aber bei der Lektüre dieses neuen Unternehmens große Heiterkeit bereitet hat, das ist die Devise des Blattes, die da lautet: „Demokratie. Sozialismus. Forschung." „Aber. Ede, so was sagt man nicht!" wird Genosse Aller wohl dem Herausgeber geschrieben haben! „Freie Forschung!" wo der Parteivorstand alles getan hat, lim das Kind garnicht ins Leben eintreten zu lassen! Die Macht der Phrase ist großartig! — Die jüdischen Telkgraphenburcaus. In England bat sich das angesebenste katholische Organ Londons, die „Eatholie Times", in wiederholten Protesten gegen das Telegraphenhureall Neuter in London gewandt, welches die gesamte Presse Englands, Irlands, der englischen Kolonien, aber auch das übrige Ausland «wie unsere Leser ans dem Telegranimteil wissen) mit seinen Nachrichten bedient, in letzter Zeit aber speziell mit seinen gefärbten und mit Kom mentaren versehenen Telegrammen über den Kulturkampf in Frankreich und speziell über den .Konflikt Frankreichs mit dem Vatikan den knlturkämpferischen, freimaurerisch- jüdische» Tendenzen dient. Tas Bureau Reuter ist von einem Inden, der ans Tentschland nach England über- siedelte und im Jahre 1871 vom Herzog Freiherrn von Sachsen-Kobnrg-Gotha unter dem 'Namen eines Freiherrn von Nenter in den Adelsstand erhoben wurde, gegründet worden und ist jetzt eine Aktiengesellschaft, deren Betriebs leiter der Sohn des Begründers geworden ist. Tie Bezie hungen des Bureaus zu den Börsen- und Handelskreisen sind bekannt, und welcher Art seine politischen Beziehungen sind, ergibt sich ans seiner tendenziösen Berichterstattung. Tas gibt »ns Anlaß, darauf hinznweisen, daß überhaupt alle großen Telegraphen-Bureanr in Iudenhänden sind, und das; auch, wo dies nicht der Fall sein konnte, Juden in denselben in hervorragender Weise tätig sind. In Frank reich wie in Italien ist die antikatholische Presse in den Hände» von Inden, und diese sind eS, welche in dem An stiste» und Fördern von Streitigkeiten zwischen Kirche und Staat ihr geschäftliches Interesse zu finden glauben. So auch in Frankreich die Telegraphenagentur „HavaS", in Italien die Agentur „Stefani", und zu diesen gesellt sich in neuester Zeit mit Eifer in England die Agentur „Neu ter", die sich in Feindseligkeit gegen die katholische Kirche und deren Oberhaupt ergeht. Dieses literarische Judentum ist es also, welches die „öffentliche Meinung" auf der gan zen Welt macht, und die Hauptschuld an der wachsenden Feindschaft gegen alles Ehristliche und besonders alles Ka tholische trägt und Konflikte zwischen Kirche und Staat, Kirche und Volk schafft, wo sie nicht vorhanden sind. Mit Recht wird ans diesem Anlaß in der „Germania" daraus die Folgerung abgeleitet: die Katholiken aller Welt sollten ans der immer bedrohlicher werdenden unsittlichen Ueber- macht der politischen Geschäftspresse lernen, das; sie sich fester znsammenschließe» müssen gegen diese größte Ge fahr. Auch die Katholikeil müssen sich ans ihrer Apathie gegenüber dieser schädlichen Fabrikation der „öffentlichen Meinung" anfraffen. Tic katholische Presse ist wohl im stande. sich eine eigene internationale Telcgraphenagentnr zu halten mit Zweigniederlassungen in allen Ländern und so gar mit der sicheren Aussicht, auch die unabhängige Presse, welche der tendenziösen Berichterstattung überdrüssig ist. als Kundschaft zu erlangen. Vor allen Dingen muß die Presse, welche sich als unabhängig bezeichnet, gegen das Aufdrängeil tendenziös gefärbter Neuigkeiten Front machen, und es wäre zu wünschen, das; der jüdische geschäft liche Zusammenhalt zwischen Presse und Judentum für die Katholikeil das Beispiel abgcbe, wie sic m Massen- lind Einzelprotestcn sich derartige Berichterstattung verbitten. Oesterreich - Ungarn. Ter vormalige Präsident des Obersten Gerichts hofes, geheimer Rat Dr. Karl von Stremayr ist am 22. d. M., 71 Jahre alt. in Pottschach gestorben. Der Name Ltreinavr ist mit einer der beklagenswertesten Episoden der österreichischen Staatsgeschichte enge verknüpft: er war es, der im Jahre 1870 als Unterrichtsministcr des Kabinetts Potocki das Konkordat zerbrach, dem Liberalismus zu seinem höchsten Triumph verhalf und gegen die Katholiken Oesterreichs auch in der Folge Schlag auf Schlag führte. Am 3. Februar 1870 trat er als Minister für Kultus und Unterricht in das Kabinett Hasner. Am 12. April 1870 schied er mit dem Rücktritt des Kabinetts Hasner aus seinem Amte und wurde zum Hofrat beim Obersten Ge richtshof ernannt. Aber schon am 30. Juni 1870 trat er wieder als Unterrichtsminister in das Ministerium Potocki ein. Am 4. Februar 1871 schied er mit dem Kabinett Po tocki neuerlich aus dem Ministerium. Am 26. November 1871 wurde er mit der Aern Auersberg zum drittenmal zum Unterrichtsminister ernannt. Er begann mit der Aus- werfung von 600 000 Gulden zur Unterstützung der Seel- sorger von tadelloser „staatsbürgerlicher Haltung". 1872 ordnete er in einem Rundschreiben an, daß der Mißbrauch der Kanzel strafrechtlich zu verfolgen sei, was dann auch in einzelnen Fällen geschah. Im Juni 1872 erschien der Er- laß gegen die Jesuitenfakultät in Innsbruck, der das Wahl- recht im akademischen Senate abgesprochen wurde. Als dann der neue Rektor nur von den drei weltlichen Fakul täten in den Tiroler Landtag entsendet wurde, ließ die ka tholische Majorität die Angelobung des Rektors nicht zu. Der Landtag wurde gleich darauf geschlossen. Gleichzeitig ging Stremayr daran, die Zahl der geistlichen Gymnasien durch Kündigung der mit denselben geschlossenen Verträgen zu mindern. Daneben aber ließ er den Obmann des öster reichischen Lehrervereines, als derselbe im Juni 1873 gegen die Schnlgebetordnung Stremayrs Protest erhob, der Stelle als Schnlinspektor entheben und den Verein auflösen. Im Juni 1873 hob er seinen Erlaß wider die Jesnitenfakultät in Innsbruck selbst wieder auf. Es folgten im Jahre 1875 daS NeligionSfondSsteuergesctz und das Gesetz über die äußeren Rechtsverhältnisse der katholischen Kirche. Andere Gesetze, wie das Klostergesetz und daS Gesetz über die Re form der katholischen Studien gelangten nicht mehr zur Ausführung, da einerseits der Widerstand in der Bevöl kerung sich steigerte, andererseits in der liberalen Partei Uneinigkeit entstand. Als das Ministerium Auersperg endlich zum Sturze kam. stürzte Stremayr nicht mit, son dern wurde am 15. Februar 1870 mit dem Vorsitze im Mi nisterrate betraut und im Kabinett Taaffe, das am 12. August deSselbigen Jahres ins Amt trat, übernahm er das Instizportefeuille und die Leitung des Unterrichtsministe- rinms. Als Jnstizminister erließ er unter dem 19. April 1880 die bekannte Sprachenverordnung, gegen welche die Linke dann zehn Jahre lang ankämpfte, die aber heute noch vollkommen und unangesochten aufrecht steht. Er selber entzog sich diesen Kämpfen, indem er am 27. Juni 1880 aus dem Kabinett Taaffe ausschied. Ins Herrenhaus wurde er 1888 berufen. Frankreich. — Der Senat begann am 23. d. Mts. die Beratung des Gesetzentwurfs, wonach der Unterricht der Kongre- ganisten in Frankreich abgeschafst wird. Chamaillard. Monarchist, beantragt Vertagung der Beratung. Unter- richtsminister Ehaumiv bekämpft diesen Antrag, der mit 188 gegen 68 Stimmen abgelehnt wird. Nachdem noch andere Vertagungsanträge abgelehnt waren, nimmt der Senat mit 107 gegen 110 Stimmen die von der Negie rung verlangte Dringlichkeit an und beginnt sogleich die Generalberatung. — Die UntersuchungSkommission in der Kartäuser-An gelegenheit vernahm am 23. d. M. den Deputierten von Grenoble, Pichat, der erwähnt, daß der Prior der Kartäuser ihm von dem Besuche einer Persönlichkeit Mitteilung ge macht habe, die ihn. den Prior, um 200 000 Franks für eine parlamentarische Gruppe ersucht habe sowie um zwei Millionen nach der zugestandenen Genehmigung. Diese Persönlichkeit habe vorgegeben, im Namen einer parlamen tarischen Gruppe zu handeln; der Prior habe ihm den Namen der Persönlichkeit mit der Verpflichtung genannt, ihn nicht bekannt zu geben. Ein Mitglied der Kommission tadelt in scharfen Worten, daß Pichat nicht die ganze Wahr heit sage. Pichat erklärt alsdann, er werde bei dem Prior darauf bestehen, den Namen der betreffenden Persönlichkeit nennen zu dürfen. — Was sagen die Kartäuser selber zu den zwei Millionen? Eine interessante Frage, welche einen der Redakteure des katholischen Blattes „Momento" in Turin bewog, nach Vinerolo (Italien), den jetzigen Aufenthalt des Ordensoberen, hinauszufahren und den Pater Prokurator zu interviewen. Der Pater bestätigte ihm („Momento" Nr. 166) zwei Dinge: 1. Es sind von den Kartäusern 200000 Franken verlangt worden, um eine einflußreiche Gruppe in der Kammer günstig zu stimmen, sodann 2. Zwei Millionen nach der eventuellen Autorisation des Ordens. „Was die Namen anbelangt, so kann ich. sagte der Kartäuser, nur eines Mitteilen: Wir warten! Nur wenn wir angeklagt würden oder unsere Ehre aus den: Spiel stände, werden wir Namen nennen." Italien. — Das von Kaiser Wilhelm der Stadt Nom ge- scl cnkte Goethe-Denkmal wurde am 23. d. M. in der Villa Borghese feierlich enthüllt. Auf dem Festplatze, auf dem Truppen Spalier bildeten, versammelten sich die deutsche Kolonie, die Minister mit den Spitzen der Behörden, zahl reiche Senatoren und Deputierte. Gegen 6 Uhr traf König Viktor Emanuel aus dein Platze ein. Der deutsche Bot schafter Graf Monts hielt folgende Rede: Auf Befehl Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm, meines er- babenen Monarchen, yabe ich die Ehre, der Stadt Nom das Marmorbild des größten deutschen Dichters als Kaiser!. Geschenk zu übergeben. Goethe verlebte vielleicht eines seiner glücklichsten Jahre in den Mauern dieser Stadt, und unter diesen immergrünen Bäumen dichtete er die Iphigenie, eines seiner herrlichsten Werke. Möge das Denkmal, welches wir in der erlauchten Gegenwart Sr. Majestät des Königs Viktor Emanuel jetzt enthüllen, »n ferne Zeiten hinüberragcn als Wahrzeichen, wie Germanicns Kaiser Deutschlands Dank zum Ausdruck brachte für die Anregungen, die Goethes Genius schöpfte aus der Geschichte, Natur und Kunst deS Landes Italien. Graf Montö schloß seine in deutscher Sprache ge haltene Rede, indem er auf italienisch den König um die Erlaubnis zur Enthüllung des Denkmals bat. Ans ein Zeichen des Königs fiel hierauf die Hülle des Denkmals, die Versammlung brach in jubelnden Beifall aus und die Musik spielte die deutsche und italienische Nationalhymne. Hierauf wurden von der Munizipalität RomS und den deutschen Vereinen Kränze am Denkmal niedorgelegt. Nun mehr nahm der Bürgermeister NomS Fürst Colonna da« Wort zu folgender Rede: Der Akt erhabener Munifizenz des deutschen Kaisers, den die Schenkung der Sratue des größten veutschen Dichters an die Stadt Rom darstellt, wird von der Bevölkerung RomS mit unauslösch licher Dankbarkeit ausgenommen. RomS Bürger sind tief bewegt von dem neuen, zu ihren Herzen sprechenden Pfände einer Snmpathie, die mit auserlesener Courtoisle daS Teuerste herauSsinvet, was die Seelen zweier Völker fest aneinanderknüpft. Die große
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