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Sächsische Volkszeitung : 08.06.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-06-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-191106082
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19110608
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19110608
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-06
- Tag 1911-06-08
-
Monat
1911-06
-
Jahr
1911
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 08.06.1911
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Nis nach Vermehrung der Rüstung nachgewiesen hat, sind wir wahrlich die letzten gewesen, ihr Schwierigkeiten zu be reiten. Aber wir können es grundsätzlich nicht für richtig halten, daß von unverantwortlicher Seite aus die Nsicl)s- leitung zu einer Vermehrung der Rüstungen gedrängt wird. Wenn die letzte Heercsvorlage sich im wesentlichen auf tech nische Vervollkommnungen beschränkte, so haben wir dem ziigestiinmt, wollen aber die Frage hier unerortert lassen, ob es tatsächlich richtig und nötig war, auf manche dringenden Forderungen, namentlich auf eine weitere Erhöhung der Friedenspräsenz und damit darauf zu verzichten, daß wirk lich alle tauglichen Personen auch in den Dienst des Vater landes gestellt und des Vorteils der militärischen Aus bildung teilhaftig gemacht werden. Wer eine neue Flotten- vermehrnng fordert, wird aber an der Frage, ob auf dem Gebiete des Heereswesens noch wichtigere Ausgaben vor liegen, nicht Vorbeigehen können. So sollte mit Ruhe abge wartet werden, ob die Verantwortlichen Stelle» eine weitere Vermehrung der Rüstungen für erforderlich halten. Dabe: wird aber die Reichsleituug unter keinen Umständen von den Grmidsätzcn einer gesunden Finanzpolitik abgehen trollen und dürfen, die seit der NeichSfinanzreform als Ge meingut der Negierungen wie der Parteien angesehen wer den dürfen. Tollten wirklich neue Flottenbanten sich als notwendig erweisen, jo darf diese Maßnahme aut keinen Fall dazu führen, daß wiederum wie in den Fahren l!>l>0 bis ">08 ach Decknngsfrage unentschieden bleibt, es darf weder ruf direktem noch ans indirektem Wege der Bedarf einfach ans Anleihe verwiesen werden. Mithin darf »iaht an d» , Grundsätzen gerüttelt werden, die für das Ertraordinariuin des Marineetats ausgestellt sind und eine bestimmte Onote des Banbedarfes auf laufende Mittel verweisen: ebenso wenig aber dürfen laufende Ausgaben in den Etat eingestellt werden, für die es an der sofortigen Deckung fehlt, und die deshalb auf gestundete Matriknlnrbeiträge oder ähnliche ungewisse ZiikmiftSnnssichten angewiesen wären. Tie Fi- uanzresorm hat gesunde Finanzen geschaffen, aber ob die ,'»r Verfügung gestellten Mittel anLreichen werden, um eine so weittragende Forderung zu decken, wie die des Flotten- vereinS, die im Finanzprogrannn keineswegs vorgesehen war, das ist doch mehr alS zweifelhaft." Es ist also die Presse der Rechten und des Zentrnnis, welche in geschlossener Einmütigkeit diese Flottentreibereien bekämpft. Rnr einige liberale Blätter, die bekannten Jnter- esjentenblätter, stehen der Resolution sympathisch gegen über. Rach unseren Informationen lehnt man in der Wil- belinstraße die Resolution rnndweg ab und ist sehr erstaunt über dieses Vorgehen des Flotlenvereins. Die Haklitisten im Osten haben ein Pflaster auf die bische Wunde erhalten. Der Ostmarkenverein hat aller dings mit harten Vorwürfen und Angriffen, wenn auch mehr an öle Adresse des Herrn v. Schorlemer als an die Adresse des Ministers äsidenten, nicht gespart. Man muß ihni auch zugestehen, daß die Durchführung der Enteignung bas einzige Mittel ist, das die bisherige Art der Ostmcukcn- politik vor dein völligen Zusammenbruche bewahren kann. Aber schon die Tatsache, daß der Ostmarkenverein Herrn v. Bethmann Hollweg trotz aller Unznsriedenhcit über die Lauheit der Regierung antelegcaphierte, ließ erkennen, daß von dieser Seite keine scharfe Opposition zu erwarwn sei, und konnte sich Herr v. Bethmann Hollweg ans der peinlichen Affäre durch eine Antwort ziehen, die wenigstens eine gewisse Besänftigung der hochgehenden vstmärkischen Wogen bezweckte und wobl auch erreichte. „Xhmg»a.rn rotrormm,", wie stolz das klingt! „Die Gerüchte von einem angeblichen Wechsel in der Oitmarkcmpolitik sind ans der Lust gegriffen", versichert Herr v. Bethmann Hollwsg. Dabei läßt er den Oitmärk--rn nicht einmal die schwache Hoffnung, daß er nun wenigstens Herrn v Schorlemer fallen lassen könnte. — Fürst Bülvw und das parinmriitnrischk System. Die „Grenzboten" behaupten i» ihrem letzten Hefte, es unter liege keinem Zweifel, daß die Politik des Fürsten Büiotv anfänglich unbewußt, zuletzt innner bewußter und absicbt- licher den liebergang zum parlamentarischen Tnsiew vorbe reitet habe. Dazu habe zunächst die Einigung der bürger lichen Partei?», also die Schaffung des Blockes dienen sollen. Sodann habe er schon im Jahre 1005 weitgehende Vor arbeiten für die Einrichtung eines Neichsoberhanses getrof fen, das Bildung und Besitz ver den von konservativer Teile gefürchteten Tciiädignnge» des Parlamentarismus beinah re» sollte. Es bestehe ein bis in die kleinste» Einzelheiten ansgearbeileter Gesetzentwurf, der im geeigneten Augenblick" tzervorgetzall werden sollte. Die „Denische Dageszeilg." null diese» Bel>anp!nngen wenigstens die Wahrscheinlichkeit nicht nhsprechen und teilt mit: „daß in der begründeten Be fürchtung eincs Hintreihens zn:n „Parlamentar'snuiS der enisclieidende Grund für die Anhänger der Birsmarckschen Ttaatsanssassnng gelegen hat, dem Fürsten Bülvw die wei tere Gefolgschaft »nd Unterstützung zu verweigern". Die Einsührnng der direkte» Reichserbschastsstener hätte, fügt dws Blatt hinzu, einen Grundstein ans dem Gebäude des Reichssöderali inns heransgerisse», der ohne Zweifel a»ch ei» starkes monarchisches Gewicht in unserem Verfassnngs lehen hildet. Von der Ahsicht, ein Neuhsoherhans zu ichaffen, ist ja auch früher schon geinnnkelt worden: ab sie aber bereits zur Ausarbeitung eines vollständigen Gesetz entwurfes geführt hatte, darf inan doch wohl lczweiseln. Seinen Block hätte Fürst Bi'low mit einem solche» Plane ohne Zweifel noch mehr gefährdet als mit seiner Neichs- finanzreform. — Die Politik der Richtswürdigkcii. Bor kurzem ver- ösfenllichte die .Tagt. Rnndscha»" <Rr. 102 vom 25. Ap'siO einen gehässigen Angriff mif eine Broschüre des Polksver- eins für das tatlwlisclw Deutschland: Wie man einen Re- kriltenvorhereitnngsknrsnS einrichtet, der dann mit einigen nebensächlichen Abänderungen auch im „Hann, .stur." (Nr. 20 288) Aufnahme fand: diesem gehässigen Angriff trat ei» Protestant in der „Köln. Volkszeitg." (Rr. 363 vom 28. Avril) in einem Artikel: „Das Zentrum in der Kaserne" entgegen. Tie „Tägl. Rnndschgn" schloß ihren gehässigen Angriff, womit die „Schliche und Kniffe der Zeiitriims- volitik", selbst bei der „Nekrutenabschiedsfeier" anfgedcckt werden sollte», mit folgenden Worten: „klm den schweren Ernst dieser lächerlich scheinenden Sache zu begreifen, er innere man sich, daß neulich erst im Prozeß Bachstein ge richtsnotorisch und unter Bestätigung durch den ultramon tanen Sachverständigen festgestellt wurde, daß die Jesuiten, die Väter und Meister des geisterfesselnden geistlichen Exer zitiums in ihrer Moraltheologie lehren und beweisen, wie der katholische Soldat desertieren dürfe, wenn ihn der Ton in der Kaserne in seinen katholischen Anschauungen wankend machen könnte." — Die „Tägl. Rundschau", die immer aus führlich über den Prozeß des abgefallenen Priesters Näch stem gegen das Paderborncr Sonntagsblatt „Leo" berichtet hat, mußte wissen, daß im genannten Prozesse durch den , nltramontcmen Sachverständigen" (gemeint ist Universi tätsprofessor Tr. Mansbach in Münster) festgestellt worden ist. daß Pater Lehmkuhl — bezlv. die Jesuiten — keines wegs lehren, der katholische Soldat dürfe desertieren, „wenn ihm der Ton in der Kaserne in seinen katholischen Anschau ungen wankend machen könnte", sondern daß diese angeb liche Jesuitenlehre weiter nichts ist, als eine falsche A n - schnldigung Bachsteins, den die „Tägl. Rundschau" nach dem Prozeß mit großen Eifer, wenn auch in wahrheits widriger Weise zu verteidigen suchte. Herr Universitäts- Professor Dr. Mansbach hat denn auch, wie eingezogene Er kundigungen ergeben, am 28. April d. I. der „Tägl. Nund- scl-an" folgende Berichtigung zugestellt: „Als Sachverständiger im Prozeß Bachstein habe ich den vom Kläger (Bachstein) versuchten Nachweis, der katholische Soldat dürfe nach Lehre der Jesuiten — bezw. des Jesuiten Lehmkuhl — desertieren, „wenn ihm der Ton in der Kaserne in seinen katholischen Anschauungen wankend machen könnte", keineswegs bestätigt, vielmehr ausdrücklich gesagt, schon die oberflächlichste Vergleichung der Stellen widerlege diese Anschuldigung." Von einer Veröffentlichung dieser Berichtigung haben wir i» der „Tägl. Rundschau" bis heute nichts gesehen. Das Fiasko der Polenpolitik tritt stets deutlicher hervor, indem Deutsche im Osten ihre Güter immer mehr an Polen verkaufe». So kaufte ans den Händen des Deutschen Böhm nach dem „Pielgrzhm" der Pole F. Kndnicki das 300 Morgen große Gut Jnlianhof im Kreise Löbnu für 120 000 Mark. In Könitz ging eine 235 Morgen große Wirtschaft sür 155 GIN Mark in den Besitz des Polen Mowinski über und in Prechlan (Kr. Schlochan) eine Bäckerei an Da- browski für 11000 Mark. Auch in Ooerschlesien ist sckion nieder ein deutsches Gut mit Hilfe eines deutschen Stroh mannes an einen Polen verkauft worden. Es ist das Ritter gut .Kaselwitz im Kreise Nosenberg, das der Zwischenkäufer Münzer von dem Oekonomierat Mar Bernstein an den Polen v. Grabski veräußert hat. Die Kanfsumme für das 2000 Morgen große Gut beträgt 800 000 Mark, ein enormer Preis, wenn man berücksichtigt, dciß 600 Morgen abge trennter Wald »nd Blößen darunter sind. Ein Herr Naschte ans Dobczy» hat sein 000 Morgen umfassendes Gut um 103 000 Mark an einen Polen verkauft. Weiter habe» die Polen bei den Ergänznngsstadtverordnctenwahlen in der zweiten Klasse in Kosten mit 52 gegen 23 Stimmen gesiegt. Dadurch haben sie die Mehrheit in der Stadtverordneten versammlung erlangt; von den 12 Stadtverordneten sind 7 polnisch. Dieser Umstand trägt auch dazu bei, daß die Pole» nun 2 Vertreter der Stadt Kosten :n den Kreistag entsende» können und da»» auch in diesem die Mehrheit er langen werden, die bisher die Deutschen hatten. Was nützen also alle die Millionen und die scharfen Maßnahmen gegen die Polen? Sie schaffen aber Erbitterung und zei tigen steten Kampf, wo eine ruhige und friedliche Entwicke lung geboten ist. — Der neunte Anarchistenkougrrß tagte während der Pfingstfeiertage in Düsseldorf. Es waren 24 Delegierte ans 24 Ortschaften vertreten, dazu kam eine Reih« aus ländischer Gesinnungsgenossen. Größer war dagegen die Besucherzahl bei der öffentlichen Versammlung, die der Er- öffnung des Kongresses vorausgegangen war. Hier mögen es etwa 600 Personen gewesen sein. Die geschlossene Delegiertenvcrsammlung, zu der ebenfalls überwachende Polizeibeamte erschienen waren, löste sich auf. da die Be amten der Aufforderung, die Versammlung zu verlassen, nicht Folge leisteten. Oesterreich'U^ssr«. — Der ehemalige Minister Kristoffy wurde an Stelle des ermordeten BauernführerS Achim in den Reichstag entsendet. Die Blätter aller Parteien stimmen darin über ein. daß dieser Wahl die größte Bedeutung zukomme. Kristoffy. der Wahlreformminister, wie er genannt wird, ist dazu berufen, dem freibeuterischen Wahlresormmacher Jnsth den Wind ans den Segeln zu nehmen. Alle Parteien und „Staatsmänner" Ungarns, die Ursache haben, eine gerechte Wahlreform zn fürchten, sind durch die Entsendung KlistofsyS in die Gesetzgebung auf das unangenehmste überrascht, speziell die Wahlreformfesirde um TiSza herum geben sich ave erdenkliche Mühe, ihre Bestürzung zu verbergen. Rom. — Der Präsident der römisch-katholischen Gesellschaft hat aus Anlaß der nationalen Festlichkeiten des 4. Juni an den Papst eine Adresse gnichtet, in der er Gott bittet, die Kämpfe zu beenden, in welche die Kirche seit so viel Jahren verwickelt ist. Der Papst hat in einem eigenen Handschreiben geantwortet, auch er bitte Gott, daß er alle jene bekehre, die die katholische Kirche bekämpfen. Italic«. — Der Prozeß des römischen Jesuiten Bricarelli gegen den Apostaten Vertust nahm für letzteren einen ungemein schlechten Verlaus. Der Apostat hatte behauptet, daß der genannte Jesuitenpater daS Beichtgeheimnis verraten habe. Dieser strengte die Verleumdungsklage gegen Verdest an. Bei den Verhandlungen hat sich herausgestellt, daß diese Behauptung ein frecher Schwindel ist. Der Staatsanwalt entwarf in seiner Schlußrede von dem angeklagten Expriester Verdest ein höchst antlpathischeS Bild und führte aus, daß ein Bruch des Beichtgeheimnisses durch den Pater Bricarelli vollständig ausgeschlossen erscheine. Diese Anschuldigung beruhe lediglich auf Erfindung Verdest». um seinen Abfall von der Kirche in milderem Lichte erscheinen zu lassen. Verdest sei jeder Schandtat fähig, wie er schon durch die Denunziation seiner Freunde bewiesen habe. Neidest wurde wegen Verleum dung zu zehn Monaten Gefängnis und 833 Lire Geldbuße verurteilt. Der Staatsanwalt hatte 15 Monate Gefängnis und 1500 Lire Geldstrafe beantragt. — Verdest hatte augenscheinlich damit gerechnet, daß der von ihm so böswillig verleumdete Jesuit keine Anklage gegen ihn erheben, sondern ihn nur mit Verachtung strafen werde. Hätte der Angriff nur der Person des Beichtvaters gegolten, so wäre eine solche Verachtung vielleicht am Platze gewesen, er galt aber auch den» Oberhaupte der Kirche, ja der ge samten Kirche selbst; da nun. wie aus sehr langer Er- sahrung stststeht, gerade gegenüber der katholischen Kirche die Methode bet ihren Feinden gilt, daß, wenn eine noch so niederträchtige und infame Verleumdung nicht öffentlich und unumstößlich widerlegt wird, sie ohne weiteres als historische Wahrheit zu gelten hat, so ist eben notwendig, in so gearteten Fällen, weder den Gegner zu verachten, noch Mitleid mit ihm zu haben, sondern auf gerichtlichem Wege gegen ihn vorzugehen. Diese Notwendigkeit hatteVerde,-j überscben, sonst wäre er wohl vorsichtiger zu Werke gegange^ und hätte nur mit versteckten Anspielungen operiert, stütz „schwere belastende Tatsachen" anzuführen, statt Namen zu nennen. Diese Unvorsichtigkeit brach ihm den Hals. Nach dem Ausgange des Prozesse« Verdest wird aber in Zukunft ein ganz ungewögnllcheS Maß von Frechheit dazu gehören, abermals von dem Bruche des Beichtsiegels durch katholische Priester zu reden. Dieser Prozeß hat abermals bewiesen, daß alle derartigen Verdächtigungen Erfindungen und Hirn gespinste verleumderischer Gegner sind. Es ist bisher kein einziger Fall authentisch nachgewiesen, daß ein Priester das Beichtgeheimnis, aus was für Motive» immer, verletzt habe. Alle Fälle, von denen man früher sprach, haben sich als plumpe Verdächtigungen erwiesen. Es wurde auch nie von einem Theologen irgendein Grund für möglich gehalten, aus dem der Beichtvater das Beichtgeheimnis brechen könne. Die gegenteilige Behauptung ist völlig haltlos. Frankreich. — Die Fremdenlegion in französischer Beurteilung. Albert de Poiivonrville hat in der „Revue" vom 15. v. M. ein Essai über die Fremdenlegion veröffentlicht. Es ist einer der kenntnisreichsten und, soweit einem Franzosen möglich, objektivsten französischen Publizisten. Ueber sein Interview beim kaiserlichen Statthalter des Neichslandes hat er im Sommer 1010 mit Loyalität und Courtoisie be richtet. Er hat sich mit französischen Marinefragen („die Seekriegshäfcn") und mit deutschen Heeresangelegenheiten auch im Lande beschäftigt, für die Fremdenlegion ist er aber in besonderem Maße zuständig, weil er — inkognito — jahrelang darin, auch in Indo-China gedient hat und sich znin Offizier heraufgedient hat. Er kennt sie also ans gründlicher Erfahrung. Von dem barbarischen Strafsystem, das ja bei einem verwilderten, stets zur Desertion geneigten Abentenrerkorps fast begreiflich ist, schweigt er ebenso, wie von der Arbeitsüberlast. Er hat nirgends eine schlechte Be handlung gesehen und keine „Märtyrer": wohl aber, daß selbst Söhne deutscher Fürstinnen mit Leidenschaft bis zum Tode an der Legion hingen. Wir dürfen annehmen, daß bei diesem Teile der Broschüre viel von dem Jägerlatein eingeflossen ist. waS man an den Wachtfeuern der Legion znin besten gibt. Recht leicht macht es sich der Apologet der Fremdenlegion überhaupt mit den Einwürfen jener Kri tiker, die in den letzten 1'/. Jahren (seit der bekannten Massendesertion) eins starke Belastung des moralischen Kre dits dieser französischen Institution herbeigesührt haben. Demgegenüber spricht er von Phamphlctcn und Excla- mations, von Pseudohistorien und Phantasien und im Hin blick ans den skandalösen Fall Weißrock von larmoyantem Humanismus. Er betont mit Stolz, daß gerade die früheren Legionäre es seien, welche für die Legion Propaganda machen. Es müßte ihm doch nach seinen Erlebnissen klar geworden sein, daß das humane Frankreich vielleicht seine schwarzen sencgalischen Barbaren in dieser Weise als .Kanonenfutter, Arbeitssklaven und Spittelkandidaten be handeln dürfte — wenn es die diplomatische Raison ver langt — nicht aber Europäer, und seien es auch verzweifelte und leichtfertige. Er gibt aber selbst den Raubbau und dis Schlenderwirtscbaft mit Menschenleben z», die man doch nicht decken darf mit dem volonti non tit injuria, oder den- Horazischc» invitnm gni Korvat, ickoin samt oocickonti Er gibt sie zu; denn er schätzt für die 12 Bataillone der Fremdenlegion ein Dnrchschnittsjahreskontingent von 1200 Deutschen, 1200 Elsaß-Lothringern (dlli. besondere Ru brik). 800 Franzosen, 800 Belgiern, 450 Schweizern, 500 sonstigen: also 4050 Mann! Also der Ersatz, für eine kleine Armee, für 2 Regimenter! Türkei. Die Beziehungen zwischen Montenegro «nd der Türkei sind fortgesetzt gespannt. So sott König Nikolaus einem Korrespondenten den Krieg angesichts der sich täglich schwieriger gestaltenden Verhältnisse für unausbleib lich erklärt haben. Tie Minister sind derselben Meinung. Tie gesamte montenegrinische Bevölkerung ist bewaffnet und in höchster Aufregung. Es wird auf das Bestimmteste erklärt, wenn die Kolonnen der türkischen Befehlshaber Torgnt Pascha und Tschavid Pascha sich vereinigen und die Aufständischen zwingen, nach Montenegro zu fliehen, der Krieg von selbst ansbrechen werde. Derselbe Korrespondent will weiter erfahren haben, König Nikolaus habe die Ver antwortung ans die Großmächte abgewälzt und einem Ge sandte» u. a. gesagt: Wenn ich nur die geringe Gewähr habe, daß Griechenland gegen die Türkei losgehen werde, so hält mich nichts zurück, heute eher als morgen losznschlagcn. — Tie Unruhen in Albanien. Die Mireditcn haben Albanien für selbständig und unahbängig von der Türkei erklärt. Zum Präsidenten der provisorischen Negierung wurde ernannt Torenzi Tocchi. Derselbe hat eine Prokla mation erlassen, worin er znin allgemeinen Aufstand auf fordert und Mohammedanern und Christen gleiche Rechte verspricht und Freiwillige z» Hilfe ruft, um die Türken ans Albanien z» vertreiben. Das Volk soll sich für die mon archische oder republikanische Regierungsform entscheiden. Nach einer Blättermeldung aus Bagdad stehen mehrere Stämme der Iraks in offener Auflehnung gegen die Ne gierung. Die Hygiene-Ausstellung. Der fraazösilche Staatspavillon wird voraussichtlich am Freitag, den 9. Juni, und der brasilianische StaatSpavill»«
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