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religiöse Vertiefung für die Gefangenen. Bereits am Dienstag soll die Ostnrarkenvorlage das HauS beschäftigen. — Der Atlensieiuer Offizier-mord hat, wie es scheint, eine von mancher Seite willkommene Lösung gesunden. — Haupt,nann von Go eben hat am 2. März, nachmittag« 4 Uhr. durch Oeffuen der Halsschlagader Selbstmord be gangen. Der um 5 Uhr erschienene Arzt konnte nur den eingetretenen Tod seststellen. Nun ist man der gerichtlichen Sühne überhoben, denn schließlich hätte endlich doch das Kriegsgericht zusammentreten müssen, um den Mörder des Mordes schuldig zu sprechen. Man hatte lange gezögert. Hauptmann von Goeben. an dessen geistiger Gesundheit früher nie gezweifelt worden war, wu'de zuerst in der Irrenanstalt Kortau aus seinen Geisteszustand untersucht und als geistig vollkommen normal befunden. Der Münchner Psychiater Dr. Frbr. v. Schrenck-Notzing gab das gleiche Urteil ab. Jetzt sollte der Medizinalrat Dr. Puppe aus Königsberg ihn nochmals untersucheund daher war die Gerichtsverhandlung aus Ende März verschoben worden. Nun hat sich der schuldbewußte Mörder selbst dem ewigen Richter gestellt, dessen gerechtes Urteil weder durch falsche Ehrbegriffe noch durch ärztliche Gutachten irregeführt wer den kann. — Bo» einem Mindestprogramm in Wahlrechtsfragen will der Bund der Landwirte nichts wissen, wie das auch auS der Verhandlungen am Sonnabend in Dresden zu ersehen war. Die „Natl.-Ztg." hat bekanntlich den Versuch gemacht, durch Ausstellung eines „Mindestprogramms für die Wahlreform" die Grundlage für einen Block aller liberalen Partei- schnttierungen in Preußen zu schaffen. Alle sollen sich vor läufig auf folgende drei Forderungen beschränken: direkte Wahl, geheime Wahl und gerechte Wahlkreiseinteilung! Die Korrespondenz des Bundes der Landwirte meint nun: «Die Wähler in den Landkreisen müßten doch — um ein altes Miguelsches Wort zu gebrauchen — «die größten Esel" sein, wenn sie sich i» Hellen Haufen zum Wahltische — noch nicht „Wahlurne", wie es in der „Natl.-Ztg." heißt — drängen sollten, um einer Wahlreform zum Siege zu verhelfen, die ihnen offensichtlich einen großen Teil eines Wahlrechtes, ihres Einflusses auf Znsammensrtzung deS Landtages rauben null, um die großen Städte und Industriebezirke damit auszustatten. Es kann hier u. E. den Liberalen niemals gelingen, die einsichtige Bevölkerung für die «Gerechtigkeit" ihrer Idee zu begeistern, daß 100 000 überwiegend steuerfreie von überallher znsamrnen- gelausene Industriearbeiter oder gar arbeitsscheue Proletarier genau so viel Einfluß auf die Zusammensetzung der über Steuern und die ganze Gesetzgebung beschließenden Volks- Vertretung erhalten müßten, wie 100 000 altangesessene Bauern, Kleingewerbetreibende und andere zuverlässige Steuerträger und Valerlandsveileidiger. Selbst in den Großstädten dürfte ein Massenaufgebot zugunsten des libe ralen Block-MindestprogrammeS wohl an der Weigerung der sozialdemokratisch und von freisinnigen Desperados anf- gestachelten Wähler scheitern, sich mit Erfüllung solcher Mindestforderung auch nur vorläufig zufrieden zu geben." — Gin Mesenkamps im deutschen Baugewerbe ist für l. April zu erwarten. Bei Ablehnung des Arbeitgeber- tarifes droht der Arbeitgeberbiind mit Generalaussperrimg. Der Zentralverband der Maurer antwortet mit der Be merkung: Das ist die Kriegserklärung. Tie Tarifverhand- lninren sind gesä>citcrt. Tie Aussperrung dürfte sich über das ganze Deutsche Reich tröstlich der Oder erstrecken und 300 000 Arbeiter des Baugewerbes brotlos machen. Jetzt Arbeitslosigkeit, dann Streik und Aussperrung! Wo sind die Instanzen, die einen billigen Vergleich zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern in letzter Stunde an bahnen? Eine lange Arlx'itsruhe der Saisonarbeiter ivälirend der Saison muß ja zu ihrer Verelendung führen. Hier wäre die Arbeitskaimiier nötig. Aber der Block kommt ja nicht vom Flecke! — Staatssekretär Dernburg als Zauberkünstler. Diesen schweren und beute nicht begründeten Vorwurf erhebt eia „afrikanischer Praktiker" in der „Deutschen Tageszeitung" mit folgenden Worten: „Es mag unterhaltend sein, einen Zauberkünstler zu beobachten, der einem leeren Zylinder- Hut Papierschn tz 'l. Eier oder Tauben entnimmt. Wenn aber eine Staatsverwaltung zur Erläuterung ihrer Tätigkeit derartiger Kunststücke sich bedient, so muß man schon ein sehr fernstehender »ninteressicrler Beobachter sein, um daö Erheiternde eines solchen Experimentes zu verspüren. Nichts anderes tut aber die Koivnralverwaltnng. die in der jetzt veröffentlichten Denkschi rsl über die Entwicklung der Schutz- gebiete, zu denen doch auch Ostasrika gehört, sich zu der Behauptung versteift: „Für die Ausfuhr nach dem Welt markt hat zurzeit die größte Bedeutung in »r,seren Schutz gebieten die Eiiigeborenerikliltnr. einscksti. ßlich der beträcht lichen vklirpatorrschrn Gewinnung von Naturprodukte», wie Kautschuk, Elfenbein nsw.. wozu namentlich in Ostasrika, ia Kamerun und der Süüsce die Plantagenwirtschast hinzu, kommt." .... Daß Eingeborene exvortfahige Werte schaffe», davon sagt die Statistik nichts. Die Kolonial- Verwaltung schüttelt aber den leeren Zylinderhut, und berarrs springen — „Eiiigeboreiieilkrilstiren. die sie größte Bedeutung für Ostafrika, haben"! Erst m zweiter Linie kommt die Ptantagerikriltirr. Eine sehr ernste Scite hat aber dieieü erkletternde Kunststück. ES wird dem deutschen Publikum vorqefiihrt, dem die Unterlagen fehlen, es als Kunststück erkennen mrd bewerten zu können. I» kurzer Zeit wird der Kolorrialetat im Reichstag verhandelt. Die Pflanzer draußen, »in deren Interessen es sich doch auch mit handelt, wissen nicht wohin die Fahrt gehen soll: sie erfahren nur die fertigen Tatsachen. Es fehlt an der Möglichkeit, Urteile aus der Praxis gegenüber der Stellung der Regierung zu hören. Weit» eS der Regierung in der heimischen Politik nicht cinfällt, das Volk »ad die Parlamente mit Gesetzes- Vorlagen zu überrurnveln. so sollte auch den Interessenten in der Kolonie Gelegenheit geboten werden, ihre Meinungen vor der Oeffentlichkeit anSzusprechen, ehe Entscheid,»,gen getroffen werden. Daß diese Meinungen der kolonialen Praktiker nicht in LobeShymnen nus das neue Regiment auSkltngen würden, darüber kann das deutsche Volk und die Kolonialverwaltnng beruhigt sein. Diese Worte finden sich in einem so ausgesprochenen nationalen Blatte wie in der «Deutschen Tageszeitung". Als im Vorjahre bet den Wahlen aus der Datielkistr Palmen sp aßten, und auS dem Zylinderhut der Miüionensegen der Kolonien sprang, oa war diese Presse ganz enttäuscht; wenn aber jetzt Dernbrng ruhig und sachlich urteilt, dann erhält er solche Liebcns- Würdigkeiten von seinen Freunden. Belgien. — Mit immer größerer Bestimmtheit treten die Nach richten auf, daß als Grundlage des neuen Kongoabkommens die Bereitstellung eines Fonds von 60 Millionen Frank, sowie die Zahlung von 15 Jahresraten zu je 3 Millionen Frank an den König vereinbart worden sei. Die Jahres raten sollen vom König Leopold nach Gutdünken für offenst liche Zivecke verwendet werden. Diese Lösung der Frage trat die größte Aussicht auf Annahme durch das Parlament, denn das Schreckgespenst einer englischen Einmischung in die Kongofrage läßt eine weitere Verschleppung der Kongo- verlxmdlungen nicht geraten erscheinen. Italien. - Msgr. Mvntagniui. Verschiedene Blätter, z. B. die „Berliner Volkszeifting" (12. Februar 1908), meldeten, daß Msgr. Montagiiinl, „der letzte päpstliche Nuntius (nie) in Paris", bald einen wichtigen Posten im päpstlichen Staatssekretariat erhalten soll: die „Jesuiten des Vatikans" könnten eine Kraft wie Montagnini nicht brach liegen lassen. Wie der „C.-A." mitgeteilt wird, hat Montagnirü den „wichtigen" Posten bereits, indem er in, Bureau der jftongregation für außerordentliche kirchliche Angelegen heiten als Minutant angestellt wurde, ein Amt. welches alle zur Disposition gestellten Mitglieder der päpstlichen Diplomatie erlxttten. Außerdem ernannte ihn Pius X. kürzlich zum Kanonikus an der Latemnkirche. Nach dieser Ernennung kann vor, einer baldigen Verwendung Morr- tagniiris in der Diplomatie keine Rede mehr sein. Die Jesuiten des Vatikans — im Vatikan sind ganze drei Jesu iten angestellt: 1'. Ehrte von der Bibliotlrek und die I'I'. .Hagen und Stein von der Sternwarte — traben zu Moiitngiiiili ilird zlirii Staatssekretariat überhaupt keine Beziehungen, so daß sie Herrn Moiitagnini Nieder „brach liegen lassen", »och zu estvas verwenden tonnen. Sächsischer Landtag 11. Dresden den 3. Mä z 1908. Zweite Kammer. Abg. Dr. Spieß (kons.) begründet den bekannten Antrag, die Bestenerung der Warenhäuser nsw. sowie die Beteiligung der vom Staate Besoldeten an Kon sumvereinen lind ähiilickx'n wirtscknstlickx'n Vereinigungen betreffend. Lüweits in drei Sessionen lxrbe dieser den Land tag beschistigt und auch diesmal sei er, nur in anderer Form, wiedergekehrt. Diese neue Form sei begründet durch die Stellung der Regierung zu dieser Frage. Die An tragsteller bossen, daß der Antrag eine günstigere Auf nahme finden würde wie früher. Wenn in dieser Session nicht wieder eine so große Zahl von Petitionen in dieser Angelegenlieit an den Landtag gelangt sind, so sei dies da durch begründet, daß wiederholt auf Mittelstandstagcn einmütige Beschlüsse und Resolutionen gefaßt wurden, keinesfalls aber sei dies ein Zeichen, daß der Antrag an Werbekrast verloren habe. Ter Antrag sei dringend not- Nx'iidig, damit der Genxmbe- und Kleliil-andelstarid in sei nem Mveren Kampfe um seine Existenz unterstützt werde. Die Frage habe Interesse in iveitesten Kreisen, ja auch über die Kreise des Mittelstandes hinaus. Wenn in ganzen Straßen die Läden leerstehen infolge der Konkurrenz der Ware ii Häuser dem Osew-erbtreibeuden gegenüber, dann müßten mit den KleiiigeNx'rbetreibendeii auch die Liefe ranten und die ibneii tredrdiert lxrben, die Hausbesitzer usw. leiden. Auch dem Großkapital maclxm bereits die Waren häuser Konkurrenz, indem sie, wie in Berlin, Bankstellen in ihren Ok'sckßiften errichten. Redner weist den Vorwurf energisch zurück, daß der Antrag großtapitalfeindlich sei. Wen» aber iw Kleinhandel das Großkapital eingreife, dann wirke dieses tatsächlich vernichtend. Wenn die bestehenden Verhältnisse weilerbestehen, so bleibe nur noch das Groß kapital ans der einen und die große Masse deS Proletariats ans der anderen Seite, und die schon bestehende Kluft werde iimner größer. Redner schildert die Kainpfesweise der So zialdemokratie gegen den Mittelstand, die bis anss Messer geführt nx'rde. Die Konsumvereine dienen dazu, daß die Gelder für die ans ihnen fliesenden Dividenden für die so zialdemokratische Agitation aufgebracht werde». Die Warenhäuser in Preußen lxrben seit der Einslihrnug der Warenhansslener von 100 ans 73 abgenoiiniien. Wenn dennoch die bestehenden Warenhäuser ihren Umsatz gestei gert lxiben, so sei dies daran gelegen, daß das betreffende Oieietz Bestimmungen hinsichtlich der Beste.leriiiigsgrenze anfweise, welckx' fehlerhaft seien. Das Landesgesetz solle eine allgemeine Norm für die Besteucrililg der Warenhäuser sestsetzen und den einzelnen Gemeinden möge es überlassen bleiben, das Ortsgesetz nach den bestolxmden Verhältnissen zu ghtalten. Die Antragsteller hoffen, daß die Umsatz- steiler zur Ausgleichung des Kräfteverhältnisses zwischen znx'i grossen Gruppen beitragen Nx'rde. Redner gibt der Mittelstaildsvereiiiigiing Recht, ivenn sie den Vorwurf zn- rückweist, daß sie mir durch den Ruf nin Staatsbilfe dem Mittelstände Helsen nwlle. Weiter spricht er sich für Ver- kaiifsgenosseiisckxisten aus. In Bezug ans den Sah in dem Anträge, Nx'lckx'r neu ist und lautet: „Im Hinblick ans die in Aussicht genommene und znin Test schon eingetretenc Besserstellung der Beamten und Bediensteten des Staates Maßnahmen vorziisehen, durch die im Interesse der geiverb tätigen Schichten des Volkes die Beteiligung der vom Staate Besoldete» an Konsumvereinen und ähnlichen lvirt- schastlickxm Bereinigungen eingeschränkt und wenn möglich, i'iberlxiiipt verhindert wird, sagt Redner, man habe eine zu bolre Meinung von dem Gerechtigkeitssinn der Beamten, als daß z» befürchten sei, daß diese nicht selbst zu der lieber- zeiigiiiig gelangen würden, daß die Mitgliedschaft bei sol- ckx'n Vereinen und dergleichen nunmehr nicht mehr tunlich sei: nickstsdestMxmiger sei es gut, wenn daS ans gesetzmäßi gem Wege festgelegt wird. Redner gibt der Hoffnung Aus druck. daß die Negierung sich dem Anträge gegenüber frenndsicher stellen Nx'rde' als früher. Die Schlußberatung möge nicht lnmer, sondern später unter Wegfall der Depu- tatlonsberatung stattfinden, da die Gesetzgebungsdepnta- tion ohnehin schon stark mit Arbeit überhäuft sei, und unter Bestellung eines Referenten und Korreferenten. (Bnwol) Staatsminister Dr. Graf von Hohenthal erlllvrt, er werde abwarten, wie die Verhandlungen in den beiden Kammern verlaufen werden, und deshalb sich früher nicht äußern, sondern als aufmerksamer Zuhörer an den Ver handlungen teilnehmen. Er verliest eine Derordmmg, welche gegen die Teilnahme an Konsumvereinen von seiten der Beamten gerichtet ist. (Die Gltzuna lauert fori.) <lu» Staoi u«v Luai,. 'ItMeiiunaen au» unserem Lelerkeije mil HamcuSieMMia skr deeie «uprtt flu« Kr «edamon allezeit willkommen Der Avne de« «iiismLer« vieibl Gehern»», der «edattlon. »nontzme guichriftrn müssen uaberllMchNiU bletven.» Dresden, oen S. März 19o8. Lageskalender für den 4. März. 1908.-j-Kowalewskt in Sr. Petersburg berühmter russischer Schlochienm->lrr. — 1872. Gründung der Marineotadcmie in «,el. — 1763. * Johann Friedrich «ind zu Leipzig, der Dichter der T,xt« zum F.eischütz, Nachilager von Granada usw. —* err og-^dir „o-rc,». ^ächs. Landes» Weiler warte z» > de». de» 4. Mä z Teil« bester, >eil» nebe.ig. ohne wesentliche Niederschläge mäßige nordöstliche Winde. Temperatur n>ch- erkeblich aeänderr —* Se. Majestät der König stattete gestern nockv mittag 4 Uhr der Firma Heinrich Ernemann, Aktiengesell- sckaft für Camera-Fabrikation, Cchandauer Straße, einen längeren Besuch ab. Der König war begleitet von Seiner Exzellenz dem Königlichen Känunerer Herrn General leutnant z. D. von Criegern, sowie den Herren General- adjiidanten Generalmajor von Wilucki, Major von Aruin: und Major Eulitz. Seine Majestät wurde beim Eintreffen vor der Fabrik, die festlichen Fahnenschmuck angelegt hatte, von den Herren Oberbürgermeister Beutler und Direktor Heinrich Ernemann empfangen und zunächst in das Direk- torialziiiimer geleitet, wo ihm die Mitglieder des Aufsichts rates vorgestellt wurden. Unter der Führung der Herren Direktoren Ernemann und Heyne sowie des Ingenieurs Ernemaiiii als technisckser Führer begab sich der König zu nächst in das Mnsterzimmer, wo eine reiche Kollektion der Ernemannsch.'» Handapparate, sowie Apparate für Kine matographie lind Mikrokinematographie ausgestellt waren. Sodann wurden die einzelnen Werkstätten und Abteilungen besichtigt. Die Linsenschleiferei erregte das besondere Inter esse Seiner Majestät, der bekanntlich selbst ein eifriger Amateurphotograph ist. Ten Schluß der Führung bildete ein Aufenthalt im Projektionssaale, in dem eine Anzahl sehr gelungener kinematographischer Aufnahmen vorgeführt wurden. Darauf verabschiedete sich Seine Majestät der König im Direktorialzimmer nickst ohne sich nach den sozialen und hygienischen Einrichtungen des Etablissements erkundigt und seinen Dank für das Ges-elxme ausge- drnckt zu haben. Von dem Ernemannschen Etablissement ans begab sich Seine Majestät der König nach der in der Trinitatisstraße 36 gelogenen Dresdner Reise- Utensilien- und Lederwarenfabrik von G. C. LiPpold, Königll. Hoflieferant. Ter Monarch wurde am Eingänge des Fabrikgebäudes von Herrn Karl Lippold begrüßt, worauf Fräulein Frieda Lippold mit kurzen be grüßenden Worten einen Strauß von Rosen und Mai blumen überreichte. Unter der Führung der Herren Lippold und Prokuristen Schmidt und Müller besichtigte Seine Majestät nunmehr die Fabrik. Zum Schluß wurde das Lager, dessen Räume festlich geschmückt waren, in Augenschein genommen, womit der Besuch seinen Abschluß fand. Se. Majestät dankte Herrn Lippold für das Gesehene und sprach seine Anerkennung wiederholt aus. Als der Monarch die Fabrik verließ, brachte der technische Leiter derselben, Herr August Müller, ein dreifaches Hoch aus Seine Majestät ans, in das die im Hose ausgestellte 300 Mann starke Arbeiterschaft begeistert einstimmte. Zur Be grüßung des Königs hatte sich auch Herr Oberbürgermeister Beutler in der Fabrik mit eingesunden. —* Asckermittivoch. „Gedenke, o Mansch, daß du Staub bist und wieder zu Staub werden wirst." Mit diesen Worten zeichnet der Priester am Aschermittwoch den Gläubigen ein Kreuz von Asche, die aus OK- und Palmen- zweigen gewonnen ist, auf die Stiine. Welche Milo non Gedanken liegt doch in diesen Worten! Stolz und Hof fart steht mit ihnen in Widerspruch. Der Leib, für den wir uns so absorgen, den wir als so wertvoll erachten, muß nach kurzer Herrlichkeit Staub werden: heute in Freuden, morgen im Sarge, eine Speise der Würmer, ein Häuslein Asche. Und dam,? Ja. dann „nach dem Tode das Gericht". Und dann — wehe uns. wenn wir nicht Buße getan habest. Dieses Unglück will unsere geistige Mutier, die Kirche, von uns fernhalten. Daher bezeichnet sie uns mit dem Zeichen des Kreuzes aus Asche, um uns zur Butze zu mahnen, so lange es noch Zeit ist. „Dcnn es kommt die Stunde, ivo niemand mehr wirken kann." „Es sind herangekommen die Tage der Buße, um unS von Sünden loszumachen." Darum gedenken wir am morgigen Tage dieser Mahnung der Kirche und lassen in unser Herz echte Bußgesinnnng einziehen. — Noch einige Worte über den Gebrauch der Asche als Zeichen der Buße; er ist uratt. Als Judith (Jud. 0, 1) Gott nin Beistand bat. legte sie ein Bußkleid an und streute Asche aus ihr Haupt. Job empfand Reue in „Staub und Asche", und als der Prophet JonaS den Niniviten Buße predigte, stieg König Phal dom Thron, zog ein Trauerklsid an und setzte sich in die Asche, uni sich tief zu demütigen, und Gottes Lohn folgte der Buße, Ninive wurde gerettet. Bis zum 4. Irhrhundert erhielten nur jene ein Aschekceuz, die öffentlich Buße tun mußte». Seitdem ist der schöne Brauch allgemein geworden, sodaß sich vom Ende des 12. Jahrhundert« alle an dieser sinnigen Zeremonie beteiligcn mußten. — Die Asche hat auch eine reinigende und befruchtende Kraft. Möge sie die Katho liken erneuern und zur Verrichtung guter Werke an- spornen! r. —* Ein Freund unserer Zeitung und der Zentrums- fache, Herr Dr. Phil. Ottomar Schuchardt. htclt im vergangenen Winter vor einer geladenen Gesellschaft einen Vortrag über die moderne Frauenbewegung. Wir sind heute durch die Liebenswürdigkeit des Herrn Vor tragenden in der angenehmen Lage, den Kern seiner Aus- führungen unseren Lesern an einer anderen Stelle der Zeitung zur Kenntnis bringen zu können. Ü».