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Sächsische Volkszeitung : 09.01.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-01-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192401090
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19240109
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19240109
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-01
- Tag 1924-01-09
-
Monat
1924-01
-
Jahr
1924
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 09.01.1924
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Notgemeinschaft Das Jahr 1021 liegt nun mit allen seinen schweren Kämpfen um völkische Selbsterhaftnng hinter uns. ES war ein Jahr harter Arbeit voller Enttäuschungen und unerfüllter Hoff nungen, reich an schmerzliche» Erfahrungen und reich an unge heuerem wachsenden Elend für eine große Zahl deutscher Volks genossen. Reich an schmerzlichen Erfahrungen, denn Hunderttausende mußten einsehcu. das; skrupelloser Gesclyiftssin» und hemmungs lose Profitgier oftmals stärker sind als der nationale Wille Vieler. Reich an schmerzlichen Erfahrungen für Millionen sozialistischer deutscher Arbeitnehmer, die einsehen lernen muszten, das; sie 'jahrzehntelang an ein Phantom geglaubt haben. Der Zer- /ctznngSprozesz innerhalb der Sozialdemokratie ist heute aller Welt offenkundig. Er kam in Sachsen mit elementarer Klarheit unlöslich des zuletzt versuchten Generalstreiks zum Ausdruck. Der sozialistische Arbeiter glaubt heute weder an die Möglichkeit emeS Paradiese? und sozialistischen ZukunstSstaates. noch au eine volkerversöbuende Solidarität der arbeitenden Schichten. Zu deutlich haben es französische und belgische, amerikanische und englische Arbeiter den deutschen Brüdern im Arbeitskittel gezeigt, das; ihnen allen das Vaterland höber steh! wie die Klasse, der sie sich Zugehörig fühlen, denn im Wohlergehen des Ganzen liegt die Gewähr ftir die Wohlfahrt des Einzelnen. Die sozialistischen Arbeiter, Angestellten und Beamten, die der feindlichen Willkür obne Webr und Waffe,^ an Rhein und Ruhr, Po'cu, Schlesien, Meinelland »sw, ansgeliefcrt waren, sind durch eine harte Schule gegangen. Die Möglichkeiten, die Lehre vom unüberbrückbaren Klassen kampf zu überwinden und an deren Stelle eine über alle Stände und Klassen hinweg einigende Volksgemeinschaft aufzubanen, sind heilte ansterardentlich stark gewachsen. Allerdings müsste dann der Klassenkampf nicht nur von der Arbeitnehmerschaft, sonder,, auch voll dem organisierten llnieriiehniertnm zu Grabe getragen p'n'dcn. Was I,,o„ in dieser Beziehung in der Vergangenheit hörte und sab, war nicht immer erfreulich und lies; nicht immer auf eine kluge, polftisch weitblickende Führung inuerhalb des IlnternehinertuniS schlieszen. Die wirtschaftliche Stagnation, die eiii austerordeiitln'beS Aittvachseu der Arbeitslosigkeit und damit liii verarösp'rteS Angebot von Arbeitskräften mit sich gebracht bat, kann wiederum leicht dazu benutzt werden, nin der Arbeit nehmerschaft das wirtschaftliche Nebergewicht der Arbeitgebcr- schaft in harten Formen empsindsn zu lassen. Kein vernünftig denkender Arbeiter wird die Notwendigkeit der erhöhten Arbeits leistung verkennen. Einer der grössten Passivposten in der deutschen Wirtschaft war in den letzten Jahren die gesunkene ilrbeitSfreude der werktätigen Bevölkerung Die mangelnde i lrbeitSfreude entsvrang indessen nicht immer der Abneigung t egen die Arbeit überhaupt, sondern sie hatte tiefe Ursache,, in tcr beinahe trostlosen Lage, in der die deutsche Arbeitnehmer schaft in den letzte» Jahren dahingelebt hat. Wo sollte die Arbeitsfreude herkonimen, wenn der Arbeitsverdienst oftmals »och nicht einmal auSreichte, um die Fahrt zur Arbeitsstätte bezahlen zu können, wenn die Ernährung immer kärglicher, die Kftstung immer mangelhafter, die Frau und die Kinder immer schm üblicher wurden und der Angestellte oder Arb-cher selbst das Abnet'inc» seiner kürt erlichen Kräfte tagtäglich auch lG seiner Arbeit empfand? Die Sorge um da-s tägliche Brat, die Sorge Hin die ungewisse Zukunft waren cs, die an der Arbeitsleistung zehrten und die Menschen in Kontor und Fabrik immer wieder zusammeuführtc», uni sich gegenseitig die Not zu klage» und die Aussichteil de? kommenden Tarife?-, durch den inan eine Erleichte rung erhoffte zu crört-n». Dazu entfernten sich die Waren preise immer mehr von, Boden realer Wirklichkeiten, stiege» schneller »ach als der Dollar und brachten so tagtäglich neues Elend in Tausende von Familien. Zu alledem kam noch der ungesunde überspannte Macht- gedauke der sozialistischen Arbeitnehmerschaft, die die Macht des Geistes- sehr gering eiuschätzte und die Gestaltung ihres Schicksals glaubte durch die Zahl der Fäuste meistern zu können. Die WirtschastSsührer sprechen in dieser Zeit von dem enormen Subslanzvcrlust der Wirtschaft. Gewiß, die Bilanzen in Gold werden nicht überall ein erfreuliches Bild geben und die kleinen und mittleren Betriebe haben es in der vergangenen Zeit bestimmt nicht leicht gehabt; aber ist bei der Arbcituehmcrsclialt der Substanzverlust nicht weit verheerender? Man sehe sich »ur einmal die hohlwangigen unterernährten Arbeiterkinder, die heruntergewirtschastete» Haushalte, die schlcchtgcklcideten Arbeiter, Angestellten und ihre Familie» an, um die entsetzliche» Folgen der hinter uns liegenden Inflationszeit kennen zu lernen. Die private Fürsorge hat in diesem Notwintsr bisher Vorbildliches geleistet. Ihre Dienste müssen aber leider nicht nur Sozial- und Kleinrentner und Erwerbslosen, sondern auch manchen Kindern, deren Ernährer in Loh» und Brot stehen, zugemendet werden, da die letzteren noch nicht einmal soviel verdienen, um der Unter haltspflicht gegenüber de» Familienmitgliedern Nachkommen zu können. Der Lohn- und GehaltSempsänger weiß, das; die gegen wärtige Zeit scharfe Einschränkungen erfordert. Aber er must auch die Gewißheit haben, das; diese Einschränkungen, die in der Lohn- und Gehaltskürzung vor allcni zutage treten, eine bestimmte Grenze nicht überschreiten. Denn: nicht mit niedrigen Löhnen kann letzten Endes die Wirtschaft wieder ausgerichtet werden, sondern mit einer Steigerung der Arbeits freude und der Volks kraft. Höhere Löhne bei höchster wirtschaftlicher Intensität must halb das Ziel aller weitblicken den WirtschastSsührer sein. Absichten, die Zeit der wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu benutzen, um sozialpolitisch etwa wieder dicVec- hältnisse aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts zu schassen, würden weder zu einem erneute» Aufblühen unserer Wirtschaft führen, noch zu einer Ueberwindung der Klassengegensätze und noch viel weniger zur Herbeiführung jener Volkseinheit, ohne die wir unsere außenpolitischen Fesseln niemals zu sprengen ver mögen. Die Befreiung der besetzten Gebiete unseres Vaterlandes von den übermütigen besiegle» Siegern, die Zurückgewinnung der uns gestohlenen Gebiete, kurzum der Kampf um die Erringung jener Stellung, die Deutschland vor dem Kriege eili ge», mmen hat, soll und must unser höchste?- Ziel sein. Dieser Zielsetzung hat sich alles zu uuterordnen. Mnstnahmeu, die unsere Volkskraft zerstören, einen künftigen Nachwuchs verhindern, den Kampf im Innern verschärfen, das Volk zur Gleichgültigkeit gegen sein völkische?- Schicksal erziehen, west die täglichen Sorgen alle Gedanken absorbieren —, sichren von diesem Ziele weg, ja verhind-.ru vielleicht dessen Erreichung ganz. Schliesstich must man sich doch auch vor Augen halten, daß ans die Dauer mit dem Ausnahmezustand nicht regiert werden kan», und daß etwaige zu scharfe Maßnahmen der Arbeitgoberorgauisatione» auch wiederum zur Ansammlung anderer Organisationen führt, die bei der ersten besten Gelegenheit wieder gewaltsam Vorgehen können. Alle Erschütterungen unsere?- Wirtschaftslebens sollten soweit als »nr irgend möglich vermieden werden. Jeder Arbeitgeber, der heute ans leicht erklärlichen Gründen sür niedrige Löhne und längere Arbeitszeit eintritt, stillte nüchtern und gewissenhaft prüfen ob allzu gedrückte Löhne wirklich ,u jeder Beziehung ein gute-Z Geschäft in sich schließe». Nöliger scheint die Rückkehr zu de» alte» soliden KalknsationSgrundsätze» der Vorkriegszeit. Der Arbeiter wird schon trage», wak- er must. Er verlangt aber auch etwa?-. Der reelle Handel und die Industrie sollten allen Stolz darein setzen, schnellstens all die iinsanheren Elemente, die sich während und nach dem Kriege in Handel und Industrie cingenistet haben und deren GesckäftSgrundlage die Inflation war, anSznmerzeii. Der Handel must mit aller Kraft danach streben, seine geachtete Stellung im öffciillicken Leben zurück,zngewinneii, die er vor dem Kriege einnahin. Trenkänder im wabrsten Sinne des Wortes zwischen Produzent und Konsn- ment soll der Handel sein, dessen Tun »iw Lassen geleitet wird von dem Bestreben, möglichst billig und gut die benöligte» Waren zu beschaffe». Die Industrie aber sollte eö sich zur Ausgabe machen bei denkbar größter Schonung der Menschen durch höchste technische Vervollkommnung der Betriebe und gesteigerte Arbeits intensität die Produktion nicht nur ans den PorkriegSsland, sondern weit darüber hinaus zu bringen. Durch Werlgntarbeft im wahrsten Sinne des Worte?- müsseu wir uns dm Märkte der Wett zurückeroberu und neue Absatzgebiete erschließen Bei der intensiven Ausnützung unserer ProduktivuSmiliel in der Wirtschaft wird die Arbeiliiebmersclmst durchaus bereit sein, mitzuhelse». Nur wollen üc dies ans freier innerlicher lleber- zeugiing lind nicht unter rücksichtslosem Zwang tun. der weiter nichts als neue verschärfte Spannungen hervor-,»rnse» vermag. Eine Bezahlung, die VorkriegScruährung ermöglicht, barechligt auch zu höchsten Leistungen u.Hergabc aller Kräfte im Dienste des Ganzen. Tie BetriebSvcrtrcluiigcn werden wenn sie ihre Aus gabe richtig erkennen, an der Noiwendigkcit. bei der Steigerung der Produktion im Rahme» des Möglicheil mitzuhelse», nicht vorübcrgehen. ja es must sogar erwartet werden, daß sie sich dieser Frage mehr als bisher widmen. Anregungen über Organisntions- verbcsserungcn, Ecsvarnismögüchteiten nstv. ustv satten durchaus in das Aufgabengebiet der BetriebSvecteetnnge». doch auch bicr wird es sehr auf das verständnisvolle Zusammenwirken zwischen Betriebsleitung und Vertretung der dem Unternehmen dienenden Angestellteii und Arbeiter ankoinme». Kein Arbeitgeber, kein Direktor sollte sich die Stunde reue» lassen, in der er mit den Vertreter» seiner Angestellten und Arbcit-r über diese und sene Notwendigkeit spricht und schließlich auch einmal die Meinung derer einholt, die mit ihm oin gleiche» Strange zsthe» solle». Auf kvinmnnistisch-soziaftstische Ideologen in den Betriebs-Ver tretungen aber, die die Sitzungen »nfrnchthnr machen, bat der Unternehmer ein Recht, zu verzichten. In solchen Fällen sollte er auch über den Grund seiner ablehnende,i Haltung niemandei!, am allerwenigsten die Belegschaft, im Zweifel lassen. Schließlich ist auch da? ftntcrnchmertnm im Allgemeinen nicht ganz schuldlnS, wem, tu de» Betriebs-Vertretungen nicht immer die Besten der Angestellte» und Arbeiter sitzen Der Weg zur Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit unserer Wirtschaft ist steinig und schwer. Tollte mau nicht alle Möglichkeiten erörtern, um die Lasten erträglicher zu gestuften? Zum Schluß noch eins: Ist cS zurzeit dem deutschen Volke überhaupt möglich, selbst durch unerhörteste Arbeit?-!'istnnaen wieder ein freies Volk zu werden? Sind nicht der Versailler Vertrag, zusammen mit der Willkür unserer F-nndc. Hiuderuine auf deni Wege zur Freiheit, die durch aute» Willen und ange spannteste und angestrengte?- Schassen überhaupt nicht z» über winden sind Die Erfahrungen der letzic» Jal-re geben uns in dieser Beziehung eine zweise'Ssreic Antwort Voraussetzung sür die Erringung unserer Freiheit und den Wiederaufbau nnscrer Wirtschaft ist und bleibt die Vernichtung de?- Versailler Vertraue?-. Dazu aber brauchen wir eine gemeinsame Front aller bewußt dentschempfindeiide» Menschen inncrbafti der deutschen Grenz- p'äble. Alle?-, was die sozialen Gegensätze unnötig verstbärst. die Kluft zwischen Kapital und Arbeit immer weiter ansreißt, ver hindert die Erreichung de?- gemeinsamen Ziele?-. Die Arbeitgcber- schast hat eS in der Hand, durch ihr eigene?- Handeln die Lehre vom unüberbrückbareii Klassengegensatz zu überwinden und durch ibc verständuiSvolli-S Zusammenarbeiten mit der Arbeitnehmer schaft heranSzuhole», was überhaupt an Kraft und Leistung heranSgehvlt werde» kann. Sic allein auch kann durch ihr .Handeln in Deutschland?- schwerster Zeit dazu beitraaeu, daß jene staats politische Erziehung der Massen gesördert wird und wächst, die die Voraussetzung für die Wiedererriugnug dcnticher Weltgeltung ist. Möge sie die Zeit nützen und nicht um kleiuftcher Tages vorteile willen einer neuen sozialen Revolution die Wege ebnen. Arno B i e r a st. st Luftweg Paris—Buenos Aires. Wie aus Paris ge meldet wird, bat da?- französische Luftministerium einer sran- zösischen Fliigze,Urgesellschaft seine finanzielle Unterstützung znge- sagt, bei der Schaffung eines Luftweges, der von Paris über Bordeaux Lissabon, Easablanca. Dacar, über den Atlantischen Ozean »ach Pernambnco, Rio de Janeiro und Buenos Aires geführt werden soll. Die Entfernung beträgt etwa tlWtl Kilometer. Solange die für diese Nieien- slrecke geeignete» Flugzeuge noch nicht ferftggestellt sind, besteht mir ein Flugverkehr bis Dacar und Pernambuco; zwischen Dacar und Pernambuco vermitteln Damvfer den Verkehr. Bemerkungen zu meiner Konversion Von Dr theol. Johannes A l b a n i <Münchei>). Unter diese» Umstände» blieb mir schließlich doch nur derVer- such, ich drücke mich absichtlich so ans, mit der katholischen Kirche. Zwei Fragen waren cS, die sich mir folgerichtigerweise in den Vordergrund drängten: 1. Wie verlebet der Katholik mit Gott? 2. Worin besteht die znsammeuhatteiide Kraft der katho lische» Kirche? Um die erste Frage zu beantworten, bat ich um die Gast freundschaft der Erzabtei St. Ottilien. Ich mußte fromme Ka tholiken in ihrer Frömmigkeit täglich beobachten und anssühicn. Hier lernte ich in vier schweren, käuipserischen Wochen verstehen, wie der katholische Gläubige durch die Eucharistie die Verbindung mit dem Jenseits pflegt. Im Anfänge war eS mir auch zu mute, wie jenem protestantischen Professor, der nach mir hier war n»d nach der Feier einiger .Hochämter anSrief: „Entweder sind diese Leute verrückt oder ich." Aber ich blieb dabei nicht stehen, sondern sing an, die reichen Gaben, die durch da?- ans?- höchste gesteigerte Wissen von der Gegenwart Gottes und die reich quellende Freude an seiner unerschöpstichen Gnade in die Herzen der Gläubigen strömen, zu gewähre» und sie auch in meine Seele zu leiten. Mit dieser sich langsam und mühsam an- babnenden Verehrung der sichtbaren Hostie wurde der Eirund zur Beantwortung der zweite» Frage gelegt. Ich lernte die sichtbare Kirche als Tat Gottes, ihre Gründung als geschichtliches nun übergeschichtliches Faktum hiniiehnieii und verehre», mich unter sie, nicht mehr neben »der aar über sie stellen. Ich hörte ans, sie als bloße?- Obftkt Nstsiensrbnftlick'er Forschung anznsebe», deren Beurteilung mir frei stand. Vielmehr erkannte ich in ihr die ganz eindeutige göttliche, unbedingte Anerkennung fordernde Vertre terin de? Gottessohnes. So gelang eS mir, den Anspruch, die heiligen Dingo vom Thron der apostaftfthen Machtvollkommen heit de?- an?- der Taufe gekroch-eneii Christen deuten zu dürfen, iiicderznlegen und die längst geschenkt- nnahänderlichc Wahrheit dankbar hinznnehiiicn. War so trotz alter aiiShöhlendcn prote stantischen Exegese die Stiftung der Kirche durch JesuS Christus anerkannt, so verlangte die neu erkannte ewige Größe in siebiharem Kleide mit Nvtw-ndiakeit auch Fortdauer, Kontinuität, verlangte die apostolische Nachfolge. Nicht freilich nach der Art der englischen und hvchkirchlicben Auffassung konnte ich sie aner kennen, sonder» einzig im Geiste und i» der Kraft, in der tan, sendftch bewä'-rteii ,.-fthicbtlich-->, und übergeschichtlichc» Wirklich keit Rom?-. Ohne Nom keine Kontinuität, ohne Nom keine Ein heit. kein Lehren alle S dessen, was Christus befohlen hat iMalth 28). So hatte sich da? Wagnis, mich ans katholischen Boden ;» stellen, gelohnt, »»geachtet all des Vielen, was mir noch fehlte, beschloß ich, die Folgerung zu ziehen. Was sonst den: Protestanten fremdartig erscheint, da? waren, so emvsand ich wobl, mehr Tinge oer Methode und der Fori», über die sicher ins Klare zu kommen war, wen» die Grin,dlage fcststnnd. »iiinfttclhar mit diesem Entschluß aber ermnchs mir neuer Segen. Ich trat von der unsicheren Fundierung des eigenen Glauben? ans da? breite Fundament der Kirche. Ich war nicht inehr nur Christ durch mich selbst und in mir selbst, sondern einer mit vielen anderen. Nun sah ich in der Schar der Heiligen und Erdenkhristen eine iingebcnre Mannigfaltigkeit. Ter Zwang, von jedem durchaus deu panliniich lutherischen Weg verlangen zu müssen, verschwand wie ein Traum. Ich ahnte die -giftt- liche Freiheit, die die Millionen das Afterheiliaste anbetenber Christen erquickt. Hier, in dieser treuen Hnl, geht jeder seinen k-genen und gebe» doch alle einen Weg. lind tief senile sich mir in da? Gemüt: An-5 der Enge de? vecwiilich bestimmten Be kenntnisses gelangst du in eine alle Zeiten und Länder nm- fassenoe und weisende geistige Welt. Tn Imst, so sagte ich mir, die McereSwcitc einer Welt gewonnen, in der jeder mit dem anderen in friedlicher, eine? da? anoere ehrender Gemeinschaft dc» ihm nach seiner Eigenart gemäßen Weg geht. Damit war die Frage nach der zusammenhaltenden Kraft der katholischen Kirche beantwortet. Diese .Kraft ist Gott selbst, der sich täglich in seinem Sakrament offenbart. Hier gibt es keinen cIsmnS, sondern »nr ein großes Goltesreich, in dem die Gebote des Ewige» gelten wie von Anfang an und gelten werden, so lange eS Samen und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht gibt. III. Gerade in diesen Tagen, wo ich de» kurzen Vorbericht von mctiier Heimkehr nach Nvm absasje, geht oaS zweite Jahr meiner ausdrücklichen Zugehörigkeit zur katholischen Kirche zu Ende. Ich erfülle eine Pflicht der Taiikbarleit, wen» ich zum Ab schlüsse Zeugnis zu geben versuche von den reichen Gaben und Gütern, die mir in dieser Zeit zuteil geworden sind. Wie da? Allerbeiligste Altarssakrameni mir den Zugang zur Kirche geöffnet hat. so ist cS Kern nno Siern meiner An betung geblieben und immer mehr geworden. Wohl cr'ahmte in Sorgen »in da? tägliche Brot zuweilen die Kraft zur GolteS- frende. Aber im ganze» darf ich sagen: Nie suhlt sich meine Seele freier, nie spannt sie die Flügel mächtiger, gesegneter und segnender ans, als in der vor dem rncharistischen Herrn knienden Gemeinde. Da bin ich wirtlich daheim „unter vielen Brüoern", „in dem, da? meines Nater-s ist". Kein versönlicher Anspruch stört ooer reizt mich. Ter Priester dient Gott und mir, gebeugt unter da?- ewige Gewicht seiner Vollmacht. lind der Prediger wird es nie wagen, mit geistreichem Glänzen die Heilig keit der Stätte veriniqliinpsen zu wolle,«. A lleS dient dem Höchsten. Der Meiistb ist nichts. Wen» Protestanten diese Zeilen lesen, wexden sie sich wun der», daß ich soeben da? genaue Gegenteil von dein, iva-s ihnen geläufig ist, genagt habe. Sie betrachten eben den in glänzende Gewändee gehüllie» Bischof oder Priester, alS wäre er ein Pastor. Und da erscheint ihnen der äußere Glanz als Personen kult,,s, Taftcicblich aber gilt tue Pracbt nicht dem Priester als Menschen, Er lrägt sie als heilige Bürde, wie seine Vollmacht. Sein Amt ist alles. Je mehr seine versönlichei, Gaben in Frage kommen, »mso schlichler wiro sein Auftreten. Schlichter ans der Kanzel, am schlichtesten im Beichtstuhl und Unterricht. Wenn man die Gefahren der alle? .inSmachcnden Persönlichkeiten an dee eigenen Seele gespürt »nd sie bei „gefeierten Kniizelrednern" mit Widerwille» beobachtet hat, so ist cS einem vor dieser Art,' wo Gott alles, der Mensch nichts ist, als trete man an? ungeliis- teleni Raum in die freie, frische Nalnr. Jedermann wird erwarten, daß ich von der Beichte spreche. Wen» einer in der Miiie der Vierzig, gewohnt, sich genau zu beobachten, >» leidlich genauer Kenntnis seiner Fehler »nd seiner Fehltritte, aber belastet mit all dem, was er als Protestant von Jugend auf gegen die Beichte hat sagen hören, zugleich aber auch gewohnt, seine Anliegen ohne Hilfe eine? anderen vor Gott zu bringen, znm ersten Male vor den katholische» Beichtvaier tritt, so ist ihm eine ziemlich heftig wogende Mischung der Empfindmige» nicht zu verdenken. In solchem Augenblicke ist es dann wirklich eine Wohltat, wenn man sich »ach einer solchen Aussprache schon seit Jahre» gesehnt nno bestimmte Aiiliegen ans dem Herzen hat. Als früherem Lutheraner br nckste mir die Anerkennung der beichiväterlichen Vollmacht k'ine Schwie rigkeiten zu biete». Gelungen ist sie mir doch erst, als ich die sichtbare Kirche als Stiftung GofteS begrisscn hatte. Nur in ihr hat das priestcrliche Amt als besonders von Gott anSge- stolteleS überhaupt eine» Sinn. Gleich die erste Beichte brachte mir den größten Segen. Nicht nur wegen der Befreiung, auch wegen der seelsorgertichcn Führung. Ich habe immer als lwchniiftig gegolten und mich schließlich selbst daftir gehalten. Nun bewies mir der er'abrcnc Priester a»S manchen Symptomen, daß es sich inel.r nm eins willenSmäing cmgewöbiite Form bandle, und daß ich vieftn.br der Stärkung eines gesunden Selbstbewusstseins bedürft Mit diesem Worte lichtete» sich mir längst vergessene Reihe» rälftl- »>id gnalvvller Erlebnisse. Es war mir eine Hilft, «nie sie mir noch von niemandem zuteil geworden war. So ist mir von An fang an die bcilige Beichic nicht eine Pflicht, sondern ei» Hobes Recht geworden. Und die Aelißerniig Luther-?, er müchte „diesen Handel" nicht angefangeii haben, wenn, die Beichte zu Falle kommen sollte, fand bei mir tiefe» teilnahmsvollen Glauben Sorge bereitete eS meinem Beichtvater, die Menschlich keiten unter kathvlischeii Christen könnte» mich beirren. Jcki mußte mich selbst fragen, warum mir die'er Gedanke nicht e -- mal kani. Ziliiäcbst mag wohl hiervon die in meinen, LebcnSa l nicht unbegreifliche, allmählich gewonnene Gevflogenbeit oft Nr fache sein, von Mnischen nberhauvt nicht-? zu erwarten, sondern alle? Liebe und Freundliche als unverhoffte Gabe mit be sonderem Danke z» emvsaiige». Aber der wobre Grund war doch wohl die mir mit ivunderbarer Energie zuteil gewordene »eberzengiiiig, daß alle Herrlichkeit der heilige» Kirche nnablns- eftg von Menscheniorheit und MenschenboSbeit besteht. Denn in ist die Mensche» bilden die Kirche, londern die Kirche bildet die Menschen. Keine Wolke, leine Nacht beseitigt die Sonne, seine Sünde fthmälert den ewigen Gott und ebensowenig sein W-rl, seinen Leib. In Tagen drohender äußerer Not gewann ich »nvertwsst und nnverdient da? Glück, auch mit Dingm vertrant zu werden, ans die ick, mein dvguiatische-? Denken noch nicht erstreckt halte: cS ist der Verkehr mit der Mutter GvtteS und den Heiligen. ES gilt mir gleich, ivaS meine früheren Glaiibcnsgencnftii hierzu, sage» »lögen. Mögen sie mich verlachen. Genug, icb Zand wiindebare Hilfe, äußere Hilfe der Heiligen in Sinndeii der Not. und mir wurde die Gnade zuteil, ihren Beistand ans den zagenden Versuch meiner Bitte nicht nachträglich als znsäi'iaes Ziisainmenti'esfen zu entwerten. Seitdem ist mir der ebrsü-eb- tige Verkehr mit ihnen eine Befestigung meines Lebens im Liebste der Ewigkeit geworden. Ich genieße ihren Rat, wenn mein Entschluß schwankt, ihre Stärkung, wen» die Kraft er lahmt. Und da? machtvolle Lenchten des Allerh-.stligste» wird mir durch die farbenreiche Welt, mit der sie es nn,geben, milde und freundlich. Sv ist mein Leben ein reiche-? und iniiner reicheres Ernten und Sammeln geworden. Vom Hocbaltar bi? zum schlichten AndachiSbildlein, von dem geisteSslarlen Zeugnis de-? Tausende von .Hörern zwingenden Redner-? bis zur ichlichlen Erzählung de-? einfachste» Menschenlindc-?, da? in aller Einfalt Zeugnis gibt von dem Grund der Gewißheit, die in ihm ist. sehe ich eine Harmonie. Sie stammt an-? oer Ewigkeit und sucht die Ewig keit. »nd wie meine Seele an ihr teil bat, wird-? ein Erlebnis und eine neue Wurzel streckt sich in den heftigen Boden der Kircb. ein nencS Band schließt mich scster in die große Gemeinschaft Himmels »nd der Erde», der Zeit und Ewigkeit, der tlnendlicbftii »nd der Räume ein: nicht mehr sür mich bestehend nno an? freiem Willen mich zu de» Brüdern gesellend, sondern für sie und ourcli sie bestehend und von Gott nach seinem Wille» und z» meiner Freude zu ihnen gesellt, r-do ad nnani sanctam caftw- lieam et apostolicam eceleiioui. Da-? ist der lieft Grund und da hohe Ziel meiner tzeimfthr nach Rom. tSebluß.)
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