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Sächsische Volkszeitung : 11.01.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-01-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192401114
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19240111
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19240111
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-01
- Tag 1924-01-11
-
Monat
1924-01
-
Jahr
1924
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 11.01.1924
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Freitag, de» 1t. Januar 1024 Nr. 9, Seile 2 unterbreiten. Die Grundlage für diese Organisation soll nach der Meinung MacdonaldS der Völkerbund sein. Die drille wichtige Aenderung in der englischen Ankenpolitik besteht in der Anerkennung der Sowjetregiernng. Mncdonald er klärt anSdrücklich. daß diese Anerkennung notwendig sei. denn England müsse in der Lage sein, mit Rußland Lande! z» treibe» and sich mit Rußland über eine große Anzahl Fragen zu unter- l>alte». wie eS seine Enlschädigungdleistungen auszusühren beabsichtige. Anch habe England Interessen in Asien, über die er notwendig sei. sich mit der Moskauer Negierung anSzusprecheir. Diese Fiele MacdonaldS in der äußeren Politik verdienen gewiß »»geteiltes Interesse, und wir in Dentschland haben gar keine» Grund, an der Ausrichiigkeit der Absichten MacdonaldS zu zwci- seln. Aber der Weg zur Durchsührung dieser Ziele ist ei» schwieriger, und auch Macdonald wird erfahren müssen, daß noch so gute Absichten scheitern müsse», wenn aus der Gegenseite der gute Wille nicht vorhanden ist. Nach der ganzen Haltung Frank reichs wird man mit gutem Recht bezweifeln können, ob die Idee des AnshöreuS des Wettrüstens bei Frankreich geneigtes Gehör finden wird. Was die Abrüstung Deutschlands anlangt, so ge nügt cS darauf hinznweisen. daß Deutschland die Abrüstung voll kommen durchgesübrt hat, so vollkommen, daß selbst die kleinste» Länder Europas über e-»e weitaus größere Militärmacht ver- süaen als Dentschland. Was endlich die Eignung des Völker bundes als Or-mn zur Schlichtung internationaler Streitigkeiten anlaiigt. so müßte unseres Erachtens der Völkerbund von Grund auf »mgeanderl werden. Denn seine heut-ge Zusammensetzung würde ihn niemals geeignet erscheinen lassen können, als un varlciisclter Richter in europäischen Streitfragen anfzutrcten. Sie Mrinilssraklioli des Mlhsiliges hielt dieser Tage eine Sitzung ab, welche den Mitgliedern der Fraktion Gelegenheit gab über die schwebenden innen- und außenpolitischen Fragen sich eingehend auszusprechen. In der sehr gut besuchten und von dem Reichskanzler a. D. Fehren-- bach geleiteten Sitzung hielt der Reichskanzler Marx ein ein gehendes Referat über die Arbeiten und Aufgaben der NeichS- regierung. fluch die Zentrums,ninister Dr. Brauns und D r. Höfle ergriffen im Laufe der Debatte das Wort. In der Aus sprache wurden alle schwebenden wirtschaftlichen und politischen Tagesfragen eingehend erörtert, und die ans verschiedenen Ent wicklungen der letzten Zeit sich ergebenden Wünsche »nd Forde rungen auf den verschiedensten Gebieten der Wirtschaft und Poli tik sormuliert, »m sic den zuständigen Stellen zu unterbreiten. Einmütige Annahme fand u. a. folgende Entschließung der Zen- tcuiiisftaktion: „Dia Zentrumsfraktion des Deutschen Reichstages stellt mit Bedauern fest, daß bei der Durchführung der an sich not wendigen Personalabbau-Verordnung Härten vorgekommen sind, die selbst durch die Rücksicht auf die finanzielle Notlage des Reiches nicht als gerechtfertigt erachtet werden können. -Insbesondere wendet sie sich gegen 1. die Verordnung, durch welche alle oberschlesischeu Flücht- lingslchrer und -Lehrerinnen, die bisher noch keine Wie- deranstellung erlangt haben, ohne Berücksichtigung der sonstigen Personalabbaugrundsätze in den einstweiligen Ruhestand verseht werden; gegen die Ausdehnung de? Personalabbaus auf die Opfer des passiven Widerstandes an Rhein und Ruhr tGefangene und Verdrängte), namentlich die Unterschieds- und fristlose Entlassung Tau sender derartiger Angestellten und Arbeiter der Reichsbahn. tu beiden Fällen wirken die Abbaumaßnahmen umso har- al-s sie Personen treffen, welche an gefährdeter Stelle für Vaterland gekämpft, gearbeitet und gelitten haben. Die Zentrumsfraktion des Reichstages richtet an die ReichSregierung das dringende Ersuchen, in eine Nachprüfung der oben angeführten Maßnahmen eivzntreten und in gleichem Sinne auf die Negierungen der Länder einzuwirken." Diese Entschließung wurde anch der Reichsregierung zur KenntniSnahnie übermittelt. lieber die nächste Fraktionssitzung wurde ein bestimmter Entschluß nickt gefaßt. Für den 20. und 21. Januar ist eine Tagung des ReichsvarteivorstandeS und dez Reichsparteiausschus ses in, Reichstag« vorgesehen. Dieser Tagung kommt mit Rück sicht auf die bevorstehenden Wahlen eine ganz außer ordentliche Bedeutung zu. 2. ker, daS Berliner Vorbörse Berlin. 16. Januar. Da die Kreise von Angestellten und Beamten sich gänzlich von der Börft zurückgezogen haben, und da ferner heute Zahltag ist, für den eine ganze Reihe von Steuern noch fällig werden, da schließlich sich im allgemeinen die Kreditnot des ganzen Landes anch an der Börse immer mehr kühlbar macht, so daß täglich Geld zuO,5Proz. zn habe» ilt, da a.i-s allen diesen Gründen die Kaufaufträge. die bei den Banken vortiegen. sehr gering sind, so ist mit einer Fortsetz,mg der matte,, Tendenz der Vortage zu rechnen. Am Deviseu- iiiackr hat sich das Bild ebenfalls nicht verändert. In Nenvork wurde die Mark eine Kleinigkeit niedriger notiert, in London dagegen etwgS höher, der französische Frank notierte in Neuyork ch-dO gegen -1,35 am Vortage. Berliner Devisenkurse vom I«. Januar (Amtlich) niitgeteilt van der Eomm-rz. und Privatbank, A.-H., Dresden Noiienmae» in Millionen der Etnlieit der WZiming. IN «leid I. Vr^e» «I- g. Oleid l. I Vrkes Amsterdam . 18 ISW000 ,804000 ,824075 IS25S2S Brüssel . . IM>3 187487 ,87032 ,87988 kkinstiinia . 820450 87,550 820445 82-855 gcnendaae» 78«iao 76,300 758,08 753838 Siaikln'im . I13-153 II4IS17 II32I53 1137837 Nom . . . 1N8578 ,83772 188533 ,87487 London , , IN 13254250 >8745750 20 18254250 IS345750 AenNorl . . «IN38M 47,0800 ,8 4IM530 42,-800 Pari« . . 2,1470 2,7830 2VS475 2,0875 Zürich . . 780I-N 757850 755607 783333 Madrid . . 850820 557880 843638 848362 Wie» . . . 8, «45 87155 80 847 KI,83 Prag . . . 124,88 ,248,2 ,25885 >26315 War-chau . Budapest. . . . 143 828 >81.378 154.812 185.388 1 Goldmark Berliner Börse ilktienlnrts In BilNone» Berliner Anfangs?,irse IN 9. I. 1,'-a>. Beichkanleilie 32 8 — Lch'iilima-Boln, . . 478 8 konoda-Pacific . . . >5 wrmdnra. Vafeiiadri 43125 42 5 Bordd. Lladd .... 10 SS Eibckckiiflnbr» 8125 6.1 kam.- u. Privaibinf 8 8 TmrmstZdier Bank . W2S 12 reniiche Ba-U.... ,8 ,84 DiSfmiia.gammandil ,978 dresdner Raa« . . . 325 Leimiger.Orcdiiaiist. 3.800 Lest-rr. Nredii . . . 03 0.3 lOochiimer astchstadi. 75 fscuich-Viiremkmrger 88 78 59 Geümfirchen B-raw. 64 88 Han-eaer Becgwerf. »2 95 Haüeaiade 7« 128 41 Lauradülie 22 2478 Mamie-'Manu-Rübr. 47 43 Ldichi. risc,ib»d»bdi. 28 378 288 , kUeumduurie 30 SZ Mi««etetlt vom tschechoslow-ttschei, -- 1 Billion 10. I. VbSnIr 48 Nambacher 23.S 08-m «che .wende». . II Dvnamst Nodci . . . IN.2S 87,. Maidlchmidl. . . 21 W5chst--r ^ardwerie. 13 5 «.5 «lOa.Siestr.>a,e,eNich. 13 Ncrnmami Eiestr. . . 21 Püa- Siestr. 2.5 Zachienwer, 3 würstder «i'agaon. . 9 Linie-Waffman». . . 29.5 Aasd.-NOrnd. Maich Sierist-Ankmst.Miich. 34.5 Berliner Maichine». 17.75 Daimier-Molare» . 4 25 warlmann Molch.. . 8 900 Orenstei» ». Ondvei . 20.5 Zimmer,»annwerle . 2 Bing-Serie 5 625 wackeilia 4 Sirich-Mw'er ... 4« H»ao Schneider. . . IIS Narddennche Waste. 51 Siökir Kammaar». . Zestttaff-Waidh-Is . . ii Ostwi. 37 9 I. »5 75 38 25 w« 978 I»rs I» 85 13.828 r?.5 rs 3.r » 32 33 «28 IS «128 K.7S 20 2 78 8 77» « «S >07» IO» «OS Die wahren Gründe des Frankensturzes Dr. Luther gegen de Lustcyrie Berlin, 10. Jcmuar. Halbamtlich wird mitgeteilt: Dr. Luther erklärte zu den Darlegungen des französische» Fi- »anzmimstcrs de Lasteyrie über den Sturz des sranzösischen Fran ken folgendes: De Laste,>r,'e führt als Gründe an die deutsche Praopaganda, Vkaßregcln, die in einer Versammlung deutscher Bankiers in Frankfurt beschlossen morden sein sollen und endlich die Tatsache, daß Dentschland feine NeparationSverpstichtnngen nicht erfüllt habe. Die Behauptung, daß eine Versammlung deutscher Ban kiers in Frankfurt beschlossen habe, den Franken zu stürzen, ist vollständig unsinnig. Eine solche Versammlung hat nie stattgesnnden und außerdem ist die wirtschaftliche Lage Deutsch lands nicht so, daß von hier aus auf den Frankenkurs ein Ein fluß ansgeübt werden kan». Was- die Behauptung anlangt, daß Dcntschlanv seine NcparationSverpslichtnngcn nicht erfüllt habe, so kan» nur im,»er wieder darauf hinge,riesen werde», daß Deutschland nach dem Urteil des amerikanischen wissen schaftliche» „Instituts of Economigne" weit mehr als 25 Mil. liarden Goldmark bezahlt hat. Ter srnnzösische Finanz,ninister hat wohlweislich vermieden, ans die wahren Ursachen ein- ziigehc», die zum Sturze des Franke» beigetragcn haben und seine» weitere» Sturz hcrbeisühren können. Sie liegen nämlich in der p h „ s i o l og i s ch e n Tatsache, daß die militärische Poli tik Frankreichs von Tag zn Tag mehr die Ablehnung weiter Kreise, namentlich aller geschäftlich interessierte» Kreise, in allen Ländern hcrvorrnft. Es braucht »ur ans die Tatsache hingewiesen zu werden, daß das angeblich wirtschaftlich so schwer leidende Frankreich eine Anleihe in, Betrage von 800 Millionen Franke» z» N üst » n g szw « cke n an die Kleine Entente gegeben hat. Die wirklichen Hauptgründe für de» Rückgang des Franken liegen aber bei der Zerstörung seines HanptschuldnerS, dcS Deutschen Reiches. Die verschleierte Annexionspolitik, die Frankreich an Rhein und Ruhr betreibt, und Deutschland fast zu», finanzielle» Ruin gebracht hat. muß naturgemäß unheilvoll auf den fran zösischen Kredit wirken. England and Frankmch London, 10. Januar. In politischen Kreisen, die die beste Fühlung mit der Arbeiterpartei haben, wird heute mit Bezug auf die künftige Politik einer Negierung Maconald Frankreich gegenüber, die - Behauptung ausgestellt, Macdoualo tverdc sofort »ach Uebernahmc der Negierung energisch mit Frankreich zn verfahren beginnen. Wenn Frankreich sich dem Piane der Ar beiterpartei zur Wiederherstellung Europas gegenüber widerspenstig zeige, werde die Arbeiterregierung es sofort auftoroern, seine Kriegsschulden an England zu bezahlen uno wenn diese Auf forderung fruchtlos bleibe, werden alle in ihren Besitz besinoliche,, französischen Papiere auf den Markt geworfen, was eine katastro phal, Wirkung für de» französischen Franken haben müßte. Man hofft, daß, wenn die Tinge erst einmal soweit gediehen sein werden, auch die Vereinigten Staaten ebenso verfahren werde», in deren Händen sich Unsummen französischer Werte befinden * Diese Meldung können wir gegenwärtig nur als Sensations meldung betrachten. Immerhin aber scheint Macdonald ans Grund aller übrigen Nachrichten entschlossen zu sei», irgend etwas im Interesse Europas zu unternehmen. Ob aber die seitherigen eng lische» Negierungen nicht schon so viel verkäumt haben, daß Mac« donalds Programm überhaupt nicht mehr ganz durchführbar ist, ist eine andere Frage. Die Gründe und Ziele der französischen : Rcpnralionspolitik Paris. 10. Januar. Robert Iouvenel besaßt sich heute früh i» eine», Leitartikel des Oeuvre mit dem N e ch en b e r g sch e n Plan und dem NcpcirationSproblem überhaupt. Der Artikel wirst auch interessante Streiflichter ans die Untergründe „nd Ziele der N e p a r a t i o » s p o l i t i k Frankreichs. J mvenel legt zu nächst dar, warum Millerand und Poiucare dem Plan der deut schen Industrielle», de» sic 1922 glatt ablehnte», einen plötzliche» Geschmack abgewonnen habe, weil die sranzösische Regierung, so gibt Iouvenel zur Antwort, b ereits im November 1922, wie nunmehr einwandfrei seststeht, sich z.ir Besetzung des Nnhrgebietes entschlossen hatte und zu dieser Zeit keine andcren Pläne in Erwägung ziehen wollte. Die niangelhasten Ergebnisse der Ruhr-Okkupation hätten sic nun ans den Plan Nechbergs zurückgreifen lassen. Jon- venel behandelt dann weiter die Frage von Frankreichs ungünstiger Bilanz der Ruhr-Okkupation und fügt hinzu, Poinrare habe einen neuen Plan für die Ausbeutung der besetzten deutschen Pro vinzen. Um aber alle Vorteile ans diesem Plan zn ziehen, müssen wir nach der Auffassung des Herrn Poiucare selbst min destens 27,5 Millionen Tonnen Kohlen, Koks und Braunkohle 1021 n„S dem Nnhrgebiet erhalten. Iouvenel bezweifelt, daß die deutsche Industrie in der Lage sein könne, so hohe Bruch« te»c ihrer Produktion ohne irgendwelche Barzahlungen an Frank reich abzntrete», zudem könne Frankreich nicht mehr als höchstens 11 Millionen Tonnen deutscher Kohle ertragen. Diese Überschwem mung mit 27,5 Millionen Tonnen würde lediglich die französische Kohlenindnstrie und den internationalen Markt zerrütten und außerdem »och das Uebe! der englischen Arbeitslosigkeit vergrößern. Das Drama der Revarativnen hat sich kurz folgendermaßen abgespielt. 1022 lehnte Frankreich die Sachleistungen ab, »m seine Holzhändler »nd Unternehmer nicht zu behindern, während des Jahres 102.3 hat Frankreich ans dem Rnhrgebiete keine materiellen Produkte anS Rücksicht ans d e Großindnstricllen des Komitees des Volkes aaSgesührt, »nd 1021 werden die Proteste der französischen Kohleiivrodnzenten und Grubenbesttzer laut, so daß man aus dem Dilemma keinen AnSweg findet. Kurze DtliriMt» Die rheinische Goldnotenbank. Nachdem da? Reichs - kabinett gestern zur Frage der rheinisch-westfälischen Gold- nvlenbank Stellung genommen hat, finde» heute und in de» nächste» Tagen Beziehungen zu der Rcichsregiernng und den Schdpier» diesc-S Planes statt. Kvinmerzienrat Hagen befindet sich mit anderen Mitgliedern des GründungSkonsortinnis heute in Bert'», »m den vorerwähnten Bescheid der Rcichsregiernng entgegenzunehnien.' Ein neuer Leparaiistcnpntsch. Wie ans Koblenz gemeldet wird, holen die Separatisten zn einem neue» Putsch ans. Auch aus den »rch besetzte» Stadien des NheinlandeS kommen gleich lautende Meldungen, daß die Separatisten ausS neue glauben, ihre Stunde sei gekommen. Der «eilt jWWKtiltiisiiiiiiisltt haiikil Dresden, 10. Januar. Wie von unterrichteter Seite ver kantet, steht die Aufhebung der bekannten Verordnun gen dcö früheren Kultusministers Fleißncr gegen die Ncli- g onsniisiibung in der Schute, insbesondere gegen das Schnl- gcbet, „»mittelbar bevor. Tie Rellgions- und Gewis sensfreiheit der Lehrer ebensowohl wie der Kinder soll in Zu kunft »iiter allen Umstanden garantiert werden. Der neue Volksbildungs-Minister hat weiter sicherem Vernehmen „ach be reits Anordnungen getroffen, die darauf hinauSgehcn, daß den Planen Dr. Wunsches der Charakter der Pribatarbcit gewahrt bleibt. Ferner wird seitens des KultiiSministcriunis eine Ver fügung erlassen werden, die die Teilnahme der Schulkinder an kirchlichen Feiertagen durch Beurlaubung vom Schulunterricht er möglichen soll, soweit nicht die Feier aiißcrballi dcS Schnlnutcr- richts fällt. Maßgebend für die Beurlaubung der Kinder soll ein bezüglicher Wunsch der Eltern sein. Es steht somit zu erwarten, daß durch das tatkräftige Ein greifen des neuen Kultusministers Dr. Kaiser die gänzlich ver fahrene und verworrene „Kultur-Atmosphäre", wie sie Meißner hinterlassen hat. in aller Kürze gereinigt sein wird. Scho» diese Ankündigung wird in allen christlichen und tolerant gesinnten Kreisen lebhafte Genugtuung auSlösen. Beamtenabbau und neue sächsische Reqierunq Dresden, 10. Januar. Wir erfahren zuverlässig, daß der von der letzten sozialistischen Regierung mit einer einigermaßen auffallenden Schnelligkeit eingeleitete Beamtenabbau von der jetzigen Regierung in einer Weise fortgesetzt werden soll, die jeoe Härte vermeidet. Der Abbau selbst wird jeden falls nicht schneller vorgenommen werde», als von dc„ übrige,, reichsdeutschen Ländern. Man wird bei dem Beamte,icibbau auf die wohlerworbenen Rechte der Beamten weitgehendst Rücksicht nehmen. DieAnklagegegendenthüringischenJnnenminister Weimar, 10. Januar. Gegen den thüringischen Minister des Innern Hermann und Regierungsassesjor Kunze ist die öffentliche Anklage erhoben und die Voruntersuchung ein- geleitet worden. Die Haftbefehle gegen beide wurden bestätigt. Es ko,„men die ZZ 318 und 340 des- Neichsstrasgesetzbuches betr. schwere Urkundenfälschung in Betracht. Auch gegen die ihres Amtes enthobenen sozialdemokratischen KrciSdirektoren (frühere Arbeiter) Rennert in Meiningen und Hirsche! mann in Eisenach ist von der Staatsanwaltschaft das Verfahren wegen Verbrechens der Urkundenfälschung eingeleitüt wor den. Bis jetzt sind damit sieben Hauptstützen de? sozialistisch- kommunistischen Thüringens von dem Arm der Justiz ergriffen worden. Wertbeständige Stempelsteuerm<(rken Berlin. 10. Januar. Eine Verordnung über wertbeständige Wechselsteuermarken hat das Neichsfinanzininisterinm erlasse». Nach der Verordnung werden zur Entrichtung der Wcchselstener wertbeständige Wechselsteuer,iiarken zu 10, 20 und 50 Goldpseiini- «en sowie zu 1, 2. 5. 10. 20, 50. 100, 200, 600, 1000 und 2000 Eioldmark auSgegeben. Diese Wcchselstcuermarken werden durch die Postanstaltcn abgegeben. Sie werden bis auf weiteres gegen Rcntenmark und Goldanleihc znm Nennwert, gegen Papiermnrk zu dem jeweils für die Reichssteuern geltenden Goldumrechniings- sah abgegeben. Die Verordnung tritt am 1. Januar i» Kraft. Die Herrschaft des Winters Die vereiste Ostsee Die anhaltende Kältewelle, die nun schon seit Wochen über Mitteleuropa liegt, hat auch die gesamte Ostseeschisfahrt in arge Bedrängnis gebracht. Aus Stettin wird gemeldet, daß die Ostsee bis weit an den Horizont völlig vereist ist. Der Nordwest der letzte,. Tage hat das gesamte Treibeis an die Süd küste getrieben, die durch mehrere Kilometer Packeis völlig blockiert ist. Der große Sund ist mit FcsteiS belegt. Die Schiff fahrt in den dänischen Gewässern ist nur mit Hilse von Eis brechern möglich. Die große Lübecker Bucht ist ein einziges EiSplatea» und cs bietet sich das seltene Schauspiel, daß man vom Ostseebad Travemünde ans über die Bucht „ach den Olden- bnrgischen Seebädern und der Holsteinischen Küste gehen kann. In dem noch freien Fahrwasser der Ostsee ziehen ungeheure Massen den Treibeis von Norden nach Süden, die anS de», völlig vereisten Bosnischen Meerbusen kommen. Das schwim mende ScbichteiS ist stellenweise zwei Meter hoch. Dieser Ge- fabr gegenüber ist die Schiffahrt und Fischerei eingestellt worden. Die erste» Ausläufer dieses nordischen Eises haben bereits die deutschen Küsten bei Memel, Königsberg, Danzig und Rügen erreicht. In Schweden droht jetzt die bolle Absperrung der nörd lich von Stockholm gelegene» Häfen durch Packeis. Der Stock holmer Hafen kann noch durch Eisbrecher offen gehalten werden. Der Eisgang ans der Unterelbe nimmt immer bedroh lichere Formen an. Der ganze Strom ist dicht mit Treibeis bedeckt. Der Verkehr an den Schleusen in Brnnsbüttelkoog wird durch das Eis erschwert. In der Fahrrinne des Kaiser-Wilhelm- KanalS wird das Eis noch durch einen großen Kunalschlepper osfe» gehalten. Auf der Oberelbe ist das Treibeis am Sonnabend bei S chö n a»H er> n S kre t schc n zum Stehen gekommen. Selbst anS der Provinz Venedig wird eine ungewöhn liche Kälteperiode gemeldet. Sämtliche Lagunen „nd Kanäle sind mit einer E i S s chicht bedeckt, was seit Jahrhunderten nicht vorgekommen ist. Ebenso verzeichnet man in den Bereinig ten Staate» den kältesten Winter seit 100-1. Allein a„S dem Staat Illinois werden 20 Todesfälle infolge Erfriereijs gemeldet. In Minesotta herrscht eine Kälte von 37 Grad Celli»o. Vermischtes f- Ricsrnbraiid In den Londoner Docks. In den Londoner Docks ist ein großes Lagerhaus mit Kautschuk, Tee und anderen brennbaren Produkten in Brand geraten Durch den Wind be günstigt, drang das Feuer auf weitere Lagerräume, auf eine Teer- leinwmndfabrik, eine Rettungsbootsabrik, und schließlich auch auf die Polizeistatiou an der Themse über, die sämtlich dem Brand zum Opfer fielen. Die ungeheure Hitze erwärmte sogar da-S Wasser der Themse in der Nähe der Brandstätte. Sämtliche in London und Umgebung verfügbaren Feuerwehren befanden sich an der Brandstelle, mußten sich aber auf den Schutz der Nach barhäuser beschränke». Menschenleben sind nicht zu beklagen. f- Woran waren Lenin und Tropft erkrankt? Durch die russischen Blätter geht augenblicklich die Nachricht, daß Lunatscharsky ernstlich erkrankt ist; über die Art der Krankheit wird jedoch nichts bekanntgegebcn. Das erinnert an die Krankheiten LeninS und TrotzkiS, über die ebenfalls von den Sowjetbehörden keine Bulletins ausgegebcn worden sind. Dieses Stillschweigen, das in solchen Fällen von Negicrungsseite aus stets bewahrt wird, hat natürlich dazu beigetragcn. daß jedesmal in, Publikum die wildesten Gerüchte über die Krankheiten der Sowjetführer umlaufen, man nimmt vielfach an, daß hinter die sen Erkrankungen Giftattentatc zu suche» seien. h London als katholische Stadt. Wie anS London gemeldet wird, zählen die Katholiken Londons gegenwärtig übcr 500 000 Seelen. DaS Stadtgebiet zerfällt in drei Diözesen. Fran zosen, Polen, Littancr, Belgier, Deutsche und Italiener haben hier eigene nationale Kirchen mit eigenem Klerus. Für di« Spanier wird daneben in einer Ordenskirche eigener Gottesdienst gehalten. Besondere Schwierigkeiten bereitet die Seelsorge de, Seeleute, worunter sich Menschen aller Rassen, Japaner, Chi nesen, Malayen, Hindus usw. befinden. f Eine Klrchrvschändung iir Frankreich. Aus Paris wird berichtet: Ter Stadtrat von Ang out eine hat verfügt, daß die HauSkcipefte des ehemaligen, durch die Kirchkngefttze ei„gezoge»e„ Priestcrseminars der dortigen Diözese in tlnen Tanzsaal ver wandelt werde. Der Diözesanhischof »nd der gesamte Klerus der Diözese haben gegen diese Kirchenschändnng protestiert
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